Juni 2021
Statistische Fachreihe
Deutsche Bundesbank Wilhelm-Epstein-Straße 14 60431 Frankfurt am Main
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ISSN 2699-8548
Diese Statistische Fachreihe erscheint jährlich und wird aufgrund von § 18 des Gesetzes über die Deutsche Bun- desbank veröffentlicht.
Zur Information über das Erscheinen der turnusmäßigen Ausgaben dieser Statistischen Fachreihe kann ein News- letter abonniert werden:
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Außerdem stehen aktualisierte Ausgaben weiterer Fach- reihen sowie Zeitreihen im Internet bereit:
www.bundesbank.de/content/810722 www.bundesbank.de/zeitreihen
Auf den Bundesbank-Internetseiten sind auch die Ergeb- nisse weiterer Statistiken der Deutschen Bundesbank zu finden.
Ein Veröffentlichungskalender für ausgewählte Statistiken
kann unter folgender Internetadresse abgerufen werden:
Inhalt
Methodische Erläuterungen
Vorbemerkung. . . 5
Inhalt, Ziel und Zweck der Finanzierungsrechnung . . . 5
Methodischer Aufbau . . . 7
Grundlagen. . . 7
Gliederung nach Sektoren . . . 7
Darstellung der finanziellen Instrumente . . . 9
Erfassung der Dynamik . . . 10
Konzeptionelle Aspekte . . . 11
Statistische Quellen . . . 12
Kompilierung . . . 12
Ausgewählte Entwicklungen in den Jahren 2015 bis 2020 . . . 13
Tabellen I. Gesamtwirtschaft 1. Vermögensbildung, Sparen und Finanzierungssalden . . . 17
2. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 18
3. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 19
II. Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 20
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 22
III. Inländische finanzielle Kapitalgesellschaften 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 24
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 26
IV. Monetäre Finanzinstitute (MFIs) 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 28
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 30
V. Investmentfonds 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 32
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 34
VI. Sonstige Finanzinstitute 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 36
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 38
VII. Versicherungen und Pensionseinrichtungen 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 40
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 42
VIII. Staat 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 44
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 46
IX. Private Haushalte 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 48
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 50
X. Private Organisationen ohne Erwerbszweck 1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 52
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 54
XI. Übrige Welt
1. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung. . . 56
2. Geldvermögen und Verbindlichkeiten. . . 58
XII. Vermögensbildung der Sektoren und ihre Finanzierung . . . 60
XIII. Geldvermögen und Verbindlichkeiten der Sektoren . . . 72
Hinweis
Die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für die Jahre 2015 bis 2020 beruhen auf dem Datenstand vom Frühjahr 2021.
Abkürzungen und Zeichen
. Zahlenwert unbekannt, geheim zu halten oder nicht sinnvoll
0 weniger als die Hälfte von 1 in der letzten besetzten Stelle, jedoch mehr als nichts – nichts vorhanden
Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Methodische Erläuterungen
Vorbemerkung
Die vorliegende Publikation enthält die Ergebnisse der ge
samtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank für die Jahre 2015 bis 2020. Die nachfolgenden Erläuterungen geben einen Überblick über Gegenstand und Methode dieses Rechenwerks und tragen damit zum bes
seren Verständnis der Ergebnisse bei. Daran anschließend werden ausgewählte Ergebnisse diskutiert.
1)Inhalt, Ziel und Zweck der Finanzierungsrechnung
In modernen arbeitsteiligen Volkswirtschaften ist der Pro
duktionsprozess durch unzählige Interaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten geprägt und damit außerordentlich komplex. Diese Interaktionen statistisch zu erfassen, ist gleichwohl für vielfältige Zwecke zentral, darunter die empi rische Analyse und die Bereitstellung von Informa
tionen für wirtschaftspolitische Entscheidungen. Die Daten müssen dabei systematisch und einheitlich erfasst werden, damit sie zeitlich und räumlich vergleichbar sind. Wirt
schaftseinheiten werden zu Sektoren, Handlungen zu Kon
ten und Instrumenten und die Dynamik in Zeitabschnitten (Quartalen) zusammengefasst. Dadurch kann das ökono
mische Interesse im Hinblick auf Raum, Sache und Zeit ge
gliedert werden, und es lassen sich entsprechende makro
ökonomische Daten sammeln und bereitstellen. Dies ist Aufgabe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR), die in Form eines vereinheitlichten Rechenwerks systematisch das Wirtschafts geschehen einer Volkswirt
schaft erfassen und beschreiben.
Eine komplexe Wirtschaft besteht aus der Produktion, der Verteilung und der Verwendung von Gütern (Realwirtschaft) und der spiegelbildlichen finanziellen Aktivität und Interme
diation (Finanzwirtschaft). Entsprechend bildet der klassische (realwirtschaftliche) Teil der VGR die während eines be
stimmten Zeitabschnitts produzierten Güter und Dienstleis
tungen sowie das im Zusammenhang damit entstandene Einkommen ab. Die Finanzierungsrechnung, als integraler Bestandteil der VGR, befasst sich dagegen mit den finanziel
len Aktivitäten. Die Ergebnisse der Finanzierungsrechnung zeigen auf, wer in einer Volkswirtschaft in welchem Um
fang und in welcher Form finanzielle Mittel bereitgestellt oder beansprucht hat und welche Finanzintermediäre in den Finanzierungskreislauf eingeschaltet worden sind.
Unter Finanzierung (finanzwirtschaftliche Aktivität) ist im
Komplexitätder Volks
wirtschaft
lichen Gesamt
rechnungen
Finanzie
rungsrech
nung als Teil der VGR
Finan
ste hen, die in einer finanzwirtschaftlichen (Zwischenfi
nanzierung) oder realwirtschaftlichen Aktivität (Konsum oder Investition) verwendet werden sollen. Bei der Außen
finanzierung werden dazu externe Mittel aufgenommen, während bei der Innenfinanzierung auf intern generierte Zahlungsüberschüsse (beispielsweise Gewinne) zurückge
griffen wird.
Der Finanzierung steht die Vermögensbildung gegenüber.
Diese bezieht sich grundsätzlich auf Sach und Geldvermö
gen, wobei das Sachvermögen primär durch Immobilien geprägt wird, das Geldvermögen hingegen aus Finanzleihe und Geldschöpfung besteht. Quelle der Geldvermögensbil
dung ist – global gesehen – folglich immer die Außenfinan
zierung, die zur letztlichen Verwendung in Konsum und In
vestition führt. Die realwirtschaftliche und die finanzwirt
schaftliche Sphäre sind daher eng miteinander verknüpft.
Ausgangspunkt der Finanzierungsrechnung sind die Anga
ben über die Sachvermögensbildung und das Sparen der einzelnen Sektoren, die sich an die entsprechenden Ergeb
nisse der realwirtschaftlichen VGR anlehnen. Die Salden aus dem Sparen sowie den Vermögensübertragungen einer
seits und der Sachvermögensbildung andererseits ergeben die Finanzierungsüberschüsse oder defizite (Finanzierungs
saldo) der Sektoren. Sie zeigen, in welchem Umfang die einzelnen Sektoren Finanzierungsmittel netto zur Verfügung gestellt oder empfangen (und sich damit netto gegenüber den übrigen Sektoren neu verschuldet) haben (siehe das Schaubild auf S. 6). Diesen Finanzierungsüberschüssen und
defiziten entsprechen konzeptionell die Salden aus Geldver
mögensbildung und Außenfinanzierung der jeweiligen Sek
toren, deren Berechnung im Mittelpunkt der Finanzierungs
rechnung steht. Etwaige Abweichungen sind in der Regel auf statistische Differenzen zurückzuführen. Die Finanzie
rungsrechnung ermöglicht damit sowohl eine Vorstellung von der Grundstruktur des Finanzsystems (d. h. von den Ka
nälen der inländischen Geldvermögensbildung und der Mit
telbeschaffung) als auch vom finanziellen Verhalten der pri
… und Vermögens
bildung
Verknüpfung von Finan
zierungs
rechnung und VGR
1 In dieser Publikation sind grund sätzlich alle Zeitreihen mit der makroökonomischen Zeitreihen datenbank der Webseite der Deutschen Bundesbank verknüpft. Durch einen Klick auf eine be
liebige Zeitreihe in dieser Publikation wird die entsprechende Rei
he in der Datenbank aufgerufen. Aus Gründen der Übersichtlich
keit werden in dieser Veröffentlichung bestimmte Reihen nur als Summe gezeigt, während in der Datenbank alle Komponenten separat gezeigt werden. Dies gilt ins besondere für Angaben zu den GläubigerSchuldnerBeziehungen: Während in dieser Publi
kation beispielsweise gezeigt wird, in welchem Umfang finanzielle
Kapitalgesellschaften insgesamt Ak tien emittiert haben, enthält
die oben genannte Datenbank ausschließlich separate Angaben
zu den jeweiligen finanziellen Kapitalgesellschaften (Versicherun
Finanzinstitute, Versicherungen und ausländische Kredit
geber) andererseits. Eine solche Betrachtung will unter anderem die Verflechtung der Kredit und Wertpapier
märkte offenlegen. In diesem Zusammenhang wird zudem Fragen zur Entwicklung und Tragfähigkeit der (sektoralen) Verschuldung nachgegangen. Darüber hinaus wird – er
gänzend zur Konjunkturanalyse – das Anlage und Finan
zierungsverhalten von Unternehmen und Privathaushalten in Verbindung mit realwirtschaftlichen Größen der VGR (vor allem Investitionen und Sparen) untersucht.
