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Bei der Unternehmenssteuerreform III steht für die Industrie viel auf dem Spiel | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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31 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2014

Stellungnahmen

Bisher besteuert die Schweiz Erträge aus dem Ausland gegenüber inländischen Erträgen privilegiert. Dieses sogenannte Ring-Fencing ist für Fiskus und Unterneh- men effizient, weil diese Erträge gezielt gefördert und teure Mitnahmeeffekte ver- mieden werden. Solche selektiven Besteu- erungsregeln sind jedoch ins Kreuzfeuer der internationalen Kritik geraten. Die jah- relange Auseinandersetzung mit der EU wurde 2013 mit dem Projekt Base Erosion Profit Shifting auf eine höhere Ebene mit noch grösserem Retorsionspotenzial ge- hievt. Die OECD/G-20 werden in den nächs- ten Monaten das Ergebnis ihrer Prüfung der Regime verschiedener Länder verkünden.

Bereits heute steht fest, dass die Schweizer Regime gegen die im internationalen Steuer- wettbewerb geltenden Standards verstossen.

Ein Festhalten an den Regimen würde un- weigerlich zu Sanktionen gegen die Schweiz führen. Wie einschneidend solche Sanktio- nen sind, hat sich am Beispiel der «schwar- zen Listen» Italiens gezeigt. Für die stark auf das Auslandgeschäft ausgerichtete Schwei- zer Wirtschaft würden flächendeckende Sanktionen der Staatengemeinschaft be- deuten, faktisch vom internationalen Markt ausgeschlossen zu sein. Wegen der grossen volkswirtschaftlichen Bedeutung der expor- torientierten Wirtschaft hat der Bundesrat ein Bekenntnis zur Abschaffung der Steuer- regime abgegeben.

Multinationale Konzerne schaffen jede zweite neue Stelle

Praktisch bis zur Jahrtausendwende war die Schweiz keine bevorzugte Destination für nicht bereits hier ansässige international operierende Konzerne. Erst die Unterneh- menssteuerreform I von 1998 schuf ausrei- chend attraktive Voraussetzungen für aus- ländische Konzerne, zentrale Funktionen von der Schweiz aus zu tätigen. Von 2000 bis 2010 haben multinationale Unternehmen in der Schweiz gut 165 000 neue Stellen ge- schaffen – und damit jeden zweiten neuen Arbeitsplatz. Kommt hinzu, dass auf jeden Job eines multinationalen Konzerns 1,5 bis 1,6 Arbeitsplätze beim lokalen Gewerbe und bei Dienstleistern gesichert werden. Resultat für den Fiskus: Bund und Kantone nahmen

massiv mehr Steuern von juristischen und natürlichen Personen ein. Allein das kan- tonale Steueraufkommen juristischer Per- sonen stieg zwischen 2000 und 2010 um rund 50% – trotz Finanzkrise und obschon die kantonalen Steuersätze gleichzeitig um durchschnittlich rund ein Viertel gesenkt wurden. Seit der Unternehmenssteuerre- form I bis zum Beginn der Finanzkrise 2007 stieg das Steueraufkommen gar um das Doppelte.

Nun ist es aber keine Selbstverständlich- keit, dass die Steuereinnahmen im bishe- rigen Ausmass fliessen. Es braucht im Ge- genteil konkrete Anstrengungen, damit die Steuereinnahmen nicht einbrechen. Deshalb ist es richtig, dass der Bundesrat mit der Un- ternehmenssteuerreform III für die nicht mehr haltbaren Regime akzeptierte Alter- nativen schaffen will – allen voran eine Li- zenzbox. In Ergänzung dazu will der Bund die Kantone bei Gewinnsteuersatzsenkun- gen finanziell unterstützen.

International vergleichbare steuerliche Konditionen bieten

Die Schweizer Industrie möchte Tätigkei- ten wie Forschung und Entwicklung sowie Konzernleitungsfunktionen weiterhin in der Schweiz ausüben. Dabei müssen die Unter- nehmen allerdings gewisse Kostenfaktoren gegenüber ihren Investoren rechtfertigen:

Zentral sind die wegen des starken Schwei- zer Frankens hohen Produktionskosten so- wie die Steuern. Diese Kosten jedoch dürfen ein gewisses Ausmass nicht überschreiten.

Würden die speziellen Besteuerungsregeln für die Auslandaktivitäten von Schweizer Unternehmen ersatzlos wegfallen, würde ihre Steuerbelastung in rund der Hälfte der Kantone von heute ca. 8% bis 12% auf über 20% steigen. In diversen Konkurrenz- standorten – allen voran Grossbritannien – beträgt die Steuerbelastung für dieselben Auslandtätigkeiten nicht über 10%. Ziel der Unternehmenssteuerreform III muss sein, dass die international tätigen Konzerne in der Schweiz steuerlich vergleichbare Kon- ditionen erhalten wie an den wichtigsten Konkurrenzstandorten. Somit geht es den Unternehmen nicht darum, im Vergleich zu heute weniger Steuern zu bezahlen.

Bei der Unternehmenssteuerreform III steht für die Industrie viel auf dem Spiel

Schafft die Schweiz ihre inter­

national kritisierten Steuer­

regime nicht ab, drohen Sank­

tionen, welche die international tätigen Schweizer Konzerne faktisch vom Weltmarkt aus­

schliessen würden. Ziel der Unternehmenssteuerreform III muss sein, die Regime durch akzeptierte Alternativen zu ersetzen. Für den Fiskus sind massive Steuereinnahmen in­

frage gestellt. Die Unternehmen wollen in der Schweiz bleiben, brauchen dafür aber inter­

national wettbewerbsfähige Konditionen.

Dr. iur. Martin Zogg Advokat, Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter nationales und interna- tionales Steuerrecht, SwissHoldings, Bern

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