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Armenien, Iran und Mesopotamien in hellenistischer und römischer Zeit

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310 Altertum - Römische Geschichte

Armenien

(Forts, v. S.81, 94)

Die indogermanischen Armen/erwandern im frühen 6. Jh. v. Chr. aus dem anatolischen Teil Kleinasiens, wohin sie wohl mit den Phrygern gekommen sind, in das Gebiet des zuvor von den Kimmerern bedräng­

ten und 585 von den Medern unter Kyaxares eroberten Reiches von Urartu ein. Nach anfänglichen Kämpfen schon bald völlige Vermischung der noch ansässigen Reste der Urartäer mit den Einwanderern, die sich selbst Haikh nennen und den bei den Griechen und Persern gebräuchlichen Armenier-Namen nicht kennen. Die geographische Lage des Landes ist eine der wichtigsten Ursachen für den Verlauf der armenischen Geschichte. Als Land am Ubergang von Vorder- zu Kleinasien (zentrales Hochland zwi­

schen Anatolien und Iran mit Wansee [türk. Van Gölü] im Zentrum) einerseits kulturelle Mittlerfunktion (besonders hinsichtlich iranischer Religion und Kunst), andererseits stets von den Machtblöcken in Ost und West umkämpft. Schon früh wohl unter iranischem Einfluß Herausbildung einer ständischen Gliede­

rung der Gesellschaft in Adel, Priester, Bauern und Handwerker. Mitglieder der Stände zu Abgaben und Dienstleistungen verpflichtet, im übrigen politisch und persönlich frei. Die eigentliche Macht liegt beim vorwiegend iranisch stämmigen Adel, der eine selbständige Kraft neben dem König darstellt und in kö­

nigslosen Zeiten die Vollgewalt besitzt.

Den Medern tribut- und zuzugspf lichtig. Unter den Achaimenidenherrschern ist Armenien eine Satrapie.

521 Ein Aufstand gegen die persische Zentralgewalt von Dareios niedergeschlagen. Erst nach dem Untergang des Achaimenidenreiches erlangen die Armenier volle staatliche Eigen­

ständigkeit.

331 Alexander d. Gr. erhebt zwar Mithrines zum Satrapen von Armenien, ohne jedoch das

Originalveröffentlichung in: Der Große Ploetz, Würzburg 1980 (= ND 1998), S. 310-317

(2)

Regionalgeschichte - Armenien 311

212

9 5 - 5 5 seit 83 seit 77 69 66

1/37 n. Chr.

63

117 2 3 8 - 2 8 0

Ende 3. Jh.

4. Jh.

387

3 9 0 - 4 3 8 u m 400

4 3 9 - 4 5 7

536 540

591

seit 604 653/655

Land tatsächlich zu erobern; so bleibt Armenien zur Zeit Alexanders und auch der frühen Seleukiden faktisch selbständig.

Erst Antiochos III. erzwingt die Anerkennung der seleukidischen Oberhoheit und setzt Zariadris über das westliche Kleinarmenien und Artaxias über das östliche Großarmenien als Strategen ein, die sich aber nach der Niederlage Antiochos' III. gegen Rom (Friede von Apameia 188) selbständig machen und den Königstitel annehmen. Artaxias gründet die Hauptstadt Artaxata.

Wiedervereinigung des Landes unter Tigranes aus dem Haus des Artaxias. Höhepunkt ar­

menischer Machtentfaltung: Ausgreifen bis zum Kaspischen Meer.

Oberherrschaft über die Reste des ehemaligen Seleukidenreiches in Syrien.

Oberherrschaft auch über Kappadokien. Gründung der neuen Hauptstadt Tigranocerta und Annahme des Titels „König der Könige".

Im dritten Mithradatischen Krieg Niederlage gegen Lucullus.

Endgültige Kapitulation gegenüber Pompeius. Tigranes verliert alle Eroberungen und bleibt als König auf dem ostarmenischen, als Pufferzone gegenüber dem Partherreich fun­

gierenden Kernraum beschränkt, während das westlich des Euphrat gelegene Kleinarme­

nien (Armenia minor) zunächst abwechselnd den angrenzenden römischen Klientelstaaten bzw. Provinzen zugeschlagen und spätestens seit Vespasian (69-79 n. Chr.) Teil der Provinz Kappadokien wird.

In der Folgezeit Armenien ständiges Streitobjekt zwischen Rom und dem Parther- bzw.

Sasanidenreich, wobei sich die Großmächte den Streit zwischen Adel und Königtum zu­

nutze machen.

Parthische Einmischungsversuche kann Rom durch direkte Interventionen (1, 18 und 37 n. Chr.) zu eigenen Gunsten zurückweisen.

Beilegung der armenischen Frage im Abkommen von Rhandeia: das armenische Königtum wird arsakidische Sekundogenitur unter römischer Oberhoheit.

Der Bruder des Partherkönigs Vologaeses I, Tiridates, wird von Nero in Rom zum König von Armenien gekrönt.

Die Umwandlung in eine römische Provinz (114) durch Traian wird unter Hadrian wieder rückgängig gemacht.

Nach zunächst erfolgreichen Abwehrkämpfen gerät Armenien unter die Herrschaft der Sasaniden, die die zarathustrische Religion einzuführen versuchen.

Befreiung Armeniens mit römischer Hilfe durch Tiridates III., der nach anfänglicher Ablehnung die Einführung des Christentums durch Gregorden Erleuchter, Mitglied einer hochgestellten, parthisch-armenischen Familie, zuläßt. Zerstörung der heidnischen und za- rathustrischen Tempel und Ersetzung durch christliche Kirchen, Ausbildung einer Natio­

nalkirche, die, in 12 Bistümer eingeteilt, von einem Katholikos mit Sitz im alten heidnischen Kultzentrum Aschtischtat (später Valarschapat) geleitet wird, dessen Amt (bis 428) in der Familie Gregors erblich ist.

