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Österreichisches Blutspendewesen

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Academic year: 2022

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Zusammenfassung

1956 gegründet, entwickelte sich in der österreichischen Blutversorgung eine Struktur, in der 90% der Spender durch die Blutspendedienste des Roten Kreuzes aufgebracht werden.

Teilweise werden Blut-Produkte in vier ÖRK-Blutbanken hergestellt, teilweise werden Vollblute zur Verarbeitung an Universitäts-Institute geliefert.

80 % der Spender stammen aus ländlichen Gebieten. Der Bedarf an Blutprodukten ist seit 15 Jahren rückläufig, wobei ein überproportionales Interesse an RhD negativen Erythro- zytenkonzentraten ( EK) besteht.

Die wesentlichsten Schritte zur Testung und Produktqualität wurden in den 80zigern und 90igern festgelegt. Neben den spezifischen Infektionstests ist in Österreich der Neopterintest vorgeschrieben. Es haben sich immunhämatologische Zentren mit Schwerpunkten wie Genotypisierung etabliert.

Für die Zukunft müssen pro und contra zur Pathogeninakti- vierung entschieden werden. Eine Herausforderung stellt die Harmonisierung der Blutbanken aufgrund der heterogenen Struktur dar, ebenso das Nebeneinander von freiwilligen und aufwandsentschädigten Spendern und die Begegnung der Überalterung der Spender.

Summary

90 % of all blood collections are performed by Austrian Red Cross blood services (founded in 1956). After collection, the blood components needed are produced either in blood esta- blishments of the Austrian Red Cross or at blood establish- ments at medical universities.

80% of the donors originate from rural areas.

Although the need for blood products has been continuously declining in the last 15 years, the demand for of RhD negative red cell units is disproportionately high.

Most of the substantial specifications for testing and product quality were defined in the 1980ies and 90ies. Beside specific markers for infectious diseases, testing for Neopterin is regulated by Austrian law.

Now there are several immunohematological centers with emphasis on e.g., genotyping.

Decisions concerning pathogen reduction also have to be taken in the near future.

Further major challenges will be the harmonization of the differently structured blood establishments, the coexistence of voluntary non-remunerated and payed donors as well as the demographic change in donor age.

Dr. Eva Menichetti Österreichisches Rotes Kreuz

Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und Burgenland Medizinische Leiterin

Wiedner Hauptstrasse 32 A-1041 Wien

Österreichisches Blutspendewesen

Entwicklung

In den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts bildeten sich einzelne Blutspendedienste (BSD) in Öster- reich, die vorerst autonom arbeiteten und größere Krankenhäuser versorgten.

1956 gründete das ÖRK die Blut- spendezentrale für Wien, NÖ und Burgenland (BSZ) in Wien zur Versor- gung des Ostens Österreichs. In spä- teren Jahren wurde von der Gemein- de Wien die Aufgabe der Versorgung der Krankenhäuser dem Österreich- ischen Roten Kreuz überlassen.

Präparation, Produkte

1960 erfolgte die Einführung der Kunststoffbeutel. In den Siebzigern wurde bereits teilweise Plasma von den Erythrozyten getrennt. Die gene- relle Herstellung von FFP aus allen Vollblutabnahmen erfolgte ab 1991.

Nach 1995 wurde Plasma zur Trans- fusion an OCTAPHARMA zur Virus- abreicherung weitergegeben. 1998 wurde eine Verordnung erlassen, dass Plasma zur Transfusion nur mehr nach Virusinaktivierung oder als Quarantäne-Plasma verabreicht werden darf.

Die meisten Blutbanken Österreichs bieten sowohl Apherese-Thrombo- zytenkonzentrate (TK) als auch

gepoolte TK an. 1991 begann man auch in der BSZ mit der Herstellung von Apherese-TK, während die Pro- duktion gepoolter TK 1994 eingestellt wurde. Somit werden im Osten Österreichs großteils Apherese-TK transfundiert. 2001 entschied sich die BSZ für die unentgeltliche Throm- bozytenspende. Etwa die Hälfte der in Österreich derzeit hergestellten Aph- erese-TK enthalten Additiv-Lösung.

