ZUM STAND DER MAMLUK-TÜRKISCHEN FORSCHUNG
Von Barbara Flemming, Hamburg
Zu den Pioniertaten in der "heroischen Epoche" der Turkologie (l) gehört
die Edition des arabisch-türkischen Glossars Targumän turk! wa Carabi durch
M.Th. Houtsma 1894 (2). Als nach dem I. Weltkrieg "die türkische Gelehrten¬
welt ... die abendländische Orientalistik ... mit der ungewöhnlich schön aus¬
gestatteten Ausgabe des 466/1074 entstandenen DFwän Lugät at-Turk — über¬
raschte" (3), mußte diese Entdeckung der Erforschung des Mitteltürkischen
starken Auftrieb geben. Sie wurde begleitet von und mit vorbereitet durch die
Edition und Übersetzung von insgesamt sieben arabisch-türkischen Glossaren
und Sprachlehren (sechs aus der Mamluken-, eines aus der Osmanenzeit) in
den Jahren zwischen 1928 und 1949 bzw. 1965. Diese Publikationen haben'die-
ser besonderen Lexikographie eine feste Grundlage gegeben; allenfalls stellen
sich noch Aufgaben, die die Herstellung der richtigen Reihenfolge (4) und die
Textkritik betreffen. Das älteste erhaltene Glossar ist das Kitäb al-idräk li-
lisän al-Aträk von Abü Hayyän, datiert 1313 (5).
Alle diese Glossare, vom frühesten an, beschreiben zwei türkische Dialekte:
das Kiptschakische und das Oguzische oder Türkmenische. Nun führte die Her¬
vorhebung des Kiptschakischen als "echtes Türkisch" (6) und die sprachge¬
schichtliche Bedeutung dieses Dialekts dazu, daß die Forschung sich - neben
dem Codex Cumanieus und dem Armeno-Kiptschakischen - viel intensiver mit
dem kiptschakischen Wortmaterial in den Glossaren beschäftigte; dies sollte
sich später mit dem Schrifttum der Mamluken selbst wiederholen. Denn das
gesteigerte Interesse der Turkologie förderte in den Bibliotheken von Kairo (7)
und Istanbul (8), auch von Europa, eine langsam anwachsende Reihe von mam¬
luk-türkischen Texten zutage.
Ebenso wie in den Glossaren kiptschakisches und oguzisches Sprachmaterial
nebeneinander besprochen wird, haben sich die wiederentdeckten zusammen¬
hängenden Texte als entweder kiptschakisch, oguzisch oder aus beiden "ge¬
mischt" herausgestellt. Es handelt sich nicht so sehr um Dialekte als um
schriftsprachliche Idiome, die zudem allesamt derart miteinander interferie¬
ren, daß es beim heutigen Stand ihrer Erforschung immer noch gewagt er¬
scheint, eine Liste von "Dialekten" aufzustellen, die dann mit literarischen
Titelverzeichnissen aufgefüllt wird (immerhin: s. hier Anhang I).
1940 zog T. Halasi-Kun eine Summe dieser von ihm selbst mitgetragenen
Forschung (9). Obwohl die oguzischen Texte in seinem bekannten Aufsatz ih¬
ren Platz haben, ist nicht zu übersehen, daß die Forschung sich bevorzugt
den sprachhistorisch anziehenden kiptschakischen Texten zuwandte, denen sie
in der Regel kaum geistesgeschichtlichen oder gar ästhetischen Wert zuer¬
kennen konnte.
"Most of this literature is, except from the philological point of view,
of little value, consisting merely of translations of Arabic or Persian
books, and some original poems", urteilte Janos Eckmann 1963 (lO).
Die Erschließung der arabisch-türkischen Lexikographie brachte A.Zajstcz-
kowski (1903-1970), der Grundlegendes für sie getan hat, 1965 zu einem vor¬
läufigen Abschluß (ll). Es war ihm nicht vergönnt, den Thesaurus Linguae
Kipcacorum beendet zu sehen, den eine Arbeitsgemeinschaft seiner Warschau¬
er Schüler unter seiner Leitung vorbereitete.
ZajacCzkowski leitete dann mit seinen Veröffentlichungen zweier türkischer
Mamlukenhandbücher 1956 und 1962 (l2) eine zweite Periode der mamluk-
türkischen Forschung ein, deren Stand Jänos Eckmann (1905-1971) nach ei¬
genen Einzelveröffentlichungen in den Jahren 1963 und 1964 zusammenfassend
dargestellt hat (l3).