Unter Tiran II., Arschak und Pap starke Spannungen zwischen Königtum einerseits und Kirchenführung und Adel andererseits.

Unter Arsakes IV. Teilung Armeniens zwischen Ostrom und dem Sasanidenreich. Der öst­

liche Teil (noch bis 428) unter arsakidischen Königen mit Tributpflicht an die Sasaniden, danach von sasanidischen Statthaltern (marzbanen) verwaltet.

Trennung von der Mutterkirche in Neokaisareia unter dem Katholikos Sahak.

Vollendung der Armenisierung der Kirche durch Verwendung der von Mesrop erfundenen armenischen Schrift im Gottesdienst. In der Folge kommt es zu einer regen Ubersetzungs­

tätigkeit (Übertragung liturgischer und theologischer wie auch literarischer griechischer Texte ins Armenische) und zur Ausbildung einer eigenen armenischen Literatur und Geschichtsschreibung.

Blutige Christenverfolgung durch den Sasanidenkönig Yezdegird III.

Der römisch gewordene Teil Armeniens wird nach dem Tod Arsakes' IV. als römische Pro­

vinz verwaltet.

Durch Justinian unter Einbeziehung Kleinarmeniens Neueinteilung und von den Armeni­

ern übernommene Numerierung als Armenia I-IV.

Verwüstungen durch den Sasaniden Chosrau I. (565-591).

Erneute Kämpfe mit den Sasaniden um Armenien unter Justin IL, Tiberios I. und Mauri- kios.

Maurikios greift in die sasanidischen Thronwirren ein und bringt Chosrau II. an die Macht, worauf er von diesem die Abtretung eines großen Teils des sasanidischen Armeniens er­

reicht.

Erfolgreiche Offensive der Sasaniden, die sich erst nach dem Sieg des Herakleios bei Ninive (628) aus Armenien zurückziehen.

Als Ziel von Angriffen der islamischen Araber (seit 640) gerät Armenien endgültig unter die Oberhoheit des Kalifenreiches.

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312 Altertum - Römische Geschichte

Iran und Mesopotamien

(Forts, v. S. 167)

Unter Seleukos I werden Mesopotamien und Iran (einschließlich des heutigen Afghanistan und Belutschistan) ein Teil des Seleukidenreiches.

304/303 Große Gebiete westlich des Indus und im Hindukusch (Satrapie Paropamisadai und die östlichen Teile von Arachosien und Gedrosien) müssen an das unter Tschandragupta (grie­

chisch- Sandrokottos) expandierende Maurja-Reich abgetreten werden. Auseinanderset­

zungen mit den Antigoniden und Ptolemaiern und innerdynastische Streitigkeiten (Bru­

derkrieg zwischen Seleukos II. und Antiochos Hiera* 240/239-237) zwingen die Nachfolger Seleukos' L, ihre Macht im Westen zu konzentrieren. Der politische Einfluß in den östlichen Reichsteilen zerfällt. . , _

nach 250 Von der seleukidischen Zentralgewalt lösen sich Parthien unter dem Satrapen Andragoras Ceigene Münzprägung jedoch ohne Königstitel) und Baktrien unter dem Satrapen Diodo­

tos (zunächst noch Anerkennung der seleukidischen Oberhoheit, seit 239 volle Eigenstän­

digkeit) wahrscheinlich auch Elymais und Persis unter einheimischen Lokaldynasten.

Baktrien

Das gräko-baktrische Königreich

um 250 In Baktrien begründen Diodotos I. und //. das durch eine iranisch-hellenistische Mischkul- 206 tur geprägte gräko-baktrische Königreich. Ein Rückeroberungsversuch Antiochos'III. en­

det mit einem Kompromiß: Euthydemos I. (ca. 225-200) unterwirft sich den Seleukiden.

behält aber den Königstitel und die Herrschaft über Baktrien.

1 H 2 Jh Der Niedergang des Maurja-Reiches begünstigt die große Expansion der baktrischen Grie­

chen bis nach Turkestan und dem Pandschab unter Demetrios I., dem Sohn des Euthyde­

mos, und Eukratides, der im Aufstand gegen Demetrios an die Macht kommt. In der Folge­

zeit schwächen Rivalitätskämpfe zwischen verschiedenen, der Dynastie des Euthydemos bzw. Eukratides entstammenden Königen die machtpolitische Stellung des Reiches, um 130 Das gräko-baktrische Reich erliegt dem Ansturm der Saken (Skythen) und Yüe-tschi.

1 Jh Letzte Reste der indo-baktrischen Königreiche werden von den Saken unter Azes I. (57 v Chr. Beginn der „Ära des Azes"; Festigung des indischen Sakenreiches), dann durch das Aus-

1 Jh' greifen einer Dynastie parthischer Provinzialherrscher nach Osten (Bildung eines unter n Chr. parthischer Herrschaft stehenden Sakenreiches; hierbei führend: Gondophernes 25-45) und schließlich (seit ca. 50 - andere Datierung ca. 150) durch die Expansion des Kuschana­

reiches aufgerieben.

Parthien

um 239 In Parthien brechen die Parner, iranische Reiternomaden vom Stamm der Daher aus dem Steppengebiet südöstlich des Aralsees, ein und verdrängen unter der Führung von Arsa- kes I. (möglicherweise seit 247 Herrscher = Beginn der arsakidischen Zeitrechnung - Stammvater der neugegründeten Dynastie der Arsakiden) Andragoras aus dessen Macht­

bereich. Die Parner, an die schon bald - wohl als Folge einer raschen Verschmelzung mit der einheimischen iranischen Bevölkerung - der Name Parther übergeht, gründen im neu­

eroberten Gebiet (einschließlich des ebenfalls eroberten Hyrkanien) das Partherreich.

230/228 Der Versuch Seleukos' IL, im Bund mit Diodotos I, von Baktrien das parthische Gebiet zurückzuerobern, scheitert. Arsakes L kann die parthische Machtstellung festigen und aus­

bauen: Gründung der Hauptstadt Dara; Beginn parthischer Münzprägung.

