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Therapiemanagement der Arthrosebei Erwachsenen

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Academic year: 2022

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Eine Arbeitsgruppe des National Institute for Health and Clinical Excellence in Grossbritannien hat Empfeh lungen zur Behandlung von Arthrosen aus ge - arbeitet, die hier kurz zusammengefasst sind.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Für einen optimalen Behandlungserfolg müssen Ärzte und Be- troffene über die Bedeutung der Basistherapie und das Spek- trum aller ergänzenden Therapieoptionen umfassend infor- miert sein. Die Leitlinien des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) zum Therapiemanagement der Ar- throse basieren auf der besten verfügbaren Evidenz und um- fassen die folgenden Empfehlungen für die klinische Praxis.

Ganzheitliche Erfassung und Management der symptomatischen Arthrose

■ Erfassen und beurteilen Sie die Auswirkungen der Ar- throse auf die körperliche Funktionsfähigkeit, die Lebens- qualität, den Beruf und die Stimmungslage sowie auf Be- ziehungen und Freizeitaktivitäten der Betroffenen.

■ Überarbeiten Sie regelmässig die Behandlungsstrategie entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Patien- tin, des Patienten.

■ Formulieren Sie in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Patienten einen individuellen Managementplan zur Therapie. Bei der Ausarbeitung sollten auch Komorbi- ditäten berücksichtigt werden, die die Auswirkungen der Arthrose verschlimmern.

■ Diskutieren Sie den Nutzen und die Risiken aller Behand- lungsoptionen in allgemeinverständlicher Form.

Kernbestandteile der Therapie

Stellen Sie Beratungsangebote, Empfehlungen und Anweisun- gen für alle Patienten mit symptomatischer Arthrose bereit über

■ den Zugang zu angemessener mündlicher und schriftlicher Information über das Krankheitsbild

■ angemessene körperliche Aktivitäten einschliesslich loka- ler Muskelstärkung und allgemeiner Ausdauerfitness

■ Massnahmen zur Gewichtsnormalisierung.

Weitere nicht pharmakologische Behandlungsmassnahmen oder Medikamente können die Basistherapie ergänzen (Abbil- dung),und viele Arthrosepatienten nutzen mehrere Optionen.

Einige Behandlungsmassnahmen sind nur bei bestimmten Ge- lenken wirksam.

Nicht pharmakologische Begleitmassnahmen

■ Vereinbaren Sie mit dem Arthrosepatienten Strategien zum Selbstmanagement. Betonen Sie dabei die Wichtigkeit der Basistherapie, vor allem der Bewegungsübungen.

■ Regen Sie positive Verhaltensänderungen an wie sportliche Betätigung, Gewichtsverlust, das Tragen angemessenen Schuhwerks (mit stossdämpfenden Eigenschaften) oder einen angemessenen Anstrengungslevel bei körperlichen Aktivitäten (Vermeiden von Leistungsspitzen und Durch- haltephasen).

Erwägen Sie auch weitere Therapien und unterstützende Massnahmen wie

■ lokale Hitze- oder Kälteanwendungen

■ (manuelle) Manipulation und Stretching, vor allem bei Arthrose in der Hüfte

■ transkutane elektrische Nervenstimulierung (TENS)

■ Bandagen, Gelenkstützen oder Schuheinlagen bei Patienten mit biomechanischen Gelenkschmerzen oder Instabilitäten

Merksätze

Arthrose ist eine der Hauptursachen von Schmerzen und Behinde- rungen.

Kernbestandteile des Therapiemanagements sind umfassende Information und Beratung, ein individuelles Bewegungsprogramm und Massnahmen zur Gewichtsnormalisierung.

Die Basistherapie sollte bevorzugt durch nicht medikamentöse Behandlungsmassnahmen ergänzt werden.

Vor der Gabe von oralen NSAR oder COX-2-Hemmern sollten als sicherere Alternativen topische NSAR und/oder Paracetamol zur Schmerzlinderung erwogen werden.

Therapiemanagement der Arthrose bei Erwachsenen

NICE-Leitlinien für die Praxis

ARS MEDICI 8 2009

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F O R T B I L D U N G

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■ Hilfsgeräte wie Spazierstöcke oder spezielle Wasserhahn- hebel für Patienten mit Problemen bei bestimmten Alltags- aktivitäten. Lassen Sie sich im Einzelfall von Experten wie Ergotherapeuten oder Sanitätshäusern beraten.

Elektroakupunktur sollte bei Arthrose wegen einer bis anhin unzureichenden Evidenz nicht angewendet werden. Die An- wendung von Glukosamin und Chondroitinprodukten wird in den NICE-Richtlinien ebenfalls nicht empfohlen.

Ergänzende medikamentöse Behandlung

Wägen Sie den Nutzen und die Risiken einer medikamentösen Behandlung sorgfältig ab, vor allem bei älteren und komorbi- den Patienten.

