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Ist das noch normal? Oder einfach besonders pädagogisch?

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Academic year: 2022

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«Der normale Schüler wird zur Ausnahme!», «Weitere Kos- tenexplosion im sonderpädagogischen Bereich» - so und ähnlich lauteten die Schlagzeilen, als die Zürcher Bildungsdirektion ihre neuesten Zahlen über sonderpäda- gogische Fördermassnahmen vorlegte.

Die Normalität der Nicht-Normalität

Grund der Aufregung: Auf 100 Kinder und Jugendliche im Pflichtschulalter werden pro Jahr fast 60 «besondere päd- agogische» respektive «sonderpädagogische» Massnahmen erbracht - von der Mal- über Rhythmik-, «Legasthenie-»

und «Dyskalkulietherapie» bis hin zur Einweisung in Kleinklassen oder Sonderschulen. Der Anteil der durch das sonderpädagogische Fördersystem geförderten Kinder und Jugendlichen steigt und steigt, die Gesamtkosten des Systems ebenso. Schon auf Gemeindeebene haben wir es hier mit einer dynamischen Dienstleistungsbranche mit Millionenumsätzen zu tun: Circa 400 Millionen CHF wer- den im Kanton Zürich pro Jahr aufgewandt. Ausserschuli- sche Therapien oder Pharmaka nicht einberechnet.

Kampagnen zur Veränderung von Einstellungen arbeiten gerne mit Slogans wie «Wer ist denn schon normal?» Si- cher ist: Bestimmte askriptive, als interventionsbedürftig geltende Merkmale aufzuweisen ist heute weitaus legiti- mer als noch vor wenigen Jahrzehnten. Es ist normaler geworden, nicht normal zu sein. Wenn trotz (oder we- gen?) dieses partiellen Wertewandels Professionen, Semi- und Paraprofessionen, die sich für die Versorgung päda- gogisch besonders förderbedürftiger Kinder und Jugendli- cher zuständig fühlen, einen veritablen Boom erleben – dann ist doch alles wunderbar. Oder etwa nicht?

Fragen einer lesenden Nicht-Sonderpädagogin

Wohl nicht ganz, denn vielen lesenden Nicht-Sonderpäda- goginnen stellen sich angesichts der geschilderten Ent- wicklungen Fragen. Zum Beispiel: Was machen diese Leu- te eigentlich die liebe lange Zeit mit unseren Kids, was Regelschullehrkräfte mit entsprechender personeller und budgetärer Unterstützung nicht auch könnten? Sind mei- ne IV- und Steuerbeiträge gut angelegt? Ist nicht die Wir- kungslosigkeit vieler dieser Interventionsformen längst bewiesen? Sollten die mit ihren Klassen nicht lieber mehr Waldspaziergänge und Kraxeltouren machen, anstatt im- mer mehr Kinder für 120 Franken die Stunde in die Ein- zel-Psychomotoriktherapie zu stecken? Wieso schiessen die Kosten für die Förderung meines Kindes erst dann ex-

ponentiell in die Höhe, wenn es aus seiner Klasse wegge- schickt worden ist? Und warum haben wir trotzdem so miese PISA-Ergebnisse bei den Bildungsverlierer/innen?

Sollte nicht endlich ordentlich auf die Ausgabenbremse getreten werden?

Fragen über Fragen also. Auf die letzte hat die Zürcher Exekutive schnell und entschlossen eine Antwort gege- ben: Der kantonale Zuschuss wurde ab dem folgenden Schuljahr erheblich begrenzt. Gäbe es analog zur Kranken- versicherung eine Pflichtversicherung für alle sonderpäda- gogischen Interventionen, und wären Evaluations- und Budgetierungsformen, die gern als «neoliberal» bezeich- net werden, hier wirklich gängig, dann wären der Auf- schrei und die drastischen Einschnitte wahrscheinlich schon Jahre vor PISA-Schock, IV-Krise und Neuem Finanz- ausgleich erfolgt. Was hat es nun mit der geschilderten Entwicklung auf sich? Wo liegen ihre Ursachen?

