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Die Herausgeber der kritischen Edition unterscheiden mit Ausnahme von Divanji (III

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DIE TEXTGESCHICHTE DES RÄMÄYANAS UND DIE

KRITISCHE EDITION (BARODA I960-)

Von L. A. van Daalen, Utrecht

Der Text des Välmikirämäyanas ist in drei oder vier Rezensionen überlie¬

fert : erstens die verbreitetste Rezension, die von den Herausgebern der

kritischen Edition die südhche genannt wurde ; sie wurde in Indien mehrfach

gedruckt, vor allem in Bombay'. Zweitens die nordöstliche oder Bengali-

Rezension, sie wm'de im vorigen Jahrhundert von Gorresio herausgegeben

und in diesem Jahrhundert in Calcutta*. Drittens die nordwestliche Rezen¬

sion, herausgegeben in Lahore*. Die Herausgeber der kritischen Edition

unterscheiden mit Ausnahme von Divanji (III. Buch) außerdem eine vierte,

die westliche Rezension.

Die Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Rezensionen sind

trotz allem so groß, daß man nicht daran zu zweifeln braucht, daß das

Rämäyana die Arbeit eines einzigen Dichters ist : nennen wir ihn Välmiki.

Die Abweichungen der vier Rezensionen untereinander lassen sich in drei

Klassen einteilen - ich zitiere hier Jacobi -, nämlich zum ersten : jede der drei

Rezensionen weicht oft in den allen gemeinschaftlichen Versen hinsichtlich

der Lesart von den beiden anderen oder einer derselben ab. Zweitens : jede

hat eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Versen, auch wohl längerenStellen, und selbst ganze Gesänge, die sich nur in ihr finden, oder die sie nur mit einer

der beiden anderen Rezensionen gemein hat. Drittens : Die Reihenfolge der

Verse ist nicht selten in je zwei oder in allen drei Rezensionen verschieden*.

Seit 1960 sind bereits sechs von den sieben Bänden der kritischen Edition

herausgegeben*. Ihre Methode ist grundsätzlich diese, daß sie in ihren

konstituierten Text diejenigen slokäs aufgenommen haben, die irgendwie

eine Entsprechung - entweder im Wortlaut, oder auch nur im Inhalt - haben

in allen Rezensionen. Die so gefundenen Verse sind in ihrer südlichen Gestalt

abgedruckt*. In südlicher Gestalt, weil die südliche Rezension ihrer Ansicht

' Sie ist eine Art Vulgata; von Jacobi wurde sie mit C bezeichnet: die

Kommentatorenrezension; man denke an Rämavarman, den Verfasser des

Tilaka, Govindaräja, Kataka u. a.

^ Calcutta Sanskrit Series 2, Calcutta. 1932 ff. Amareshwar Thakur u. a.

3 Bhagvad Datta und Rama Labhaya, Labore 1923 ff.

* Jacobi, Das Rämäyana, Bonn 1893, S. 3 f.

* I: G. H. Bhatt, II und VI: P. L. Vaidya, III: P. C. Divanji, IV: D. R.

Mankad, V: G. C. Jhala, Baroda 1960 ff.

8 G. H. Bhatt, Crit. Ed. I, Introduction S. XXXIV.

(2)

314 L. A. VAN Daalen

nach den anderen überlegen ist. Dies war schon die Ansicht Schlegels im Jahr

1829. Die grammatici scholae bengalicae sollen manchmal die Derbheit der

Sprache ausgebessert haben, obsolete Wörter, einen weniger gut konstruier¬

ten Satz, epische Freiheiten wie z. B. Weglassung des Augments, Verwechs¬

lung der Absolutivsuffixe -ya und -tvä emendiert haben'. Gorresio bestreitet

die Zurücksetzung der nordöstlichen Rezension mit dem Argument, daß

auch sie diese epischen Eigentümlichkeiten bewahrt habe. Er vermutet, daß

die nordöstliche Rezension nicht weniger epische Eigentümlichkeiten auf¬

weist als die südliche*. Böhtlingk hat für die ersten vier Bücher nachgewie¬

sen, daß die südliche Rezension viel mehr epische Eigentümlichkeiten ent¬

hält als die nördliche. Darum sollte diese die bessere sein.