T. Halasi-Kun hatte 16 Werke genannt. Inzwischen hat sich ein kleines, aber
noch langsam wachsendes Corpus türkischer Schriften aus der Mamlükenzeit
rekonstruieren lassen, für deren weitere Erfassung man Kriterien etwa fol¬
gender Art zugrundelegen sollte:
1. die Abfassung in türkischer Sprache;
2. die Entstehung im Mamlukenstaat zwischen 1250 und 1517 (l4);
3. als zusätzliches Kriterium die Nennung von Mamluken als Verfasser,
Schreiber, Besteller des betreffenden Werks oder seiner Handschrift.
Mit einem in Anhang II gegebenen Uberblick über die Werke, grob einge¬
teilt nach Gattungen, verfolge ich den Ansatz weiter, den J. Eckmann 1963
- allerdings nur für das Mamluk-Kiptschakische - unternommen hat. Wei¬
tere Texte sind dazugekommen, so in der religiösen Literatur ein Werk, das
bei seiner Entdeckung 1950 für die älteste Stufe des Altanatolisch-Türkischen
in Anspruch genommen wurde: Sarh al-Manär . dessen Entstehung im Mam¬
lukenstaat, und zwar im J. 1402, der türkische Gelehrte A.M. Tulum 1968
nachgewiesen hat (l5). Die sprachgeschichtliche Untersuchung, die der hoch¬
verdiente M. Mansuroglu (1910-1960) dem gemischtsprachigen Werk zuteil
werden ließ (16), hat natürlich auch bei dieser veränderten Ausgangsposition
noch ihren Wert. Ein Blick auf die Ubersicht (II) zeigt, daß in dem kleinen
Corpus "schöne" Literatur und das religiöse Schrifttum quantitativ überwie¬
gen.
Dagegen zeigt ein auch nur flüchtiger Blick auf die überhaupt erhaltenen
Bücher der Mamluken (Widmungsexemplare, für den persönlichen Ge¬
brauch bestellte Handschriften, Selbstverfaßtes) das Ubergewicht des
Arabischen in der Erziehung und späteren Lektüre des gebildeten Mam¬
luken. Der Anteil von Büchern auf Türkisch, der Muttersprache der
meisten Mamluken, ist nicht hoch, selbst wenn wir mit Verlusten rech¬
nen. Arabisch war die primäre Sprache im offiziellen Schriftverkehr,
in den meisten Literaturgattungen und wurde sogar zur Niederschrift
türkischer und mongolischer Gegenstände benutzt (s.u. ). Türkisch, die
vorherrschende gesprochene Sprache der mamlukischen Beamtenkreise,
nahm als Schriftsprache nur einen zweiten Rang ein; es diente der Er¬
bauung und Erholung in denselben Kreisen (l7).
Etwa zehn Jahre nach cömer ZarTrs schlichtem, aber ausdrucksstarkem
'Leben des Propheten' , das ich als frühestes mamluk-türkisches Werk an¬
sehe, schrieb Sayf-i Sarayi (der aus der Goldenen Horde kam, während
ZarTr aus Ostanatolien stammte) seine literarische, recht freie Übertragung
von Sa'adis Gulistän in Prosa und Versen. A. Bodrogligeti verdanken wir die
Veröffentlichung dieses einzigen literarischen Texts in Mamluk-Kiptschakisch
(mit altanatolisch-türkischem Einschlag), 1969 (l8).
Die umfangreichen Bücher des ZarTr, an denen man eine stärkere Azeri-
Färbung erkennt, der unter Qaytbay geschriebene Diwan des Mamluken Rühl
Qaraga (l9), die unter demselben Sultan verfaßten, bis vor kurzem verschol¬
lenen Futüh as- Säm von Ibn Agä (20) und natürlich das originelle Schsihname
des Scherifen Hüseyn b. Ilasan sind die großen Texte. Kürzlich hat die Staats¬
bibliothek Preußischer Kulturbesitz einen sechsbändigen Mamlukenkoran mit
türkischer Interlinearübersetzung erworben (2l). Es kommen jedoch auch
kleinere Texte zum Vorschein, so die im wiederentdeckten Diwan Sultan
GaurTs (22) überlieferten älteren Gedichte, darunter eines, das ich dem al¬
ten azerbaidschanischen Dichter Hasanoglu (Pür-i Hasan) zugeschrieben
habe (23).
