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Rahmenkonzept Kulturelle Bildung:

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Academic year: 2022

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Senatsverwaltung für Bildung, Berlin, den 21. April 2016 Jugend und Wissenschaft Tel.: 90227 (9227) - 5120

- II A 1 KuBi - Fax: 90227 (9227) – 6163

E-Mail:

angelika.tischer@senbjw.berlin.de

An den

Vorsitzenden des Hauptausschusses über

den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen –

Vierter Fortschrittsbericht zur Umsetzung des Rahmenkonzepts Kulturelle Bildung

107. Sitzung des Hauptausschusses vom 22.06.2011

47. Sitzung des Hauptausschusses vom 06.11.2013 - Rote Nr. 0875 sowie 0875 A und 0875 B –

74. Sitzung des Hauptausschusses vom 11.03.2015 - Rote Nr. 0072 F –

80. Sitzung des Hauptausschusses vom 24.06.2015 - Rote Nr. 0072 F sowie Rote Nr. 0072 G -

85. Sitzung Hauptausschuss vom 02.10.2015 - Rote Nr. 0072 G -

Ansatz des abgelaufenen Haushaltsjahres: ./. €

Ansatz des laufenden Haushaltsjahres: ./. €

Ansatz des kommenden Haushaltsjahres ./. €

Ist des abgelaufenen Haushaltsjahres: ./. €

Verfügungsbeschränkungen: ./. €

Aktuelles Ist ./. €

Gesamtkosten:

hier ohne Belang

Der Hauptausschuss hat in seiner oben bezeichneten Sitzung vom 22.06.2011 im Zu- sammenhang mit der Behandlung des Zweiten Fortschrittsberichts im Hinblick auf die wei- tere Berichterstattung zur Umsetzung des Rahmenkonzeptes Kulturelle Bildung beschlos- sen:

„Künftiger Turnus der Berichterstattung alle zwei Jahre,…“

Der Dritte Fortschrittsbericht wurde fristgemäß zum 30.04.2013 ans Abgeordnetenhaus übergeben und in der 47. Sitzung des Hauptausschusses vom 06.11.2013 auf der Grund- lage der Stellungnahmen aus dem Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie sowie aus dem Ausschuss für Kulturelle Angelegenheiten (0875 A und 0875 B) angenommen.

0072 H

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2

In seiner 74. Sitzung hat der Hauptausschuss den vorliegenden Antrag von SenBildJug- Wiss auf Verschiebung des Abgabetermins für den Vierten Fortschrittsbericht zur Umset- zung des Rahmenkonzeptes Kulturelle Bildung um ein Jahr zum 30.04.2016 (Rote Nr.

0072 F) mit Bezug auf die Berichtsaufträge aus den Roten Nr. 0875 A und 0875 B vertagt mit der Bitte an SenBildJugWiss,

„…rechtzeitig zur Sitzung am 24.06.2015 die offenen Berichte vorzulegen“.

In seiner 80. Sitzung am 24.06.2015 hat der Hauptausschuss den Antrag unter der Roten Nr. 0072 F gemäß Konsensliste zustimmend zur Kenntnis genommen und den „Zwischen- bericht zum Vierten Fortschrittsbericht“ (Rote Nr. 0072 G) zwecks Stellungnahme an den Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie sowie den Ausschuss für Kulturelle Angele- genheiten überwiesen.

In seiner 85. Sitzung am 02.10.2015 hat der Hauptausschuss den Zwischenbericht zum Vierten Fortschrittsbericht (0072 G) zur Kenntnis genommen.

Es wird gebeten, mit nachfolgendem Bericht den Beschluss als erledigt anzusehen.

Anhängend wird der Vierte Fortschrittsbericht zur Umsetzung des Rahmenkonzeptes Kul- turelle Bildung vorgelegt.

In Vertretung Mark Rackles

Senatsverwaltung für Bildung,

Jugend und Wissenschaft

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Die Umsetzung des

Berliner Rahmenkonzepts Kulturelle Bildung

Vierter Fortschrittsbericht

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Gliederung

Einleitung S. 4

Teil A: Der Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung S. 8 Teil B

Handlungsfeld 1: Stärkung der Angebote in den Bezirken S. 11

1.1 Jugendkunstschulen S. 11

1.2 Musikschulen S. 12

1.3 Fördersäule III des Projektfonds Kulturelle Bildung S. 12

1.4 Jugendkulturzentren S. 13

1.5 Runde Tische Kulturelle Bildung S. 14

1.6 „Jugendkultur bewegt – Partizipation mit Kultureller Bildung“ S. 15 1.7 Jugend-Demokratiefonds Berlin STARK gemacht! Jugend nimmt Einfluss S. 16

Handlungsfeld 2: Kooperationen und Partnerschaften S. 17

2.1 TanzZeit S. 17

2.2 TUSCH – Theater und Schule S. 18

2.3 TUKI – Theater und Kita S. 18

2.4 KinderKünsteZentrum S. 19

2.5 Erzählzeit S. 20

2.6 MÄRCHENLAND – Deutsches Zentrum für Märchenkultur S. 21

2.7 Kulturpate e.V. S. 22

2.8 SING! S. 23

2.9 Querklang und Nachhall S. 24

2.10 Kooperationen der Musikschulen mit Kindertagesstätten und Schulen S. 25

2.11 Initiative Museum und Schule S. 26

2.12 Das MACHmit! - Museum für Kinder S. 26

2.13 denkmal aktiv & denk.mal.grundschule S. 27

2.14 Alice - Museum für Kinder im FEZ-Berlin S. 28

2.15 Kooperationsprojekte mit Geflüchteten S. 29

Handlungsfeld 3: Schulqualität und Schulentwicklung S. 31 3.1. Modellprogramm Kulturagenten für kreative Schulen S. 31 3.2 Qualitätssiegel Kulturelle Bildung / Zertifizierung von Schulen S. 34 3.3 Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstufen 1 - 10 S. 34 3.4 Lernbereich Film bzw. Curriculare Vorgaben zum Unterrichtsbereich „Film“ S. 35 3.5 Erasmus+ Projekt „Schule INKLUSIVE Kulturelle Bildung“ S. 35 3.6 Kulturelle Bildung an beruflichen Schulen und Oberstufenzentren S. 37

3.7 Bauereignis S. 37

3.8 „Max – Artists in Residence an Grundschulen“ S. 38

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3

3.9 Erfahrungen mit Kultureller Bildung als Qualitätskriterium im Handlungsrahmen

Schulqualität in Berlin S. 39

Handlungsfeld 4: Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung und andere Qualifi-

zierungsmaßnahmen S. 41

4.1 Qualifizierende Angebote und Formate im Feld frühkindlicher Bildung S. 41 4.2 Qualifizierende Angebote und Formate im Feld der Schule S. 45 4.3 Qualifizierende Angebote und Formate im Feld der Jugendarbeit/

Jugendsozialarbeit S. 47

4.4 Die Qualifizierungsinitiative des BMBF – Konzepte Berliner Institutionen S. 48

4.5 Internationale Jugendarbeit S. 51

Handlungsfeld 5: Evaluation, Kommunikation und Netzwerkarbeit, Drittmittel S. 53

5.1 Evaluation S. 53

5.2 Kommunikation und Netzwerkarbeit S. 54

5.3 Drittmittel S. 56

Anlagen:

Anlage 1: BMBF-Programm „Kultur macht stark“, Stand vom 1. Januar 2016 S. 58 Anlage 2: Mitglieder der Ressortübergreifenden AG S. 60 Anlage 3: Mitglieder des Beirats des Projektfonds Kulturelle Bildung S. 62

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Einleitung

Seit ca. zehn Jahren zählt die kontinuierliche Erhöhung des Stellenwerts von kultureller Bil- dung in den Berliner Kultur- und Bildungseinrichtungen zu den zentralen bildungs- und kul- turpolitischen Aufgaben des Landes Berlin. Diese werden sowohl durch die schulischen als auch die außerschulischen, die kulturellen wie die kinder- und jugendkulturellen Einrichtun- gen wahrgenommen. Die Handlungs- und Politikfelder Vorschulische Bildung, Schule, Ju- gend, Fort- und Weiterbildung sowie Kultur stehen in diesem Prozess in einer engen Ver- antwortungspartnerschaft für ein integrales Gesamtangebot kultureller Bildung, das insbe- sondere auf den Ausgleich von Benachteiligungen von Menschen mit Zugangsbeschränkun- gen ausgerichtet sein muss.

Mit der Annahme des Berliner Rahmenkonzepts Kulturelle Bildung und des Berliner Projekt- fonds Kulturelle Bildung im Jahr 2008 wurden deutliche Impulse für die Förderung und den Ausbau von Angeboten der kulturellen Bildung in Berlin gesetzt und die Basis für eine sys- tematische und ressortübergreifende Kooperation geschaffen.

Teilhabe sichern

Gemäß den Zielstellungen des Rahmenkonzeptes wurde in den zurückliegenden Jahren schrittweise ein breites kulturelles Angebot entwickelt, das an der Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen orientiert ist und den Heranwachsenden Möglichkeiten aufzeigt, sich mit sich selbst und der Welt auf künstlerische Weise auseinan- derzusetzen. Dies stellt eine wichtige Zugangsvoraussetzung für eine breite kulturelle Teil- habe dar. Vermittlungsformate, die Partizipation an kulturellen und künstlerischen Prozessen sowie kreative und experimentelle Lernerfahrungen mit allen Sinnen ermöglichen, die quali- tätsvolle Zugänge zur ästhetischen Bildung schaffen und die ästhetische Urteilskraft und Handlungskompetenzen fördern, werden durch das Konzept im besonderen Maße unter- stützt.

Innovative Projekte und Formate

Initiiert durch das Rahmenkonzept und flankiert durch neue berlinspezifische Programme und Formate wie dem Partnerschaftsprogramm „Künste und Schule“, dem Berliner Projekt- fonds Kulturelle Bildung und dem Jugend-Demokratiefonds Berlin hat sich in Berlin das Feld der Kulturellen Bildung deutlich erweitert und ausdifferenziert.

Das Angebot so langjährig erfahrener Projekte wie TUSCH, TANZZeit, ErzählZeit, Kontext- Schule wurde im Berichtszeitraum ergänzt durch neue Formate wie TuKi – Theater und Kita, FRATZ, Bauereignis, SING!, KulTür auf! und zahlreiche weitere.