210-208 Erst Antiochos III. gelingt es, im Rahmen seines Ostfeldzuges Arsakes II. in der gleichen Weise wie den baktrischen König Euthydemos I. zur teilweisen Anerkennung der seleuki­

dischen Oberhoheit zu zwingen.

188 Friede von Apameia: die Niederlage Antiochos' III. gegen Rom erschüttert die seleukidi- sche Vormachtstellung auch in den mesopotamischen und iranischen Reichsteilen.

nach 188 Lokale Machthaber in der Elymais (187 wird hier Antiochos erschlagen), der Persis und in Media Atropatene fallen erneut ab und gründen unabhängige Herrschaftsbereiche;

ebenso sagen sich in dieser Zeit die Parther von der seleukidischen Vorherrschaft los.

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Regionalgeschichte - Iran und Mesopotamien 313

Bildung eines parthischen Großreiches

i 7 1 _ 1 3 8 Mithradates I. erobert das gesamte westiranische Gebiet und Babylonien (141) sowie Mesopotamien. Im Osten werden Teile des baktrischen Gebietes annektiert. Ein Gegen­

angriff der Seleukiden wird durch die Gefangennahme Demetrios' II. abgewehrt (139).

Zum Ausdruck seiner neuen Machtstellung nimmt Mithradates I. den alten Achaimeni- dentitel „König der Könige" an.

1 3 8 / 1 3 7 Phraates II. kann die parthischen Eroberungen im Westen behaupten und den seleukidi- _ ca 1 2 8 sehen Widerstand endgültig brechen,

urri 1 3 0 Dem Einbruch sakischer Stämme fällt das gräko-baktrische Reich zum Opfer.

1 2 9 De r Seleukide Antiochos VII. wird nach anfangs erfolgreichem Feldzug gegen die Parther besiegt.

seit 1 2 9 Sakische Stämme bedrohen die Nordostgrenze des Partherreiches.

1 2 8 Phraates II. fällt im Abwehrkampf gegen die Steppenvölker, um 1 2 3 Das gleiche Schicksal erleidet sein Nachfolger Arfabanos /.

1 2 3 - 8 8 / 8 7 Mithradates II. stellt die von Mithradates I. begründete parthische Großmachtstellung wieder her: Festigung der Vormacht im Osten durch Ansiedlung der Saken im Gebiet des Hamun-Sees (Sistan, „Sakenland", als Vasallenstaat gegründet); Rückeroberung Babylo- niens, das zwischenzeitlich Hyspoasines von Charakene (Mündungsgebiet von Euphrat und Tigris) den Parthern entrissen hat. Ausdehnung der parthischen Machtsphäre bis an den Oberlauf des Euphrat: Unterwerfung ganz Mesopotamiens (113 Einnahme von Dura- Europos) und erstmaliges Eingreifen in Armenien.

A l s neue Großmacht zwischen Ost und West nimmt das Partherreich Verhandlungen mit China auf (Gesandtenaustausch mit dem Han-Kaiser Wu-ti).

9 6 Aufnahme von Verhandlungen mit Rom: Zusammenkunft zwischen dem damaligen Pro­

prätor von Kilikien, Sulla, und dem parthischen Gesandten Orobazos.

Die Grundstrukturen des Partherreiches

Ein sehr l o c k e r gefügter, dezentralisierter staatlicher Aufbau ist kennzeichnend für das parthische Reich.

Die von d e n Achaimeniden begründete und von den Seleukiden modifizierte Satrapienordnung hat nur noch b e d i n g t e Gültigkeit; zahlreichen Kleinfürsten und Unterkönigen (etwa Persis mit dem Feuerheilig­

tum v o n Istachr als Zentrum, Media Atropatene, Elymais, Charakene, Adiabene; Osrhoene und Hatra unter arabischen Dynastien) wird ebenso wie den griechischen Städten (z.B. Seleukeia am Tigris) bei A n e r k e n n u n g der parthischen Oberhoheit weitestgehende Selbständigkeit zugestanden. Das Königtum der A r s a k i d e n orientiert sich stark am hellenistischen Vorbild (griechische Königstitulatur; ostentativ be­

kundetes Philhellenentum seit Phriapites (ca. 191-176); Griechisch und Aramäisch bleiben Amtsspra­

chen)- zugleich aber auch bewußtes Anknüpfen an achaimenidische Traditionen: Parthische Machtan- snrüche w e r d e n unter Berufung auf die Achaimenidennachfolge geltend gemacht. Dem König erwächst in dem s i c h in einem Rat konstituierenden Adel eine Gegenmacht, die zunehmend an politischem Einfluß gewinnt; starke Abhängigkeit des Königs von den Magnaten, insbesondere den sieben führenden irani­

schen Adelshäusern, und Erblichkeit zahlreicher Ämter bedingen eine fortschreitende Feudalisierung.

Die Sozialstruktur weist ebenso wie die Heeresverfassung bereits in der Frühzeit feudale Züge auf: Die Landbevölkerung lebt in Abhängigkeit von den adligen Grundherren, die mit ihren Hörigen auch das Heeresaufgebot zu stellen haben; eine Sonderstellung nehmen die griechischen Poleis ein.

Grundlage der parthischen Wirtschaft bilden Landwirtschaft (Ackerbau und Weidewirtschaft) und Handel (Kontrolle der „Seidenstraße" und wichtiger Handelswege zwischen Levante und Persischem Golf' Blütezeit von Hatra, Dura-Europos und des von den Parthern neubegründeten Assur). Außer den Steuereinnahmen aus dem Handel gibt es zumindest teilweise eine Grund- und Kopfsteuer sowie Fron­

dienstverpflichtungen. In der Religion kommt es zu vielfältigen Erscheinungsformen: Synkretistische Kulte hellenistisch-semitischer Prägung bestimmen besonders im Westen das Bild. Der Kult des Sonnen­

gottes Mithra findet weite Verbreitung auch jenseits der parthischen Reichsgrenzen; daneben religiöse Dominanz des Mazdaismus; weitgehende Toleranz auch gegenüber Juden, Mandäern und Christen sei­

tens der parthischen Dynasten, die selbst wahrscheinlich anfangs Anhänger einer schamanistischen Reli­

gionsind, sich dann aber dem Zarathustrismus zuwenden; erste Kodifizierung des „Avesta" (Gesamtheit der religiösen Grundtexte) unter Vologaeses I. (51-79/80), jedoch noch keine Ausbildung einer zara- thustrischen Orthodoxie.