Schon 1938 hatte der ägyptische Gelehrte Mohammad Awad in einem Re¬
ferat vor dem 20. Internationalen Orientalistenkongreß in Brüssel u.a. auf
zwei arabische Bücher hingewiesen, die die Abendgespräche Sultan GaurTs
behandeln und auch türkische Textproben enthalten (24). Das von Awad er¬
kannte türkische Gedicht Sultan GaurTs hat sich inzwischen auch anderweitig
nachweisen lassen (25); zusätzlich habe ich im Text des chronologisch auf¬
gebauten Magälis-Werks ein Ghronogramm-Gedicht von 1505 auf den Tod ei¬
nes Sohnes von Sultan GaurT gefunden (26), und in dem nach Themen aufge¬
bauten zweiten Werk sind noch zwei Gedichte aufgetaucht (27); sin allen dreien
ist eine AzerT-Färbung zu konstatieren.
Eine Differenzierung der im Mamlukenstaat entstandenen oguzischen Texte
nach altanatolisch-türkisch (altosmanisch) und azerbaidschanisch steht noch
aus. Uberhaupt hat die altanatolisch-türki sehe Sprache, scheinbar wohlbe¬
kannt, den in ihr verfaßten Texten lange das Verdikt des ("leider") "osma¬
nisch" zugezogen, kraft dessen sie, um mit E. Wirth zu sprechen, aus dem
"Allerheiligsten" der Mamluk-Turkologie verwiesen wurden (28).
Während der Linguist eine Dialektgrenze zog in dem Sinne, daJ3 oguzische
Texte im Mamlukenbereich kein Thema der Sprachwissenschaft zu sein brauch¬
ten, muß sich die Literaturgeschichte ihrerseits überlegen, ob sie das tech¬
nische Schrifttum der Mamluken, soweit es türkisch abgefaßt ist (29), aus
dem Kanon der Werke ausscheidet, über die sie berichtet.
Die Turkologie dürfte jetzt über das Stadium hinaus sein, in dem noch sprachi-
wissenschaftliche Begriffe des Dialekts oder der sprachlichen Reinheit als
ästhetische Kriterien verwendet wurden. Zur Bevorzugung des scheinbar rei¬
neren und älteren Kiptschakischen, wie sie etwa von manchen der alten Glos¬
sare ( Targumän ) nahegelegt wird, ist zu bemerken, daß sie parcQIel geht mit
einer allgemeinen Abqualifizierung der späten Mamlükenzeit als einer Periode
des Verfalls (30); hier ist ein Einfluß der Haltung der arabisch schreibenden
Historiker auf die abendländische Forschung nicht auszuschließen.
Für die turkologisehe Erforschung der Mamlukentexte kann man diesen
Standpunkt hoffentlich als überwunden ansehen. Gerade erlebt die kiptscha¬
kische Forschung neuen Aufschwung in Los Angeles, wo A. Bodrogligeti eine
deskriptive Grammatik des Mamluk-Kiptschakischen aufgrund der 4 "reinen"
Denkmäler vorbereitet, vor dem Hintergrund eines großen, noch von J. Eck¬
mann eingeleiteten Projekts eines Ostmittel türkischen Wörterbuches (3l).
Aber auch die literarischen Texte in oguzischer Sprache sind neuerdings
Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Nach Vorstudien von A. inan (1889-
1976) kann wiederum A. ZajacCzkowski das Verdienst beanspruchen, in einem
methodischen Neuansatz nicht nur Teile von Serifs türkischem Schahname und
die hundert Sprüche ^AlTs (32) herausgegeben zu haben, sondern auch mit
Arbeiten zur Rezeption osmanischer Dichtung bei den Mamluken - cÄsiq
Pasa (33) - dieses Schrifttum in einen weiteren turkologischen Kontext ge¬
stellt zu haben. Was wir jetzt kennen, summiert sich zwar noch nicht zu
einer Geschichte der mamluk-türkischen Literatur, legt uns aber nahe, von
dieser eine Verbindung zum politischen und sozialen Hintergrund in Ägypten
und Syrien herzustellen. Diesen Hintergrund bilden nicht nur, wie von der
volkstümlichen arabischen Literatur gesagt worden ist, "die Straßen und
Kaffeehäuser von Kairo" (34), sondern auch die Häuser der vier Obersten
Richter, die Medresen und Häuser der Derwischorden (35), die Häuser der
großen Mamluken, wo die aulad an-näs aufwuchsen, und schließlich die Ka¬
sernen, in denen arabisch und türkisch gelesen und geschrieben und, wie ich
meine zeigen zu können, auch schriftlich geprüft wurde (36).