Verankerung in der Regelstruktur

Das Arbeiten in Projekten hat immer einen Anfang und ein Ende und benötigt zusätzliche Ressourcen. Langfristiges Ziel ist es, die neuen Entwicklungen in den Regelstrukturen zu verankern, so dass sie Teil von Normalität werden. Dies ist ein Prozess, der viel Zeit benötigt und extern flankiert werden muss, um erfolgreich zu sein. Das Modellprogramm „Kulturagen- ten für kreative Schulen“ der gemeinnützigen Forum K&B GmbH, initiiert und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator und kofinanziert durch das Land Ber-

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lin (2011-2015) hat Schulen dabei unterstützt, die kulturelle Bildung im schulischen Leben strukturell zu verankern. „Kulturagenten für kreative Schulen Berlin“ setzt als Berliner Lande- sprogramm seit Februar 2016 diese Entwicklung fort, weitet sie aus und passt sie zugleich an die spezifischen Berliner Bedingungen an.

Qualitative Veränderungen der Rahmenbedingungen

Die Bedeutung kultureller Bildung wird in ganz Deutschland heute anders wahrgenommen als beim Start des Berliner Rahmenkonzeptes im Jahr 2008. Dazu beigetragen haben auch Initiativen, Programme und Projekte der Bundesregierung, die in den letzten Jahren ihr En- gagement im Feld der kulturellen Bildung sehr verstärkt hat. Neben dem Programm „Kultur macht stark! – Bündnisse für Bildung“ wurde eine „Qualifizierungsinitiative zur Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur pädagogischen Weiterbildung von Kunst- und Kultur- schaffenden“ gestartet. Darüber hinaus werden verstärkt Fördermittel für die Forschung zur kulturellen Bildung bereitgestellt.

Das Programm „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ des BMBF, das 2013 gestartet wurde und eine Laufzeit bis 2017 hat, zielt auf die Stärkung bildungsbenachteiligter Kinder und Jugendlicher und die Verbesserung von deren Zugangsmöglichkeiten zu kultureller Bil- dung. Seit Beginn der Förderung wurden aus diesem Programm 253 Berliner Bündnisse ge- fördert. Das entspricht ca. 10% aller geförderten Maßnahmen bundesweit.

Mit der Qualifizierungsinitiative des BMBF wurde die Aufmerksamkeit von Universitäten, Hochschulen und anderen Trägern darauf gelenkt, dass Kulturschaffende, die im Feld kultu- reller Bildung tätig sind und/oder dabei mit Akteuren aus den Schulen und den Kinder- und Jugendeinrichtungen kooperieren, einen spezifischen Qualifizierungsbedarf haben, auf den mit passenden Konzepten reagiert werden kann.

Die Antragsphase für die Genehmigung von Fördermitteln auf dem Gebiet der Forschung zur kulturellen Bildung ist noch nicht abgeschlossen.

Wichtige Impulse erfolgten auch durch Initiativen von Stiftungen und Stiftungsverbünden. So strebt das Themencluster Kultur der Stiftung Mercator die Verankerung der Kulturellen Bil- dung im Bildungssystem und die Veränderung von Lehr- und Lernkultur an und hat 2013 mit der Konferenz „Stärken stärken: Kulturelle Bildung im Dialog“ (in Zusammenarbeit mit der KMK) Impulse in Richtung Politikberatung gesetzt.

Der „Rat für Kulturelle Bildung“ wurde 2013 auf Initiative der Stiftung Mercator von einem Stiftungsverbund berufen, dem neben der Stiftung Mercator sechs weitere Stiftungen ange- hören. Der Rat ist ein unabhängiges Gremium, das sich umfassend mit der Lage und der Qualität Kultureller Bildung in Deutschland befasst. Er zieht seine Erkenntnis- und Wir- kungsmöglichkeiten aus der fachlichen Expertise seiner 14 Mitglieder.

Seit 2013 wurden vom „Rat für Kulturelle Bildung“ drei wichtige Publikationen herausgege- ben: Alles immer gut. Mythen Kultureller Bildung (2013), Schön, dass ihr da seid. Kulturelle Bildung: Teilhabe und Zugänge (2014) und Zur Sache. Kulturelle Bildung: Gegenstände, Praktiken und Felder (2015). Außerdem hat der Rat für Kulturelle Bildung die Studie Ju- gend/Kunst/Erfahrung. Horizont 2015 in Auftrag gegeben, die das Kulturverständnis, die kul- turellen Interessen und Aktivitäten von Schülerinnen und Schülern neunter und zehnter Klas- sen an allgemeinbildenden Schulen untersucht hat.

Die Kulturstiftung des Bundes bereitet derzeit zwei neue Programme vor, die sich mit den Grundvoraussetzungen und Bedingungen gelingender Kooperation zwischen Museen und

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Schule beschäftigen und in Berlin mit dem Schuljahr 2016/17 starten werden: Bauhaus- Agenten und Vermittlungslabor BodeMuseum (beides Arbeitstitel).

Von all diesen Initiativen, die hier nur exemplarisch angesprochen werden können, gehen theoretisch fundierte Impulse ins Feld. Sie beziehen Kultureinrichtungen, Künstler/innen, Wissenschaftler/innen, Schulen, Kitas, Jugendeinrichtungen, Jugendkunstschulen und weite- re Partner mit ein. Es entstehen Querverbindungen in personeller und institutioneller Hin- sicht. Sukzessive bauen sich dichter werdende regionale und überregionale Netzwerke auf.

Auch in der Öffentlichkeit wächst das Bewusstsein für den Wert und das Potenzial der kultu- rellen Bildung bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

Dieser bereits im Dritten Fortschrittsbericht beschriebene Prozess hat sich fortgesetzt und ist bedeutend dynamischer geworden. Immer mehr Kultur- und Bildungseinrichtungen verste- hen es als ihre Aufgabe, eigene Positionen, Formate und Profile zu entwickeln. Zahlreiche neue Tätigkeits- und Verantwortungsfelder sind im Entstehen: Kulturagenten, Kulturbeauf- tragte, externe Coaches für Kunst- und Kulturvermittler. Der Bedarf an Qualifizierung der Akteure insbesondere im Zusammenhang mit den Herausforderungen der Gestaltung von Kooperation als grundlegendem Arbeitsprinzip steigt. Hochschulen und andere Ausbildungs- institutionen reagieren mit ersten Angeboten auf diesen Bedarf.

Weiterentwicklung Rahmenkonzept Kulturelle Bildung

Die Arbeit im Berichtszeitraum stand im Zeichen der Weiterentwicklung des Rahmenkonzep- tes Kulturelle Bildung. Im Jahr 2011 war an die für Bildung und Jugend sowie Kultur zustän- digen Verwaltungen dazu der Auftrag ergangen. 2013 wurde mit Bezug auf die Erfahrungen aus der Offensive Kulturelle Bildung im Jahr 2006 die Berliner Denkwerkstatt Kulturelle Bil- dung als temporäre Initiative begründet. Acht renommierte und kulturaffine Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Bildung, Wissenschaft und Jugend waren eingeladen, auf der Grundlage des bisher Erreichten konstruktive Vorschläge für die Neu- bzw. Weiterentwicklung von Strukturen und Inhalten im Feld der kulturellen Bildung in Berlin zu erarbeiten. Im Ergebnis der Arbeit wurde im September 2014 das Positionspapier mit den Empfehlungen der Berliner Denkwerkstatt übergeben.

Von Herbst 2014 an hat sich die Ressortübergreifende Arbeitsgruppe intensiv mit diesen Empfehlungen und einem Empfehlungspapier der LKJ Berlin aus dem Jahr 2015 auseinan- dergesetzt und ein Konzept zur Weiterentwicklung erstellt. Es wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, in die Mitarbeiter/innen der für die jeweiligen Inhalte zuständigen zentralen und be- zirklichen Verwaltungen, nachgeordneten Einrichtungen sowie landeseigenen GmbH, Berli- ner Hochschulen und Universitäten sowie externe Kooperationspartner/innen zur Mitarbeit eingeladen wurden. Die Unter-Arbeitsgruppen haben zu den thematischen Schwerpunkten Verdichtung und Ausbau der bezirklichen Netzwerke, qualitative Impulse für Kooperationen und Partnerschaften, kulturelle Bildung im Studium sowie in Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Qualitätsentwicklung in Kita und Schule gearbeitet, die zugleich wichtige Handlungs- felder ausmachen.

Die Ressortübergreifenden Arbeitsgruppe (ÜAG) und ihre Unterarbeitsgruppen (UAG) Nach Annahme des Rahmenkonzeptes wurde die ÜAG aus Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern der Bildungs-, Jugend- und Kulturverwaltung gebildet, in deren Zuständigkeit Aufgaben fallen, die vom Rahmenkonzept benannt werden. Berufen wurden auch Mitarbeiter/innen aus der KPB, die als landeseigene GmbH im Auftrag von Skzl-Kultur arbeitet. Darüber hinaus gehören der ÜAG Mitarbeiter/innen der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen

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sowie aus den Fachbereichen Bildung, Jugend und Kultur der bezirklichen Verwaltungen an.

Die ÜAG arbeitet unter Federführung der Bildungsverwaltung als Verwaltungsarbeitsgruppe.

Sie kommt jährlich ca. sechs- bis achtmal zusammen und behandelt aktuelle Fragen der Umsetzung, im Berichtszeitraum auch der Weiterentwicklung des Rahmenkonzeptes. Dazu werden bei Bedarf Gäste eingeladen, die nicht in der Verwaltung arbeiten, sondern in Ar- beitsfeldern, die für die Erfüllung der Aufgaben der ÜAG von Bedeutung sind.

Die ÜAG entscheidet über die Einberufung von Unterarbeitsgruppen, die temporär befristet und mit einem bestimmten Auftrag arbeiten. In diese können auch Expertinnen und Experten eingeladen werden, die nicht in der Verwaltung arbeiten. Anlage 2 enthält eine Übersicht der Zusammensetzung der ÜAG.

Zum Aufbau des Vierten Fortschrittsberichts

Der Vierte Fortschrittsbericht gliedert sich in die Teile A und B.

