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Im Rahmen der Fachgruppe Christhcher Orient und Byzanz standen
außerdem die folgenden Vortrage auf dem Programm:
Christa Mül ler-Kessler, Emskirchen: Zu den Viten in chrisdich-paläsdnischcm Ara¬
mäisch
Wolfgang Feuerstein, Schopfloch: Zur aktuellen Situation des Lazischen und Mingre¬
lischen
Miguel Arranz, Rom: L'EuehoIoge byzantin. Etat d'une recherche
Helmut Buschhausen, Wien: Zum kopüschen Totengedächtnis im 6. Jahrhundert Bo Holmberg, Lund: Das Kitäb al-Magdal von Märi ibn Sulaymän
Fachgruppe Arabistik und Islamwissenschaft
Leitung: Paul Kunitzsch und Hans Georg Majer, München
Die "falschen Synonyme" im klassischen Arabisch
Von ECKEHARD Schulz, Leipzig
Synonyme sind sowohl in der theoretischen Behandlung als auch in der
praktischen lexikographischen Erfassung und Aufbereitung immer noch
umstritten, und es gibt wohl keine allgemein akzeptierte Definition von
Synonymen und Synonymie. Immer wieder begegnet uns die (Schein)-
Frage nach den absoluten Synonymen', die aber m.E. nicht die entschei¬
dende ist, denn das Problem liegt doch vielmehr in der Frage: Inwieweit
dürfen sich Synonyme (also vermeindich gleichbedeutende Wörter) in der
Bedeutung unterscheiden, um noch als Synonyme gelten zu können?
Sagt man, Synonyme sind bedeutungsähnliche Wörter, dann erhebt
sich die Frage: Wo hegt die Grenze zwischen Bedeutungsähnlichkeit und
Bedeutungsverschiedenheit?
In der lexikographischen Praxis ist zu klären, welche Wörter und Wen¬
dungen in bestimmten Kontexten und unter bestimmten Voraussetzungen
gegenseitig ausgetauscht werden können, ohne daß sich die jeweilige Aus¬
sage wesentiich verändert; bzw. herauszufinden, welche Veränderungen
der Austausch in der Aussage des Textes nach sich zieht.^
Das klassische Arabisch gilt im allgemeinen als besonders reich an
Synonymen und sinnverwandten Ausdrücken. Auch für die Lexikogra¬
phen und Grammatiker des Arabischen war spätestens ab dem 8. Jh. das
Problem der vielen vermeindich gleichbedeutenden Wörter offensichtlich
geworden und spielte in ihren theoretischen Abhandlungen und in der lexi¬
kographischen Praxis seit jener Zeit eine wichtige Rolle. Für unsere
Zwecke soll uns hier die u.E. immer noch praktikable Definition des Ibn
al-A'räbi (gest. 848) genügen, der in diesem Zusammenhang anführt, daß
sich in all jenen zwei Wörtem, die die Araber für eine Bedeutung geprägt
' Vgl. ULLMANN 1%7: 102 und GAUGER 1972: 31 ff.
2 Bei der Untersuchung von Synonymie ist grundsätzlich zwischen Synonymie im
Sprachsystem und im Text bzw. im Sprachbesitz und in der Sprachäußerung zu unter¬
scheiden, denn auf Systemebene stehen u.U. dutzende Wörter für einen Austausch zur Verfügung; in einen konkreten Kontext passen davon aber in der Regel nur wenige. Vgl.
dazu GRIMM 1970; 203 ff. und GAUGER 1972; 53 ff
Cornelia Wunsch (Hrsg.): XXV. Deutscher Orientalistentag, Vorträge, München 8.-13.4.1991
(ZDMG-Suppl. 10). - © 1994 Franz Steiner Veriag Stuttgart