Dazu läßt sich aus der arabischen Literatur ein reiches, fast unbekanntes
Material erschließen, wie das U. Haarmann 1974 mit seiner eindringenden
Analyse türkischer und mongolischer Mythologie, auf arabisch von dem Mam-
lukenabkömmling Ibn ad-DawädärT aufgezeichnet, getan hat (37). Die Yasa
der Mongolen und ihr Einfluß auf die Mamluken haben D. Ayaion zu einer
weitausholenden Untersuchung angeregt (38). Auch zu den Osmanen finden
sich, vor der Eroberung, unerwartete Querverbindungen: mitten in Sultan
GawrTs Abendgesprächen erscheint der Bericht über den mit einiger Publi¬
city umgebenen Auftritt des osmanischen Gelehrten Saru Gürz 1509 in Kairo (39).
Das Quellenmaterial in türkischer Sprache setzt sich zum Teil auch in die Zeit
nach der osmanischen Eroberung fort: Derwischliteratur (40), historisches
Schrifttum (41) und im 16. Jh. noch Handschriftenillustration (42) zeigen
ein Fortleben der Mamluken-Tradition.
Die mamluk-türkische Forschung, die ein so vielfältiges Material aufzu¬
arbeiten hat, sollte ihre Ergebnisse stärker in die allgemeine Diskussion um
das Bild des Mamlukenstaates mit einbringen, wobei in der Literaturforschung
die literarischen Phänomene nicht länger dem Dialektbegriff subsumiert wer¬
den sollten. Wohin das führt, zeigt sich ex negative in den Fundamenta (wo
oguzische Werke gar nicht oder verstreut unter Ostanatolien oder dem Stich¬
wort AzerT erscheinen), im Handbuch der Orientalistik und Einführungen in
das Fach Turkologie. Darum erstaunt es nicht, wenn man in der Cambridge
History of Islam von 1970, die ausführliche Kapitel über arabische, persi¬
sche und türkische Literatur bringt, das mamluk-türkische Schrifttum ver¬
gebens sucht. Dieses "islamische Byzanz", wie B. Lewis den Mamlukenstaat
genannt hat, ist gerade wegen seiner Aufgeschlossenheit für äußere Kultur¬
einflüsse (43) wieder in der Diskussion; einer Diskussion, zu der die Tur¬
kologie ihren Beitrag zu leisten hat.
Anmerkungen
1. 1880 war die erste Edition des Codex Cumanieus durch Graf Kuun erschie¬
nen; 1889 wurden die Inschriften am Orchon entdeckt und 1893 entziffert;
1898 fand Bernhard Moritz (1859-1939) die ägyptische Handschrift des
Qutadgu Bilig wieder.
2. M.Th. Houtsma (1851-1943): Ein türkisch-arabisches Glossar . Nach der
Leidener Handschrift herausgegeben und erläutert. Leiden 1894.
3. R. Hartmann in ZDMG 84 (l930), S. 270f. - Der Codex tauchte zwischen
1910 und 1912 wieder auf; der gelehrte Sammler ^AIT EmirT Efendi
(1857-1924) erwarb sie und genehmigte die Druckausgabe durch Kilisli
RifCat (Bilge) ( 1873-1953); sie erschien 1915-1917.
4. l) Kitäb al-idräk li-lisän al-Aträk
2) Targumän turki wa ^agami wa mugair
3) Bulgat al-mustäq fr lugat at-Turk wa 1-Qifgäq
4) at-Tuhfat az-zakTya fi lugat at-turkiya
5) al-Qawänm al-kulliya ff-glabt al-lugat at-turkiya 6 ) ad-Durrat al-mud~'a fr 1-lugat at-turkiya
7) as-5udür ad-dahablya ... (ca. 1619).
Die Liste ist nicht vollständig. B. Atalay (Tuhfat-Ed. ) erwähnt einen
in Aleppo verfaßten Miftäh al-lugat al-^utmäniya und einen Qämüs al -
arwäm fi nagm al-kaläm . Zur Bibliographie s. Sir Gerard Clauson:
An Etymological Dictionary of Pre-Thirteenth Century Turkish . Oxford
1972, S. xxiv-xxvi. Nr. 7 wurde übersetzt von Besim Atalay: Molla
Salih , Eg-$üzür-üz-Zehebiyye ... Istanbul 1949.
5. Houtsmas (in Der Islam 44 ( 1968), S. 226-229, verbesserte) Fehl¬
datierung des Targumän liegt noch der Neubearbeitung dieses Glossars
durch A.K. Kuryszanov, Issledovanie po leksike starokypcakskogo pis'
mennogo pamjatnika XIII v. ' Tjurksko-Arabskogo Slovar ja' . Alma-Ata
1970 sowie der Darstellung des Türkmenischen von Z.B. Muchamedova,
Issledovanija po istorii turkmenskogo jazyka, XI-XIV vv. Aschabad
1973, zugrunde.
