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Archiv "Die Auswertung von Multiple-choice-Fragen" (29.08.1974)

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THEMEN DER ZEIT:

Die Auswertung von

Multiple-choice-Fragen

AUS DER RECHTSPRAXIS

BEKANNTMACHUNGEN:

28./29. Sitzung

der Arbeitsgemeinschaft gemäß § 19 des

Arzt/Ersatzkassen- vertrages

Kassenarztsitze

PERSONALIA

PREISE

REISE:

Sizilien —

Drei Jahrtausenden auf der Spur

WIRTSCHAFT:

Das Ziel muß sein:

Erhaltung des Geldwertes und Wachstum

der Wirtschaft

(Fortsetzung und Schluß)

Während die Erstellung von Prü- fungsfragen zur Selbst- und Fremd- kontrolle während der Ausbildung mit einem hohen Zeitaufwand für den Dozenten belastet ist, sollten die Durchführung und Auswertung möglichst ökonomisch, sicher und schnell erfolgen. Dies kann nur mittels elektronischer Großrechen- anlagen und entsprechender Com- puterprogramme durchgeführt wer- den.

Fast jede Universität verfügt heute über moderne Datenverarbeitungs- anlagen, die für diesen Zweck ein- gesetzt werden können; weiterhin gibt es eine Vielzahl von kommu- nalen, regionalen und kommerziel- len Rechenzentren, die diese Auf- gabe übernehmen, so daß von der technischen Seite her kaum noch Probleme auftreten. Auch entspre- chende Auswertungsprogramme sind bereits veröffentlicht und wer- den von den Autoren gerne bereit- gestellt (Anderson, Wood, Tomlin- son, 1968; Brodda u. Harth, 1970;

Gaa u. Kerschbaum, 1974; Harris u.

Buckley-Sharp, 1968; Schulz et alt., 1969, 1970). Damit sind alle Voraus- setzungen erfüllt, um durch ratio- nelle Auswertungsmethoden Stu-

denten und Dozenten schnell und umfangreich über die Ergebnisse zu unterrichten, durch eine statisti- sche Analyse die Qualität der Fra- gen zu kontrollieren und die Ergeb- nisse der Leistungskontrollen für nachfolgende Studien und Lang- zeitbeobachtungen des Unterrichts und seiner Ergebnisse in optimal auswertbarer Form bereitzuhalten.

Die maschinelle Auswertung lohnt sich auch für kleine Teilnehmer- gruppen, wie sie in der Zahnmedi- zin in der Regel anzutreffen sind;

wir können deshalb Krämer und Weiskopf (1972) nicht folgen, wenn sie der nichtmaschinellen Auswer- tung bei Teilnehmerzahlen unter 100 Studenten den Vorzug geben.

Überdies wird man häufiger und lieber zu Selbst- und Fremdkontrol- len angeregt werden, wenn das technische Instrumentarium perfekt ist und alle anfallende Auswer- tungsarbeit nach einer gewissen Einarbeitungszeit auch von Hilfs- kräften bewältigt werden kann, so

*) Bisher wurden veröffentlicht: Erste Mit- teilung in Heft 27, zweite Mitteilung in Heft 32 und dritte Mitteilung in Heft 34.

Die Auswertung

von Multiple-choice-Fragen

Objektivierte Leistungskontrollen in

der medizinischen und zahnmedizinischen Ausbildung (IV)*)

Thomas Kerschbaum und Volker Flörkemeier

Prothetische Abteilung der Zahn-, Mund- und Kieferklinik (Direktor Prof.

Dr. Rudolf Voß),

und Medizinische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Rudolf Gross) der Universität Köln

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 29. August 1974 2529

(2)

UNTERSCHRIFT 04758 5E.M

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Klausur- Antwort - Bogen Computerauswertung

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FÜR JEDE FRAGE NUR EINE ANTWORT MARKIEREN!

1 - 11111111111111111111111111111111 1 111 Abbildung 1: Mar- kierungsbeleg für 76 Multiple-choice- Fragen

Abbildung 2: Mark-sens-Testantwortkarte für 25 fünffach Wahlaufgaben daß der Dozent für seine eigentli-

chen Aufgaben frei wird.