In Teil A erfolgt seit 2011 die Berichterstattung zum Projektfonds. Seit 2008 ist der Projekt- fonds eines der wichtigsten Steuerungsinstrumente des Rahmenkonzeptes Kulturelle Bil- dung. Er beeinflusst die Entwicklung in allen Handlungsfeldern. Aus diesem Grund kon- zentriert sich Teil A auf die Rolle des Projektfonds als einem zentralen Steuerungs- und Qua- litätsentwicklungsinstrument und behandelt insbesondere dessen Verschränkung mit allen anderen Handlungsfeldern (die Dramaturgie und das Wirksamwerden des Projektfonds, sein Innovationscharakter, die kuratorische, steuernde und unterstützende Wirkung des Projekt- fonds im Gesamtgefüge des Rahmenkonzeptes etc.) und die Möglichkeit, mittels des Pro- jektfonds auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. Angebote kultureller Bil- dung für und mit Geflüchteten zu reagieren.

Teil B enthält die Berichte zur Entwicklung in den Handlungsfeldern eins bis fünf im Zeitraum zwischen dem 1.02.2013 und dem 29.02.2016. Er folgt in der Grundstruktur der Systematik des Zweiten und Dritten Fortschrittsberichtes. Aus handlungslogischen Gründen wurde die Abfolge der Kapitel 3 und 4 verändert.

Wegen der zahlreichen Bezüge zwischen den unterschiedlichen Handlungsfeldern und den verschiedenen Formaten, Projekten, Konzepten etc., über die in den Handlungsfeldern be- richtet wird, und zur Verbesserung der Lesbarkeit des Berichts wurde die tabellarische Be- richterstattung durch einen gegliederten Fließtext ersetzt.

Kulturelle Bildung und ihre Schnittmengen

Kulturelle Bildung hat spezielle Ziele und Aufgaben, zugleich aber Schnittmengen zu ande- ren Politikfeldern und Aufgabenbereichen wie der Politischen Bildung, der Demokratieerzie- hung, den Themen Inter- und Transkulturalität, Diversity, Sprachbildung, Partizipation und Inklusion. Kulturelle Bildung ist per se inklusiv, denn sie setzt bei den Potenzialen an, nicht da, wo es Einschränkungen gibt. Sprachbildung gelingt dort besonders gut, wo authentische Ausdrucks- und Kommunikationsbedürfnisse befriedigt werden. In den bezirklichen Rahmen- vereinbarungen zur Kooperation von Jugendhilfe und Schule gewinnen Angebote zur kultu- rellen Bildung an Bedeutung, Medienkompetenz bei Jugendlichen, die in einer digitalisierten Welt aufwachsen, darf die ästhetische Komponente nicht vernachlässigen.

Die unterschiedlichen Teilstrategien, Ziele und Aufgaben im Zusammenhang zu denken, ist in den zurückliegenden Jahren besser gelungen als zuvor, bedeutet aber noch immer eine große, auch strukturell bedingte Herausforderung für alle.

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Der vorliegende Bericht erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Die beschriebenen Entwicklungen in den fünf Handlungsfeldern, die sich different, ungleichzeitig oder auch pa- rallel und dynamisch wachsend vollziehen und auf verschiedenartigste Einflüsse reagieren, stehen exemplarisch für eine Fülle weiterer Initiativen, Akteure, Projekte, Konzepte, die hier nicht erfasst und beschrieben werden konnten.

Teil A

Der Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung

Der Projektfonds Kulturelle Bildung erfüllt als zentrales und transparentes Förderinstrument des Landes Berlin eine inzwischen nicht mehr wegzudenkende Funktion im Bereich der kul- turellen Bildung in Berlin. Im Berichtszeitraum konnten insgesamt knapp 800 Projekte reali- siert und bis 2014 fast 30.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene als Teilnehmende unterstützt werden. Mehr als 50.000 Personen waren als Publikum bei Projektpräsentationen dabei. In den Projekten hat sich das Tandem-Modell bewährt, d.h. Anträge werden von min- destens zwei einander ergänzenden Partnern gestellt, aus dem Bereich Kunst & Kultur sowie aus dem Bereich Bildung & Jugend.

Drei-Säulen-Modell

Fördersäule 1 – Innovative Kooperationsprojekte

Im Sinne eines landesweiten Ideenwettbewerbs wurden in dieser Säule bis zu einjährige Projekte mit Summen zwischen 3.001 EUR und bis zu 20.000 EUR gefördert. Hier ist das Antrags- und Fördervolumen am höchsten, Anträge können zwei Mal jährlich gestellt wer- den, Projektstart ist jeweils ab Januar oder Juli möglich. Diese Fördersäule zeichnet sich durch eine hohe Varianz von künstlerischen Mitteln und Projektformaten aus. Insgesamt wurden im Berichtszeitraum in dieser Fördersäule rund 850 Anträge gestellt und mehr als 300 Anträge bewilligt (Förderquote von 34%).

Fördersäule 2 – Stadtweite oder modellhafte Strukturprojekte

Bewährte oder besonders modellhafte Projekte mit einer strukturbildenden und mehrjährigen Konzeption konnten und können in dieser Fördersäule mit mehr als 20.001 EUR jährlich ge- fördert werden. Diese müssen in mindestens sechs Berliner Bezirken stattfinden, Anträge können hier nur einmal im Jahr gestellt werden. Mit dieser stadtweiten Reichweite konnte eine Reihe inhaltlicher und struktureller Schwerpunkte gesetzt werden.

Während des Berichtszeitraums wurden die folgenden zuvor aus Fördersäule 2 geförderten Projekte über die Bildungs- bzw. Jugendverwaltung im Landeshaushalt verstetigt: SING!, KinderKünsteZentrum und TuKi (Theater und KiTa). Insgesamt wurden in dieser Fördersäule 45 Anträge gestellt und fast 23 bewilligt (Förderquote von 50%).

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Fördersäule 3 – Lokale kieznahe Projekte

Einzelne kleinere Projekte mit einem Fördervolumen von bis zu 3.000 EUR werden direkt durch Vergabestrukturen in den Berliner Bezirken gefördert, damit möglichst passgenau auf Notwendigkeiten in Sozialräumen reagiert werden kann. Gleichzeitig kann beobachtet wer- den, dass eine gute Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Fördersäulen besteht. Ins- gesamt wurden in dieser Fördersäule über 900 Anträge gestellt und knapp 450 Anträge be- willigt (Förderquote von knapp 50 %). Während des Berichtszeitraums wurden durch Projek- te allein in dieser Fördersäule pro Jahr insgesamt durchschnittlich zwischen 5000-6000 Kin- der, Jugendliche und junge Erwachsene als Teilnehmende erreicht.

Künstlerische Einflüsse: Projekte generieren neue Qualität

Die Durchführung von künstlerisch orientierten Projekten der kulturellen Bildung im Tandem- Format hat kontinuierlich sowohl innovative Zugänge zu existierenden künstlerisch-

kulturellen Formaten und Angeboten hervorgebracht als auch neue Ausdrucksformen geför- dert. Dies kann in Projekten aller Fördersäulen beobachtet werden, inklusive der bezirklichen Fördersäule 3, wo auch in den weniger zentralen Bezirken Antrags- und Projektzahlen kon- stant geblieben oder gestiegen sind. Sowohl im Bereich der darstellenden als auch im Be- reich der bildenden Künste werden durch entsprechende Projekte klassische Modelle von Autorschaft (und ein implizit damit oft genug einhergehendes Kunstverständnis) durch die aktiv mitbestimmende Rolle von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen herausge- fordert. Oft genug kann beobachtet werden, wie durch künstlerische Ko-Autorschaft neue Ästhetiken, Inhalte und Orte in den verschiedenen Sparten Eingang finden. Dies bezieht sich inzwischen u.a. auch auf den Bereich Museum, wo sich in mehreren Projekten die zentrale Frage nach den Strukturen im kuratorischen Bereich neu stellt. Bei der vom Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) Berlin-Brandenburg vorangetriebenen Initiative Museum und Schule geht es beispielsweise um strukturelle und qualitative Veränderungen in der Zusam- menarbeit von Museen und Schulen. So beschäftigt sich das aus dem Projektfonds, Förder- säule I geförderte Projekt „Museum erfinden“ mit partizipativen Möglichkeiten der Kooperati- on.

Die regelmäßige Präsenz von Projektfonds-geförderten Projekten beim Preis für Kulturelle Bildung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) unterstreicht dies. Während des Berichtszeitraums waren zwei Projekte aus der Fördersäule 2 Gewinner des BKM- Preises: Bündnis KulTür Auf!, 2015 (Jugendtheaterbüro) und Junge Pächter, 2013 (Schlesi- sche27). 2014 war das Projekt TUKI unter den Nominierten, im Jahr 2016 RambaZamba Creates Diversity, ebenfalls beide durch Fördersäule 2 gefördert.

Umfassendes Bildungsverständnis und Partizipation

Viele der Projekte finden im Rahmen schulischer Bildung statt und befördern damit u.a. auch ein ganzheitlich und partizipativ ausgerichtetes Lernen und Erleben, worauf an anderer Stelle in diesem Fortschrittsbericht detaillierter eingegangen wird. Strukturell gesehen steht die Offenheit des Projektfonds für außerschulische und informelle Bildungskontexte, wie z.B.

Jugendeinrichtungen, Jugendgruppen oder Unterkunftseinrichtungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchterfahrungen, für ein umfassendes Grundverständnis von Bildung. Dies ist von zentraler Bedeutung, damit man den an die kulturelle Bildung gestellten Ansprüchen gerecht wird, wie z.B.:

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a) Schutz von kultureller Vielfalt (s. z.B. UNESCO Konvention über den Schutz und die För- derung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen vom 20.10.2005);

b) Reduzierung von Zugangsbarrieren (s. z.B. Landesgesetz zu Partizipation und Integration vom 28.12.2010);

c) wertschätzender Umgang mit Diversität (s. z.B. Förderrichtlinien 2016 des Berliner Pro- jektfonds Kulturelle Bildung).