Anfang 1998 wurde in Wien mit der Inline-Filtration aller Vollblutabnah- men begonnen, eine Maßnahme, der die anderen Blutbanken rasch folgten. Seit dieser Zeit werden EK in 4-fach-Beutelsystemen mit einer Haltbarkeit von 42 Tagen hergestellt, wobei seit 2002 ein Satellitenbeutel zur Probenentnahme verwendet wird.

In Innsbruck und Wien wird ein Teil der EK bei Bedarf auch als Doppel- EK mittels Apherese gewonnen.

Durch Verordnung müssen seit 2006 alle Blutkomponenten mit einem ein- heitlichen alpha-numerischen Bar- code, in Österreich der ISBT 128, ge- kennzeichnet sein.

An den Universitäts-Kliniken wurde in den 80ern unter dem Einfluss der Virus-Transmissionen durch Blut mit den ersten Eigenblutprogrammen begonnen. Aufgrund einiger Ge- richtsurteile und der Verpflichtung zur

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ärztlichen Aufklärung über Neben- wirkungen der Transfusion stieg das Interesse an einer Eigenblutvorsorge vor geplanter Operation, sodass die BSZ ab 1992 ebenfalls ein Eigenblut- programm anbot. Vor allem orthopä- dische Patienten nahmen die Vor- sorge in Anspruch. Die Senkung des Bedarfs an EK`s und die oft man- gelnde Nachbildung der Erythro- zyten bei älteren Patienten führte in den letzten Jahren zu einer erheb- lichen Reduktion der Nachfrage nach Eigenblut.

Die BSZ betreibt ein Programm zur Suche nach Sonderspendern mit seltenen Bluttypen mit der Möglich- keit zur Kryokonservierung, das

primär auf die allogene Versorgung von Patienten mit Antikörpern gegen hochfrequente antierythrozytäre An- tikörper ausgelegt ist. Natürlich wer- den in Einzelfällen auch autologe Pro- dukte kryokonserviert.

Die Stammzellengewinnung und Lagerung wird in erster Linie an den Universitätsklinken durchgeführt. Her- vorzuheben ist die Nabelschnurbank in Linz, der Blutzentrale des ÖRK, die die daraus gewonnenen Stammzellen für die allogene Verwendung lagert.

Gremien, Gesetzgebung

Die wesentlichste Gesetzgebung obliegt dem Gesundheitsministerium,

welches für die Umsetzung der EU- Direktiven in nationales Recht zu- ständig ist. Auditiert wird die Einhal- tung der Vorgaben durch die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernäh- rungssicherheit).

Wichtigstes Gremium zur Beratung des Gesundheitsministers ist die Blutkommission. Unter den vielen Gruppen, die sich mit den Blutspen- dewesen befassen, zählen die Öster- reichische Gesellschaft für Blutgrup- penserologie, Transfusionsmedizin, Regenerative Medizin und Immunge- netik (ÖGBT) und die Kommission Blut des Österreichischen Roten Kreuzes zu den bedeutsamsten. Im März 1996 erschienen Richtlinien in

Abbildung 1

Bedarfsentwicklung Vollblut bzw. EK 1958-2010 in der BSZ für Wien, NÖ und Burgenland

260.000

210.000

160.000

110.000

60.000

10.000

1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

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der Blutgruppenserologie der ÖGBT und die Blutspenderverordnung.

1999 folgte das Blutsicherheitsge- setz (BSG). Weiters unterliegt das Blutspendewesen dem Arzneimittel- gesetz (AMG) und der Arzneimittel- betriebsordnung (AMBO).

Status quo

Bis heute ist dem österreichischen Blutspendewesen eine sehr hetero- gene Struktur erhalten geblieben. Es gibt vier Universitätskliniken, bzw.