6. Abü Hayyän stellt lisän at-turki und lisän at-Turkmän einander gegen¬
über. Hat er Käsgarls DTwän Lugät at-Turk gekannt (die Handschrift
war in Kairo) ? Im Targumän heißt es al-lugat at-turkiya al-bäliga ge¬
genüber al-lugat at-turkmämya ; in der Tuhfa: al-lugat al-qibgäqiya.
'die am gebräuchlichsten sei' , gegenüber al-lugat at-turkmämya .
7. B. Moritz schrieb 1898 an Radloff, wie er in der Chediven-Bibliothek,
deren Direktor er 1896 geworden war, die Blätter des Qutadgu Bilig
' teils lagenweise, teils einzeln aus einem riesigen Haufen von Frag¬
menten, die seit Jahren hier in einem Winkel ruhen, Stück für Stück zu¬
sammengesucht' hat.
8. In der Osmanenzeit sind die Bibliotheken mamlükischer Sultane undEmire
nach Istanbul gebracht worden, z.B. die umfangreichen Sammlungen der
Sultane Qaytbay und Gauri.
9. T. Halasi Kun: Die mameluk-kiptschakischen Sprachstudien und die Hand¬
schriften in Stambul . In: Körösi-Csoma-Archivum III (l940), S. 77-84.
Er stellte außer den Glossaren etc. acht kiptschakische Texte religiösen
und weltlichen Inhalts fest und nannte acht 'und noch viele andere' Wer¬
ke in altosmanischer Sprache.
10. Jänos Eckmann: The Mamluk-Kipchak Literature . In: Central Asiatic
Journal VIII (1963), S. 305.
11. A. Zaja<.czkowski : Chapitres choisis du Vocabulaire arabe-kipchak ' ad -
Durrat ... ' . In: RO XXIX (1965), Teil 1 u. 2.
12. A. ZajacCzkowski : Mamelucko-tureckawersjaarabskiego traktatu o kicznict -
wie z XIV w. In: RO XX (1956), S. 139-261. Ders. : Le traite arabe
d'Abou-l-Lalj as-Samarl^candi en version mamelouk-kiptchak ... War¬
schau 1962.
13. J. Eckmann in CAJ VIII (s. Anm. 10). Derselbe: Die mamluk-kiptscha -
Wicinhe Literatur. In: PhTF II (1964). S. 296-304.
14. So wird z.B. Berke Faqlhs Epilog zu seiner tlusrau-u-Sirin- Abschrift,
wenngleich als chorezmtürkisch wie das Werk selbst (J. Eckmann in
PhTF II S. 298) angesehen, als frühestes mamluk-türkisches Literatur¬
denkmal in Anspruch genommen (J. Eckmann in CAJ 1963, S. 307, und
in PhTF II, S. 298).
15. A. Mertol Tulum: §erhu'I-Menar Hakkinda . In: TDED XVI (1968), S.
133-138, mit früherer Literatur.
16. M. Mansuroglu: In Connection with the Language of the §arhu' I-Manär ,
an Old Anatolian Turkish Manuscript. In: Oriens 15 (1962), S. 315-324.
17. B. Flemming: Literary activities in Mamluk halls and barracks. Er¬
scheint in: Gaston Wiet Memorial Volume, The Hebrew University, Je¬
rusalem.
13_ A Fourteenth Century Turkic Translation of Sa^dT's Gulistän by A. Bodrog¬
ligeti. Budapest 1969.
19. Entdeckt von G.M. Meredith-Owens: s. Oriens 18-19 (1967), S. 497.
Hs. London, British Museum Or. 4128.
20. Istanbul, Topkapi Sarayi Müzesi Kütüphanesi, Koguglar 883. Näheres
erscheint in dem unter Anm. 17 zitierten Artikel.
21. Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Hs. or. 6163.
22. B. Flemming: Serif, Sultan Gavr! und die 'Perser' . In: Der Islam 45
( 1969), S. 91, mit früherer Literatur.
23. Ein Gazel von Hasan ogli ( Unbekannte Gedichte im Divän von Sultan Gavr! ).
In: I. Türk Dili Bilimsel Kurultayina Sunulan Bildiriler: Bilimsel Bildi-
riler 1972, Ankara 1975, S. 335-341.
