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Blaues Magenwunder: die Pflaume

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 18/99

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HELGABUCHTER, RÖDERSHEIM

D

er belgische Obsthistoriker Hermann Vandomme- le bezeichnet in seiner Geschichte der Pflaumen diese Obstart als «Baum des Lebens». Er begründet seine hohe Wertschätzung damit, dass sich alle Pflan- zenteile nutzen lassen: Holz, Blatt, Harz und Frucht

helfen viele Qualen mildern, sie sind sanfte Mittel ge- gen jegliche Arten von Verstimmungen, sie spenden Wohlsein und damit Leben. Dabei ist der Begriff

«Pflaume» im Volksmund eher negativ besetzt. Dass

«Du Pflaume» ein abfälliges Urteil bedeutet, liegt an der Abgrenzung zwischen Pflaumen und Zwetschgen im engeren Sinne. Dabei zählen zu den Pflaumen run- de, weichliche, meist schlecht steinlösliche, also eher minderwertige Sorten, während die länglichen Zwetschgen festfleischiger sind und besser vom Stein lösen. Genau genommen steht Pflaume jedoch als Oberbegriff für den Formenkreis der Art Prunus do- mesticamit den vier Unterteilungen

Echte Pflaume, zum Beispiel Magna Glauca oder Ontario-Pflaume

Zwetschge, zum Beispiel Bühler, Fellenberg Reineclaude,zum Beispiel Graf Althanns, Grosse Grüne, Oullins

Mirabelle,zum Beispiel Nancy, Mirabelle aus Metz Dagegen sind Kirschpflaumen (Myrobalanen) und Japanische Pflaumen (Susinen) eigenständige Arten.

Heilwert in der Geschichte

Dass Pflaumen natürlich und mild die Verdauung re- gulieren, beschrieb Dioskurides aus Anazarbe bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. in seiner Schrift «Materia Medica». Das Baumharz, aufgelöst in Wein, verab- reichten die Ärzte im griechischen Altertum bei Nie- ren- und Blasenleiden, Rindenextrakte galten als blut- stillendes Mittel. Der arabische Arzt Ali Ben Abdallah aus Bagdad empfahl die Frucht selbst als wirksames Gallenstärkungsmittel. Die Ärzte der Pharaonen wa- ren zudem überzeugt, dass Pflaumen herzstärkend wirken.

Hieronymus Bock konstatierte in seinem Kräuter- buch (1551), dass in Weisswein gekochte Trocken- pflaumen Magenbeschwerden lindern. Vor ihm be- schrieben etliche Heilkundige die verdauungsför- dernde Wirkung von Trockenpflaumen, Pflaumen- mus und Pflaumensirup: Arnoldus Doneldey (1371), Meister Eberhard (1427), Thüringische Küchenmei- sterei (1490).

Heinrich Sigismund, Herzog von Sachsen, bedien- te sich ab 1667 dieses Wissens und nahm vor jeder Mahlzeit 8 Trockenpflaumen zu sich, um Unpässlich- keiten vorzubeugen.

Mehr als ein Verdauungsförderer

Für die bereits im Altertum erkannte verdauungsför- dernde Wirkung der Pflaume machte der französi- sche Arzt H. Leclerc 1925 die reichlich enthaltene Zellulose verantwortlich. Sie sei in dieser Obstart so beschaffen, dass sie die mechanische Arbeit der Darmwand verstärkt. 1975 konkretisierte der italieni- sche Wissenschaftler Cocopra an der Universität Bo- logna diese Aussage und benannte den Zellstoff Pek- tin als entscheidende Substanz. Der je nach Sorte be-

Blaues Magenwunder: die Pflaume

Nicht nur Molières eingebildetem Kranken empfiehlt der Arzt, den Bauch mit Pflaumen zu entlasten. Die Medizin nutzte zu allen Zeiten die unterstützende Wirkung dieser Frucht auf den gesamten Verdauungstrakt. Dass Pflaumen in jedweder Form unsere Gesundheit auf vielfältige Weise fördern, sollte die Obstwirtschaft werbekräftig nutzen. Die zunehmenden Anbauflächen im In- und Ausland liefern in immer grösseren Mengen qualitativ hochwertige Früchte. Anbau und Handel muss es gelingen, möglichst viel von dieser leicht handhabbaren Obstart auf dem Frischmarkt abzusetzen. Die mannigfachen Gesundheitswirkungen bekannt zu machen, kann helfen, dieses Ziel zu erreichen.

