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10. Vortrag (1.10.2002)

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Di D ie e Z Zu uk ku un nf ft t d de er r M Me en ns sc ch hh he ei it t au a us s a an nt th hr ro op po os so op ph hi is sc ch he er r S Si ic ch ht t

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10. Vortrag

(1.10.2002)

Michael – Der Wegbereiter des Christus

Rudolf Steiners letzte Ansprache ist ein inniger Appell, Anthroposophie als tatkräftiges Michaelitentum und dieses als Wegbereitung für den Christus zu begreifen. Und es stellt sich uns die mahnende Frage: Wieviel echtes, gesundes geistiges Leben lebt heute in der Anthroposophischen Bewegung? Wieviel konnte die Anthroposophische Gesellschaft dazu beitragen, dass ein auf die michaelische Gesinnung gegründetes freies Geistesleben die Kultur unserer Gegenwart befruchtet? – Und wieviel ist nur die - grundsätzlich dankenswerte, aber allein nicht ausreichende – Verwaltung des Wer- kes Steiners? Wieviel ist gar nur „anthroposophische Theologie“, d.h. verstandesmä- ßige Auslegung dessen, was Steiner gegeben hat?

Eines muss uns bewusst sein: Mit dem Verstand sind wir am meisten in die rein phy- sische Welt abgestiegen, mehr noch als durch die sinnliche Wahrnehmung. Geistiges kann durch den Verstand nicht erfaßt werden. Im Verstand erstirbt das alte Naturbe- wusstsein. Das war notwendig, damit der Mensch zur Freiheit finden kann – freige- worden sind wir von der unmittelbaren geistigen Führung. Notwendig ist jetzt, dass wir lernen, unsere geistige Führung bis in die bewusste Gestaltung unseres Schicksals selbst in die Hand zu nehmen.

Michaelitentum bedeutet, dass wir vom ersterbende Naturbewusstsein zum Selbstbe- wusstsein vorandringen und mit diesem auf neue Weise bewusst in die geistige Welt eintreten. Dazu ist als erster Schritt der Aufstieg zu wirklicher Vernunft notwendig, d.h. zu einem Vernehmen des Geistigen im Denken. In diesem Denken leben die Im- pulse höherer geistiger Wesenheiten – und vorallem die Impulse der Toten, die in ihrem nachtodlichen Leben ihre irdisch veranlagten Gedanken erst zur geistigen Reife gebracht haben. Man sieht: Verstand und Vernunft sind Gegensätze. Zurecht be- zeichnet Rudolf Steiner die physische Welt auch als Verstandeswelt, während die Vernunftwelt identisch mit dem oberen Devachan ist!

Der Weg zur Vernunft führt über das reine, sinnlichkeitsfreie Denken. Dabei haben wir es zunächst nur mit unserer eigenen geistigen Tätigkeit zu tun – aber eben mit einer geistigen Tätigkeit. Diese müssen wir erhaschen, ehe sie zum Verstandesbegriff abstirbt, d.h. ehe sie unser physisches Gehirn erreicht und uns durch dieses als toter abgeblaßter Schatten ins Bewusstsein zurückgeworfen wird. Gelingt das, erfassen wir unser wahres Ich an einem Zipfel – und dann beginnt erst wahres Selbstbewusstsein und wahre Selbsterkenntnis. Sonst bleiben wir bei der bloßen Ich-Vorstellung, d.h.

beim Spiegelbild stehen. Nur die wahre Selbsterkenntnis gibt uns Einblick in die kar- mischen Bedingungen unseres Daseins und damit ein Bewusstsein für unsere selbst- gewählte Schicksalsaufgabe. Ein erster Schritt, diese zu erfassen, wird in der morali- schen Intuition erlebt.

Rudolf Steiner spricht davon, dass man zur geistigen Beobachtung dieses selbst her- vorgebrachten Denkens voranschreiten muss. Aber kann man das Denken tätig her- vorbringen und zugleich beobachten?

Im Denken schaffen wir Elementarwesen, die fortan in unserem Ätherleib leben. Die- se müssen wir beobachten, ehe sie als tätige Lebenskräfte in unseren physischen Organismus eingreifen und sich dadurch unserem Seelenblick entziehen. Gelingt das, dann erleben wir wesenhafte Gedankenlebewesen.

Allgemein vom Geistigen zu sprechen ist sinnlos; im Geistigen gibt es nur Wesen und ihre Taten. So ist es auch mit den von uns selbst geschaffenen Gedankenlebewesen:

sie sondern sich von unserem Ich ab und werden eigenständig; wir erleben dann: Es denkt in mir. Allerdings ist es noch keine geistige Außenwelt, die wir so erleben, aber ein eigenständiges Gedankenweben in uns (geistige Außenwelt in diesem Sinne sind auch die tieferen geistigen Kräfte, die in unseren unteren Wesensglieder wirken, also alles was außerhalb des Ichs und seiner Taten steht). Bis zu einem gewissen Grad

GA 238, 28.9.1924

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können diese Gedankenlebewesen aber schon in Berührung mit der geistigen Au- ßenwelt kommen und uns so indirekt geistige Impulse von dort - etwa von den Toten - vermitteln.

Um zur unmittelbaren Wahrnehmung der geistigen Außenwelt zu kommen, müssen wir zuerst vorbei an dem kleinen Hüter der Schwelle. Unbewusst begegnen wir ihm jedesmal, wenn wir aus dem Schlaf erwachen. Dann verwehrt er uns den Einblick in die innere Natur unserer unteren Wesensglieder und lenkt unser Bewusstsein auf die sinnliche Außenwelt bzw. auf das Verstandesdenken ab. Er behütet uns so vor dem erschreckenden Anblick unserer niederen, drachenhaften Natur. Einmal aber müssen wir ihm bewusst gegenübertreten - und das ist dann ein zwar bildhaftes, aber trotzdem sehr intensives Todeserlebnis. Der kleine Hüter ist tatsächlich der Todesengel, und er fordert uns nun auf, unsere niedere Drachennatur zu überwinden. Damit verwandelt sich das Bild zur Michael-Imagination: Michael in der gold-silbern glänzenden Rüs- tung wirft mit seinem feurigen Schwert den Drachen nieder. In diesem Drachen lebt nicht nur unser persönlicher Egoismus, sondern auch all die Einseitigkeiten, die aus der Bindung an ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Rasse resultieren.

Michael kann uns helfen, diesen Drachen niederzuwerfen, ihn zu fesseln – aber da- durch ist er noch nicht überwunden, verwandelt! Der nächste Schritt bedarf der Be- gegnung mit dem großen Hüter der Schwelle, der eigentlich der Christus ist. Johan- nes schildert ihn im ersten Siegelbild der Apokalypse. Er ist auch das Lamm, das sich dann im zweiten Siegelbild offenbart - das Lamm, das sich opfert und in den Rachen des Drachen wirf, um ihn durch seine Liebekraft von innen her zu durchlichten:

Georg Michael DER DRACHEN Ein dunkel dräuender Drachen

mit schlüpfrigem Leib und rostbraunem Rachen, ein Untier, gehörnt und roh,

verschlang, was da angstvoll floh...

Ein leuchtendes Lamm, ein lichtes,

ein reines, erblickt ihn. Den Bann durchbricht es, senkt sanft seinen stummen Mund

und — eilt in den Todesschlund.— — — Da beben grollende Gründe,

es bricht die Gewalt des Rächers der Sünde, das Untier durchlichtet sich,

zerstrahlt, und im Licht - bin Ich!

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