Untersuhungen zur Koaussheidung von
Übergangselementen in kristallinem Silizium
Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der Mathematish-Naturwissenshaftlihen Fakultäten
der Georg-August-Universitätzu Göttingen
vorgelegtvon
Carsten Rudolf
aus
Hameln
Göttingen 2009
Referent: Herr Prof.Dr. M. Seibt
Korreferent: HerrProf. Dr. H. Hofsäÿ
Tagder mündlihen Prüfung: 24.2.2009
1. Einleitung 1
2. Einführung 5
2.1. Eigenshaften von Übergangselementen in Si . . . 5
2.1.1. Löslihkeitund Diusionskoezientin Si . . . 5
2.1.2. Metallsilizid-Aussheidungenin Si . . . 7
2.1.2.1. Volumenfehlpassung . . . 7
2.1.2.2. Nikel . . . 10
2.1.2.3. Kupfer und Palladium . . . 11
2.2. Ternäre Phasen aus Si und zweiMetallen . . . 12
2.2.1. Cu-Ni-Si . . . 14
2.2.2. Ni-Pd-Si . . . 14
2.3. Koaussheidung vonÜbergangsmetallen . . . 15
3. Methoden 17 3.1. Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) . . . 17
3.2. Energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) . . . 17
4. Ergebnisse 21 4.1. Aussheidungen nahDiusion vonKupfer . . . 21
4.2. Aussheidungen nahKodiusion von Kupfer und Nikel . . . 25
4.2.1. Aussheidungen unter kupferreihen Bedingungen . . . 25
4.2.1.1. Verteilung . . . 26
4.2.1.2. Struktur . . . 28
4.2.1.3. Zusammensetzung . . . 35
4.2.2. Aussheidungen unter nikelreihen Bedingungen . . . 44
4.2.3. Zusammenfassung . . . 51
4.3. Aussheidungen nahKodiusion von Palladium und Nikel . . . 52
4.3.1. Verteilung . . . 52
4.3.2. Struktur . . . 54
4.3.3. Zusammensetzung . . . 58
5. Zusammenfassung und Diskussion 65 5.1. Verteilung von Metallsilizidaussheidungenim Bikristall. . . 65
5.1.1. Zusammenfassung. . . 65
5.1.2. Diskussion . . . 66
5.2. Koaussheidung zweier metallisher Verunreinigungen . . . 69
5.2.1. Zusammenfassung. . . 69
5.2.1.1. Kupferreihe Bedingungen . . . 70
5.2.1.2. Nikelreihe Bedingungen . . . 70
5.2.2. Diskussion . . . 71
5.2.2.1. Einussdes Konzentrationsverhältnisses . . . 71
5.2.2.2. Gitterplatz von Cu und Volumenfehlpassung . . . 73
5.2.2.3. VergleihvonNiSi
2
:Cu- und NiSi2
-Aussheidungen . . . 765.2.2.4. Konzentration von Cu in NiSi
2
:Cu-Aussheidungen . . . 775.2.2.5. Ausblik: Gitterplatzbestimmung mitTEM . . . 78
5.2.2.6. Ausblik: Koaussheidung in Sifür diePhotovoltaik . . . 79
Anhänge A. Herstellung von Si-Bikristallen 83 B. Probenpräparation 87 B.1. Präparation der Diusionsproben . . . 87
B.2. Präparation vonQuershnittsproben . . . 89
B.2.1. Proben für Ätzgrübhenuntersuhung . . . 89
B.2.2. TEM-Proben . . . 90
C. Volumenfehlpassung bei Vorliegen zweier metallisher Verunreinigungen 91
Literaturverzeihnis 95
Danksagung 103
Lebenslauf 105
Kapitel 1
Einleitung
Unsere Zivilisation steht vor der Herausforderung, zur Gewinnung nutzbarer Energie
neue nahhaltige Quellen zu ershlieÿen, anstelle auf den Verbrauh begrenzter Res-
souren zu setzen, insbesondere der fossilen Energieträger.Eine nahezu unershöpihe
Quelle stellt dieWind- und Sonnenenergie dar. DerErzeugung elektrisher Energie aus
Liht,derPhotovoltaik,kommtdabeieineShlüsselrollezu,dasieerheblihes Kostenop-
timierungspotentialdurhdenÜbergangzur MassenproduktionhatunddieMöglihkeit
zum Aufbau einer dezentralen Stromversorgung bietet. Das Zusammenwirken universi-
tärer ForshungundindustriellerEntwiklungkannhier einenwihtigenBeitragleisten.
Wie die Mikroelektronik ist die Photovoltaik eine Halbleitertehnologie, die auf der
Verwendung vorwiegend von Silizium als Rohsto basiert [1℄. In beiden Fällen ist der
FortshrittdurhdieKontrollederDefekteundVerunreinigungeninSiliziumbeeinusst.
