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Da im Grundtexte fff vorbergebt, .so könnte sich allerdings ^j, an¬ geleimt liaben

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731

St II ü i e II.

Von Ur. IlitziK.

I. üas Lycische Sparta.

Die arabische Cebersetzung in den zwei l'ulyglotten giebt

den Kigennamen fli'n<i()<i Apg 21, I. wieder durcb jJajL.«.. Da

im Grundtexte fff vorbergebt, .so könnte sich allerdings ^j, an¬

geleimt liaben; allein, diesen Fall als wirklieb gesetzt, mUssen

wir nocb weiter annebmeu, es sey so ursprüngliches »ji>Lj ausge¬

artet; also Möglichkeit sich lehnend an Möglichkeit, wäbrend

»isjU» im Besitze ist. Sollte diese Form sich rechtfertigen, sollte

sich zeigen lassen , dass Fatara füglich auch aI^^U«. heissen

konnte, so stebt das Wort auch nicht weiter anzufechten.

Arabiseb nun gerude siebt es nicht aus, und arabiseb ist

uucb nicht der dortig« Spruchboden. Kber griechisch, =^ Snägxit;

allein die Griechen von llerodol an (I, 182.) nennen den Ort nur

immer llüiuQU, mit ungriecbischem Worte (s. Steph. Byz.); um

so mehr muss uuch Sparta als Name dieser .Stadt barbarisch

scheinen. Die eine Bezeichnung wenigstens wird die einheimische,

wir denken : Putarn wird lycisch seyn, ,, Sparta" dann aber der

Sprache eines Volkes angehören, welches mit Lyciern zugleich

diese Seestadt bewohnte, oder mit ihr in lebhaftem nachbarlichem

Verkehre stand. Nun wissen wir: Ueberall an den Küsten wie

auf den Inseln des Mittelmeeres siedelten Phönicier; keine 2000

Schritte vor Patara lag ein Seehafen Ooivixovg (Liv. 37, 16.):

und auch die Solymer in des Xerxes Heere, welche pbönicisch

sprachen (Chörilus bei Joseph, g. Ap. I, 22.), sind vermuthlicb

jene Bewohner Lyciens, das einzige Volk des Nnmens: — &k>\^^

Name einer Uferstadt, gebt auf "icp zurück =: G e slade , Vfer.

Diess die Bedeutung im Syrischen ; dass aber das Wort mit die¬

sem .Sinne, vorfindlich auch im A. Test. (1 Mos. 10, 30.), zu¬

gleicb pbönicisch gewesen, dem stebt nichts im Wege, uod der mit

Recht weibliche Kigenname einer Studt: NnnCD verhält sich zu

"ICD genau ebenso wie NriS^ri = .JigxtJio zu dem syr. aber uucb

punischen Appellativ snn =

Krfolg macht kühn; und Fragen muss erlaubt seyn: was be¬

deutet denn eigentlich nüiu(ja< Da überall R und L leicht

(2)

732 Hitzig , Studien.

wechseln, su fällt uns ein, dass das Uferlaud und eine Stadt an

den Indusmiindung^u den Nainen Häiuhi, (TIuTTaXu) führte ');

aber welch' ist nun dessen Bedeutung? Neuerlich erklärt man

„f6tä\a" = Schiffet Station allein pöta Schiff ist zwar etwas Be¬

kanntes, dagegen putäla nicht als wirkliches VVort nachgewiesen,

und wenn, so macht es seiu Laut zu einem nndern. Diese Deu¬

tung hat wohl nur den VVerth einer Vermuthung, und verliert

allen, wenn sich für die ältere Cuinbinatiun mit dem wirklichen

und gleichlautenden pätäla etwas Triftiges sagen lässt. Von pat

fallen, sich senlien ff. ist pätäla, Hölle, eigentlich die Niederung,

Bodensenkung, und sollte so die Abdachung überhaupt des Landes

gegen das Meer hin bezeicbnen können. Dazu kommt nun noch,

dass das Meer gerade im Süden, d. i. in der niedern VVeltgegend

Indien umgürtet: um su eher konnte südliches Greiizland gegen

das Meer pätäla heissen, und so schliesslich, wie denn Jama, der

Fürst der Unterwelt, im .Südlande herrscht, nuch die nur vorge¬

stellte äusserste Niederung, die Hölle. Zwar dieses deutsche

VVort bat sich wie b'iN^ von bl^ö nus ,, Höhle" erst abgewan¬

delt, und wir nehmen die Vorstellung sicb entgegengeneigter

einschliessender Wände in das Bild herein, denken einen Trich¬

ter oder Kessel; allein das muss nicht notbwendig überall auch

im Worte liegen, und liegt wirklich nicht in pätäla. Dass nun

aher ein Seegestade mit der Hölle durcli dusselbe VVort bezeich¬

net werde , dafür findet sich noch Analogie. Der arab. Ueber¬

setzer — heiläufig gesagt:, in der Apokalypse ein anderer, als

in der Apostelgeschichte und den liriefen — giebt Offenb. 9, 1.

II. üßvaooQ ( d. i. |»*Äs>- oder o>.*.c 20, I. 3.) vielmehr durcb

^y^'i wieder, was duch sonst nur Grenze bedeutet, aber zunäcbst

die abgedachte Seegrenze. Das VVort hängt etymologisch mit

St«Ljj Uferland zusammen , ist um so gewisser das hebr. Binn

selbst, indem der Abgrund, das Meer, die natürliche Grenze des

Festlandes bildet, so dass der Standpunkt jenseits genommen wird;

o -

und wenn j_jiJI , verwandt mit ^Lc Höhle, das Jordantbal beisst, so

auch jener Küstenstrich Arabiens, und wird damit im N. T.

immer Ooivlxtj übersetzt; während wir unter IDp 1 Mos. 10, 30.)

eben Tibäma zu verstehn haben.

Gleichwie ra Tlüiaku so meinten die Griechen auch iu Flä-

Tapa; aber ältere Bildung war IJÜTugog ^), was dann mit dem

Mask. Sing, putäla(s) übereinkommt. Wiebtiger jedoch dünkt

1) Ptolem. VII, 1, 59. vgl. 55. Arriaii anab. VI, 17, 2 ff. — 18, X 20, 1. 21, 3. V, 4, 1. Strabo XV, 701.

2) S. Lassen, lud. Alt. I, 97.

3; Hin. II. N. V, 27. s. 28.

(3)

Ililzig, Studien. 733

uns die Aelinliclikeit der beiden Urtslagen , sofern uucb Pataru,

die südiicbste Spitze Lyciens, im Süden das Meer bat, und iu

der Näbe vorbei ein Strom südlicb laufend, der Xantbos, die

Bodensenkung erkennen lässt. Trifft aber einmal Soviel zu¬

sammen , so sehen wir nun auch im Anklänge des Namens Sut'-

t^og an Sindbu(s) kein Spiel des Zufalls, und lassen uns durch

0 'Jrdoi; als der Form Sindbu untergeordnet nicht beirren. We¬

nigstens findet '^avSog sich zu sandhjä = Xvxrj , Dämmerung; ob

dann aber die beiden Flüsse wie z. B. der Nil-Schichor von der

Farbe benannt seyen, von gelber nämlicb wie die Elbe, unter¬

suchen wir jetzt ebenso wenig, als die Frage, wenn es eine ist,

ob der dem Xanthus parallel laufende Indus Kariens (Plin. H.

N. V, c. 27. 8. 29.) wirklich daber, dass ein Elephant seinen

Inder abwarf (Liv. 38, 14.), den Namen trug. Und auf die

Frage, eigentlich Vorfrage, ob man denn überhaupt dort zu Lande

eine Art Sanskrit gesprochen habe, lassen wir den Lycier "A/tii-

avöuQog (Iliad. 16, 317.) und den Patarer Eiygißog (Inscr. 4290)

antworten.

Wir wenden uns wieder zn unserem Nn^DC : woher stammt

dem Araber dieser Name? Er ist nicht willkübrlicb von ihm er¬

sonnen, auch niclit bluss seine Uebersetzung vun Ilaiuou, sinte¬

mal die Bedeutung dieses Wurtes gewiss lange vur ibm Niemand

mehr kannte; vielmehr scheiut er ibn aus einem ergiebigen Born

geographischen Wissens geschöpft zu habeu. Er weiss um Üei-

lem und Aliväz Apg. 2, 9., selzt für Arabien Gal. 2, 17. Belqä,

ü -

und Cilicien ist ihm nicht nur vurzugsweise ^kaM , sondern auch

genauer (vgl. Cicero ad famil. XV, 4, 7.) ^^jki.l\ Apg. l.l, 23.

ües Griechischen mächtig, befolgt er byzantinischen Text; und

wenn er Apg. 1?, 10. Beröa Macedoniens das westliche Haleb

nennt, so briugt er auch wie die Byzantiner das syrische Beröa

mit Haleb zusammen. So mag griechische Gelehrsamkeit ihm

auch die Kunde des Namens &I3^U«« überliefert haben; nacb Cy¬

rene übrigens gehört er selber wohl schwerlich , denn für ^_yCit

Ü' >

Lsjjj.J' Apg. 2, 10. wird L*Jj^^ ,_^äJ! zu lesen seyn.

Für welcben Zweck wir dieses.eine Wort dergestalt auf-

quillen und schwellen liessen ? Dieses Sparta ist vermuthlich das

gleiche wie I Macc. 14, 16., jener Spartiaten Heimath, mit wel¬

chen Jonathan 1 Macc. 12, 2 f. ein altes FreundscbaftsbUndniss

erneuert. Mit den Lyciern zusammen wohnten die Solymer, welche

einst vom Berge KA/jua'^ d. i. oVp bei Byblus oder von der ty¬

rischen Leiter ausgewandert deu Berg ^olv^iog oder »t« 26\vfxu

bei Terinessus benannt haben '). Wir setzen die „Solymer" also

1) l'rgescb. der Philisl. .S. 126., zu Höh. L. 7, 1.

(4)

734 Uiliig , Sludien.

niclit mit „Hieiosolymu" in Verbindung; aucb beansprucbeu sie

ja nicbt 1 Macc. 12, 21., selbst Judäer oder Israeliten zu seyn,

sondern wollen nur ebenfalls von Abrabam abstammen. Und wirk¬

licli bind mit Israel die i'liünicier stammverwandt; auch liegt das

Auseinandergeliii des urspriinglicb Kinen Volkes über Jakob =

Israel binaus; und wenn ein Bewusstseyn von diesem Verbältnisse

sicb nicbt nnunferbroclien fortpflanzte, so konnte es un der .Spracb-

einbeit zu jeder Zeit neu aufleben und irgend einmal iv y(iit(pf;

V. 21. vcrzeiclinet werden. Zwar wird 1 Mos. 10, 15. die Ver¬

wandtscbaft Israels mit den l'liöniciern nicbt anerkannt; aber

aucb 1 .Macc. melden sicb für dieselbe zuerst die Spartiaten un ;

und sie, Solymer, ein abgesprengtes Glied Pliönike's, werden

1 .Mos. 10. aucb nicbt mit aufgeführt. An sicb wäre es freilich

denkbar, dass erst die Aehnlichkeit vou 2lu).viaog und ' Itgoai'i'kvi.tu

ibnen dus Gedäcbtniss geschärft hätte, wie ja Josephus dieselbe

begierig aufgrilf; allein sie verhandeln noch nicbt wie Dieser

griechisch, Dbtf^T; uber und oVp ähneln sich nicht so, dass

Zusammenklingen der Laute sich' aufdrängt.