Auf der Basis dieses umfassenden Bildungsverständnisses mit seinen großen Möglichkeiten und Ansprüchen von Partizipation gilt es, neue Gruppen von potentiellen Teilnehmenden zu gewinnen. Während des Berichtszeitraums öffnete sich der Projektfonds insbesondere für die folgenden Themenfelder und gesellschaftlichen Zusammenhänge:

• Ausbau der kulturellen Bildung im Bereich der frühkindlichen Erziehung (in Förder- säule 2 durch die Projekte KinderKünste Zentrum, Theater und KiTa sowie FRATZ);

• kulturelle Bildung im Bereich Strafvollzug, um weitere Instrumente für Resozialisie- rungsmaßnahmen zu erarbeiten (in Fördersäule 2 Gefängnistheater aufBruch!);

• Rassismus- und herrschaftskritische Kulturarbeit, um die emanzipatorischen und transformatorischen Potentiale der kulturellen Bildung zu stärken (in Fördersäule 2 insbesondere das Bündnis KulTür Auf!);

• Wegbereitung der kulturellen Bildungsarbeit mit Geflüchteten und durch Geflüchtete, um die Umsetzung von deren Recht auf Bildung (auch unabhängig von Aufenthalts- status) zu fördern (in Fördersäule 2 die ‚Mondiale‘ während des Berichtszeitraums).

Diversitätsentwicklung, Qualifizierung und Vernetzung

Die Geschäftsstelle des Projektfonds nimmt seit jeher qualifizierende und vernetzende Auf- gaben wahr. Vernetzungsarbeit mit anderen Förderinstrumenten im Bereich kultureller Bil- dung findet kontinuierlich statt, wie z.B. das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ oder die Kulturagenten auf Landesebene. Außerdem wird der Austausch mit Fachorganisationen wie z.B. dem Landesdemokratiezentrum gesucht (Ansprechpartner im Land Berlin für das Bun- desprogramm gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit) oder Netzwerken wie JUMA (Jung Muslimisch Aktiv).

Vernetzungs- und Qualifizierungsarbeit findet insbesondere auch durch die intensive Bera- tungstätigkeit vor Antragstellung in Fördersäule 1 oder Fördersäule 2 („Antragsfitness“, „Ab- rechnungsfitness“ und Einzel- bzw. Gruppenberatungsgespräche) statt. Die Geschäftsstelle hat für viele Antragstellende auch eine Coach-Funktion, die positiven Einfluss auf erfolgrei- che Antragstellung bei anderen Förderprogrammen hat. Durch regelmäßig stattfindende Präsentations- und Diskursveranstaltungen wie „KulturBilder“ oder die jährliche Partnerbörse werden wichtige Erfahrungen weitergegeben, und mögliche Projektpartner können einander kennen lernen.

Außerdem wurden die Richtlinien des Projektfonds mit Wirkung zum 1.1.2016 dergestalt an- gepasst, dass nun auch Mittel für Diversitätsentwicklung und entsprechende Qualifizierungs- angebote im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen Kulturprojekte Berlin, der RAA Berlin (Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie) und der AKOMA Bildung &

Kultur gUG bereitstehen.

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Teil B

Handlungsfeld 1: Stärkung der Angebote in den Bezirken

Der Ausbau der Angebote und Projekte für Kinder und Jugendliche sowie die Quantität und Qualität der Kooperationen und Vernetzungen verschiedener Partner aus Schule, Kultur und Jugend in den Bezirken ist im Berichtszeitraum sehr gut gelungen, was auch auf die Vergabe von Mitteln für kleinere Projekte durch die Fördersäule 3 des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung zurückzuführen ist. Der Erhalt und der Ausbau der lokalen Infrastrukturen von Ju- gend, Bildung und Kultur sind vorangeschritten, wie die Berichte der Jugendkunstschulen, Musikschulen und Jugendkulturzentren zeigen. Die Partizipation von Kindern und Jugendli- chen in allen sie betreffenden Lebensbereichen hat an Bedeutung gewonnen und spiegelt sich auch in den Aktivitäten des Handlungsfeldes 1 wider. An den unterschiedlichsten Orten und Einrichtungen in den Bezirken ist Partizipation von Kindern und Jugendlichen gelebte und selbstverständliche Praxis. Bei der Entwicklung von Angeboten wird an die Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen angeknüpft, werden das Wissen, die Ressourcen und Fähig- keiten der Zielgruppe miteinbezogen. Das Projekt „Jugendkultur bewegt! Partizipation mit Kultureller Bildung“ oder die landesweiten Aktivitäten, „STARKgemacht! Jugend nimmt Ein- fluss/Jugend-Demokratiefonds Berlin“ und das Jugendportal jup! Berlin (vgl. Handlungsfeld 5) stehen für den Perspektivwechsel, dass Angebote nicht „für“ Kinder und Jugendliche, sondern „mit“ ihnen entwickelt werden und diese erfolgreich an Entscheidungs- und Bewer- tungsprozessen in Gremien und Jurys beteiligt sind.

1.1 Jugendkunstschulen

Die „Jugendkunstschulen nach Berliner Modell” bilden ein wichtiges Verbindungselement zwischen dem schulischen Unterricht in den künstlerischen Fächern und dem außerschuli- schen Bereich der kulturellen Bildung. Die Unterstützung dieser bezirklichen Einrichtungen wird von den Bezirken und SenBildJugWiss gemeinsam getragen.

Die Aufgabe der Qualitätsentwicklung bezieht sich auf beide Bereiche, auf die Schule ge- nauso wie auf den Bereich des außerschulischen Lernens. Die Entwicklung von Chancen- gleichheit im Bereich der kulturellen Teilhabe und die Förderung der individuellen künstleri- schen Kompetenzen als traditionelle Aufgabenfelder der Jugendkunstschulen wurde unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklungen erweitert um gezielte Angebote zur Integration jugendlicher Flüchtlinge im Bereich der vorsprachlichen Erschließung der kulturellen Sphäre.

Die Zielmarke eines Ausbaus des Jugendkunstschulangebots mit einer Jugendkunstschule in jedem Bezirk ist fast erreicht. Mit der Eröffnung der Jugendkunstschule im Bezirk Treptow- Köpenick in Kooperation mit einem freien Träger der Kulturellen Bildung in 2013/14 und einer nahezu abgeschlossenen Ausstattung der Jugendkunstschule Steglitz-Zehlendorf, bei der bereits ein Angebotsprogramm etabliert ist und derzeit eine Immobilie ertüchtigt wird, haben nun elf der zwölf Berliner Bezirke eine Jugendkunstschule. Der Zuspruch zu diesen Einrich- tungen ist im Berichtszeitraum um 33 Prozent gestiegen, 130.000 Teilnehmer/innen besuch- ten die Angebote der Jugendkunstschulen im letzten Jahr.

Der Bedeutung der Jugendkunstschulen als kulturelle Bildungseinrichtungen hat die Senats- verwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016 durch die Initiierung eines Maßnah- menkatalogs zur Förderung und Sicherung außerschulischer Lernorte Rechnung getragen, mit dem die Verstetigung, der Ausbau und die Absicherung auch der Jugendkunstschulen durch zusätzliche strukturelle und finanzielle Unterstützung gesichert werden sollen.

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1.2 Musikschulen

Musikschulen sind außerschulische Bildungs- und Kultureinrichtungen für Kinder, Jugendli- che und Erwachsene; sie sichern den chancengleichen Zugang zum Musikunterricht und zur Musikkultur für jede Bürgerin und jeden Bürger. Die Musikschulen nehmen Aufgaben der musikalischen Bildung und Kulturarbeit sowie der Aus-, Fort- und Weiterbildung wahr, su- chen und fördern Begabungen und ermöglichen vielfältige Zugänge zur musikalischen Betä- tigung (§ 124 Abs. 1 Schulgesetz Land Berlin). Sie können eine studienvorbereitende Aus- bildung anbieten. Die zwölf öffentlichen Musikschulen in Berlin sind bezirkliche Einrichtun- gen.

In den Jahren 2013 und 2014 wurden für die Musikschulen 37,3 bzw. 38,5 Mio. € veraus- gabt. Die Schüler/innenzahlen lagen zuletzt stabil bei ca. 52.000. Die unterrichteten Jahres- wochenstunden sind mit 28.740 konstant geblieben. Im Berichtszeitraum wurden jährlich jeweils mehr als 3.100 Veranstaltungen durchgeführt. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Einrichtungen. Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) hat in seinem Statistischen Jahrbuch 2014 die Berliner Musikschulen im Bundesvergleich im Hin- blick auf die erbrachten Unterrichtseinheiten auf Platz 2 ausgewiesen. Zur Unterstützung des hohen Stellenwerts der Musikschulen in der kulturellen Bildungslandschaft hat das Abgeord- netenhaus von Berlin für die Haushaltsjahre 2014 und 2015 jeweils 2,5 Mio. € Mehrausga- ben mit der Zielstellung einer Erhöhung des bezirklichen Musikschulangebotes beschlossen.

Die Mittel konnten entsprechend der übereinstimmenden Forderungen aus den Bezirken zu einem Teil auch für zusätzliches Personal verwendet werden, um die Organisation von zu- sätzlichen Angeboten an den Musikschulen zu erleichtern. Ein Mehrbedarf von zwölf Stellen wurde anerkannt.

Insoweit die Bezirke die Mehrausgaben für die Musikschulen verausgabt haben, wirken sich die zusätzlichen Finanzmittel ab 2016 budget-, und plafonderhöhend in den bezirklichen Haushalten aus.

1.3 Fördersäule III des Projektfonds Kulturelle Bildung

Mit der Fördersäule 3 des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung wird das Ziel verfolgt, eine flexible Vergabe von Mitteln für kleinere Projekte im lokalen Nahraum durch die Bezirksver- waltungen zu ermöglichen.