Zur Vereinheitlichung und Standardisierung im internatio
nalen Bereich wurde auf Ebene der Vereinten Nationen das System of National Accounts (SNA)
2)geschaffen. Im Rah
men der Europäischen Union (EU) ist für die Durchführung und Überwachung der Wirtschafts und Währungsunion eine detailliertere Version mit spezifischen Definitionen not
wendig. Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Ge
samtrechnungen (ESVG) erfüllt diese Anforderung und ist als einheitliches methodisches Rahmenwerk durch eine Ver
Statistische Systeme:
SNA und ESVG
vaten Haushalte, der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaf
ten und des Staates.
Die Finanzierungsrechnung beschreibt die finanziellen Transaktionen der betrachteten Periode. Zudem weist sie im Rahmen der Geldvermögensrechnung zu einem be
stimmten Stichtag die Bestände an finanziellen Aktiva und Passiva aus und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Erstellung sektoraler und gesamtwirtschaftlicher Bilanzen.
Für analytische Zwecke sind diese Informationen unter an
derem insofern notwendig, als auch Höhe und Struktur der Bestände an finanziellen (und nichtfinanziellen) Aktiva und Passiva wirtschaftliche Verhaltensweisen beeinflussen können.
Die Bundesbank selbst nutzt die Ergebnisse der Finan
zierungsrechnung in vielerlei Hinsicht. Dazu gehören zum Beispiel Untersuchungen zur Portfoliostruktur der Nicht
banken im Rahmen der Monetären Analyse. Für die mo
netäre Transmission sind ferner Kenntnisse der Finanzie
rungsstruktur und dynamik von Nichtbanken sowie der jeweiligen Determinanten aufschlussreich. Hier interessiert vor allem der Zusammenhang zwischen den Kreditaktivi
täten der heimischen Banken einerseits und den übrigen
Geldvermögens
rechnung
Nutzen
* Pfeilrichtung zeigt Forderungen an. 1 Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
Deutsche Bundesbank
Aktien / Schuld- verschreibungen 527 / Ansprüche
gegenüber Versicherungen und Pensions- einrichtungen 2 201
Aktien / Schuld- verschreibungen 2 127 /
Anteile an Investmentfonds 190
Anteile an Investmentfonds 1 095
Einlagen 339
Kredite 5 Einlagen 4 041
Aktien / Schuld- verschreibungen (Aktiva) 84 /
Aktien / Schuld- verschreibungen (Passiva) 71 /
Aktien / Schuld- verschreibungen 2 256 / Aktien / Schuld-
verschreibungen 280 /
Kredite 243 Kredite 3 175
Vereinfachte Struktur des deutschen Finanzsystems
*)(einschließlich zugehöriger Finanzbeziehungen mit dem Ausland)
Banken
Versicherungen und Pensionseinrichtungen
Kapitalmärkte
Investmentfonds
Stand am Jahresende 2020, Mrd €537 Anteile an
Investmentfonds 1232
Geldvermögen
326 Private
Haushalte1)
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
Staat
Verbindlich- keiten
Private Haushalte1)
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
Staat
1 883 1 217
1 123
2 227
2 Vgl.: United Nations, System of National Accounts 2008, New
York 2009. Abrufbar unter http://unstats.un.org/unsd/national
griffe „Geldvermögen“ und „Verbindlichkeiten“ weit gefasst:
Als Geldvermögen (finanzielle Forderungen) gelten alle Ver
mögensgegenstände, die auf einer GläubigerSchuldner
Beziehung beruhen, wobei der Gläubiger (Vermögen als Aktiva) einen rechtlich durchsetzbaren Anspruch gegen
über dem Schuldner (Verbindlichkeiten als Passiva) besitzt.
Außer unmittelbaren GläubigerSchuldnerVerhältnissen rechnen hierzu auch Finanzbeziehungen in Form von Ak
tien, Investmentfondsanteilen und sonstigen Anteilsrech
ten, ferner Ansprüche gegen Versicherungen sowie aus
gewiesene Zentralbankbestände an „finanziellem Gold“
(diese Position in der Finanzierungsrechnung resultiert aus der ehemaligen Golddeckung von Währungen durch feste Wechselkurse gegenüber dem USDollar bis zum Ende des BrettonWoodsSystems; Goldhaltung der anderen Sekto
ren gilt als Sachvermögen).
Gliederung nach Sektoren
Gegenstand der Darstellung in der Finanzierungsrechnung sind die finanziellen Beziehungen aller Wirtschaftseinheiten mit ständigem Sitz in Deutschland (Inländerkonzept). Aus
ländische Arbeitnehmer sowie Produktionsstätten von Aus
ländern in Deutschland rechnen daher zu diesen inländi
schen Wirtschaftseinheiten (Sektor S.1), während im Aus
land ansässige deutsche Einrichtungen als Gebietsfremde gelten und damit dem Sektor Übrige Welt (Sektor S.2) an
gehören. Nach der Art ihres wirtschaftlichen und finanziellen Verhaltens werden die inländischen Einheiten zu institutio
nellen Sektoren zusammengefasst (vgl. die Übersicht auf S. 8). Dabei ist eine eindeutige Zuordnung zu den Haupt
und Untersektoren der VGR nicht immer gegeben, da Wirt
Inländer
konzept und Sektoren
bildung (S)
ordnung
3)allen Mitgliedstaaten der EU vorgeschrieben.
4)Es besteht im Kern aus den integrierten Teilen der Inlands
produktrechnung, der Darstellung von Umverteilungs und Vermögensbildungsvorgängen sowie InputOutputRech
nungen und enthält die Definitionen und Bestimmungen von Transaktionen, Wirtschaftseinheiten et cetera, die für die EUeinheitliche Erstellung der VGR und damit der Fi
nanzierungsrechnung notwendig sind. Durch die Anwen
dung des ESVG können die finanziellen und realwirtschaft
lichen Abläufe in ihrer Gesamtheit konsistent abgebildet und für die Analyse nutzbar gemacht werden.
Die Bundesbank begann bereits sehr früh mit dem Aufbau einer gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung – die erste Publikation erfolgte 1955.
5)Seither werden die Er
gebnisse der Finanzierungsrechnung in diversen Veröffent
lichungen der Bundesbank erläutert und kommentiert. Im Zuge der Weiterentwicklung des ursprünglichen Rechen
werks wurden 1971 erstmals Bestandsangaben für das Geld
vermögen und die Verbindlichkeiten der einzelnen Sektoren publiziert. Geldvermögensbilanzen gehören seitdem zum Standard.
6)Die vollständigen Jahresergebnisse der Finanzie
rungsrechnung erscheinen in regelmäßiger Folge als Fach
reihe (bis 2019 unter der Bezeichnung „Statistische Son
derveröffentlichung 4“). Seit Anfang 2007 sind zudem die laufenden Quartalsdaten der Sektoren private Haushalte und nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften im Statistischen Teil des Monatsberichts abgedruckt. Die entsprechenden An
gaben für diese und andere Sektoren finden sich außerdem in der InternetZeitreihenDatenbank der Bundesbank.
7)Mit dieser Veröffentlichung werden die Jahresergebnisse der Finanzierungsrechnung für den Zeitraum 2015 bis 2020 vorgelegt. Die Transaktions und Bestandsdaten die
ser Veröffentlichung wurden auf Basis des ESVG 2010 erstellt, das zum 1. September 2014 das bis dahin gel
tende ESVG 1995 ablöste. Aufgrund der damit verbunde
nen methodischen Änderungen sind die Ergebnisse dieser Fachreihe nur sehr begrenzt mit denen früherer Ausgaben mit Daten gemäß ESVG 1995 vergleichbar.
8)Den Jahres
ergebnissen in dieser Veröffentlichung liegen vierteljähr
liche Daten zugrunde.
