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Archiv "Fall ashley: Ausgewogene Darstellung" (23.03.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 12⏐⏐23. März 2007 A777

B R I E F E

schen Gesellschaft für Gerontopsych- iatrie und -psychotherapie (DGGPP) sind Demenzen „konsumierende“ Er- krankungen und mit Krebserkrankun- gen vergleichbar. Ich selbst habe als Neurologe und Sohn eines dementen Vaters die persönliche Erfahrung ge- macht, dass trotz optimaler Pflege (zu Hause, sechs Mahlzeiten mit hoch ka- lorischer Kost und viel Zeit und Ge- duld) eine Gewichtsabnahme in weni- gen Monaten von mehr als 20 kg hin- genommen werden musste (übrigens unter einem Rückgang eines metaboli- schen Syndroms). Aus diesem Grund halte ich das gegenwärtige Vorgehen des MDK für höchst zweifelhaft, die Güte einer Pflege an dem BMI zu messen. Hier sollte dringend eine Kor- rektur und eine differenzierte Betrach- tung des einzelnen Patienten empfoh- len werden . . .

Dr. med. Gerd Benesch,1. Vorsitzender des LV Berlin, Berufsverband Deutscher Nervenärzte, Wissenschaftlicher Beirat der Alzheimer Gesellschaft Berlin, Bismarckstraße 70, 10627 Berlin

FALL ASHLEY

Ein schwerbehinder- tes Mädchen in den USA wird im Zustand

„permanenter Kind- heit“ gehalten (DÄ 3/2007: „Ein ethisches Dilemma“

von Dr. med. Ronald D. Gerste).

Ausgewogene Darstellung

Zunächst mein Kompliment an Herrn Dr. Ronald D. Gerste für die ausgewo- gene Darstellung der Problematik . . . Man sollte erst einmal klarstellen, dass alles, was die Eltern des Kindes durchführen lassen, bereits vielfach überall in der Welt, also auch bei uns, von voll einsichtsfähigen Frauen frei- willig erbeten wurde.

ŒJunge Frauen, bei denen ein jugend- licher Hochwuchs zu erwarten ist, er- halten mit ihrem Einverständnis, auf Wunsch der Mütter, die selber unter Hochwuchs gelitten haben, kurz vor Beginn der normalen Pubertät Östro- gene und Gelbkörperhormone an der oberen Grenze dessen, was die Eier- stöcke einer Frau mit Beginn der Pu- bertät produzieren, damit sich die Wachstumsfugen der Röhrenknochen

rascher verschließen und damit das Wachstum beendet wird. Die Behand- lung geht maximal über drei Jahre, weil dann das Wachstum nicht mehr beeinflusst werden kann. Die Mädchen erleben eine normale puber- täre Entwicklung mit Monatsblutun- gen und Problemen, die etwa der spontan einsetzenden Pubertät ent- sprechen. Sie entwickeln sich zu ganz

„normalen“ Frauen mit der gleichen Fruchtbarkeitsrate. Auch die Krebs- rate liegt nicht über dem Durch- schnitt . . .

Es gibt zahllose Frauen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, zum Teil in noch relativ jungen Jah- ren freiwillig sterilisieren lassen. In einzelnen Bundesstaaten der USA ist das allerdings verboten, es sei denn, der Eingriff wäre aus anderen Grün- den notwendig.

ŽEs gibt immer wieder Frauen, die so stark unter den Menstruationsblu- tungen oder -schmerzen leiden, dass sie sich die Gebärmutter unter Belas- sung der Eierstöcke entfernen lassen.

Sie möchten nicht laufend Tabletten einnehmen, die zudem auch oft nicht ohne Nebenwirkungen sind . . .

Es gibt immer wieder Frauen, die sich die Brustdrüsenkörper entfernen lassen, entweder aus Angst vor ei- nem Brustkrebs oder weil sie unter ihrer übermäßig großen und schwe- ren Brust gelitten haben.

