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wao Koizumi hat sichtbar gute Arbeit geleistet. Dem Chefdesigner der japani- schen Autoschmiede Mazda ist es gelungen, dem Spitzen- modell der Mazda6-Baureihe jene Portion typische Fernost- Bescheidenheit beizumischen, das es wohltuend von euro- päischen Mitbewerbern unter- scheidet – mit Ausnahme des direkten deutschen Konkur- renten Opel Vectra OPC, der ähnlich unauffällig daher- kommt. Das Kürzel MPS steht für Mazda Performance Series – Synonym für Spitzenleistun- gen. Der MPS wurde gegen- über dem Serienmodell in seiner äußeren Er- scheinung nur unwe- sentlich überarbeitet.Dass er fast 100 PS mehr unter der Haube hat als der jüngere Bruder Mazda6, lässt sich nur an der ag- gressiveren Frontpar- tie mit größerem Luft- einlass, einer um 40 Millimeter angehobe- nen Motorhaube, ty- pischen Schwellerver- kleidungen und den in die Heckschürze integrierten End- schalldämpfern ahnen.
Kraft aus vier Zylindern Mit 191 kW/260 PS, die von einem 2,3-Liter-Vierzylinder- Turbo-Direkteinspritzer an- getrieben werden (maximales Drehmoment: 380 Newton- meter bei 3 000 Umdrehun- gen pro Minute) hat Mazda die stärkste Familienlimousine mit Stufenheck auf die Räder gestellt, die je dort gebaut
wurde. Die Kraftübertragung erfolgt durch einen neu ent- wickelten Allradantrieb mit aktiver Drehmomentvertei- lung (Active Torque Split), der bis zu 50 Prozent der Kraft
des ursprünglichen Front- trieblers an die Hinterräder leitet. Der verkappte Sportler sprintet in 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h, der Kraft- stoffverbrauch (Super plus) soll bei 10,2 Litern liegen. Das Fahrwerk erhielt eine sportli- chere Abstimmung, ohne dass darunter der Fahrkomfort auf längeren Strecken spürbar be- einträchtigt wird.
Der Innenraum gefällt durch gut konturierte (Leder-) Sitze, edel anmutende und gut verarbeitete Materialien
(nichts knarrt und knirscht);
der Fahrraum bietet auch einer vierköpfigen Familie ordentlich Platz (fünf Sitze).
Das Cockpit wirkt übersicht- lich, das Dreispeichenlenkrad und die Alupedalerie mit Gumminoppen unterstreichen den Sportcharakter des Japa- ners. An Sicherheit wurde nicht gespart. Neben den für den Insassenschutz üblichen Airbags (Ausnahme: Knieair- bag) gibt es auch Kopf- und Schulterairbags für die Fond- insassen. Für die Beifahrer- seite lässt sich das Airbag- System abschalten. Ebenfalls an Bord: ESP, ABS, Brems- assistent und Stabilitätssystem DSC mit Traktionskontroll- system TCS.
Fast komplette Serienausstattung
Mazda spendiert seinem Flagg- schiff mit (unter anderem) Xenon Hauptscheinwerfern, Bordcomputer, Klimatisie- rungsautomatik, Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, Geschwindigkeitsregelanlage, stark konturierten Sitzen mit verlängerter Beinauflage, Le- derausstattung, Metalliclack- ierung und Bose-Sound-Sy-
stem eine fast komplette Seri- enausstattung. So beschrän- ken sich die Extras auf das DVD-Navigationssystem mit TMC-Funktion (2 300 Euro) und auf ein elektrisches Schie- bedach (790 Euro). Dem MPS exklusiv vorbehalten ist die changierende Karosseriefarbe Moist Silver Metallic; er ist aber auch in Rot, Schwarz und Titangrau metallic zu haben.
Bei einem 260 PS starken Kraftpaket erwartet man als Antrieb eigentlich ein V6-Ag- gregat. Mazda begründet sei- ne Entscheidung für Benzin- Direkteinspritzung und Tur- boaufladung des neuen 2,3- Liter-Vierzylinders mit dem besseren Durchzug aus nied- rigen und mittleren Drehzah- len bei gleichzeitig reduzier- tem Verbrauch und geringe- ren Emissionen (im Vergleich zu – beispielsweise – einem 3,0-Liter-V6). Die bekannte Flexibilität japanischer Autos wurde beim Mazda6 MPS mit einem Kompromiss aufge- weicht. Wegen der sportlichen Auslegung des MPS verzich- tete Mazda auf eine umklapp- bare Rücksitzbank zugunsten der Karosseriesteifigkeit. Der Kofferraum fasst 455 Liter.
Der Direkteinspritzer wird mit einem Sechsgangschalt- getriebe geliefert. Ein Auto- matikgetriebe wird nicht an- geboten. Dies verwundert, da das mit dem Sportcharakter des MPS nicht begründet wer- den kann.Auch ein Porsche ist optional mit Schaltgetriebe zu haben. Die Reifen der Größe 215/45 R 18 Y scheinen etwas unterdimensioniert.
Diese wenigen Kritikpunk- te schmälern den guten Ge- samteindruck der 1,7-Tonnen- Limousine kaum, die ihre Stärken im sportlichen Auf- tritt, der sehr guten Verarbei- tung, guten Fahreigenschaf- ten, einer überzeugenden Serienausstattung und dem günstigen Preis (33 830 Euro)
hat. Helmut Werner
V A R I A
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A954 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006
Mazda6 MPS
Kraftprotz aus Fernost
Erstmals präsentiert der für seine Mittelklasse- fahrzeuge bekannte japanische Autobauer ein Familienauto mit hohem sportlichen Anspruch.
Alles im Blick und jederzeit im Griff: Das Cockpit ist übersichtlich und funktional.
Ein größerer Lufteinlass, die Schweller- verkleidung und die angehobene Motor- haube weisen auf den MPS hin.
Fotos:Mazda