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Fussball als Allheilmittel

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Academic year: 2022

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ENICUM

Fussball

als Allheilmittel

Es sollten ganzjährig grosse Fussball-Tur- niere stattfinden. Die EM war ein Segen für den Hausarzt! Und zwar vor allem für ihn persönlich – weniger für unser Ge- sundheitssystem. Denn Fussball wird als Breitensport nicht auf dem Rasen, son- dern mehr im Fernsehsessel ausgeübt, so- dass der gesundheitliche Nutzen dann nicht offenbar wird. Insbesondere, wenn man sich die Mengen von Bier und Knab- berzeug vor Augen führt, die verspeist werden ... Aber Notfälle gibt es keine während der EM-Zeit, abends und nachts ist Ruhe. Keiner ruft den selbst fernsehen- den Hausarzt an. Alle anderen brüllen auch vor den Bildschirmen, nachher dis- kutieren sie noch über die ungeheuer- lichen Fehlentscheide des Schiedsrichters und gehen dann glücklich ins Bett. Der Dienst tuende Hausarzt kann ausschlafen.

Die Kollegen in der nahen Klinik nähen die Rissquetschwunden der tempera- mentvolleren Zuschauer aus verschiede- nen Lagern, weil der Beizer immer die Polizei holt. Natürlich gibt es Menschen, die gänzlich fussballdesinteressiert sind.

Auch für die ist die Zeit ein Segen. Falls sie ein Fernsehgerät ergattern können, dass nicht von Fussballfans in Beschlag genom- men wurde, sondern bei dem sie selbst das Programm bestimmen können, kom- men sie in den Genuss alter Hollywood-

Klassiker und esoterischer fremdländi- scher Filme, die sonst keine Chance ha- ben, gesendet zu werden, weil sie nicht dem Mainstream entsprechen. Auf den Strassen kann man inlineskaten, weil niemand mehr Auto fährt. Autounfälle passieren allenfalls in der Nacht, wenn gefrustete Fans eine alkoholisierte Ab- reagier-Runde fahren, weil «ihre Mann- schaft» verloren hat. Aber insgesamt eint die EM die verschiedensten Leute friedlich vor dem TV. Die Hooligans sind ja alle nach Portugal gereist. Und obwohl alle immer gegen die «Schwobe» schreien, ist man doch nett miteinander und gönnt den Kroaten ihr Remis und den Franzosen ihren Sieg.

Wo kann man besser das Kind im Manne rauslassen als vor dem TV? Während der EM sind die Psychiater vermutlich be- schäftigungslos: Alle Impulsgeschüttelten schreien ihre Emotionen raus, jubeln, flu- chen. Da werden Bankdirektoren (und Hausärzte!) genauso zu Werwölfen wie Heizungsinstallateure, wenn die Yakins ge- foult werdenund das nicht geahndet wird.

Es fehlt nicht an Gesprächsthemen: Wenn man morgens im Tram «Die armen Bulga- ren!» sagt, nicken alle und wissen, von wovon man redet. Jedermann ist endlich als Experte gefragt, wird gehört, löst mit seinen Expertisen Reaktionen aus. Meine

Frau wird jedoch ausgebuht, weil sie ein- fach nicht lernt, was ein Abseits ist. Köbi Kuhn hat Zigtausende von Beratern, die es viel besser gemacht hätten. Da werden Strategien diskutiert, man brüllt ihm via Mattscheibe zu, wen er jetzt auswechseln soll und schimpft, dass der Mann keine Ahnung hat. Sogar Zürcher und Basler sind sich ausnahmsweise einmal einig – aber nur in der Frage, dass Gross der nächste Nationaltrainer sein sollte. Fach- männisch begutachtet man Zidanes Ta- gesform, Beckhams Körpersprache, Ale- nitschews Kopfballstärke.

Bisher sagten mir portugiesische Städte wie Leiria, Guimarães und Aveiro gar nichts – jetzt weiss ich, wo Flachs, wo Wein und wo Salz produziert wird. Man sieht – Fussball bildet!

Wobei es immer noch Leute gibt, die keine Ahnung haben. Sie wissen nicht, dass ein «Vollstrecker» keineswegs ein Henker, eine Bananenflanke nicht ein Obstanbaugebiet und ein Abstauber nicht ein Putzmann ist. Sie wollen beim Juwelier eine Viererkette kaufen und Rasenschach mit Elfenbeinfigürchen spielen.

Aber noch den Kopf voll von schönen Ballzaubereien, ist man nachsichtig. Zumin- dest so lange, bis sie einen nicht mit einem

«Notfall» anrufen, während der Stürmer den Ball zum Elfmeter parat legt …

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