PAG-Bestimmung in Blut und Milch:
Tierschutz durch eine schonende Trächtigkeitsuntersuchung
Marion Piechotta
08.05.2015 – 9. Stendaler Symposium: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind
!
Inhalt
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• Tierschutz/ Tierwohl?
• Tierschutzrechtlicher Aspekt: Schlachtung tragender Tiere durch u.a. Fehldiagnosen, aufgrund
wirtschaftlicher Gründe …
• Trächtigkeitsdiagnostik mittels PAG – eine kurze Einführung
• Reduzierung von Stress
• Trächtigkeitsdiagnostik per Milchprobe: Wie sicher ist der Nachweis? Und was ist zu beachten?
• Verminderung haltungsbedingter Erkrankungen/Verluste
• Indirekter Indikator für Tierwohl ist Reproduktionsleistung
• Prognose/Diagnose embryonaler/fetaler Mortalität
Was sind PAG?
Glykoproteine, die in mono- und
binukleären Zellen des Trophoblasten von Klauentieren gebildet werden
ab dem 21. Trächtigkeitstag (ca.
Implantation des Embryos) im Blut
nachweisbar: TRZ migrieren in maternales Epithel der Plazenta
Synzytium zu dreikernigen fetomaternalen Hybridzellen
Exozytose Granula (PAG) Abgabe in maternalen Blutkreislauf
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kommerziell erhältliche semiquantitative Testverfahren für Blut seit 1992 und für Milch seit 2012 mit Nachweis ab dem 28. Trächtigkeitstag
(BioPryn®, IDEXX Pregnancy Test)
Trächtigkeitsdiagnostik mittels PAG: eine kurze Einführung
• ab Tag 28 nach Besamung mit hoher Sensitivität (bis zu 100%) und Spezifität (bis 95%)
• semiquantitative Testverfahren
• Präanalytik: Blut, Serum oder Plasma; Milch unbedingt mit Konservierungsmitteln (z.B. Proclean 150 Röhrchen)
• Halbwertzeit bis zu 60 Tage (post partum)
• bisher Fehlen kontrollierte Studien zur Halbwertzeit in der frühen Trächtigkeit
Kategorie III
„Trächtig“
Kategorie II
„Verdacht auf EM“
Kategorie I
„nicht trächtig“
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0 0,5 1 1,5 2 2,5 3
0 1 2 3 4 6 8 10 12 14
Tage
PAG OD (450 nm
)
Grafik 2: Darstellung der Pregnancy-associated Glycoprotein (PAG) optischen Dichte (OD) von Tag 0 (Tag 33 der Trächtigkeit) über 14 Tage
Halbwertzeit von PAG in der frühen Trächtigkeit
Klinisch kein Embryo mehr nachweisbar
X
Inhalt
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• Tierwohl?
• Schlachtung tragender Tiere durch u.a. Fehldiagnosen, aufgrund wirtschaftlicher Gründe …
• Trächtigkeitsdiagnostik mittels PAG – eine kurze Einführung
• Reduzierung von Stress
• Trächtigkeitsdiagnostik per Milchprobe: Wie sicher ist der Nachweis? Und was ist zu beachten?
• Verminderung haltungsbedingter Erkrankungen/Verluste
• Indirekter Indikator für Tierwohl ist Reproduktionsleistung
• Prognose/Diagnose embryonaler/fetaler Mortalität
Bedeutung für das Tier
Fixation im Separationsbereich/
Fressgittern im Stallbereich
= lange Wartezeiten für Tiere
1. kein Zugang zu Wasser 2. ggf. kein Zugang zu Futter 3. lange Stand-/Wartezeiten 4. „Weniger Aussage“ als
TRU
TRU vs. Milchprobenentnahme ?
TU mittels Milchprobe = Tierwohl ↑
… was ist zu beachten?
Trächtigkeitsdiagnostik per Milchprobe:
Wie sicher ist der Nachweis?
Und was ist zu beachten?
- Konservierung der Milch, keine Milch von Tieren mit Mastitis - Halbwertzeit
- semiquantitatives Messverfahren
- Nicht geeignet bei momentanem Stand der Technik von Roboteranlagen - Fehlerquellen?
Fehlerquelle Nummer 1.
Probenahme per Hand vs. Roboterbetriebe
IMP on Goat Milk Samples, Wim Schielen ELDC BV
Betrieb Mysegades
Falsche und ungenaue Dokumentation
– ist Fehlerquelle Nr. 1 –
Kreuzkontamination
Roboterbetriebe
Shuttle DeLaval VMS, Bj. 2000
- Shuttle wird vor
Inbetriebnahme über das Reinigungssystem des
Roboters gereinigt, zwischen den einzelnen Proben nur mit Druckluft
- Während des Melkvorganges werden voll automatisch
kontinuierlich kleine Milchmengen aus allen
Vierteln ins Shuttle abgeleitet, ein kleiner Teil dessen wird als eigentliche Probe abgefüllt
Kreuzkontamination
Roboterbetriebe - Shuttle
Kreuzkontamination Milchleitung
Kreuzkontamination
Probe OD Bewertung
Probe A -0,025 Nicht tragend
Probe 1 -0,021 Nicht
tragend
Probe B 0,711 Tragend
Probe 2 0,8 Tragend
Probe OD Bewertung
Probe A 0,713 Tragend
Probe 1 0,728 Tragend
Probe B 0,012 Nicht tragend
Probe 2 0,038 Nicht tragend
Probe OD Bewertung
Probe A 3,521 tragend
Probe 1 3,265 tragend
Probe B 0,256 fraglich
Probe 2 0,216 fraglich
Inhalt
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• Tierwohl?
