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Von allen guten Geistern verlassen

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Mathematikinformation Nr. 62 Profil /Juni 2014

Von allen guten Geistern verlassen

Unter dieser Überschrift befasst sich Professor Dr. Erich Ch. Wittmann in der Zeitschrift „Profil“ des Deutschen Philologenverbandes mit den „Fehlentwicklungen des Bildungssystems am Beispiel Mathematik“. Wittmann setzt sich hier mit einem Thema auseinander, das schon lange in der Mathematikinformation zu finden ist:

Nach einem „kurzen historischen Rückblick“, in dem Angelsachsen zitiert werden, die im 19. Jahrhundert das preußische Schulsystem loben, kommt der Autor auf die heutigen Fehlentwicklungen, von ihm „Hindernisse“ ge- nannt, zu sprechen, die hier nur durch einige Sätze angedeutet werden können:

1. Zu starkes Gewicht auf pädagogische Argumente: „…Im besten Glauben den Bedürfnissen der Schüle- rinnen und Schüler in besonderer Weise zu entsprechen, wurden und werden tiefgreifende pädagogische, organisatorische und methodische Reformen durchgeführt, mit denen das fachliche Lernen nicht geför- dert, sondern untergraben wird. Man hat manchmal das Gefühl, dass der Mathematikunterricht nicht ent- wickelt, sondern abgewickelt werden soll…..“

2. Kontraproduktive „Anwendungsorientierung“: „……Mathematische Themen werden in reale Situatio- nen verpackt und Modellierungsaufgaben haben Hochkonjunktur…..Man glaubt, dies sei die einzige Möglichkeit um die Schülerinnen und Schüler (und die Eltern!) für die Mathematik zu motivieren…“

3. Forcierung des psychometrischen Bildungsmonitoring: „…Im Bericht über die First Conference on Exa- mination 1931 heißt es: Die französischen und deutschen Delegierten zeigten sich skeptisch gegenüber der Möglichkeit, die culture générale und die Allgemeinbildung, die durch die Schule vermittelt werden sollte, durch objektive Tests zu messen….Während diese Bedenken in Frankreich auch heute noch geteilt werden, sind sie in Deutschland beiseite gewischt worden. Das angelsächsische Bildungsmonitoring gilt als der Königsweg zur Qualitätssicherung….“

4. Unsachgemäße Reformen des Schulsystems und der Lehrpläne: „Die heutige Diskussion über die Reform des Schulsystems ist gekennzeichnet durch die Verkürzung der Schulzeit, die Erhöhung der Abiturien- tenquote, die Einführung der integrierten Gesamtschule mit Zugang zum Abitur und die Abwertung der technisch-handwerklichen Bildung….“

5. Die Bologna-Reform an den deutschen Universitäten: „….Heute ist das Bachelor/Master-Studium bis ins Detail reglementiert. Die Studierenden haben kaum noch Spielräume. Das Modulkorsett erschwert sinn- volle fachliche Querverbindungen….“

6. Zu starke Ablenkung durch „events“: „Das aufbauende fachliche Lernen in allen Fächern, besonders aber in der Mathematik, ist schließlich auch durch „events“ aller Art gefährdet. In der falschen Annahme, der normale Schulstoff sei für sich genommen trocken und uninteressant, wird der Schluss gezogen, man müsse den Unterricht durch Projekte und außerschulische Angebote mit Leben erfüllen…..“

Um die Hindernisse zu beseitigen empfiehlt der Autor „die Alternative“:

1) „Die Förderung des aufbauenden fachlichen Lernens müsste das oberste Gebot der Bildungspolitik sein….“

2) „Das Lehramtsstudium müsste selbst nach dem Prinzip des aufbauenden fachlichen Lernens organisiert werden…“

3) „An Stelle „kompetenzorientierter“ Lehrpläne, mit denen dem psychometrischen Bildungsmonitoring zu- gearbeitet wird, müssten Lehrpläne treten, die das aufbauende fachliche Lernen stufenübergreifend un- terstützen…“

4) „Das psychometrische Bildungsmonitoring ist auf lange Sicht schädlich und müsste zurückgefahren wer- den…“

5) „Das Schulsystem müsste entschlossen auf zwei Säulen konzentriert werden. Die technisch-handwerkli- che Säule müsste ein eigenes Profil erhalten und gezielt den Zugang zur Fachoberschule und Fachhoch- schule eröffnen……Das Gymnasium dürfte nicht nur formal zur Hochschulreife führen, sondern müsste durch konsequentes aufbauendes fachliches Lernen auch inhaltlich die nötigen Studienvoraussetzungen garantieren…..“

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Mathematikinformation Nr. 62

6) „Die Schulen sollten keine Energie auf alle möglichen Zusatzangebote verschwenden….“

Auch wenn Unterschiede zu den bisher in der Mathematikinformation erschienenen Arbeiten festgestellt werden können, sind viele Übereinstimmungen vorhanden. Man sollte den Artikel von Wittmann lesen, z. B. unter http://bildung-wissen.eu/wp-content/uploads/2014/06/Von-allen-guten-Geistern-verlassen.pdf

Meyer

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