Methodischer Aufbau
Grundlagen
Die Finanzierungsrechnung ist ein geschlossenes Kreislauf
system, daher entsprechen die Aktiva im Aggregat den Pas
siva. Die Transaktionen gliedern sich in Geldvermögensbil
dung und Außenfinanzierung, die Bestände entsprechend
Aufbauder Finan
zierungs
rechnung in Deutschland
Ergebnisse auf Basis des ESVG 2010
Geldver
mögen und Verbindlich
keiten
3 Vgl.: Verordnung (EU) Nr. 549/2013 des Europäischen Parla
ments und des Rates vom 21. Mai 2013 zum Europäischen Sys
tem Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene in der Europäischen Union.
4 Zu den Unterschieden zwischen dem seit dem 1. September 2014 gültigen ESVG 2010 und dem SNA 2008 siehe ESVG 2010, Tz. 1.51.
5 Vgl. E. Stöß, Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank, in: Kategorien der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Band 4, Marburg 2009, S. 375 ff.
6 Zur Erstellung von integrierten Geld und Sachvermögensbilan
zen für Deutschland vgl. im Detail: Deutsche Bundesbank, Inte
grierte sektorale und gesamtwirtschaftliche Vermögensbilanzen für Deutschland, Monatsbericht, Januar 2008, S. 31– 47. Ergeb
nisse für die Jahre 1999 bis 2019 finden sich in: Deutsche Bundes
bank und Statistisches Bundesamt, Sektorale Vermögensbilanzen, 1999–2019.
7 Abrufbar unter https://www.bundesbank.de/de/statistiken/
zeitreihendatenbanken/zeitreihendatenbank/723444/tree?open NodeId=GESAMTFINANZ&treeAnchor=GESAMT
8 Für eine ausführliche Darstellung der Änderungen in der Finan
zierungsrechnung durch die Übernahme des ESVG 2010 vgl.:
Deutsche Bundesbank, Methodische Änderungen in der Finanzie
rungsrechnung – Motivation, Konzeption und Ergebnisse, Mo
schaftseinheiten mehrere Funktionen aufweisen können.
Entsprechend richtet sich die Zuweisung nach ihrer Primär
funktion oder ihrem Primärverhalten. Aufgrund der Gläu
bigerSchuldnerBeziehung des Geldvermögens und der Ver
bindlichkeiten steht jedem Gläubigersektor ein Schuldner
sektor gegenüber.
Die primäre Funktion von Wirtschaftseinheiten im Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (Sektor S.11) ist die Produktion von (realen) Gütern und Dienstleistungen für den Markt. Daraus ergibt sich die Aufgabe, ökonomisch vor
teilhafte Projekte zu identifizieren und in diese zu investie
ren. Der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften beinhaltet echte Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaf
ten, Gesellschaften mit beschränkter Haftung etc.) sowie QuasiKapitalgesellschaften (im Wesentlichen Personen
gesellschaften, d. h. OHGs und KGs).
Die Hauptaufgabe der im Sektor der finanziellen Kapitalge
sellschaften (Sektor S.12) zusammengefassten Wirtschafts
einheiten liegt hingegen in der Bereitstellung finanzieller Dienstleistungen. Der Sektor ist untergliedert in die Mone
tären Finanzinstitute (MFIs, Sektoren S.121 – S.123), die In
vestmentfonds (ohne Geldmarktfonds, Sektor S.124), die Sonstigen Finanzinstitute (SFI) einschließlich Kredit und Ver
sicherungshilfstätigkeiten, firmeneigene Finanzierungsein
richtungen und Kapitalgeber (Sektoren S.125 – S.127) sowie Versicherungen und Pensionseinrichtungen (Sektoren S.128 – S.129). Der Teilsektor der MFIs umfasst die Deutsche Bun
desbank als Zentralbank sowie die Geschäftsbanken, Bau
sparkassen und Geldmarktfonds als sonstige MFIs. In diesem Teilsektor findet die Geldschöpfung durch Kreditgewährung sowie die Hereinnahme von Einlagen (Depositen) von geld
Nicht
finanzielle Kapital
gesell
schaften (S.11)
Finanzielle Kapital
gesell
schaften (S.12)
finanzielle Kapitalgesellschaften etc.) statt. Zu den Invest
mentfonds (ohne Geldmarktfonds) gehören alle Einheiten, die über die Ausgabe von Investmentfondsanteilen finan
zielle Mittel einsammeln und diese vor allem in finanzielle Aktiva sowie in Sachanlagen (in der Regel Immobilien) in
vestieren. Der Teilsektor der SFI beinhaltet die Finanzinsti
tute, die weder Geld schöpfen noch versicherungstechni
sche Leistungen erbringen können und auch keine Invest
mentfonds sind, die sich aber gleichwohl in der finanziellen Intermediation engagieren (beispielsweise Wertpapierhänd
ler, Finanzierungsleasinggesellschaften, firmeneigene Kapi
talgeber, Verbriefungszweckgesellschaften, Emissionshäu
ser). Versicherungen, deren Hauptfunktionen in der Über
nahme von Risiken gegen Prämienzahlung und der Bildung von versicherungstechnischen Rückstellungen liegen, bilden zusammen mit den Pensionseinrichtungen (Zusatzversor
gungseinrichtungen der Gebietskörperschaften, berufsstän
dische Versorgungswerke usw.) einen eigenen Teilsektor.
Primäre Funktion des Staates (Sektor S.13) ist das Erfüllen hoheitlicher Aufgaben. Entsprechend der föderalen Struk
tur setzt er sich aus den Teilsektoren der Gebietskörper
schaften (Bund, Länder, Gemeinden) und den Sozialver
sicherungen zusammen. Hauptfinanzierungsquelle des Staates sind die Zwangsabgaben (Steuern, Gebühren und Beiträge) und die Schuldenaufnahme über den Finanz
markt. Die Zusatzversorgungseinrichtungen für die Ange
stellten des öffentlichen Dienstes sind dem (privatwirt
schaftlichen) Sektor Versicherungen zugeordnet.
Zum Sektor der privaten Haushalte (Sektor S.14) gehören alle Personen oder Gruppen von Personen, die primär durch den Konsum von realen und finanziellen Gütern und Dienst
Staat (S.13)
Private Haushalte (S.14)
Sektoren der Finanzierungsrechnung
1 Umfasst auch Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten sowie firmeneigene Finanzierungseinrichtungen und Kapitalgeber.
Deutsche Bundesbank
Übrige Welt Inländische
finanzielle Sektoren
Versiche- rungen
und Pensions-
einrich- tungen Sonstige
Finanz- institute 1) Investment-
fonds Monetäre
Finanz- institute Private
Organisa- tionen
ohne Erwerbs-
zweck Private
Haushalte Staat
Nicht- finanzielle
Kapital- gesell- schaften
Inländische
nichtfinanzielle Sektoren
Personen(gruppen) dazu, die marktbestimmte Waren und/
oder Dienstleistungen produzieren, sofern dazu keine Quasi
Kapitalgesellschaften gebildet wurden.
9)Infolgedessen ge
hören auch Einzelunternehmer, Freiberufler, selbständige Landwirte und Ähnliche zu diesem Sektor.
Die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (Sektor S.15) umfassen Organisationen mit eigener Rechtspersön
lichkeit, die als private sonstige Nichtmarktproduzenten pri
vaten Haushalten dienen. Zu diesen gehören beispielsweise politische Parteien, Gewerkschaften, private Stiftungen und Kirchen.
10)Im Sektor Übrige Welt (Sektor S.2) werden die Forderun
gen und Verbindlichkeiten von Gebietsansässigen gegen
über Ge bietsfremden gegengebucht. Dabei werden nur die grundsätzlichen finanziellen Beziehungen und Ver
flechtungen mit dem Ausland aufgezeigt, ohne dass dieses in einzelne Sektoren unterteilt wird. In diesem Sektor sind entsprechend lediglich die Vermögenspositionen aufge
führt, die sich aus den Verbindungen zwischen In und Ausland ergeben. Die gesamte Vermögens und Schul
denposition des Auslands kann nur durch die Er gebnisse von al len ausländischen Finanzierungsrechnungen ermit
telt werden.
Darstellung der finanziellen Instrumente
In den Sektoren sind die Wirtschaftseinheiten gemäß ihren primären ökonomischen Handlungen strukturiert. Diese (fi
nanziellen) Handlungen wiederum werden nach verschiede
nen Instrumenten erfasst. Durch Analyse der Handlungen lassen sich Rückschlüsse auf die Ziele der Einheiten in den Sektoren ziehen. Entsprechend sind die Instrumente nach ihrer Liquidität (Handelbarkeit), Laufzeit und rechtlichen Merk
malen gegliedert (vgl. die nebenstehende Übersicht).