Der Einsatz elektronischer Rechen- anlagen zur Auswertung von Mul- tiple-choice-Fragen wird sinnvoll ergänzt durch eine eingespielte Or- ganisation am Testtag selbst und rationelle Verfahren bei der Daten- erfassung, d. h. bei der Nieder-

schrift der gewählten Lösungen durch die Testteilnehmer.

1. Die Organisation am Testtag Die Prüfungsklausuren sollten so- weit wie möglich nach einem ein- gefahrenen und erprobten Schema erfolgen, damit Einflüsse auf die

Leistung der Studenten, die außer- halb des Tests selbst liegen (Aus- füllen des Antwortblattes, Störun- gen durch Lärm, usw.) möglichst eliminiert werden. Nur so werden die Ergebnisse überhaupt interpre- tierbar (Kapuste, 1968).

Am besten eignet sich dazu die Durchführung einer oder mehrerer Probeklausuren vor dem vorgese- henen Testtermin, damit jeder Stu- dent ausreichend Gelegenheit hat, sich mit den Aufgabentypen und dem Beantwortungsverfahren ohne Leistungsdruck vertraut zu ma- chen. Besonders im Hinblick auf die bundeseinheitlich durchgeführ- ten schriftlichen Leistungskontrol- len bei der ärztlichen Vorprüfung und dem ersten Teil der ärztlichen Prüfung (erstmalig im August 1974) sollten im Interesse der Studenten Probetests mit den verschiedenen Formen von Multiple-choice-Fra- gen angeboten werden. Diese Pro- betests können gleichzeitig als stu- dienbegleitende Tests ausgewertet und sogar teilweise (mit Anleitung und Korrekturhilfen) von den Stu- denten selbst erstellt werden, so daß ein dreifach positiver Effekt daraus resultieren kann:

verlieren die Studenten ihre Prü- fungsangst und lernen das Verfah- ren kennen,

O wird durch die Mithilfe bei der Fragenerstellung Interesse für die Schwierigkeiten bei der Testkon- struktion geweckt und

O erhält der Student vor der Prü- fung einen Überblick über seinen derzeitigen Leistungsstand.

Hinzu kommt, daß man die Studen- ten über die Testbedingungen und Testthematik und die günstigste Bearbeitungsstrategie im Rahmen einer Unterrichtsveranstaltung in- formiert und mit den Anwendungs- bereichen und modernen Auswer- tungsverfahren von Multiple-choice- Fragen kurz vertraut macht; auch der sich hieran meist anschlie- ßenden Diskussion über den allge- meinen Wert von Prüfungen sollte man nicht aus dem Wege ge-

(3)

hen. Wir haben dafür einige an- schauliche Diapositive über wesent- liche Aspekte von Multiple-choice- Fragen zusammengestellt und dis- kutieren diese mit den Studienan- fängern jeden Jahrganges.

Seitdem wir in der beschriebenen Weise verfahren, werden Tests von unseren Studenten mit Selbstver- ständlichkeit und Gelassenheit ak- zeptiert. Am Testtag selbst sind die Studenten dann so weit in das Ver- fahren eingearbeitet, daß dem Auf- sichtspersonal ein reibungsloser Ablauf gelingt.

Folgende Voraussetzungen sollten allerdings eingehalten werden:

1. Testort und Testzeit sollten gün- stige Bedingungen für die Durch- führung bieten (Lichtverhältnisse, Ruhe, ausreichender Schreibplatz, Klimatisierung)

2. Die unabhängige Bearbeitung des Tests durch den einzelnen Teilnehmer muß gesichert sein.

Dies kann durch eine festgelegte Platzbelegung, durch die Ausgabe von Testheften mit vertauschten Fragenreihenfolgen für benachbar- te Bearbeiter, durch die Stellung von Schreibgerät und die Ein- schränkung bei der Mitnahme von entbehrlichen Gegenständen reali- siert werden.

3. Die Probanden sollten über die Bedingungen während der Klausur- zeit und nach Beendigung dersel- ben schriftlich und mündlich infor- miert werden.

4. Sachfragen werden nicht beant- wo rtet.

5. Das Anwortverfahren sollte den Studenten trotz vorheriger Übung in Wort und Schrift noch- mals erläutert werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn elektro- nisch lesbare Belege verwendet werden.

