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August von Gutbier’s type locality Reinsdorf: Implications on sedimentology and geochemistry of the Rotliegend base in the south-western Chemnitz Basin

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Academic year: 2022

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© Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 2020.

August von Gutbiers Typuslokalität Reinsdorf: Erkenntnisse zur Sedimentologie und Geochemie der Rotliegend-Basis im südwestlichen Chemnitz-Becken

August von Gutbier’s type locality Reinsdorf: Implications on sedimentology and geochemistry of the Rotliegend base in the south-western Chemnitz Basin

Frank Löcse

1

, Helmar Sittner

2

, Steffen Trümper

1

, Jürgen Meyer

3

, Ronny Rößler

1, 4

1 Museum für Naturkunde Chemnitz, Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz, Germany; frank@loecse.de — 2 Heimat- und Bergbaumuseum Reins dorf, Pöhlauer Straße 9, 08141 Reinsdorf — 3 Randsiedlung 39, 08115 Lichtentanne, Germany — 4 TU Bergakademie Freiberg, Institut für Geologie, Bernhard-v.-Cotta-Straße 2, 09599 Freiberg, Germany

Revision accepted November 5, 2020.

Published online at www.senckenberg.de/geologica-saxonica on December 16, 2020.

Kurzfassung

Reinsdorf bei Zwickau ist einer der bedeutendsten Florenfundpunkte des Rotliegend im Chemnitz-Becken und locus typicus stratigrafisch bedeutsamer Pflanzenfossilien. Der historische Fundort wurde wiederentdeckt, teilweise freigelegt und geologisch dokumentiert. Neben der diskordanten Auflagerung des Rotliegend-Basiskonglomerats im Chemnitz-Becken auf Zwickauer Oberkarbon konnte der Grüna-Tuff angetroffen und beprobt werden. Der bislang vermutete Zusammenhang zwischen den Pyroklastiten, welche die Reinsdorfer Rotliegend- flora führen, und einem distalen Absatz des Grüna-Tuffs wird erstmals petrografisch und geochemisch untersucht. Im Ergebnis kann die stratigrafische Position der Reinsdorfer Rotliegendflora an der Basis der Planitz-Formation untermauert werden. Der Verbleib der Reins- dorfer Originale zu August von Gutbiers Rotliegendflora 1849 wird recherchiert, noch nachweisbare Belege werden fotografisch dokumen- tiert und hinsichtlich ihrer Taphonomie diskutiert.

Abstract

Reinsdorf near Zwickau is one of the most important sites of the Rotliegend flora in the Chemnitz Basin and type locality of stratigraphi- cally significant plant fossils. The historical site has been rediscovered, partially exposed and geologically documented. The Zwickau Up- per Carboniferous is overlain by the Rotliegend base conglomerate in the Chemnitz Basin. This erosional surface (unconformity) and the Grüna Tuff could be encountered and sampled. The previously suspected connection between the pyroclastics, which contain the Reinsdorf Rotliegend flora, and a distal facies of the Grüna Tuff is being investigated for the first time concerning petrographic and geochemical items. As a result, the stratigraphic position of the Reinsdorf Rotliegend flora at the base of the Planitz Formation can be substantiated. The Reinsdorf originals of August von Gutbier’s Rotliegendflora 1849 are researched, fossils that can still be verified are figured and discussed with regard to their taphonomy.

1. Einführung

Vor mehr als 250 Jahren wurde in einem Steinbruch in Reinsdorf bei Zwickau eine bemerkenswerte Rotlie- gendflora geborgen (Barthel 1976b: 152). Der Erstbe- arbeiter der sächsischen Rotliegendflora, Christian Au- gust von Gutbier (1798 – 1866), beschrieb diese Funde und machte Reinsdorf zum locus typicus zahlreicher

sächsischer Rotliegendpflanzen (Gutbier 1849). Einige dieser Funde erwähnt Gutbier bereits in seiner Darstel- lung des „Zwickauer Schwarzkohlengebirges“ (Gutbier 1835/36). Andererseits findet man auch Karbonfossilien in Gutbiers Rotliegendarbeit. Die Funde aus Reinsdorf waren wiederholt Gegenstand paläobotanischer For-

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schung (Geinitz 1861/62; Sterzel 1886, 1901; Barthel 1976b).

Obwohl die markante grüne Farbe und die räum- liche Erhaltung der Fossilien schon früh Sammler und Na tur forscher in ihren Bann zog (Schulze 1755: 34, 66, 1758; Grundig 1756: 1058; Walch 1771: 71), ist sie nur schwer in die aktuelle Erhaltungsformen-Klassifikation von Pflanzenfossilien einzuordnen (Taylor et al. 2009).

Die Blätter sind nicht als bloßer Abdruck im Gestein überliefert. Obgleich keine organische Substanz mehr vorhanden ist, wurde die Blattsubstanz durch eine grüne wachsartige Masse ersetzt, die Gutbier (1849) als Pinguit bezeichnet. Heute kennen wir diese grüne Erhaltungs- form von Pflanzen, die sehr detailreich selbst Zellstruk- turen der Epidermen wiedergibt, vor allem aus feinen Aschentuffen (Löcse et al. 2019a).

Fossile Blattabdrücke aus Reinsdorf fanden Eingang in zahlreiche Naturaliensammlungen des 18. Jahrhun- derts, u. a. in die der Leipziger Apothekerfamlie Linck (Röß ler 1999), der Königlichen Naturalienkammer in Dresden (Schulze 1755) und der Mineraliensammlung des sächsischen Mineralogen und Geologen Nathanael Gottfried Leske (1751 – 1786) (Karsten 1789). Die Linck- Sammlung wird heute im Naturalienkabinett Waldenburg aufbewahrt (Mieth & Museum Waldenburg 2011). Der Bestand der Königlichen Naturalienkammer fand über mehrere Zwischenstationen Eingang in die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (SNSD; Lange

& Kühne 2006). Die Sammlung Leske legte den Grund- stein für das National Museum of Ireland in Dublin (Ibler 2015).

Unter den frühen Reinsdorfer Funden befinden sich die ältesten heute noch bestimmbaren sächsischen Fos- silfunde, der Farnsamer Neurocallipteris neuropteroides (Göppert 1836) Cleal, Shute & Zodrow (1990). Einst von Göppert (1836) als Gleichenites neuropteroides in die pa- läontologische Literatur eingeführt (Abb. 1), wird N. neu ­ ro pteroides bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch den Arzt und Naturforscher Christian Friedrich Schulze (1730 – 1775) erwähnt. Dem Geiste seiner Zeit folgend verglich Schulze das Fossil mit einer rezenten Art. Er stellte es zu Acatia Ægyptiaca (Schulze 1755: 34). Heute befindet sich das Fossil Schulzes in Dresden (Lange &

Kühne 2006: 128).

Ein weiteres Stück befindet sich im Naturalienkabi - nett Waldenburg (Abb. 1, Rößler 1999; Tunger et al.

1998). Weitere frühe Funde wurden über mehrere Samm- lungen verstreut oder sind verloren gegangen. Neufunde sind aus dem Rotliegend von Reinsdorf seit Gutbier (1849) nicht mehr nachweisbar.

Die genaue Lage des historischen Fundpunktes war unbekannt. Nach Gutbier (1835/36) wurden die Funde in einem „Thonstein des Rothliegenden“ gemacht. Dieser

„Thonstein“ wird heute zum Grüna-Tuff, einem wich- tigen stratigrafischen Leithorizont im Unterrotliegend des Chemnitz-Beckens (Schneider et al. 2012), gestellt.

Der Grüna-Tuff stellt eine regional unterschiedlich aus- geprägte, durch Epiklastitsequenzen gegliederte Abfolge von Aschen- bis Lapillituffen dar (Fischer 1991). Neben

der Reinsdorfer Rotliegendflora gilt der Grüna-Tuff auch anderenorts im Chemnitz-Becken als Fundschicht wei- terer Florenfunde (Sterzel 1918; Nindel 1934; Barthel 1976b; Tunger et al. 2018; Löcse et al. 2019a).

Das Heimat- und Bergbaumuseum in Reinsdorf bei Zwickau (Heimatverein Reinsdorf e. V., Straße der Be- freiung 135, 08141 Reinsdorf) hatte sich zum Ziel ge- setzt, die historische Fundstelle der Reinsdorfer Rotlie- gendflora wieder aufzufinden und die Sammlung des Museums durch Neufunde zu ergänzen. Nach Archiv- recherchen und Vorerkundungen im Gelände wurden im Mai 2019 mögliche Standorte des historischen Stein- bruches eingegrenzt. Im Verlauf der Suche wurden mit einem Bagger mehrere Schürfe aufgeschlossen und be- probt. Als Neben produkt brachten die Recherchen auch neue Fakten zum Altbergbau in Reinsdorf-Wilhelmshöhe zu Tage.

2. Geologisch-stratigrafischer Rahmen

2.1. Abgrenzung und Lagerungsverhältnisse Das Untersuchungsgebiet befindet sich auf Reinsdorfer Flur bei Reinsdorf-Wilhelmshöhe, südlich des ehemaligen Hermann-Schachtes in Ortsrandlage (Rechts: 4537532, Hoch: 5617446, 327 m NHN). Die für Schurfarbeiten aus- gewählten Wiesenflächen befinden sich südlich Hütten- straße und Grubenweg, nördlich des Vielauer Waldes.

Ein etwa 20 m × 140 m großer Streifen liegt östlich des Waldweges, eine weitere Fläche von etwa 60 m × 60 m westlich davon. Der in der älteren geologischen Literatur wiederholt als morphologisch sichtbares Bezugsobjekt erwähnte Schmelzbach entwässert in einem leichten Bo- gen von E nach SW über eine Länge von knapp 3 km in die Zwickauer Mulde. Dabei überwindet er ein Gefälle von 65 m. Der Schmelzbach speist sich aus zwei Quellar- men, die das Untersuchungsgebiet einschließen.