In der Kunst wird ein durchaus eigenständiger parthischer Stil entwickelt, der sowohl griechisch-römische als auch iranische und teilweise arabische Komponenten aufweist und nicht nur im Partherreich selbst (Assur, H a t r a , Nisa, Ktesiphon), sondern auch in den angrenzenden Regionen (Palmyra, Dura-Europos) Verbreitung findet. In der Malerei, Plastik und Reliefkunst ist neben der Neigung zum Linearen beson­

ders die Frontalität bestimmendes Merkmal; in der Baukunst wird der LiVan entwickelt, ein nach einer Seite o f f e n e r , großräumiger Saal von rechteckigem Grundriß, der ohne stützende Säulen von Bögen und Gewölben überspannt ist.

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314 A l t e r t u m - Rö m i s c h e G e s c h i c h t e

N a c h der endgültigen K o n s o l i d i e r u n g des Partherreiches unter M i t h r a d a t e s II. steht in der Folgezeit neben d e n f o r t d a u e r n d e n K ä m p f e n gegen die Saken u n d das Kuschanareicb im O s t e n die A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit R o m im V o r d e r g r u n d , w o b e i innenpolitische Streitig­

keiten die parthische Position schwächen.

8 8 - 6 4 In d e n M i t h r a d a t i s c h e n K r i e g e n bleiben die Parther neutral.

6 9 / 6 6 A n e r k e n n u n g des E u p h r a t als G r e n z e zwischen der römischen u n d parthischen Macht­

sphäre in den V e r t r ä g e n mit Lucullus ( 6 9 ) u n d Pompeius ( 6 6 ) .

6 4 D i e Neuordnung des Ostens durch P o m p e i u s schwächt d e n parthischen E i n f l u ß i m Westen ( O s r h o e n e ) .

D e r o f f e n e B r u c h der V e r t r ä g e durch d e n E i n m a r s c h des Crassus in G e b i e t e östlich des 53 E u p h r a t führt zur Schlacht bei Karrhai (Carrhae): völlige V e r n i c h t u n g des r ö m i s c h e n Heeres

durch die berittenen parthischen B o g e n s c h ü t z e n unter Surenas; T o d des Crassus.

5 1 Erfolgloser G e g e n a n g r i f f der Parther auf Syrien.

4 1 - 3 9 D i e Parther k ö n n e n unter d e m T h r o n f o l g e r Pakoros z u s a m m e n mit O . Labienus (eigene M ü n z e n mit T i t e l : Parthicus i m p e r a t o r ) Syrien u n d große T e i l e K l e i n a s i e n s erobern.

3 9 - 3 8 Sie w e r d e n aber v o n C. Ventidius Bassus zurückgeschlagen ( L a b i e n u s u n d P a k o r o s fallen).

3 6 / 3 4 D y n a s t i s c h e K r i s e i m Partherreich, d e n n o c h F e l d z ü g e des M. Antonius erfolglos.

20 v. Chr. Friedensvertrag zwischen Augustus und Phraates IV.: R ü c k g a b e der bei K a r r h a i eroberten F e l d z e i c h e n ; A n e r k e n n u n g der römischen O b e r h o h e i t über A r m e n i e n . B e f r i e d u n g der E u p h r a t g r e n z e bringt B l ü t e z e i t für d e n internationalen H a n d e l .

1 n. C h r . N e u e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m A r m e n i e n zwischen A u g u s t u s u n d Phraates V. w e r d e n auf d i p l o m a t i s c h e m W e g beigelegt.

12 G e g e n d e n in R o m e r z o g e n e n Vonones I. ( 7 - 1 2 ) e r h e b t der A d e l Artabanos III. ( 1 2 - 3 8 ) z u m K ö n i g , dessen Zentralisierungspolitik ( U m w a n d l u n g zahlreicher Vasallenstaaten in arsakidischen S e k u n d o g e n i t u r e n ) j e d o c h n e u e W i d e r s t ä n d e des A d e l s h e r v o r r u f t ; v o n R o m geschürte dynastische K r i s e .

3 7 E i n abermaliger Streit u m A r m e n i e n zwischen d e m r ö m i s c h e n Statthalter v o n Syrien L . V i t e l l i u s u n d A r t a b a n o s I I I . w i r d beigelegt.

3 8 N a c h A r t a b a n o s ' T o d A u f s t ä n d e u n d B ü r g e r k r i e g e .

ca. 39 Zeitweiser Zerf all des Partherreiches in einen östlichen T e i l unter Gotarzes II. (ca. 3 8 - 5 1 ) - 51 u n d einen westlichen unter Vardanes (ca. 3 9 - 4 7 / 4 8 ) .

5 1 - 6 3 V o i o g a e s e s I. ( 5 1 - 7 9 / 8 0 ) e r h e b t erneut A n s p r ü c h e auf A r m e n i e n ; langwieriger K r i e g mit R o m .

6 3 B e i l e g u n g der a r m e n i s c h e n Frage im A b k o m m e n v o n R h a n d e i a : das a r m e n i s c h e K ö n i g t u m wird arsakidische S e k u n d o g e n i t u r unter römischer O b e r h o h e i t .

66 V o l o g a e s e s ' I. B r u d e r Tiridates wird v o n Nero in R o m z u m K ö n i g v o n A r m e n i e n gekrönt, nach 7 2 E i n Alaneneinfall u n d der A b f a l l Hyrkaniens erschüttern das Partherreich. A u f f l a m m e n

neuer T h r o n k ä m p f e nach V o l o g a e s e s ' T o d .