24. M. Awad: Sultan al-Ghawr! . His place in literature and learning (three
books written under his patronage ). In: Actes du XX© Congres Inter¬
national des Orientalistes (1938), Löwen 1940, S. 321.
2 5. In meinem Beitrag: Aus den Nachtgesprächen Sultan GaurTs . in: FoliaRara,
Festschrift für Wolfgang Voigt, Wiesbaden 1976.
26. s. ebd.
27. Auf dem Vorsatzblatt von III. Ahmet 1377: ( al Kaukab ad-durr~ fT masä'il
al-GaurT ); vgl. Karatay, Arapga Yazmalar III. S. 169 No. 5184:
Cagabä men qui! hälin nicün ol Jiän bilmez
tapuda quUari coqdur meger andan bilmez
gegeler göz yasTm'i uyjjuda yatan ne bilür
päsubani esikden uyjiuda sultän bilmez
bir gefäkes ^äsiqam men yäre (! ) senden dönmezem
Ijanger ile yüregime yara senden dönmezem
dönmezem gevr u gefädan {laste gönlüm (! ) merhemi
sen manga qilsan gefä men yäre senden dönmezem
dün gege säh esiginde yasfiqum bir das idi
haqq bilür yalguz degüldüm Cisq manga yoldas idi
28. Als bezeichnend für das auf den Dialekt gerichtete Interesse können die
Feststellungen J. Eckmanns zur Oguzisierung des Mamluk-Kiptschaki¬
schen (in TDAY Belleten 1964 /l965/, S. 35-41) gelten, die von A. Bod¬
rogligeti etwa in AOH XXIIl/2 (l970), S, 176 Anm. 41 fortgesetzt werden.
29. Die Mehrzahl solcher Werke wurde arabisch geschrieben. Vgl. zwei
neuere Veröffentlichungen - J.D. Latham and W.F. Paterson: Saracen
Archery . London 1970 und David James: Mamluke painting at the time
of the ' Lusignan Crusade ' , 1365-70. In: Humaniora Islamica 11/1974, S.
73-88.
30. Als Beispiele mögen gelten: D. Ayaion: The Circassians in the Mamluk
Kingdom. In: JAOS 69 (1949), S. 135-147; A. Schimmel: Some glimpses
of the religious life in Egypt during the later Mamluk period . In: Islamic
Studies (Rawalpindi) IV (1965), S. 353-392.
31. A. Bodrogligeti: A Grammar of Mameluke-Kipchak . In: Studia Turcica
ed. L. Ligeti. Budapest 1971, S. 89-102.
32. In der Islam 45 (1969), S. 174-177, sind die edierten Teile angegeben.
- Die Sprüche ^AIis: A. Zaja^czkowski , Sto Sentencyj i apoftegmatow
arabskich Kalifa ^AlT'ego w parafrazie mamelucko-tureckiej . Warschau
1967.
33. A. ZajacCzkowski: Poezje stroficzne CAsiq-PaSa ( Materialy do studiow
nad wersyfikacja« turecka.. ). Warschau 1967.
34. Irfan Shahid: Arabic Literature , in The Cambridge History of Islam II.
Cambridge 1970, S. 667.
35. E. Bannerth: La Khalwatiyya en Egypte . In: MIDEO VIII (1964-66),
S. 1-74; Derselbe: Islamisehe Wallfahrtsstätten Kairos . Kairo 1973,
S. 71-73, 78.
36. Literary activities (s. Anm. 17).
37. U. Haarmann: Altun tjän und Cingiz tJän bei den ägyptischen Mamluken .
In: Der Islam 51 (1974), S. 1-36.
38. D. Ayaion: The Great Yasa of Chingiz Khan. A reexamination. In:
Studia Islamica XXXIII-XXXIV; s. jetzt desselben Autors: Names, titles
and 'nisbas' of the Mamluks , in: Israel Oriental Studies V (1975), S.
189-232.
39. In al-Kaukab ad-durri . Istanbul, Topkapi sarayi. III. Ahmet 1377 (s.o.
Anm. 27), S. 323. Zu Sarigürz vgl. I. Beldiceanu-Steinherr in
REI XXXIX/2 (1971), S. 397-398.
40. Vgl. die Vita des yalvetiye-Scheichs Ibrahim Gülseni (iA IV, S. 836).
41. J. Shaw: Turkish Source-materials for Egyptian history. In: P.M.Holt
(ed.): Political and Social Change in Modern Egypt. London 1968, S.
28-48; B. Flemming: Misir Türk Tarihgiligi hakkinda notlar. Erscheint
in: Akten des I. Internat. Turkologie-Kongresses in Istanbul (1973).