Indische Kommentatoren des Rämäyana nennen diese Eigentümlichkei¬

ten ärsa oder chändasa. Bekanntlich muß man vorsichtig sein bei diesem

Ausdruck. Sie bezeichnen alles, was abseits ihrer Schulgrammatik liegt, als

ärsa; das braucht mit vedisch nichts zu tun zu haben. Böhtlingk spricht

ausdrücklich von Neubildungen*. Ich befürchte aber, daß man trotzdem bei

ärsa immer zuviel an archaisch gedacht hat'*.

Jacobi ist Böhtlingk gefolgt. Er zitiert ihn: ,,Da . . . die epischen Eigen¬

tümhchkeiten keine Archaismen, sondern Neubildungen sind und demnach

nicht als gesuchte Nachahmungen einer älteren Sprache aufgefaßt werden

dürfen, so darf man wohl annehmen, daß diejenige Rezension, welche deren

weniger aufzuweisen hat, in unserem Falle die bengalische, kein höheres

Alter beanspruchen dürfe . . .". Die bengalische Rezension sei bestrebt

seltenes imd befremdendes zu entfernen".

Ich mache darauf aufmerksam, daß diese Argumentation stillschweigend

voraussetzt, daß der Dichter diese Eigentümlichkeiten oder Neubildungen

selbst angewendet habe. Um die ,, Ausbesserungen" der nördlichen Rezen¬

sionen zu erklären, sagt Jacobi'*: ,,daß in jenen Ländern, die Centren der

klassischen Sanskritliteratur waren, im Osten und Westen, . . ., die Umegel-

mäßigkeiten der epischen Sprache Anstoß erregen mußten und deshalb in

der bengalischen und westindischen Rezension ziemlich getilgt worden

sind."

Dies können wir die Polierungstheorie nennen. Nachfolger derselben sind :

(trotz einiger kritischer Bemerkungen) Ruben'*, Bulcke'*, die Herausgeber

' A. W. VON Schlegel, Räm. Bonn 1829, 1,1 S.LI f.

8 G. Gorresio, Räm. I, Paris 1843, S. LXXII-LXXVIII.

» ZDMG 43 (1889) S. 53.

'» Jacobi, o. c, S. 112 A; Bulcke, JORMadras 17 (1949), S. i ff.; Bhatt, o. c.

Introduction.

" Jacobi, o. c, S. 5.

12 id., o. c, S. 9.

" W. Ruben, Studien zur Textgeschichte des Räm., Stuttgart 1936, S. 55; 59.

(3)

Die Textgeschichte dos Rämäyanas 315

der kritischen Edition'*'"' und die meisten Rezensenten derselben: Tucci'*,

Vish-va Bandhu, der jedoch die nördlichen Lesarten mehr berücksichtigen

wilP*, Pisani, der konsequenter die südlichen Lesarten aufnehmen will" und

Renou'*, der diesen Standpunkt auch in seiner Introduction general zu

Wackernagel-Debrunners Altindischer Grammatik vertritt.

Burrow zögert und bezweifelt, ob das letzte Wort mit der Herausgabe der

kritischen Edition gesprochen ist. V. S. Agrawala und Rai Krishnadasa**

lehnen die Polierungstheorie ab; ihre Argumente sind jedoch nicht sehr

stark ; sie berühren wohl die Frage der epischen Eigentümlichkeiten : man

hätte sie erneut zu untersuchen ; wie dies geschehen soll, sagen sie aber nicht.

Ich habe nun Böhtlingks Materialsammlung der Eigentümhchkeiten in

den vier ersten Büchern der nordöstlichen Rezension*' in die Hand genom¬

men und geprüft, ob die dortigen Eigentümlichkeiten in den entsprechen¬

den Versen der südlichen Rezension nachgewiesen werden können, und

zwar mit HiKe des kritischen Apparats der kritischen Edition. Richtige

Formen und Versehen Böhtlingks habe ich selbstverständlich weggelassen**.