Das Untersuchungsgebiet ist auf Blatt 5341 der geo- logischen Karte im Maßstab 1:25.000 (GK25) dokumen- tiert. Nördlich des Vielauer Waldes ist innerhalb des Rot liegend ein Ausstrich von „Porphyrtuffen“ einge- zeichnet. Der Tuffausstrich verläuft entlang der in NW – SE-Richtung streichenden Oberhohndorfer Hauptverwer- fung (OHV). An seinem NW-Ende grenzt er an einen Ausstrich der „Steinkohlenformation (mit Flözaus strich)“

(Gäbert 1900). Der Oberkarbonausstrich ist in NE – SW- Richtung entlang des nördlichen Astes des Schmelzba- ches zu verfolgen. Im Bereich des Tuffausstriches, linker Hand vom „T“ in der geologischen Karte (Gäbert 1900), ist ein Steinbruch eingezeichnet. Die Lage des Stein- bruches korrespondiert mit dem Schulze’schen Stein- bruch auf dem historischen Klötzer’schen Riss von 1858 (Abb. 2). Dieser Steinbruch war ausschlaggebend für die Wahl des Untersuchungsgebietes.

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2.2. Regionalgeologische Übersicht

Die in Reinsdorf aufgeschlossenen Schichten gehören dem Oberkarbon des Zwickau-Beckens und dem Unter- rotliegend des Chemnitz-Beckens an (Abb. 3 – 5). Das

Zwickau-Becken bezeichnet die Erosionsreste flözfüh- render Sedimente oberkarbonischen Alters (Abb. 3 – 4, Schneider et al. 2005; Hoth 2009a). Das Chemnitz- Becken umfasst permische Sedimente und Vulkanite, die vom oberpermischen Zechstein erosionsdiskordant

Abb. 1. Neurocallipteris neuropteroides aus Reinsdorf, die ersten Funde bestimmbarer fossiler Pflanzen aus Sachsen. a – N. neuropte­

roides aus dem Naturalienkabinett Waldenburg (NAT 796). b – Die Inschrift „Michael Zenner, Chirurgus in Reinsdorff · 1757“ auf der Rückseite des Stückes. c – Historisches Etikett zu NAT 796. d – N. neuropteroides aus den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. MMG: PB SaP 3716). e und f – Etiketten zu MMG: PB SaP 3716. Maßstab: 2 cm.

Fig. 1. Neurocallipteris neuropteroides from Reinsdorf, the first identifiable finds of plant fossils from Saxony. a – N. neuropteroides from the Naturalienkabinett Waldenburg (NAT 796). b – The inscription “Michael Zenner, Chirurgus in Reinsdorff · 1757” on the back of the specimen. c – Historical label to NAT 796. d – N. neuropteroides from the Senckenberg Natural History Collections Dresden (Inv.-No.

MMG: PB SaP 3716). e and f – Labels to MMG: PB SaP 3716. Scale: 2 cm.

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überlagert werden (Abb. 3, 5, Schneider et al. 2012).

Die untersten Sedimente des Chemnitz-Beckens lagern erosionsdiskordant auf den Sedimenten des Zwickau-Be- ckens. Gefüllt wurden die Becken mit dem Abtragungs- schutt des variszischen Orogens und den Pyroklastiten und Effusiva eines episodisch auftretenden Vulkanismus (Schneider & Romer 2010). Die Beckenkonfiguration orientierte sich an den variszisch angelegten, überregio- nal wirksamen Störungszonen Klingenthal-Zwickau- Meera ne-Altenburg (N – S streichend), Gera-Jáchymov (NW – SE streichend) und dem Zentralsächsischen Li nea- ment (NE – SW streichend; Brause; Berger 2009; Berger et al. 2010).

Das Oberkarbon des Zwickau-Beckens (Abb. 4) schließt unmittelbar am Nordrand des westlichen Erzge- birges an und zieht sich in einem schmalen 5 – 7 km brei- ten, leicht nach S gebogenen Streifen in W – E-Richtung von Zwickau-Planitz, über das Stadtgebiet von Zwickau, Oberhohndorf, Reinsdorf bis nach Mülsen. Getrennt durch den Pfannenteich-Graben grenzt nach E das Ober- karbon von Lugau-Oelsnitz an (Berger et al. 2010). Das Oberkarbon von Zwickau erreicht eine Mächtigkeit bis zu 350 m und wird von bis zu 800 m mächtigem Un- terrotliegend überdeckt. Oberflächennah streicht das Oberkarbon von Zwickau am Südrand des Beckens in einem schmalen, vielfach unterbrochenen Streifen bei Cainsdorf, Bockwa, südlich von Oberhohndorf und zwi- schen Reinsdorf und Vielau aus (Dalmer & Gäbert 1901;

Siegert 1901). Die Hauptmächtigkeit des Zwickauer Oberkarbons wird nach N zu erreicht, wo es untertägig

durch eine schwache Winkeldiskordanz durch das Un- terrotliegend des Chemnitz-Beckens erosiv abgeschnit- ten ist (Hoth 2009a). Die Zwickau-Formation wird nach litho stra ti grafischen Gesichtspunkten in drei Subforma- tionen, die Schedewitz-Subformation, die Marienthal- Pöhlau-Sub formation und die Oberhohndorf-Subforma- tion, untergliedert (Abb. 3, Schneider et al. 2005; Hoth 2009a).

Die Schedewitz-Subformation (Abb. 3) wird durch fluviatile Schüttungsfächer mit eingeschalteten Konglo- merathorizonten dominiert. Mit Übergang zur Marien- thal-Pöhlau-Subformation (Abb. 3) führte nachlassende Reliefenergie zu ausgedehnter Vermoorung. Lokal treten geringmächtige Konglomerate in Erscheinung. Fluviatile Sandsteine und mächtige Steinkohlenflöze dominieren.

Unter den Flözen der Marienthal-Pöhlau-Subformation befinden sich vom Liegenden zum Hangenden die Grup- pen der Tiefen Planitzer Flöze, der Rußkohlen-Flöze und der Schichtenkohlen-Flöze (Abb. 3). Der Übergang zur Oberhohndorfer-Subformation (Abb. 3) ist durch eine erneute Reliefbelebung charakterisiert. Grobklas- tische Schüttungen von Konglomeraten und konglome- ratischen Sandsteinen wechsellagern mit 1 bis 2,5 m mächtigen Flözen. Die Oberhohndorfer-Subforma tion wird erosiv durch das „graue Konglomerat“ des Un ter - rotliegend abgeschnitten (Abb. 3, Gutbier 1834; Schnei- der et al. 2005, 2012; Hoth 2009a). Makroflora, -fauna und palynologische Untersuchen verweisen für die Ma- rien tahl-Pöhlau-Subformation auf asturisches Alter (ho- hes Westfal D). Abgesehen von dem als Cainsdorf-

Abb. 2. Ausschnitt aus dem „Grund-; Saiger-Riss über die von dem Oberhohndorf-Vielauer Steinkohlenbauverein ausgeführten Baue auf dem Ersten Flötze“, gefertigt von Markscheider Klötzer im August 1858. Die Karte zeigt die früheste bekannte Darstellung der durch Gutbier (1834) beschriebenen Steinbrüche auf Reinsdorfer Flur. Sächsisches Staatsarchiv, 40157 Nachlass Heinrich Gotthelf Klötzer, Nr. K931-K932 (Standort Bergarchiv Freiberg).

Fig. 2. Section from the “Grund-; Saiger-Riss über die von dem Oberhohndorf-Vielauer Steinkohlenbauverein ausgeführten Baue auf dem Ersten Flötze”, made by the mine surveyor Klötzer in August 1858. The map shows the earliest known depiction of the quarries around Reinsdorf described by Gutbier (1834). Saxon State Archives, 40157 estate of Heinrich Gotthelf Klötzer, No K931-K932 (location Bergarchiv Freiberg).

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Melaphyr be kannten vitrischen Tuff (Schedewitz-Subfor- mation, Lapp 2009) und einem in fluviatilen Sedimenten einge streu ten feinen Aschentuff, dem Lehetonstein in der Ober hohndorf-Subformation, sind keine Vulkanite in der Zwickau-Formation bekannt.

Das Rotliegend des Chemnitz-Beckens (Abb. 5) reicht nach N bis an den S-Rand des Granulitgebirges, wo es entlang der Hohensteiner Längsverwerfung mit einer Sprunghöhe bis zu 550 m gegen den Schiefermantel stößt (Lehmann & Siegert 1902; Blüher 1964). Nach E reicht

Abb. 3. Stratigrafische Übersicht zur Entwicklung des Chemnitz- und Zwickau-Beckens. Normalprofil des Unterrotliegend im Westteil des Chemnitz-Beckens und des Zwickau-Beckens (nach Schneider et al. 2005, 2012). Die angegebenen Alter wurden Gehmlich et al.

(2000) (330 ± 4 Ma, Hainichen Subgruppe), Löcse et al. (2019b) (310 ± 2 Ma, Flöha-Formation), Hoffmann et al. (2013) (296,6 ± 3,0 Ma, Planitz-Formation) und Luthardt et al. (2018a) (291 ± 2 Ma, Leukersdorf-Formation) entnommen.

Fig. 3. Stratigraphic framework of the development of the Chemnitz and Zwickau basins. Standard section of the lower Rotliegend in the western part of the Chemnitz Basin and the Zwickau Basin (according to Schneider et al. 2005, 2012). The ages are obtained from Gehmlich et al. (2000) (330 ± 4 Ma, Hainichen Subgroup), Löcse et al. (2019b) (310 ± 2 Ma, Flöha-Formation), Hoffmann et al. (2013) (296.6 ± 3.0 Ma, Planitz Formation), and Luthardt et al. (2018a) (291 ± 2 Ma, Leukersdorf Formation).

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das Chemnitz-Becken bis in die Gegend um Hainichen;

im W wird es durch das Bergaer Antiklinorium begrenzt (Abb. 5). Nach NW greift die Sedimentation in den Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex über (Schneider et al. 2012). Basierend auf der Einteilung von Blüher (1960), Blüher et al. (1965) und Fischer (1991) unter- gliedern Schneider et al. (2012) das Chemnitz-Becken in vier lithostratigrafische Großeinheiten (Abb. 3, 5), der übereinander lagernden Härtensdorf-, Planitz- und Leukersdorf-Formationen (Unterrotliegend) sowie der davon erosionsdiskordant abgetrennten Mülsen-Forma- tion (Oberrotliegend II). Mit dem „grauen Konglome- rat“ liegt die Härtensdorf-Formation im S des Beckens erosiv der Zwickau-Formation, nach N zu expansiv dem Grundgebirge auf. Bereits die obere Härtensdorf-For- mation weist sporadisch eingeschaltete, geringmächtige pyroklastische Horizonte auf (Fischer 1991). Einen ers- ten Höhepunkt der zunehmenden vulkanischen Aktivität markiert der nahezu beckenweit verbreitete, bis zu 40 m mächtige Grüna-Tuff an der Basis der Planitz-Formation (Abb. 6). Wenigstens zwei Eruptionszentren werden am Südrand des Sächsischen Granulitgebirges vermutet (Fi- scher 1991; Tunger et al. 1998).