Statt einer Antwort: Kleine Geschichten aus einem grossen, weiten Feld

Anstelle einer akademischen Abhandlung möchte ich ein paar kleine Geschichten zum Besten geben. Manchmal, so heisst es, sind Geschichten ja nicht nur erheiternd, son- dern sogar erhellend.

Nun: Das Feld der Sonderpädagogik ist ein ziemlich wei- tes, oft steiniges Feld. In den letzten Jahrzehnten wurden allerdings immer mehr Parzellen in dieses Feld integriert, die einst auf Feldern namens «Regelpädagogik» und

«Fachdidaktik» lagen. Manche behaupten, diese Parzellen seien ihren Vorbesitzer/innen regelrecht abgeluchst wor- den. Die Vorbesitzer/innen fanden das aber meist nicht so schlimm. Schliesslich haben sie Böden abgegeben, die ihnen selbst etwas unangenehm geworden waren. Dass sie dafür Wissen über den Umgang mit schwierigeren Äckern verloren, hat sie nicht geschmerzt, gab es doch auch so noch genug zu tun, um den eigenen Laden am Laufen zu halten.

Ein Austausch über den Zaun fand in der Folge der Über- gabe meist kaum noch statt, denn die Felder waren in der Regel dauerhaft überschrieben. Land zurückhaben wollte von den benachbarten Feldern nach einer gewis- sen Zeit meist sowieso niemand mehr. Falls doch Nach- fragen kamen, hatten die Leute vom Feld der Sonderpäda- gogik ein spannendes Argument parat. Es geht so: «Wenn

I s t d a s n o c h n o r m a l ? O d e r e i n f a c h b e s o n d e r s p ä d a g o g i s c h ?

Kai Felkendorff ist Sonderpädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Zürich.

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Von Kai Felkendorff

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wir es schaffen, das Land besser als ihr zu bestellen, dann ist das der Beweis dafür, dass wir besser sind und das Land zu Recht beackern. Und wenn wir es vorläufig mal nicht schaffen, dann ist das der Beweis dafür, dass das schon wieder ein besonders förderbedürftiges Stück Acker war. Wir werden, mit unseren ganz besonderen Methoden, ganz einfach noch viel mehr tun müssen. Seid froh, dass ihr es los seid.» Dieses Argument hat bisher noch alle überzeugt.

Die Parzellen auf unserem Feld werden von unterschiedli- chen Gruppen bewirtschaftet, und die Grenzen sind ab- gesteckt, wenn auch nie wirklich unumstritten. Manch- mal kommt es an den internen Grenzen sogar zu Graben- kämpfen, im Vergleich zu denen die Maschendrahtzaun- Streitereien in der Vorstadt Kinderfasching sind. Das ist nicht verwunderlich, denn die Existenzgrundlage für jede der Gruppen ist, so sehen es die Regeln nun mal vor, zum einen die Abgrenzung einer möglichst grossen Par- zelle und zum anderen der Nachweis, dass man oder frau diese bestens bebauen kann. Zum Glück entscheiden bis- lang über solche Fragen auch nicht die Leute aus dem Feldbewirtschaftungsamt, zumindest nicht mehrheitlich, sondern meist Kommissionen, die ganz und gar gerecht und zum Nutzen aller zusammengesetzt sind: Aus den ei- genen Leuten und einigen völlig unabhängigen Expert/

innen nämlich, die sich für die Parzelle interessieren und zum Glück oft schon wissen, was man damit so alles ma- chen kann.

Einige Leute auf dem Feld sind, wie auf anderen Feldern auch, nicht direkt mit der Bewirtschaftung selbst be- schäftigt. Sie haben den Auftrag, das Feld möglichst um- fassend zu erforschen, um brauchbare Ideen und brauch- bares Material für die Kolleg/innen auf dem Feld selbst zu entwickeln und den Nachwuchs in die Bewirtschaftungs- methoden einzuweisen. Fast immer haben diese Expert/

innen selbst für eine gewisse Zeit auf dem Felde gedient.

