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BÜRGERMEISTER DR. KARL LUEGER

(EIN ERINNERUNGSBLATT.)

in Schatten tiefer Trauer dämpft die helle Festesfreude, X welche die gesamte Wiener Bevölkerung am Eröffnungs-

tage der neuen Wasserleitung erfüllt. Es ist dies die

® wehmütige Erinnerung an Wiens großen Bürgermeister

SW Dr. KARL LUEGER, dessen weitschauendem Blick und

@) nimmermüder Tatkraft die rasche Verwirklichung des groß- artigen Bauwerkes in erster Linie zu danken ist und der seiner Vaterstadt dadurch auf Jahrzehnte hinaus eine Fülle köstlichsten Segens vermittelt hat.

Bald nach Eröffnung der ersten Hochquellenleitung war die Unzulänglich- keit ihrer Quellenzuflüsse offenbar geworden. Vergebens hat man versucht,

dem zeitweise auftretenden Wassermangel durch Herbeileitung neuer Zu-

flüsse und ähnliche Maßnahmen dauernd zu begegnen. Seit Einverleibung der Vororte und dem dadurch bewirkten ungeheuren Anschwellen der

Bevölkerungsziffer war aber das Gespenst der Wassernot nicht mehr zu

bannen; in nicht allzu weiter Ferne konnte sich die Lage verhängnisvoll

gestalten, wenn nicht eben beizeiten ein kräftiger Entschluß den vielfach

aufgetauchten Projekten, den langwierigen Studien und Beobachtungen in irgend welcher Richtung greifbare Formen verlieh.

Und da war es Bürgermeister Dr. KARL LUEGER, der sofort nach seinem

Amtsantritte im Jahre 1897 mit rascher Hand die Lösung der Wasserfrage in Angriff nahm und sich mit aller Macht seiner Persönlichkeit für die

Verwirklichung des von ihm als richtig erkannten Gedankens einsetzte:

die den Vorbergen und Hängen des Hochschwabs entspringenden

Quellen des Salzatales in Steiermark zur Wasserversorgung der

Stadt Wien heranzuziehen. Das gewaltige Werk ın kürzester Zeit zu schaffen und der geliebten Stadt die Segnungen einer großzügigen Wasser-

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versorgung baldigst zu vermitteln, galt ıhm fortab als besondere Lebens- aufgabe.

Im Werdegange des ganzen Unternehmens findet sich wohl keine Phase,

in der Bürgermeister Dr. KARL LUEGERnichtseine volle Kraft und Energie für das glückliche Gelingen desselben geltend gemacht hätte. Die grund-

legenden Verhandlungen wegen Erwerbung der Quellengebiete führte er

persönlich und nur ihm ist es zu danken, daß hier so rasch die gewünschten Erfolge erreicht wurden. Aber auch bei den sonstigen zahllosen Schwierig-

keiten, die sich begreiflicherweise dem Zustandekommeneiner so bedeuten- den, die verschiedensten Interessensphären berührenden Anlage entgegen- stellen mußten, war es immer wieder er selbst, der mit seinem großen

Einflusse und seinen reichen Erfahrungen helfend eingriff. Sein eiserner

Wille stand über dem Werke und führte es sicher zum Ziele.

Welch innersten Anteil der Verewigte an der Entwicklung der Zweiten Hochquellenleitung nahm, geht wohl am deutlichsten aus der Tatsache hervor, daß er bis in die letzte Zeit seines Lebens bei fast allen Beratungen des zur Durchführung des Baues eingesetzten Cemeinderatsausschusses den Vorsitz führte und sich stets auch über die kleinsten Vorkommnisse

genau berichten ließ.

Es war eine merkwürdige Fügung, daß der erste stärkere Anfal! der un-

besieglichen Krankheit, die an seinem Lebensmarke zehrte, ihn gerade auf einer Inspektionsfahrt im Salzatale ereilte. Aber wieder trieb ihn im nächsten Sommer die Sehnsucht zu den Quellen der neuen Wasserleitung und

alljährlich unternahm er trotz seines schweren Leidens anstrengende Dienst-

reisen, um sich an Ort und Stelle von dem Fortgange seines Lieblingswerkes

zu überzeugen, sowie allen Mitwirkenden durch sein stetes persönliches

Interesse neuen Ansporn zu rüstigem Weiterschaffen zu geben.

In Neubruck bei Scheibbs, jenem stillen Waldtale, wo Bürgermeister Dr. KARL LUEGER so oft von den Mühen und Sorgen seines viel-

umfassenden Berufes Ruhe und Erholung suchte, nahm er noch im

Sommer des Jahres 1908 bestimmenden Einfluß auf die Anlage des

großartigen Aquäduktes über das Jeßnitztal und führte selbst die Ver-

handlungen mit den beteiligten Grundbesitzern. Damals erwachte in ihm

auch der Gedanke, die Beendigung des Baues zu beschleunigen, um eine frühere Inbetriebsetzung der neuen Leitung zu ermöglichen. AÄngeregt

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ward dieser Gedanke durch die bange Sorge vor dem Eintritt einer drohenden Wassernot nach dem ungewöhnlich trockenen Jahre; mit- bestimmend für den Entschluß des Bürgermeisters war vielleicht aber

auch das Gefühl seiner Todeskrankheit und das begreifliche Streben, sein

schönstes und stolzestes sichtbares Lebenswerk noch über die letzten Fährlichkeiten hinwegführen zu können.

Angesichts des glücklichen Bauerfolges durfte er sich dann auch der

ruhigen Zuversicht hingeben, daß sein Herzenswunsch ın Erfüllung gehen und das große Werk zum festgesetzten Termine bestimmt vollendet sein

werde.

Ein tragisches Geschick hat es dem Verewigten nicht gegönnt, den mächtigen Bau in seiner Vollendung schauen und an der Festesfreude des Eröffnungs-

tages teilnehmen zu können. Mit Rührung und um so tieferer Dankbarkeit

möge denn an diesem Tage die Bevölkerung Wiens der 'großen Ver- dienste ihres zu früh dahingeschiedenen Bürgermeisters Dr. KARL

LUEGER gedenken, dessen Name mit der Schöpfung der ZWEITEN KAISER-FRANZ-JOSEF-HOCHQUELLENLEITUNG für immerwährende Zeiten verknüpft sein wird)

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