Der Grüna-Tuff enthält eine reichhaltige Rotlie- gendflora insbesondere an seinem südlichen Ausstrich bei Reinsdorf (Gutbier 1834; Geinitz & Gutbier 1843;

Gutbier 1849; Geinitz 1861/62; Sterzel 1886, 1918; Bar- thel 1976b; Tunger et al. 1998). Über dem Grüna-Tuff

lagert der im westlichen Teil des Chemnitz-Beckens ver- breitete Niederplanitz-Seehorizont (Kogan et al. 2008).

Die lakustrinen Sedimente enthalten zahlreiche Floren- und Faunenreste (Rößler et al. 2006; Kogan et al. 2008).

Bei Friedrichsgrün, etwa 4 km SE von Reinsdorf, sind wiederholt Silizite mit einer dispersen Flora gefunden worden (Rößler et al. 2006), zuletzt im Herbst 2018 beim Bau eines Windrades. Die Silizite werden mit dem Niederplanitz-Horizont parallelisiert. Mehrere einge- schaltete Tuffhorizonte belegen wiederholte vulkanische Aktivität in der Planitz-Formation. Mit dem Planitz- Melaphyr finden sich eingeschaltet in die feinklastischen Sedimente im W-Teil des Chemnitz-Beckens interme- diäre bis basische Laven (Schneider & Berger 2007).

Den Abschluss der Planitz-Formation bilden die Planitz- Ignimbrite. Biostratigrafisch wird das Unterrotliegend des Chemnitz-Beckens durch palynologische Untersu- chungen von Döring et al. (1999) und durch Auswertung isolierter Xenacanthiden-Zähne durch Schneider (1988, 1996) fixiert (Abb. 3). Die Makroflora mit zahlreichen hygrophilen, aber auch meso- bis xerophilen Elementen korrespondiert mit den o. g. biostratigrafischen Daten (Barthel 1976b). Die Einstufung der Makroflora in das Unterperm ist durch mehrere aussagekräftige Pterido- spermen wie z. B. Alethopteris schneideri fundiert (Bar- thel 1976a). Für den Planitz-Ignimbrit geben Hoffmann et al. (2013) ein radiometrisches Alter von 296,6 ± 3,0 Ma an (Abb. 3).

Abb. 4. Geologisch-tektonische Übersichtskarte zum Zwickau-Becken. Neu gezeichnet auf Grundlage der tektonischen Karte des Chem- nitz-Beckens bei Schneider et al. (2012) und der Flözverbreitungskarte für das Zwickau-Becken bei Hoth (1984).

Fig. 4. Geological-tectonic map of the Zwickau Basin. Redrawn from the tectonic map of the Chemnitz Basin according to Schneider et al. (2012) and the coal seam distribution map for the Zwickau Basin according to Hoth (1984).

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2.3. Kenntnisstand zum Oberkarbon und Rotliegend zwischen Hermannsgrube und Vielauer Wald

Das Gebiet, in dem die oberkarbonischen Steinkohlen- flöze und die Pyroklastite des Rotliegend bei Reins- dorf südlich der Hermannsgrube ausstreichen, umfasst 1 km × 1 km. Der Kenntnisstand geht im Wesentlichen auf die Arbeiten von Gutbier (1834), Dalmer (1884) und Dalmer & Gäbert (1901) zurück. Den sich ändernden wirtschaftlichen Erfordernissen und der sich verschlech- ternden Aufschlusssituation Rechnung tragend, beziehen sich die Ergebnisse späterer Bearbeiter auf das Oberkar- bon und Unterrotliegend nördlich der Hermannsgrube (Pietzsch 1963; Hoth 2009a; Schneider et al. 2012).

Die Lagerungsverhältnisse sind tektonisch stark ge- stört. Die NW – SE-streichende, überregional wirksame Gera-Jáchymov-Störungszone macht sich lokal mit drei untergeordneten Störungen bemerkbar, von E nach W dem Reinsdorfer Sprung, dem Brückenberger Sprung und der Oberhohndorfer Hauptverwerfung (OHV, Abb. 7).

Das Untersuchungsgebiet befindet sich direkt über der OHV, einer Abschiebung mit Sprunghöhen bis zu 120 m im Oberkarbon und bis zu 150 m im Unterrotliegend (Brause & Berger 2009). Bereits die Erstbearbeiter Gut- bier (1834), Dalmer (1884) und Dalmer & Gäbert (1901) gehen im Detail auf die OHV ein.

Von den Flözen des Zwickauer Reviers wurden nach Dalmer & Gäbert (1901: 59 – 60) im Untersuchungsge- biet das Tiefe Planitzer Flöz, die Rußkohlen-Flöze und die Schichtenkohlen-Flöze angetroffen. Den Flözverbrei- tungskarten von Hoth (1984) zufolge reichen nur die Rußkohlen-Flöze und die Schichtenkohlen-Flöze bis an das Untersuchungsgebiet heran (Abb. 7).

Mit einer detaillierten petrografischen Beschreibung des „grauen Konglomerats“ (Gutbier 1834: 68), des „ro- then Sandsteins“ (Gutbier 1834: 86 – 88) und des „Thon- steins“ (Gutbier 1834: 108 – 110) charakterisiert Gutbier die wesentlichen lithostratigrafischen Einheiten des Un- tersuchungsgebietes. Das „graue Konglomerat“ über la - gert diskordant und erosiv das „Kohlengebirge“ (Gut- bier 1834: 68, 70; Dalmer 1884: 68; Dalmer & Gäbert 1901: 57, 65). Es entspricht den jeweils vom lokalen Un- ter grund bestimmten Konglomeraten an der Basis der Här tensdorf-Formation (Fischer 1991; Schneider et al.

2012), unter denen Madynski (1987) mehrere größere Schwemmfächer aushält, einen davon im Untersuchungs- gebiet. Nach Madynski (1987) und Fischer (1991) zeigen die fanglomeratischen Grobklastika der basalen Konglo- merate lateral eine enge Verzahnung von Schuttstrom- Ablagerungen und Schichtflutsedimenten.

Das „graue Konglomerat“ wird vom „rothen Sand- stein“, einer Wechsellagerung aus Ton-, Schluff-, Sand- steinen und Konglomeraten in Rotfazies, überlagert

Abb. 5. Geologisch-tektonische Übersichtskarte zum Chemnitz-Becken mit den Rotliegendsedimenten, Pyroklastiten und Effusiva der Här tensdorf-, Planitz-, Leukersdorf- und Mülsen-Formation (verändert nach Schneider et al. 2012).

Fig. 5. Geological-tectonic map of the Chemnitz Basin with the Rotliegend sediments, pyroclastics and lavas of the Härtensdorf, Planitz, Leukersdorf and Mülsen formations (modified according to Schneider et al. 2012).

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(Gutbier 1834: 86 – 88; Dalmer 1884: 71 – 72; Dalmer

& Gäbert 1901: 65 – 66). Auf den „rothen Sandstein“

folgt im Untersuchungsgebiet „Thonstein“ (Gutbier 1834: 108 – 110; Dalmer 1884: 73 – 74; Dalmer & Gäbert 1901: 66 – 67), eine Abfolge von Aschen- bis Lapillituf- fen. Nach Gutbier (1834: 110) handelt es sich bei dem

„Thonstein“ um den Fundhorizont der Reinsdorfer Rot- liegendflora.

Zusammenfassend lässt sich aus der überwiegend his- torischen Literatur für die Schichtenfolge zwischen Her- mannsgrube und Vielauer Wald folgendes Bild rekonstru- ieren: Über metamorphem Untergrund lagert diskordant eine durch die OVH stark tektonisch kontrollierte Abfol- ge von Ton- und Schluffsteinen in Graufazies des Zwi- ckauer Oberkarbons mit eingeschalteten, kleineren, häu- fig nicht bauwürdigen Steinkohlenflözen. Die Folge wird diskordant überlagert durch die Sedimente des Unterrot- liegend des Chemnitz-Beckens, die mit der Schüttung des

„grauen Konglomerates“ einsetzen. Letztere geht ohne scharfe Grenze in eine Wechselfolge von Fein-, Mittel- und Grobklastika in Rotfazies („rother Sandstein“) über.

Eingeschaltet in die Rotliegendsedimente südlich der Hermannsgrube ist der Grüna-Tuff („Thonstein“, „unte- rer Tuff“ der geologischen Landesaufnahme), der Fund- horizont der Reinsdorfer Rotliegendflora. Die Flora ist in unterschiedlichen Niveaus des Grüna-Tuff gefunden worden. Neben Pflanzenfossilien auf Schichtflächen, die noch einen 3D-Aspekt zeigen, sind auch aufrechtstehen- de Cala miten bekannt (Gutbier 1849). Die charakteristi- sche grün lich-mineralische Erhaltung, die die Fossilien

in Sammlungen leicht kenntlich macht, wurde früher als

„grünes pinguitartiges Mineral“ bezeichnet (siehe u. a.

Freiesleben 1830: 78, Dalmer 1884: 74, 1901: 67). Bei dem auf Breithaupt (1829) zurückgehenden Pinguit han- delt es sich nach Gruner (1935) und Ross & Hendricks (1943/44) um Nontronit, einem Mineral der Montmoril- lonitgruppe. EDX-Analysen durch Tunger et al. (1998) haben die mineralische Substanz mit dem auf Naumann (1850: 605) zurückgehenden Delessit der Rotliegend- Me la phyre verglichen.