11)Aufgrund der GläubigerSchuldnerBeziehung finden sich für jedes Instrument eine Gläubiger und eine Schuldnerposi
Private Organisa
tionen ohne Erwerbs
zweck (S.15)
Übrige Welt (S.2)
Instrumente der finan
ziellen Trans
aktionen und Bestände
9 Hintergrund der Zuordnung dieser Personengruppe zum Sektor der privaten Haushalte, die erstmals mit dem Inkrafttreten des ESVG 1995 vorgenommen wurde, war im Wesentlichen die Über
zeugung, dass sich die einschlägige unternehmerische Aktivität nicht ausreichend statistisch erfassen und von der sonstigen priva
ten Lebensführung trennen lässt. Für ausführliche Informationen dazu siehe: Deutsche Bundesbank, Die gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsströme im Jahr 1999, Monatsbericht, Juni 2000. Das ESVG 2010 hält an dieser Zuordnung unverändert fest.
10 Die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck, die unter Gültigkeit des ESVG 1995 stets gemeinsam mit den privaten Haus
halten ausgewiesen wurden, werden seit Inkrafttreten des ESVG 2010 separat gezeigt.
11 Für die Gliederung nach der Fristigkeit ist die ursprünglich ver
einbarte Laufzeit oder Kündigungsfrist maßgebend. Täglich fällige Forderungen (Verbindlichkeiten) oder mit Laufzeiten bis zu einem Jahr gelten in der Regel als kurzfristig, solche mit darüber hinaus
Finanzinstrumente
der Finanzierungsrechnung
Währungsgold und Sonderziehungsrechte Währungsgold
Sonderziehungsrechte (SZR)
Bargeld und Einlagen Bargeld
Sichteinlagen Termineinlagen Spareinlagen Sparbriefe
Schuldverschreibungen
kurzfristige Schuldverschreibungen langfristige Schuldverschreibungen zusätzlich: Schuldverschreibungen nach Emittenten
Kredite
kurzfristige Kredite langfristige Kredite
zusätzlich: Kredite nach Kreditgebern
Anteilsrechte
Börsennotierte Aktien (nach Emittenten) Nicht börsennotierte Aktien
Sonstige Anteilsrechte Anteile an Investmentfonds
Anteile an Geldmarktfonds Anteile an Investmentfonds ohne Geldmarktfonds
Versicherungs-, Alterssicherungs- und Standardgarantie-Systeme
Ansprüche aus Rückstellungen bei Nicht- Lebensversicherungen und für Forderungen im Rahmen standardisierter Garantien Ansprüche aus Rückstellungen bei Lebens- versicherungen
Ansprüche gegenüber Alterssicherungs- systemen
1)Finanzderivate und Mitarbeiteraktienoptionen
Sonstige Forderungen und Verbindlichkeiten Handelskredite und Anzahlungen
Übrige Forderungen und Verbindlich keiten
1 Ansprüche aus Altersvorsorgeeinrichtungen, Ansprüche
auf andere Leistungen als Alterssicherungsleistungen so-
wie Ansprüche von Alters vorsorge einrichtungen an die
Träger von Altersvorsorge einrichtungen.
nehmerische Entscheidung möglich. Zu den Anteilsrechten gehören dabei in erster Linie direkt gehaltene Aktien, un
abhängig davon, ob sie börsennotiert sind oder nicht. Des Weiteren zählen auch Beteiligungen an Sonstigen Kapital
gesellschaften (GmbHs und Genossenschaften) sowie an Personengesellschaften dazu. Das in solchen Unternehmen gebundene Eigenkapital ist entsprechend der Unterneh
mensstruktur in Deutschland recht bedeutend. Schließlich fallen auch Anteile an Investmentfonds in diese Kategorie.
Bei den Ansprüchen gegenüber Versicherungs, Alterssiche
rungs und StandardgarantieSystemen (F.6, auch als ver
sicherungstechnische Rückstellungen bezeichnet) handelt es sich im Wesentlichen um Ansprüche, die sich für mögliche zukünftige Ereignisse ergeben. Typischerweise betrifft dies Versicherungen und Pensionseinrichtungen als Schuldner.
Im Fall direkter Pensionszusagen der Arbeitgeber im Rah
men der betrieblichen Altersvorsorge verbleibt die Verbind
lichkeit hingegen im entsprechenden Schuldnersektor, wie etwa bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. Die An
sprüche gegenüber Sozialversicherungen (staatliche Ren
ten) werden in der Finanzierungsrechnung nicht erfasst.
Finanzderivate (F.7) sind finanzielle Instrumente, die auf einem anderen Instrument basieren und es ermöglichen, spezielle Risiken losgelöst von dem zugrundeliegenden In
strument zu handeln. Ihr Wert wird von einem Basisinstru
ment abgeleitet, bei dem es sich um eine Forderung (z. B.
bei Optionen auf Wertpapiere), einen Index (z. B. beim DAX Future), eine Ware (z. B. bei Warentermingeschäften) oder ein Ereignis (z. B. bei Credit Default Swaps) handeln kann. Mit arbeiteraktienoptionen berechtigen Arbeitneh
mer, eine bestimmte Anzahl von Aktien des Arbeitgebers zu einem zuvor festgelegten Preis zu erwerben, entweder zu einem festgelegten Zeitpunkt oder innerhalb eines be
stimmten Zeitraums.
Die Sonstigen Forderungen und Verbindlichkeiten (F.8) be
inhalten Finanzbeziehungen, die eher eine Begleiterschei
nung anderer wirtschaftlicher Aktivitäten darstellen, zum Beispiel verspätete oder vorzeitige Zahlungen für Waren und Dienstleistungen. Hierunter fallen Handelskredite und Rechnungsabgrenzungsposten von Unternehmen sowie Steuerforderungen und Zahlungsrückstände der öffentli
chen Haushalte. Beim Sektor private Haushalte schließen die Sonstigen Forderungen auch die verzinslich angesam
melten Überschussanteile bei Versicherungen mit ein.
Erfassung der Dynamik
Die von den Sektoren gehaltenen und emittierten Finanz
instrumente werden sowohl über Zeiträume als auch zu
Ansprüche gegenüber Versiche
rungs, Alterssiche
rungs und Standard
garantie
Systemen (F.6)
Finanz
derivate und Mitarbeiter
aktien
optionen (F.7)
Sonstige Forderungen und Verbind
lichkeiten (F.8)
Bestände und Ströme
tion. In den Tabellen der Finanzierungsrechnung werden die
Finanzinstrumente grundsätzlich unabhängig von den betei
ligten Gläubiger oder Schuldnersektoren definiert. Deshalb umfassen die verschiedenen Kategorien der Einlagen auch die Guthaben inländischer Sektoren bei ausländischen Ban
ken. Ebenso sind unter der Position „Kredite“ neben Bank
krediten und Krediten von Bausparkassen auch von anderen Sektoren vergebene nichtverbriefte Forderungen (beispiels
weise Hypotheken und sonstige Darlehen der Versiche
rungsunternehmen oder des Staates) zusammengefasst.
Währungsgold (finanzielles Gold, F.1) ist von Zentralbanken gehaltenes Gold. Es dient als internationale Währungs
reserve. Sonderziehungsrechte sind vom Internationalen Währungsfonds geschöpfte Währungseinheiten, gedeckt durch die international am häufigsten verwendeten Wäh
rungen. Sie dienen der Verrechnung zwischen Zentralban
ken und internationalen Institutionen.
Bargeld besteht aus den von der Zentralbank emittierten Banknoten und den umlaufenden Münzen. Grundsätzlich ist Bargeld eine Verbindlichkeit desjenigen institutionellen Sektors, der es ausgibt. Als modernes Schuldgeld stellen Banknoten eine Verbindlichkeit der Zentralbank dar. Die Münzbestände sind als Scheidemünzen aufgrund des
„Münzregals“ in vielen Ländern hingegen eine Verbind
lichkeit des Staates, so auch in Deutschland. Einlagen sind Depositen bei MFIs, die entweder unmittelbar verfügbar (Sichteinlagen) oder nach fixer Laufzeit oder Kündigungs
frist abrufbar sind (sonstige Einlagen). Bargeld und Sicht
einlagen dienen vor allem als Zahlungsverkehrsinstrumen
te für realwirtschaftliche oder finanzielle Transaktionen, das heißt als unmittelbare Zahlungsmittel. Spar und Ter
mineinlagen dienen dagegen vor allem der Ersparnis, wo
bei die kurzfristigen aufgrund ihrer „Geldnähe“ als poten
zielle Zahlungsmittel gelten.
Schuldverschreibungen (F.3) umfassen in umlauffähigen Titeln verbrieftes Fremdkapital. Sie sind am Markt handel
bar und werden in kurzfristige und langfristige Schuldver
schreibungen unterteilt. Als kurzfristig gilt eine Finanzie
rung mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu einem Jahr, als langfristig eine Finanzierung von über einem Jahr.