1 1 4 - 1 1 7 D a s widerrechtliche E i n g r e i f e n d e s P a r t h e r k ö n i g s Osroes in A r m e n i e n veranlaßt Tra/an z u m F e l d z u g gegen das Partherreich: E i n r i c h t u n g der P r o v i n z e n A r m e n i a , M e s o p o t a m i a , A s s y r i a ; E r o b e r u n g v o n K t e s i p h o n ; Parthamaspates, ein S o h n des O s r o e s , als römischer V a s a l l eingesetzt.

n a c h 117 D u r c h d e n V e r z i c h t Hadrians auf diese N e u e r w e r b u n g e n wird die parthische Machtstellung im W e s t e n w e i t g e h e n d wiederhergestellt; E u p h r a t erneut G r e n z e ; im O s t e n B e d r o h u n g durch das K u s c h a n a r e i c h .

1 6 2 E i n A n g r i f f Vologaeses' III. ( 1 4 7 / 1 4 8 - 1 9 1 / 1 9 2 ) auf A r m e n i e n u n d Syrien ist zunächst er­

folgreich.

1 6 3 - 1 6 6 R ö m i s c h e r G e g e n a n g r i f f unter Avidius Cassius: E i n n a h m e v o n S e l e u k e i a - K t e s i p h o n ; das nordwestliche Z w e i s t r o m l a n d einschließlich D u r a - E u r o p o s wird r ö m i s c h .

195 Septimius Severus richtet die Provinz Mesopotamia ein.

ab 198 F e l d z ü g e des Septimius Severus ( e r n e u t e E i n n a h m e K t e s i p h o n s ; j e d o c h 1 9 8 - 1 9 9 erfolglose B e l a g e r u n g H a t r a s ) u n d des Caracalla ( 2 1 6 - 2 1 7 ) s o w i e der T h r o n s t r e i t z w i s c h e n Vologae­

ses V. ( 2 0 7 / 2 0 8 - 2 2 2 ) und Artabanos V. (ca. 2 1 3 - 2 2 4 ) tragen zur weiteren Schwächung der königlichen Z e n t r a l g e w a l t bei.

Das Sasanidenreich

D e r endgültige U n t e r g a n g der A r s a k i d e n wird j e d o c h d u r c h die w a c h s e n d e n i n n e r e n A u f ­ l ö s u n g s t e n d e n z e n i m Partherreich herbeigeführt. D e n K l e i n f ü r s t e n v o n Istachr ( n a h e Per- sepolis), V o r s t e h e r des dortigen F e u e r h e i l i g t u m s , gelingt es, d u r c h eine R e b e l l i o n , deren A n f ä n g e in die Z e i t v o n V o l o g a e s e s I V . ( 1 9 1 / 1 9 2 - 2 0 7 / 2 0 8 ) z u r ü c k r e i c h e n , die M a c h t in der gesamten Persis an sich zu bringen,

seit Festigung der M a c h t s t e l l u n g u n d E r o b e r u n g a n g r e n z e n d e r G e b i e t e ( E l y m a i s , Isfahan, 2 0 5 / 2 0 6 K e r m a n ) unter P a p a k u n d dessen S o h n A r d a s c h i r .

(6)

Regionalgeschichte - Iran und M e s o p o t a m i e n 315

2 2 4 D i e W e i g e r u n g Artabanos' V., A r d a s c h i r als n e u e n V a s a l l e n a n z u e r k e n n e n , führt zur Ent­

scheidungsschlacht bei Hormezdagan, in der A r t a b a n o s fällt.

2 2 6 M i t der K r ö n u n g Ardaschirs in K t e s i p h o n z u m „ K ö n i g der K ö n i g e v o n I r a n " offizieller B e g i n n der Regierungszeit der Sasanidendynastie ( b e n a n n t nach d e m S t a m m v a t e r Sasan).

2 2 6 — 2 4 1 A r d a s c h i r I. unterwirft z. T . g e m e i n s a m mit Schapur I. als Mitregenten die meisten G e b i e t e des e h e m a l i g e n Partherreiches; große T e i l e des K u s c h a n a r e i c h e s sasanidischen Statthaltern unterstellt; erfolgreiche A n g r i f f e (seit 2 3 7 ) auf M e s o p o t a m i e n : Nisibis, K a r r h a i , H a t r a er­

o b e r t ; auch A r m e n i e n sasanidisch ( 2 3 8 - 2 8 0 ) . D a s Sasanidenreich wird zur größten a u ß e n ­ politischen B e d r o h u n g für das R ö m i s c h e R e i c h .

2 4 1 — 2 7 2 U n t e r Schapur I. Fortsetzung der E x p a n s i o n s p o l i t i k („König der Könige von Iran und Nichtiran"); wechselvolle K ä m p f e gegen R o m .

nach 2 5 4 Z e r s t ö r u n g v o n D u r a u n d A n t i o c h e i a .

2 5 9 / 2 6 0 Valerian v o n Schapur I. bei E d e s s a (heute U r f a ) g e f a n g e n g e n o m m e n (stirbt in G e f a n g e n ­ schaft); A n s i e d l u n g römischer Kriegsgefangener in der n e u g e g r ü n d e t e n Stadt G u n d e s c h a - pur ( „ d a s schönere A n t i o c h e i a des S c h a p u r " ) .

2 6 0 / 2 8 3 D a s E i n g r e i f e n des Odainathos v o n P a l m y r a in die K ä m p f e (seit 2 6 0 ) u n d der römische G e g e n s t o ß unter C a r u s ( E i n n a h m e K t e s i p h o n s 2 8 3 ) verhindern ein weiteres A u s g r e i f e n der Sasaniden.

2 8 8 F ö r m l i c h e r Friedensschluß zwischen Bahram II. u n d Diokletian: Sasaniden verzichten auf

„ A r m e n i a " und „ M e s o p o t a m i a " .