Wohlan, von Hiatus zwischen dem ersten und zweiten oder dritten und

vierten Päda, von Hiattilgern (hy, 'py, tv), Auflösung der Pädagrenze durch

samdhi, unerlaubtem samdhi mitten im Päda, unregelmäßigem samdhi gibt

es 76 Fälle. Vier davon stehen nur in der Ausgabe Gorresios ; man braucht sie

1* JOIB 5 (1955-56), S. 92; JORMadras 17 (1949), S. 30; Bulcke gibt übrigens

eine F'ehldarstellung von Jacobis Expose der Unterschiodo zwischen den Rezen¬

sionen : ,,each recension differs from both or one of the others in the common

verses, the southern recension having the more original text": Buloke setzt die

Schlußfolgerung schon in die Darstellung des vorhandenen Materials, was man

Jacobi nicht ankreiden karm. Ferner spricht Bulcke von är^aprayoga.

i"", G. H. Bhatt, Crit. Ed. I, Introduction S. XXXII; Supplementary Introd.

S. XIII ff.

" East and West 11 (1960), S. 287 f.

" Vishveshvaranand Ind. J. 1 (1963), S. 159 ff.

17 u. a. Paideia 14 (1959), S. 145 f.

1* Introduction general zu Wackebnagel-Debbunneb, Altindische Gram¬

matik, Göttingen 1957, S. 24 mid 92 und A 356; cf. id., Histoire de la langue

Sanskrite, Lyon-Paris 1956, S. 103; J. A. 245 (1957), S. 318 ff.; 249 (1961), S.

259 ff.; 251 (1963), S. 283 ff. ; 252 (1964), S. 129 ff.; 253 (1965), S. 278 f.

1» JFIAS 1959, S. 77 ff. versus 1963 S. 283 f.; 1962, S. 149 ff.

20 J"AOS 82 S. 577 ff.

21 ZDMG 43 (1889), S. 53 ff.

22 Selbstverständlich habe ich die von Böhtlingk gesammelten Beispiele des

Imperativs der ersten Person ausgelassen; ich kann nichts Fehlerhaftes in den

Stellen sehen, wo nach seiner Meinung das Präsens die Bedeutung des Imperativs hat : alle seine Beispiele beziehen sich auf die erste Person ; seine Mitteilung, daß das Futurum häufig statt des Imperativs gesetzt wird, ist irrig; jahi ist korrekt von Vhan abgeleitet, ist deshalb nicht unrichtig von Vhä statt jahihi ; erlaubten

sarndhi hiatus auf der Pädafuge muß man weglassen usw.

^^Mm-

(4)

316 L. A. VAN Daaibn

deshalb nieht mitzuzählen. Nur fünf sind gemeinsam überliefert von allen

Handschriften und diese fünf stehen alle im ersten Buch, das omnium

consensu ein späterer Zusatz ist und nicht von Välmiki.

Von epischen Eigentümlichkeiten stricto sensu gibt es 96 Fälle (plus vier,

die nur in Gorresio stehen). 15 derselben sind gemeinschaftlich überliefert: 5

Fälle von sma statt smas, 3 Fälle des weiblichen Partizips paäyati statt

paäyanti, 3 Fälle von mä mit augmentiertem Aorist, Vedasruti mit Verlänge¬

rung, Laksmivardhana- mit Verkürzung des Vokals i, apakarsitum statt

apakrastum und grhya statt grhitvä. Keine Imperfekte ohne Augment,

keine andere unrichtige Absolutiva sind in dieser Sammlung Böhtlingks

gemeinschafthch überliefert; nur 7 Wörter sind verantwortlich für 15 Ver¬

stümmelungen in den ersten vier Büchern des Rämäyanas, in etwa 10000

Versen.

Ein unvoreingenommener Philologe würde höchstwahrscheinhch die Ver¬

mutung aussprechen, daß der Archetypus aller dieser Handschriften ziem¬

lich fehlerlos sei und daß der Dichter das Sanskrit sauber beherrschte.