6. Die zur Verfügung stehende Testzeit sollte allen genau be- kanntgegeben werden und etwa

nach der Hälfte der Zeit und fünf oder zehn Minuten vor Ablauf an- gesagt werden.

Auf die Wichtigkeit der strikten Einhaltung dieser Bedingungen wird allgemein hingewiesen (IAE, 1971/72; Kapuste, 1968; Klemm, 1970; Schulz et alt., 1970).

Es sollte überdies selbstverständ- lich sein, daß die Testfragen kei- nem Unbefugten vorher bekannt sind. Durch das aufwendige Kon- struktionsverfahren im Team und die vielfältigen Arbeitsgänge bis zur Fertigstellung kann leichter eine „undichte Stelle" entstehen als bei herkömmlichen Prüfungen.

Daran sollte auch erinnert werden, wenn es um Datenschutzeinrich- tungen bei elektronisch gespei- cherten Fragensammlungen geht.

Zur Sicherung und sorgfältigen Durchführung aller Arbeitsgänge vor und am Testtag können Check- listen erstellt werden, damit kein wichtiger Punkt vergessen wird.

2. Datenerfassung und Auswertung Hat man sich für ein elektronisches Auswertungsverfahren entschie- den, so ist es sinnvoll, auch die Übertragung der vom Studenten gewählten Antwortalternativen in maschinenlesbare Informationen zu rationalisieren und zu beschleu- nigen. Dazu stehen zwei Möglich- keiten zur Verfügung, die sich be- währt haben und häufig verwendet werden (Diament u. Goldsmith, 1970; Lennox u. Lever, 1970; Lever u. Mitarbeiter, 1970; Paton, Stanley- Jones, Bell, 1971; Schulz et alt., 1970). Es sind:

1. der Markierungsbeleg (siehe Ab- bildung 1) und

2. die Mark-sens-Karte (siehe Ab- bildung 2).

Beiden Verfahren ist gemeinsam, daß die vom Studenten durch An- streichen mit einem weichen Bleistift („markieren") gewählte Antwortal-

ternative elektronisch eingelesen und direkt verarbeitet und/oder auf anderen maschinenlesbaren Daten- trägern (Lochkarte, Magnetband, Magnetplatte) gespeichert werden kann. Dabei müssen für Markie- rungsbelege und Mark-sens-Karten verschiedene Lesegeräte verwen- det werden. Während auf Markie- rungsbögen bis zu 200 Aufgaben des Standardtyps mit 5 Wahlant- worten untergebracht werden kön- nen, lassen sich auf Mark-sens- Karten nur rund 30 Aufgaben an- ordnen; man wird daher für länge- re Klausuren den Markierungsbo- gen, für kurze, studienbegleitende Tests besser die Mark-sens-Karte verwenden.

Eine Prüfung der eingelesenen oder umgewandelten Daten auf for- male Fehler (Doppelmarkierungen durch unsauberes Radieren) ist ob- ligatorisch. Die Prüfung kann ein- mal durch das Lesegerät und/oder durch spezielle Computerprogram- me erfolgen. Erfahrungsgemäß sind 5 bis 15 Prozent der eingele- senen Bögen mit solchen formalen Fehlern behaftet, die von Hand kor- rigiert werden müssen. Hier wird deutlich, daß eine sorgfältige Un- terweisung der Testteilnehmer viel Arbeit bei der Auswertung erspa-

ren kann.

Während die Verwendung maschi- nenlesbarer Belege vom Vorhan- densein entsprechender Lesegerä- te abhängig ist, braucht man auf den Einsatz elektronischer Rech- ner auch dann nicht zu verzichten, wenn man die Wahlantworten von den Studenten zunächst auf selbst- gefertigte Antwortformulare in Klarschrift eintragen und die Daten anschließend ablochen läßt. Auch hier ist eine Datenprüfung durch Kontrollochung oder optischen Vergleich erforderlich. Diese Me- thode ist zeitraubender und teurer, jedoch mit weniger Fehlern behaf- tet und empfiehlt sich besonders zur Einführung oder Erprobung von Multiple-choice-Fragen, wenn das kostspielige Drucken der Belegun- terlagen noch nicht entschieden werden kann.