All diese Maßnahmen werden zwar nicht von allen Ärzten gleich beurteilt, aber die grundsätzliche Vertretbarkeit dieser Eingriffe wird nicht bezweifelt, sofern die Entscheidungen von den Menschen freiwillig getroffen wur- den. Warum also diese Bedenken im Fall Ashley? Weil wir uns immer noch nicht befreit haben von unserem schlechten Gewissen gegenüber unse- rer unseligen Vergangenheit, in der wir nicht den Mut aufbrachten, dem unbegrenzten Machtanspruch des Staates zu widerstehen. Weil wir da- mals versagt haben, haben wir nicht den Mut, dem mündigen Bürger oder, bei fehlender Entscheidungsfähigkeit aufgrund schwerer geistiger Behinde- rung, den Eltern die Entscheidung zu überlassen. Wieder rufen wir, wesent- lich mehr als andere Völker, nach dem Staat, nach Gesetzen und wenden wie- der so vage Begriffe an wie „Tugend und Normethik“. Gerade wenn wir

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B R I E F E

möchten, dass kranke Menschen in ihren Familien betreut werden, dann müssen wir den Familien auch einen hohen Freiraum einräumen, was nicht gegen vernünftige Kontrollmechanis- men spricht . . . Die Autonomie des unglücklichen Kindes „Ashley“ ist be- schränkt durch die schwere geistige Behinderung, und seine Würde ist tief beeinträchtigt dadurch, dass es selbst die intimsten Verrichtungen durch an- dere durchführen lassen muss. Es kann doch nicht so schwer sein sich auszumalen, was es bedeutet, wenn dazu noch Menstruationsblutungen und -schmerzen kommen. Danken wir den Eltern, dass sie bereit sind, sich um ihr Kind zu kümmern, statt es in ein Heim zu geben . . .

Dr. med. Alexander Kayser,Birkenwaldstraße 165 c, 70191 Stuttgart

Kein Schaden

. . . Ein Kind, und sei es auch noch so behindert geboren, kann kein Scha- den für ein Elternpaar sein.

Dr. med. Sigrid Planz-Kuhlendahl,Aliceplatz 7, 63065 Offenbach

ASTHMA

Patienten im Kindes- alter sind oft schulungsmüde (DÄ 4/2007: „Inter- net: Online-Schule für Asthma-Kids“).

Gebrandmarkt

Auf den ersten Blick erscheint es aner- kennenswert, dass viele sich um unse- re „Asthma-Kids“ kümmern. Auf den zweiten Blick stellt man fest, dass die- se Bezeichnung eine Festlegung im Sinne eines Brandmarkens für eventu- ell das ganze Leben darstellt. Bereits zehn Prozent unserer Kinder sind in der Anfangsphase einer solchen „Kar- riere“. Was lernen diese Kids? Sie ler- nen den fehlerfreien Umgang mit Sprays und Medikamenten. Was ler- nen sie nicht? Das Vermeiden aller Allergene, vor allem der Nahrungs- mittel, gegen die sie allergisch oder die für sie unverträglich sind. Nach meinen Erfahrungen sind die Asthma- Kids zu einem großen Teil Nutella-

Kids, Weizen-Kids, Kuhmilch-Kids, Gelatine-Kids und manches andere mehr. Würden wir uns darum küm- mern anstelle einer Perfektionierung des Sichabfindens mit einem unnatür- lichen Leben, ließe sich die Prävalenz erheblich reduzieren, und der negative Begriff „Asthma-Kids“ könnte in Ver- gessenheit geraten.

Dr. med. Manfred Doepp,Buchbichl 52, 83737 Irschenberg

REHABILITATION

Der Anteil ambulan- ter Rehabilitations- maßnahmen ist in den letzten Jahren gewachsen, doch die Möglichkeiten sind noch längst nicht ausgeschöpft (DÄ 50/2006: „Ambu- lante Rehabilitation: Ungenutzte Poten- ziale“ von Dr. med. Birgit Hibbeler).