Diese Spartiaten des 1. Maccabäerhucbes hält man gemein¬

hin, was auch das nächste, für die soust bekannten ^nugTiüiui

— Spartani: diess schon der Schreiber von 2 Macc. 5, 9. uud

(Arcb. XII, 4, 10. Xlll, 5, 8.) Josephus Allein dieser schöpfte

seine Nachricht eben aus dem I. Buche der Macc, und zwur aus

dessen griechischem Texte; beim 2. Buche aber — an wen solleo

wir uns halten ? an den Cyrenischcn Jason selbst oder an seinen

Storchschnabel? „'ßf diu ir]v nvyyivituv lu'^t'i^itvog axinrn", —

wer war „mit den Lacedäinuniern" verwandt? Jason persönlich

oder sein Volk? uud wenn Letzteres, das ibu verabscheut und

uusstiess: wie kunn er auf Grund der Verwandtschaft Schutz

hoffen? Das 1. Buch selbst der Macc. kommt nur so weit in

Anschlag, als griechischer Text den hebräischen deckt; und selbst

mit jenem verträgt es sich nicht, dass man seine .Spartiaten mit

Lacedäinon verquicke. „ Lacedäinons " wird nirgendwo im 1.

Buche gedacht; uud deu König Juqhuq (12, 7.) aller Hand¬

schriften, des Syr. und eines Lateiners sah man sich genölliigl,

erst in '.^qho., , sofort dieseu in !A{)tii abzuwandeln , damit danu

Dieser, König Sparta's seit d. J. 309 vor Chr., um der Zeit

willen uu Ouias, den ersten, schreiben könne. Allein wann lebte

denn dieser Hobepriester Ouias? Kr war Sohn des 'luddovc:

(SIT') Arcb. XI, 8, 7., welcber — so weit stimmt Josephus zu

Nebemia — ein Knkel des Judas d. i. Jojada .Arcb. XI, 7, I. 2.

Neh. 12, II. Im weitern war Jaddus nicbl Sobn des Johannes,

sondern eiues Jonathun, uud niclit Bruder des Manasse, sondern

Letzterer auch einer der Söhne Jojada's , Jaddus des Manasse

wie des Jobannes Neffe t s. Neh. a. u. 0. und 13, 28. gegen

Jus. §. 2.). Waren nun .Manasse und sein Schwäher .Sanballat

Nehemia's ZeilgeiiosNen, so war auch Jaddus nicht mit Alexander

(5)

Ilüziy , Studien. 735

(I. Gr. gleiclizeitig, und Onins knnn niclit hin zu den Tagen je-

iieH Arcus lieruntergereiclit Iiuben. Dass Jo.sLphus den Artaxerxcs

Langliaud und Artaxerxcs III., Oclius, mit einander verwecbselt

hat, ist eine längst bekannte .Sacbe, die man aber nebst dem,

was darun bangt, immer wieder in Krinnerung bringen inuss.

Zu glauben scbliesslicb, die Lacedämiinicr batten sicb lur Söbiie

Abrabams ausgegeben, unser Scbriftsteller sage .Solcbes von ibnen

uns, dagegen sträubt sicb jede kritische Faser. Verwandtscbaft

( Folyb. .'>, 76.) der Seigier mit den f.,iicedäinoiiiern liesse sich eher hiireii ; gleichwohl scheint yli/.xtdnli.iuv auf Münzen von Sa¬

galassos, Ainbludu und Kibyra noch Appellativ zu sein, und gleich¬

sam = y.tluiirii.i(ov die Hauptstadt als die rauschende, volkreiche

zu bezeichnen (zu Droysen, Gescb. d. Hellenismus II, 679.).

Den \aiiien Darias vermuthen wir weder iu Athen nocb Sparta,

sondern in Gegenden, welche Bestandtheile des persischen Rei¬

ches gebildet hatten, zumal in Asien. Kin .Sobn Mitbradats biess

Darios, einen Meder Darias halte Pompejus zu bekämpfen i .ap¬

pian. Mithr. <J. 108. 106.); auch lindet der Name sich anf einer

späten sardiscben Münze (Miun. IV, 127.): warum sullte er

nicht in Patara vorkommen? An der Furm selbst balten wir

fest; das Verderbniss (V. 20.) 'Ov^/pijf, beim Syr. . , scheint

auf einem Versehen dvtainlAS. vlj\7'— fur -AN. J^-1P2 zu

beruhen :^ nicbt der Name des Königes, sunder dass diese Spar¬

tiaten einen König haben, macht uns .Surge.

Die Perser halten den Lyciern ihre eigenen Herrscher gelas¬

sen ; einen König Cbcrsis zu Xanthus bietet Insel-. 4269., und ei¬

nen Namens Perikles erwälint Tkeopitmp bei Pbot. p. 120. ; .192 ).

Uns bandelt es sich aber um die Verhältnisse nach Alexander,

aus dessen Krbscbaft Gesaiiiiiit - Lycien zunächst an Neurch ge¬

fallen war (Justin Xlll, 4, 15. vgl. Arrian exp. AI. III, 6, 6.),

nemlich um die Zeit des zweiteu Ouias und alsu des Ptulemäus

Kiiergetes. Nacb der ganzen Haltung der Rede 1 .Macc. 12, 7.

8. kann der erste jetzt unvurdenkliche Ouias, welcber vur 250

Jabren lebte, nicht in Frage kommen; zur Zeit des dritten aber

ist unter Antiochus dem Grossen eiu so weit selbständiger König

Patara's undenkbar, und nach der Schlacht bei Magnesia wurde

Lycien Unterthaneiiland der Rliodier >Polyb. 22, 7. 23, 3. Appian

Syr. c. 44. Liv. 38, 39.), und durcb Khodiscbe Beamte verwaltet

(Liv. 4.S, 25 ).

In der Verwirrung jener Tage (Justin 27, 3.) machten sich

die Seestädte Asieus mehr und mehr unabhängig; und wenn sie

z. B. Justin a. n. 0. c. 1. 2. obne ibr Hinterland betont werden,

so beisst ja auch Darius der .Spartiaten König, nicht solcher

Lyciens. Dieses Lycien mit war unter ägyptische Hoheit ge¬

rathen (Polyh. 5, 34. Theokr. Id. 17, 87.), als Krbe au den III

Ptolemäer gekommen (Marmor .'\dul.); und weuu nun ein König

(6)

736 Hitzig, Studien.

vnn Puturu, dem Arsinoe des Plii|jidel|itius , mit einem Uutertliau

Aegyptens unicnüpft, so ist die S|)itze dieses Thuns gegen den

Aegypter gerichtet. Wie merltwiirdig nun , dass eben dieser

ünias dem ägyptischen Oberherrn den Tribut weigert (Jos. Arcb.

XII, 4, 1.)! Kin Neffe vou ibm kann statt etwa bjfnbai Soly-

mios beissen (§. 6.), ohne nothwendige Beziehung auf den Bund

mit Solymern; wer aber, dass Onias dem Aegypter die jährlichen

20 Talente vorenthält, nur als Unverstand und Reiz des alten (?)

Mannes zu deuten weiss §§. i. 4., der scheint sehr wie der grosse

Haufe zu urtbeileii, welcheu man in die Geheimnisse der Politik

nicht einweiht. Beides, die .Souveränität Pataras und jene Hand¬

lung der Souveränität, treffen vermuthlicb auf den Zeitpunkt, da

die Küstenstädte einerseits von Aegypten und Antiochus Hierax

sich abgewandt hatten (Kuseb. chrou. I, 346.), und andererseits

Seleukus nach der Scblacbt bei Ancyra auf Kleinasien verzichten

gemusst, aber noch vor seiner Niederlage durcb die Aegypter,

nach welcher Onias die Verweigerung des Tributes nicbt gewagt

baben würde; also ungefähr auf d. J. 240. ( s. zu Justin 27, 2.

Droysen, Gescb. des Hellenismuss II, S. 3.'>2 ff.). Wie es zu¬

nächst weiterging mit dem kleineu Königtbum , ob es den Frie-

densschluss zwiscben den Grossmächten (vgl. Droysen S. 365.)

überdauerte, lässt sich nicht ermitteln. Um die Zeit des Krieges

zwischen Antiochus III. und den Römern balten die Lycier zu

den Syrern; Patai% ist caput gentis, und es ankert daaelbst eiu

Tbeil der königlichen Kriegsflotte (Liv. 37, 16. 15.— 38, 39.

Polyb. 22, 26.).

Die unterbrochene Verbindung der beiden Völker wurde sei¬

nerseits von dem jüdischen wiederaufgenommen (nach d. J. 145.

s. 1 Macc. 11, 19.), und auf die Nachricht von Jonathans Tode

und .Simons Anbandualime der Regierung sebreiben an das jü¬

dische Volk ^naQjiuzüiv uQ/^ovrig xui tj noXig (1 Macc. 14, 16

— 20), nicbt mehr ein König; die Verfassung Sparta's hat sich

also seither geändert. Nun uber wissen wir: den Lyciern wurde

i. J. 167. vor Chr. das Rhodische Joch abgenommen und ibnen

ihre .Freiheit zurückgegeben (Polyb. 30, 5. 31, 7. Liv. 44, 15.

45, 25.), deren sie nuch zur Zeit Strabo's sich noch erfreuen

(B. XIV, 3, 3.) und bis in die Tage des Kaisers Claudius. Aus¬

drücklich bemerkt dieser Scbriftsteller, dass sie früherhin auch

über Krieg und Frieden und Symmacbie bescbliessen durften (vgl.

1 Macc. 14, 18.); uud es bestand ibm zufolge nicht ein Kinheits-

staat, sondern Bundesverfassung, welche die freie Bewegung der

Bundesglieder nur wenig beschränkte. Und auch sie war nicbt

nothwendig schon zur Zeit der Maccabäer so in alleu Tbeilen

bestimmt und festgesetzt, so dass wir uns nicht wundern dürfen,

wenn Patara, damals die Hauptstadt und unter den sechs grossen,

nur sie mit Olympos um Meere gelegen, für sich allein den Juden

Symmacbie anbietet, und die Spartiaten 1 Macc. 15, 23. neben

(7)

Hitzig , Studien. 737

Lycien nocli besonders genannt werden. ünd zwar von Lycien

getrennt sofort an der Spitze! .^ber so wäre aucb die Seestadt

Pbaselis zwiscben Lycien und Fainpbylien aufzufübren gewesen,

und Myndus nicht von Karien zu trennen und vollends durch

fiinf Ortsbestimmungen von Halikarnass.