Auf der bezirklichen Ebene des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung (Fördersäule 3) wer- den jährlich 360.000 € direkt durch die Vergabestrukturen der Bezirksämter vergeben. Die z.T. mehrmals im Jahr beantragbaren Projektförderungen mit einem Höchstfördervolumen von 3.000 EUR werden von externen Expertinnen und Experten in Juryverfahren beschie- den. In den Berichtsjahren wurden pro Jahr insgesamt jeweils etwas mehr als 300 Anträge gestellt. Es ergab sich pro Jahr durchschnittlich eine Förderquote von bis zu 50%, mit größe- ren Varianzen zwischen den einzelnen Bezirken. Die Verteilung der Kooperationspartner ist ähnlich dem in der Fördersäule 1, mit einem Verhältnis von ca. ¾ Bildungspartner, ¼ Ju- gendpartner. Die mit Abstand höchste Anzahl unter den Kooperationspartnern findet sich unter den Grundschulen. Insgesamt wurden in den drei Berichtsjahren zwischen 5000-6000 Kinder und Jugendliche pro Jahr erreicht. Bei den künstlerischen Sparten sind Bildende Kunst (inkl. Medien/Film) sowie Theater regelmäßig die Spitzenreiter. Aus den jährlich statt- findenden Arbeitstreffen mit Vertreterinnen und Vertretern aller Bezirke ist ablesbar, dass dieses Förderinstrument von den Bezirken als Erfolg gewertet wird, da es der Stärkung loka-

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ler Akteure dient. Auch die Einrichtung bezirklicher Runder Tische zur kulturellen Bildung wird allgemein befürwortet.

1.4 Jugendkulturzentren

Im ersten Jahr des Projektes „Jugendkulturzentren in bezirklichen Bildungsnetzwerken“

(Jukubi) – 2011/12 - wurden Einrichtungen der Jugendarbeit mit kulturellem Schwerpunkt als Jugendkulturzentren mit erweiterten Unterstützungs-, Vernetzungs-, Service- und Angebots- funktionen entwickelt. In der zweiten Phase bis Mitte 2013 war es das Ziel, die Vernetzung zu qualifizieren und zu verstetigen, die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Jugendar- beit, Schule, Jugendkunstschulen, Kindertagesstätten und Kultureinrichtungen mithilfe regio- naler Netzwerke der Kulturellen Bildung zu fördern und den Fachaustausch regional und landesweit weiterzuentwickeln.

Unterstützt durch die Koordination im Rahmen von Jukubi entwickelten die Jugendkulturzen- tren die jeweiligen Anforderungen des Projektes wie Ausbau/Fokussierung der Angebote, Vernetzung/Kooperation sowie Service- und Beratungsfunktion weiter. Die Erfahrungen und Entwicklungsperspektiven wurden regelmäßig in Netzwerktreffen und auf Arbeitstagungen ausgetauscht. Damit wurde ein überbezirklicher fachlicher Austausch zum Selbstverständnis von kultureller Bildung und Jugendkulturarbeit in kommunalen Bildungslandschaften ange- regt und vertieft. In moderierten bezirklichen Netzwerkrunden wurden Chancen und Grenzen der Netzwerkarbeit thematisiert und Kooperationen zwischen den Bereichen Jugend, Schule und Kultur eingeleitet oder erweitert. Im Rahmen der Abschlusstagung am 12. Juni 2013 wurde deutlich, dass das Projekt sowohl in den Jugendkulturzentren als auch in den Bezir- ken insgesamt starke Wirkung erzielt hat. Nach Beendigung des Projektes im Sommer 2013 initiierte die LKJ Berlin weitere Netzwerktreffen und hat die vielfältigen Projektideen in eine neue Antragstellung einfließen lassen, um die angestoßenen Prozesse und die erzielten Er- gebnisse von Jukubi fortzusetzen. An dem von Aktion Mensch geförderten Projekt „Jugend- kultur bewegt – Partizipation mit kultureller Bildung“ beteiligten sich die Hälfte aller Jugend- kulturzentren (siehe 1.6).

Im Rahmen der Erarbeitung des Vierten Fortschrittsberichts erfolgte eine aktuelle Abfrage in den Bezirken, die beispielhaft folgende Ergebnisse zeigt:

• Profilschärfung und Erweiterung der Angebotspalette in der kulturellen Jugendbil- dung; dazu trägt auch eine engere Vernetzung mit den Kulturagenten und den Ju- gendkunstschulen bei;

• vermehrte erfolgreiche Projektförderung (Bundesprogramm Kultur macht stark, Pro- jektfonds Kulturelle Bildung) durch neue Bündnisse mit Schule und Kultur;

• Die Vernetzung der Akteure der Kulturellen Bildung hat sich verbessert, und es sind Foren des fachlichen Austausches entstanden. Jugendkulturzentren sind Mitglieder in Fach-AGen und Runden Tischen Kulturelle Bildung, woraus u.a. die Organisation und Durchführung gemeinsamer Fachtage zur kulturellen Bildung, wie z.B. „Mitte spinnt – Netzwerke kultureller Bildung“ entstehen;

• Verbesserung und Schärfung der Öffentlichkeitsarbeit und -präsentation auf der Webseite der Jugendkulturzentren inklusive Facebook-Auftritt; Erstellung von bezirk- lichen Webseiten in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt;

• Im Bezirk Treptow-Köpenick wurde die sogenannte Kombieinrichtung geschaffen, d.h. dass im bezirklichen Jugendkunst- und Kulturzentrum eine Jugendkunstschule nach Berliner Modell eröffnet wurde.

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Der Abschlussbericht der Alice Salomon Hochschule (2013) fasste die Ergebnisse der Eva- luation des Projektes zusammen und empfahl u.a. personelle und finanzielle Ressourcen für die berlinweite Koordination und Verstetigung bereitzustellen. Wenn die Entwicklung ge- meinsamer bezirklicher und landesweiter Bildungsstrategien sowie nachhaltiger einrichtungs- und bezirksübergreifender Kooperationskonzepte der kulturellen Bildung und die Abstim- mung und Weiterentwicklung unterschiedlicher Aktivitäten kultureller Bildung qualifiziert und gesichert werden soll, bedarf es weiterhin einer berlinweiten Abstimmung. Die Evaluation liegt als Download bereit:

http://lkj-berlin.de/wp-content/uploads/2014/11/lkj_brosch_doku-jukubi-2.pdf 1.5. Runde Tische Kulturelle Bildung

In der zweiten Entwicklungsphase des Jukubi-Projektes von Mitte 2012 bis Mitte 2013 war es das Ziel, die Vernetzung zu qualifizieren und zu verstetigen und die kontinuierliche Zusam- menarbeit der Bereiche Jugend, Schule und Kultur zu fördern. In einigen Bezirken sind wäh- rend des Projektes „Runde Tische für Kulturelle Bildung“ entstanden, die dem fachlichen Austausch und der Anregung und Entwicklung von Kooperationen im Feld der kulturellen Jugendbildung dienen. Drei bezirkliche Netzwerke seien hier beispielhaft benannt.

Bezirk Marzahn-Hellersdorf

Der „Bunte Tisch – Jugendkultur(aufbruch) Marzahn-Hellersdorf“ entstand im Rahmen des Jukubi-Projektes im Januar 2012. Er ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteurinnen und Akteure, die in der Jugendkulturarbeit tätig sind, und hat das Ziel, einen gemeinsamen Dialog zu entwickeln. Der Bunte Tisch versteht sich als Interessensvertretung der Kinder und Jugendlichen im Bereich kultureller Bildung in Marzahn-Hellersdorf. Dabei sollen gemeinsam kulturelle Handlungsfelder erschlossen werden. Der Bunte Tisch fungiert als Schnittstelle der Bereiche Jugend, Kultur und Bildung. Im Rahmen seiner Aktivitäten bündelt und optimiert der Bunte Tisch Ressourcen verschiedenster kultureller Initiativen, Einrichtungen und Akteure im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Er setzt sich dafür ein, dass sich im Bezirk existierende Projek- te, Ideen und Visionen kultureller Bildung und die Jugendkulturen frei entwickeln können und eine angemessene Unterstützung erfahren.

Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf

"Der Runde Tisch Kulturelle Bildung“ wurde im Oktober 2012 von der Jugendstadträtin mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Vernetzung der Akteure der kulturellen Bildung im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zu verbessern und ein Forum für fachlichen Austausch zu schaf- fen. Die Idee dazu entstand im Zuge des Projektes JuKuBi unter Mitarbeit der beiden Ju- gendkulturzentren "Haus der Jugend Charlottenburg" und "Jugend- und Kulturzentrum Spira- le". Neben den beiden Jugendkulturzentren und dem Jugendamt nehmen am Runden Tisch Verantwortliche aus Kulturinstitutionen (Museen, Theater, Opernhäuser etc.), Bildungsein- richtungen (Schulen, Musikschule, Jugendkunstschule), Kirchengemeinden und dem Kultur- amt teil. Die Treffen finden in unregelmäßigen Abständen ca. 3-4-mal jährlich an wechseln- den Orten statt und werden von der Kollegin/dem Kollegen des Fachteams des Jugendam- tes koordiniert.

KulturLese - Potentiale und Chancen kultureller Bildung im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Denkwerkstatt

KulturLese findet seit 2015 einmal jährlich an unterschiedlichen Orten im Bezirk statt. Teil- nehmende sind Mitarbeiter/innen der Jugendkulturzentren, Vertreter/innen von Schule (Leh-

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rer/innen und Kulturagentinnen und -agenten), der Theater, des Kulturamtes und Jugendam- tes. Ziel ist es, die bezirkliche Verankerung und Ausweitung von kultureller Bildung einerseits und den Qualitätsdialog andererseits zu führen und zu sichern.

Weitere Ziele dieser Veranstaltung sind:

• Kennen lernen: Welche Projekte/Ressourcen/Impulse gibt es?

• Stärkere Verknüpfung und Weiterentwicklung der vorhandenen Aktivitäten

• Ressourcen sichtbar machen, um Projekte zu initiieren und fortzuführen

• Größeres Netzwerk als Plattform aufbauen, um alle Akteure mit einzubeziehen

• Verankerung von kultureller Bildung als Querschnittsaufgabe der Ressorts Bildung, Jugend und Kultur im Bezirk.

Übergeordnete, aber auch aktuelle thematische Schwerpunkte werden gemeinsam erarbeitet und durch qualitative Impulse von außen ergänzt und bereichert. Eine Dokumentation und ein gemeinsamer Jahreskalender ermöglicht eine größere Transparenz von geplanten und stattgefundenen Aktivitäten.