Leider ist die Sammlung Böhtlingks nicht erschöpfend. Um eine möglichst

vollständige Sammlung der gemeinsam von allen Rezensionen überlieferten

Eigentümlichkeiten, die ich von jetzt an als Fehler bezeichne, zu bekommen,

habe ich auch die Sammlungen der Fehler in der südlichen Rezension

durchgearbeitet. Diese sind angelegt von Böhtlingk**, Michelson**, Roussel*^,

Sen** und Satya Vrat*'. Ich habe nur die Fälle aus den ersten vier Büchern

untersucht und nur, insofern es sich um unregelmäßige Formen handelt ;

Versehen der Sammler übergehe ich stillschweigend**, **.

Ich fand insgesamt 231 Hiate, Hiattilger und unregelmäßige Sarndhis ;

23 Ber. Verh. kg. sächs. Ges. Wiss. Leipzig (1887), 39, S. 213 ff 21 JAOS 25 (1904), S. 89 ff.

25 JA lOe sörie, tome XV (1910), S. 5 ff.

28 JOIB 1 (1951-52), S. 119ff.; S. 301 ff.; 2 (1952-53), S. 118ff; S. 311 f.; 3 (1953-54), S. 152 ff.; 5 (1955-56), S. 169ff.;S. 266 ff.; IL 12 (1951), S. 1 ff.;Vak 1 (1951), S. 11 ff. ; S. 53 ff. ; S. 61 ff. ; Väk 2 (1952), S. 26 ff. ; Vak 5 (1957), S. 142 ff. ; Poona Orientalist 14 (1951), S. 89 ff.; JASBengal Letters 16 (1950), S. 13 ff.; 17 (1951), S. 225 ff.

2' Satya Vrat, The Räm. - a linguistic study, Delhi 1964, S. 173 ff.

28 z. B. Formen wie räja-, thematisch in composite; es gibt Zweifelsfälle wie

das wohl oder nicht Aufnehmen des thematischen pak?ma- in mahäpak^man- ;

übrigens würden diese Zweifelsfälle nur die Gesamtzahl der Fehler erhöhen, aber nicht die Zahl der gemeinschaftlich überlieferten Fehler.

2' Die Sammler benutzten hauptsächlich die Bombay-Ausgaben der Südrezen¬

sion von 1888 und 1905. Die Fehler, die sie entdeckt haben, sind deshalb die

Fehler der Hs(s)., die die Herausgeber benutzt haben. Wir bekommen also keine

Übersicht über alle Eigentümlichkeiten in der südlichen Rezension ; weil wir aber auf der Suche nach gemeinsam überlieferten Fehlern sind, ist uns das gleichgül¬

tig.

(5)

Die Textgeschichte des Rämäyanas 317

darunter, gemeinsam in allen Handschriften, 6 Fälle von Hiat im ersten

Buch (c. e. 1,1,33; 3,18; 31,1; 32,12; 33,7 (in sarga 31-33 erzählt Viävämitra seinen Stammbaum) ; 55,10); ferner ein , .doppelter Samdhi" inc. e. 4,6,15 :hä

priyeti und zwei interessante Fälle im zweiten Buch. c. e. 2,43,12 mitten im

Päda a: süta (vok.) iti. Dies wird von Michelson als pluta bezeichnet*';

Jacobi*' glaubt nicht daran. Bekanntlich ist ein Plutavokal pragrhya und ist

Pluti im späteren Sanskrit äußerst selten**; es gibt dieselben - ich zitiere

Renou** - u. a. in ,, certains appels qui necessitent une elevation de la voix".