Anstatt wider unsere Deutung „Sparta's" auszusagen, be¬

zeugt die Reibenfolge der Städte und Länder nur die geogra¬

phische Unkunde des Verfassers , und dagegen enthält die Stelle

noch einen schliesslicben Beweisgrund für unsere .Ansicht. In

Rede stehen Uberall nur Inseln und Küstenländer oder - städfe des

Mittelmeeres : so wird aucb Sumpsame nicht allein am schwar¬

zen Meere zu suchen sein. Ebenso gewiss wie in ^u^xpttqa

oder ^ufiipixiQc-i-toq steckt in dem Numen das hebr. itniB Sonne;

die Stadt ist wie die unmittelbar folgenden Spartiaten pbönicisch

benannt und vermuthlicb in Sparta's Nähe zu suchen, ^u/nipä/iir]

ist Dn '^au; oder l^"2ri , da f.i nicbt verdojipelt wird , eher er¬

steres, = die heisse Sonne. Mittagssonne. Da nun der Lycische

Apollo, der Dämmerunggeborene {yIvxr]ytv)]Q) , ganz eigentlich

Sonnengott ist (vgl. aucb Plut. de def. or. c. 42.) und wie billig

'^nv&og, die Lycische Stadt Xantbos aber offenbar von dem Gotte

Xantbos (Inscr. 427d. ) den Namen trägt: so möchte man ge¬

neigt sein, DH UJQ'i} (gleicbsam p:n bss ) eben für Xanthos zu

halten. Jedocb Xantbos ist eine Binnenstadt; und wir werden

daber lieber an die grosse .Stadt Olympos denken i Strabo XIV,

ti66. 671.), woselbst wieder wie bei Patara ein Hafen (I)oirt-

xovg, den Sleph. lt. als Insel aufführt, so dass er leicbt mit dessen

Insel-Apollonia identisch seyn könnte. Der Beziehung des Stadt-

nnmens Xantbos auf den Gott dieses Namens, welcher Apollo sey,

geschiebt hierdurch kein Eintrag; und sie bat um so grössere

Wahrscheinlichkeit, da die Stadt auch an einem Flusse Xanthos

liegt, während der Heerdengott und Erfinder der (fogfiiy'^ 1 Mos.

4, 20. 21. mit Wörtern benannt wird, welche sonst Fluss, Slront

bedeuten ( s. Buttmaun, Mythol. I, 166., Urgesch, der Philist.

5. 309 f.).

II. Ueber die zweite der von Blau mitgetheilten In¬

schriften aus Petra.

(S. (las vor. Doppelheft S. 230 IT.).

FUr die Bekanntmachung dieser kleinen Anekdota verdient

der Herausgeber unsern Dank. Das Gescbenk , welcbes er uns

mit dem zweiten macht, hat grössern Werth, als er sich vor¬

stellt, indem es nicht eine Tbatsacbe ausspricht, weicbe man

kaum einzureihen wüsste, sondern eine allgemeingültige Sentenz.

Hr. B. bat meistentheils ricbtig gelesen, weniger glücklich den

(8)

738 Hitzig, Studien.

Sinn gedentet; und d« er bessere Auflilarung iiusdrüclilicli vor-

beliült, so wird bieuiit dieselbe lii beschuifen der Versuch gemncbt.

Bei den Worten zunäolist ^j:i^.c scheint es mir: ihre

Begriffe hangen innerlich zusammen ; denn beide Wurzeln beziehn

sich auf Kleiderstoff, Tucb (zu Gewände), und sagen über des¬

sen Färbung aus, beisst nuch der gefärbte Stoff" selber

(Hamza, cd. Gottwaldt, p. 49..51.), =^.i:^^ ebenda p. 52 ff.;

und wenn das aus verschiedenen Farben bestehn kann (Hamz.

>-oS

p. 57.), so bedeutet nojP") Buntgewirktes , scheclüg , und |»^Sj-«

nennen die Beduinen Wollenstoff, in welchen Figuren oder Blu¬

men eingewirkt sind, s. Burckhardt, Beduinen ff", (aus dem Engl.) S. 31.

Wenn nun weiter dem ^yäj in erster Zeile gegenüber¬

steht, so sollte man dem entsprechend am Schlüsse ein an¬

deres Wort erwarten , welches zwar ehenfalls den Diphthong trage.

Ich verlängere den Schaft des p um ein Geringstes zu y. Das

Zeichen vor demselben kann, wie Blau anerkennt, ein b seyn;

anstatt scheint qvXj leib zum mindesten gleichberechtigt;

und |.^«aJ würde bier etwa wie Jesaj. 1 , 5. "bnr gesagt seyu.

Bis dahin würde die Inschrift lauten wie folgt:

^y^A LT-*^

f,J.i **

L5'^.>^

r->*^ O'^'i

An der.Stelle, wo wir * * setzteq, ist der Stein beschädigl, und sind mit Sicherheit nur die beiden Zeichen „)5>.j erkennbar,

auf weicbe das Wort ausläuft. Gewiss aber scheint: hier stand

ein Substantiv sachlicher oder persönlicher Art, vou welchem |,^'s

abbängig; und wir merken bereits, dass- der Spruch ungefähr

ebendas besagen wollte, was Hamas, p. 143. Comm. mit den

Worten ausgedrückt ist : K (;*ä«J' yA=» i, JLüj)

»,«...i=> j (j* ^yli^ ; also: arm sey, wer sich nicht satt isst. wenn auch gülden isl sein Reitkissen.

Der erste Scbriftzug könnte nun sehr leicht, wie ibn Blau

deutet, =j. seyu; aber es steht damit kein Wort jetzt noch

brauchbaren Sinnes zu gewinnen , und ebenso leicht konnte auch

ein 1 sich an folgendes 0 angeschlossen haben (vgl. die Verbin¬

dung von """^ in ""Dl bei 2'ur/t im III. B. dieser Zeitscbr. S. 210,

(9)

Hüzig, Sludien. 739

Z. 3.)- Die Sclirift ist hier zerstört — wieviel fehlt und was?

Es sey mir g-estattet, die Consonanten vorläufig in Erwä¬

gung des erforderiiclien Sinnes zu ii3s4»J ergänzen. Von

iiiSiUj abgeleitet (vgl. Tuch a. a. 0. S. 188.},- würde das Wort

besitzend, reich bedeuten, ii5v*Uj = pjn Reicher von Leuten (des

^♦J, 2U welchem er selbst gehört) wäre der Gegensatz zu

mf< "':'t'3N, Jes. 29, 19. L'nd wir wissen, diese Form hat als

Eig'ennaine, und warum nicht vorber als Appellativ? existirt.

Kinen Pbylarchen von Kmesa Jamblichus erwäbnt Strabo (XVI, 2.

p. 753) und der Philosoph Jamblirltus im 4. Jalirlinndert war aua

Cbalkis am Libanon gebürtig; aber das Gebiet der Nabatäer

dehnte sich weit aus, schon 2 Cur. 11, 32. gebietet einmal ein

Aretas in Damask : wie dürfte uns da ein Nabatäiscber Name in

der Nachbarschaft wundern? Allein nun kann hinter o kein b

gestanden haben; der schräge Strich gehört, wie Ur. B. richtig

sieht, zu einem >■; und wir bekommen so eine Form ki5iA«*j.

In Gottes Namen! Dem Qamus zufolge bedeutet i^j.si«.« inul-

titudo opuin; und icb meine: dieses k!^*/o enstand erst aus t^lA^

zunächst in Bildungen, in welchen beide Liquidae unmittelbar an

einander grenzen. So sind auch Oj.J und , .^i,K3 und w*»ao,

J^j und ^^ej gleicher Bedeutung; ^jc nud scheinen auf

die entsprecbenden Wurzeln mit J zurückzugelin ; für -'pba bie¬

ten die punischen inscbrr. auch -p3»a , und ^i^c ist vielleicht

erst aus entstanden. Somit wird unser ^^x*j nur eine

Abwandlung des gesicherten >^aUj und mit ihm gleichbedeutend

seyn. Ich übersetze nunmehr, nicbt gerade wörtlich:

Nimmer macht geltend

Ein Mann sich als reich

Durch buntfurben Pracbtkleid,

Wenn fastet der Leib.

III. Die allgemeine Fluth.

Beim Herumsucheu unter beschriebenen Pajiicren , welche im

Jahre des Heils 1848. keinen Verleger fanden und darum zurück¬

gelegt wurden , kamen mir wiederum ein paar Blätter in die Hand,

auf welcben icb die Inschrift von Gerbi erklärt liatte. Meiner

Entzifferung zufolge enthält sie einen Denksprucb und hat sie

den Reim, wie die zweite naliatäiscbc von Petra ,.. ist also ver-

(10)

740 Hüzig, Sludien.

wandter Art; und dieser Umstand veranlasst micli, sie jener un¬

mittelbar nacbzusendcn. Eine günstige Aufnabme derselben er¬

warte icb um so mebr, da aus den pböniciscben Inscbriften von

Sentenzen oder geistreicben Gedanken, und die gut ausgedrückt

wären, bisber nicbt Viel berausgelesen worden ist. — üie Con¬

sonanten, nicht zu Wörtern abgetheilt, sind folgende:

iDbaabbbaaVDSVabyBi-iry^abboiDais-iNbs-'inns-iBn:»

Ich lese nun einen ersten Satz und spreche aus: ynnn 7"icn-]j2

yinb d. h. Vor schwellendem Slrome bejreunde dich dem Erdboden.

Da der Imperativ im Satze zurückzuordnen war und daher selbst

auch vom Redefluss erfasst wird, so schlägt er in den Jussiv

um; und gerade in unserer Form kommt dieses Hitbpa'el Spr. 22,

24., in einem späten und syrisch gefärbten Abschnitte, noch ein¬

mal vor. Wir werden die Partikel nN, womit l'^inn-bN daselbst

verbunden wird, da kein bestimmtes Nomen folgt und auch des

parallelen Gliedes halber, nicbt für das Zeicben des Akkus.,

sondern für die Präpos. balten; nyinfi ist also nicht =die Ge¬

sellschaft Jemandes suchen, sonderu sich vergesellschaflen , sich be¬

freunden mil Einem. Dass das syr. Hitpa'^el von n^I mit b, wie

mit D5> construirt wird, dürfen wir, da es vielmebr dem hebr.

nalrrt entspricht (1 Sam. 29, 4.), nicht anführen. Gleichwie

aber b n'lD neben TN n^^iS n'lD gesagt werden kann, so

durfte auch b HSInM gesagt werden = sich Jemandem zugesellen

oder befreunden. Freilich geht in unserem Satze die Meiuuug

nicht dahin: „werde Freund dem F'estlande", — was nicbts hel¬

fen würde — sondern: „suche das Trockene, gleicbsam dessen

Freundschaft zu gewinnen ". Allein y'n ist eigentlicb Begleiter,

Gesellschafter, nicbt Freund; und das Verbältniss denkt sicb

nothwendig als ein gegenseitiges: macht er sich zum s»"i der

yiN, so wird auch diese seine niS").