42. N. Atasoy: 1510 Tarihli Memlük ?ahnamesinin Minyatürleri . In: Sanat
Tarihi Ara§tirmalari II ( 1969), S. 49-69. I. Stchoukine u.a. : Illumi ¬
nierte islamisehe Hsmdschriften , Wiesbaden 1971, S. 281.
43. J. Michael Rogers: Evidence for Mamluk-Mongol Relations , 1260-1360 .
In: Colloque International sur I'Histoire du Caire (1969), Berlin 1973,
S. 385-404.
Anhang I
Mamluk-türkische Texte nach Dialekten
Eigentliches Kiptschakisch Berke: yusrev u äirin-Epilog Berke: Irsld
Baytarat al-väzih Munyat al-guzät
Werke gemischter Sprache
stärker kiptschakisch
yuläga (Pferdehandbuch) (Veliyüddin 3176)
Kitäb al-Jiayl (Veliyüddin 3176)
stärker "osmanisiert "
Kitäb al-fiqh (Feyzullah 1046)
Kitäb al-fiqh (Aya Sofya 1360)
Kitäb fi '^ilm an-nussäb (Hs. Paris)
Muqaddimat AbT 1-Layt as-SamarqandT
Kitäb al-fiqh (Konya, Yüsuf Aga 5059)
Baytarat (Hs. Paris)
Kitäb al-{iayl (Hs. Paris) noch zu untersuchen:
Sarh al-Manär Oguzisch ZarTr: Siyer
Kemäloglu Isma^Tl: Ferah-näme
ZarTr: Futüh es-Säm
ZarTr: Yüz hadTs
ZarTr: Yüsuf u ZelThä
RühT al-Mamlük: DTvän
(?) Muhammed YemenT: Kitäb fazä'il-i Mekke ve MedTne
Qur'än mit interlinearer türk. Ubersetzung
Ibn A^ä: Futüh es-Säm
IbrähTm b. Bali: IJikmet-näme
Qaytbays Megmü^a
Megmüca Qaytbays und GaurTs
Kitäb min ad-da^wat
GaurT: türk. Diwan
SerTf: Sähnäme
Türk. Ged. in ^Uqüd al-gauharTya K. al-mi^räg
al-Qasä'id ar-rabbänTya
Husayn: Nafä'is mit türk. Ged.
al-Kaukab ad-durrT m. türk. Ged.
Anhang II
Mamluk-türkische Texte nach Gattungen
Literarische Werke
Mugtafä ZarTr b. Yüsuf aus Erzurum: Siyer (beg. 1377)
Berke Faqih: gereimter Epilog zu seiner yS-Abschrift (1383)
Kemäloglu IsmaCTI: Ferah-näme (1387 im syr. Tripolis)
Mustafä ZarTr: Tergeme-i Futüh es-Säm (f.d. Statth. v. Aleppo)
Mustafä ZarTr: Yüz hadTs tergemesi
Mustafa ZarTr: Yüsuf u ZelTjjä
Sayf as-Saräyi: Kitäb-i Gulistän bi t-Turkl (l390)
IbrähTm b. Bali: Hikmet-näme (1487 in °Ayntäb)
Megmüca von Sultan al-Malik al-Asraf Qaytbay
Kitäb min ad-da°wät, u.a. mit Gedichten von Sultan Qaytbay
Rühl al-Mamlük, Qaraga: DTwän (abgeschr. 1481)
Muhammad b. Agä: Futüh es-Sam, guz' II (Heeresrichter Qaytbays)
Kitäb el-mi^räg (Abschr. für Sultan GaurT)
Sammlung von Kasiden und Muwassahät Sultan GaurTs
Sultan GaurT : DTwän
Sultan GaurT: türk. Gedicht in s. arab. Diwan
" V " / \
Hüseyn b. Hasan, SerTf: Tergeme-i Sahname (1507-1511)
Vierzeiler von Qaytbays Sohn in "Uqüd al-gauharTya Sultan Qaytbay: türk. Gedichte
Hüseyn b. Muhammed: türk. Gedicht in arab. Nafä'is al-magälis (1505)
Türk. Gedicht in: al-Kaukab ad-durrT fi agwibat al-GaurT (v. 1513)
(?) Muhammed YemenT: Kitäb fazä'il Mekke ve MedTne (vor 1450)
Koran, Theologie. Fiqh
Berke FaqTh: Irsäd al-mulük wa s-salätTn (1387, Alexandrien)
Muqbil b. ^Abdallah: Sarh al-Manär (1402)
Kitäb fT l-fiqh (Hs. Feyzullah Ef. 1046)
Kitäb al-fiqh (Hs. Ayasofya 1360)
Kitäb al-fiqh (Hs. Konya)
Abü 1-Layt as-Samarqandl, Muqaddimat as-salät, mit Interlinearübers.