Die Grundstrukturen des Sasanidenreiches

Unter d e n S a s a n i d e n k o m m t es z u einer erheblichen Stärkung der königlichen Zentralgewalt; G r ü n d u n g von S t ä d t e n mit e i g e n e m T e r r i t o r i u m auf K ö n i g s l a n d , A b l ö s u n g lokaler Herrscher in n e u e r o b e r t e n G e b i e t e n d u r c h Mitglieder der K ö n i g s f a m i l i e ( E r r i c h t u n g sasanidischer S e k u n d o g e n i t u r e n ) u n d A u f b a u eines V e r w a l t u n g s - u n d B e a m t e n a p p a r a t e s (hierarchische G l i e d e r u n g ; an der Spitze der „buzurg-lrama- dar": G r o ß w e s i r u n d R a t g e b e r des K ö n i g s ) sowie eines stehenden H e e r e s ( m i t der gepanzerten R e i t e r e i als K e r n s t ü c k ) beschleunigen d e n Zentralisierungsprozeß. D e n n o c h weiterhin starker E i n f l u ß der g r u n d ­ b e s i t z e n d e n A d e l s s c h i c h t , die in verschiedene G r u p p e n unterschiedlich g r o ß e n A n s e h e n s gegliedert ist;

darunter w i e s c h o n in parthischer Z e i t die s o g e n a n n t e n „sieben Häuser" f ü h r e n d . B e s e t z u n g zahlreicher Ämter ( t e i l w e i s e erblich) und Stellung der K e r n t r u p p e n i m H e e r d u r c h d e n A d e l . D e r d a u e r n d e Gegen­

satz z w i s c h e n zentralisierendem Königtum u n d Adel bedeutet eine ständige innere B e d r o h u n g für die S a s a n i d e n d y n a s t i e . E i n e n g u n g der politischen H a n d l u n g s f r e i h e i t d u r c h H o f i n t r i g e n u n d W a h l k a p i t u l a ­ tionen ; u n e i n g e s c h r ä n k t e V o l l m a c h t des K ö n i g t u m s nur in der F r ü h z e i t unter A r d a s c h i r I. u n d Schapur I.

und w i e d e r unter C h o s r a u I. ( 5 3 1 - 5 7 9 ) . R e l i g i ö s sanktionierte, kastenhafte S c h e i d u n g der B e v ö l k e r u n g in vier S t ä n d e , die ihrerseits in K l a s s e n unterteilt sind: 1. Priester; 2. Krieger; 3. Beamte; 4. Bauern u n d Handwerker; starre E i n t e i l u n g mit nur geringen A u f s t i e g s m ö g l i c h k e i t e n . I m wirtschaftlichen B e r e i c h fällt n e b e n der landwirtschaftlichen P r o d u k t i o n a u f g r u n d der w a c h s e n d e n B e d e u t u n g v o n H a n d w e r k (Seiden- u n d G l a s h e r s t e l l u n g , K u n s t h a n d w e r k ) u n d H a n d e l (eigener W a r e n v e r k e h r s o w i e Mittler im F e r n h a n d e l zwischen O s t u n d W e s t ) d e n Städten eine wichtige R o l l e z u ; Sicherung der V o r r a n g s t e l l u n g des K ö n i g s g e g e n ü b e r d e n Städten d u r c h staatliche K o n t r o l l e n u n d H a n d e l s m o n o p o l e .

Die S a s a n i d e n e r h e b e n d e n Zarathustrismus in einer mit alten mazdaistischen V o r s t e l l u n g e n d u r c h s e t z ­ ten F o r m z u r Staatsreligion. Priesterschaft ( M a g i e r ) hierarchisch gegliedert mit e i n e m v o m K ö n i g e i n g e ­ setzten, a u c h politisch einflußreichen mobadanmobed (höchster W ü r d e n t r ä g e r ) an der Spitze. E r n e u t e S a m m l u n g u n d V e r v o l l s t ä n d i g u n g der religiösen Ü b e r l i e f e r u n g i m n u n m e h r autoritativen „ A v e s t a " m i t ­ tels e i n e r e i g e n e n , auf e i n e m V o k a l a l p h a b e t basierenden Schriftsprache. S c h o n frühzeitig erwächst der neuen S t a a t s r e l i g i o n starke G e g n e r s c h a f t i m Manichäismus, einer v o n Mani (* 2 1 6 , f 2 7 6 ) b e g r ü n d e t e n , s y n k r e t i s t i s c h e n R e l i g i o n , deren L e h r e sich aus gnostischen, b a b y l o n i s c h - c h a l d ä i s c h e n , j ü d i s c h e n , christ­

lichen u n d iranischen V o r s t e l l u n g e n z u s a m m e n s e t z t . U n t e r s t ü t z u n g M a n i s d u r c h Schapur I., d e m M a n i eines s e i n e r H a u p t w e r k e (Schapuragan) w i d m e t , u n d H o r m i z d I.; unter B a h r a m I. j e d o c h w i r d M a n i 2 7 6 auf B e t r e i b e n der M a g i e r hingerichtet. I n der Folgezeit V e r f o l g u n g e n der m a n i c h ä i s c h e n G e m e i n d e n , d e n n o c h a u f g r u n d reger Missionstätigkeit schnelle A u s b r e i t u n g des M a n i c h ä i s m u s westlich bis nach S p a ­ nien u n d G a l l i e n , östlich bis nach C h i n a ( m a n i c h ä i s c h e H a n d s c h r i f t e n u. a. in koptischer, türkischer, chi­

nesischer S p r a c h e ) .