■ Zur Schmerzlinderung kann Paracetamol (Dafalgan®, Pa- nadol® u.v.a.) angeboten werden. In einigen Fällen ist eine regelmässige Gabe notwendig.

■ Erproben Sie bei Arthrose im Knie und in den Händen zu- nächst die Wirksamkeit von Paracetamol und/oder topi- schen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), bevor Sie orale nichtselektive NSAR, COX-2-Hemmer oder Opioide verschreiben.

■ Ziehen Sie auch die Anwendung von topischem Capsaicin (z.B. Isola Capsicum®) in Betracht.

■ Reichen Paracetamol oder topische NSAR zur Schmerzlin- derung nicht aus, erwägen Sie eine Ergänzung mit Opioid - analgetika (z.B. Zaldiar®) oder den Ersatz des Paraceta- mols durch orale NSAR oder COX-2-Hemmer.

■ Geben Sie NSAR oder COX-2-Hemmer in der niedrigsten wirksamen Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum.

Die erste Wahl sollte entweder ein COX-2-Hemmer (z.Zt.

also Celebrex®) oder ein Standard-NSAR sein. Verschrei- ben Sie beide Substanzen immer zusammen mit einem Protonenpumpenhemmer.

Rubefacientia und intraartikuläre Hyaluroninjektionen werden zur Behandlung von Arthrose nicht empfohlen.

Chirurgische Eingriffe

Die Durchführung von arthroskopischen Spülungen und Dé- bridement sollte nicht routinemässig empfohlen werden, aus- ser bei einer Kniearthrose mit Gelenksperre. Diese Eingriffe sind nicht geeignet bei Gelenksteife und Unbeweglichkeit auf- grund längerer Immobilität, bei Wegknicken des Kniegelenks («giving way») oder einem röntgentechnischen Nachweis von freien Gelenkkörpern.

Vor der Überweisung zu einem chirurgischen Eingriff an den Gelenken sollte sichergestellt werden, dass dem Patienten an- dere Behandlungsoptionen und mindestens die Basistherapien angeboten wurden.

Bei schweren Gelenksymptomen wie Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Funktionsfähigkeit, die die Lebensqualität substanziell beeinträchtigen und auf andere Optionen nicht ansprechen, sollte ein Gelenkersatz erwogen werden. Die Überstellung zum Chirurgen sollte dann vor einer langfristigen Funktionseinschränkung und massiven Schmerzen erfolgen.

Patientenspezifische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchen, Übergewicht und Komorbiditäten sollten kein Hinderungs- grund für einen Gelenkersatz sein.

Entscheidungen über chirurgische Eingriffe sollten eher auf Diskussionen mit dem Patienten und seinen Stellvertretern sowie den behandelnden Ärzten und Chirurgen basieren als auf gängi- gen Instrumenten zur Erarbeitung der Prioritätensetzung. Conaghan, Philip G, Dickson John et al.: Care and management of osteoarthritis in adults: summary of NICE guidance, BMJ 2008; 336: 502—503.

Interessenkonflikte: Zwei der Autoren deklarieren Honorare von MSD, Novartis, Pfizer, Wyeth, Bristol Myers Squibb und Napp.

Petra Stölting F O R T B I L D U N G

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ARS MEDICI 8 2009

Orale NSAR einschliesslich COX-2-Hemmern

Opioide

Intraartikuläre Kortikosteroidinjektionen

Lokale Hitze- und Kälteanwendungen

Hilfsgeräte

Gelenkersatz Manuelle Therapien

(Manipulation und Stretching) Transkutane

Nervenstimulation (TENS) Stossgedämpfte Schuhe

oder Einlagen Bandagen

Capsaicin

Paracetamol Topische

NSAR

Patientenschulung, Empfehlung, Zugang zu Informationen Kraftübungen und Ausdauertraining

Normalisierung des Gewichts

Abbildung: Optionen zur Therapie der Arthrose bei Erwachsenen

■ Alle oralen NSAR und COX-2-Hemmer haben eine ähnlich schmerzstillende Wir- kung, variieren jedoch bezüglich ihrer po- tenziellen gastrointestinalen, hepatischen und kardiorenalen Toxizität. Daher sollten bei der Auswahl des Medikaments und der Dosis alle individuellen Risikofaktoren ein- schliesslich des Alters berücksichtigt wer- den. Zudem sollte ein Monitoring dieser Risikofaktoren eingeplant werden.

■ Ziehen Sie bei unzureichender Wirksamkeit von niedrig dosiertem Aspirin vor dem Er- satz oder einer Ergänzung durch orale NSAR oder COX-2-Hemmer (in Verbindung mit einem Protonenpumpenhemmer) an- dere Analgetika in Betracht.

■ Erwägen Sie intraartikuläre Kortikostero - idinjektionen zur Linderung moderater bis schwerer Schmerzen.

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