Kredite (F.4) sind unverbriefte Forderungen, die im Ge
gensatz zu Wertpapieren nicht direkt marktfähig sind. Un
terteilt werden sie entlang ihrer ursprünglichen Fristigkeit nach kurzfristigen (Laufzeit bis zu einem Jahr) und langfris
tigen Krediten.
Anteilsrechte (F.5) umfassen Eigentumsrechte an Kapital
gesellschaften als Forderung. Es handelt sich um Eigenkapi
Währungs
gold und Sonder
ziehungs
rechte (F.1)
Bargeld und Einlagen (F.2)
Schuld
verschrei
bungen (F.3)
Kredite (F.4)
Anteilsrechte (F.5)
notwendig, um die im Zeitablauf eingetretenen Bewer
tungsänderungen auszuschalten und so das Bewertungs
konzept umzusetzen. Voraussetzung dafür ist wiederum die Verfügbarkeit zusätzlicher geeigneter Statistiken, denen die benötigten Informationen entnommen werden kön
nen. Ist diese Voraussetzung nicht oder nur eingeschränkt gegeben, muss auf Schätzungen zurückgegriffen werden.
Dominierender Bewertungsmaßstab für die Bestände sind ebenfalls Marktpreise (oder zumindest geschätzte markt
nahe Preise). Bei Finanzbeziehungen in Form verbriefter Gläubiger und Schuldnerverhältnisse (oder Anteilsrechte) sowie in Fremdwährung werden Tageskurswerte von den Wertpapier und Devisenmärkten verwendet. Im Fall der nicht in Wertpapieren verbrieften Forderungen und Ver
bindlichkeiten in heimischer Währung sind dies dagegen größtenteils die Nominalwerte.
Infolge der Bewertung zu Marktpreisen ergeben sich zwi
schen den Transaktionen und den Bestandsveränderungen Abweichungen (sonstige Volumenänderungen). Dahinter können zum einen Bewertungsänderungen stehen, die bei den Wertpapier und Auslandspositionen stark ins Gewicht fallen können. Ein nahtloser Zusammenhang zwischen den Finanztransaktionen und den jeweiligen Beständen lässt sich in diesen Fällen nur über ein zusätzliches Überleitungs
konto herstellen, auf dem der Zusammenhang zwischen Anfangsbestand, Transaktionen, Bewertungsänderungen und Endbestand gezeigt wird. Darüber hinaus kann es auf
grund von Umklassifizierungen innerhalb eines Sektors auf der Instrumentenebene oder aufgrund einer geänderten Einteilung einzelner Einheiten zu einem institutionellen Sek
tor zu sonstigen Volumenänderungen kommen. Derartige Umklassifizierungen kommen aber nur unregelmäßig vor.
Die Finanzierungsrechnung weist die finanziellen Ströme netto aus, das heißt, die Zugänge an Forderungen (oder Verbindlichkeiten) einer bestimmten Art werden mit den betreffenden Abgängen in der Periode aufgerechnet. Die
ses Darstellungskonzept entspricht dem ESVG 2010, ergibt sich aber unter anderem auch daraus, dass zur Ableitung der finanziellen Transaktionen häufig auf Bestandsstatisti
ken zurückgegriffen werden muss.
Das System der doppelten Buchführung in der Finanzie
rungsrechnung resultiert aus den GläubigerSchuldnerBe
ziehungen. Allen Forderungen stehen daher gleichermaßen Verbindlichkeiten gegenüber, gegliedert nach Instrumen
ten und Sektoren und jeweils nach Transaktionen und Be
ständen unterteilt: Das Geldvermögen des einen sind die Geldschulden des anderen. Hieraus ergibt sich eine not
wendige Widerspruchsfreiheit der Daten, die Summen der
… und der Bestände
Sonstige Volumen
änderungen
Netto
ausweis
Konsistenz
und sonstige Volumenänderungen) beschreiben das Entste
hen, den Austausch, die Übertragung oder den Verzehr von finanzwirtschaftlichen Werten oder Verbindlichkeiten über einen Zeitraum, während Bestände diese Angaben auf einen Zeitpunkt beziehen. Grundsätzlich werden finanzielle Transaktionen und die Gegenbuchung zum selben Zeitpunkt vorgenommen.
Die Finanzierungsrechnung dokumentiert vierteljährlich die finanziellen Bestände und Ströme der Sektoren. Pu
bliziert werden die Angaben regelmäßig auf Basis von Quartalsdaten und einmal jährlich als Jahresdaten in Form dieser Fachreihe. Die zeitliche Differenz zwischen Berichts
zeitpunkt oder zeitraum und Veröffentlichung beträgt derzeit circa dreieinhalb Monate und dient vor allem der Datenerhebung, berechnung und prüfung.
Konzeptionelle Aspekte
Wirtschaftseinheiten können sowohl mit Einheiten des glei
chen Sektors als auch mit Einheiten eines anderen Sektors agieren, also finanzielle Transaktionen durchführen. Wer
den die Transaktionen, die innerhalb eines Sektors stattfin
den, mit einbezogen, so handelt es sich um eine unkonsoli
dierte Betrachtung. Gezeigt wird so die Gesamtaktivität des Sektors. Werden die Finanzbeziehungen innerhalb eines Sektors gegeneinander aufgerechnet, so resultieren daraus konsolidierte Daten. Sie zeigen die externe Verflechtung ei
nes Sektors mit anderen Sektoren. Die Differenz zwischen den unkonsolidierten und den konsolidierten Konten wie
derum zeigt die internen Beziehungen und Aktivitäten. Sie ermöglicht tiefere Einblicke in die Wirkungsweise und Ver
kettung der Finanzierung und Vermögensbildung, insbeson
dere im weit untergliederten Finanzsektor. Die einzelnen Sektoren werden im Rahmen dieser Fachreihe unkonsoli
diert dargestellt. Die Angaben in den Matrizen ab Seite 60 wiederum sind konsolidiert, geben also allein die Außenbe
ziehung des jeweiligen Sektors wieder.
Ziel der Finanzierungsrechnung ist die Wiedergabe der Transaktionswerte zu Marktpreisen, da diese implizit In
formationen zur subjektiven Wertschätzung der Beteilig
ten enthalten. Die finanziellen Ströme sind daher grund
sätzlich zu den tatsächlichen Transaktionspreisen bewertet.
In der Praxis lässt sich dieses Bewertungskonzept in den Fällen, in denen Bestände nicht zum Nominalwert, sondern zu Kurswerten anzusetzen sind, mitunter nur schwer ver
wirklichen. Unproblematisch ist dies dort, wo man auf Um
satzstatistiken zurückgreifen kann, wie zum Beispiel beim Absatz von Wertpapieren zu Emissions kursen. Werden hin
gegen die Angaben für die Transaktionen aus Bestands
informationen abgeleitet, in die gleichzeitig Neubewer
Periodizität und Frequenz
Konso
lidierung
Bewertung der Trans
aktionen …
natliche Bilanzstatistik der Banken (MFIs), die Statistik über Wertpapierinvestments sowie die vierteljährlichen Angaben über den Vermögensstatus der Versicherungen. Der größte Teil der Bestandsangaben stammt aus diesen Quellen, die häufig auch Hinweise darauf bieten, in welchen Sektoren Forderungen als Verbindlichkeiten (und umgekehrt Ver
bindlichkeiten als Forderungen) spiegelbildlich gegenzubu
chen sind. Weitere Informationen liefern unter anderem die Kapitalmarktstatistik, die Zahlungsbilanzstatistik, der Aus
landsvermögensstatus sowie die Unternehmensabschluss
statistik und verschiedene Fachstatistiken des Staatssektors.
Kompilierung
Die Zusammenstellung der Statistiken der Finanzierungs
rechnung erfolgt grundsätzlich nach dem BottomupPrin
zip, das heißt die Angaben für die Obersektoren werden durch Zusammenfassen der vorhandenen Daten der Un
tersektoren und Teilkategorien der Finanzinstrumente er
mittelt. Wo dies aufgrund unvollständiger Daten von Un
terkonten nicht möglich ist, werden die Daten von höheren Konten auf untere nach dem TopdownPrinzip herunter
gebrochen. Aufgrund der unterschiedlichen Verlässlichkeit und zeitlichen Verfügbarkeit der Primärstatistiken gilt eine Quellenhierarchie zur Auswahl der Datenquellen, mit denen die Angaben für die verschiedenen Instrumente und Sek
toren berechnet werden. Dieses Vorgehen soll vor allem die inländischen Sektoren qualitativ gut abbilden. Etwaige Unstimmigkeiten, die zwischen einzelnen Datenquellen aufgrund unterschiedlicher Methoden bei der Datenerhe
bung bestehen, werden teilweise über das Auslandskonto ausgeglichen. Die Konsistenz von Instrumenten (horizon
tale Konsistenz) und Sektoren (vertikale Konsistenz) wird dabei parallel geprüft und sichergestellt. Bei Letzterem wird die Konsistenz zwischen realwirtschaftlichen VGR und Finanzierungsrechnung (Sektorensalden) verifiziert.