Die s t a r k e A u s b r e i t u n g des Christentums ist v o r allem auf d e n E i n f l u ß der seit d e n E r o b e r u n g s k r i e g e n Schapurs I . zwangsweise i m Sasanidenreich angesiedelten r ö m i s c h e n K r i e g s g e f a n g e n e n z u r ü c k z u f ü h r e n . Die B e h a n d l u n g der Christen stark v o n der A u ß e n p o l i t i k abhängig, seitdem K o n s t a n t i n I. das C h r i s t e n ­ tum i m R ö m i s c h e n R e i c h begünstigt u n d d a m i t die Christen im Sasanidenreich als potentielle B u n d e s g e ­ nossen R o m s gelten. D a h e r unter Schapur II. (seit 3 3 9 ) w ä h r e n d der K r i e g e gegen R o m blutige Christen­

verfolgungen. U n t e r Y e z d e g i r d I. ( 3 9 9 - 4 2 1 ) nach A u f n a h m e freundschaftlicher B e z i e h u n g e n m i t d e m o s t r ö m i s c h e n R e i c h W i e d e r h e r s t e l l u n g der G l a u b e n s f r e i h e i t . A u f den Synoden von Seleukeia ( 4 1 0 u n d 420) e n d g ü l t i g e Festlegung einer kirchlichen O r g a n i s a t i o n (unter e i n e m Katholikos v o n S e l e u k e i a - K t e s i - phon m i t 5 E r z b i s c h ö f e n ) . U n t e r Y e z d e g i r d II. ( 4 3 9 - 4 5 7 ) S p a n n u n g e n zwischen K ö n i g u n d K i r c h e u n d

(7)

3 2 6 A l t e r t u m - Rö m i s c h e G e s c h i c h t e

erneute Christenverfolgungen (besonders in A r m e n i e n , Syrien B a b y l o m e n ) . P e n « ( 4 5 9 - 4 8 4 ) unter­

stützt in seiner Religionspolitik d e n Nestorianismus; seitdem das Sasamdenreich Z u f l u c h t s o r t für die Nestorianer aus d e m R ö m i s c h e n R e i c h ( G r ü n d u n g der n e s t o n a m s c h e n T h e o l o g i e s c h u l e in N i s i b i s ) ; 484 T r e n n u n g der im Sasanidenreich w o h n e n d e n Christen mit d e m B e k e n n t n i s z u m N e s t o r i a n i s m u s v o n der G r o ß k i r c h e : Entstehung einer christlichen Nationalkirche _ •

D i e sasanidische Kunst k n ü p f t unmittelbar an achaimenidische u n d

parteiische

T r a d i t i o n e n an u n d entwik- kelt diese fort; d a n e b e n starke römisch-hellenistische Einflüsse besonders durch V e r m i t t l u n g römischer Kriegsgefangener, die vor allem z u m Städtebau ( E n t w i c k l u n g romischer Stadtkultur) u n d bei der Anlage technischer B a u w e r k e ( B r ü c k e n - u n d D a m m b a u t e n ) herangezogen w e r d e n . Palastbauten m i t großen G e w ö l b e - u n d K u p p e l k o n s t r u k t i o n e n (Palast v o n K t e s i p h o n ) als vollendete F o r m e n parthischer Liwane;

in den Felsreliefs, auf denen Darstellungen der Siege über die A r s a k i d e n und R o m e r s o w i e v o n Herrscher­

investituren durch den G o t t Ahura Mazda vorherrschen (Mittel der B i l d p r o p a g a n d a ) , w e c h s e l n Fronta- lität u n d Profildarstellung. H e r v o r r a g e n d e Leistungen in der T o r e u t i k u n d G l y p t i k ; sasanidische Seiden­

stoffe ( E i n f ü h r u n g der Seicfenraupenzuc/if) mit figürlichem S c h m u c k im A b e n d l a n d hochgeschätzt. Hohe Blüte v o n Wissenschaft und Forschung in d e n geistigen Z e n t r e n wie G u n d e s c h a p u r u n d Nisibis. Literari- sehe Ausformung einer in ihrem Sagenstoff auf parthische Ursprünge z u r ü c k g e h e n d e n R i t t e r e p i k , die in der Folgezeit die mittelalterlichen E p e n des A b e n d l a n d e s beeinflußt.

A u c h im 4 Jh. Fortsetzung der K ä m p f e gegen die R ö m e r im W e s t e n u n d skythische sowie hunnische V ö l k e r im O s t e n . G e g e n die w a c h s e n d e B e d r o h u n g durch A n g r i f f e v o n Araber­

s t ä m m e n im Südwesten Schutz durch den sasanidischen Vasallenstaat der arabischen Lach- midendynastie v o n H i r a .

3 0 9 - 3 7 9 N a c h langen K ä m p f e n k a n n Schapur II. die unter Narse ( 2 9 3 - 3 0 2 ) gegen Galerius ( 2 9 6 - 2 9 8 ) verlorenen G e b i e t e nach erfolgreicher A b w e h r Julians vor Ktesiphon (Tod J u l i a n s ) durch Friedensschluß ( 3 6 3 ) mit Jovian ( 3 6 3 - 3 6 4 ) teilweise (größter T e i l Mesopo­

tamiens mit Nisibis) z u r ü c k g e w i n n e n , D a s K u s c h a n a r e i c h erneut e r o b e r t ; dort auch Kampf gegen die (seit ca. 3 5 0 ) einfallenden hunnischen V o l k e r ( C h i o m t e n , K i d a r i t e n ) , die nach B ü n d n i s a b s c h l u ß (seit 3 6 0 ) gegen R o m m i t k ä m p f e n .

seit 3 8 7 D e r östliche T e i l A r m e n i e n s wird aufgrund eines Teilungsvertrages mit O s t r o m wieder sa- nach 4 0 0 E i n d r i n g e n der (iranischen o d e r h u n n i s c h e n ) Hephthalitenim O s t e n ; G r ü n d u n g eines

eigenen Staatswesens auf d e m G e b i e t des e h e m a l i g e n K u s c h a n a r e i c h e s ; E i n m i s c h u n g in sasanidische Thronstreitigkeiten.

4 6 5 4 8 4 N a c h wechselvollen K ä m p f e n erleiden die Sasaniden unter Peroz gegen die Hephthaliten zwei vernichtende N i e d e r l a g e n ; bis in die erste H ä l f t e des 6. J h . s tributare Abhängigkeit.