1.6 „Jugendkultur bewegt- Partizipation mit Kultureller Bildung“

Vom 1. Oktober 2013 bis 30. September 2015 war die LKJ Berlin e.V. Träger des zweijähri- gen Projekts „Jugendkultur bewegt – Partizipation mit Kultureller Bildung“. Das von Aktion Mensch geförderte Projekt wendete sich an Jugendliche im Sekundarschul-Alter I+II, beim Einstieg in die Berufsausbildung und im Übergangssystem. Es bediente sich der noch wenig bekannten Methode „Barcamp“. Ziel war es, durch das Format Jugendbarcamp in Berlin mehr (e)-Partizipation in der kulturellen Bildung zu erreichen und – da diese Methode stark auf digitalen Inhalten aufbaut – der steigenden Bedeutung von Internet und Sozialen Medien Rechnung zu tragen. Wichtig war dabei, das Projekt möglichst inklusiv und mit einem Fokus auf Gender- und Diversitysensibilität zu gestalten.

In acht Berliner Bezirken hatten sich Mitarbeiter/innen aus Jugendfreizeiteinrichtungen, Ju- gendkulturzentren und Medienkompetenzzentren das Ziel gesetzt, jungen Menschen bei der Organisation von Jugendbarcamps Unterstützung zu geben. Um dies zu ermöglichen, nah- men sie gemeinsam mit jungen Menschen an der neu konzipierten Schulung „Jugendbar- camps gestalten“ teil. An den Schulungen beteiligten sich ca. 100 Jugendliche aus sieben Berliner Bezirken; 71 von ihnen konnten in Barcamp-Teams mit Unterstützung der Fachkräf- te eigene Barcamps selbst organisieren und durchführen. In vier Berliner Bezirken wurden insgesamt acht Barcamps durchgeführt. An ihnen nahmen ca. 530 Jugendliche teil. Die Ju- gendtheaterwerkstatt Spandau, das dortige Jugendkulturzentrum, hat insgesamt drei Ju- gendbarcamps durchgeführt und dieses Format als wichtiges Beteiligungs- und Aktivierungs- instrument von Jugendlichen für Jugendliche im Bereich Theater entdeckt und eingesetzt.

Das Medienkompetenzzentrum „mezen“ in Pankow führte in Kooperation mit dem Jugend- kulturzentrum Königstadt zwei Jugendbarcamps namens POPASIA durch, die sich asiati- scher Popkultur widmeten und an dem über 200 Jugendliche teilnahmen.

Fazit des Projektes ist, dass ein Barcamp die Möglichkeit bietet, in einer lockeren spontanen Form, die Jugendliche anspricht, eine selbst-organisierte Jugendtagung durchzuführen. Es ist ein immer wieder neu entwicklungsfähiges, variables Format, das Jugendlichen große inhaltliche Gestaltungsspielräume eröffnet. Es bildet ein Gegengewicht zu zunehmenden Funktionalisierungs- und Leistungsorientierungen und bietet damit einen Experimentier- und Freiraum. Mit seiner Möglichkeit der offenen und spontanen Sessionplanung lädt ein Bar- camp alle teilnehmenden Jugendlichen zu Partizipation ein. Die Mitarbeit bei der Organisati- on eines Barcamps bietet Jugendlichen vielfältige Formen der Qualifikation bzw. des Kompe-

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tenzerwerbs. Die jugendkulturelle Ausrichtung eröffnet einen Fokus auf „Jugend“ und die Chancen der Kommunikation und des Austauschs nicht nur auf der verbalen, sondern auch auf der ästhetisch-künstlerischen, multi-medialen und sportlichen Ebene sowie in Fragen des Stylings, der Raumgestaltung und des Foodstyles.

Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts wurde von der Alice Salomon Hochschule Berlin durchgeführt. Eine Zusammenfassung ist veröffentlicht unter: www.lkj- berlin.de

Neben der Vermittlung der Methode Jugendbarcamp entwickelte die LKJ Berlin mit ihren Kooperationspartnern im Rahmen des Projektes die „Kombischulung ePartizipation in der Jugendkulturarbeit/Kulturellen Bildung“, die sich sowohl an jugendliche Tutorinnen und Tuto- ren als auch an Fachkräfte aus der kulturellen Bildung wandte. Die Schulung vermittelte die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten, die Jugendliche benötigen, um möglichst selbstständig und eigenverantwortlich ein Jugendbarcamp zu ihren Themen aus Kunst, Kultur und Medien zu veranstalten (mehr dazu unter 4.3.).

1.7 Jugend-Demokratiefonds Berlin STARK gemacht! Jugend nimmt Einfluss Ziel des Jugend-Demokratiefonds Berlin ist die Förderung demokratischer Strukturen, der Partizipation von Kindern und Jugendlichen und der Arbeit gegen Rechtsextremismus, Ras- sismus und Antisemitismus. Antragsberechtigt sind freie Jugendinitiativen, gemeinnützige Organisationen sowie Schulen für unterrichtsunabhängige Projekte in Kooperation mit einem Träger der Jugendarbeit.

Die Einrichtung des „Jugend-Demokratiefonds Berlin“ wurde in der Koalitionsvereinbarung der Regierungsparteien 2011 beschlossen. Konzeption, Förderbedingungen und Organisati- onsstruktur wurden gemeinsam mit Trägern der Jugendarbeit und in Abstimmung mit dem Landesjugendhilfeausschuss und den Bezirken festgelegt. Bei der Entwicklung der Organi- sationsstruktur des Jugenddemokratiefonds wurde auf Erfahrungen des Berliner Projekt- fonds Kulturelle Bildung Bezug genommen. Mit der Durchführung der Förderprogramme wurde die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin (JFSB) als Geschäftsstelle beauf- tragt. Entscheidungen über die Weiterentwicklung und über Förderungen werden in der Steuerungsgruppe getroffen. Der Jugend-Demokratiefonds Berlin beinhaltet drei Programm- bereiche, wobei ein Programmbereich als Aktionsfonds zur Kinder- und Jugendbeteiligung in den Bezirken organisiert ist, d.h., die Projekte werden von Kinder- und Jugendjurys verge- ben. Die Erfahrungen mit den Kinder- und Jugendjurys werden als außerordentlich positiv bewertet, sollen weiter ausgebaut werden und können als Anregung auch im Bereich der kulturellen Bildung dienen. Zahlreiche Projekte haben einen engen Bezug zur kulturellen Jugendbildung. Dazu gehören u.a. die Herstellung eines Buchkalenders, Hiphop- und Gra- fittiaktionen, Theaterprojekte, Projekte zur jugendgerechten Stadtplanung, Bildnerisches Ge- stalten, Film- und Videoprojekte u.a. zu historischen Themen, Rockmusikprojekte. Die Initia- tive zu den Projekten und die Auswahl der Medien und Gestaltungsweisen gehen grundsätz- lich von den Jugendlichen aus.

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Handlungsfeld 2: Kooperationen und Partnerschaften

Ausschlaggebend für das Gelingen der Arbeit im Querschnittsbereich Kulturelle Bildung ist die partnerschaftliche Kollaboration von Akteurinnen und Akteuren mit unterschiedlicher Ex- pertise. Dieses Prinzip findet bis heute Anwendung bei der Antragstellung beim Berliner Pro- jektfonds Kulturelle Bildung und den diversen regelgeförderten Programmen wie TUSCH, TUKI, TanzZeit, Erzählzeit, SING sowie im KinderKünsteZentrum. Übernommen wurde die- ses Modell auch von Projekten in Berlin, die im Folgenden exemplarisch vorgestellt werden.

2.1 TanzZeit

TanzZeit hat das Ziel, Kindern aller Schichten und Kulturen unabhängig von deren Herkunft, Alter und Geschlecht zeitgenössischen Tanz als Kunstform näher zu bringen und Tanz im Bildungswesen zu etablieren. TanzZeit initiiert künstlerische Prozesse in Schulen mit dem Ziel, Tanz als sinnliche und unmittelbare Kunstform erfahrbar zu machen, alternative Wege des Denkens und Handelns zu erforschen und damit Kinder und Jugendliche in ihrer physi- schen, geistigen und emotionalen Entwicklung langfristig zu unterstützen. TanzZeit will damit einen Beitrag zur ganzheitlichen Erziehung und zur Vermittlung von Tanz als Bühnenkunst leisten.

Seit 2013 findet „TanzZeit präsentiert!“ auf der Bühne des GRIPS-Theaters im Podewil statt.

In den letzten Jahren haben Schulen verstärkt Interesse daran gezeigt, mit TanzZeit über mehrere Jahre hinweg „Hand in Hand“ zu arbeiten. Dazu werden im Dialog individuelle For- mate entwickelt und durchgeführt. Die „Hand in Hand“- Projekte erlauben eine weit intensive- re Arbeit an den Tanzprojekten, die häufig über den Regelunterricht hinausgeht und sowohl von Schülerinnen/Schülern als auch von Lehrerinnen/Lehrern ein verstärktes Engagement erfordert. Ziel ist es, Tanz im Schulcurriculum zu verankern und zum Aufbau eines Tanz- oder Theaterprofils der Schule beizutragen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass künstlerische und pädagogische Ziele deutlich höher gesteckt werden können, wenn über mehrere Jahre mit denselben Schulklassen gearbeitet wird. Da die Entwicklung von Kooperationen, die je- weils auf Schulform, Schulprofil und Schulorganisation abgestimmt sind, besonders viel Aufmerksamkeit und Absprachen erfordert, ist die Anzahl von „Hand in Hand“-Schulen be- grenzt.

Zugleich stellen Fortbildungen, Austauschtreffen und Coachings die Qualität und beständige künstlerische Weiterentwicklung der Arbeit von TanzZeit sicher. Die Kommunikation zwi- schen Künstlerinnen/Künstlern, Lehrerinnen/Lehrern, Eltern und Schülerinnen/Schülern ist für TanzZeit elementar wichtig und steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten.

Auch weiterhin sollen jährlich rund 50 Schulklassen am TanzZeit-Projekt teilnehmen. In der veränderten Landschaft der kulturellen Bildung wird TanzZeit aktiv neue Schulen akquirieren.

Dabei soll der Fokus auf der Gewinnung gebundener Ganztagsschulen und Schulen der Se- kundarstufe I liegen.

Mit mehreren Schulen sind mehrjährige Kooperationen vereinbart, welche auf die Erstellung von Tanzcurricula und transferfähiger Formate abzielen und diverse Fortbildungsformate beinhalten. Der bisherige Kernbereich wird aktuell um weitere Module erweitert.