-Institute für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin. Drei von diesen, Salzburg, Graz und Inns-

bruck, stellen den Bedarf an sämt- lichen Blutkomponenten in ihrem jeweiligen Bundesland sicher. Die Aufbringung der Vollblutspenden erfolgt in diesen Bundesländern durch das Österreichische Rote Kreuz.

Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) selbst betreibt vier Blut- banken mit der gesamten Prozess- kette Aufbringung der Spenden, Abnahme, Herstellung, Testung und Auslieferung: Feldkirch, Kla- genfurth, Linz und Wien, wobei die- se Blutbanken, Wien ausgenom- men, sehr eng an die Landeskli-

niken angeschlossen sind (also als Blutdepots der Krankenhäuser fun- gieren). Insgesamt werden 90 % der Vollblutspenden durch das ÖRK auf- gebracht.

Das Institut für Blutgruppenserolo- gie und Transfusionsmedizin der Me- dizinischen Universität Wien mit den Schwerpunkten erythrozytäre und thrombozytäre Immunhämatologie, HLA-Typisierung/Immungenetik so- wie hämatopoetische Stammzellen, die Universitätsklinik für Transfusi- onsmedizin der Paracelsus Medizi- nischen Privatuniversität Salzburg mit den Schwerpunkten Immunhämato-

Abbildung 2

GSAUT/edere Stand 03.07.2013

Lagerbestand B positiver Erythrozytenkonzentrate Januar - Mai 2011

1.200

1.000

800

600

400

200

0

Januar Februar März April Mai

Alle A+ A- B+ B- AB+ AB- 0+ 0-

2013 2012 2011 Alle 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1-5

Min B+ Opt B+ Max B+ Ausgabelager B+ nicht etikettiert B+

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logie, HLA-Typisierung, Stammzellen und regenerative Medizin, die Univer- sitätsklinik für Transfusionsmedizin und Immunologische Abteilung der Universität Innsbruck (Immunhämato- logie, HLA, hämatologische Stamm- zellen) und die Hämatologische Ab- teilung des Hanusch-Krankenhauses in Wien verfügen über eine Aphere- seproduktion, die neben Stammzell- gewinnung auch Thrombozytenkon- zentrate herstellt. Daneben gibt es noch regionale Blutbanken wie die in St. Pölten und Wels und einen pri- vaten Anbieter für Thrombozyten- konzentrate.

Einerseits gibt es unter den großen Blutbanken in Österreich eine sehr gute Zusammenarbeit bezüglich der Versorgung und dem Austausch von Erythrozytenkonzentraten, anderseits stehen in Wien die drei Hersteller von TK teilweise in Konkurrenz.

Infektiologische und immunhämatologische Diagnostik

Spenderscreening

Die gesetzlichen Grundlagen für die Freigabe von Blutkomponenten in Deutschland und Österreich sind

sehr ähnlich. Lediglich bei zwei Para- metern gibt es Abweichungen: es besteht in Österreich seit 1995 die gesetzliche Verpflichtung zur Neo- pterin-Testung als Surrogat-Marker für Virusinfektionen. Der Test wurde erst nach der Einführung der wich- tigsten spezifischen Infektionstests (HBsAg 1979, HIV-Ak 1985, HCV-Ak 1990) eingeführt. Etwa zwei Prozent der hergestellten Produkte müssen in Wien aufgrund eines positiven Neo- pterin-Ergebnisses verworfen wer- den. Bei Proben mit bestätigter HIV-, HBV- oder HCV-Infektion liegt die Rate Neopterin-positiver mit drei Pro- zent nur geringfügig höher als in der

Abbildung 3

GSAUT/edere Stand 03.07.2013

Entwicklung des Spenderalters

<1

6 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 >85

2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

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Gesamtpopulation. Im Rahmen einer Studie durch Baxter Global Patho- gen Safety, dem Institut für Virologie der Medizinischen Universität Wien und dem Österreichischen Roten Kreuz wurden über 950 Neopterin- positive Proben auf das Vorliegen von 26 verschiedenen Virusinfekti- onen getestet. Dabei konnte in kei- nem Fall eine Infektion nachgewiesen werden. Die Anti-HBc-Testung ist in Österreich gesetzlich nicht vorge- schrieben.

