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Wie alt werden wir?

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

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E

in jeder weiß um die Begrenzung seines Lebens und die meis- ten möchten mög- lichst alt werden. Das trifft sich gut, denn zwischen 1950 und 2017 hat die Lebenserwartung um fast 50 Prozent zugenom- men. Aufgrund der guten medi- zinischen Versorgung, des tech- nologischen Fortschritts, der ge sünderen Ernährung sowie der substanziellen Verbesse- rung der Lebensbedingungen leben die Menschen heute deut- lich länger als ihre Vorfahren.

Derzeit haben Neugeborene in der Schweiz eine durchschnittli- che Lebenserwartung von 83,89 Jahren, in Griechenland sind es immerhin 81 Jahre – und in Deutschland? Hierzulande lebt man, im Vergleich zu allen anderen 22 westeuropäischen Ländern, mit lediglich 80,6 Le- bensjahren am kürzesten. Pavel Grigoriev, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Demo- grafische Forschung in Rostock, vermutet, dass dies am unge- sunden Lebensstil der Deut- schen liegt. Die Ernährung sei ungesünder als anderswo (ka- lorienreich, fettig), zudem seien Übergewicht, Bewegungsman- gel, Tabak- und Alkoholkonsum lebensverkürzende Probleme.

Im Jahr 2017 waren Hypertonie, Hyperglykämie, Rauchen und Übergewicht die Todesursachen von fast 29 Millionen Menschen weltweit.

GESUNDHEIT

Warum leben manche Menschen 120 und andere nur 70 Jahre lang? Ob Gene, Ernährung, Umwelt oder sozialer Status – es sind die unterschiedlichsten Faktoren, welche die Basis für die Lebensdauer ausmachen.

Wie alt werden wir?

© Wavebreakmedia / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2019 | www.diepta.de 89 In einer 29 Jahre andauernden

Studie haben Wissenschaftler Faktoren identifiziert, die einen Einfluss auf die Lebenserwar- tung haben. Personen, die mög- lichst alt werden möchten, soll- ten nicht rauchen – so viel ist klar. Dass Frauen und Männer, die sich gesund fühlen, in der Regel länger leben, ist ebenfalls nichts Neues. Überraschend ist jedoch, dass auch die Denkge- schwindigkeit eine Rolle spielt:

Nimmt diese nur langsam ab, scheint die Lebenserwartung höher zu sein.

Relevanz falsch einge- schätzt Forscher der Univer- sity of Queensland befragten Teilnehmer ihrer Studie, was sie

als bedeutsam für ihre Gesund- heit und somit für ihre Lebens- erwartung einschätzten. Die ersten drei Plätze erhielten die Items „nicht rauchen“, „nicht übergewichtig sein“ sowie „kör- perlich aktiv sein“. Allerdings zeigten die Wissenschaftler, dass es wichtigere Einflüsse gibt, die von den Probanden unterschätzt wurden: Laut einer Metaanalyse sind „Unterstüt- zung durch andere“ gefolgt von

„Eingebundensein in die Ge- meinschaft“ ausschlaggebender als die von den Versuchsperso- nen genannten Aspekte. Soziale Kontakte stärken das Wohlbe- finden und sind für die Psyche und die Lebensqualität ent- scheidend, Einsamkeit hinge- gen belastet die seelische und körperliche Gesundheit stark.

Der Organismus reagiert auf Vereinsamung mit einer ver- mehrten Ausschüttung des

Stresshormons Cortisol. Der Hypothalamus setzt den soge- nannten Corticotropin-Relea- sing-Factor (CRF) frei, der im weiteren Verlauf zur Hypophyse gelangt. Dort stimuliert er die Sekretion des adenocortico- tropen Hormons (ACTH), das wiederum in der Nebennieren- rinde die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol veran- lasst. Die körpereigene Substanz aktiviert katabole Stoffwechsel- vorgänge und stellt dem Körper auf diese Weise in ausreichen- der Menge Energie zur Verfü- gung. Bei permanenter Aktivie- rung steigen der Blutdruck und der Blutzuckerspiegel an, zu- sätzlich ist die Immunabwehr beeinträchtigt, sodass Betrof-

fene anfälliger für Infektions- krankheiten werden. Langzeit- folgen von Stress sind unter anderem Magengeschwüre, Os- teoporose sowie Depressionen.