Die Vollständigkeit des Satzes wird uns einmal durcb den

Gleichklang von yis und y^tt glaublich, und dieser Schein

durch die Gegensätzlichkeit der diese Wörter einleitenden Prä¬

positionen verstärkt. Die Correlation von ]I3 und b fällt in die

Augen, würde aber, wenn b Zeichen des Akkus, wäre, nicht

bestehn; wesshalb wir auch dem Worte rtJ"inn den Sinn sibi con-

jungere quem nicht geben können. ]n steht hier eig. in dem

Sinne von dem Gegenstande hinweg, sich von ibm abwendend

( Ps. 139, 7.); die wirkliche Meinung aber ist: zum Schutze

gegen ihn oder vor ihm , und in schlichter Rede würde wohl

eber iDoa gesagt seyn (Ps. 139, a. a. 0. 3, I. vgl. mit Hi. 20, 24.).

Jedoch ist Hoh.L. 3, 8. Dan. 11, 8. der Gebraucb von analog;

und mit der Doppelverbindung des Zeitwortes hier lässt sich NT«,

mit ]a und b in entgegengesetztem Sinne construirt, vergleicben.

y^lN muss, wofern y"lD wirklich = torrens ist, die Erde als fe¬

stes Land, als das Trockene bedeuten (1 Mos. I, 10.); y-iD aber

an seinem Ort^ kann , soll anders die Aussage einen Sinn haben,

(11)

Hitzig, Sludien. 741

nur eben soviel seyn wie VVaidstroin, scliwellendes Wasser, y-is

wird vom liaclie gesagt Hi. 28, 4., uud die Verltiiidung 0'"^ yiD

ist in dem Worte Davids 2 .Sam. 5, 20. gegeben; aber icb Ite-

harre darauf, dass aucb Jes. 30, 13. Hi. 30, 14. die lledeutung

Wildwasser , jäb anscbwellender Bacb die einzig scbicklicbe sey.

Zu Widerlegung dessen, was icb bei der Stelle Jesaja's anjfe-

merkt babe, ist nichts Triftiges beigebracht worden; bs: von

einem Mauerrisse bleibt ein unechter .Ausdruck, ns^ — ^ii da¬

gegen bedeutet eben anschwellen vom Wasser; und warum sollte

D"'» (5 Mos. 8, 7.) wie von bn: nicbt aucb von y-)3 wegbleiben

können? Was Hi. 30, 14. anlangt, so hat nacb des Targum

und Eichhorns Vorgange Ewald in der krit. Gramm. S. 614. : (sie

kamen) gleich einem weilen Slrome übersetzt, und sebr mit Un¬

recht seitdem diese Auffassung verlassen. Schreibe '

Wie ein breiler Waldslrom kommen sie.

Als ein Sturzbach wälzen sie sich her.

Die Breite eines Gewässers , welches darum schwerer zn durch¬

schreiten , wird auch Jes. 33, 21. berücksichtigt. Bei üNna denke

man, wenn nicht nNIU." auszusprechen, an nabo Hach; riNffl und

^IJtia stebt mebr als einmal vom Brausen des Wassers. nnn

endlich ist, wie das parallele 3 uns anweist, gleicben Sinnes

wie auch 1 Mos. 30, 2. 2 Kön. 5, 7.; aus dem gewöhnlichen

„unter Verwüstung, unter Tosen, unter Krachen" fühlt sicb der

Germanismus leicht beraus. Durcb die richtige Fassung der zwei¬

ten VH. wird nun aber auch in der ersten die Uebersetzung wie

durch breiten Riss, die Krklärung: als wäre eine weite Bresche

in die Mauer gebrochen , ebenso verdächtig, wie durch die Tbat¬

sacbe, dass yic vom Wasser gesagt wird, unsere Deutung em¬

pfohlen. Was soll das heissen: wie durch breiten Mauerriss? wo

steckt das Dritte der Vergleichung? Durch eine weite Bresche

kann auch ein Kinzelner kommen, uud Derselbe langsamen Schrit¬

tes. Wenn ferner dem Leser Krgänzung der Präp. durch zuge¬

muthet wird, so sollte statt des allgemeinen Kommens eine spe¬

cielle Art, wie man etwa durch eine Bresche ,, kommt", ausge¬

sagt seyu: eindringen, daberstürmen oder .Sehnliches. Auch wäre

ein Mauerriss selber y^l'IE ; aber vielmebr sie, weicbe mit einem

yiD verglichen werden, 5i:-)S (Hos. 4, 2.), und y-i-s ist (s. C. 16,

l4. 13.) im Gegentbeile Hioli: somit also ist yns hier wie 2 Sam.

5, 20. aktiv, nicbt wie 1 Mos. 38, 29. passiv aufzufassen. Die

aufrecht erbaltene Krklärung der beiden bibliscben Stellen wird

nun aucb durcb unsern Denksprucb selbst gestützt und bestätigt.

Von jenen auch abgesehn, kann y"iB hier keine andere Bedeu¬

tung haben. Der Sinn ist überhaupt vollkommen klar, seine Fas¬

sung artig und gerundet. Der Ausdruck scheint desto besser

getroffen, eben weil yis auch noch jene passive Bedeutung hat;

uud der Waldstrom lieh sicb um so leichter dem Maschal allge-

Bil. L\. 48

(12)

74'2 Hilzig, Stadien.

ineinen Geiliinliens , da Wassersgefalir Bild für andere, für Ge¬

fahr überhaupt ist Jes. 30, 28. Ps. 18, .'S 17. u s. w. Die yia

erscheint hier als Person wie Hi. 20, 27. J(ise|ili. .4lterth. II,

13, 4; und ihre Hülfe gegen das Wasser soll in Anspruch ge¬

nommen werden, gleichwie sie Offenb. 12, 16. solche leistet. Die

.Meinung des S|irucbes geht dahin : Da der Strom keinen festen

Standort gewährt (Hi. 22, 16. Spr. 13, 15.), so suche, um nicht

fortgerissen und überfluthet zu werden, das Trockene zu ge¬

winnen! d. i. der Gefahr weich' aus; geh' dem Unglück aus

dem Wege.

ich schneide mir nun von dem Reste einen zweiten Satz ab

in folgenden Worten ; bsEi ni:y-13 b *?: pa d. b. also sprarh

ein Sohn des Rathes und that es. Diese in Trennung uud Punkti¬

rung der Consonanten ausgeübte Exegese findet sich so weit zum

voraus durch den Umstand empfohlen, dass im Vorhergebenden

wirklich ein Rath ertbeilt wird ; und die Rede lässt sicb als gut

hebräisch vertheidigen. ]3S kommt bereits in jüngern Büchern

des A. Test, zweimal vor (Pred. 8, 10. Estli. 4, 16.). b ?a seiner¬

seits, im Aram. der Prosa angebörig, ist der poetiscbe .Stellver¬

treter von -^21 z. B. 1 Mos. 21, 7., daselbst aucb iu einem kur¬

zen dreitheiligen Bildchen , und hier sehr schicklich , wenn jener

Spruch nur der Stein des Ringes , wenn cr in eiuen andern

gefasst ist, gleichfalls cdlern gewälillern Ausdruckes, wie seines

Ortes Jni:5""]3 vermuthen lässt. Für letzteres kennt dns A. Test,

die Verbinduiig ni:» UJ'it (Jes. 46, 11. vgl. 1 Macc. 2, 65. Sir.

35, 18.), welche Jes. 46, 13. gleichfalls Rathgeber bedeutend mit¬

telbar für n::5'-p Zeugniss ablegt. Gleichwie -]3 und bTI ■«33

z. B. 2 Sam. 17, 10. 1 Kön. 1, 52, sagt man ja aucb ui''N und

b^n "'iSiN Riebt. 3, 29, 2 Sam. 11, 16., b';!!-!!!?« Rut. 3, 11;

ebenso byjb3-]a 1 Sam. 2,i, 17. neben b^'ba'^ üJiN V. 25. 2 Sam.

20, 1., und auch r,iH-p z. B. 1 Sam. 20, 31. völlig gleichbe¬

deutend mit ma ÜJ'N 1 Kön. 2, 26. So dürfte aucb !lS3»-]r,

entsprechend dem syr. Inl^^^ gutes, vielleicht späteres He¬

bräisch gewesen seyn , vielleicht aber auch noch mebr als ^'(«

tT£9 nur der Poesie geeignet haben. Dessgleichen diess die fol¬

gende Wurzel bSD, welche als Zeitwort nirgends in eigentlicher

Prosa des A. Test, und auch bei Plautus (Poen. sc. 1,5 älterer,

V. 6. jüngerer Text; ebeu im Verse vorkommt; wäbrend die ab¬

geleiteten Hauptwörter mit Ausnahme von fibJC 3 Mos. 19, 13.

denn 2 Chron. 15, 7. ist ans Jer. 31, 16. entlehnt, und

D'b»E""31 ein poetischer Ausdruck — in prosaischen BUcbern ausbleiben.

Wegen dieses b9B1 nun kann zunächst gefragt werden, oh

nicht bstyi auszusprechen sey ; ich habe den ersten Mod. vorge¬

zogen, tes sollte im Fall des Imper. docb wohl f,r)ii bso ge¬

sagt seyu. Auch scbeint dieseu Rathgeber, von welcbem so eben

(13)

Hilzig , Sludien. 743

in dritter Person bericlitet wurde, der Sprecliende sicli nicht ver-

gegenwärtigt zu haben; und dadurch dass dem Redner von vor¬

ber nun seinerseits erwiedert würde, nber nicht durch den Ange¬

redeten, erhielte die Rede etwas Verflochtenes und Verstricktes.

Kndlich bringt der folg. Adversativsatz nicht eine Krinabnung oder

Aufforderung, sondern erzäblt Geschehenes. Lesen wir demnach

nun Ir^Bl, so erbebt sicb die weitere Frage, ob die einfache Co¬

pula öder das .Vav relat. zu denken sey: eine Frage, die in¬

zwischen nicht viel erheblicher, als 2 Kön. 21, L3. , wo sich der

Unterschied völlig aufhebt. Für Vav relat. (und so ihul er oder

und er wird es lliun) bieten die Stellen Ez. 3b, 3ti. 37, 14., wo¬

selbst TT'iSS prophetischer Mod. der Gewissheit, keine Analogie.

Man würde bJ'Bi am besten als Frage fassen (vgl. Ps. 50, 21.);

allein überhaupt zur Relation zu greifen mangelt, wenn das folg.

ba nicht verneint, sondern bloss einschränkt, jede Nöthigung.