Die Mikroelektronik bedient sih dazu kostenintensiver Verfahrender Kristallzuht zur
Herstellung voneinkristallinempraktishversetzungsfreiemSilizium[2℄undergreiftauf-
wendigeReinhaltungsmaÿnahmen,umVerunreinigungenzuvermeiden.Zudemwirdnur
eine oberähennahe Shiht in extrem gutem Zustand benötigt, so dass bei einer un-
beabsihtigten Kontamination Fremdatome in das Kristallvolumen umverteilt werden
können [3, 4℄. Die Photovoltaik nimmtDefekte und Verunreinigungen imAusgangsma-
terial ineinemsehr vielhöherenAusmaÿinKauf. BeiderHerstellung vonmehrals50%
der Solarzellen kommt kostengünstiges so genanntes multikristallines Silizium (m-Si)
zum Einsatz [1, 5℄. Es enthält niht nur kristallographishe Defekte wie Korngrenzen
und Versetzungen, sondern auh nihtmetallishe Verunreinigungen wie Sauersto und
Kohlensto[6℄undmetallisheVerunreinigungen,unter denenEisen,KupferundNikel
am häugsten sind [5,7℄.
Metallishe Fremdatome üben einen shädlihen Einuss auf den Wirkungsgrad ei-
ner Solarzelle aus, da sie mit diskreten Zuständen verbunden sind, die energetish tief
in der Bandlüke von Silizium liegen [8℄ und die Rekombinationsrate von Elektronen
und Löhern aus Leitungs- und Valenzband gegenüber defektfreiem Silizium um meh-
rere Gröÿenordnungen erhöhen [9, 10℄. Aussheidungen von Metallsilizidphasen zeigen
zum Teileine sehr hohe Rekombinationsaktivität [11℄, die auf dieExistenz von Raum-
ladungszonen an den Metallsilizid-Silizium-Grenzähen hinweist [12℄. Zwishen Frem-
datomenund kristallographishenDefekten inSiliziumsind Wehselwirkungen möglih.
An Versetzungen beispielsweise können Fremdatome sih hemish binden [13℄, sih in
deren Verzerrungsfeld aufgrund elastisher Wehselwirkung anreihern [14℄ oder sih
aussheiden [14℄. Durh Verunreinigung mit metallishen Fremdatomen erhöht sih die
Rekombinationsaktivität von Versetzungen drastish [1517℄. In multikristallinemSili-
zium kommt esdurh Wehselwirkung mitmetallishen Verunreinigungenauÿerdem zu
einer Erhöhung der Rekombinationsaktivität von Korngrenzen [1820℄.
Die Photovoltaik versuht im Rahmen der zur Herstellung einer Solarzelle erforder-
lihen Prozesse die metallishen Verunreinigungen in inaktive Bereihe der Zelle um-
zuverteilen [21℄ oder so zu behandeln, dass ihr shädliher Einuss reduziert wird. Ein
AnsatzdazuistdiesogenannteDefektmanipulation,imenglishenSprahgebrauhauh
defet engineering. Die metallishen Fremdatome sollen in wenigen groÿen möglihst
weit voneinander entfernten Aussheidungen gesammelt werden, so dass der mittlere
Abstand zwishen den Rekombinationszentren wähst und sih die Diusionslänge der
Minoritätsladungsträgererhöht[22℄.PhysikalishndendabeiProzesse wiebeispielswei-
se Ostwaldreifung von Aussheidungen, heterogene Keimbildung und Segregation von
Fremdatomenaus SiinAussheidungen anderer Phasen statt.
Das Konzept der Defektmanipulation wird im Zusammenhang mit dem Vorhaben dis-
kutiert,sogenanntes verbessertes metallurgishesSilizium,imEnglishenalsupgraded
metallurgial silion (umg-Si) oder solar-grade silion (SoG-Si) bezeihnet, als Aus-
gangsmaterial für Solarzellen zu verwenden [2224℄. Dieses Material ist ebenfalls mul-
tikristallin, es enthält jedoh wesentlih höhere Konzentrationen an metallishen und
weiteren Verunreinigungen alsherkömmlihes m-Si [24℄.