3. Historischer Exkurs

3.1. Abbau von Steinkohlen und „Thonstein“

im Reinsdorf des 18. Jahrhunderts In der historischen Flurkarte (Abb. 2), die als Grund lage für die Grabung diente, sind Steinkohlenschächte und Steinbrüche eingezeichnet. Gutbier (1834: 71) erwähnt Versuchsbaue auf Steinkohlen für die Zeit ab 1803 bis 1824. Einer Recherche in zeitgenössischer Literatur und in Archiven zufolge sind diese Abbaue weit in das 18. Jahrhundert hinein datierbar.

Erste Funde von Steinkohlen auf Reinsdorfer Flur lassen sich bis zum Jahr 1540 zurückverfolgen (Dressel et al. 2000: 30). Der Dreißigjährige Krieg führte zu einer Unterbrechung des Steinkohlenbergbaus im Zwickauer

Abb. 6. Verbreitung und Fazies des Grüna-Tuffs. Basis der Planitz-Formation (verändert aus Schneider et al. 2012 und Fischer 1991).

Fig. 6. Distribution and facies of the Grüna Tuff. Basis of the Planitz Formation (modified according to Schneider et al. 2012 and Fischer 1991).

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Revier. Neue Versuche sind für das Zwickauer Revier für den Beginn des 18. Jahrhunderts belegt (Dressel et al.

2000: 37 – 38). Ein facettenreiches Bild des Steinkohlen- bergbaus im 18. Jahrhundert in Reinsdorf zeichnet das umfangreiche, nur zum Teil erschlossene Aktenmaterial im Sächsischen Staatsarchiv an den Standorten Chem- nitz, Dresden und dem Bergarchiv in Freiberg (Abb. 8).

Den Akten zu entnehmen ist die wohl älteste Karte des Zwickauer Steinkohlenreviers von 1765 1 (Abb. 9). Die eingetragenen Schächte folgen in etwa dem SW – NE- Verlauf der Flözausstriche.

Eine erste Beschreibung der Steinkohlenbaue auf Reinsdorfer Flur ist Schulze (1777: 113) zu verdanken.

Dazu gehört der Reinholder’sche Schacht (Schulze 1777:

121), der durch seine östliche Lage bereits durch die OHV von den bauwürdigen Kohlenflözen auf Oberhohndorfer und Bockwaer Flur abgeschnitten wird. Die Angaben Schulzes finden eine unabhängige Bestätigung auf der äl- testen Karte des Zwickauer Steinkohlenreviers (Abb. 9), die den Reinholder’schen Schacht zeigt. Schulze (1777:

122) beschreibt mehrere Versuchsschächte (Abb. 2).

Letztlich aber blieb dem Reinsdorfer Steinkohlenbergbau im 18. Jahrhundert nachhaltiger Erfolg versagt.

Im Vielauer Wald lies der Zwickauer Stadtrat um 1790 nach Steinkohlen schürfen (Dressel et al. 2000: 42). Da dort bereits das Liegende der Flöze ausstreicht, blieb auch diese Unternehmung ohne wirtschaftlichen Erfolg. Zahl- reiche Grundbesitzer, die im S der Reinsdorfer Flur ihre Schächte abteuften, trafen ebenfalls keine bauwürdigen Flöze an, da sich ihre Grundstücke bereits außerhalb des produktiven Karbons befanden (Dressel et al. 2000: 44).

Abb. 7. Vereinfachte tektonische Übersichtskarte mit Flözverbreitung für das Zwickauer Oberkarbon: A – Oberhohndorfer Hauptver- werfung, B – Brückenberger Sprung, C – Reinsdorfer Sprung, D – 1. Pöhlauer Sprung, E – 2. Pöhlauer Sprung, F – 1. Mülsener Sprung, G – 2. Mülsener Sprung, H – Pfannenteich-Graben (nach Hoth 1984, neu gezeichnet).

Fig. 7. Simplified tectonic map with coal seam distribution for the Upper Carboniferous of Zwickau: A – Oberhohndorf Main Fault, B – Brückenberg Fault, C – Reinsdorf Fault, D – 1st Pöhlau Fault, E – 2nd Pöhlau Fault, F – 1st Mülsen Fault, G – 2nd Mülsen Fault, H – Pfannen - teich Graben (redrawn from Hoth 1984).

1 Geometrischer Grundriss über die Gegend und Lage der Stein- kohlenberge zu Planitz, Buckwe, Ober Hohendorf und Reins- dorf. gefertigt im May 1765 von August Beyer und copirt d.

3. May, 1786, von Johann Heinrich Weiss.  – Sächsischen Staats- archiv, 10078 Landes-Ökonomie-, Manufaktur- und Kommerzi- endeputation, Nr. 1219 (Standort Dresden)

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Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts begann der Steinkohlenbergbau in Reinsdorf wegen der Holzknapp- heit wieder aufzuleben. Da die Reinsdorfer durch das kurfürstliche Kohlenmandat von 1743, das die Eigen- tumsrechte an den Steinkohlen zugunsten der Grundbe- sitzer regelte, sich nicht den Regeln der Gewerkschaften im Amtsbezirk Zwickau unterwerfen mussten, verkauf- ten sie ihre Kohlen frei. Gegenüber der Konkurrenz in Oberhohndorf, Bockwa und Planitz war das ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil, der Reinsdorf zu ei- ner ersten wirtschaftlichen Blüte brachte (Dressel et al.

2000: 44).

Neben dem Steinkohlenabbau ist für Reinsdorf auch der Abbau von „Thonstein“ belegt. Einen ersten Hinweis auf Abbau bereits im frühen 18. Jahrhundert liefert ei-

nes der ältesten Belegstücke der Reinsdorfer Rotliegend - flora. Auf der Rückseite des historischen Farnsamer-Fun- des N. neuropteroides (Abb. 1) im Naturalienkabinett Waldenburg weist eine Inschrift „Michael Zenner, Chi- rurgus in Reinsdorff · 1757“ auf die Mitte des 18. Jahr- hunderts hin (Rößler 1999: Abb. 6). Ein zeitlich noch frü- herer Hinweis auf einen Steinbruch stammt von Schulze (1755: 66) selbst: „Weisse lettenartige Steine, mit grü- nen Abdrücken, von verschiedenen Kräutern, findet man ohnweit Zwickau, zu Reinsdorff in einem Steinbruche, wovon wir oben ein Beyspiel angeführet haben.“ Dass der Abbau sogar noch vor 1753 im Gange gewesen sein muss, dokumentiert ein Eintrag im handschriftlichen Bestandskatalog Eilenburg (1757) für die Königliche Mineralienkammer in Dresden. Demnach kam ein wei-

Abb. 8. „Rezess. Die Helfte des Reins- dörfer Stein-Kohlen-Bergs und die unter einigen Stein-Kohlen-Werken zu Bockwa und Oberhohndorf errichteten Reinsdor- fer Stein-Kohlen-Gewerkschaft betr.“, Regelung zur Reinsdorfer Reihenladung, datiert auf das Jahr 1747. Sächsisches Staatsarchiv, 30023 Amt Zwickau (Justiz- und Rentamt), Signatur: 535 (Standort Chemnitz).

Fig. 8. „Rezess. Die Helfte des Reins- dörfer Stein-Kohlen-Bergs und die unter einigen Stein-Kohlen-Werken zu Bockwa und Oberhohndorf errichteten Reinsdor- fer Stein-Kohlen-Gewerkschaft betr.“, Regulation of the Reinsdorf Reihenla- dung, dated to 1747. Saxon State Archi- ves, 30023 Amt Zwickau (Justice and Stewardship Office), Signature: 535 (loca- tion Chemnitz).

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teres Stück einer N. neuropteroides bereits 1753 in die Dresdner Sammlung. Schulze berichtet weiter, man habe

„… sechs oder sieben Ellen über den Kräuterabdrücken, verschiedene Arten von versteinertem Holze angetrof- fen.“ Schulze (1758: 47). Es dürfte sich um verkieselte Hölzer handeln, denn Schulze beschreibt sie als „durch- gängig agath- oder wenigstens jaspisartig … entweder roth, oder gelb“ Schulze (1758: 47). Er teilt mit, dass ein ausgesuchter Vorrat, sowohl an „versteinerten Kräuter- abdrücken“, als auch an „versteinerten Hölzern“ in die Sammlung Richter Eingang gefunden hat.

Den Fundhorizont der Kieselhölzer bezeichnet Schul- ze als Flöz. Schulze unterstreicht die Bedeutung der Rich- ter-Sammlung „… da dieses Flöz, wie man mir berichtet hat, nunmehr völlig ausgeräumet, und der Steinbruch wieder ausgefüllet seyn soll.“ Schulze (1758: 48). Auch Grundig (1756: 1058) berichtet, dass „besagtes Fletz und Steinbruch zu Reinsdorf dermaasen ausgebauet und nun wieder eingefallen sey, daß man nicht leicht einen Schief- fer mehr darinnen von solcher Gattung finden werde.“ Da andererseits Gutbier (1834: 110) mit den Steinbruchar- beitern persönlich Kontakt hatte, muss der Abbau später wieder aufgenommen und bis in das 19. Jahrhundert hin- ein betrieben worden sein. Seine Bestimmung der N. neu­

ropteroides als Acatia Ægyptiaca nahm noch Schulze zu- rück (Schulze 1758: 47).

3.2. Der Klötzer’sche Steinbruch

Eine gewisse fundgeschichtliche Bedeutung im Hinblick auf die Reinsdorfer Rotliegendflora besitzt der Klö tzer ’ sche Steinbruch, da er auf Etiketten zu Fundstücken in der Sammlung Richter (Zwickau) als Fundort angegeben wird (Abb. 10). Dennoch erwähnen weder Gutbier noch Geinitz (Gutbier 1834; Gutbier 1849; Geinitz 1861/62) einen Klötzer-Bruch. Auch Freiesleben (1830: 77 – 78, 88, 1831: 179), der neben der Reinsdorfer Rotliegendflo- ra auch die Sammlung Gutbier gut kannte, erwähnt ihn nicht. Erst Sterzel (1901: 126) schreibt in den Erläute- rungen zur 2. Auflage, Blatt 112, Sektion Zwickau-Wer- dau, der Geologischen Spezialkarte von Sachsen: „Die Mehrzahl der Zwickauer Rothliegendpflanzen entstammt der mittleren Stufe des mittleren Rothliegenden, also der Stufe des Porphyrtuffes (T), namentlich dem Tuffe von Nieder-Planitz, Reinsdorf (Klötzer’scher Steinbruch bei der Herrmannsgrube zwischen Vielau und Oberhohn- dorf) …“. Eine ähnlich lautende Passage findet sich bei Dalmer & Gäbert (1901: 67). Noch in den jeweiligen Erst auflagen (Dalmer 1884; Mietzsch 1877) wurde ein Klö tzer’scher Steinbruch nicht erwähnt.

