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ie Krankenkassen haben von Januar bis September 2003 2,58 Milliarden Euro mehr ausgegeben als einge- nommen. Das gab das Bun- desministerium für Gesund- heit und Soziale Sicherung am 3. Dezember in Berlin be- kannt. Die Defizitentwick- lung der Gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV) ha- be sich aber verlangsamt, be- tonte Staatssekretär Dr.Klaus Theo Schröder. Es sei nicht damit zu rechnen, dass das bislang erwartete Defizit von rund drei Milliarden Eu- ro für das gesamte Jahr 2003 überschritten werde.
„Mit dem Gesetz zur Mo- dernisierung der GKV wer- den ab dem 1. Januar 2004 die Weichen für eine schrittweise Konsolidierung der GKV ge- stellt und die Voraussetzun-
gen für spürbare Beitragssatz- senkungen durch die Kran- kenkassen geschaffen“, sagte Schröder. Die Krankenkassen und ihre Selbstverwaltungen seien jetzt in der Verantwor- tung, die Einsparungen der Gesundheitsreform an die Versicherten weiterzugeben und entstandene Schulden schrittweise abzubauen.
Im Arzneimittelbereich konn- ten nach den hohen Zuwachs- raten der vergangenen Jahre die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um
0,9 Prozent reduziert wer- den. Ohne die Rabattrege- lungen des Beitragssatzsiche- rungsgesetzes, die die Apo- theken, den pharmazeutischen Großhandel und die Phar- maindustrie im Jahr 2003 um rund 1,5 Milliarden Euro be- und die GKV entsprechend entlasteten, wären die Arz- neimittelausgaben allerdings um rund sieben Prozent ange- stiegen.
Im Krankenhausbereich verlief die Ausgabenentwick- lung mit einer Zuwachsrate
von zwei Prozent vergleichs- weise moderat. Befürchtun- gen, nach denen die wahlwei- se Einführung der Fallpau- schalen im Jahr 2003 die Aus- gaben im stationären Sektor expandieren lassen, hätten sich nicht bewahrheitet, sagte Schröder.
Der Präsident der Bundes- ärztekammer, Prof. Dr. Jörg- Dietrich Hoppe, kritisierte den „ungebrochenen Anstieg der Verwaltungsausgaben der Krankenkassen“. Mit der Aus- weitung der Behandlungspro- gramme für chronisch Kranke werde sich die Bürokratie der Krankenkassen in Zukunft noch mehr verselbstständigen.
Von Januar bis Ende Sep- tember dieses Jahres stiegen die Verwaltungsausgaben der Krankenkassen im Durch- schnitt um drei Prozent. JF A K T U E L L
Sozialdienste
Offen für Integrierte Versorgung
Sozialarbeiter im Krankenhaus fordern Aufnahme in DMP.
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ür Unmut sorgte beim 3.Bundeskongress der Deut- schen Vereinigung für den So- zialdienst im Krankenhaus (DVSK) in Mainz die Äuße- rung von Ulla Schmidt, Sozial- arbeit sei keine Leistung der Gesetzlichen Krankenversi- cherung und habe daher keine Chance, in Disease-Manage- ment-Programme (DMP) auf- genommen zu werden. Dies hatte die Bundesgesundheits- ministerin in einem Interview mit der Verbandszeitschrift
„forum“ gesagt. Die Einlei-
tung von psychosozialen Hil- fen nach einem Krankenhaus- aufenthalt jedoch, zum Bei- spiel bei Brustkrebs, sei ge- nauso effektiv wie Psychothe- rapie, betonte der Zweite Vor- sitzende, Hans Nau. Ebenso wie die Psychologen müssten die Sozialarbeiter daher „mit ins Boot“, forderte er.
Die 5 500 Sozialarbeiter in Akutkrankenhäusern und Re- habilitationskliniken wollen die Veränderungen im Ge- sundheitswesen durch Inte- grierte Versorgung und Fall- pauschalen als „Chance, nicht als Bedrohung“ begreifen. Um deutlich zu machen, dass die Grenzen zwischen ambulant und stationär fallen, hat sich die DVSK beim Bundeskon- gress Ende Oktober in Deut- sche Vereinigung für Sozial- arbeit im Gesundheitswesen e.V. (DVSG) umbenannt.
Sozialarbeiter dürfen die im Krankenhaus betreuten Patienten ambulant nicht wei-
ter begleiten. PB
Sondennahrung
Beschluss beanstandet
Gesundheitsministerium sieht Verfahrensfehler.
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chwerwiegende Verfahrens- fehler beim Beschluss über den Umfang des gesetzlichen Leistungsanspruchs auf Son- dennahrung wirft das Bundes- gesundheitsministerium dem Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen vor. Vor der Änderung der Arzneimit- tel-Richtlinien zu Ernährungs- therapeutika sei versäumt worden, die dazu berechtig- ten Organisationen und Ver- bände anzuhören. Das Mini-sterium werde daher den Bun- desausschuss-Beschluss bean- standen. Dies hat zur Folge, dass bis zu einer Entschei- dung des sich im Januar 2004 konstituierenden Gemeinsa- men Bundesausschusses die geltenden Regelungen anzu- wenden sind.
Der Vorsitzende des Bundesausschus- ses, Karl Jung, wies die Kritik zurück. Eine Anhörung zur Rege- lung über die in Aus- nahmefällen von der Gesetzlichen Kran- kenversicherung zu erstattende Kranken- kost und Sondennah- rung habe bereits An- fang 2001 stattgefun- den. Nach Beanstan- dung eines ersten Be- schlusses sei das Verfahren fortgeführt worden, sodass es keine erneute Anhörungs- pflicht gebe. Jung wies darauf hin, dass der Bundesausschuss im Falle einer Beanstandung deren Rechtmäßigkeit durch die Sozialgerichte überprüfen lassen kann. Er warnt auch vor finanziellen Folgen: Die be- absichtigten Einschränkungen bei der Verordnung von Kran- kenkost könnten weiterhin nicht wirksam werden. TG
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A3272 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 5012. Dezember 2003
GKV-Finanzen
Krankenkassen fehlen bislang 2,58 Milliarden Euro
Die Verwaltungsausgaben steigen weiter.
Eine künstlich ernährte Heimbewohnerin
Foto:Rainer Unkel