2532 Heft 35 vom 29. August 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(4)

Tabelle 1: Formale Auswertungshilfen für Tests (nach Lienert, 1969) S. 201

Schlüssel für Testhefte Schlüssel für Antwortbögen Streifenschlüssel

Fächerschlüssel

Transparentfolienschlüssel Fensterschlüssel

Lochfolienschlüssel Aufdruckschlüssel Kopierschlüssel Perforationsschlüssel Diaphanschlüssel Tabelle 2: Allgemeine stati-

stische Übersicht über den Teilnehmerkreis einschließ- lich Untergruppen und Un- tertestauswertung

1. Zahl der Teilnehmer 2. Zahl der ausgewerteten Fragen

3. Minimale Zahl richtiger Antworten

4. Maximale Zahl richtiger Antworten

5. Mittelwert richtiger Ant- worten

Tabelle 3: Aufgabenanaly- se jeder Testaufgabe 1. Zahl richtiger Antworten 2. Zahl falscher Antworten 3. Keine Antwort (oder Dop- pelmarkierung)

4. Schwierigkeitsindex 5. Selektionskennwert (nach Lienert)

6. Absolute und relative Be- antwortungshäufigkeit jeder Wahlalternative

7. Trennschärfekoeffizient je- der Alternative

6. Median

7. Standardabweichung 8. Standardfehler

9. Meßfehler des Tests (in

± Punkten)

10. Mittlere Testschwierig- keit (in 90)

11. Reliabilitätskoeffizient 12. Validitätskoeffizient 13. Diagramm: Verteilung der Gruppenleistungsindices

Tabelle 4:

Teilnehmeranalyse

1. Gesamtleistung in Punk- ten (Gesamttest und Unterte- ste)

2. Gruppenleistungsindex (z. B. C-Skala)

3. Darstellung der gewählten Alternativen und der zugehö- rigen richtigen Lösungen 4. Prozentrang (Gesamttest und Unterteste)

Weitere formale, nicht maschinen- lesbare Datenerfassunasmethoden beruhen darauf, daß die von Stu- denten gegebenen Antworten ent- weder direkt dem Testfraaenheft entnommen werden (ungünstig und unrationell) oder von den Teilneh- mern auf gesonderten, speziell er- dachten Auswertungsbögen nie- dergeschrieben werden; sie lassen sich dann mittels Schlüsselbögen vom Auswerter leicht in zutreffende und falsche Antworten klassifizie- ren. Lienert (1969) beschreibt sol- che nichtmaschinellen Auswer- tungsmethoden ausführlich. Wir haben sie hier in einer kurzen Ta- belle zusammenaefaßt (siehe Ta- belle 1).

Bei größeren Teilnehmerzahlen und längeren Tests verlangt die nichtmaschinelle Auswertung vom Auswerter Konzentration und Ge- wissenhaftigkeit als Dauerleistung und führt leicht zu Fehlern; eine Kontrolle wäre daher auch hier an- gebracht, verzögert die Auswer- tung der Ergebnisse noch weiter.

Man wird daher mit einer Fehler- quote von 5 bis 10 Prozent rechnen müssen.

In der Literatur werden noch eine Reihe anderer Antwort-Karten be- schrieben; so zum Beispiel von Watt (1972) eine Randlochkarte zur schnellen Feststellung der Effekti- vität des Unterrichts. Insgesamt ha- ben sich diese Methoden aller- dings nicht durchgesetzt, weil sie eine Reihe von Nachteilen gegen- über maschinellen Verfahren ha- ben

• sind sie teurer, O langsamer, O ungenauer und

O liefern sie nur die Teilnehmer- rohwerte, d. h. die Punktzahl pro Testteilnehmer. Alle weiteren stati- stischen Parameter müssen müh- sam errechnet werden. Daher wird bei manueller Datenerfassung und Auswertung auf einen wesentlichen Teil der Informationen, die einem

Test entnommen werden können, verzichtet, wenn man nicht aufwen- dige testtheoretische Analysen mit unzureichendem Instrumentarium durchführen will.

Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, wie ein Test mit dem „1 aus 5 Standardfragentypen" ausge- wertet werden soll (Brodda u.

