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Gewöhnung an den Menschen

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Academic year: 2022

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14 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 11 / 2011 RIND

dafür aufgewendet werden. Besonders wichtig ist die Bindung älterer Tiere an den Menschen, da Jungrinder ältere Tiere nachahmen und sich diesen an - schließen.

Bei den täglichen Arbeiten im Stall und auf der Weide, wie Entmisten, Ein- streuen, Tränke- und Weidekontrollen, werden die Tiere an den Menschen ge- wöhnt. Auch Einstallen, Weidewechsel, Wiegen und Parasitenbehandlungen er- möglichen eine Gewöhnung an den Menschen. Ist ein Kälberschlupf vor- handen, kann dort speziell zu Jung - tieren eine Beziehung aufgebaut wer- den. So erleben die Kälber den Men- schen positiv und lernen ihn nicht erst über negative Erfahrungen kennen. Bei Zuchttieren lohnt es sich, diesen in der ersten Zeit nach dem Absetzen zusätz- liche Aufmerksamkeit zu geben.

Verhalten der Tierbetreuer

Erfolgreiche Tierbetreuer zeichnen sich dadurch aus, dass keine Unruhe ausbricht, wenn sie durch die Herde gehen. Um bei Tieren nicht unnötig Un- ruhe (Stress) hervorzurufen, sollten fol- gende Punkte vermieden werden:

• Jede Form von Lärm, z.B. lautes Ru- fen, Brüllen, Pfeifen, Klappern, usw.

• Schnelle hektische Bewegungen, z.B.

mit Armen oder Stöcken fuchteln.

• Tiere schlagen, kneifen, stoßen usw.

• Den Tieren in den Weg springen, den Weg versperren.

Mit Ruhe und Geduld wird bei Mut- terkühen ein Ziel schneller und einfa- cher erreicht als mit Hektik und Gewalt.

Durch den täglichen gezielten Umgang (Berühren, Reden, Gewöhnen an Geräu- sche und Rufe, Lockfutter) kann bei der Arbeit das Vertrauen der Tiere gewon- nen werden. Arbeiten immer dieselben Personen mit den Tieren, sind Mensch und Tier miteinander vertraut und kön- nen auch schwierige Situationen meis - tern. Die erfahrenen Tierbetreuer be- gegnen ihren Tieren immer mit Vor- sicht, Umsicht und dem nötigen Res - pekt. Speziell Stiere und brünstige oder frisch abgekalbte Kühe sollen immer im Auge behalten und mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden.

Verhalten des Tieres bei der Betreuung

Das Verhalten eines Tieres wird durch seine genetische Anlage, die Um- welt und die Erfahrungen, die es in sei- nem Leben gemacht hat, bestimmt. Zu den wichtigsten Punkten, die im Um- gang mit Rindern während des Trei - bens und Fixierens zu beachten sind, zählen der Herdeninstinkt, das Ge- sichtsfeld und die Fluchtzone.

Rinder haben ein Gesichtsfeld von mindestens 300 Grad. Der Bereich, in dem sich die Sehfelder der beiden Au- gen überlappen und Tiefenwahrneh- mung möglich ist, ist dadurch klein.

Deshalb beunruhigen fremde Objekte Nachdem im vorletzten Landwirt,

Ausgabe 9/2011, mögliche Problembe- reiche im Tierumgang bei Mutterkühen vorgestellt wurden, gibt es diesmal Lö- sungsvorschläge. Die Erfahrungen von Schweizer Tierbetreuern sowie Erkennt- nisse aus der Lite ra tur gingen in die fol- genden Empfehlungen zum Umgang mit dem Rind als Herdentier ein.

Tierbeobachtung

Um Eigenheiten der einzelnen Tiere zu erkennen, empfiehlt es sich, die Tiere täglich und regelmäßig zu beobachten.

Dadurch können Veränderungen im Verhalten und Krankheiten frühzeitig festgestellt werden. Wenn das normale Verhalten der Tiere und deren Stellung in der Herde bekannt sind, können für die Durchführung von Betreuungsmaß- nahmen die Herdenstruktur, der Her- dentrieb und die Mutter-Kalb-Bezie- hung genutzt werden. Zusätzlich lässt sich mit Erfahrung die Reaktion von Tieren in verschiedenen Situationen besser abschätzen. Dies hilft, gezielt ein- zugreifen und somit Gefahrensituatio- nen und Unfälle zu vermeiden.

Gewöhnung an den Menschen

Je intensiver die Beziehung zu den Tieren sein soll, umso mehr Zeit muss

* Text gekürzt aus ART Bericht 741 der Forschungsan- stalt Agroscope in Reckenholz Tänikon. Titel des Berichtes:

Mutterkühe betreuen, sicher fixieren, treiben und verladen.