Patientenlabor für erythro- zytäre Immunhämatologie

Einige kleinere Spitäler, wie das St.

Anna Kinderspital, die über keine ei- gene Blutgruppenserologie verfügen, lassen die prätransfusionellen Unter- suchungen zur Gänze oder teilweise durch das Österreichische Rote Kreuz durchführen. Daneben werden komplexe Problemfälle mit Allo- oder Autoantikörpern beziehungsweise Antikörpern gegen hochfrequente Antigene von etwa 70 ostösterreichi- schen Spitälern ins Referenzlabor der Blutspendezentrale Wien zugewie- sen. Das Referenzlabor konnte durch die intensive Unterstützung durch die Genotypisierung wesentlich weiter- entwickelt werden.

Es gibt ein Best-match Programm für die optimale Auswahl von Erythro-

zytenkonzentraten für die Patienten des St. Anna Kinderspitals, die auf Grund von Sichelzellanämie oder ß- Thalassämie chronisch transfusions- bedürftig sind.

Genotypisierung

Ein Schwerpunkt des Instituts in Wien ist die molekularbiologische Typisierung von erythrozytären Anti- genen bei Spendern beziehungs- weise für das Patientenlabor.

Es konnten in den letzten Jahren mittels in-house Methoden mehr als 20.000 Blutspender auf je 35 ery- throzytäre Antigene typisiert und die Ergebnisse in die Spenderdatenbank übertragen werden. Die Konserven- bereitstellung für Patienten mit irregu- lären Antikörpern kann seither im Wesentlichen durch Datenbankab- fragen abgedeckt werden. Der akute Typisierungsaufwand zur Suche nach geeigneten Blutprodukten ist dabei minimal.

Die Spendergenotypisierung dient auch zur Suche nach neuen Sonder- spendern mit seltenen Bluttypen (al- so dem Fehlen eines hochfrequenten Antigens). Patientenseitig wird die Genotypisierung zur Unterstützung der Rückstellung antransfundierter Patienten auf ihre ursprüngliche ABO und RhD Blutgruppe, zur Kategori-

sierung von RhD- und anderen Blut- gruppenvarianten und zum Erstellen von Antigenprofilen – wenn eine Phänotypisierung nicht möglich ist – verwendet. Bei Patienten mit weak D Typ 1-3 wird die Transfusion von RhD-positivem Blut empfohlen.

Für rhesusnegative Schwangere wird die nicht-invasive pränatale Be- stimmung des fetalen RHD angebo- ten. Bei Schwangeren mit bereits be-

stehender Immunisierung gegen RhD kann dadurch ermittelt werden, ob in der rezenten Schwangerschaft ein MHN-Risiko für das Kind vorliegt. Bei nicht-immunisierten kann die Indikati- on für die Rhesusprophylaxe gezielt gestellt werden.

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Rare-Blood Programm

Eng mit der genetischen Typisie- rung und dem Referenzlabor verbun- den ist das Programm für seltene Blut- typen der Blutspendezentrale Wien.

Primär erfolgt die Suche nach Son- derspendern, denen hochfrequente Erythrozytenantigene fehlen, über die genetische Typisierung. Unter rund 20.000 typisierten Spendern konnten bereits etwa 200 neue Son- derspender (Kpb-, Yta-, Lub-, k-, Coa-, etc.) identifiziert werden. Mehr als 200 Erythrozytenkonzentrate mit seltenen Bluttypen für die allogene Transfusion lagern kryokonserviert im Institut.

Bedarf

Im Jahr 2012 wurden in Österreich 420.000 EK benötigt. Seit dem Jahr 2000 geht der Bedarf an EK in Österreich um 3-13 % jährlich zurück.