Harth, 1970; Gulliksen, 1950; Hub-

bard u. Clemans, 1961; Kapuste, 1968; Lienert, 1969; Schulz und Mit- arbeiter, 1970). Wir haben daher allgemein anerkannte statistische Kennwerte nach verschiedenen Gesichtspunkten geordnet in den Tabellen 2 bis 5 wiedergegeben und führen unsere Auswertung auch nach dem bewährten Schema durch; diejenigen, die sich im ein- zelnen für die Berechnung interes-

(5)

MCO-Test

4

Revision

sieren, seien besonders auf die Ar- beiten von Hubbard und Clemans (1961); Lienert (1969) und Schulz u.

Mitarbeiter (1970) verwiesen.

Andere Autoren setzen sich mit Auswertungsverfahren auseinan- der, die weitere Informationen über die Sicherheit des Kandidaten lie- fern, mit der er eine Antwortalter- native auswählt. Dazu kann er jede Auswahl mit einem zusätzlichen statement versehen: „ich bin si- cher, daß die Antwort richtig ist",

„ich bin ziemlich sicher", „ich habe geraten". Je nachdem, ob er nun die richtige oder falsche Ant- wort ausgewählt hat, werden mehr oder weniger Punkte vergeben oder Abzüge berechnet. Über sol- che interessanten Ansätze, die Be- wertung von Auswahl-Antwort-Fra- gen zu modifizieren, berichten Pa- ton (1971); Rothman (1969) und sehr ausführlich und im Vergleich mit anderen Methoden Buckley- Sharp und Harris (1971; 1972).

Neben diesen Bemühungen, das bewährte Punktvergabesystem zu ändern, gibt es weitere Entwicklun- gen, die Bewertung einer Prüfung zu verbessern. So berichten Weih-

mann, Köhler und Vogt-Moykopf (1973) über eine Korrekturformel, mit der die Ratewahrscheinlichkeit bei Multiple-choice-Fragen erfaßt werden kann, um die Chancen- gleichheit sprachlich weniger be:

gabter Kandidaten (z. B. Auslän- der) zu wahren, wenn der Test mit Zeitbegrenzung bearbeitet wird und die Kandidaten unterschiedlich viele Fragen beantworten.

Auch das IAE (Institut für Ausbil- dungs- und Examensforschung, Med. Fakultät der Universität Bern) gibt im Jahresbericht 1971/72 wei- tere Möglichkeiten zur Verbesse- rung der Auswertung an. So kön- nen nicht valide Fragen bei der Be- rechnung des individuellen Punkt- wertes ausgeklammert, Prüfungen an verschiedenen Universitäten miteinander verglichen werden, auch wenn sie unterschiedliche Fragenteile enthalten und eine Kontrolle auf unehrliche Zusam- menarbeit durch eine Korrelation

Tabelle 5: Arbeitshilfen zur Aufgabenselektion

1. Diagramm: Trennschärfen- koeffizient über Schwierig- keitsindices

2. Diagramm: Fehlerhäufig- keiten pro Aufgabe

der falschen Antworten benachbar- ter Kandidaten durchgeführt wer- den.

Die Auswertung einer Leistungs- kontrolle ist mit dem Ausdruck des Computers keineswegs abge- schlossen; er liefert nur rationale Gesichtspunkte für die nun folgen- de Selektion der Aufgaben.

Da in der Bundesrepublik keine va- liden Fragensammlungen (außer dem bekannten TRIPOD-Test, Noak, 1967) bestehen, auf die zu-

rückgegriffen werden kann, wird man in den nächsten Jahren vor- zugsweise auf selbsterstellte Fra- gen angewiesen sein. Nach der testtheoretischen Auswertung stellt sich daher in der Regel heraus, daß der weitaus größte Teil der Aufgaben revidiert werden muß, bevor er allen Ansprüchen genügt.

Erst nach erfolgter Revision sollten die Fragen ein zweites Mal ange- wendet werden, um dann eventuell in eine Fragensammlung übernom- men zu werden. Bewährt hat sich dabei unserer Ansicht nach folgen- des Schema, das eine kontinuierli- che Qualitätskontrolle der Fragen liefert (Abbildung 3). Über Revisi- onskriterien informiert ausführlich

Erstellung einer Fragensammlung

stat.Analysel< Ergebnis

Abbildung 3: Schematisches Vorgehen bei der Qualitätskontrolle und Übernah- me der Testfragen in eine Sammlung

Lienert (1969); in den oben be- schriebenen Computerauswer- tungsprogrammen sind meist schon wichtige Kriterien (Selek- tionskennwert nach Lienert) oder Diagramme (Trennschärfenkoeffi- zienten über Schwierigkeitsindi- ces) enthalten, die diese Arbeit er- leichtern helfen.