Der Mensch beeinflusst mit seinem Wirken das Verhalten und das Wohl-

befinden der Tiere in der

Herde.

Teil 2

Mit Mutterkühen richtig umgehen

Michael ZÄHNER, Beat STEINER und Margret KECK, Forschungsanstalt ART, zusammengestellt von Ing. Konrad LIEBCHEN, Zeutschach*

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tung. Sobald sich der Tierbetreuer aus der Fluchtzone entfernt oder die Posi- tion zu den Tieren verändert, bleiben sie stehen (Druckentzug). Wird die Fluchtdistanz zu sehr unterschritten, macht das Tier einen Fluchtversuch. In diesem Fall sollte sich der Tierbetreuer aus der Fluchtzone entfernen.

In Abbildung 2 ist dazu ein Beispiel dargestellt. Bei schnellem Gehen der tierbetreuenden Person in entgegenge- setzter Richtung nah an den Tieren (von vorne nach hinten der Tiere) werden die Tiere ihre Bewegung entlang des Betreu en den beschleunigen. Druckauf- bau – „nah entlang der Tiere gehen“ – und Druckentzug „sich entfernen“

wechseln sich ab. Es sieht in der Ab- bildung einfach aus, doch das Lernen und Anwenden dieser Methode braucht Anleitung, Zeit und Erfahrung. n und sich bewegende Gegenstände,

Schatten sowie helle Stellen die Tiere.

Rinder neigen dazu, vom Dunkeln ins Helle zu gehen, wenn dieses sie nicht blendet. Helles, diffuses Licht hilft, Tiere vorwärts zu bewegen. Dies kann durch gezielte Beleuchtung von Treibgängen und Transportfahrzeugen genutzt wer- den.

Rinder, die selten mit Menschen Kon- takt haben, reagieren auf Annäherung mit Flucht. Die Distanz, bei der die Tiere die Flucht ergreifen, wird als Fluchtdistanz bezeichnet. Das Gebiet innerhalb dieser Distanz ist die soge- nannte Fluchtzone. Die Größe der Fluchtzone ist vom Alter, der geneti- schen Anlage eines Tieres sowie der Anzahl und Art der Kontakte mit Men- schen abhängig. Hält sich der Mensch außerhalb der Fluchtzone auf, beobach- tet ihn das Tier und bleibt stehen. Wird die Fluchtzone eines Tieres von hinten betreten (hinter dem Balancepunkt), be- wegt sich das Tier vorwärts, während- dessen es bei einer Annäherung von vorne (vor dem Balance punkt) rück- wärts geht oder sich umdreht und flieht (Abbildung 1).

Planung und Organisation von Betreuungsmaßnahmen

Bei Betreuungsmaßnahmen soll der Ablauf sorgfältig geplant sein. Benötigte Einrichtungen und Hilfsmittel müssen vorhanden, vorbereitet und einsatz - bereit sein, damit eine Behandlung nicht unnötig verlängert wird. Kurz vor der Durchführung von Maßnahmen sollen nach Möglichkeit keine Veränderungen zum Beispiel im Stallbereich erfolgen, da dies die Tiere beunruhigt. Vor und während der Behandlung benötigen die Tiere Zeit, um sich auf die neue Um- gebung und Situation einzustellen.

Wird eine mobile Treib- und Fangein-

richtung eingesetzt, sollte diese früh- zeitig, zum Beispiel einen Tag vorher, im Tierbereich aufgestellt werden.

Praktische Methode:

Low Stress Stockmanship

Die Methode Low Stress Stockman - ship (LSS), übersetzt „stressfreie Tier- betreuung“, ist eine Methode zum stress freien und sicheren Umgang mit Rindern und anderen Weidetieren. Die- se Methode eignet sich vor allem für Arbeiten auf der Weide: Weidewechsel, Zusammentreiben, Sortieren, Absetzen der Kälber und Verladen. Low Stress Stockmanship basiert auf der Bewegung und Positionierung des Menschen zu den Tieren. Dazu wird die oben be- schriebene Fluchtzone genutzt und vom Rand der Fluchtzone aus gearbeitet (Druckaufbau). Dadurch bewegen sich die Tiere geordnet und in eine Rich -

Heft 11 / 2011 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 15 RIND

Um das Tier vorwärts zu treiben, muss die betreu- ende Person die Position B innerhalb der Fluchtzo- ne einnehmen. Das rote Feld zeigt den optimalen Winkel, der zum Tier ein- genommen werden soll.

Soll das Tier stehen blei- ben, muss sich die Per- son auf Position A außer- halb der Fluchtzone zurückziehen.

Abb. 2: Bewegungsmuster eines Tierbetreuenden, um die Vorwärtsbewegung

von Tieren durch einen Durchgang zu er- leichtern (nach Stookey and Watts 2007).

Abb. 1: Fluchtzone von Rindern

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