Von Zeit zu Zeit werden die Ergebnisse der Finanzierungs
rechnung revidiert. Solche Anpassungen, die auch rückwir
kend umgesetzt werden, haben im Wesentlichen drei Ur
sachen. Erstens werden damit Änderungen in den Daten der verwendeten Primärstatistiken berücksichtigt. Hinter
grund solcher Revisionen können Änderungen in der Syste
matik der Quellen, der Abgrenzungen und der Zuordnun
gen von Wirtschaftseinheiten sein. Da sich die Verfügbarkeit geeigneter Primärsta tistiken im Zeitverlauf ändert, führt zweitens die zusätzliche Aufnahme neuer oder der Ersatz bisheriger Quellen zu Revisionen in der Finanzierungsrech
nung. Die Finanzierungsrechnung berücksichtigt derartige Änderungen in den Primärstatistiken, um die Konsistenz, Aktualität und hohe Qualität der Daten und der darin ent
haltenen Informationen zu gewährleisten. Drittens geben
Prozess der Finanzierungs
rechnung
Revisionen
ren müssen in ihren Werten übereinstimmen. Die notwen
dige Forderung nach Kon sistenz gilt für das Ergebnis der Finanzierungsrechnung ebenso wie für die verwendeten Quellen und deren Verfahren, und sie zu gewährleisten ist eine besondere Herausforderung.
Statistische Quellen
Weltweit gibt es kaum gesonderte Erhebungen für die spezifischen Belange der Finanzierungsrechnung, sodass zu deren Erstellung meist auf bestehende statistische Infor
mationen zurückgegriffen werden muss, die primär ander
weitigen Zwecken dienen. Das beste Beispiel hierfür sind die Bankenstatistiken, die die Zentralbanken primär dazu erheben, um ihre geldpolitischen und aufsichtsrechtlichen Aufgaben zu erfüllen. Das Gleiche gilt für die Wertpapier
statistiken zur Analyse des Kapitalmarkts sowie die verschie
denen Statistiken zur Erstellung der Zahlungsbilanz. Die Fi
nanzierungsrechnung erhält dadurch den Charakter einer Sekundärstatistik, in der sich die Statistiken aus den verschie
denen finanziellen Bereichen als Bausteine wiederfinden und in konsistenter Weise miteinander verknüpft werden.
Die Informationen für die Erstellung der Finanzierungsrech
nung können direkt oder indirekt beschafft werden. Im ers
ten Fall stammen die Angaben unmittelbar von der Stelle, für die sie benötigt werden, mit anderen Worten also von den privaten Haushalten oder Unternehmen selbst. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die gewünschten An
gaben mittelbar – also von anderen Stellen, zum Beispiel von Kreditinstituten oder anderen Kapitalsammelstellen – zu erhalten. Beide Verfahren haben Vor und Nachteile.
Dem direkten Weg stehen in der Praxis oftmals erhebliche psychologische Widerstände, gesetzliche Hürden und hohe Kosten entgegen. Demgegenüber hat die indirekte Metho
de, die in Deutschland angewendet wird, den Vorteil, dass man sich auf bereits verfügbare Statistiken stützen kann, die aufgrund gesetzlicher Anordnungen typischerweise ausreichend detailliert, vergleichsweise verlässlich und ohne größeren Zeitverzug verfügbar sind. Von Nachteil ist hingegen, dass diese Statistiken nicht notwendigerweise die spezifischen Anforderungen des ESVG erfüllen. In sol
chen Fällen wird versucht, die Lücken mittels statistischer Verfahren und unter Zuhilfenahme adäquater Zusatzinfor
mationen zu schließen. Da es sich dabei um Schätzungen handelt, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren.
In Deutschland sind davon beispielsweise die sonstigen Anteilsrechte betroffen. Liegen keine fundierten Anhalts
punkte vor, wie etwa für Mitarbeiteraktienoptionen, muss auf eine explizite Darstellung verzichtet werden.
Die wichtigsten Quellen für die Finanzierungsrechnung sind
Finanzierungs
rechnung als Sekundär
statistik
Mittelbare Informa
tionen
Wichtigste
Durch die pandemiebedingten Einschränkungen brachen die Gewinne der nichtfinanziellen Unternehmen 2020 im Vergleich zum Vorjahr trotz erhöhter Subventionen und geringerer Ausgaben für Arbeitnehmerentgelte spürbar ein. In Folge geringerer Gewinnausschüttungen und ent
nahmen schlug sich dieser Gewinnrückgang jedoch nur noch in stark abgeschwächtem Ausmaß in der Ersparnisbil
dung nieder. Darüber hinaus reduzierten die nichtfinanziel
len Unternehmen ihre Bruttoanlageinvestitionen und bau
ten in großem Umfang Lagerbestände ab (negative Lagerinvestitionen). Im Ergebnis war der Finanzierungssal
do nichtfinanzieller Unternehmen in Deutschland 2020 nach einer Phase niedrigerer und zeitweise sogar negativer Salden so hoch wie zuletzt 2016.
Der Finanzierungssaldo des Staates war 2020 erstmals seit 2011 wieder negativ. Dahinter steht zum einen ein rück
läufiges Steueraufkommen. Zum anderen schlagen auf der Ausgabenseite insbesondere die durch die CoronaPande
mie bedingten staatlichen Unterstützungsleistungen zu
Auch nicht
finanzielle Unterneh
men mit gestiegenem Finanzie
rungsüber
schuss
Staat weist seit Jahren erstmals wieder Finanzie
rungsdefizit auf
selbst, etwa die im Herbst 2014 erfolgte Umstellung auf
das ESVG 2010, Anlass für Revisionen.
Ausgewählte Entwicklungen in den Jahren 2015 bis 2020
Das oben stehende Schaubild zeigt die sektoralen Finan
zierungssalden für die Jahre 2015 bis 2020 gemäß VGR
Angaben.
12)Demnach übertraf der Finanzierungssaldo der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisatio
nen ohne Erwerbszweck) 2020 die ohnehin schon hohen Überschüsse der Vorjahre deutlich. In den anderen Ländern des Euroraums lässt sich ein ähnliches Muster beobachten.
Ursächlich für den sprunghaften Anstieg des Finanzie
rungsüberschusses der privaten Haushalte in Deutschland war insbesondere der pandemiebedingte Konsumrück
gang, in Verbindung mit einer Seitwärtsbewegung des ver
fügbaren Einkommens. Die daraus resultierende erhöhte Ersparnis wurde wie schon in den Vorjahren nur teilweise für zusätzliche Nettoinvestitionen (typischerweise Woh
nungsbauinvestitionen) genutzt, sodass die privaten Haus
halte im Ergebnis für 2020 erstmals einen Finanzierungs
Finanzie
rungsüber
schüsse der privaten Haushalte deutlich gestiegen
Finanzielle Kapitalgesellschaften
Staat Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
Private Haushalte 1)
Inländische Sektoren insgesamt
Finanzierungssalden institutioneller Sektoren
2015 2016 2017 2018 2019 2020
150 100 50 0 50 100 150 200 250 300 350 400
– – – + + + + + + + +
1 Einschl. privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
Deutsche Bundesbank Mrd €
12 Analog zu den Ergebnissen der Finanzierungsrechnung werden
im Folgenden auch die Angaben aus den VGR in absoluten Werten
legte letzteres insgesamt um 1 288 Mrd € zu. Die privaten Haushalte legten ihren außergewöhnlich hohen Finanzie
rungsüberschuss wie schon in den vergangenen Jahren überwiegend in Bargeld und Einlagen an, investierten in zunehmendem Maße aber auch am Kapitalmarkt in Aktien und Investmentfondsanteile.