Derzeit liegt der Bedarf 48 EK pro 1.000 EW. Man rechnet für die näch- sten Jahre mit einem weiteren Rück- gang. Die Gründe liegen in einer kon- sequenten Reduzierung des Ver- wurfs und der verbesserten Technik.

Das Bedarfsmaximum an EK in Ostösterreich war 1997, seither ist der Verbrauch zurückgegangen (Ab- bildung 1). Die Nachfrage nach Rhe- sus-negativen EK lag grundsätzlich

über der Prävalenz in der österreichi- schen Bevölkerung.

Durch die Diskussion um effizienten Einsatz und Verwurf ist der Nachfra- ge an O Rhesus negativen EK weiter gestiegen, während die Bestellungen von B Rh positiven EK zurückgingen (Abbildung 2).

Der Spender in Österreich

Mehr als 80 % der Spenden kom- men aus ländlichen Gebieten. Die Abnahmen erfolgen durch mobile Blutspendeeinheiten, bei denen das gesamte Equipment vor Ort aufge- baut wird, oder mit Blutspendebussen.

Der durchschnittliche Spender in Österreich ist zwischen 35 und 55 Jahre alt. Abbildung 3 zeigt die Al- tersverteilung der Spender. Die ro- te Kurve zeigt die aktuelle Situati- on. Die Kurven für die Vorjahre sind heller dargestellt. Der Alters- durchschnitt der Spender steigt kontinuierlich. 2008 wurde die obe- re Altersgrenze für Spender (65 Jah- re) aufgehoben. Die durchschnitt- liche Spendefrequenz beträgt 1,5-1,7 Spenden pro Jahr.

Abweisungen

Von 2008 bis 2012 stieg der Pro- zentsatz der Abweisungen aufgrund der geänderten Richtlinien von 8 %

Abbildung 4

0 neg - Anteil an Spendern gesamt auf Gemeindeebene

N

S O W

2 - 4,5 % 4,5 - 6 % 6 - 7,2 % 7,2 - 8,8 % 8,8 - 12,2 %

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auf durchschnittlich 12 %.

Die häufigsten Gründe österreichweit sind:

• 50 % zu niedriges Hämoglobin

• 20 % epidemiologische Ursa- chen: Aufenthalte in Malaria- Gebieten, WNV-Endemiegebieten, Dengue-Fieber. Insbesondere die traditionellen Urlaubsgebiete wie Italien und Kurzaufenthalte in Ungarn sind häufige Abweisungs- gründe.

• 10 % internistische Erkrankungen

Marketing, Spenderstrategie

Ziel der Marketingstrategie ist Spendergewinnung, Spenderbindung und Spendererhaltung. Eine Rate von 13 % Erstspendern zeigt, dass es in Österreich sehr gut möglich ist, Spender anzusprechen. Leider kom- men nur 25 % der Erstspender ein weiteres Mal.

Spenderaufrufe

Der Großteil der Spender wird mit- tels Telefonanrufen und SMS zu den Blutspendeaktionen eingeladen. Flug- blätter oder Plakate sprechen nur mehr und in kleiner werdendem Aus- maß die ältere Generation an. Vor allem müssen die begehrten Blut- gruppen (O und D-negativ) gezielt angesprochen werden (Abbildung 4).

Aufrufe über Bild- und Printmedien

werden nur bei sich abzeichnenden Lagertiefständen eingesetzt. Sie ber- gen die Gefahr, nicht neue Spender anzusprechen, sondern den Zeit- punkt einer Spende einer Person mit konkreter bestehender Spendeab- sicht vorzurücken (Abbildung 5). Zu- sätzlich erhöht sich dann die Zahl der Abgewiesenen, da viele Nicht-Spen- defähige motiviert werden – wie z. B.

im Juni/ Juli 2006.

