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Bluten für die Gesundheit?

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112 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2013 | www.pta-aktuell.de

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er Aderlass ist

eine der ältesten Therapien der Medizin. Schon in der Antike kam er bei Fie- ber- oder Entzündungskrank- heiten zum Einsatz und sollte den Körper entgiften und ent- lasten. Das Heilverfahren ent- wickelte sich aus zwei Ideen.

Zum einen glaubte man an die Blutfülle (Plethora), wonach der Körper zu viel Blut bildete, das sich staute und verdarb. Die zweite Vorstellung, die dem Aderlass zugrunde lag, war die Humoralpathologie, die der griechische Arzt Hippokrates um 400 v. Chr. entwickelte. Ihr zufolge wirken im menschli-

chen Körper vier Säfte: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Nur bei einem Gleichge- wicht aller Säfte ist der Mensch gesund. Ein Ungleichgewicht kann durch eine spezielle Diät, durch Arzneimittel, aber auch durch eine Blutentnahme wie- der ausgeglichen werden. Man zapfte das „schlechte“ Blut an

verschiedenen Körperstellen, meist jedoch am Unterarm, ab. Wie viel Blut abgenommen wurde, lag im Ermessen des Arztes. Danach wurde die Blu- tung mit einem Druckverband gestillt; in seltenen Fällen wurde die Wunde auch vernäht.

Universaltherapie Im Mittel- alter kam der Aderlass richtig in Mode. Man setzte ihn gegen fast alle Krankheiten ein, sei es die Pest, Fieber, Gicht oder Über- gewicht. Neben Ärzten führ- ten auch Bader einen Aderlass durch – sie hatten zwar keine medizinische Ausbildung, wa- ren dafür aber für jedermann erschwinglich. Häufig wurde viel zu viel Blut abgezapft, manchmal ein Liter oder mehr.

Bedenkt man, dass ein erwach- sener Mensch über fünf bis sechs Liter Blut verfügt, wun- dert es nicht, dass die sowieso schon geschwächten Patienten häufig eher am Blutverlust als an der ursprünglichen Krank- heit starben. Obwohl der engli- sche Arzt William Harvey 1628 den Blutkreislauf entdeckte und sich das medizinische Weltbild damit tiefgreifend änderte, hielt sich der Aderlass als therapeuti- sche Maßnahme noch bis weit ins 19. Jahrhundert.

Moderne Anwendung An- fang des 20. Jahrhunderts wurde die ausleitende Therapie durch den österreichischen Arzt Bern- hard Aschner neu entdeckt.

Heute entnimmt man aller- dings vergleichsweise geringe Blutmengen, je nach Anam- nese, Symptomatik, Blutbild, Geschlecht und Alter zwischen 50 und 500 Milliliter (bei einer Blutspende wird ebenfalls diese Menge „abgezapft“). Natürlich wird der Eingriff mittlerweile mit einer sterilen Kanüle durch- geführt. Beim Aderlass kommt es zu einem Volumenverlust, der dadurch ausgeglichen wird,

Im Mittelalter galt er als Allzweckwaffe gegen fast alle Krankheiten.

Doch häufig bezahlten die Patienten das brachiale Blutabzapfen mit dem Leben. Heute hat die Naturheilkunde das Verfahren wieder entdeckt.

Bluten für

die Gesundheit?

© Nikita Buida / fotolia.com

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dass aus dem Zwischenzellge- webe eiweißarme Flüssigkeit nachströmt – das Blut wird verdünnt. Außerdem werden durch die Bewegung im Gefäß- system schädliche Stoffe schnel- ler abtransportiert.

Nachweisbare Effekte Tat- sächlich wird die Fließge- schwindigkeit des Blutes er- höht und auch der Eisenwert deutlich gesenkt. Aus diesem Grund setzt man den Ader- lass auch heute noch bei zwei lebensbedrohlichen Krankhei- ten ein: der Hämochromatose und der Polyzythämie. Bei der Hämochromatose nimmt der Körper vermehrt Eisen aus der Nahrung auf, das er in ver- schiedenen Organen speichert, vor allem jedoch in der Leber.

Es kommt zu einer regelrechten Eisenvergiftung, die unbehan- delt schon früh zu Zellschäden und meist bereits in der vierten Lebensdekade zu lebensbedroh- lichen Organschäden führt.

Für Patienten mit Hämochro- matose ist der lebenslang zu wiederholende Aderlass somit eine wichtige und nebenwir- kungsfreie Möglichkeit, die zu hohen Bluteisenwerte zu sen- ken. Bei der Polyzythämie han- delt es sich hingegen um eine Knochenmarkserkrankung, die dazu führt, dass zu viele Blutzel- len gebildet werden. Hierdurch wird das Blut dickflüssig und es besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen. Durch einen re- gelmäßigen Aderlass wird das Blut wieder verdünnt und somit die Thrombosegefahr gesenkt.

Blutspende gegen Blut- hochdruck In der Naturheil- kunde wird der Aderlass bei Durchblutungsstörungen, Mi- gräne, Rheuma, Arthritis, Gicht, aber auch bei Hauter- krankungen und Stimmungs- schwankungen eingesetzt. Der Aderlass soll entgiften und ent- schlacken, und durch erhöhte Blutzirkulation und Zellbildung das Immunsystem stärken.

Daher kommt er in der Natur- heilkunde sogar vorbeugend zum Einsatz.

Eine Studie der Charité in Ber- lin zeigte, dass ein Aderlass den systolischen Wert bei Blu- thochdruckpatienten durch- schnittlich um bis zu 16 mmHg senken kann. Auch hier geht man davon aus, dass der ver- minderte Eisenwert die Ursache

sein könnte, denn Eisen steht in Verdacht, die Elastizität der Ge- fäßwände herabzusetzen. Sollte sich dieser therapeutische Vor- teil des Aderlasses in weiteren Studien bestätigen, könnte auch die caritative Form des Aderlas- ses, die Blutspende, eine ganz neue Facette bekommen. ■

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

, Weitere Informationen zum Aderlass nach Mond- phasen finden Sie, wenn Sie diesen Artikel online unter www.pta-aktuell.de lesen!

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