4 8 8 - 4 9 6 D i e außenpolitischen M i ß e r f o l g e schwächen die Stellung des K ö n i g s v o l l e n d s ; herrschende M a c h t ist der A d e l , gegen dessen W i l l k ü r sich unter Kavadh I. ( 4 8 8 - 5 3 1 ) die religiöse, dem M a n i c h ä i s m u s v e r w a n d t e Bewegung des Mazdak w e n d e t , deren sozialrevolutionärer A s p e k t ( F o r d e r u n g nach gleichmäßiger V e r t e i l u n g aller G ü t e r , W e i b e r - u n d Besitzgemein­

schaft) b e s t i m m e n d wird. V o r h e r r s c h a f t des G r u n d a d e l s g e b r o c h e n ; das feste G e f ü g e der Gesellschaft radikal zerstört. Z u n ä c h s t U n t e r s t ü t z u n g des M a z d a k i s m u s durch K a v a d h I..

der hierin eine M ö g l i c h k e i t zur Stärkung der K ö n i g s m a c h t gegen d e n A d e l sieht.

4 9 6 Sturz K a v a d h s durch eine A d e l s v e r s c h w ö r u n g . Tschamasp wird K ö n i g ; d a n n Rückkehr 4 9 6 - 4 9 8 K a v a d h s mit hephthalitischer Unterstützung. '

5 2 3 / 5 2 4 N a c h E r n e n n u n g Chosraus I. z u m T h r o n f o l g e r n o c h unter K a v a d h I. E r m o r d u n g der Füh- ( 5 2 6 7 5 2 9 ' ) rer der m a z d a k t i s c h e n B e w e g u n g und blutige V e r f o l g u n g ihrer A n h ä n g e r .

5 3 1 - 5 7 9 U n t e r C h o s r a u I V o l l e n d u n g der bereits unter K a v a d h I. eingeleiteten Staatsreform zur Stärkung der königlichen Z e n t r a l g e w a l t : Steuerreform nach d e m V o r b i l d der R e f o r m e n D i o k l e t i a n s - Katastrierung d e s G r u n d b e s i t z e s u n d E i n f ü h r u n g einer festen Grundsteuer statt der wechselnden Ertragssteuer; u m f a s s e n d e Volkszählung und Neufestsetzung der K o p f s t e u e r (Staffelung nach V e r m ö g e n s k l a s s e n ) . Verwaltungsreform: E i n s c h r ä n k u n g der V o l l m a c h t e n des G r o ß w e s i r s , A b s c h a f f u n g des A m t e s des militärischen Oberbefehlshabers u n d Einteilung des R e i c h e s in vier H e e r e s b e z i r k e unter j e e i n e m Feldherrn. F ö r d e r u n g des niederen A d e l s und S c h a f f u n g eines n e u e n H o f - u n d B e a m t e n a d e l s . W i e d e r h e r s t e l l u n g der R e c h t e der zarathustrischen Kirche. Heeresreform: A u s s t a t t u n g der S o l d a t e n auf Staats­

kosten, N o r m i e r u n g der R ü s t u n g , E i n f ü h r u n g v o n R a n g a b z e i c h e n ( n e u e r Militäradel):

u m f a s s e n d e G r e n z s i c h e r u n g s m a ß n a h m e n u n d A u s b a u des W e g e n e t z e s .

540 D e r m i t d e m oströmischen Kaiser Justinian geschlossene „ E w i g e Frieden" ( 5 3 2 ) durch C h o s r a u I. g e b r o c h e n ( E i n f a l l in Syrien, Z e r s t ö r u n g A n t i o c h e i a s , D e p o r t a t i o n v o n Fachar­

beitern).

u m 5 6 0 M i t H i l f e der v e r b ü n d e t e n W e s t t ü r k e n V e r n i c h t u n g des H e p h t h a h t e n r e i c h e s .

562 Erneuter Friedensschluß mit B y z a n z auf 50 J a h r e ( E r h ö h u n g der schon 5 3 2 vereinbarten T r i b u t z a h l u n g e n an die Sasaniden).

5 7 1 E r o b e r u n g des J e m e n u n d V e r t r e i b u n g der m i t B y z a n z v e r b ü n d e t e n A k s u m i t e n aus Sud­

arabien.

(8)

Regionalgeschichte - Arabien 317 5-79 Nach dem Tod Chosraus I. erneute Frontstellung zwischen dem neuen Militäradel und dem

Königtum.

_ _ 6 2 8 Chosrau IL: erst dieser Herrscher kann den Aufstand des Bahrain Tschobin (seit ca. 590) 591 mjt oströmischer Hilfe niederschlagen.

• Durch die Eroberung großer Teile Kleinasiens und Syriens große Erfolge im Kampf gegen

s e l t das oströmische Reich.

6 19 Einnahme Ägyptens.

6 2 6 Belagerung Konstaittinopels (Byzanz) durch Sasaniden und Awaren.

Der Gegenschlag des Herakleios (Sieg bei Ninive) zwingt zur Aufgabe der Eroberungen.

D a s harte Vorgehen Chosraus II. gegen den Adel verstärkt dessen Widerstand.

6 2 8 Sturz und Ermordung des Königs.

6 3 2 Nach einer Periode völliger Anarchie wird Yezdegird III. (632-651) durch die Adelspartei des Feldherrn Rustam auf den Thron gebracht.

r l( 4 2 Das durch Kriege und innere Zerrüttung geschwächte Sasanidenreich kann den Ansturm

63 der islamischen Araber nicht abwehren. Niederlage bei Kadisija in Arabien (636), Erobe­

rung Ktesiphons (637), Niederlage bei Nihavend in Medien (642).

ftSl Yezdegird III. wird in Ostiran ermordet. Das Sasanidenreich wird ein Teil des Kalifen­

reiches. - (Forts. S. 1063) 6 2 6 - 6 2 8

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