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Archiv "Johann Christian Senckenberg: Das Allgemeinwohl an erster Stelle" (23.02.2007)

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A482 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007

T H E M E N D E R Z E I T

I

n publica commoda.“ Diesen Satz kann man noch heute über einer Tür eines Frankfurter Hauses lesen. Johann Christian Sencken- berg hat damals sein Stiftungsziel prägnant auf dieser Tafel zusam- mengefasst: „Für das Allgemein- wohl.“ Am 28. Februar jährt sich in diesem Jahr zum 300. Mal der Ge- burtstag des Arztes, der sich vor al- lem als Stifter einen Namen machte.

Senckenberg wurde 1707 als Arzt- sohn in Frankfurt geboren. Weil das Elternhaus abbrannte und die Mittel fehlten, konnte er nach dem Schulbe- such in Frankfurt zunächst nicht stu- dieren. Bei seinem Vater und bei an- deren Ärzten erwarb er aber medi- zinisches Wissen und behandelte Kranke. 1730/31 studierte er für eine kurze Zeit Medizin in Halle, brach das Studium aber aus nicht endgültig geklärten Gründen ab. In Halle be- eindruckten ihn die Anstalten des Pietisten August Hermann Francke, die unter anderem ein Waisenhaus und ein Krankenhaus umfassten.

Nach einem Intermezzo als medizi- nischer Berater eines Adligen behan- delte er ab 1732 – von den Ärzten ge- duldet – wieder Kranke in Frankfurt, ohne regulärer Arzt zu sein. Immer noch hatte Senckenberg allerdings vor, sein angefangenes Studium or- dentlich zu beenden. Damals konnte man auch durch eine „grundständige Promotion“ einen Abschluss erlan- gen. Diesen erhielt Senckenberg 1737 in Göttingen auf der Basis ei- ner Schrift „Über die Heilkraft der Beeren des Maiglöckchens“. Noch im selben Jahr ließ Senckenberg sich als Arzt in Frankfurt registrieren. Sei- ne Praxis wuchs, und er wurde ein wohlhabender Mann. Dreimal war Senckenberg verheiratet, doch alle seine Frauen starben früh, und auch

die beiden einzigen Kinder fanden früh den Tod. Senckenbergs Kinder- losigkeit trug mit dazu bei, dass er sein gesamtes Vermögen in seine Stif- tung einbrachte. 1763 war es so weit:

Senckenberg übergab sein Vermögen (fast 100 000 Gulden) an die Stiftung.

Besonders seine Glaubensauffassung trug dazu bei, sich für das Gemein- wohl einzusetzen. Senckenberg war Protestant (Lutheraner), doch genau- er ist er zu den Pietisten (von latei- nisch „Pietas“ = Frömmigkeit) zu zählen, auch wenn er sich ab einer ge- wissen Zeit von den Frankfurter Pie- tisten distanzierte und nicht mehr an ihren Erbauungstreffen teilnahm. Für Pietisten ist die gelebte Frömmigkeit, zum Beispiel die Sorge für die Ar- men, sehr wichtig.

Senckenberg behielt von seinem Vermögen die jährlichen Zinsen von vier Prozent, dazu kamen die Ein- nahmen aus seiner Praxis. Bis zu seinem Lebensende steckte er sein Vermögen in die Stiftung und ge- staltete sie immer weiter aus: Er

kaufte ein Stiftungshaus, in dem sich nach seinem Willen die Ärzte der Stadt regelmäßig versammeln und über medizinische Probleme diskutieren sollten. Zudem legte er einen botanischen Garten an, in dem man Arzneipflanzen studieren konnte. Ein modernes Theatrum anatomicum errichtete er ebenfalls.

Dieses war 1770 im Rohbau vollen- det. 1769 nahm er den Bau eines Hospitals für Bürger und Beisassen in Angriff, das allerdings erst einige Jahre nach Senckenbergs Tod im Jahr 1779 eröffnet und durch mehrere Zustiftungen gefördert wurde.

Senckenberg ging es vor allem um die Weiterbildung der Ärzte und um die bessere medizinische Ver- sorgung der Bevölkerung. Es ist erstaunlich, wie die Stiftung auch nach seinem Tod am 15. November 1772 gedieh. Unter der Leitung ein- flussreicher Administratoren wurde sein Erbe bewahrt. Die Dr. Sencken- bergische Stiftung gibt es auch heu- te noch. Unter anderem trägt sie das Bürgerhospital. Aus der Stiftung gingen Gründungen hervor, die im- mer noch sehr erfolgreich sind und den Namen Senckenbergs in der Öf- fentlichkeit präsent halten. Hier sind unter anderem die Senckenbergi- sche Naturforschende Gesellschaft, die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, die Dr.

Senckenbergische Anatomie, das Senckenbergische Institut für Pa- thologie und das Senckenbergische Institut für Geschichte und Ethik der Medizin zu nennen.

In diesem Jahr wird des Arztes und Stifters mit der Aufstellung von etwa einem Dutzend Stelen an einschlägi- gen Orten in Frankfurt, mit einer Son- derbriefmarke der Deutschen Post, mit einem Internetquiz und mit einer Präsentation im Universitätsklinikum Frankfurt gedacht werden. I Prof. Dr. Dr. Udo Benzenhöfer Universität Frankfurt

JOHANN CHRISTIAN SENCKENBERG

Das Allgemeinwohl an erster Stelle

Zum 300. Geburtstag des Frankfurter Arztes. Noch heute lebt sein Name durch seine Stiftungen weiter.

Gelebte Frömmig- keit:Am 28. Febru- ar jährt sich der Ge- burtstag des Arztes und Stifters Dr. Jo- hann Christian Senckenberg zum 300. Mal.

Foto:dpa

Weitere Informationen:

www.senckenberg-jahr.de

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