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Archiv "zur Puma-Aktie: Heißgelaufen" (10.09.2004)

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S

eit sechs Jahren gibt es die Rechtschreibreform – und seitdem Zoff. Befürworter und Gegner streiten sich erbit- tert. Niedersachsens Minister- präsident Christian Wulff spricht sogar von der „Verhun-

zung unserer Sprache“.Die fin- det allerdings woanders statt – im Alltag. Da eilt man beim Shopping vom Service Point im Basement zum Supersale, weil der mit „Save up to 40 %“

lockt, checkt die Happy Digits

beim Indoor Sport, relaxed dann beim Readers Corner, hastet weiter zum Hairdresser, der aber gerade closed hat.

Ein Telefon-Kunde schrieb mal der Telekom, seine Oma verstehe die Rechnung nicht mehr. Sie will erst zahlen, wenn man ihr in ordentli- chem Deutsch erklärt, was Citycall und Distancecall be- deute. Recht hat die Frau!

Die Verhunzung unserer Sprache schreitet überall vor- an – besonders gravierend im E-Mail-Bereich. Dort werden Rechtschreibfehler gar nicht mehr korrigiert; der Empfän- ger weiß ja, was gemeint ist.

Groß- und Kleinschreibung – geschenkt. Statt „Freundliche Grüße“ heißt es knapp „BW“

(Best wishes).

Aber auch die Medien müssten sich an die eigene Brust klopfen. Wenn etwa die Süddeutsche Zeitung schreibt „Drei Verletzte konnten unverletzt geborgen werden“, so hat hier nicht der Druckfehlerteufel zuge- schlagen. Nein, der Herr Re- dakteur hat einfach geschlu- dert – wie auch in folgenden Fällen: „Zehn Menschen schwebten im Krankenhaus um ihr Leben“, „Vor Er- kältungsinfekten schützt vit- aminreiche Kleidung“, „Bei der Geburt ist jetzt auch die Mutter dabei“.

Und manche Akademiker pflegen ihre Sprachpirouetten auf allerhöchstem Niveau. Ein Beispiel aus Gerichtsakten:

„Der Angeklagte leidet nicht unter einer asthenischen Charakterdeformation schizo- phreniformer Färbung mit Randdebilität, sondern unter einer zykloid-hysterischen Kernneurose mit psychosexu- eller Retardierung und peri- statisch induzierter Oligo- phrenie.“ Bernd Ellermann

E

inen fulminanten Höhen- flug hat die Aktie des Sportartikelherstellers Pu- ma hingelegt. Binnen eines Jahres verdoppelte sich der Kurs des M-DAX-Wertes auf rund 200 Euro, das Top no- tierte sogar mit 216 Euro rund acht Prozent höher als der aktuelle Wert. Die Grün- de für diese beeindruckende Performance liegen vor allem in der sehr guten Geschäfts- entwicklung, aber auch in der Fantasie, Puma könnte in die erste Liga deutscher Unter- nehmen, also in den großen Aktienindex DAX, aufrücken.

Die Hoffnung, DAX-Wert zu werden, ist zunächst ein- mal und bis auf weiteres da- hin. Der Touristikkonzern TUI, auf dessen Rauswurf aus dem Index die Börse gewartet (und auch spekuliert) hatte, rappelte sich wieder auf und verbleibt vorerst erstklassig.

Puma bleibt damit außen vor.

Obwohl die Geschäfte des Herstellers von Lifestylearti- keln nach wie vor ausgezeich- net laufen, Stichwort Olympi- sche Spiele und Fußball-Euro- pameisterschaft, ist meines Er- achtens die Zeit gekommen, über die weitere Kursentwick- lung nachzudenken. Persönlich glaube ich, dass nicht mehr viel Luft nach oben ist,dagegen aber einiges Potenzial nach unten.

Trotz einer Vervierfachung des Umsatzes in den letzten sechs Jahren glaube ich an ein Ende des Kurswunders, zu- mal sich der Börsenwert im gleichen Zeitraum veracht- fachte, also Puma mittlerwei- le wirklich gut bezahlt ist.

Selbst Luxusgüterhersteller werden an den Finanzmärk-

ten kaum teurer gehandelt, und selbst massive Aktien- rückkaufprogramme durch Puma konnten den Kurs in den letzten Wochen nicht mehr nach oben hebeln.

Sportliche Großereignisse als Impulsgeber fallen in der nächsten Zeit auch nicht an, es droht also eine nachrich- tenarme Zeit in Sachen Pu- ma. Es kann danach nicht falsch sein, die Aktie aus dem Depot zu werfen. Mein per- sönliches Kursziel für die nächsten 18 Monate liegt un- ter 150 Euro.

Wer an einem fallenden Puma-Kurs Geld verdienen will, dem kann auch geholfen werden. Die Commerzbank hat ein „Turbo Bear Zertifi-

kat“ mit der Börsenkennung C16F7 aufgelegt, mit dem spekulationswillige Anleger ihre Spielleidenschaft unge- hemmt ausleben können.

Der Basispreis dieses Zer- tifikats liegt bei 230 Euro und hat eine unbegrenzte Lauf- zeit. Fällt die Puma-Aktie bei- spielsweise in einem halben Jahr auf 150 Euro, beträgt der Wert des Zertifikates rund 80 Euro. Das wäre bezogen auf den heutigen Kurs von 30 Eu- ro ein saftiger Gewinn.

Einen Haken gibt es bei diesem Bear Zertifikat frei- lich auch. Die so genannte

„Knock-out-Schwelle“ liegt bei 220 Euro. Steigt der Pu- ma-Kurs nur einen einzigen Cent über 220 Euro, verfällt das Zertifikat sofort, und der Anleger ist sein Geld los. Die Chose lohnt sich also nur für den, der auch Spaß am Ner- venkitzel hat. Das ist wirklich nicht jedermanns Sache. ) S C H L U S S P U N K T

[64] Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3710. September 2004

Vor Erkältungsinfekten schützt vitaminreiche Kleidung

Ein Plädoyer gegen die Sprachverhunzung

zur Puma-Aktie

Heißgelaufen

Börsebius

Post Scriptum

Foto:dpa

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