An unserer Textstelle überfährt der Wagen mit Räma, Sitä und Laksmana

die Grrenze Ayodhyäs und jetzt beginnt die Verbannung. Räma ruft (13):

„Wann werde ich zurückkommen und auf der Jagd den blühenden Wald der

Sarayü durchstreifen, mit meinen Eltern vereint?" Gerade weil es meines

Eraehtens keinen oder fast keinen Hiatus im Archetypus des Rämäyanas

gibt, und deshalb eine Erklärung als Hiat nicht ohne weiteres zutrifft,

müssen wir diesen Fall als Pluti erklären : sie wird vom Dichter benutzt, mn

Rämas starke Aufregung auszumalen. In c. e. 2,65,2 ist der Name einer nicht

identifizierjjaren Stadt verantwortlich für Hiatus und Hiattilgung: Ägneya,

hyägneya und cägneya (1 ms. sägn.). Ist die Vermutung zu weit hergeholt,

daß Barden, die nicht mehr wußten, das Välmiki keinen Hiat tolerierte, hier

den Namen einer unbekannten Stadt entstellt haben ?

Weitere epische Eigentümlichkeiten. Sehr verschiedene Verstümmelungen

sind hier studiert worden: neben Imperfekta ohne Augment, unrichtigen

Absolutiva, Zeitwörtern mit starkem Stamm statt einem schwachen (z. B.

dadarsur) auch Übergänge der Deklination, des Geschlechts, unrichtige

Satzkonstruktion usw. Von diesen gibt es 616 Fälle. Außerdem sind 25 nur in

den indischen Ausgaben zu finden, jedoch nicht in den Handschriften der

kritischen Edition, deshalb auch nicht im Text**. Von den 616 Fällen sind 92

nicht im konstituierten Text aufgenommen - ungerechnet die Fehler die in

Interpolationen vorkommen -; augenscheinlich waren sie nach dem Urteil

der Herausgeber nicht genügend durch die Überlieferung gesichert. Pisani

will auch diese Fehler im Text aufnehmen. Von den 616 sind 41 von25*/Qoder

weniger der Südhandschriften überliefert plus eventuell von einer Hs. einer

anderen Rezension, 97 von 75*/q oder weniger. Dies ist wichtig, weil die

Eigentümlichkeiten auch für die Herausgeber der kritischen Edition als ein

*» o. c, S. 98

*i o. c, S. 112 AI.

*2 Wackbbnagbl-Dbbbunnbr, o. c, I, 1 S. 297 ff.

Grammaire sanscrite, Paris 1968, S. 26

3* Es gibt Fälle, wo die Bombay-Ausgabe des einen Jahres einen Fehler hat,

der nicht in der Ausgabe eines anderen Jahres vorkommt.

(6)

318 L. A. VAN Daalen

Authentizitätszeichen gelten**; ein anderes wichtiges Argument für die

Überlegenheit der Südrezension ist ihre größere Einheitlichkeit. Wir sehen,

daß gerade auf diesem Kardinal punkt die Einheitlichkeit nicht vollständig

ist, was hier sicher der Theorie der Herausgeber zufolge zu erwarten wäre.

403 Fehler sind nur in Interpolationen oder in der Südrezension überliefert.

Diese Fehler sind verhältnismäßig ebenso oft in Interpolationen überliefert wie in den akzeptierten Teilen des Epos : ich habe dies berechnet für das erste

und zweite Buch und nehme an, daß es auch für die zwei folgenden Bücher

zutrifft**. Ich übergehe diejenigen Fälle, die ich auseinandergesetzt habe in

Anmerkung 36.

Es gibt 13 Fälle, wo eine Mehrzahl aller Handschriften einen Fehler

überhefern (nur drei Fälle, wo in allen vier Rezensionen es in drei Viertel

oder mehr der Hss. den Fehler gibt). So etwas kann schließlich vorkommen.

33 Fälle gibt es, die gemeinsam überliefert sind. Nicht alle sind jedoch ohne

weiteres als umichtige Formen zu betrachten. Es gibt hier 12 interessante

Zeitwortformen :

anvajägrat (c. e. 2,44,26; Renou Gr. Sct. § 356 e; Whitney Roots: S.E.)

abruvan (c. e. 2,58,9; Renou Gr. Sct. S 418; Wh.R.: U.E.) und

himsämi (Wh. R. : hiinsati I B+) sind thematisierte Formen, diecs aueh

außerhalb des Epos gibt.