• Schlachtung tragender Tiere durch u.a. Fehldiagnosen, aufgrund wirtschaftlicher Gründe …
• Trächtigkeitsdiagnostik mittels PAG – eine kurze Einführung
• Reduzierung von Stress
• Trächtigkeitsdiagnostik per Milchprobe: Wie sicher ist der Nachweis? Und was ist zu beachten?
• Verminderung haltungsbedingter Erkrankungen/Verluste
• Indirekter Indikator für Tierwohl ist Reproduktionsleistung
• Prognose/Diagnose embryonaler/fetaler Mortalität
Embryonale und fetale Mortalität
Einfluss auf die Trächtigkeitsbestimmung mittels PAG?
PAG haben lange Halbwertzeit
Veränderung der Halbwertzeit über die Trächtigkeitsdauer (Ursache: Unterschiedliche Glykolysierungsmuster
beeinflusst Spezifität des Trächtigkeitsnachweises mit PAG
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Problematik
Embryonale/fetale Mortalität
EM: Absterben eines Embryos nach Definition bis Tag 42 nach Konzeption
vor allem zwischen dem Übergang vom Morula (1) zum Blastula (2) Stadium (Tag 6./7. nach der Konzeption) und dem Stadium der maternalen Erkennung
Tag 12-16. der Trächtigkeit
70-80% aller Embryoverluste entfallen auf die frühe EM
Keine klinischen Symptome, Zykluslänge nicht verändert
Späte EM nach Tag ~ 20ig
Verlängerter Zyklus, labordiagnostisch nachweisbar????
FM: Absterben eines Embryos nach Definition >Tag 42 nach Konzeption
Resorption, Mumifikation, Mazeration ….
labordiagnostisch nachweisbar?
Prognose und Diagnose EM – bei gleichzeitigem transrektalen US
PAG-Bestimmung
PAG-Bestimmung Blutentnahme
Blutentnahme
Befruchtung Trächtigkeit Embryonale Mortalität bis Tag <42
PROGNOSE
DIAGNOSE
Falsch positive und falsch negative
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Positive (US) Negativ (US) total
Positiv (PAG) 188 10 198
Negativ (PAG) 7 138
total 195 148 343
7 “falsch negative”
10 “falsch positive”
Diagnose/Prognose embryonaler/fetaler Mortalität
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Nachuntersuchungen der
5 “falsch negativen”
8 “falsch positiven”
= embryonale/fetale Mortalität
Tabelle 31 Zusammenstellung der Ergebnisse von falsch positiven und falsch negativen Proben
Fall TT Milch PAG- ELISA
Blut PAG- ELISA
TRU Nach-
untersuchung
Kombiniertes Ergebnis
1 53 negativ negativ positiv negativ EM
2 39 negativ negativ positiv negativ EM
3 37 negativ negativ positiv negativ EM
4 30 negativ negativ positiv negativ EM
5 32 negativ negativ positiv negativ EM
6 53 positiv negativ negativ negativ Messfehler
7 30 positiv positiv negativ negativ EM
8 30 positiv positiv negativ negativ EM
9 33 positiv positiv negativ negativ EM
10 39 positiv positiv negativ negativ EM
11 43 positiv positiv negativ negativ EM
12 29 positiv positiv negativ negativ EM
13 36 positiv positiv negativ negativ EM
14 41 positiv positiv negativ negativ EM
Engelke et al. BMTW (accepted)
Zusammenfassung
- Trächtigkeitsdiagnostik mittels PAG bietet sensitive Methode zur Trächtigkeitsbestimmung, geringere Spezifität bedingt durch frühe embryonale/fetale Verluste
- aus Milchproben „schonende“ Trächtigkeitsuntersuchung
- keine zusätzlichen Untersuchungen/Fixationen etc. erforderlich
- aber „Bewusstsein“ über Vor- und Nachteile, Limitationen
- „Nachteil der geringeren Sensitivität“ Vorteil Diagnostik/Prognostik embryonaler/fetaler Mortalität d.h. TU mittels PAG (in Blut) bietet u.U.
zusätzlichen Informationsgehalt
- Ihre Antwort:
PAG-Bestimmung in Blut und Milch:
Tierschutz durch eine schonende Trächtigkeitsuntersuchung ???
Abhängig von der Fragestellung, Einsatz und Interpretation
Thanks to….
http://elib.tiho-hannover.de/
dissertations/engelkej_ss14.html