Da er den Ratb .Andern ertheilt, so handelt er nicbt „in Folge"

seines Rathes, wo wir dann Vav rel. des 2. Mod. erwarten dürf¬

ten , sondern er thut es ,,aucli selber". Die Handlungen der zwei

Zeitwörter coordiniren sich etwa wie Jer. 51, 12. (najy DJ Ü;3t oa)

oder näber Jes. 4J , 3: wer enlwarf und jührle auch aus? (vgl.

Jes. 43, 12.). Uebrigens wird das Vav rel. der Modi auch in

den spätern Büchern des A. Test, immer seltener, und im Aram.

wie im Arab, ist es gar nicht vorhanden.

Mit dem übrigen verfügbaren Stoffe lässt sich nun gerade

noch ein Satz ausstatten, so dass die Insebrift sich dreitheilig

abspinnt, indem icb die Worte zu erkennen mich getraue: bs

Dlra^b bba Db33 d. h. doch wie sie alle ward er überßulhel von

ihrer Flulh. Zum voraus etwas Wahrscheinliches bat dieser Sinn,

sofern hier wie im ersten Satze von überströmendem Wasser die

Rede ist. Auch haben wir hier und im zweiten Versgliede das

gleiche Subjekt, den Beratber, welcber in derjenigen Gefahr bier

verdirbt, vor welcber sein Spruch warnte; und die drei Sätze

fügen sich dergestalt in eine organische Einheit. Das äusserlich

verbindende ba halte icb für eine Nebenform von baM allein , in¬

dess, doch 2 Chron. 33, 17. Dan. 10, 7., welches Wort aucb Hi.

34, 36. 2 Kön. 5, 13. ebenso herzustellen seyn ivird wie Jer.

32, 30!). i3 aus "'S. Wenn für Wegfall des n sicb die Formen

!l3n2, 'IB, TH uud auch D''ir3 anfübren lassen, so dagegen mit

gleichem oder noch grösserem Rechte, da bat», eigentlich ver¬

neinenden Sinnes, von nba herkommt, für .4gglutinirung ^nTIN,

]'''!, O'lpTN. Ferner lautet im Arab, das Wort wirklich Jj-

ja einmal kommt innerhalb des A. Test, selbst unser ba noch

vor, in der Bedeutung vielmehr, quin imo, welche baN 1 Mos.

17, 19. hat. Ps. 32, 9. ist das letzte Versglied nach Maassgabe

von Jes. 65, 5. '!|"'bN ailjS ba zu lesen , so dass a'Tn]5 Infin. abs.

sey, wenn man nicbt lieber sagen will, l sey erst durch Deutung

48 *

(14)

744 Hilzig , Studien.

des (lin|ier.) als eines Infin. constr. wie 01^3 in den Text

eingedrungen. Den Vers, welclien ich frülierhin so wenig als

meine Vorgiinger und Nachfolger verstanden hahe, Ubersetze

demnacb :

Seyd nicht wie Ross, wie Maul, die ohne Verstand,

Dessen backe zu zwängen mit Zügel und Zaum !

Vielmehr zieh ein, hall' an dich!

Zum Ceberfluss möge an mad-tig ngog iaviöv Luc. 18, 11. und

das häufige (z. B. Liber cantil. I, 56. 58. 218.) erinnert

werden. Wir wenden uns wieder zu unserer Inschrift.

Das Zeitwort, dessen der Satz bedürfen wird, kann nur bba

seyn, des obaab halber als Passiv bba auszus|irechcn , welche

Form dem A. Test, zwar, doch nicbt dem Arab, fremd ist. In¬

dessen reicht: er wurde tüchtig genetzt, nass yemachl, nach dem

Arab, für den Zusammenhang nicht hin. Dieser verlangt nicbt

bloss, dass der Betreffende nass wurde, sondern dass er in der

Fluth seinen Tod fand. Nun treffen wir Burckh. arab.

Sprüchw. 712. in der Bedeutung überschwemmt, ersäuft werden,

welche wir, da z. B. auch n;?b soviel ist wie nfsba , für unser

bba in Anspruch nehmen. Die Wurzel scbeint mit bai verwandt;

und der Vf., welcher baJ? mit bba in Beziehung setzt, hat des¬

sen auch ein Bewusstseyn. Ich balte es kaum für nöthig, des

Beweises wegen an den Uebergang von 312)3 Ez. 36, 3. und baj

.les. 64, 5. in , oder näher an Drr" neben Dan, an die zwei¬

felhaften Formen "JD""» und n?n:i:S!l zu erinnern ; wie npb zu

ri)?"!, so ist auch bba zu bar der 1. Mod., indem bairr nicht

gesagt wurde. Nur übersetze man desslialb bba nicht er wurde

weggeschwemmt ; denn baT" hat diese Bedeutung nicbt, und ist aucb

Hi. 21, 30. im Gegentheil fortgebracht werden, nämlich von der

Flutb getragen (Jes. 55, 12.) in Sicberbeit. Der Vf. bezweckt

aber vielmehr den Sinn (Ps. 69, 3.) ?nnDü\Z3 nbaiä ; er hat eine

Fluth im Auge, die bis an den Hals und böber gebt fvgl. Jes.

30, 28.), qLj^I^ 'L/<, von dem es Burckh. arab. Sprücbw. 27.

U Ü

heisst i^fls'j li^Äjl ' j' .

In Dbaab führt b die wirkende Ursache heim Passiv ein.

Indem das Wort aber mit seinem nächsten Nachbar auch etymo¬

logisch verbunden erscheint, reimt es, wie Y-\H vorher auf yip,

aucb noch auf obaa , während zugleich ba an bba anklingt.

Solcher Rückschlag der Wellen, verbunden mit der Einfachheit

und Kürze des Satzes und der leichten Bewegung, die sich im

Wiederholen derselben Laute, zumal des flüssigen b vollzieht,

giebt der Aussage etwas in sicb Gerundetes, dem Tone eiue ge-

(15)

Hüzig , Sludien. 745

bietende Sicberbeit, indem uucb die Rede sicli scbeinbar nacb-

lässig wiegt und scbaukelt, wie es dem Gegenstaude, dem scliwel-

leuden Wasser, angemessen ist.

Kine Scliwierigkeit ist nucb zurück, nämlicb die Beziebung

des Suffixes. Wenn der Sinn seyn sollle: win alte Menschen, so

war ein Ausdruck zu wählen, der das besagt: D'lt}!l-b53 (vgl.

4 Mus. 16, 29.) oder bba (Hi. 24, 24.). Dass sta'tt 'des Letztem

aucb Db35 zulässig, wird durch "ibS i*s. 53, 4. für ban Ps. 14,

3. 119, 91. nicbt bewiesen, weil da das Suffix sicb an DTN-'^Da

V. 3. anlehnen wird. Der Dichter kann nicht bluss sagen wollen,

Denselben habe das gemeinsame Schicksal aller Menschen erreicht;

denn eine Fluth erfasst Viele gleichzeitig, dagegen sterben natür¬

licben Todes die Menschen vereinzelt nach einander. Schicklicher

bätte der Vf. da mit einem im Arab, häufigen Bilde, dessen An¬

lage sich schon io der Bibel findet, von einem Becher des Todes

gesprochen. Ks liesse sich etwa denken, da die Worte nun wobl

auf einem Leichensteinc stehen werden, der hier Begrabene sey

nicbt der „Rathgeber" selbst, sondern dessen Rede und Schick¬

sal sey einem Andern, z. B. einem Arzte der Analogie halber,

auf das Grab geschrieben wurden. Dem Mythus von' der .Sünd¬

fluth und einem Warner wie ^Avvuxog wäre uuf phönicischem Bo¬

den vielleicbt die Wendung gegeben worden, dass Jener selbst

mitertrunken sey; allein bloss auf einen VIS, plötzliches An¬

schwellen eines wilden Baches kann der wahrhafte Seher seine

Reebnung nicht gestellt baben. Vielmehr das Suffix greift ein¬

fach auf Diejenigen zurück, weicbe der Sprecher im Sinne bat

(vgl. Ps. 29, 9. 139, 16. Jer. 15, 10. Spr. 19, 6., wo nb?

zu lesen), auf die Vielheit derer, welche, jeden für sich, der er¬

tbeilte Rath angeht; und der hier Begrabene ist der Rathgeber.

Die Gesammtfrage aber weiter zu verfolgen und schliesslich zu

erledigen, haben wir uns erst nach der Heimath des Denksprucbes

und uach seinem graphischen Charakter umzusehn.

Wie zu Kingange dieser Abhandlung bemerkt worden , soll

das die Inschrift seyn, welche auf der Insel Gerbi (iij_;>-, Meninx

Sir Grenville Temple entdeckte , dessen Abschrift bei Gesenius in

den monumenta unter N. LXVI. wiederholt ist. Dieser Gelehrte

urtheilt: Vel inscriptio vel certe apographum ita comparatum est,

ut nihil certi inde effici possit et in conjecturis acquiescenduin

sit; uud noch stärker und bestimmter erklärt Judas: La cojiie

est evidemment trop incorrecte pour que l'on puisse asseoir sur

eile autre chose que des conjectures denudes de tout fondement

solide; ja auch Movers meint zu meiner Verwunderung (Die Phö¬

nicier II, 2, 496.), die Copie sey so beschaffen, dass man mit

Sicherheit nur einzelne Buchstaben davon lesen könne. 'In der

That las Gesenius ausser ]a und ]a nicbt Kin ganzes Wort

richtig; und wegen des gut erkannten y in yn« und n^S? tadelt

■'s 9 *

(16)

746 Uilzig, Sludien.

ihu Judas p. 178.,. welcher y fülschlich fiir ein i ansieht; wäh¬

rend vielmehr Rüge verdient, dass Gesenius das erste n in yinn

für ein m ausgeben mochte. Und gleichwohl entbehren jene Kla¬

gen über die Abschrift alles Gruudes ; beim Lichte betrachtet er¬

scheint, auch wenn der Paläograph die Exegese beizuziebn untcr¬

iässt, n in y-^SM ausgenommen, kein einziger Bucbstabe zwei¬

deutig oder überhaupt zweifelhaft. Dieses n ist unvollständig,

ungenau gezeichnet, und war obne Zweifel nicbt deutlich scbon

auf dem Steine. Die Spur eines Bucbstabens ist noch vorhanden;

und ein solcber, der Artikel , sollte, da 7 des I'a nicht assimilirl

ist, dagestanden liaben, indem auf archaistische Ausnahmen wie

Hoh.L. 4, 15. Hi. 40, 6. Jo. 1, 12. Rieht. 7, 23. u. s. w. nicbt

zu zählen seyn wird. Für einen Rest nun von N balte ich den

Schriftzug desshalb nicbt, weil er von der Gestalt desselben in

yiNi sich weit entfernt. Dagegen weist er einige Aebnlicbkeit

mit n in TlXSf auf. Der Buchstabe hier, welcben ich so lese,

trägt in der That zu keinem andern nähere Verwandtscbaft, als

zu rt; und wir gewinnen so zu nz"^ io ?i3*'N yz der Taubensperber

Cit. III. (s. Heidelb. Jabrbb. 1839. S. 849.)' und noipia Ruhe

Numid. IX ein neues Beispiel, dass die Endung ä des Femin'. auch

mit n geschrieben wurde. Den folgenden an dieses n hart an¬

gerückten Bucbstaben, keinem andern der Insebrift ähnlich, kann

man wegen der Beugung des Schaftes der rechten Seite zu (vgl.