Rein ins Leben

Ambulante Rehabilitation erfolgt in Deutschland – soweit Angebote vor- handen sind – vor allem in den Berei- chen der muskuloskeletalen Erkran- kungen, also Orthopädie/Traumatolo- gie. Zunehmend werden auch andere Bereiche, wie Neurologie oder Onko- logie, als Indikationsgebiete für ambu- lante Rehamaßnahmen entdeckt. Dies dient dazu, den gesundheitlichen Pro- blemen vieler, vor allem chronisch Kranker, gerecht zu werden . . . Reha- bilitation bedeutet, mit Einschränkun- gen durch Krankheit oder Therapie le- ben zu lernen, Kompensation von Be- hinderungen zu üben und Adaptionen an die Anforderungen, die der Alltag oder das Berufsleben stellen, zu ent- wickeln. Ambulante Rehabilitation bietet dabei eine Fülle von Trainings- möglichkeiten für den Patienten selbst, aber auch die Einbeziehung der Angehörigen oder die Organisation von nahtlosen Angeboten über die Rehaphase hinaus. Gerade Patienten nach der Behandlung einer Tumor- erkrankung müssen nicht „mal raus- kommen“, sondern sie sind bereits oft schon aus Vielem „rausgekommen“:

aus ihrer körperlichen Leistungskraft, aus ihrem seelischen Gleichgewicht, aus ihrer Alltagsstruktur und aus sinn-

stiftenden Elementen wie sozialen oder beruflichen Beziehungen. Wich- tig ist für diese Patienten die begleitete Rückkehr in einen – wahrscheinlich – neuen Alltag . . . Die ambulante Ver- sorgungsstruktur ermöglicht es auch Menschen, die aus verschiedenen Gründen sonst keine Rehabilitation wahrnehmen würden, eine Rehamaß- nahme zu nutzen, dazu gehören zum Beispiel Alleinerziehende, Selbststän- dige oder Patienten mit Migrations- hintergrund . . .

Dr. Christa Kerschgens,Vivantes Rehabilitation, Rubensstraße 125, 12157 Berlin

Ausweitung verwehrt

Der im Titel erkennbaren Schlussfol- gerung Ihrer Redakteurin, Dr. med.

Birgit Hibbeler, ist voll beizupflich- ten. Neben dem marginalen Zustand der ambulanten Rehabilitation wer- den zwei Groß-Zentren in Leipzig und „auf Schalke“ mit ambulanten und ergänzenden Angeboten vorge- stellt. Von der Öffentlichkeit und auch den Medizinmedien nahezu un- beachtet, nehmen sicherlich mehr als hunderttausend herzkranke Bundes- bürger in sogenannten Herzsport- gruppen (in Bayern ca. 14 000 in ca. 700 Gruppen) regelmäßig an Übungsveranstaltungen anerkann- ter/zugelassener Gruppenträger unter Anleitung von qualifizierten Übungs- leitern und unter ständiger ärztlicher Betreuung und Überwachung teil.

Daneben bestehen Rehasportgruppen für diverse Indikationen. Rechtlich handelt es sich beim Reha-/Herz- sport um eine die „medizinische Re- habilitation ergänzende Leistung“

(SGB IX § 44), auf die bei Vorliegen einer entsprechenden Indikation, z. B. KHK, und einer ärztlichen Ver- ordnung ein Rechtsanspruch besteht.

Allerdings decken die auf Bundes- ebene ausgehandelten Vertragsge- bühren (z. B. KHK: sechs Euro je teilnehmenden Versicherten) nicht annähernd die Kosten; für die klar definierten ärztlichen Leistungen (Ziffer 12.2 der Rahmenvereinba- rung) erwartet man meist ehrenamtli- chen Einsatz. Von den Kostenträgern werden die Leistungen nur für eine begrenzte Zeit und Anzahl übernom- men (bei KHK-Gruppen in der Regel 90 Übungsveranstaltungen, die in- nerhalb von 30 Monaten in Anspruch

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