Sonst hätten sie gar nicht in die Expert/innenkaste ge- durft - wir sind ja schliesslich nicht (wirklich) in der Landwirtschaft.

Viele Expert/innen interessieren sich nicht so sehr für De- tails wie die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Pil- zen, der Sonneneinstrahlung und dem Spriessen des Saat- gutes. Sie haben dafür stets das grosse Ganze im Blick, also etwa das Wesen des Saatkornes in der selbstreflexi- ven Nachmoderne II oder die Frage, ob Saatkörner auch nach einem Atombombeneinschlag noch so heissen wür- den. Anhänger/innen dieses Ansatzes haben eine ver- ständliche Antipathie gegen kleinkariert-technokratische Mikrobiolog/innen oder Agrarsoziolog/innen, die dauernd Messgeräte oder Videokameras installieren und dumme Fragen stellen wollen.

Über das Feld ziehen Weihrauchschwaden hinweg, ausge- schwenkt von einer ganz besonderen Gruppe. Diese setzt sich sowohl aus Praktiker/innen als auch aus bestimmten Expert/innen zusammen und ist so etwas wie eine Pries- ter/innenkaste. Manche Expert/innen und Praktiker/innen

sind dieser Gruppe gegenüber etwas reserviert einge- stellt. Sie bezeichnen sie manchmal, nicht ohne Spott, als

«Politkommissar/innen» oder «Heilspädagog/innen». Ih- nen gefalle es nicht so sehr, sagen sie, dass viele der Weihrauchschwenker/innen ständig rauschhaft vom Heil des - richtig! - ganzen Kosmos reden oder in den letzten Jahrzehnten noch jeden totalitären Unsinn mindestens eine Weile lang so richtig toll fanden. Maoistische Anbau- methoden nach dem Vorbild des «Grossen Sprung nach vorn» zum Beispiel.

Auch andere, nicht eben maoistische Methoden, die die Priester/innenkaste immer wieder ins Spiel bringt, haben etwas sehr Gedankenspielerisches. «Leute, ich hab da ´ne ganz, ganz tolle Idee. Lasst uns das mal flächendeckend umsetzen und dann schaun was passiert». So fangen die Priester/innenworte meistens an. Aber so ist das nun mal. Jedes Feld hat seine Rituale. Für eines sind die Priester/innen aber immer gut: Die Weihrauchglocke, die sie produzieren, schirmt das Feld ab. Von aussen kann man kaum draufschauen, und wer sich auf das Feld wagt, hat schon nach kurzer Zeit die Nase voll von all dem Rauch.

Eine Kuriosität hat unser Feld aufzuweisen, von der hier noch kurz berichtet werden soll. Es geht, leider, ums Geld. Wenn nun also jemand in der Vergangenheit sol- ches brauchte, etwa um Dünger, Gerätschaften, neue Gebäude, Spezialsaatgut oder sonst etwas für den nicht- persönlichen Gebrauch zu kaufen, dann musste er oder sie zusammen mit ein paar Expert/innen nur auf das Feldbewirtschaftungsamt marschieren, von den eigenen Plänen berichten, und ein paar Tage später kam ein Scheck in der gewünschten Höhe. «Zum Büffet gehen»

nannten das manche Expert/innen ironisch.

Neulich kam jemand vom Amt vorbei, begleitet von klein- karierten, technokratischen – ach, Sie wissen schon. Es wurde etwas von «Flurbereinigung», «Wissenstransfer»,

«evidenzbasierter Sonderpädagogik», «personalisierten Inklusionsbudgets» geredet. Dann gab es, so viel beka- men die entfernter Stehenden mit, viel Geschrei. Als die Amtsperson das Feld verliess, hörte man sie etwas mur- ren. Es klang wie «Minenfeld».

In der Rubrik «Standpunkt» nehmen Personen Stellung zu einem aktuellen Thema. Die Aussagen sollen kompetent sein, sie dür- fen aber auch persönlich gefärbt und pointiert sein – sie müs- sen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen

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