Aus dem umfangreichen Nachlass des Zwickauer Markscheiders Heinrich Gotthelf Klötzer (1822 – 1895) geht hervor, dass er im Jahre 1858 für den Oberhohn-

Abb. 9. Ältester bekannter Plan zum Steinkohlenabbau im Zwickau-Becken: „Geometrischer Grund Riss über die Gegend und Lage der Stein Kohlen Berge zu Planitz, Buckwe, Ober Hohendorf und Reinsdorf. gefertigt im May 1765 von August Beyer und copirt d. 3. May 1786 von Johann Heinrich Weiss.“. Sächsisches Staatsarchiv, 10078 Landes-Ökonomie-, Manufaktur- und Kommerziendeputation, Nr.

1219 (Standort Dresden, Hauptstaatsarchiv).

Fig. 9. Oldest known plan for coal mining in the Zwickau Basin: „Geometrischer Grund Riss über die Gegend und Lage der Stein Kohlen Berge zu Planitz, Buckwe, Ober Hohendorf und Reinsdorf. gefertigt im May 1765 von August Beyer und copirt d. 3. May 1786 von Johann Heinrich Weiss.“ Saxon State Archives, 10078 Landes-Ökonomie-, Manufaktur- und Kommerziendeputation, Nr. 1219 (location Dresden, Main State Archives).

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dorf-Vielauer Steinkohlenbauverein eine Karte fertigte, aus der die Lage der Steinkohlenschächte, aber auch zweier Steinbrüche auf Reinsdorfer Flur, zwischen Her- mannsgrube und Vielauer Wald, hervorgeht (Abb. 2). Die Steinbrüche gehörten einem Schulze und einem Christi- an Baumann. Der nördliche der beiden Steinbrüche ist es, den Gutbier (1834: 108) beschreibt. Bereits bei Dalmer (1884) findet er keine Erwähnung mehr, was darauf hin- deutet, dass der Bruch nicht mehr zugänglich gewesen ist. Vermutlich aufgrund der Klötzer’schen Karte fand er ab 1900 als Klötzer’scher Steinbruch Eingang in die Li- teratur. Der Steinbruch hat nur in unbedeutendem Maße Werkstein für lokalen Bedarf geliefert. Eine Verwendung im nahen Zwickau ist nicht nachzuweisen (Heinz & Sie- del 2018).

4. Die Reinsdorfer Originale Gutbiers

Der Geologe, Paläontologe und Soldat Gutbier gilt als der erste Bearbeiter der Oberkarbon- und Rotliegendflo- ra Sachsens. Neben seinen dienstlichen und familiären Verpflichtungen als Offizier im Dienst des sächsischen Königs und Familienvater von vier Kindern widmete Gutbier einen Großteil seiner Freizeit geologisch-paläon- tologischen Untersuchungen (Geinitz 1866). Sein Haupt- werk, das während seiner 26 Jahre andauernden Zwickau- er Dienstzeit (1821 – 1847) entstand, gilt den Schichten des oberen Karbons und unteren Perms im Zwickau- Becken und westlichen Chemnitz-Becken (Gutbier 1834, 1835/36, 1838, 1849; Geinitz & Gutbier 1843). Die „Ab- drücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarzkoh- lengebirges und seiner Umgebungen“ (Gutbier 1835/36), wofür Daber (1997) die Tafelerläuterungen ergänzte und

„Die Versteinerungen des Rothliegenden“ (Gutbier 1849) gelten heute als Standardwerke der paläobotanischen Li- teratur. Beide Monografien enthalten Erstbeschreibungen permokarbonischer Florenreste und machen Reinsdorf zum locus typicus zahlreicher Rotliegendtaxa. Das Wer- den von Gutbiers Werk spiegelt sich in seiner bislang nur teilweise erschlossenen wissenschaftlichen Korrespon- denz wider (Barthel 2017).

Gutbier erkannte früh, dass die Reinsdorfer Funde dem Rotliegend angehören und nicht dem Oberkarbon des Zwickau-Beckens (Gutbier 1834, 1835/36). In sei- nem ersten Florenwerk sind Funde aus dem Rotliegend mit denen aus dem Oberkarbon vermischt (Gutbier 1835/36). Gutbier formulierte die Eigenständigkeit der Rotliegendfloren erst später (Gutbier 1838). Auch das

„graue Konglomerat“ stellte er erst später vom obersten Oberkarbon an die Basis des Rotliegend (Gutbier 1838).

Ungeachtet dessen finden sich in Gutbiers Werk zur Rot- liegendflora (Gutbier 1849) Beschreibungen einzelner oberkarbonischer Funde.

Gutbier baute während seiner Zwickauer Zeit eine umfangreiche Fossilsammlung auf. Die Reinsdorfer Ori- ginale entstammen seiner Sammlung und der Sammlung Gützold (Gutbier 1835/36, 1849). Auf Vermittlung von Hanns Bruno Geinitz (1814 – 1900) gelangten 1852 gro- ße Teile der Gutbier-Sammlung in das Königlich Säch- sische Naturhistorische Museum in Dresden. Geinitz war bemüht, die im Jahre 1849 durch den Zwingerbrand vernichteten Bestände der Dresdner Sammlung zu erneu- ern. Mit der Privatsammlung Gutbiers akquirierte er für 600 Taler einen der Grundpfeiler der in den Folgejahren neu aufgebauten paläobotanischen Forschungssamm- lung (Lange & Kühne 2006). Heute befindet sich die Sammlung Gutbier in den SNSD. Die Sammlung Güt- zold hingegen, die sich nach Sterzel (1895) in den von Arnim’schen Steinkohlenwerken in Planitz befand, ist verschollen.

Die Suche nach Gutbier-Originalen ist schwierig, da Gutbier „… die Abdrücke meist nur in Umrissen, und mit den, für das Detail nöthigsten Vergrößerungen, auch ohne Angabe der Begrenzung des Muttergesteins ab- bildet. Wo hinreichend grosse Exemplare schon bekannt sind, werden nur charakteristische Fragmente gewählt.“

(Vorwort zu Gutbier 1835/36). Zahlreiche Originale zu Gutbier (1835/36), überwiegend aus dem Oberkarbon von Zwickau, haben Daber et al. (2004) aufgespürt und fotografisch dokumentiert. Einige der durch Gutbier auf- gestellten Rotliegendtaxa sind bis heute gültig (Gutbier 1835/36, 1849; Geinitz & Gutbier 1843).

4.1. Calamiten

Das Verständnis der Calamiten erfuhr in den letzten zwei Dekaden einen enormen Fortschritt. Neue Untersuchun- gen an strukturbietenden, verkieselten Calamitenachsen belegen (Rößler & Noll 2006, 2007a, b), dass zahlrei- che der etablierten Merkmalskombinationen (Kidston &

Jongmans 1915, 1917) zur Artabgrenzung ungeeignet

Abb. 10. Historisches Etikett zu einem Sterzel-Original aus der Richter-Sammlung im Städtischen Museum Zwickau. Als Fundort ist der Klötzer’sche Steinbruch angegeben.

Fig. 10. Historical label provided by Sterzel, Richter Collection in the Municipal Museum Zwickau. The Klötzer quarry is indicated as the finding location.

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sind. Funde aus dem Saar-Nahe-Becken weisen auf Or- ganzusammenhänge zwischen der Beblätterung und den Sporophyllähren hin (Rößler & Thiele-Bourcier 1999).

Eine Revision historischer Stücke im Museum für Na- turkunde Chemnitz förderte neue Erkenntnisse zur enor- men ontogonetischen Variabilität der Calamiten zutage (Rößler & Noll 2006, 2007a, b). Forschungsreisen in das Parnaíba-Becken im NE Brasiliens (Rößler 2014; Ne- regato et al. 2015, 2017, 2020) und die Forschungsgra- bung im Versteinerten Wald von Chemnitz (Kretzschmar et al. 2008; Rößler et al. 2008, 2009, 2010; Luthardt et al. 2018b) lieferten neue, silifizierte Calamitenachsen.

Im Ergebnis der Untersuchungen ist das „klassische“

Bild der Calamiten als rhizombildendes, baumförmiges Schachtelhalmgewächs mit terminal ansitzender Beblät- terung zumindest für das Perm zu korrigieren (Rößler &

Noll 2010a, b; Rößler et al. 2012, 2014).

4.1.1. Calamiten-Stammsteinkerne (Calamites sp.)

Gutbier stellte auf Grundlage des Reinsdorfer Materi- als mit Calamites infractus Gutbier 1835 und Calamites articulatus Gutbier 1835 zwei verschiedene Calamiten- Arten auf. Später vereinigte er sie zu dem noch heute gül- tigen Taxon C. infractus (Gutbier 1849). Gutbier stützte seine Diagnose in beiden Fällen auf dasselbe Material, so dass sich das Typusmaterial dieser Art aus beiden frühe- ren Arten rekrutiert (MMG: PB SaP3743:1, 2; MMG: PB MMG: PB SaP3744; MMG: PB SaP3745:A, B; MMG:

PB SaP3746). Spätere Autoren übernahmen den Artna- men C. infractus für ähnliche Achsenabschnitte aus dem Oberkarbon (Calamites cf. infractus (von Gutbier) Jong- mans et Kukuk 1913), deuteten aber bereits an, dass der Erhaltungszustand der Gutbier’schen Originale als 3D- Steinkern einen Vergleich mit den oftmals stark kom- paktierten oberkarbonischen Funden schwierig macht (Jongmans & Kukuk 1913; Kidston & Jongmans 1915, 1917). Gothan (1959) ordnet die oberkarbonischen Bele- ge C. cf. infractus in die neu errichtete Untergattung Cru­

cicalamites Gothan als Crucicalamites sp. ein. Barthel (1976b) führt die unterpermische C. infractus zwar auf, verweist aber für eine nähere Beschreibung auf Kidston

& Jongmans (1917). Sowohl im Oberkarbon als auch im Unterperm ist C. infractus selten. Es ist nicht bekannt, ob zwischen der oberkarbonischen Form C. cf. infractus und der unterpermischen Form C. infractus eine nähere Verwandschaft besteht oder es sich in beiden Fällen um ontogenetische oder edaphisch bedingte Abweichungen unterschiedlicher Phänotypen handelt. Wie DiMichele

& Falcon-Lang (2012) nachgewiesen haben, beinhalten die klassischen „Calamiten“ nicht nur Markhohlraum- ausgüsse, sondern auch Stamm-Steinkerne. Dies trifft auch für mehrere der Gutbier’schen C. infractus­Funde zu. Beispielsweise sind bei der Calamitenachse MMG:

PB SaP3745 (Abb. 11) neben dem ausgefüllten Mark- raum auch Reste des umgebenden Holzes erhalten. Die Markstrahlen sind bei MMG: PB SaP3745 gut zu erken- nen (Abb. 11b). Diese Erhaltungsform ist auch aus dem

benachbarten oberkarbonischen Flöha-Becken bekannt (Löcse et al. 2013).