6bänd. Koran mit Interlinearübersetzung (1459)
Bogenschießen, Reitkunst, Pferdekunde
Kitäb f! ©Ilm an-nussäb (Huläsa) Munyat al-guzät
Baytarat al-väzih Kitäb al-hayl
DEIXIS, ANAPHER UND KATAPHER UND VERWANDTES
IM GRAMMATISCHEN SYSTEM DES TURKEITURKISCHEN
Von Manfred Götz, Köln
Deixis bedeutet: das Verweisen auf Außersprachliches. Deiktische Zeichen
sind die wesentlichen Konstituenten des Kommunikationsprozesses. Man un¬
terscheidet zwischen personaler, lokaler und temporaler Deixis (l).
Personale_Dei_xis leisten die Personalpronomina: Das Pronomen der 1.
Pers".'Sg." bezeichnet den Sprecher, das der 2. Pers. Sg./PI. den/die Hörer,
das der 3. Pers. Sg./PI. den Gegenstand der Rede (ausgenommen die 1. und
2. Pers. ), die 1. Pers. PI. bezeichnet den Sprecher und andere Personen excl.
oder incl. Hörer.
I^kal_e I^ei_xis signalisieren die Demonstrativpronomina bu, gu , o und alle
dufch'S'uffix erweiterten Formen wie bunun, buyunuz . bunlar . burada . burasi
u. dgl. m., indem durch sie auf den Sprecher- und Hörerbereich (bu, ^)
sowie auf den Bereich der 3. Pers. (o) = alles, was außerhalb des Sprecher-
Hörer-Bereiches liegt, verwiesen wird. Hierzu gehören auch die drei Kasus
Dativ ( e hali ), Lokativ ( de hali ) und Ablativ ( den hali ). deren Grundfunktionen die Signalisierung der Richtungsbezüge "Wohin", "Wo", "Woher" bei drei ver¬
schiedenen Ausgangsbezugspunkten (Wohin, Wo, Woher in Relation zum Spre¬
cher, Hörer und zur 3. Person in einem Text) darstellen.
Tem£orale_peixi^s signalisieren die Zeitadverbien und die Tempora mit Aus¬
nahme des -r-Tempus, indem sie die Relation des Wann des Geschehens zum
Jetzt des Sprechers aufzeigen. Dabei ist es für die deiktischen Funktionen -
zeitperspektivisch Rückschau, Vorschau und weder Rück- noch Vorschau =
zeitperspektivisch Null - der einzelnen Zeitadverbien und Tempora irrele¬
vant, ob das zeitperspektivische Null eines Textes, der über Tempora 4^ Zeit¬
adverbien verfügt, bzw. vom außersprachlich Zeitlichen her gesehen, ob das
Jetzt des Textes mit dem Jetzt des Sprechers in Deckung ist oder nicht. Die
Kongruenz dieser beiden Jetzt ist natürlich das Primäre und damit die von
Sprecher-Vergangenheit und der Ebene des Geschehens, auf die das Rück¬
schautempus verweist usw. Wenn z.B. der Sprecher seinem Hörer den Ab¬
lauf des gestrigen Tages erzählt ( -di-) und dann auf morgen im Tempus -ecek-
zu sprechen kommt, so sind Zeitperspektive und Zeitstufe in Deckung. Wenn
aber der Sprecher damit eine fiktive Vergangenheit oder eine fiktive Zukunft
(Zunkunftsromane! ) meinen würde, dann kann selbstverständlich von einer sol¬
chen Kongruenz nicht mehr die Rede sein. Diese Überlegungen gehören jedoch
in eine allgemeine Tempuslehre und sollen deshalb nicht näher ausgeführt wer¬
den. Ebenso soll auf die Kasus nicht weiter eingegangen werden.
Wird nun durch ein bestimmtes sprachliches Zeichen nicht auf Außersprach¬
liches verwiesen, sondern auf Innertextliches, so liegt ein Spezialfall von
Deixis vor. Man spricht dann von Anapher, wenn der Verweis der vorangehen¬
den Information oder bestimmten Elementen des vorangehenden Redekontextes
gilt, und von Katapher, wenn durch ein entsprechendes Zeichen auf die - mög-