Für die nächsten Jahre ist eine besondere Kooperationsvereinbarung unter dem Titel „Kunst- labor“ von TanzZeit, der Forum K&B GmbH und der Stiftung Mercator beschlossen worden.

Ziel ist die Entwicklung transferfähiger Praxisformate kultureller Bildung: Gemeinsam mit kooperierenden Schulen erforscht TanzZeit, wie sich Künstler/innen und Lehrer/innen ge- genseitig qualifizieren können.

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2.2 TUSCH - Theater und Schule

Das Ziel von TUSCH - Theater und Schule Berlin ist es, die aktive und nachhaltige Teilhabe junger Menschen an kultureller Bildung zu fördern und Theater in Schulstrukturen zu veran- kern. TUSCH bemüht sich, insbesondere Schulen in sogenannten sozialen Brennpunkten und Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt einzubeziehen.

TUSCH vermittelt dreijährige Partnerschaften zwischen einer Berliner Schule und einem Theater und unterstützt sie organisatorisch, finanziell und inhaltlich. Eine TUSCH-

Partnerschaft lebt von vielfältigen Theateraktivitäten, bei denen die Schüler/innen Theater spielen sowie das Theater als Kunstform, Erfahrungsraum, Institution und Arbeitsplatz ken- nen lernen.

TUSCH strebt eine gleichberechtigte Kooperation zwischen den Akteurinnen und Akteuren aus Schule und Theater an und eine Verankerung vom Theater in Prozesse der Unterrichts- und Schulentwicklung. Eine intensive Prozessbegleitung bietet dabei jeder Partnerschaft durch TUSCH-Mitarbeiter/innen Unterstützung bei der Projektentwicklung an und setzt Im- pulse zur Schaffung nachhaltiger Strukturen in den Schulen.

Einen besonderen Fokus auf kulturelle Schulentwicklung legt TUSCH Plus: Schulen, die be- reits eine TUSCH-Partnerschaft hatten, können erneut bei TUSCH teilnehmen, wenn sie bereit sind, ein Theaterprofil – hinsichtlich Lernkultur, strukturellen Rahmenbedingungen, Zusammenarbeit mit Kultureinrichtungen/Bildungspartnern und Qualifizierung des Personals – an der Schule aufzubauen.

TUSCH ist ein Kooperationsnetzwerk der kulturellen Bildung, das in der jeweiligen Partner- schaft und schul- und theaterübergreifend vernetzt, bspw. durch

• einen Informations- und Erfahrungsaustausch innerhalb des Netzwerks;

• das jährlich im März stattfindende TUSCH-Festival, bei dem die Partnerschaften ihre gemeinsam entwickelten Theaterprojekte präsentieren;

• TUSCH-Theaterworkshops u. a.

Fortbildung:

In praxisnahen TUSCH-Fortbildungsangeboten können sich die Partnerschaftsakteurinnen und -akteure weiterbilden. Sie lernen theaterpädagogische Methoden und Arbeitsweisen kennen, beschäftigen sich mit partnerschaftlicher Zusammenarbeit in Kooperationsprojekten oder machen sich mit inszenatorischen, technischen und organisatorischen Kenntnissen rund um die Theaterarbeit vertraut. Die fachlichen Kompetenzen für eine erfolgreiche Gestal- tung der kreativen Zusammenarbeit, aber auch der nachhaltig wirkende Erwerb praktischer Kenntnisse zur Theaterarbeit fließen so in die künstlerisch-pädagogische Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern ein.

2.3 TUKI – Theater und Kita

Das Ziel von TUKI - Theater und Kita ist die Entwicklung und Etablierung von Kita-

Strukturen, die den kulturellen Schwerpunkt Theater in der Elementarpädagogik verstetigen und konzeptionell implementieren.

Über einen Zeitraum von drei Jahren werden 14 Partnerschaften zwischen Kitas und profes- sionellen Theatern geschlossen. Für diesen Projektzeitraum sind pro Tandem mindestens zwei Erzieher/innen und eine Theaterpädagogin oder ein Theaterpädagoge der beteiligten Bühnen aktiv involviert. Die Kita-Kinder begegnen der Bühnenkunst im Wechsel von Thea- ter-Sehen und Theater-Spielen und werden sowohl als Rezipienten als auch als Akteure

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wahr- und ernst genommen. Zur Qualitätssicherung gibt es genau festgelegte Bausteine, die von einer Prozessbegleitung regelmäßig abgefragt werden.

Seit 2013 wurde das Programm um die verbindliche Qualifizierung der pädagogischen Fach- kräfte erweitert. Neben der für die Erzieher/innen verpflichtenden Teilnahme an einem Werk- stattprogramm (in Kooperation mit dem Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin- Brandenburg [SFBB]) und weiterer Fortbildungsangebote wurde – nach einer Pilotphase - das Format „KontextKita“ im dritten Partnerschaftsjahr als obligatorischer Bestandteil des TUKI-Konzepts eingeführt:

Die Erzieher/innen werden mit regelmäßiger Unterstützung von Mentoren befähigt, eigen- ständig das Theaterspiel mit Kindern anzuleiten. Selbst gestaltete Programmtage dienen dazu, den theaterpädagogischen Fachaustausch zu befördern. An einem Studientag werden konkrete Strukturen für ein Theaterprofil entwickelt, das sich in die jeweiligen Kita-

Konzeptionen einfügt.

Seit 2015 wurde das Format „TUKI im Kiez“ etabliert, das neue Theaterspielorte in entlege- neren Bezirken etabliert, so dass Kita-Kinder ohne lange Anfahrtswege in den Genuss von Theater- und TUKI-Angeboten kommen. Neue Standorte sind Hellersdorf und Hohenschön- hausen – weiter kommen sukzessive hinzu.

In dem derzeit über Bundes- und Stiftungsmittel finanzierten Pilotvorhaben „ForscherThea- ter“ gehen die Kinder zusammen mit Expertinnen und Experten auf Spurensuche und sam- meln Eindrücke und Erkenntnisse. Mit verschiedenen Methoden werden die „Forschungser- gebnisse" umgesetzt, in eine szenisch-theatrale Form gebracht und vor Publikum gezeigt

2.4 KinderKünsteZentrum

Im KinderKünsteZentrum sollen die kreativen Möglichkeiten der Kinder in den Berliner Kin- dertageseinrichtungen angeregt und gefördert werden. Die Qualifizierungsmaßnahmen des KinderKünsteZentrum für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Künstlerinnen und Künstler werden unter 4.1 näher erläutert.

Die Finanzierung erfolgte bis 2013 durch den Projektfonds kulturelle Bildung, seit 2014 ist die Förderung des KinderKünsteZentrums in den Haushalt von SenBJW eingestellt.

Übersicht über im Berichtszeitraum erfolgte Projekte mit und für Kitas im Kompetenzzentrum für frühkindliche ästhetische Bildung bzw. in den beteiligten Kitas:

• Im Herbst 2013 führten sieben Künstler/innen in sechs Berliner Kitas mehrmonatige Workshops mit Kindern zwischen zwei und sechs Jahren zum Thema „Kunst mit Fär- berpflanzen“ durch. Von Februar bis Mai 2014 präsentierte das KinderKünsteZentrum die Ergebnisse der Workshops in der Mitmach-Ausstellung Färbergärten! Kunst mit Pflanzenfarben für Kinder von zwei bis acht Jahren.

• Das Mini-Festival „Kulturelle Bildung und Nachhaltigkeit“ widmete sich Projekten, die ästhetische Bildung mit Ökologie und Nachhaltigkeit verknüpfen (22. bis 24. Mai 2014) Insgesamt besuchten 2.024 Menschen die Ausstellung, davon 119 Kita- Gruppen, 24 Schulgruppen und -horte. Im Herbst 2014 wurden von sieben Künstle- rinnen und Künstlern in sechs Berliner Kitas mehrmonatige Workshops mit Kindern zwischen zwei und sechs Jahren zum Thema „KochKunst“ durchgeführt.

• Von Februar bis Mai 2015 präsentierte das KinderKünsteZentrum die Mitmach- Ausstellung „Tischlein deck dich! Essen + Kunst“ für Kinder von drei bis acht Jahren.

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Die Ausstellung vermittelte Kindern einen kreativen Zugang zum Umgang mit Le- bensmitteln und der Kultur des Essens. Die Ausstellung wurde von 2099 Menschen besucht, davon 153 Kita-Gruppen, 25 Schulgruppen und -horte.

• Im Herbst 2015 führten sieben Künstler/innen in sechs Berliner Kitas mehrmonatige Workshops mit Kindern zwischen zwei und sechs Jahren zum Thema „Sonne + Energie + Kunst“ durch, ein Kooperationsprojekt mit dem Team des bekannten dä- nisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson. Im KinderKünsteZentrum wurde parallel die KinderKunstWerkstatt „(Kunst mit Recyclingmaterialien“ durchgeführt, finanziert vom Quartiersmanagement Ganghoferstraße. Die wachsende Ausstellung hatte 1034 Besucher/innen.

• Seit 2013 bis heute beteiligten sich 382 Kita-Gruppen und 76 Schulgruppen und – horte an den Workshops und Ausstellungen, insgesamt gab es 9.250 Besu- cher/innen.

2.5 Erzählzeit

Das Projekt ErzählZeit zielt auf die Förderung von Literacy (Teilhabe an der Buch-, Schrift- und Erzählkultur - ein deutscher Begriff existiert nicht). Literacy wird heute für den Schrift- spracherwerb sowie für die Ausbildung von Lese- und Schreibkompetenz als immens be- deutsam erachtet. Hierfür eignet sich die Textsorte Märchen durch die einfache Handlungs- führung, die typisierende, archaische Personengestaltung, die literarische, zugleich aber ein- fache Sprache und das Aufgreifen zeitloser Themen in ganz besonderem Maße.