Das oben stehende Schaubild zeigt die Entwicklung des Geldvermögens der privaten Haushalte in den Jahren 2015 bis 2020. Bei der Anlage des finanziellen Vermögens spiel
te die ausgeprägte Liquiditätspräferenz der privaten Haus
halte durchweg eine dominierende Rolle. Diese schlug sich in deutlichen Mittelzuflüssen in Sichteinlagen und Bargeld nieder. Alle anderen Formen von Einlagen bei Banken, ins
besondere auch die kurzfristigen Spareinlagen, waren 2020 deutlich rückläufig (siehe hierzu auch Schaubild auf S. 15). Ebenso erhöhten die privaten Haushalte ihre An
vor allem in Bargeld und Einlagen sowie An
teilsrechte
Anhaltend hohe Präferenz für Bargeld und Ein
lagen
Buche. Die Defizitquote lag 2020 mit 4,2 % deutlich über
dem Schwellenwert von 3 %, den der europäische Stabili
täts und Wachstumspakt vorgibt. Die EUKommission hat jedoch für 2020 bis mindestens 2021 die Anwendung des Stabilitäts und Wachstumspakts ausgesetzt.
Das Finanzierungsdefizit der Finanziellen Kapitalgesell
schaften war größer als in den Vorjahren. Im Ergebnis setz
te die Summe der Finanzierungssalden der vier inländi
schen Sektoren den leicht rückläufigen Trend der letzten Jahre fort. Der inländische Finanzierungsüberschuss ge
genüber der übrigen Welt bleibt aber nach wie vor auf einem hohen Niveau. Dies spiegelt sich auch in den anhal
tend hohen, aber zuletzt leicht rückläufigen positiven Leistungsbilanzsalden nieder. In absoluten Zahlen betrug der Finanzierungsüberschuss der inländischen Sektoren 2020 etwa 229 Mrd € und war damit 15 Mrd € geringer als im Vorjahr.
13)Das Geldvermögen der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) stieg zum Jahresende 2020 auf 7 152 Mrd €. Da die Verbindlichkei
ten gleichzeitig in deutlich geringerem Umfang zunahmen,
Finanzierungsdefizite bei der übrigen Welt
Private Haus
halte inves
tieren hohen Finanzie
rungsüber
schuss …
Veränderung des Geldvermögens (absolut gegenüber Vorjahr)
* Einschl. privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
Deutsche Bundesbank
2015 2016 2017 2018 2019 2020
Entwicklung des Geldvermögens der privaten Haushalte
*)150 100 50 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500
– – – + + + + + + + + + +
Transaktionen und Bewertungsänderungen in Mrd €
Bargeld und Einlagen
Versicherungstechnische Rückstellungen Anteilsrechte
Schuldverschreibungen Sonstige Forderungen
Bewertungsänderungen
13 Vgl. hierzu auch: Deutsche Bundesbank, Die deutsche Zah
lungsbilanz für das Jahr 2020, Monatsbericht, März 2021, S. 17–43.
Der gesamtwirtschaftliche Finanzierungssaldo entspricht im We
sentlichen dem Leistungsbilanzsaldo zuzüglich des Saldos der Ver
mögensübertragungen. Etwaige Abweichungen sind dabei in der
Regel auf statistische Differenzen zurückzuführen. Auch der Leis
Wie im Schaubild auf Seite 14 dargestellt, konnten die pri
vaten Haushalte 2020 der schwächeren Konjunktur zum Trotz deutliche Bewertungsgewinne verzeichnen. Diese waren zwar geringer als im starken Vorjahr, entsprachen aber ungefähr dem Mittel der vergangenen fünf Jahre. Die Bewertungseffekte der privaten Haushalte korrelieren eng mit den Kursbewegungen börsennotierter Aktien und An
teilen an Investmentfonds. Bei Letzteren handelt es sich zu großen Teilen um Aktienfonds und gemischte Wertpapier
fonds. Die Aussicht auf Kurssteigerungen nach dem Ein
bruch im Frühjahr sowie die immer leichtere Zugänglich
keit der Kapitalmärkte dank einschlägiger Apps konnten sicherlich auch zum hohen Kapitalmarktengagement bei
tragen.
Die Außenfinanzierung nichtfinanzieller Kapitalgesellschaf
ten, die im Schaubild auf Seite 16 abgetragen ist, zog 2020 wieder etwas an. Der jüngste Anstieg der Außenfinanzie
rung dürfte in erster Linie auf den erhöhten Liquiditätsbe
darf nichtfinanzieller Unternehmen zurückzuführen sein, um den in Folge der CoronaPandemie eingetretenen Um
satzrückgang zu kompensieren und die Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Die Finanzierung von Investitionen spielte
verzeichnen auch 2020 Bewertungs
gewinne
Anstieg der Außenfinan
zierung nichtfinanzi
eller Unter
nehmen teil
weise be
dingt durch staatlich garantierte Kredite
sprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrich
tungen erneut in nennenswertem Umfang, wenn auch schwächer als der Anstieg des Finanzierungsüberschusses.
Die noch immer hohe Präferenz für diese als risikoarm gel
tenden Instrumente deutet somit nach wie vor auf eine hohe Risikoaversion der privaten Haushalte hin.
Sicherere und liquidere Geldanlagen gehen zumeist mit ei
ner geringeren Rendite einher, was sich besonders in Pha
sen wie dem aktuellen Niedrigzinsumfeld bemerkbar macht.
Vor diesem Hintergrund sind seit einigen Jahren Anzeichen erkennbar, dass Aktien und Investmentfondsanteile – und damit insgesamt riskantere und renditestärkere Anlagefor
men – zunehmend an Bedeutung bei der Geldanlage ge
winnen (siehe oben stehendes Schaubild). 2020 erlebte das Kapitalmarktengagement der privaten Haushalte einen kräftigen Schub. Vor allem Aktien und Investmentfonds
anteile erfreuten sich großer Beliebtheit, während Schuld
verschreibungen per saldo abgestoßen wurden. Dies deu
tet darauf hin, dass private Haushalte bei der Anlageent
scheidung zunehmend auch auf Renditeaspekte achten.
Neben transaktionsbedingten Mittelzuflüssen prägen auch
Renditeüberlegungen spielen eine zunehmende Rolle
Private Haus
* Einschl. privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
Deutsche Bundesbank
2015 2016 2017 2018 2019 2020
Geldvermögensbildung der privaten Haushalte
*)in Bankeinlagen und Wertpapieren
40 20 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240
– – + + + + + + + + + + + +
Transaktionen in Mrd €
Langfristige Spareinlagen Sparbriefe
Termineinlagen
Bankeinlagen
liquideWertpapiere
weniger liquide
Börsennotierte Aktien, Investmentfondsanteile und Schuldverschreibungen
Kurzfristige Spareinlagen (bis 3 Monate) Bargeld und Sichteinlagen
bedeutsame Rolle und übertraf die Werte der Vorjahre deutlich.
Die Innenfinanzierung – das heißt die Finanzierung über einbehaltene Gewinne – ergibt zusammen mit der Außen
finanzierung die Gesamtfinanzierung. Im Gegensatz zur Außenfinanzierung ist die absolute Höhe der Innenfinan
zierung seit 2015 weitgehend stabil. Ihr Anteil an der Ge
samtfinanzierung schwankt dementsprechend spiegelbild
lich zur Entwicklung der Außenfinanzierung. Aufgrund der jüngsten Erhöhung des Außenfinanzierungsanteils auf rund ein Drittel der Gesamtfinanzierung reduzierte sich der Anteil der Innenfinanzierung von knapp vier Fünfteln im Vorjahr auf zuletzt rund zwei Drittel.
Anteil der Innenfinan
zierung an der Ge
samtfinan
zierung zuletzt gesunken
gleich zu den Vorjahren bestätigte der Bank Lending
Survey für 2020 eine deutliche Schwerpunktverschiebung der ausschlaggebenden Faktoren für die Aufnahme von Bankkrediten von Anlageinvestitionen hin zu Lagerhaltung und Betriebsmitteln. Staatlich garantierte und vom Bund finanzierte Kredite wurden insbesondere in der ersten Jah
reshälfte 2020 in großem Umfang in Anspruch genommen und stützten die Kreditvergabe im langfristigen Bereich.
