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Archiv "Nach dem Bremer „Hygiene-Skandal“: Von Normalität weit entfernt" (12.10.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 41

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12. Oktober 2012 A 2007

P

rof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz ist zurück. Der im Zuge des „Hygiene-Skandals“ entlassene Chefarzt hat seine Arbeit am Klinikum Bremen-Mitte Anfang Oktober wieder aufgenommen. Knapp ein Jahr ist es her, da hatte der Pädiater eine fristlose Kündigung erhalten. Damals war bekanntgeworden, dass in seiner neonatologischen Abteilung drei mit multiresistenten Klebsiellen (ESBL) infizierte Frühchen gestorben wa- ren. Viele Kollegen und Beobachter sahen in dem Rauswurf einen Schnellschuss. Huppertz sei ein Bau- ernopfer. Dieser klagte erfolgreich gegen die Kündi- gung vor dem zuständigen Arbeitsgericht. Unterdessen ist die Frage, wer für die Vorkommnisse in der Bremer Neonatologie die Verantwortung trägt, nach wie vor ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahr- lässiger Tötung, Anklage wurde bisher jedoch nicht erhoben. Außerdem gibt es einen Untersuchungsaus- schuss der Bremischen Bürgerschaft.

Von Normalität ist das Klinikum Bremen-Mitte auch Monate nach dem Bekanntwerden der „Hygiene-Zwi- schenfälle“ weit entfernt. Für Wirbel hat nun ein Gut- achten des Essener Hygieneexperten Prof. Dr. med.

Walter Popp gesorgt. Popp zufolge tragen die Mitarbei- ter der Klinik die „geringste Verantwortung“. Fehler sieht er in erster Linie bei der zuständigen Senatsbehör- de und der Geschäftsführung des Klinikverbundes. Er kommt zu dem Schluss: Es gab zu wenig Personal. Die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushy- giene und Infektionsprävention seien nicht befolgt wor- den. Diese hätten eine bessere personelle Ausstattung auf der Frühchenstation vorgesehen. Außerdem sei die Reinigung „desolat“ gewesen. Es sei mit Desinfekti- onslösungen gearbeitet worden, deren Konzentration ungenügend war. Beim Putzen seien Keime von einer Oberfläche zur nächsten und auch auf Hände übertra- gen worden. Obwohl die Probleme bekannt gewesen seien, habe man nicht reagiert.

In Bremen sind an vielen Stellen Fehler gemacht worden. Welche Schlüsse die Staatsanwaltschaft und der Untersuchungsausschuss daraus ziehen, ist noch of-

fen. Unabhängig davon könnte der Fall allerdings über Bremen hinaus eine dringend notwendige Debatte aus- lösen. Der ökonomische Druck auf die Krankenhäuser steigt. Immer mehr Menschen stellen sich die Frage:

Geht es eigentlich um gute Medizin oder nur noch ums Geld? Für die Rolle des Arztes im Gesundheitswesen ist das problematisch. Damit sind vor allem diejenigen konfrontiert, die eine Führungsposition bekleiden. Die Geschäftsführung trifft Entscheidungen – etwa über Einsparungen beim Personal. Die medizinische Verant- wortung aber liegt im Endeffekt beim Arzt.

Krankenhausmanager wissen: Mit der Neonatologie lässt sich viel Geld verdienen. Doch sie dürfen nicht vergessen: Eine hochwertige Frühchenversorgung lässt sich nur mit genügend und gut ausgebildetem Personal leisten. Sollte in Bremen wirklich zu sehr am Personal gespart worden sein, ist diese Rechnung definitiv nicht aufgegangen. Die Neonatologie im Klinikum Bremen- Mitte ist nach wie vor geschlossen. Nachdem sie um- fangreich desinfiziert, umgebaut und dann wiedereröff- net worden war, tauchte der gleiche ESBL-Keim im Februar 2012 erneut auf. Ein Alptraum. Neben der Frühchenstation ist auch die Geburtshilfe des Klini- kums geschlossen. Die finanziellen Einbußen sind im- mens. Das verlorene Vertrauen in der Bevölkerung wie- der aufzubauen, wird Jahre dauern.

NACH DEM BREMER „HYGIENE-SKANDAL“

Von Normalität weit entfernt

Dr. med. Birgit Hibbeler

Dr. med. Birgit Hibbeler Redakteurin für Gesundheits- und Sozialpolitik

S E I T E E I N S

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