Das weibliche Partizip rudanti c. e. 2,70,22 ist richtig, wenn man es als

abgeleitet von der thematischen sechsten Konjugation betrachtet. (P. W.,

zögernd Wackern. - Debr. II, 2 S. 418). Das Futurum nayisyämi

35 Darum ist Pisani konsequenter, weil er sie mehr als die kritische Edition

aufnehmen wül. -

G. H. Bhatt, Crit. Ed. I, Supplementary Introduction, S. I : „. . . the Southern versions maintain absolute uniformity . . . ".

*8 Ich übergehe diejenigen Fälle, 1. wo eine (oder mehr als eine) Rezension den Fehler überhaupt nicht hat ; 2. wo es zwar den Fehler in allen Rezensionen gibt, aber in zwei Rezensionen oder mehr nur in einem Drittel der Hss. ; oder 3. wo es einen Fehler gibt in weniger als der Hälfte aller Hss. zusammen.

Es gibt 25 Fälle von Fehlern, die in allen Rezensionen vorkommen, aber in

einer Rezension nur in einem Drittel der Hss. oder weniger. (Den Limitfall 100*/„- 100°/(,-100°/q-34"/(, gibt es nur einmal, in allen anderen Fällen ist zumindest einor dieser Prozentsätze niedriger.) Ist die eine Rezension die nordöstliche (16 Fälle)

oder die südliche (2), daim kann man leichter dem Archetypus den Fehler

absprechen, als weim die eine Rezension die nordwestliche (7 Fälle) oder

westliche (2 Fälle) ist. Die Rezensionen haben Einfiuß aufeinander ausgeübt

(siehe Ruben, o. c), aber den größten Einfiuß hat die südliche Rezension auf die

nordwestliche ausgeübt (siehe Bulcke, The genesis of the Välm. Räm. recen¬

sions, JOIB 5 (1955-56), S. 66 ff.), aber niemand spricht der nordwestlichen

Rezension ihre Unabhängigkeit überhaupt ab. Ich schlage vor, in diesen sieben

Fällen die Unabhängigkeit der West- und Nordwest-Rezension hoch anzuschlagen und auch hier keine Fehler anzunehmen für den Archeypus.

(7)

Die Textgeschichte des Rämäyanas 319

(dreimal c. e. 4,6,10; 4,37,33; 2,73,9) statt nesyämi, gegen Pän., weil es eine

aiiit-Wurzel ist, kommt auch vor im JB. und späteren Sanskrit (Wh. R.).

änayitum statt netum, c. e. 2,4,4. Den Imperativ "trähi (c. e. 3,57,7) gibt es

auch im späteren Skt. (Wh.R.). Mocayäna- (c. e. 2,103,32), cintayäna- (3,53,2)

und cetayäna- (c.e.2,101,7) haben das Suffix -äna-statt -mäna-. Vämana

(83) erkennt die Form kämayäna- an. Renou vermutet, daß Vämana nicht

nur kämayäna- meinte, sondern eine ganze Gruppe solcher Formen unter der

Bedingung, daß sie traditionell waren*', (kämayäna- ist in c. e. 2,94,22 von

der Mehrzahl der Hss. überliefert). Weil diese 12 Formen gut überliefert sind

und weil es sie auch außerhalb des epischen Sanskrit gibt, möchte ich sie nicht für unrichtig halten**.

Es bleiben übrig 21 Fälle ; neben den 15 uns schon bekannten : fünfmal sma

(c. e. 1,13,12; 2,42,24; 93,8; 4,34,23; 56,16;) dreimal mä mit augmentiertem

Aorist (1,2,14; 4,29,48; 33,18); dreünal paSyati statt paäyanti (3,50,42; 52,1;

4,29,8); laksmivardhana (1,17,15); vedairvtl (3,48,21); grhya (3,25,12) und

apakarsitum (4,53,11) kommen noch hinzu das Adjektiv arfea-mit Akkusativ

(1,52,12), eine korrupte Textstelle (2,27,13), die die kritische und Gorresio-

Edition gut verbessert haben (äsisye), bhedayäm äsa ohne kausative Bedeu¬

tung (4,53,6), ein undekliniertes Zahlwort (4,64,6), der Name Aristanemin, n-

Stamm statt i-Stamm (4,65,4) und der Vokativ jatäyo statt jatäyus in einem

sarga, den ich für interpoliert halte (3,64,4).

