Zur Fortbildnng Aktuelle Medizin Ulkustherapie
oxolon stärkt vorwiegend die pro- tektiven Eigenschaften der Schleim- haut: es normalisiert die beim Ulcus ventriculi herabgesetzte Schleim- qualität des Magens (reduzierte Vis- kosität infolge verminderten Gehal- tes an Hexosaminen, insbesondere an N-acetyi-Neuraminsäure) (23). Die gesteigerte Wasserstoffionen- Rückdiffusion und die überstürzte Epithelzellproliferation der geschä- digten Magenschleimhaut werden wahrscheinlich über diesen Mecha- nismus, das heißt also über die Sti- mulation des Einbaues von N-acetyi- Neuraminsäure und anderer Hexos- amine in den gastralen Schleim und über die dadurch normalisierte Schleimviskosität, zurückgedrängt.
Carbenoxolon eignet sich vor allem zur ambulanten Behandlung, und seine Wirksamkeit auf die Heilungs- geschwindigkeit des peptischen Ge- schwürs darf heute als gesichert an- gesehen werden (3). Wieweit sich der kurative Effekt von Carbenoxo- lon auch auf den Pylorusschlußde- fekt beim Ulcus ventriculi erstreckt (9), ist noch nicht endgültig zu be- antworten.
Carbenoxoloninduzierte Nebenwir- kungen haben aldosterontypische Ursachen (Natriumretention und Ka- liumexkretion; Abbildung 2). Hypo- kaliämie, Hypertension und Ödeme treten vorwiegend bei älteren Men- schen auf und müssen durch gleich- zeitige Verordnung von kaliumspa- renden Diuretika (zum Beispiel Triamteren, aber nicht Spironolac- ton!) und notfalls auch durch Kali- umsubstitution reduziert werden (24).
Kontraindikationen gegen die An- wendung von Carbenoxolon können schwere Herz-, Nieren- und Leber- krankheiten mit sekundärem Hyper- aldosteronismus sein. Der Aldoste- ronantagonist Spironolacton hemmt zwar die Nebenwirkungen von Car- benoxolon, beseitigt aber gleichzei- tig auch seine Wirkungen auf die gastrale Schleimproduktion und ist deshalb nicht angebracht.
Ein Beispiel zur rationalen Ulkusthe- rapie, das alle wesentlichen Aspekte und aktuellen Möglichkeiten be-
Tabelle 1: Beispiel einer rationellen Ulkustherapie, die alle wesentlichen Aspekte und aktuellen Möglichkeiten berücksichtigt
..,.. Bettruhe Schmerzfreiheit ..,.. Rauchverbot
bis zur
..,.. Antazida: konsequente Gabe z. B. bis 8 x 1 Beutel Aluminiumhydroxyd Gel
+
Kalziumkarbonat in stündli- chem Wechsel mit
..,.. häufigen kleinen Mahl- zeiten
wenig gewürzt wenig gesalzen ..,.. Anticholinergika optimal effektive Dosis z. B. Oxpheniumbromid (Ant- renyl®)
..,.. Carbenoxolon-Natrium (Biogastrone®, Biogastrane duodenal®)
300 mg/Tag 1. Woche, 150 mg bis zur Heilung
eventuell Kombination mit Diuretikum
z. B. Triamteren (Jatropur®)
+
Kalium (z. B. Kalinor®)rücksichtigt, ist in Tabelle 1 darge- stellt. Der Histamin-H2-Rezeptorant- agonist Cimetidin ist zur Zeit noch nicht im Handel erhältlich. Er stellt in naher Zukunft sicherlich das wirk- samste Medikament gegen das Duodenalulkus dar.
Zur ambulanten medikamentösen Therapie des Magengeschwürs ist jedoch eine exakte Diagnostik (Röntgenuntersuchung
+
Gastro- skopie mit Biopsie) zum Ausschluß eines malignen ulzerösen Prozesses unbedingt notwendig. Nicht oder nur schlecht heilende Ulcera ventri- culi sind bis zum Beweis des Gegen-2028 Heft 33 vom 18. August 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT
teils unbedingt als potentiell bösar- tig anzusehen.
Dennoch ist bei negativer Histologie die ambulante medikamentöse The- rapie unter kurzfristiger gastrosko- pischer Kontrolle des Befundes an- gezeigt .
in den letzten drei Jahrzehnten wird ein genereller, bislang noch uner- klärlicher Rückgang an Erkran- kungszahlen beim Ulcus duodeni in allen industrialisierten Ländern der westlichen Welt beobachtet. Die rückläufige Tendenz dieser Erkran- kung hat bereits zu erheblichen Be- hinderungen bei klinischen Untersu- chungen zur Ulkustherapie geführt . Es bleibt abzuwarten, ob diese Ent- wicklung anhält und damit zukünfti- ge Fortschritte auf dem Gebiet der medikamentösen Ulkusbehandlung verzögert.
Literatur beim Verfasser Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Hans Ruppin
Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg Krankenhausstraße 12
8520 Erlangen
Berichtigung
Malaria - Klinik,
Diagnostik und Therapie
ln der Arbeit "Malaria- Klinik, Dia- gnostik und Therapie", Heft 26/
1977, Seite 1709 ff., sind- wie uns der Autor mitteilt - auf Seite 1710, mittlere Spalte, zwei Fehler enthal- ten. Es muß heißen: Bei der Malaria tertiana (Plasmodium vivax bezie- hungsweise ovale) erfolgen die Fie- berattacken im Abstand von 48 Stu- den (nicht 36 Stunden), bei der Ma- laria quartana (Plasmodium mala- riae) nach 72 Stunden (nicht 48 Stunden). Wir bitten unsere Leser, diese beiden Fehler, für die die Re- daktion nicht verantwortlich ist, zu
entschuldigen. DÄ