SERIE «FIT MIT OBST»

Fit mit Obst

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 18/99 459 achtliche Sorbit-Gehalt (1 bis 19% der Trockensub-

stanz) wirkt ebenfalls abführend.

Als Vitamin-Lieferant stellt die Pflaume keine Re- korde auf, bemerkenswert ist aber das harmonische Gesamtangebot. Aufgrund der umfangreichen B-Vita- mine gilt diese Steinobstart als Nervenstärker, Stress- helfer und Leistungsförderer. Auch die Spurenele- mente Zink und Kupfer wirken nervöser Unruhe, Ge- reiztheit und Depression entgegen. Zusammen mit den reichlich enthaltenen Ballaststoffen fördert die Pflaume das psychische und physische Wohlbefin- den.

Der Mineralstoff Kalium hilft beim Entwässern.

Pflaumen liefern davon hohe Mengen. Da sie zu- gleich überflüssige Fettstoffe im Darm binden und die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fette hem- men, eignen sie sich ideal zum Abspecken.

Gesundheitswert im Überblick

Fasst man die positiven Wirkungen der Sommer- frucht zusammen, entsteht eine ansehnliche Liste, die sich dazu nutzen lässt, die Pflaume in all ihren Spielarten und Verwertungsformen beim Konsumen- ten noch beliebter zu machen. Pflaumen

– reinigen den Darm – kurbeln die Verdauung an – beleben das Immunsystem – lindern nervöse Verstimmungen – wirken Depressionen entgegen – steigern die Konzentrationsfähigkeit

– unterstützen den Kohlenhydrat-Stoffwechsel – regulieren den Wasserhaushalt

– helfen beim Abspecken – stärken das Herz

– beugen Arterienverkalkung vor – schützen die Zellmembranen – bauen Blutarmut ab.

SERIE «FIT MIT OBST»

Inhaltsstoffe in 100 g frischen Pflaumen (Schwankungsbreite)

kcal./kJ 60/250 50–70/210–290

Wasser g 83 74–92

Kohlenhydrate g 14 4–18

Gesamtsäure g 1,1 0,2–2,9

Rohfaser g 0,7 0,4–2,0

Eiweiss g 0,6 0,5–1,0

Fett g 0,1 0,07–2,0

Mineralstoffe g 0,5 0,4–0,6

Vitamin C mg 5 1–14

Vitamin E mg 0,8 0,6–0,9

Vitamin B1 mg 0,07 0,02–0,15

Vitamin B2 mg 0,04 0,03–0,09

Vitamin B3 mg 0,15 0,12–0,2

Vitamin B5 mg 0,4 0,2–0,6

Vitamin B6 mg 0,05 0,03–0,06

Vitamin H mg 0,1

Kalium mg 190 150–300

Stickstoff mg 110 80–150

Phosphor mg 18 14–26

Kalzium mg 14 10–22

Magnesium mg 11 7–15

Schwefel mg 5 4–6

Natrium mg 2 0,6–2,0

Chlor mg 1 0,5–1,5

Eisen mg 0,4 0,2–0,5

Bor mg 0,4 0,3–0,5

Zink mg 0,1 0,05–0,2

Kupfer mg 0,1 0,02–0,15

Mangan mg 0,1 0,07–0,16

Fluor µg 2 1–4

Jod µg 2 1–3

Molybdän µg 2 1–3

Altrömisches Rezept

Um die Verdauung wirksam anzuregen, empfahl der Altrömer Marcialis seinen Zeitgenossen fol- gendes Rezept. Das Standardmittel unter der Be- zeichnung «Diaprunum» war einfach herzustel- len:

750 g Dörrpflaumen in 5 l Wasser einwei- chen, entsteinen und die gesamte Pflau- men-Wasser-Menge mit 1 l Honig (Zucker) aufkochen. Dann auf ein Drittel der ur- sprünglichen Masse eindampfen. Von die- sem «Konzentrat» soll man täglich minde- stens 100 g essen.

Referenzen

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