Die Gutbier’schen Calamiten sind meist dreidimen- sional unverdrückt erhalten, was mit Gutbiers Feststel- lung korrespondiert, die Stücke seien in Wuchsstellung (Gutbier 1834: 110, 1835: 26) bzw. „aufrechtstehend auf den geneigten Schichtflächen“ (Gutbier 1849: 8) gefun- den worden. Gutbier bildet seine Reinsdorfer Calamiten- achsen mehrfach ab (Gutbier 1835/36: Taf. 3, Fig. 1 – 4, 1849: Taf. 1, Fig. 1 – 4). Aus heutiger Sicht sind die Gutbier’schen Originale als Calamites sp. anzusprechen.

Der Artnamne C. infractus ist nur noch von historischem Interesse.

4.1.2. Calamitenbeblätterung Annularia carinata Gutbier 1849

Gutbier beschreibt Funde aus Reinsdorf (Gutbier 1849:

Taf. II, Fig. 7, 7a) und dem Rotliegend von Zwickau- Planitz (Gutbier 1849: Taf. II, Fig. 4 – 6). Weder im Text, noch in den Erläuterungen zu Tafel II gibt Gutbier (1849) an, welches der abgebildeten Stücke von A. carinata aus Reinsdorf stammt. Aufschluss geben jedoch die Etiket- ten der Gutbier-Originale in den SNSD. Dort wird einzig für das Stück MMG: PB SaP3751 (Gutbier 1849: Taf. II, Fig. 7) Reinsdorf als Fundpunkt angegeben (Abb. 12).

A. carinata ähnelt im Aufbau Annularia spinulosa Sternberg 1821, unterscheidet sich aber nicht nur durch eine ausgeprägtere Anisophyllie der Blattwirtel von jener (Abb. 12). Im Vergleich zu A. spinulosa hat A. carinata nicht nur kleinere und kürzere Blättchen. Die Anzahl der Blättchen in den Wirteln beträgt bei A. carinata 8 – 16 (selten bis 20), bei A. spinulosa immer über 20, z. T. bis 40. Darüber hinaus ist die Form der Blättchen verschie- den, bei A. carinata spatelförmig mit der größten Breite im letzten Drittel, bei A. spinulosa lanzettförmig mit der größten Breite in der Mitte der Blättchen. Eine deutliche Spitze der Blättchen ist beiden Arten und auch weiteren Arten wie A. noronhai Correia, Šimůnek, Cleal et Sá 2019 aus dem Stefan C des Douro-Beckens im NW Por- tugals (Correia et al. 2019) eigen. Deren Erhaltung im Sediment ist aber nicht überall gegeben.

Sowohl die Anisophyllie der Blattwirtel als auch die mucronate Blättchenform sind bei den Syntypen (Reins- dorf: MMG: PB SaP3751, Zwickau-Planitz: MMG:

PB SaP3766, MMG: PB SaP3767, MMG: PB SaP3768) nicht besonders ausgeprägt. Gutbier hat atypische Belege zu Typusexemplaren gemacht, was aber kein Einzelfall ist in der Frühzeit der Paläobotanik.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelangen in zahlreichen mittel- und südeuropäischen Rotliegend- becken Funde von A. carinata mit deutlich ausgepräg- teren Merkmalen (Barthel 1976b, 1980). Bislang sind ausschließlich isolierte Blattwirtel und Blattwirtel an Achsen letzter Ordnung beschrieben worden. Über die Zugehörigkeit von A. carinata zu Calamitenachsen oder Fruktifikationen ist nichts bekannt. Auch der von Gutbier (1849: Taf. II, Fig. 8) aus Reinsdorf abgebildete isolierte Calamitenstrobilus kann dazu nichts beitragen.

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Abb. 11. Reinsdorfer Rotliegendflora: a – Calamites sp. auf Tuffschale (MMG: PB SaP3743:1, MMG: PB SaP3743:2), Original zu Gut- bier (1849: 8, Taf. 1, Fig. 3, 3b), b, c – Calamites sp. (MMG: PB SaP3745: A+B), Original zu Gutbier (1835/36: Taf. 3, Fig. 2, 1849: 8, Taf. 1, Fig. 2), d – Calamites sp. (MMG: PB SaP3746), Original zu Gutbier (1835/36: Taf. 3, Fig. 1, 1849: 8, Taf. 1, Fig. 4), e – Calamites sp. (MMG: PB SaP3744), Original zu Gutbier (1835/36: Taf. 3, Fig. 4, 1849: 8, Taf. 1, Fig. 1). Historisches Gutbier-Etikett zu MMG: PB SaP3743. Maßstab: 2 cm.

Fig. 11. Rotliegend flora of Reinsdorf: a – Calamites sp. on the tuff (MMG: PB SaP3743:1, MMG: PB SaP3743:2), original of Gutbier (1849: 8, Taf. 1, Fig. 3, 3b), b, c – Calamites sp. (MMG: PB SaP3745: A+B), original of Gutbier (1835/36: Taf. 3, Fig. 2, 1849: 8, Taf.

1, Fig. 2), d – Calamites sp. (MMG: PB SaP3746), original of Gutbier (1835/36: Taf. 3, Fig. 1, 1849: 8, Taf. 1, Fig. 4), e – Calamites sp.

(MMG: PB SaP3744), original of Gutbier (1835/36: Taf. 3, Fig. 4, 1849: 8, Taf. 1, Fig. 1). With the historical label provided by Gutbier to MMG: PB SaP3743. Scale: 2 cm.

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Abb. 12. Reinsdorfer Rotliegendflora: a – Annularia carinata (MMG: PB SaP3751), Syntypus, Original zu Gutbier (1849: 39, Taf. 2, Fig. 7, 7a) mit Original Gutbier-Etikett, b – Neurocallipteris neuropteroides (MMG: PB SaP3718), Original zu Gutbier (1835/36: 53, Taf. 8, Fig. 11), c – Neurocallipteris neuropteroides (MMG: PB SaP3717), Original zu Gutbier (1835/36: 55, Taf. 8, Fig. 6), d – Neu­

rocallipteris neuropteroides (MMG: PB SaP3720), Neotypus (Barthel 1976: 91–93), Original zu Gutbier (1849: 42, Taf. 4, Fig. 3).

Maßstab: 2 cm.

Fig. 12. Rotliegend flora of Reinsdorf: a – Annularia carinata (MMG: PB SaP3751), syntype, original of Gutbier (1849: 39, Taf. 2, Fig. 7, 7a) with original label from Gutbier, b – Neurocallipteris neuropteroides (MMG: PB SaP3718), original of Gutbier (1835/36:

53, Taf. 8, Fig. 11), c – Neurocallipteris neuropteroides (MMG: PB SaP3717), original of Gutbier (1835/36: 55, Taf. 8, Fig. 6), d – Neurocallipteris neuropteroides (MMG: PB SaP3720), neotype (Barthel 1976: 91–93), original of Gutbier (1849: 42, Taf. 4, Fig. 3). Scale: 2 cm.

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Eine sehr ähnliche Art ist Annularia mucronata Schenk 1883. Barthel et al. (1975) kommen zu dem Schluss, dass es sich bei A. mucronata um ein jünge- res Synonym von A. carinata handelt. Ungeachtet der Fakten lage sind heute sowohl A. mucronata (siehe u. a.

Cunéo 2000; Zhou et al. 2020) als auch A. carinata (siehe u. a. Kerp 1984; DiMichele et al. 2010) neben- einander in Gebrauch.

4.1.3. Calamitenstrobili vom Typ Calamo- stachys sp.

Gutbier (1849: Taf. II, Fig. 8) bildet einen undeutlich er- haltenen Calamitenstrobilus aus Reinsdorf ab, den er zu Annularia longifolia Brongniart 1828, einem Synonym von Annularia spinulosa Sternberg 1821 und Beblätte- rung zu Calamostachys tuberculata (Sternberg 1825) Weiss 1876, stellt. Wie das beiliegende Etikett nahelegt, von dem nur noch eine Kopie erhalten ist, hätte sie Gut- bier gern zu A. carianta, der einzigen in Reinsdorf durch Gutbier gefundenen Calamitenbeblätterung, gestellt. Ver- mutlich ist MMG: PB SaP3753 das bei Gutbier (1849:

Taf. II, Fig. 8) abgebildete Exemplar. Der Strobilus ist nicht auf Artniveau bestimmbar. Jüngst wurde der Neu- fund einer exzellent erhaltenen Sporophyllähre C. tuber­

cu lata unweit der Reinsdorfer Fundstelle aus dem Rot- liegend von Zwickau-Stenn beschrieben und hin sicht lich seiner Zusammenhänge diskutiert (Löcse et al. 2019a).