Nichts ist folglich gesünder als eine Stressvermeidung durch die aktive Teilnahme an der so- zialen Gemeinschaft.

Klug, reich und alt Zwischen dem sozialen Status und der Le- benserwartung besteht ebenfalls ein Zusammenhang. Bei armen versus reichen Frauen liegt der Unterschied in der Lebenser- wartung zwischen vier und sechs Jahren, während wohlha- bende Männer sogar bis zu acht Jahre länger leben als wirt- schaftlich schwächere Personen.

Der Einfluss des sozioökonomi- schen Status auf die Gesundheit macht sich bereits in der Kind- heit bemerkbar und nimmt im Laufe des Lebens zu. Risikofak-

toren wie Rauchen, Überge- wicht oder Bewegungsmangel kommen Studien zufolge bei Personen mit einem niedrigen sozialen Status überproportio- nal häufig vor und wirken sich entsprechend negativ auf die Gesundheit sowie auf die Le- benserwartung aus.

Das Deutsche Institut für Wirt- schaftsforschung in Berlin be- richtet über einen starken sta- tistischen Zusammenhang zwi- schen Lebensdauer und Bil- dung, den nahezu alle zu die- sem Thema durchgeführten Un- tersuchungen belegen. Personen mit einer höheren Bildung wei- sen einen gesünderen Lebensstil und folglich eine bessere Ge- sundheit auf.

Gene & Lebensdauer Die Langlebigkeit hängt nicht nur von der Umwelt und der Le- bensweise ab, sondern auch von den Genen: Forscher um Peter Joshi vom Usher Institute an der Universität Edinburgh ha- ben in einer genomweiten Asso- ziationsstudie Genvarianten ge- funden, welche die Lebenser- wartung beeinflussen. Die Wis- senschaftler schätzen, dass etwa ein Viertel der Lebensdauer durch die Gene bestimmt wird.

Allerdings haben Risikofakto- ren wie Rauchen, Bluthoch- druck oder Übergewicht eine größere Bedeutung.

Forscher um Graham Ruby von Calico Life Sciences in San Franzisco werteten mit Hilfe des Ahnenforschungsportals Ancestry Daten von rund 400 Millionen Personen und ihren Verwandtschaftsverhältnissen aus dem 19. und 20. Jahrhun-

dert aus. Sie kamen anhand ihrer Stammbaumanalysen zu dem überraschenden Ergebnis, dass die Gene wahrscheinlich nicht mehr als sieben Prozent ausmachen.

Tipps für die Beratung Ge- nerell wirkt sich ein gesunder Lebensstil (ausgewogene Er- nährung, ausreichend Bewe- gung, Verzicht auf das Rauchen, Al kohol in Maßen) positiv auf die Lebenserwartung aus. PTA und Apotheker können Raucher bei einem anstehenden Rauch- stopp unterstützen, Überge- wichtige zur Gewichtsreduktion beraten oder Interessierte über eine gesunde Ernährung auf- klären.

Kunden, die über Einsamkeit klagen, sollten sich unbedingt einer sozialen Gruppe anschlie- ßen, mit der sie sich identifizie- ren können. Es ist ratsam, diese nach den eigenen Interessen auszuwählen (zum Beispiel Kunst, Kultur, Sport) und sie im Hinblick auf die Bedürfnisbe- friedigung zu bewerten („Fühlt man sich integriert und aufge- hoben? Erhält man im Bedarfs- fall ausreichend Unterstüt- zung?“). Die gewohnte soziale Gemeinschaft kann während persönlicher Krisen eine wert- volle Hilfe für Betroffene sein.

Liegen allerdings physische oder psychische Erkrankungen vor, ist eine professionelle Be- handlung durch Ärzte und/oder Psychologen erforderlich.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

Die höchste Lebenserwartung haben die Menschen

in Monaco, die geringste im afrikanischen Tschad.

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