Zudem war die Finanzierung über Schuldverschreibungen 2020 so hoch wie zuletzt Anfang der 90er Jahre. Dagegen war der Außenfinanzierungsbeitrag der Handelskredite zwar höher als im Vorjahr, aber noch immer deutlich gerin
ger als im längerfristigen Mittel. Die Eigenkapitalfinanzie
rung über die Ausgabe von Aktien und sonstigen Beteili
1 Aus dem In- und Ausland.
Deutsche Bundesbank
Finanzierungsstruktur der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften
Mrd €
50 0 50 100 150 200 250 300
– + + + + + +
Außenfinanzierung
(Maßstab vergößert)Gesamtfinanzierung
Aktien
Schuldverschreibungen
Insgesamt
Außenfinanzierung
Innenfinanzierung
0 150 300 450 600 750
2015 2016 2017 2018 2019 2020
Kredite von MFIs 1) Kredite von Nicht-MFIs 1) Handelskredite und übrige Verbindlichkeiten
Sonstige Anteilsrechte
Versicherungstechnische Rückstellungen
Finanzderivate und Mitarbeiteraktienoptionen
I. Gesamtwirtschaft (konsolidiert)
1. Vermögensbildung, Sparen und Finanzierungssalden
Position ESVG 2010 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Vermögensbildung Mrd €
Sachvermögensbildung 1) 52,91 64,02 97,32 110,57 95,10 20,42
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 28,36 35,12 63,08 74,42 48,28 – 25,32
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 2,08 – 0,08 1,81 – 1,23 4,02 5,96
Monetäre Finanzinstitute 2) S.121-S.123 2,92 0,58 1,40 – 3,99 – 0,93 – 0,80
Sonstige Finanzinstitute 3) S.124-S.127 – 0,82 – 0,37 0,32 2,67 4,82 6,67
Versicherungen 4) S.128/S.129 – 0,02 – 0,29 0,09 0,10 0,13 0,09
Staat S.13 – 3,81 – 2,08 – 1,57 2,00 5,54 9,42
Private Haushalte 5) S.14/S.15 26,26 31,06 34,00 35,38 37,26 30,36
Nettokreditgewährung an die übrige Welt 6) 259,38 269,10 251,53 248,65 244,01 229,44
Insgesamt 312,28 333,12 348,85 359,22 339,11 249,86
Sparen
7)Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 102,74 111,07 96,37 70,66 52,47 47,87
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 – 1,28 – 7,00 – 1,05 0,44 – 1,03 – 7,67
Monetäre Finanzinstitute 2) S.121-S.123 4,03 5,60 1,61 5,65 5,24 – 0,59
Sonstige Finanzinstitute 3) S.124-S.127 – 8,30 – 7,76 – 3,97 – 5,60 – 5,94 – 7,02
Versicherungen 4) S.128/S.129 2,99 – 4,84 1,32 0,39 – 0,33 – 0,06
Staat S.13 25,26 34,29 42,82 63,64 58,01 – 130,19
Private Haushalte 5) S.14/S.15 185,56 194,76 210,70 224,48 229,66 339,86
Insgesamt S.1 312,28 333,12 348,85 359,22 339,11 249,86
Finanzierungssalden
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 74,38 75,95 33,29 – 3,76 4,19 73,19
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 – 3,37 – 6,92 – 2,86 1,66 – 5,05 – 13,63
Monetäre Finanzinstitute 2) S.121-S.123 1,11 5,02 0,21 9,64 6,17 0,21
Sonstige Finanzinstitute 3) S.124-S.127 – 7,48 – 7,39 – 4,30 – 8,26 – 10,76 – 13,69
Versicherungen 4) S.128/S.129 3,01 – 4,55 1,23 0,28 – 0,46 – 0,15
Staat S.13 29,07 36,37 44,40 61,65 52,47 – 139,62
Private Haushalte 5) S.14/S.15 159,30 163,70 176,70 189,10 192,40 309,50
Insgesamt 8) S.1 259,38 269,10 251,53 248,65 244,01 229,44
Vermögensbildung in % der gesamten verfügbaren Einkommen
Sachvermögensbildung 1) 2,1 2,4 3,6 4,0 3,3 0,8
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 1,1 1,3 2,3 2,7 1,7 – 0,9
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 0,1 0,0 0,0 0,1 0,0 0,0
Staat S.13 – 0,2 – 0,1 – 0,1 0,1 0,2 0,3
Private Haushalte 5) S.14/S.15 1,0 1,2 1,3 1,3 1,3 1,1
Nettokreditgewährung an die übrige Welt 6) 10,3 10,3 9,3 8,9 8,5 8,4
Insgesamt 12,4 12,7 12,9 12,9 11,9 9,2
Sparen
7)Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 4,1 4,2 3,6 2,5 1,8 1,8
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 – 0,1 – 0,3 – 0,0 0,0 – 0,0 – 0,3
Staat S.13 1,0 1,3 1,6 2,3 2,0 – 4,8
Private Haushalte 5) S.14/S.15 7,4 7,4 7,8 8,0 8,0 12,5
Insgesamt S.1 12,4 12,7 12,9 12,9 11,9 9,2
1 Nettoanlageinvestitionen und Vorratsveränderung sowie Nettozugang an
nichtproduzierten Vermögensgütern. 2 Kreditinstitute einschl. Deutsche Bundesbank, Zusatzversorgungsein richtungen. 5 Einschl. private Organisationen ohne Erwerbszweck. 6 Entspricht der Differenz zwischen Sparen und Sachver mögensbildung
I. Gesamtwirtschaft (konsolidiert)
2. Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung
Position ESVG 2010 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Geldvermögensbildung Mrd €
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 150,79 132,58 198,49 145,47 61,09 203,74
Staat S.13 – 11,86 16,03 25,47 7,55 31,90 128,43
Private Haushalte 1) S.14/S.15 195,99 211,23 233,16 258,69 274,06 393,31
Nichtfinanzielle Sektoren insgesamt 334,92 359,84 457,11 411,71 367,05 725,48
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 300,80 630,79 418,30 569,02 534,42 875,82
Monetäre Finanzinstitute 2) S.121-S.123 93,93 385,12 293,25 291,35 235,69 566,65
Sonstige Finanzinstitute 3) S.124-S.127 116,86 148,84 47,70 191,83 168,49 221,18
Versicherungen 4) S.128/S.129 90,00 96,83 77,34 85,84 130,25 87,99
Inländische Sektoren insgesamt S.1 635,72 990,63 875,40 980,74 901,47 1 601,30
darunter:
gegenüber der übrigen Welt 251,92 344,54 351,24 377,64 239,91 632,42
Außenfinanzierung
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 85,72 123,25 129,14 175,46 144,16 199,32
Staat S.13 – 40,92 – 20,35 – 18,93 – 54,09 – 20,57 268,05
Private Haushalte 1) S.14/S.15 36,69 47,53 56,46 69,59 81,66 83,81
Nichtfinanzielle Sektoren insgesamt 81,48 150,42 166,66 190,96 205,24 551,17
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 304,17 637,71 421,15 567,36 539,46 889,45
Monetäre Finanzinstitute 2) S.121-S.123 92,83 380,10 293,04 281,71 229,52 566,44
Sonstige Finanzinstitute 3) S.124-S.127 124,34 156,23 52,00 200,09 179,24 234,87
Versicherungen 4) S.128/S.129 87,00 101,38 76,11 85,56 130,70 88,14
Inländische Sektoren insgesamt S.1 385,65 788,14 587,82 758,31 744,70 1 440,62
darunter:
gegenüber der übrigen Welt 1,85 142,06 63,66 155,22 83,15 471,74
Nettogeldvermögensbildung
Nichtfinanzielle Sektoren 253,44 209,42 290,44 220,76 161,80 174,30
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 – 3,37 – 6,93 – 2,86 1,66 – 5,04 – 13,62
Inländische Sektoren insgesamt 5) S.1 250,07 202,49 287,59 222,42 156,76 160,68
Nachrichtlich: Statistische Differenz 6) – 9,31 – 66,61 36,05 – 26,22 – 87,25 – 68,76
Geldvermögensbildung in % der gesamten verfügbaren Einkommen
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 6,0 5,1 7,3 5,2 2,1 7,5
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 12,0 24,1 15,4 20,4 18,7 32,2
Staat S.13 – 0,5 0,6 0,9 0,3 1,1 4,7
Private Haushalte 1) S.14/S.15 7,8 8,1 8,6 9,3 9,6 14,5
Inländische Sektoren insgesamt S.1 25,3 37,9 32,3 35,1 31,5 58,8
darunter:
gegenüber der übrigen Welt 10,0 13,2 13,0 13,5 8,4 23,2
Außenfinanzierung
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften S.11 3,4 4,7 4,8 6,3 5,0 7,3
Finanzielle Kapitalgesellschaften S.12 12,1 24,4 15,5 20,3 18,9 32,7
Staat S.13 – 1,6 – 0,8 – 0,7 – 1,9 – 0,7 9,9
Private Haushalte 1) S.14/S.15 1,5 1,8 2,1 2,5 2,9 3,1
Inländische Sektoren insgesamt S.1 15,3 30,1 21,7 27,1 26,0 52,9
darunter:
gegenüber der übrigen Welt 0,1 5,4 2,3 5,6 2,9 17,3
1 Einschl. private Organisationen ohne Erwerbszweck. 2 Kreditinstitute einschl.
Deutsche Bundesbank, Bausparkassen und Geldmarktfonds. 3 Einschl. Investmentfonds. Nettokreditgewährung an die übrige Welt einschl. statistischer Differenz. 6 Entspricht dem Restposten im Finanzierungskonto der übrigen Welt aufgrund der statistisch nicht