4.2. Farne

4.2.1. Remia pinnatifida (Gutbier 1835) Knight 1985 emend. Kerp et al. 1991

Der Farn ist im Rotliegend Mittel- und Westeuropas weit verbreitet. Nach Wagner & Álvarez-Vázquez (2010) tritt diese Art jedoch bereits im unteren Stephan (Bar- ruelian) auf. Gutbier (1835/36) beschrieb zunächst das sterile Laub als Neuropteris pinnatifida und bildete erst später unter derselben Art Reste mit sowohl sterilen als auch fertilen Fiederchen mit den zugehörigen großen Synangien ab (Gutbier 1849). Gutbiers Funde stammten ausschließlich aus Reinsdorf. Nachdem bereits seit der Frühzeit der Paläobotanik die Zugehörigkeit der Pflanze zu unterschiedlichen Gattungen hinterfragt worden war (Knight 1985), erkannte Remy (1954) die Einzigartigkeit der Synangien und errichtete dafür Weissites. Dieser Gat- tungsname geht sogar auf Gutbier zurück, der zunächst ohne Kommentar, eine Begründung zwar in Aussicht stellend (Geinitz & Gutbier 1843: 67) aber nie realisie- rend, seine N. pinnatifida durch Weissites asterocarpoi­

des ersetzte (Geinitz & Gutbier 1843: 84f). Lange Zeit wurde Weissites pinnatifidus (Gutbier 1935) Remy 1954 sowohl für fertile als auch sterile Wedelteile verwendet (Barthel 1976b). Da aber Weissites bereits durch Göp- pert (1836) anderweitig vergeben worden war, etablierte Knight (1985) die Gattung Remia. Leider begrenzte er Remia auf fertile Fiedern, obwohl bereits Gutbier (1849)

den organischen Zusammenhang nachgewiesen und ab- gebildet hatte. Folgerichtig haben Kerp et al. (1991) Re­

mia pinnatifida emendiert, um sowohl fertile als auch sterile Organe der dreifach katadrom gefiederten, planen Wedel einzuschließen.

Die durch Gutbier (1835/36, 1849) beschriebenen Reins dorfer R.­pinnatifida-Reste stammen aus den Samm- lungen Gützold und Gutbier. Das bei Gutbier (1835/36:

Taf. 8, Fig. 1) abgebildete sterile Wedelfragment wird in Gutbier (1849: Taf. 5, Fig. 1), neu gezeichnet, erneut ab- gebildet (Abb. 13). Es befindet sich in den SNSD (MMG:

PB SaP3721). Der einzige heute noch erhaltene fertile Wedelrest (MMG: PB SaP3722) ist das Gegenstück zu Gutbier (1849: Taf. 5, Fig. 4) und wurde durch Barthel (1976b: Taf. 18, Fig. 4) zum Neotypus bestimmt (Abb.

13). Gutbier (1849: 13) zufolge stammen seine fertilen Wedelreste aus der verschollenen Sammlung Gützold.

Das Gegenstück (MMG: PB SaP3722) zu dem verschol- lenen fertilen Wedelrest in Gutbier (1849: Taf. 5, Fig. 4) gelangte durch den Ankauf der Sammlung Nindel am 23.10.1961 nach Dresden. Die auf Nindel zurückgehen- de Teilsammlung Reinsdorfer Rotliegendpflanzen in den SNSD umfasst 14 Stücke, kenntlich an seinen Etiketten (Abb. 13). Sie stellen einen repräsentativen Querschnitt der Reinsdorfer Rotliegendflora dar (Tab. 1b). Barthel notiert auf einem der Etiketten: „Aus Slg. NINDEL Nr.

364 (woher hat er es??) nach Dresden gekommen.“ (Abb.

13). Die Fragezeichen sind berechtigt. Zu Nindels Leb- zeiten waren keine Funde im Rotliegend von Reinsdorf mehr möglich. Neben Einzelbelegen, u. a. in der paläon- tologischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg, die sich auf Schenkungen Gutbiers im Rahmen seiner umfangreichen Korrespondenz mit Fachkollegen zu- rückführen lassen (Barthel 2017) und den frühesten Ein- zelfunden aus der ersten Hälfte des 18. Jh. (Abb. 1) sind nur vier Sammlungen mit Reinsdorfer Material bekannt.

Ein bedeutender Teil der Reinsdorfer Rotliegendfunde fand Eingang in die Sammlungen Gutbiers und Güt- zolds. Die geologisch-mineralogische Sammlung in den Kunstsammlungen Zwickau, Max-Pechstein-Museum, in der Nindel von 1952 – 54 kustodial tätig war (Neu- haus 2014), beherbergen mit der Richter-Sammlung und der im Jahre 1925 angekauften Arnim’schen Sammlung (Neuhaus 2014) einen weiteren umfangreichen Bestand an Reinsdorfer Fossilien (Barthel 1976b). Die Herkunft der Nindel’schen Stücke bleibt ungeklärt.

4.2.2. Lobatopteris geinitzii (Gutbier 1849 emend. Sterzel 1893) Wagner 1983

Basierend auf Fragmenten mehrfach gefiederter Wedel errichtet Gutbier die Art Pecopteris Geinitzii Gutbier 1849. Sein Material stammt von unterschiedlichen Fund- orten und aus verschiedenen stratigrafischen Positionen – ausschließlich aus dem Rotliegend. Dazu gehören die Planitz-Formation von Reinsdorf (Gutbier 1849: Taf. II, Fig. 10), die Niederhäslich-Formation von Burgstädtel und Possendorf südlich Dresden, die Kohren-Formation von Rüdigsdorf in Nordwestsachsen und Chemnitz, für

(17)

das er den genauen Fundhorizont nicht angab. Gutbier erkannte die hohe Variabilität der Fiedern und bildete bereits mit seinen Typoiden einen gewissen Querschnitt an Formen ab. Sterzel erkannte die Art im Rotliegend-Tuff des Preusser’schen Versuchsschachtes bei Burgstädtel wieder, und sorgte neben der bis dahin vollständigsten Beschreibung auch für aussagekräftige Abbildungen (Sterzel 1893: Taf. XII, Figs. 1, 2).

Danach begann eine lange Zeit der Verunsicherung, denn die Art gehört zu einer Gruppe isomorpher pecopte- ridischer Farne, deren bis vierfach gefiederte Wedel eine sehr hohe Variabilität zeigen beim Übergang des Fiederungsgrades, d. h. von ganzrandigen über gekerb- te, fiederspaltige und schließlich separierte Fiederchen (Barthel 2016). Der Farn wurde daher zum Paradebei- spiel von Fehlbestimmungen, verwirrender Synonymien und letztlich der Schwierigkeit, die Position des Ansit- zens der Synangien in verschiedenen Erhaltungsformen erkennen zu können (Barthel & Brauner 2015). Erst seit Wagner (1983), der den Farn im Rotliegend von Ayrshire, Schottland, als jene Form erkannte, die einst Gutbier u. a. aus Reinsdorf beschrieb und abbildete, tauchte die Art als Lobatopteris geinitzii wieder in der Literatur auf. Das Original zu L. geinitzii (Gutbier 1849:

Taf. II, Fig. 10) befindet sich in den SNSD (MMG: PB

SaP3725, Abb. 14). Paläobiologische Neuigkeiten konn- ten erst mazerierbare Fiederchen aus dem Döhlen-Be- cken bringen. Dazu gehören etwa 25 µm große, glatte trilete Sporen in-situ (Barthel 1976b) und die Erkennt- nis, dass die gestielten Synangien aus 4 – 5 vollständig verwachsenen, dünnwandigen Sporangien bestehen, die terminal an den Seitenadern der Fiederchen sitzen (Bar- thel 2016). Wie bereits von Sterzel (1893) betont, besitzt der Farn eine weit überregionale stratigrafische Signifi- kanz für das Rotliegend, ist jedoch in kleineren Fragmen- ten nicht zweifelsfrei bestimmbar.

Das Original zu einer weiteren Art, P. fruticosa (Gut- bier 1849: Taf. V, Fig. 8 – 9), ist verschollen. Daher kann über die Eigenständigkeit oder eventuelle Synonymie dieser nur aus Reinsdorf bekannten Art nichts gesagt werden.

4.2.3. Scolecopteris arborescens (Schlotheim ex Brongniart) Stur 1883

Gutbier beschreibt aus dem Rotliegend von Reinsdorf ei- nen Wedel von Pecopteris arborescens Brongniart 1828 und bildet ihn ab (Gutbier 1849: 46, Taf. II, Fig. 9). Es ist das Laub eines der häufigsten Psaroniales-Baumfarne im Oberkarbon-Perm-Grenzbereich. Barthel (1976b: 42 – 44)

Tabelle 1. Übersicht der in den Arbeiten Gutbiers für das Rotliegend von Reinsdorf verzeichneten historischen Artnamen.

Table 1. Overview of the historical species names recorded in Gutbier’s work about the Rotliegend of Reinsdorf.

Artname Nachweis

Gutbier (1835/36) Geinitz & Gutbier (1843) Gutbier (1849)

Annularia carinata 71 9; II; 8

Asterophyllites delicatula 70, 226 9

Calamites articulatus 26 – 27; III; 2 – 3 69

Calamites infractus 25 – 26; III; 1, 4 – 6 69 8; I; 1 – 4

Culmites arundinaceus III; 7 – 8 91 21 – 22; VII; 3 – 6

Cyclopteris 12; IV; 4

Lycopdites piniformis 91 23

Neuropteris Grangeri 53 – 54; VIII; 7 – 11 78

Neuropteris Loshii 55; VIII; 6 78 12 – 13; IV; 2 – 3

Neuropteris pinnatifida 61 – 62; VIII; 1 – 3 79 12; V; 1 – 4

Odontopteris cristata 14; V; 10

Odontopteris Schlotheimi 70 – 71; IX; 6 79 14

Pecopteris arborescens 16; II; 9

Pecopteris Candolleana 81

Pecopteris fruticosa 16; V; 8 – 9

Pecopteris Geinitzii 16; II; 10 und XI; 5

Pecopteris mertensioides 15; V; 5

Pecopteris similis 81 16; IX; 9

Pterophyllum 21; VII; 7

Pterophyllum Cottaeanum 91 21; VII; 7

Sphenopteris Gützoldi 75 9 – 10; III; 3 – 5

Sphenopteris Naumanni 11; VIII; 4 – 6

Walchia filiciformis 22 – 23; X; 2

Weissites asterocarpoides 84

Weissites baccaeformis 84

(18)

Abb. 13. Reinsdorfer Rotliegendflora: a – Remia pinnatifida, fertiler Wedel (MMG: PB SaP3722), Gegenstück zu Gutbier (1849: 43, Taf. 5, Fig. 4), Original zu Barthel (1976b: 53 – 54, Taf. 18, Fig. 4), b – Remia pinnatifida, steriler Wedel (MMG: PB SaP3721), Original zu Gutbier (1835/36: 61, Taf. 8, Fig. 1, 1849: 43, Taf. 5, Fig. 1), c – Autunia naumannii (MMG: PB SaP3728), Original zu Gutbier (1849:

41, Taf. 8, Fig. 1 – 6). Historische Etiketten (von oben nach unten): Nindel, Barthel, Sterzel (zu Remia pinnatifida), Geinitz und Gutbier (zu Autunia naumannii). Maßstab: 2 cm.