Zu einem großen Teil der nicht besprochenen Fehler könnte noch etwas

gesagt werden, wegen der Kürze der Zeit jedoch nur ein Beispiel: in c. e.

3,23,12 gibt es den Infinitiv pratikülitum (statt pratikülayitum) in einer

A.c.i.-Konstruktion, die es bekannthch im Sanskrit nicht gibt, (siehe Speyer

S. 307-A3 Skt.Synt. Leyden 1886). Eine der nordöstlichen Lesarten ohne

Infinitiv wird wohl richtig sein. Schließlich eine Frage, die zu heikel ist, um

sie zusammen mit den übrigen Fällen behandeln zu können: die Frage des

Wechsels des genus verbi: Böhtlingk** behauptet, daß sowohl in der südli¬

chen Rezension wie auch in der nördlichen ,,parasmaipada und ätmanepada

auf das freieste wechseln, je nachdem es das Metrum verlangt".

Wie verhält es sich damit? Ich habe 63 von Michelson, Roussel xmd

Brockington** aus der Süd-Rezension gesammelte Fälle untersucht. Es gab

davon 43, die zwar unpanineisch sind, die es aber nach Whitney's Roots

auch außerhalb der epischen Sprache gibt, und die von einer Minderheit der

8» EVP tome 8, Paris 1961, S. 109 f.

Die Formen, rudanti (12), trähi (6), abruvam (2), bruvadham (1), bruvanti (1) und himsanti (4), nayi^yasi, -ti usw. (6), nayitum (2), zusammen 34 Formen, habe ich bei der Gesamtzahl nicht mitgerechnet.

39 ZDMG 43 (1889), S. 55

Ber. Verb. Sächs. Ges. Wiss. 39 (1887), S. 217

*» J. L. Bbockinqton, unpubl. thesis, Oxford 1967, S. 30 f.

(8)

320 L. A. VAN Daalen

Hss. überliefert sind; 14 Fälle, unpanineisch, nach Whitney's Roots nur im

Epos, oder überhaupt unrichtig : auch diese nur in einer Minderheit der Hss.

3 Fälle in einer Mehrheit der Hss. und drei Fälle in allen Handschriften,

unpanineisch, nach Whitney auch außerhalb des Epos:

jrmbh (c. e. 3,23,20) akt., mrd (c. e. 3,24,4) med., sah (3,62,5) akt. und

icchate (3,11,4), arhate (3,62,13) cälayate (1,39,14) medial statt aktiv:

Könnte man nicht vermuten, daß die Überliefernden die Grenzen des

Sprachgebrauchs hier nur selten überschritten, daß der Dichter dies nie tat,

ja daß sich der Dichter im allgemeinen an Pänini's Regeln hielt? Bezüghch

dieser Frage ist das Material noch nicht genügend gesammelt.

Nach den vorliegenden Materialsammlungen gibt es also etwa 20 allen

Handschriften gemeinsame Fehler. Was die Theorie betrifft, daß man im

Norden die Sprache Välmikis poliert habe, diese Theorie kann mit einer

reductio ad absurdum abgelehnt werden: alle nordöstlichen Fehler, 20

ausgenommen, sind andernorts pohert worden, das heißt: man hat in

anderen Rezensionen gerade dort pohert, wo man es im Norden vergessen

hat. Weg damit*'. Meines Erachtens pflegte der ädikavi Välmiki ein korrek¬

tes Sanskrit, etwa wie von Whitney dargestellt, ausgenommen typisch

epische Eigentümlichkeiten**; wie Homer schlief er wohl manchmal. Es ist

aber auch mögüch, daß sich zwischen Urtext und Archetypus Fehler einge¬

schlichen haben. Daß die südliche Rezension mehr Fehler enthält, ist sicher

kein Grund für Überlegenheit. Überall, wo die kritische Edition epische

Eigentümlichkeiten abdruckt, druckt sie Fehler ab und nicht den Archety¬

pus.