MultikristallinesSiisttypisherweisemiteinerVielzahlvonFremdelementengleihzei-
tig verunreinigt. Das Aussheidungsverhalten einzelner Übergangselemente in Silizium
jeweilsals alleinigeVerunreinigung istgut bekannt [2527℄. Heuer etal.und Buonassisi
et al.wiesen jedoh vor Kurzem darauf hin [28, 29℄, dass bisher wenige Kenntnisse zur
Koaussheidung zweier oder mehrerer gleihzeitig in Silizium anwesender metallisher
Verunreinigungen vorliegen [3032℄. Ihre Untersuhungen mittels ortsaufgelöster rönt-
genspektroskopisher Verfahren von Aussheidungen in gleihzeitig mit Fe, Cu und Ni
kontaminiertem Silizium, die sih unter Bedingungen ähnlih wie bei der Kristallzuht
währendsehrlangsamerAbkühlunggebildethaben,zeigeneineAnhäufungder vershie-
denenVerunreinigungsatome andenselben Stellen[28,29℄.Untershiede inForm, Gröÿe
undVerteilungder Aussheidungen inthermishandersbehandelten Proben lassen sih
phase beihoher Temperaturzurükführen.
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des vom BMU geförderten Verbund-
projektes SolarFous, das die Wehselwirkungen vershiedener photovoltaik-relevanter
Defekte in kristallinen Siliziummaterialien erforsht. Sie untersuht mit Methoden der
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) die strukturellen und hemishen Eigen-
shaften vonMetallsilizidaussheidungenjeweils zweier gleihzeitig anwesender metalli-
sher Verunreinigungen, diesihnahEindiusionunter Bedingungen ähnlihzu Hoh-
temperaturshritten im Rahmen der Solarzellenherstellung gebildet haben. Die gefun-
denen Eigenshaften der Aussheidungen werdenmitdem Konzentrationsverhältnisder
Verunreinigungen in Beziehung gesetzt. Als Ausgangsmaterial dienten Silizium-Bikris-
talle, die aus zwei mittels des Waferbondingverfahrens [33℄ miteinander verbundenen
einkristallinen Sheiben bestehen. Im Bikristall nden sih die vershiedenen Defektar-
ten, dieimm-Si vorkommen,ineinereinfahen räumlihenAnordnungwieder,so dass
ihre Konkurrenz in der Verteilung metallisher Fremdatome und ihrer Aussheidungen
experimentellzugänglihwird. Das Versetzungsnetzwerk ander Grenzähe der beiden
Sheiben entspriht einer Kleinwinkelkorngrenze. Eine der beiden Sheiben enthält Mi-
krodefekte,beidenenessihSiliziumoxidteilhenundVersetzungsringehandelt,während
die andereSheibe nahezu defektfrei ist.
Es wurden Aussheidungen von Kupfer, Nikel und Palladium entweder als alleinige
metallishe Verunreinigung (Cu) oder in Kombination (Cu und Ni, Pd und Ni) un-
tersuht. Diese Elemente besitzen im binären Metall-Silizium-Systembei den in dieser
Arbeitverwendeten Temperaturen von 900°C und 1050°C imVergleih zu anderen me-
tallishen Verunreinigungen hohe Löslihkeiten in Silizium und sheiden sih aufgrund
hoher Diusionskoezienten beilangsamerAbkühlung(dieseArbeit:-6K/s)annähernd
vollständigaus, so dass sie sihexperimentellmittels TEMgut untersuhen lassen.
1. Die Verteilung von Kupfer als metallisher Verunreinigung im Volumen ist unter
Bedingungen der Konkurrenz mit einer Korngrenze und einer freien Oberähe
durh Mikrodefekte wie Oxidaussheidungen und Versetzungsringebestimmt.
2. AuhbeiAnwesenheitvonMikrodefektenlässtsihunterfürdenSolarzellenprozess
typishen Abkühlbedingungen Kupfer ezient in eine Shiht an der Oberähe
umverteilen,die aus der mitSilizium imGleihgewiht stehenden Phase besteht.
3. Nah Kodiusion von Kupfer und Nikel hängenForm, Gröÿe und Verteilungder
Aussheidungen vomKonzentrationsverhältnis der beiden Verunreinigungen ab.
Unter kupferreihen Bedingungen liegen von Versetzungen berandete Kolonien
kleiner Teilhen vor wie nah der Aussheidung von Kupfer als alleiniger metalli-
sher Verunreinigung,unter nikelreihen Bedingungendagegen bildensiheinzel-
ne groÿeAussheidungen, wie typisherweise für Nikelallein in Silizium.
Nah Kodiusion von Nikel und Palladium, das als alleinige Verunreinigung in
Siliziumeinähnlihes Aussheidungsverhalten aufweist wie Kupfer [25℄, abereine
geringere Löslihkeit in Silizium hat als Nikel, ergeben sih Aussheidungen mit
vergleihbaren Eigenshaften wie nah Kodiusion von Kupfer und Nikel unter
nikelreihen Bedingungen.
DieErgebnissedieserArbeitlegennahe,dassdas Konzentrationsverhältnisderbe-
teiligtenVerunreinigungeneingeeignetesordnendesKriteriumfürdieauftretenden
Defekte ist.
