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„Die Profis werden exzellent versorgt“ Ein Gespräch mit Paul Breitner über Sport und Medizin

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292 Bayerisches Ärzteblatt 6/2006

Titelthema

Im Rahmen einer Pressekonferenz der Bayeri- schen Gesellschaft für Immun-, Tropen- und Impf- medizin informierten auch prominente Sportler über Sinn und Zweck einer FSME-Impfung. Einer von ihnen war die Fußball-Legende Paul Breitner, der 1974 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden war und unter anderem mit dem FC Bayern München und Real Madrid Erfolge feiern konnte. Für das Bayerische Ärzte- blatt befragte ihn Tobias Horner über seine Er- fahrungen mit der Medizin im Sport.

Viele behaupten: „Sport ist Mord“. Überwie- gen beim Sport eher die Gefahren oder der Nutzen für die Gesundheit?

Breitner: Da muss man zwischen Leistungs- und Freizeitsport unterscheiden. Beim Leis- tungssport überwiegen eindeutig die Risiken.

Ich sehe das bei vielen meiner ehemaligen Kollegen: Nach vielen Jahren Berufsfußball sind gewisse Folgeerscheinungen nicht zu vermeiden. Das ist aber das normale Berufs- risiko. Da braucht sich dann niemand be- schweren, es wird schließlich niemand ge- zwungen, Profisportler zu werden.

Und beim Freizeitsport?

Breitner: Da überwiegen die Vorteile für die Gesundheit, aber trotzdem muss jeder für sich abklären, welcher Sport für ihn der rich- tige ist und in welchem Maße er ihn betrei- ben kann. Hier ist Vorsorge gefragt, das heißt man sollte nicht einfach loslegen, sondern erst Rücksprache nehmen mit dem Arzt. Als ich in Brunnthal eine Jugendmannschaft trainiert habe, mussten sich alle Spieler vom Arzt un- tersuchen lassen, damit dieser grünes Licht gibt. Wer sich geweigert hat, durfte nicht bei mir weiterspielen. Man darf schließlich nicht vergessen: Die Gesundheit sollte immer – also auch beim Sport – an erster Stelle stehen.

Hatten Sie schwere Verletzungen während Ihrer Karriere?

Breitner: Die schlimmsten waren ein Mittel- fußbruch, weil das eine sehr langwierige Ver- letzung ist, und ein Wadenbeinbruch. An- sonsten hatte ich die ganz „normalen“ Fuß- ballerbeschwerden wie Muskelfaserrisse und Ähnliches. Insgesamt habe ich also Glück ge- habt.

Wie hat sich die medizinische Versorgung im heutigen Profisport im Vergleich zu Ihrer akti- ven Zeit verändert?

Breitner: Enorm. Ansonsten gäbe es heute nicht so viele Spieler, die noch mit Mitte 30 oder gar 40 gute Leistungen bringen können.

Die Profis werden heute exzellent versorgt.

Das fängt schon unmittelbar nach den Spie- len an. Das gab es zu unserer Zeit nicht in diesem Umfang.

In welchem Maße kann die Medizin im Profifußball leistungssteigernd wirken?

Breitner: Das kann nicht die Aufgabe der Medizin sein. Aber sie muss Grenzen setzen, damit kein Unsinn geschieht. Wenn bei- spielsweise ein Spieler verletzt ist, dann muss hier der Arzt eingreifen und die Gesundheit des Spielers schützen. Und im Hobbybereich sollte die Medizin helfen, für den Einzelnen den richtigen Sport zu finden.

Haben Sie als ehemaliger Profisportler einen sensibleren Umgang mit Ihrem eigenen Körper?

Breitner: Auf alle Fälle. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Berufsfußballers:

So schnell wie möglich die Signale des Kör- pers zu erkennen. Und was auch sehr wichtig ist: Wie kann ich meine optimale Fitness er- reichen? Das merkt man als Spitzensportler ganz schnell, wenn man ein paar Kilo zuviel auf die Waage bringt. Ich habe also schon sehr früh gelernt, auf die vermeintlichen Klei- nigkeiten in meinem Körper zu achten, denn es sind oft dann doch keine Kleinigkeiten. Es ist zum Beispiel unheimlich wichtig, dass die Zähne in Ordnung sind, denn man hat her- ausgefunden, dass schlechte Zähne zu massi- ven muskulären Problemen führen können.

Werden die jungen Spieler heutzutage zu früh den Spitzenbelastungen des Profisports ausge- setzt? Oder wie ist es zu erklären, dass einige Nachwuchsfußballer extrem häufig unter muskulären Problemen leiden?

Breitner: Dazu kann ich nur sagen, dass ich, als ich 13 Jahre alt war, mit dem Rücken auf die Bordsteinkante gefallen bin und mir da- durch einen Lendenwirbel gequetscht habe.

Die Ärzte haben damals gesagt, dass ich des- halb immer wieder Probleme mit meinen Muskeln haben werde. Und so ist es auch ge- kommen. Man muss also immer auf die ein- zelnen Verletzungen schauen, denn man kann oft nur schwer sagen, woher die Probleme kommen.

Fühlen Sie sich in Deutschland medizinisch gut versorgt?

Breitner: Das kann ich gar nicht beurteilen, ich hab ja schließlich keine Vergleichsmög- lichkeit. Aber ich hatte immer das Glück, gute Ärzte um mich zu haben, denen ich hundertprozentig vertrauen konnte.

Vielen Dank für das Gespräch.

„Die Profis werden exzellent versorgt“

Ein Gespräch mit Paul Breitner über Sport und Medizin

Bei der Pressekonferenz erhielt Paul Breitner eine FSME-Impfung von Dr. Nikolaus Frühwein.

292.qxp 24.05.2006 17:34 Uhr Seite 292

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