3. Fragenbanken und Unterrichtssysteme

mit Multiple-choice-Fragen

Nach dem beschriebenen Verfah- ren erhält man mit der Zeit ei- ne umfangreiche Fragensammlung, die nach verschiedenen Gesichts- punkten katalogisiert werden kann (Fachgebiet, Sachgebiet, Verwen- dungsdaten der Frage, statistische Auswertungsdaten, Autoren). Aus dieser Sammlung lassen sich ge- zielte Tests zusammenstellen.

Durch die Verwendung automati- scher Datenverarbeitungsanlagen wird das Katalogisieren, Erstellen von Inhaltsverzeichnissen, Heraus- suchen von Fragen (Zufallsaus- wahl), die Erstellung von Testhef- ten und Aktualisieren der Fragen beschleunigt und vereinfacht. Über gute Erfahrungen bei der Organi- sation und dem Einsatz solcher elektronisch gespeicherten Fra- gensammlungen berichten Buck- ley-Sharp und Mitarbeiter (1970, a.

b.), Klußmann (1973) und Schulz et alt. (1969, 1970).

Als besondere Vorteile der Fragen- banken werden insbesondere Arbeitserleichterungen (Entlastung bei der redaktionellen Arbeit, bei der Fragenrevision und Produktion von Testaufgaben) und neue Mög- lichkeiten der Forschung (Über- sichten über das Schicksal einer Frage bei verschiedenen Tests und Teilnehmerkollektiven) herausge- stellt. Schließlich lassen sich re- präsentative Fragen nach rationa- len Gesichtspunkten. auswählen (Wolins, 1970).

Sind die Fragen einmal in maschi- nenlesbarer Form gespeichert, so sind sie schnell abrufbar, leicht

2534 Heft 35 vom 29. August 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(6)

auswechselbar und lassen sich da- mit auch als studienbegleitende Fragen zu informellen Tests wäh- rend des Unterrichts einsetzen, d. h. sie können auf Bildschirmen (Displays, Teletypes) sofort sicht- bar gemacht werden und im Dialog mit dem Computer beantwortet werden. Dabei wird sofort ent- schieden, ob der Student die richti- ge Antwort gegeben hat oder ob er das Sachgebiet oder den Lern- schritt noch weiter bearbeiten muß.

In eine programmierte Unterwei- sung eingebaut, kann mittels vor- programmierten Beantwortungs- quoten entschieden werden, wel- chen günstigen Lern- und Unter- weisungsweg der Student einschla- gen soll.

Zur direkten Verarbeitung solcher an-live zu verarbeitenden Multiple- choice-Fragen sind von zahlrei- chen Firmen kleine Studententer- minals mit einer Auswahlantwort- tastatur entwickelt worden (z. B.

Nixdorf, Siemens, Wagner).

Über ein neues ausgeklügeltes Un- terweisungssystem mit partiellem Computerdialog (auch mit Daten- fernverarbeitung) berichtet in einer neuen Arbeit Braak, 1974. Der Stu- dent erhält umfangreiche schriftli- che und audiovisuelle Arbeitsmate- rialien, die in logische Unterrichts- einheiten zum Selbststudium ein- geteilt sind. Nach jeder Lerneinheit muß eine Zufallsauswahl von Fra- gen beantwortet werden; wird eine vorher festgesetzte Beantwortungs- quote übersprungen, so kann mit der nächsten Lektion begonnen werden. Scheitert der Student, so bekommt er auf Grund der falsch beantworteten Fragen gezielte Hin- weise (Arbeitshilfen, Literaturhin- weise), in welchen Bereichen er nacharbeiten muß. Dieses Verfah- ren kann mehrfach pro Unterrichts- einheit wiederholt werden, bis er bei einer bestimmten Grenze an den Dozenten verwiesen wird, der entscheidet, ob der Kurs zu schwer ist oder dem Studenten entspre- chende Voraussetzungen zur Fort- setzung des Studiums fehlen. So- fortige Rückkopplung für Dozent und Student, abrufbare Übersich-

ten über das Verhalten aller Teil- nehmer, Bewertung des Kurses und Analyse jeden Teilnehmers sind die Kennzeichen dieses indivi- dualisierten Unterrichtssystemes, das bereits erprobt ist und zur Zeit an der Abteilung für Präventive und Soziale Zahnheilkunde an der Uni- versität in Nijmegen (Niederlande) installiert wird (König und Plaes- schart, 1974).