*' Die Herausgebor der kritischen Edition haben nicht gesehen, daß im

allgemeinen die nördlichen Fehler nicht in der südlichen Rezension vorkommen.

*2 W. D. WmTNBY, A Sanskrit Grammar, Leipzig 1896; ich habe nicht die

Absicht, mit diesem Ausdruck oino genaue Darstellung zu geben, sondern eine

Art Gedächtnisstütze. Es muß noch untorsucht werden, wie sich Välmikis

Sprache zur Grammatik Päninis verhält.

Gegen Pän. z. B. auch mä + Opt., c. e. 3, 48, 15. Der Gegenstand dieses Refe¬

rats wird ausführlich behandelt in meiner Doktorarbeit, die in Kürze erscheint.

(9)

ZUR ENTWICKLUNG DES MANVANTARA-ABSCHNITTS

IM RAHMEN DER ÄLTEREN PURÄNAS

Von Adalbert Gail, Berlin

Der folgende Beitrag untersucht die ältesten puränischen Nachrichten'

über die Abfolge der ein Weltzeitalter (kalpa) bildenden 14 Manu-Perioden

(manvantara) in textgeschichtlicher Form. Die Neuausgabe des Harivamäa

innerhalb der kritischen Edtion des MBh, dem es traditionell angegliedert

war, gestattet es, über die von Kirfel im Puräna Pancalaksana vorgelegten

Beobachtungen korrigierend hinauszugehen sowie zusätzliche Hinweise auf

die Entwicklungsgeschichte der älteren puränischen Texte zu gewinnen.

Ein Textvergleich zwischen dem Manvantara-Abschnitt (M) des Br (Kap.

5) und der kritischen Fassung des Hv (Kap. 7) hefert ein erstes bemerkens¬

wertes Resultat: beide Texte sind nahezu identisch, der Hv-Abschnitt, von

Zusätzen einzelner Hss.-Gruppen befreit, fällt mit der Br-Vulgata zusam¬

men.

Diese Feststellung könnte prima facie zu der Folgerung verleiten, das Br

präsentiere bereits in der vorhegenden Form einen Textkern, den der Hv

übernommen und mit Zusätzen versehen habe. Nun bleibt aber zwischen der

Br-Vulgata und dem gereinigten Hv-Text ein charakteristischer Unterschied

bestehen: den Inhalt des Hv erzählt der Brahmane Vaiäampäyana dem

Kuru-Fürsten Janamejaya, den Inhalt der den M-Text einschheßenden

Kapitel 1-26 des Br referiert Lomaharsana brahmanischen Zuhörern (PI. !).

Diese unterschiedliche Konzeption macht sich in beiden Texten durchge¬

hend durch je unterschiedliche Anredeformen geltend, deren Vergleichimg

ein Kriterium für die Priorität des einen oder anderen Textes liefern soll.

Wir müssen uns hierbei nicht allein auf den M-Abschnitt berufen, sondern

können auf alle anderen PPanc-Texte ausgreifen, soweit sie Parallelen zu Hv

und Br aufbieten. Wie im Hv so wird auch in den vergleichbaren Texten des

Vi und Sidh. nur eine Person angesprochen*. Verbale Anredefloskeln wie

Srnu me, nibodha me etc. stimmen für Hv-§idh.-Vi (als Vertreter der Text¬

gruppe I im Vanisa-Äbschnitt bei Kiefel) fast immer überein, während das

Br Pluralformen einsetzt (irnuta, nibodhata etc.). Die Adressaten der parallc-

1 Das MBh muß unberücksichtigt bleiben, da es außer gelegentlich auftreten¬

den Manvantara-Namen keinerlei systematische Abschnitte über die Abfolge der

Manuperioden und der in ihnen waltenden Wesensklassen enthält.

* Im Vi berichtet Paräsara dem Brahmanen Maitreya, im Sidh. wendet sich

der Barde (süta) an den Brahmanen Saunaka.

22 Or.-Tag 1973

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