Fig. 13. Rotliegend flora of Reinsdorf: a – Remia pinnatifida, fertile frond (MMG: PB SaP3722), counterpart of Gutbier (1849: 43, Taf. 5, Fig. 4), original of Barthel (1976b: 53 – 54, Taf. 18, Fig. 4), b – Remia pinnatifida, sterile frond (MMG: PB SaP3721), original of Gutbier (1835/36: 61, Taf. 8, Fig. 1, 1849: 43, Taf. 5, Fig. 1), c – Autunia naumannii (MMG: PB SaP3728), original of Gutbier (1849: 41, Taf. 8, Fig. 1 – 6). Historical labels (top down): provided by Nindel, Barthel, Sterzel (to Remia pinnatifida), Geinitz and Gutbier (to Autunia nau­

mannii). Scale: 2 cm.

(19)

Abb. 14. Reinsdorfer Rotliegendflora: a – Pecopteris similis (MMG: PB SaP3723), Original zu Gutbier (1849: 46, Taf. 9, Fig. 9), mit historischem Etikett von Sterzel, b – Lobatopteris geinitzii (MMG: PB SaP3725), Original zu Gutbier (1849: Taf. II, Fig. 10), mit histo- rischem Geinitz-Etikett, c – Odontopteris cristata (MMG: PB SaP3730), Syntypus, Original zu Gutbier (1849: 44 – 45, Taf. 5 Fig. 10), d – Sphenopteris gützoldi (MMG: PB SaP3727), Syntypus, Original zu Gutbier (1849: 39 – 40, Taf. 3 Fig. 6), mit historischen Etiketten von Barthel (oben) und von Gutbier (unten). Maßstab: 2 cm.

Fig. 14. Rotliegend flora of Reinsdorf: a – Pecopteris similis (MMG: PB SaP3723), original of Gutbier (1849: 46, Taf. 9, Fig. 9), with historical label of Sterzel, b – Lobatopteris geinitzii (MMG: PB SaP3725), original of Gutbier (1849: Taf. II, Fig. 10), with historical label of Geinitz, c – Odontopteris cristata (MMG: PB SaP3730), syntype, original of Gutbier (1849: 44 – 45, Taf. 5 Fig. 10), d – Sphenopteris gützoldi (MMG: PB SaP3727), syntype, original of Gutbier (1849: 39 – 40, Taf. 3 Fig. 6), Historical labels of Barthel (above) and Gutbier (below). Scale: 2 cm.

(20)

stellt das Fossil zu Scolecopteris arborescens und setzt damit konsequent auf die Verwendung natürlicher Taxa entgegen der für zahlreiche Arten überflüssigen Nut- zung von Formtaxa im Falle steriler Reste. Das Stück ist verschollen.

4.3. Pteridospermen (Farnsamer) 4.3.1. Autunia naumannii (Gutbier 1849)

Kerp 1988

Auf Basis mehrerer steriler, plan gefiederte Wedelreste und einzelner Fiederchen einer farnlaubigen Pflanze stellt Gutbier die Art Sphenopteris Naumanni Gutbier 1849 auf und bildet sie ab (Gutbier 1849: Taf. 8, Fig.

1 – 6). Die Stücke stammen aus dem Rotliegend von Saalhausen bei Oschatz und aus Reinsdorf (Abb. 13).

Gutbier begründete seine Art auf Pflanzenresten zweier unterschiedlicher Fundschichten. Aufgrund des aussa- gekräftigeren inkohlten Erhaltungszustandes bestimmte Barthel eines der Gutbier’schen Stücke aus Saalhausen (Gutbier 1849: Taf. 8, Fig. 4) zum Lectotypus (Barthel 1976b; Haubold 1983; Kerp & Haubold 1988).

Auf Grundlage von Funden mit männlichen und weib- lichen Fruktifikationen aus dem Thüringer Wald (Bar thel

& Kozur 1981) ist heute eine Zuordnung der Gut bier’

schen Art zu Autunia naumannii (Gutbier 1849) Kerp 1988 unstrittig. A. naumannii ist eine für das Rot lie gend in Sachsen und Thüringen charakteristische Pelta sper- macee mit bis zu 50 cm großen, zweifach katadrom und plan gefiederten, sterilen Wedeln (Barthel 2009; Barthel et al. 2010). Die sphenopteridischen bis alethopteridi- schen Fiederchen sind in Größe und Form sehr variabel.

Auf dem beiliegenden Geinitz-Etikett (Abb. 13) ist die Gutbier’sche Art als Callipteris naumanni (Gut- bier 1849) Sterzel 1881 bestimmt, denn Sterzel hatte nach Auswertung neuer Funde aus dem Grüna-Tuff des Teutonia-Schachtes in Gersdorf, Chemnitz-Becken, und unter Vergleich mit dem Typusexemplar aus Saalhausen, Nordwestsächsischer Vulkanitkomplex, und Fiederresten aus Weißig, Weißig-Becken, sein Material zu Callipteris naumannii gestellt. Die später erfolgte Zuordnung die- ser Art zur natürlichen Peltaspermaceen-Gattung Autu­

nia Krasser 1919 emend. Kerp 1988 beruht auf Funden männlicher und weiblicher Fruktifikationen im Thürin- ger Wald (Barthel & Kozur 1981). Die Art wird als Ele- ment der Ufervegetation stehender Gewässer angesehen, wo sie oft monotypische Bestände bildet und nur sehr selten gemeinsam mit Autunia conferta vorkommt (Bar- thel et al. 2010).

Der Gutbier’sche Wedelrest (Gutbier 1849: Taf. 8, Fig. 1) befindet sich unter der Sammlungsnummer MMG:

PB SaP3728 in den SNSD (Abb. 13). Die ebenfalls aus Reinsdorf stammenden Einzelfiederchen (Gutbier 1849:

Taf. 8, Fig. 2, 3, 3a) waren bereits durch Barthel (1976b) nicht mehr auffindbar. Die Fossilreste aus Saalhausen be- finden sich heute im Museum für Naturkunde Berlin.

4.3.2. Neurocallipteris neuropteroides (Göppert 1836) Cleal, Shute et Zodrow 1990

Die wohl bekannteste und paläobotanisch bedeutsamste Pflanze aus dem Rotliegend von Reinsdorf ist die Pte- ridosperme N. neuropteroides. Ein solcher Fund wird bereits Mitte des 18. Jahrhunderts durch Schulze (1755:

34) erwähnt (Abb. 1). Die Erstbeschreibung ist Gutbier zu verdanken, der seine Reinsdorfer Funde zunächst zu Neuropteris Grangeri Brongniart 1828 (MMG: PB SaP3717, MMG: PB SaP3718, Abb. 12) stellt. Später, in Gutbier (1849: 12), stellt er einige Reste zu Neuropteris Loshii Brongniart 1849 (MMG: PB SaP3720, Abb. 12), bemerkt aber gleichzeitig, „daß N. Grangeri und N. Los­

hii verschmelzen.“ (Gutbier 1849: 12). Inzwischen hatte aber Göppert (1836) die neue Art Gleichenites neurop­

teroides aufgestellt, die ungeachtet eines von Göppert unzutreffend angegebenen Fundortes auch von Reins- dorf stammte (Stur 1875: 202) und den Gutbier’schen Funden glich. MMG: PB SaP3717 ist Abbildungsori- gi nal zu Gutbier (1835/36: Taf. 8, Fig. 6), MMG: PB SaP3718 zu Gutbier (1835/36: Taf. 8, Fig. 11) und MMG: PB SaP3720 zu Gutbier (1849: Taf. 4, Fig. 3).

Vom Göppert’schen Original, das als bislang einziges Exemplar die Gabelwedelnatur zeigt, gibt es in Wrocław nur noch einen Gipsabguss (Barthel 1976b: 93).

Auf Sterzel (1895) geht nicht nur eine detaillierte Be- schreibung des Materials von der Typuslokalität Reins- dorf und von anderen Fundorten zurück, sondern auch die Einführung der Gattung Neurocallipteris Sterzel 1895. Die Epidermisstruktur klärt Barthel (1962) anhand von Funden aus dem Döhlen-Becken auf, und später gibt Barthel (1976b: Abb. 12) einen Überblick über die Va- riabilität der Beblätterung. Auf Grundlage der Analyse blattanatomischer Merkmale und der Wedelmorpholo- gie präsentieren Cleal et al. (1990) eine revidierte Ta- xonomie für neuropteridisches Laub. Sie übernehmen die Sterzel’sche Neurocallipteris und stellen die histo- rischen Funde von Reinsdorf folgerichtig zu ihrer Neu- kombination Neurocallipteris neuropteroides (Göppert 1836) Cleal et al. 1990. Nachdem erst Zeiller (1906) den Göppert’schen Artnamen neuropteroides wieder einge- setzt hatte, bestimmte Barthel (1976b: 93) MMG: PB SaP3720 zum Neotypus der von ihm unter Nutzung blatt- anatomischer Charakteristika emendierten Art Neuro­

pteris neuropteroides (Göppert 1936) Barthel 1962. Ein Neufund aus dem Rotliegend von Zwickau-Stenn wurde jüngst durch Löcse et al. (2019a) beschrieben.

4.3.3. Cyclopteris Brongniart

Die vergleichsweise großen, mehr oder weniger run- den, merkmalsarmen Einzelfiederchen von der basalen Farnsamer-Wedelrhachis nannte Brongniart Cyclopteris.

Werden die Blättchen isoliert gefunden, was häufig der Fall ist, scheitert die Zuordnung zu einer Art. Gutbier be- schreibt aus Reinsdorf ein solches isoliertes Basisfieder- chen (Gutbier 1849: 42, Taf. IV, Fig. 4). Es stammt aus der Sammlung Gützold.

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