NaSUJl Numid. XI. XII., ia uud Nblp auf letzterer) uur für ein

1 halten.

Da anzunehmen ist, dass der Stein mit seiner Scbrift auf

jene Insel nicht erst verbracht worden, so erhellt nun zunächst,

was wir uns freilicb schon gedacht haben, dass der Strom und

die Fluth bildlich zu fassen sind. Mit einer Ueberschwemmung,

mit schwellenden Wassern hatte es auf Meninx keine Gefahr.

Allein es leucbtet noch ferner ein , dass die Wahl ebendieses

Bildes einem Bewohner des genannten Eilandes nicht nahegelegt

war, und dass der Berather so nicht zu Leuten sprechen sollte,

weicbe von einem Waldstrom u. dgl. keine Vorstellung hahen. —

Seinen Rath hat er, wie wir hören, auch selber befolgt, viel¬

leicbt eigentlicb eben sich gegehen; dieser Umstand löst das

Räthsel. Wir unterstellen: Der kluge Mann hatte sicb, um dro¬

hender Gefahr zu entgehen, auf dieses Eiland zurückgezogen;

sie erreichte ibn aber hier dennocb. Die Gefahr war eine ge¬

meinschaftliche Vieler, welcher aucb seine Genossen, von deren

Schicksal er das seinige trennen wollte, erlegen sind. Möglich,

dass eine verheerende Seuche ausgebrochen, oder Krieg, viel¬

leicht innerer, eine politische Umwälzung im benaebbarten Leptis

(vgl. Sallust. Jug. 77.) oder anderswo, überhaupt eine Katastro¬

phe, Von welcher ein Volkstbeil , ein zahlreiches und mächtiges

Geschlecht, oder eine Partei im Staate verschlungen ward.

Die ganze Insebrift lautet nunmehr wie folgt:

(17)

Hütig , Sludivn. 747

y~).tt\ s-^nn V^Efi ~

^bsB!) nsj'-ia bVn pa

:Dbaab bba' DbD3 ba

Nocli könnte möglicher Weise einem Leser, wenn uuch keinem

unterrichteten , der volle Reim , welchen unsere Erklärung Plutz

greifen lässt, uls unhehräisch vorkommen; wogegen uuf Tripels

Abhandlung vom Reim im Hebr. §. 6. (Neue Julirbb. fiir Pbilol.

XII. Supplemenlbd. , 2. Heft S. 249 f.) verwiesen werden mag.

Wie hier yiN auf yiB, so reimt z. B. Hos. 8, 7. nMj; auf n73S,

Jes. 5, 7. MpSS£ auf Mis'!!: ; und wii" werden um so weniger uns

zweifelnd bedenken , wenn der Stabreim des A. Test, gleichfalls

sowie sein Stiminreim auf afrikanischem Boden sich wiederfindet.

Aus nächster Nähe von Meninx hahen wir an der Insebrift von

Leptis magna ein Beispiel nicht minder kunstreichen Versbaus

durcb mehrfaches Zuriickklappen der Worte, welches angemessen

der Einheit des Satzes dessen Glieder enge zusammenschmiedet.

Wir lassen uns jetzt aber in keine neue Untersuchung eiu,

sondern wollen erst den Erfolg unserer Deutung der-Gerbitana

ruhig abwarten. Wenn sie verworfen wiirde, dann wäre ich nicbt

bloss Ausleger, sondern auch Verfasser; dann bin ich der Dichter

dieses Denksprucbes, bin zugleicb mein eigener bester Dolmetsch,

und will mich damit über mein Missgeschick trösten.

IV. Zur Ethnographie des alten Syriens

1) Die Gephyräer.

Nachdem in dem Aufsatze: drei Städte in Syrien (Bd. VIII,

Heft 2, S. 209 ff.), der Nachweis versucht worden, dass vor den

Semiten Völker anderer Zunge, Indogermanen, Arier in Syrien

diesseits des Stromes sessbaft gewesen sind, nehmen wir nun¬

mehr die Untersuchung wieder auf, und zugleich eine zweite

Frage in Angriff: was von der Einwanderung der Phönicier in

Griechenland zu halten sey, darUber bilden wir uns-eine be¬

stimmte Meinung. Für das Setzen der Thatsache selbst berufen

wir uus nicht einfach auf unvermittelte Zeugnisse der Griecheu,

nicbt auf die Analogie der Völkerzüge von Ost nacb West, noch

weniger uuf das pbönicisch - griechische Alphabet: sie wird aus

dem Verlaufe unserer Erörterung von selbst neu hervorgehen.

Nämlich es fällt uns nicbt ein , zu jenem zwur nicbt eigentlich

überwundenen , aber mit Recht verlassenen Standpunkte zurück¬

zukehren, auf welcbem man bedeutsame Namen griechischer My¬

then und Anderes mehr aus dem Hebräischen erklärte ; denn

zeigen soll es sicb iro Gegentheil , dass die Phönicier des Kad-

mus keineswegs pbönicisch, d. h. irgend semitisch redeten. In-

(18)

748 Uilzig , Sludien.

zwischen behaupte ieb, (Doivi^ gleiclibedeutend mit 'Egi&gug se>

wie dieses nur die üebersetzung von tlB. Dass ©o/ii^" wie ^1*2»

der Rothe bedeutet, und dass weder die Hiinjaren noch die Phö¬

nicier uacb ihrer rothen (?) Kleidung benannt sind ■), brauche icb

nicbt erst zu lebren; dass ipoivi'^ ursprünglicher die Frucbt des

o ^

betreffenden Baumes , wie —tamra skrt., nach der Farbe (vgl.

Diodor 2, 53.) bezeicbnet, habe ich anderswo bemerkt; und dass

nicht Phönicien das Land^der Dattelpalmen ist, mag hier bei¬

läufig erinnert seyn. Was jetzt zu sagen ist, — da z. B. sLI*!.*

Damm bedeutet ■) von ^^*» — erhöhen, erheben; neben U*.

Glanz z. B. des Feuers Ham. p. 751.; neben "^Vli, wie eine hoch-

rothe Farbe heisst: so scbeint es, dass DID neben dem bekannt¬

lich schwarzen Cliäni und neben Japliet , dem Weissen, nur den

,, rothen" Stamm bezeicbnen kann. Den Weissen betreffend, so

liegt dieser Begriff in der Verbindung der hellen Laute i und a,

indem nicht von nc* , sondern von ^Junixög auszugehn seyn wird,

einem ,, japhetitiscben " Worte, gleichwie DH seinerseits ägypti¬

sche, also Herkunft aus dem Lande Chams bekennt. So ist nuu

Tmtid^ einerlei mit ugyfoxriq (Gell. N. A. 2, 22); und die Bedeu¬

tungen von iü).ff.tog und iäyu) gehn auf Helle des I.,autes, loiVw

auf den Begriff des Heitern zurück. Japhet oder also eigentlicb

'luTtiTog ist Stammvater der nördlichen Völker, welche Xivxoi tu

atö^tuTu ä);-und das Keltische Volk der 'Tünodeg (Appian. Illyr.

c. 10. 14. 16.) ist das Gegenstück zu den MtXü/iinodK; , den

Aegyptern ' ). Wurde aber 'Tunung (s. Iliad. 8, 479) neben

Kgovog (xpövog) der Raum, welche Idee der Etymologie in nD"

1 Mos. 9, 27. zu Grunde liegt, so vertrat jenen ja eben der lichte

Aether, äk ä^a. Schliesslich harmonirt mit dieser Deutung der drei

Namen und speciell des Wortes Du; der ümstand , dass die Völker

Sems den mittleren der drei Erdgürtel einnehmen. Zu ibnen

rechnet aber die Genesis auch solche, welche nicht semitisch

sprachen , während sie die aus tiefem Südlande heraufgezogenen

Phönicier selbst zu Chamiten macht; obne dass sie dessbalb eine

chamitiscbe, etwa die ägyptische Sprache gesprochen haben sol¬

len, ünd so sind aucb deu Griechen 0uivtxig überhaupt die Be-

1) Von solcher wollte man allerdings schon die beiden Nainen ableiten, s. Ham. p. 162 comm.; O. Müller, Orchomenos ii. s. w. S. 119. Rothes Gewand wirklich im Gebrauche s. Freytag, Selecta etc. p. 65.

2) Z. B. Abdollatif (ed. Paulus) p. 91. Casiri I, 211. liazwini.

Kosmogr. II, 39.

3) VVie /.. li. die Golheii und die Ephthaliten Agathias bezeichnet (Bell.

Vand. I, c. 2. b. Pers. I, c. 3.).

4) Bei Apollodor und dem Schul, zu Aeschylus' Proinelh. V. 853.

(19)

Hitzig , Studien. 749

wuliner der Ostküste des Mittelmeeres, dieselben benannt von

ibrer rotben, rötblicli braunen Gesicbtsfnrbe , im Gegensätze zu

den blassen Nordländern und den Mohren des Südens.

Wenn den Mytbenforscber die Namenerklärung allein über

die wahren Ursprünge völlig aufklären kann, so wissen wir zwar,

verfahren aber oft als wüssten wir es nicht, wie unzuverlässig

dieses Hülfsmittel ist; wie schwer sein ricbtiger Gebraucb; wie

gemeinhin die endliche WabI zwischen mehreren Möglichkeiten

erst durcb das Verständniss des Mythus selber bedingt wird. In

jeder Sprache sind die Eigennamen ursprUnglich Appellativa, wel¬

che allmälig fest werden und erstarren, und deren von Hause

aus klare Bedeutung, je weiter in der Zeit berab, desto mehr

sich verdunkeln kann und wirklich verdunkelt. Zu einer be¬

stimmten Zeit kann ein Eigenname neu geprägt, aber auch ein

alter, bereits unverständlicher Jemandem beigelegt werden: eines

solcben Etymologie wurzelt dann nicbt im gleichzeitigen Bestände

der .Sprache, sondern liegt weiter zurück. Von hellenischen

Eigennamen , die io den Gedichten Homers vorkommen , kann der

ursprüngliche Sinn nicht nur zur Zeit ihrer .Abfassung, sondern

sciion in derjenigen der Handlung, kann ibren Trägern selbst

bereits unbekannt gewesen seyn; wo man sie nicht mit Bewusst¬

seyn dessen, was man wollte, neu geschaffen bat. Für uns ist

die früheste Gestalt der griechischen Sprache jene, welche wir

uns aus Homer bilden. — Homers eigener Name ist nicht mit

Sicherheit erklärt; und zwiscben seinem Zeitalter und dem troja¬

nischen Kriege liegt angeblich und in der That mehr, als ein

Jahrhundert: wie lassen wir uns da beigehn, z B. die Namen

Oedipus und Cekrops, oder gar solche der Götter, aus dem zu

erklären, was uns als griecbiscb gilt, aber zu selbiger Zeit,

vor dem trojanischen Kriege, so noch gar nicbt existirt hat?