Zukunft

Herausforderungen

Für die Zukunft stehen Entschei- dungen bezüglich der Einführung der Pathogeninaktivierung an, in den Universitätskliniken Innsbruck und Wien bereits verwirklicht. Ein Thema, das kontrovers diskutiert wird, ist die

Einführung weiterer Teste zur Erhö- hung der Spendersicherheit. Die He- rausforderungen der nächsten Jahre werden die Auseinandersetzung mit der geographischen Veränderung der Endemiegebiete von Infektions- erregern (zum Beispiel West Nil Virus), Erhalt des Spenderkollektivs trotz sinkender Nachfrage bei per- manenter Deckung des Bedarf an Rhesus negativen Produkten sein.

Eine weitere Herausforderung ist die Harmonisierung der sehr unter- schiedlichen Blutbanken. Grund- sätzlich hat sich jede der österreichischen Blutbanken ihren Leistungskatalog nach ihrem medizi- nischen Umfeld und dessen Forde- rungen entwickelt. An einem öster- reichweit gleichartigen Vorgehen wird beispielsweise zu Themen wie

Abbildung 5 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0

Abnahme Zentrale LJ Abweisungen Zentrale in %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 % Feb.06

Jan.06 Mär.06 Apr.06 Mai.06 Jun.06 Jul.06 Aug.06Sep.06Okt.06Nov.06 Dez.06

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dem einheitlichen Blutspenderaus- weis seit Jahren gearbeitet. Ein ge- meinsamer Fragebogen und eine Medikamentenliste als Basis für Zu- lassung und Abweisung von Blut- spendern wurden bereits erarbeitet.

Themen wie Standardisierung des EK, Informationen am Sekundär- Etikett etc. stehen ebenso auf der Liste wie der Wunsch nach einer gemeinsamen Spender-Datenbank.

Freiwillige, unbezahlte Spende

Ein wesentlicher Punkt für die Zu- kunft ist die Erhaltung der freiwilligen, unbezahlten Spende. Das Neben- einander von bezahlter und unbe- zahlter Spende in Wien – der Metro- pole der europäischen Plasmagewin- nung – wird von Seiten der Industrie als geglückte Ko-Existenz beschrie- ben. Von Blutbankseite wird befürch-

tet, dass es zu einem Wettbewerb um den Spender kommen wird. Vor allem dann, wenn die derzeitige Spendergeneration aus Altersgrün- den nicht mehr zur Spende zugelas- sen werden kann und keine jüngere nachfolgende Spendergeneration aufgebaut werden konnte. Insbeson- dere im Osten Österreichs werden mit sieben Plasmazentren jährlich mehr als 100.000 l Plasma gewon- nen. Weiters ergibt sich durch die ca.

2.700 Arbeitsplätze in der plasmaver- arbeiteten Industrie, Wien ist hier der weltweit viertgrößte Standort, auch ein entsprechender politischer Stel- lenwert.

Demographische Entwicklung

Trotz des momentan sinkenden Verbrauchs an EK ist aus der demo- graphischen Entwicklung (Abbil-

dung 6) und dem berechenbaren er- höhten Bedarf ab dem 70. Lebens- jahr der geburtenreichen Jahrgänge ein zukünftiger Bedarfsanstieg zu er- warten. Wir rechnen in Österreich aber erst in 10-15 Jahren mit der Situation eines Ansteigens des Be- darfes an EK pro 1.000 EW und einer geringen Spenderpopulation.

Abbildung 6

Quelle: Alexia Fürnkranz - Prskawetz

Bevölkerungspyramiden für Österreich

95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

in % 33,7

52,7

13,6

Personen in Tausend

Bevölkerungspyramide Österreich 2050

Lebensjahre

männlich weiblich

0 15 30 45 60 75 75 60 45 30 15 0

95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

in % 30,6

55,2

14,2

Personen in Tausend

Bevölkerungspyramide Österreich 2030

Lebensjahre

männlich weiblich

0 15 30 45 60 75 75 60 45 30 15 0

95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

in % 22,0

62,0

16,0

Personen in Tausend

Bevölkerungspyramide Österreich 2005

Lebensjahre

männlich weiblich

0 15 30 45 60 75 75 60 45 30 15 0

Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter:

www.drk-haemotherapie.de

Referenzen

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