Nicht nur die Persönlichkeitsentwicklung und die soziale Kompetenz, sondern auch die inter- kulturelle Kompetenz der Kinder wird durch die Auseinandersetzung mit Märchen und My- then aus aller Welt gefördert. Überdies ist die Förderung von Begriffsbildung, Sprachge- brauch, Konzentrationsfähigkeit und Sozialverhalten intendiert. Die Situation, in der Erwach- sene (hier v. a. geschulte Erzählerinnen) Kindern ein Märchen erzählen, unterstützt zudem in hohem Maße das konzentrierte Zuhören und vermittelt damit grundlegende Erfahrungen, über die Kinder, insbesondere aus bildungsfernen Elternhäusern, oft nicht verfügen.

Im Projekt ErzählZeit werden in den beteiligten Einrichtungen neue Strukturen der Erzähl- und Zuhörkultur entwickelt. In diesen Prozess werden Eltern und Lehrkräfte bzw. Erzie- her/innen mit einbezogen. Im laufenden Schuljahr 2015/2016 nehmen 18 Grundschulen und sechs Kindergärten an ErzählZeit teil. Damit diese Arbeit auch nach Abschluss der jeweils einjährigen Projektphase und auch dann, wenn die ausgebildeten Erzählerinnen und Erzäh- ler nicht anwesend sind, fortgesetzt werden kann, werden die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher systematisch fortgebildet und durch Handrei- chungsmaterialien unterstützt. Um die Nachhaltigkeit der von „ErzählZeit“ angebotenen Er- zählstunden zu unterstützen und die didaktischen Impulse in die Fläche zu bringen, erarbei- tete das LISUM im Auftrag von SenBildJugWiss eine Handreichung zu konkreten Möglichkei- ten der Vor- und Nachbereitung der Erzählstunden und zur Verstetigung der (inter-) kulturel- len Sprachbildungsarbeit mit Märchen im Unterricht der Grundschule. Seit September 2011 bietet das Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW) an der Universität der Künste Berlin (UdK) einen Zertifikatskurs „Künstlerisches Erzählen – Storytelling in Art and Education“ an.

Außerdem bietet ErzählZeit im laufenden Schuljahr 78 Veranstaltungen für bisherige Erzähl- partnerschulen und -kitas in Bibliotheken an, um die zuvor begonnene Arbeit zu festigen und zu verstetigen. Zwölf öffentliche Erzählveranstaltungen in der Jurte der Zentral- und Landes- bibliothek sowie zwei Erzähltage im Podewil ergänzen das Angebot.

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2.6 MÄRCHENLAND – Deutsches Zentrum für Märchenkultur

Märchen, Mythen und Legenden sind das Gedächtnis der Völker. Sie verbinden Epochen und Generationen, indem sie deren Werte und das Selbstverständnis der Gemeinschaften überliefern, die sie hervorgebracht, weiterentwickelt und tradiert haben.

Eindrücklicher als alle schriftlich niedergelegten Regeln des sozialen Miteinanders vermitteln Märchen seit Jahrtausenden gesellschaftliche Grundsätze.

MÄRCHENLAND - Deutsches Zentrum für Märchenkultur sieht in dieser Tradition eine inno- vative Kraft und arbeitet mit dem Kulturträger Märchen aktiv in der Jugendbildung, um die Zukunft aus Bewährtem heraus zu gestalten. Denn Märchen schaffen Gemeinschaft, vermit- teln ethische Werte und fördern die Kreativität.

Auf diesem Weg bewahrt MÄRCHENLAND das Märchen als Weltkulturerbe und bringt uni- verselle Märchenbotschaften in aktuelle Diskussionen ein.

MÄRCHENLAND organisiert jährlich mehr als 1.500 Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter die Berliner Märchentage. Mit jährlich 850 Veranstaltungen an rund 350 verschiedenen Orten und über 150.000 Besucherinnen und Besuchern ist es das größte Märchenfestival der Welt. Seit 27 Jahren finden die Berliner Märchentage regelmäßig 18 Tage im November statt und sind aus dem Berliner Kulturleben nicht mehr wegzudenken.

Unter dem Motto „Die Welt kommt nach Berlin“ wird jedes Jahr ein anderer Kulturkreis in Kooperation mit den Botschaften und Institutionen der jeweiligen Länder vorgestellt. Die Ba- sis bilden die kostenlosen Bibliotheksveranstaltungen für Schulklassen (1.- 6. Klasse) und Kita-Gruppen. Zusätzlich zu den Veranstaltungen mit professionellen Märchenerzählerinnen und -erzählern in Bibliotheken gibt es die Möglichkeit, kostenlos an Highlight-Veranstal- tungen teilzunehmen. MÄRCHENLAND bewegt Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien sich gemeinsam für die Kinder- und Jugendkultur in Deutschland zu engagieren. Zu den Höhepunkten der Berliner Märchentage zählen daher die Reihen „Märchenreise mit Prominenten“, „Die Frohe Botschaft“, „Politiker erzählen Märchen“, die „Kinder-VIP-Loge“

sowie die „MÄRWERTSTUNDE“. In diesen Veranstaltungen lesen prominente Persönlichkei- ten aus ihren Lieblingsmärchen und knüpfen über die Märchen eine Brücke zu ihrem eige- nen Fach, das mit dem jugendlichen oder erwachsenen Publikum diskutiert wird. So erhalten die Zuschauer/innen und Zuhörer/innen nicht nur Einblicke in die Welt der Märchen, sondern auch in die Welt der Politik, Wirtschaft und in die Kultur anderer Länder.

Jahresübergreifend bietet MÄRCHENLAND regelmäßig Märchenstunden für Schulklassen beispielsweise im Roten Rathaus und Max-Liebermann-Haus an. Auch Ausstellungen, Sym- posien, Film-Retrospektiven, Märchenmärkte, Theateraufführungen, Museumsführungen und Familienfeste sind fester Bestandteil des Angebots.

Die enge Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern bei der Vorbereitung der Schulklas- sen auf die Märchenstunden erweitert das pädagogische Angebot. Fortbildungen für Leh- rer/innen, welche Methoden es für den Einsatz von Märchen im Unterricht es gibt, oder für Erzieher/innen, die das Märchenerzählen erlernen wollen (Märchenmeister), ergänzen das Angebot.

Veranstaltungen für Geflüchtete:

»Märchen öffnen Türen, die mit Gewalt nicht zu öffnen sind“ und „Märchen überwinden Grenzen“ sind Maßnahmen zur Partizipation und Integration sowie Sprach- und Kulturgut-

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vermittlung für Kinder in Flüchtlingsaufnahmestellen und -heimen. Sie dienen der Vermittlung der deutschen Sprache und kultureller Jugendbildung und der Vermittlung ethischer Werte.

2015 hat MÄRCHENLAND das neue Format des Märchenerzählens in Kombination mit Pan- tomime in Flüchtlingsunterkünften eingesetzt, wissenschaftlich evaluiert und wurde im Okto- ber 2015 mit dem Causales-Preis „Europäisches Bildungsprogramm 2015“ ausgezeichnet. In Berlin wurde das Projekt bereits in Flüchtlingsunterkünften realisiert. Die dort gemachten Beobachtungen bestätigen, dass Märchen als universeller Kulturträger und kleinster gemein- samer Nenner zwischen den Kulturen funktionieren. Sie vermitteln jenseits von Sprache und kulturellen Wurzeln Gemeinschaft und sind in der Lage, emotional einzubinden. Es ist ge- plant, zukünftig sowohl Kinder, Jugendliche als auch andere Familienmitglieder aktiv in die

„Märchenarbeit“ einzubeziehen.

2.7 Kulturpate e.V.

Herbstliteratur / Kulturpate e.V.

Die Zielsetzung von „Herbstliteratur“ ist es, Kindern und Jugendlichen ihren eigenen Zugang zum Schreiben von Prosa und Lyrik zu eröffnen. In Literaturwerkstätten erhalten sie die Ge- legenheit eine gedankliche Auseinandersetzung mit den Themen zu führen, die sie in ihrem Leben als bedeutend erfahren. Sie lernen ihre eigenen Ideen, ihre Phantasie- und Vorstel- lungskraft ernst zu nehmen und in selbst geschriebenen Texten zum Ausdruck zu bringen.

Der direkte Kontakt mit professionellen Autorinnen und Autoren sowie das eigene Schreiben verstärken das Interesse an Literatur und bereichern den regulären Unterricht. Die Präsenta- tion der eigenen Werke ist ein wichtiger Bestandteil der Herbstliteratur. Durch das Vortragen der Texte werden Artikulation und Vortragsweisen sowie ein sicheres und selbstbewusstes Auftreten trainiert.

Jedes Jahr finden im Zeitraum Oktober bis Dezember Literaturwerkstätten mit ca. fünf halb- tägigen Werkstattterminen in Schulen statt, angeleitet von professionellen Autorinnen und Autoren. Während der Laufzeit der Werkstätten stehen die Kinder und Jugendlichen mit den Werkstattleiterinnen und -leitern in regem Kontakt. Einen festen Bestandteil bilden seit eini- gen Jahren zusätzlich die Open-Air-Literaturwerkstätten. Hierbei dienen öffentliche Räume, z.B. Cafés, oder Spaziergänge als inspirierendes Ambiente, um die Wahrnehmung der Teil- nehmenden zu sensibilisieren und auf dieser Grundlage mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten.

Seit Beginn der Herbstliteratur im Jahr 2004 wird bei der Auswahl der Schulen der Inklusi- onsgedanke berücksichtigt. An dem Projekt nehmen alle Schulformen (Grundschulen, Inte- grierte Sekundarschulen, Gymnasien), Schulen aus sozial benachteiligten Bezirken, aber auch Schulen, die einem speziellen Förderbedarf nachkommen, teil.

Es besteht eine enge Kooperation mit dem Berliner Ensemble und dem Literaturhaus Berlin.

Die entstandenen Werke werden jedes Jahr Anfang Dezember in diesen beiden Kulturinein- richtungen vor einem Schülerpublikum präsentiert.

Eine weitere Präsentationsplattform ist das Onlinemagazin auf der Webseite von Kulturpate.

Eine Auswahl der besten Werke ist hier für einen breiteren Interessentenkreis zugänglich.

Im Zeitraum 2013 bis 2015 haben 240 Schülerinnen und Schüler aus 26 Schulen aktiv an der Herbstliteratur teilgenommen. Jedes Jahr sind ca. 350 Schülerinnen und Schüler als Publikum bei den Lesungen mit dabei.

Referenzen

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