Das beisst ja mit dem Maassstabe einer spätern Zeit das Be¬

wusstseyn einer ältern richten, wie auf dem Felde der Etymo¬

logie vielfach griechische und römische Gelehrte getban haben,

deren Versuche durch den Erfolg verurtbeilt siud. Und auch

wenn eine gefällige Deutung berauskommt, kann der Schein

täuschen. Man darf Eigennamen griechischer Mythologie und

Urgeschichte freilich nicljt nus dem Hebräiscben , aber auch nicbt

so ohne weiters aus demjenigen Griechisch, das die Literatur auf

uns bracbte, entziffern wollen; am wenigsten den Nainen eines

Niclitgriet hen , ob er auch vou Griechen überliefert werde, wo¬

fern er nicht eine blosse Uebersetzung ist. Wenn den Hellenen

ein Wort qedein unbekannt war, und dagegen Kadmus nicbt sich

selber ein qedein, oder vielmehr ben qedein oder qadinoni seyn

konnte: so hal auch, was von dem mythischen K^xgoyj erzäblt

wird, zu xfQXiüip keinen Bezug; und die kahle Behauptung. Ein

Wort sey dns andere , darf man nieht verwechseln mit dem Be-

(20)

750 Uüzig, Sludieti.

weise für die Behauptung. Mit den gescliwollenen Küssen voll¬

ends des Oedipus werden wir nicht weit springen.

Jene frühere Gestalt des Griechischen vor seinein Eintritt in

die Literatur bestimmt sich einerseits als eine solche, weicbe in

realer Anlage die spätere uns bekannte in sich trug, anderer¬

seits als dem Sanskrit und den übrigen Schwestersprachen nocb

näherstehend, denn seit sie auf der Bahn selbständiger Entwick¬

lung weiter fortgeschritten war. Weun neben lubdba das Skrt.

ein labdba bietet (vgl. yluß&u Herod. 5, 92.), dürfen wir da nicbt

zu lubdhaka, dem gewöbniicben Worte für Jäger, ein lab-

dhaka annehmen, welches Aer^ame ytüßöaxog'i Cekrops beisst

u dttpv^s —; und durch Combinirung mit dem indiscben Gane^a,

welcher dvideha, würden wir wahrscbeinlicb ein Irrlicht ver¬

folgen. Aber Visbnu, welcber zu seiner Zeit der einzige unter

den Göttern menschliche Gestalt annehmen konnte '), bat zum

Attribut das Symbol der Welt den Diskus tschakra, älter

zweifelsohne kakra; und wie x'atrapa neben dem sehr häufi¬

gen tscbakravartin, das aber König bedeutet, konnte man

nuch tschakrapa bilden: zu welcbem sich Ktxgotp verhält wie

(7101// zu upupa, wie cpvXai zu (pvAuxog, Krebs zu ^arabba,

atptyi zu sinba. Und endlicb jener Oldinovg, uuf Sanskrit zu¬

rückgeführt, Vidvi pad, wäre, da dvipad, lateinisch bipes ,

sprachgebräuchlich für Mensch steht, vi aher, der ägyptische

Artikel pi und selber eigentlich ==dvi ztoei, nicht nur trennt,

soodern auch verdoppelt d. i. verstärkt, genau soviel ala'Ayi^vwff,

„Der Mensch" löst das Räthsel der Sphinx durcb seine Existenz

tbatsächlich; und wenn er seine Mutter sicb vermählt, so denken

wir: er ist ytjyiv/jg; und die Flur ist Gattin des Laudbauers, wie

auch die Umkebrung des Bildes in nuTQÜai aXoxtg Sopb. Oed.

rex 1211. vgl. 1257. 1485. 1497. u. s. w. zu verstehen giebt.

Den Vater aber , der ihn selbst säcte , Auiog ( vgl. Xr^tbv 5ua( ),

tödtet er uhne es zu wissen und zu wollen, sofern nacb dem

Naturgesetze der Vater dem Sobne weicht, der an die Stelle

Jenes zu treten bat.

Docb es ist Zeit einzulenken. Das bisher Gesagte soll le¬

diglich zum Folgenden vorbereiten , und erbebt weiter keine An¬

sprüche, da die erforderlichen Beweise meist nur so weit aus¬

geführt sind, um es begreiflich zu muchen, wie Jemand, wenn

er nichtzünftigen Gedanken nachhängt , in dergleichen beimisch

werden kann. Wir geben nun zu unserem eigentlichen Gegen¬

stände über.

1.

Gleichwie die Griecben, denen yit/ivgu Urüclie bedeutet, von

einem Volkstamme ruf rgaitu wissen , erwähnt das A. Test, ein

1) Schlegel zu RäinAj. I, 14, .38.

'2) Küuläj. II, tO, 34. — I, 45, '23. und anderwärts häuli);.

(21)

Hilzig , Sludien. 751

Volk der O^'lica, während die arabische Forniirung von

•^flttSj , den Begriff brücke bezeichnet (s. im weitern §. 3.): diese

Thatsache nimmt die Aufmerksamkeit in Anspruch. ünd bätte

uns die Gescbicbte auch die beiden Völkerschaften nicht über¬

liefert, so würde miüS und yltpvQU schon ähnlich genug lauten,

dass Nachfrage um etwaigen Zusammenbang der zwei Wörter,

weicbe gleicbbedeutend, erlaubt seyn müsste. Allein die Gephy¬

räer waren ja eingewanderte Phönicier (Herod. 5, 58.), und sind

ursprünglich also mit den Q'<HU}3 auf demselben Boden Vorder¬

asiens zu Hause. Die Bibel kennt ein niUia in Aram, und ara¬

mäische N»n!|ffiJ! kämen der Form FtqivQuiioi vollends nahe; sie

erwähnt auch ein Volk t'iiiua diesseits vom Jordan im .Süden des

Stammes Juda, den Pbilistäern benachbart 1 Snm. 27 , 8. In alle

Wege wohnten diese •<niD3 nicht sehr entfernt von Hebron und

somit auch (vgl. Jos. 15, 13. 14.) von jener „Stadt der Schrift"

( a. u. 0. V. 15.), welcher die Erfindung der Scbreibekunst ibren

Namen verdient haben dürfte; die Gephyräer ihrerseits gehörten

(Herod. a. a. 0.) zu jenen Begleitern des Kadmus, welche das Al¬

pbabet nacb Griechenland gebracht haben. Dass dieses Alphabet

inmitten eines semitisch und zwar hebräisch redenden Volkes er¬

funden worden ist, sowie dass die Phönicier im engern Sinne,

die Sidonier, diese Erfinder uicht sind, setzen wir als gewiss

voraus. Weisen wir es nach qirjat sdfer heim, so mochte um

so leicbter die Hieroglypbenscbrift des nahen Aegyptens dazu den

ersten Anstoss geben, da aus 4 IVIos. 13, 22. erbellt, dass Ver¬

bindung dieser Gegend mit Aegypten in uralter Zeit bestanden

hat. Also aber stellt sicb eine unmittelbare Verbindung auch der

beiden V ölker her, indessen die zwei Appellativa ibr gemeinsamer

Begriff verknüpft; und es bleibt nur zu zeigen übrig, dass bie-

gegen der Wechsel von (f und ui uicbt aufkommt.

2.

Nacbricbt von den Gephyräern oder Geschurim haben wir keine

durch einheimische Schriftsteller; wir kennen die .Sprache des Vol¬

kes nicht, können nicht wissen, ob griechisch oder hebräisch aus¬

gesprochen der Name richtiger. ünsera Aufgabe ist daber auch

nicbt zu beweisen , dass gepliyräisches pb den Hebräern in scb,

oder geschuritisches scb den Griechen in ph übergieng ; auch

zeigen zu sollen, dass hebräisches U) griechisch q) werde, oder

umgekehrt, wäre unbillig verlangt, indem über die Frage, welche

Form die ursprüngliche sey, das Urtheil vorausgenommen wäre.

Vielmebr werden wir alle Gerechtigkeit durch den Nachweis er¬

füllt haben, dass in der Tbat die beiden Laute verwandt sind und

verschiedentlich mit einander wechseln.

Eiumal steht dem hebr. \D im Arab, sehr gewöhnlich ge¬

genüber, ein dem griech. welches mit wecbselt, verwundtcr

(22)

752 Hitzig , Studieu.

Liiiit; dieses O aber wird inoerbalb des Arabisclien selber mit

v_j vertausclit. Für ^jii Knoblauch (bebr. BIUJ) spracb man etwa

auch ( z. B. Qor. 2, 58.), für vi)J<:> Grabhügel (ic^ia) sel¬

tener '), und für j^sLc Meid. III, 1. p. 105. (vgl. II,

814.) ist j .SLc Variante; ja das Vulgärarabische in .Syrien, o

durch o ersetzend, gestattet'sich vollends dein Mund für

«ij^ ^). Man könnte nun freilich einwenden, IWi habe die Form

kein o sicb gegenüber. Indessen steht auch vi>il nehen

, ^=>.L*» schwarz neben |»=>.L5 kohlschwarz , v^ij^J iec/cen bei

fju.^, den Baum ^Uäm noch in Umm el Dscbelüd nennt man in Assalt

jjLxÄ: und weiter wechseln innerhalb des Hebr. selbst O und

S , wo dann auf das parallele Arabische, ob es C> oder dem

D entgegensetze, gar nichts ankommt, nns Grube ist doch nur

eine audere Form für nniC ; das Geschlecht von nno *) weist an,

von mu) erst eine neue Wurzel nni23 (vgl. von aij) zu

Grunde zu legen. Verwandt ohue Frage sind auch die Begriffe

von npo nach etwas schauen und npuj wachen über-; und "ISD

schliesslich (^«i) klaffen ist mit "i2'i25 (vgl. .ii) , wovon nru) i7u/^(.

Spalte, Thor, einerlei. Der Begriff hat sich kaum so weit wie die

Form abgewandelt : und "yilfs fällt mit fast ganz zusammen.

Das Verbältniss von WS und nra, von nss und nNtti bleibt hier

unerörtert; erwiesen scheint, dass einem hebr. u5, wie in IIIUJ,

im Arab., ja im Hebr. selber s gegenüber treten konnte.

Im Verfolge wird sich -zeigen, dass yiffvga ursprünglicher

ist, als TTSJ: wurde nun griechisches (f beim Uebergange in den

Hebraismus IS? Das Umgekehrte ttat allerdings ein: s^i^sq lautet

griechisch in Ermangelung eines sch aixvu, aixvog , atxvg ; uud

wenn sogar ohne besondere Veranlassung innerhalb des Hebraismus

und C wechselt, wie viel leichter bewerkstelligte sich das bei

Gelegenheit des Uebergehens aus eiuer Sprache in die andere!