4. Schlußbemerkung

Mit der Speicherung individueller Testergebnisse zusammen mit Ver- haltensbeobachtungen im Unter- richt und am Patienten ergeben sich vielfache neue Möglichkeiten einer Langzeitbeobachtung von Studenten über große Studienab- schnitte. Dies kann für eine geziel- te Bewertung der Kurse, Praktika und Einzelbeurteilungen der Stu- denten nutzbar gemacht werden, so daß wichtige Entscheidungen niemals von einer einzigen Prüfung abhängig gemacht werden müssen.

Neben rein organisatorischen Er- leichterungen durch die Verwen- dung von EDV-Anlagen (von Prakti- kumsteilnehmerlisten bis zur Aus- stellung des Semesterzeugnisses) werden also neue und differenzier- te Maßstäbe zur Bewertung mög- lich.

Andererseits muß auch darauf hin- gewiesen werden, daß sich Gefah- ren aus der Überschätzung von Da- ten und aus möglichem Mißbrauch ergeben können. Es wird in der Verantwortlichkeit des einzelnen Dozenten liegen, den Aspekt der totalen Leistungskontrolle des ein- zelnen stets im Auge zu behalten.

Literatur beim Verfasser Anschrift der Verfasser:

Dr. med. dent.

Thomas Kerschbaum,

Universitäts Zahn-, Mund- und Kieferklinik

Dr. med. Volker Flörkemeier Medizinische Klinik der Universität 5 Köln 41

Joseph-Stelzmann-Straße 9

Vorfahrtsrecht

O Das Vorfahrtsrecht geht nicht so weit, daß der Wartepflichtige jede Beinträchtigung des Berechtigten verhindern muß. Wer in eine bevor- rechtigte Straße einbiegt, verletzt das Vorfahrtsrecht dann nicht, wenn dem Vorfahrtsberechtigten zugemutet werden kann, auf Grund der noch erheblichen Entfernung entweder das eingebogene Fahr- zeug zu überholen oder sich seiner Geschwindigkeit anzupassen.

Oberlandesgericht München Urteil vom 23. Februar 1973 10 U 2774/71 Versicherungsrecht 1973 Seite 947

• Der Benutzer einer vorfahrtsbe- rechtigten Straße ist nicht ver- pflichtet, die Geschwindigkeit vor einer Kreuzung so weit herabzu- setzen, daß er für den Fall, daß sei- ne Vorfahrt von einem aus der rechten Straße plötzlich auftau- chenden Fahrzeug verletzt werden würde, rechtzeitig anhalten kann.

Oberlandesgericht Köln Urteil vom 13. Februar 1973 15 U 214/72

• Bei einer Vorfahrtverletzung auf einer Kreuzung mit der Regel

„rechts vor links" ist regelmäßig von einem solch überwiegenden Verschulden des Wartepflichtigen auszugehen, daß eine Mithaftung des Vorfahrtberechtigten entfällt.

Oberlandesgericht Oldenburg Ur- teil vom 23. März 1973 2 U 162/72 O Bei sog. „typischen Kreuzungs- zusammenstößen kommt regelmä- ßig eine Mithaftung des Vorfahrt- berechtigten auch dann nicht in Betracht, wenn er den Nachweis eines unabwendbaren Ereignisses nicht erbringen kann.

Kammergericht Urteil vom 2. Juli 1973 12 U 1953/72

• Bei Zusammenstößen zwischen einem Wartepflichtigen und einem Vorfahrtberechigten im Kreuzungs- bereich spricht der Beweis des er- sten Anscheins für ein Verschulden des Wartepflichtigen. Dieser An- scheinsbeweis kann durch den Nachweis überhöhter Annähe- rungsgeschwindigkeit des Vorfahrt- berechtigten widerlegt werden.

Oberlandesgericht Celle Urteil vom 15. März 1973 5 U 190/72 DÄ

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