Anderwärts kommen noch stärkere Vertauschungen vor, weicbe

geeignet, durcb Schluss -a majori ad minus unsere Ueberzeugung

zu befestigen. Zwar, dass darpana Spiegel (Skr.) nur eine

andere Aussprache für darpana sey, kunnte mau bezweifeln.

Aber^ärdüla lautet griechisch TiüpdaXic; mit tsch arm a Schild

scheint parina der Lateiner identisch; die Wurzel tschur ist

t) S. Silv. de Sacy , anlliol. gramm. p. 42., Note 23 und 25.; zn Hariri p. 5(S6.

2) Burckh., Reisen in Syrien IF. S. 62.

3) Buckingham, Reise 11, 125. 57. vgl. 52.

4) In der Stelle 2 Sam. 17, 9. ist nach Maassgabe von V. 12. 18, 17.

zu ändern.

(23)

Uilzig, Sludien. 753

ebendort fur, tscbar iui Deutscben var, fahren; (fuirfa&ui end¬

licb neben scheinen läuft unserm Falle genau parallel.

3.

Ein Bedenken baben wir nocb zu erledigen : misj entspräche

)

arabischem ; Letzteres aber ist Plural, Briiclie im Sing,

heisst Allein ist eigentlicb ein Singular mit col-

)

lectiver Bedeutung, und nach ^^yx.'i bilden sich nuch Abstracta, In-

, j

finitive wie J).*a=> und ft-; denn die Form drückt überhaupt

Allgemeinheit, den reinen Begriff aus. In mancben solcher Be-

grift'swörter vereinigt sich Singular- und Pluralbedeutung; und

es wird sicb schwerlich beweisen lassen, dass letztere in

^- ^ O 3

z. B. uud Js.lf die ältere, oder dass jm.:>- früher da war, als ^yM.:>.

llüSa stellt sicb zu wie Bin; zu ; urfU das Verbältniss

von ^A>»> zu ■,y'^>- scheint ein ähnliches zu seyn wie in UJiN i

und 'i'i3i<. Das dem Letztern entsprechende oder be¬

zeichnet nur Mehrheit'); und ebensu ist ^.lAi» Collectivum, aber

eigentlicb reines Begrift'swnrt ; und darum wird das mit ,oj^.i>

o ^

identische DTS (vgl. l\*c = Mensch) auch gesugt vum Einzelnen.

4.

Wenn ich den Eigennamen Geschur mit dem Appellativ für

Brücke in Verbindung setze , su glaube icb ferner desshalb auf

dem rechten Wege zu seyn, weil Geschur im Süden des Stammes

Juda ein Nachbarvulk war vnn nn. Ich übergehe die bisher ver¬

suchten Deutungen dieses Wortes, und bemerke bloss, dass keine

von ilinen im Besitze ist, dass sie lediglich Behauptungen sind,

aber nicbt bewiesen. Ich halte nn für das skrt. setu (zend.

bae tu) Brücke uder üamm, also für ein Synonym von "niüJ.

Dass der schliessende Vokal im Hebr. nicht wieder zum Vor¬

scheine kommt, verschlägt nicbts; in ^"liü d. i. Sar aju, in ,,'^^)^^

der Chaldäer", ;ff»()M twv Xuldaiwv (vgl. uru, wovon urvi

,

Erde), iu J^^ Brücke (s. unten §. 15.) tritt ja der gleiche Fall

1) Als eollecliver Sing.; daher noch möglich (jaLäJ! liÄ.^ s. Silv, dc Sacy, chresl. ar. III, 44, coinin.

(24)

754 Hüzig , Studien.

ein. Dass aber der Zisclilaut in n Ubergeiit , welcbes den Grie¬

chen anfänglich Zeichen für den scharfen Hauch, ist nicht wun¬

derbarer, als wenn semitisches n von den Griechen durch 2 er¬

setzt wurde. Herodot's 2ii'QO)ftog (5, 104. 7, 98) ist bekanntlicb

der Name D'll^ri; und ich habe andern Ortes ') die Gelegenheit

wahrgenommen , die Wörter 2(i.yxovri('iittiir nnd 2ugu/iaX durch

tJhN •'29San (='';i3r!) und bN-D*in zu erklären. Aucb ist noch

nicht gefragt , ob — und darum nicht verneint, dass jn3 von pä-

scbäna, ßuoarog, herkomme; und was unsere Deutung vor an¬

dern voraus hat: auch anderwärts — worauf icb später zurück¬

komme — (luden sich V'ölkernamen, welche von setu oder dessen

Begriffe scbliesslich abgeleitet siud.

5.

Nocb ein anderes Geschur, haben wir gesagt, gebe es in

Aram (s. 2 Sam. 15,8.); ein angebliches drittes in Gilead, wel¬

ches I Chron. 2, 23. neben Aram genannt wird und in der Nähe

von Kanatba zu suchen seyn dürfte, ist mit jenem Geschur in

Aram ohne Zweifel identisch. Die Grenze zwischen Aram und

Israel war nicht fest bestimmt, nicht immer die gleiche (1 Kun.

22, 3. 20, .34: 2 Kön. 13, 25.); Geschur wohnt Jos. 13, 13.

unter den Israeliten ; 5 Mus. 3, 14. dehnt sich Israel bis au Ge-

schurs Grenze aus, und 1 Cbron. 2, 23. nehmen die Geschuriler

den Israeliten den nämlicben Gebietstbeil weg. lu jenen .Stellen aus

5 Mos. und Josua erscbeint Geschur stets mit Maacba verbunden;

aher Maacba beisst auch eine Königstochter aus jenem Geschur,

das zu Aram bält. Sey dem aber wie ihm wolle, gleichwie wir

unser Geschur aus dem Süden Juda's östlich vom Jordan an der

syrischen Grenze wiederfinden , so war auch dort wiederum nn

Geschurs nächster Nachbar. Wo werden jene Könige der Ü'nPI

2 Kön. 7, 6. gebaust haben? Auf keinen Fall in Hebron und

Umgebung. Aber auch nicht nothwendig gegen Aegypten zu,

denn die beiderseitigen Heere a. a. 0. konnten von verschiedenen Ausgangspunkten her sich vereinigt baben ; und als nächste.Nach¬

barn Aegyptens hätten sie ihren Bedarf an Pferden direkt be¬

ziehn können, s. dgg. 1 Kön. 10, 29. Ein Bezirk Canaans

(1 Mos. 35, 6.) kann „das Land der D'nn" nicht gewesen seyn;

denn wessbalb sollte jener Mann überhaupt wandern Rieht. 1, 26.,

wenn er inmitten Israels bleiben wollte? Jos. I, 4. scheint das¬

selbe zwiscben der syriscben Wüste und dem Libanon sich gegen

den Eupbrat bin zu erstrecken; jene Könige würden somit unter

den „diesseitigen" 1 Kön. 5, 4. I. mitbegriffen, würden Nach¬

barn der Könige Syriens (vgl. 1 Kön. 10, 29.) seyn ; und wirk¬

lich lag das „Land der B''nn", wenu wir 2 Sam. 24, 6. richtig

verbessern, im Norden oder Nordosten Gileads nnd von Basan

1) Theul. Stud. u. Krit. 1840. .S. 42« tr. Rhein. Mus. f. Philol. N. F. X, 87.

(25)

Hilzig, Studien 755

östlich. Dass die mit Eigennamen gespickte .Stelle verdorben ist,

leidet keinen Zweifel, nnd zugleicb ist nicbts ebenso gewiss, als

dass für DTnr V'iN vielmebr D'nnn yiN gelesen werden muss.

Die Zählung, weicbe Ruben nicbt auslassen kann, wird ange¬

hoben beim Arnon, der Südgrenze fV. 5.), und setzt sicb zu¬

näcbst fort bis zur Grenzstadt (4 Mos. 21, 24 LXX) Jaezer,

weiterbin bis zum Lande der Cliittim, welcbes wie Jaezer und

Moab nicht mitgezählt wird. Die Worte nti"-V{<i hängen

deutlicb vou einem ,,sie kamen" ab; und am einfachsten wird man

lesen: D'nnn V"1N bNi ItS^ bi* Ii ^I^M^ = "'"^ sie ge¬

langten gen Gilead Gads bis Jaezer und bis zum Lande der Chiltim.

Im Folgenden ist für ^tiSn der Name eines Landes zu denken,

welcbes am Wege von dem der Cliittim nach Dan liegt; offenbar

stand bier ^TBan, vermutblicb von lt»a''1 noch regiert; und ebenso

wird für (ü) ohne Zweifel ]b^n und nachher vielleicht der

Infin. abs. zu lesen seyn : — nncli Hasan kamen zum nördlichen

Dan, und bogen um gen Sidon. Da unser Zweck nicht erheischt,

dass die ganze Stelle VV. 5. 6. umständlich erörtert werde, so

verweise icb für fehlerhafte Setzung des n statt 'n auf 2 .Mos.

34, 19. Spr. 26, 26. 29, 25,, wo man ir-Tn, Mobn, rj ibn lese,

und bemerke im Uebrigen bloss, dass für die weiter angenomme¬

nen Verderbnisse einzelner Buchstaben hinreichende Belege in

meinen Händen sind.

6.

Dieses Land der Cbittiin bestimmt sicb nun noch genauer

durch eine Ortschaft ihres Gebietes. In .Sueida Haurans, zwei

.Stunden südwestlich von jenem Kanatba gelegen , las Uurckhardl

(Reisen in .Syrien u. s. w. S. 155.) auf einem Steine im Zusam¬

menbange einer Inschrift (inscr. 4618.) die Worte urögw nguyfiu

xöii' KtjTtdir , in welcbem KrjXtmv icb unsere nn wiedererkenne.

Die Mutliniassungen von Gesenius, lleisig, Cavedon dürfen wir ein¬

fach ühergehn; ohne Zweifel richtig hat Franz «vtS'pwv nguypiu-

THYiu)v ergänzt; aber seine von Ritter aufgenommene Deutung '),

als ständen Händler mit gesalzenen' Thunfischen (xfjXT]) in Rede,

kann ich mir nicbt aneignen. Warnm wurde der Denkstein ge¬

rade in Sueida aufgestellt? Mit dem Julian, weichen er ehren

soll, hahen die ^{luyftuxtvxai ia- Beziehungen gestanden, und

müssten nun entweder zeitweise wenigstens sich daselbst aufge¬

balten baben; oder, wenu dieser Julian daselbst wohnte, so sind

sie ebenfalls nicht weit entfernt zu denken: aber wie kommen

sie nun mit ibren Thunfischen so tief ins Binnenland? Muss

man auch gelten lassen, dass xijiog von grossen Fischen, welche

Handelsartikel, gesagt wurde, so steht docb zu bezweifeln, dass

TiQuyf.iaxtvxrig wie xüniiXog einen solchen Genitiv zu sicb nabm.

I) Asien VIII. 2. S. 9'.'8.

Referenzen

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