4. DieAussheidungenlassensihdenausdenbinärenSystemenbekanntenGleihge-
wihtsphasenCu
3
Si,NiSi2
undPd2
Sizuordnen.UnabhängigvomSystemundvomKonzentrationsverhältnisdermetallishenKomponentenkommteszurBildungzu-
sammenhängender Aussheidungen untershiedliher Phasen und zur Lösung der
jeweilsanderenmetallishenVerunreinigung.DiePhasenderAussheidungennah
Kodiusion werden hier als Cu
3
Si:Niund NiSi2
:Cu bzw. NiSi2
:Pd bezeihnet.Untershiedezwishender KonzentrationvonKupfer inNiSi
2
:Cu-Aussheidungen nahKodiusion und der aus einem isothermishen Shnitt des ternären Phasen-diagrammsCu-Ni-Si[34℄ extrapoliertenLöslihkeitlassen sihalsFolgeder unter-
shiedlihen thermishen Behandlung erklären, wobei prinzipiell auh zusätzlihe
Beiträge zur freien Enthalpiedes System zu berüksihtigen sind, diesih aus der
Volumenfehlpassung zwishen Nisi
2
:Cu und Si ergeben.5. Form,Gröÿe undVerteilungder Cu
3
Si:Ni-Teilhen unter kupferreihen Bedingun- gen und der NiSi2
:Cu,Pd-Aussheidungen unter nikelreihen Bedingungen sind kompatibelzum bekannten Aussheidungsverhalten vonKupfer oder Nikel inSi-lizium.Unter kupferreihen Bedingungen hingegen liegen NiSi
2
:Cu-Teilhen in ei-nerGröÿe undAnordnungvergleihbarder vonCu
3
Si-Aussheidungenvor.Dieses VerhaltenistkonsistentzuderAnnahme,dass KupferatomeinderNiSi2
:Cu-PhaseSilizium-Plätzebesetzen.
Kapitel 2
Einführung
2.1. Eigenshaften von Übergangselementen in Si
2.1.1. Löslihkeit und Diusionskoezient in Si
Einen Überblik über die Eigenshaften metallisher Verunreinigungen in Silizium bei
hohen Temperaturen sowie über Keimbildungs-und Wahstumsmehanismen der Aus-
sheidungen geben Shröter et al. in [27℄. Die 3d-Übergangsmetalle Co, Ni und Cu,
sowie das 4d-Übergangselement Pd sind dieam shnellsten in Silizium diundierenden
metallishenVerunreinigungen.Dieseslässtsihverstehen, wennmanbeahtet,dass die
Atome der 3d-Übergangsmetallein Silizium vorwiegend interstitiell vorliegen, während
andere metallishe Fremdatome wie beispielsweise die des 5d-Übergangselementes Gold
substitutionell eingebaut sind. Innerhalb der 3d-Reihe wiederum haben Cu und Ni die
niedrigstenWertederWanderungsenthalpieallerMetalle,wassihnahUtzig[35℄durh
eine geringere elastishe Verzerrunginfolgeeines kleinerenAtomradius begründen lässt,
der vonTinahCumontotonabnimmt.MittelsderWanderungsenthalpie
H mi
lässtsihder Diusionskoezient wie folgt ausdrüken:
D = D 0 exp
− H mi
k B T
,
(2.1)wobei
D 0
ein Vorfaktorist.FürdieindieserArbeitbetrahtetenMetalle Cu,NiundPd sind Werte fürH mi
undD 0
in der Tabelle2.1 zusammengestellt.DieLöslihkeiteinermetallishenVerunreinigung inSiistdeniert alsdieKonzentra-
tion des Metalls inSiliziumimthermodynamishen GleihgewihtmiteinerimPhasen-
diagramm benahbarten Phase. Das Phasendiagramm des binären Systems aus Si und
Metall
D 0
(m2
/s)
H mi
(eV) ReferenzCu 5
·
10−3
0.4 Hall und Raette [36℄Ni 2
·
10−3
0.47 Bakhadyrkhanov et al.[37℄Pd 8
·
10−2
0.89 Gra etal. [38℄Tabelle 2.1. ParameterdesDiusionskoezienteninSi fürCu, NiundPd
einem 3d-Übergangselement
M
enthält typisherweise MetallsilizideM x Si y
. Es gibt ineinembinärenPhasendiagrammgenaueinen, entweder eutektishen oder peritektishen
Punkt, an dem die Lösung metallisher Fremdatome in Silizium, das siliziumreihste
MetallsilizidunddieüssigePhaseimGleihgewihtstehen. Unterhalbder eutektishen
(
T eut
) oder peritektishen Temperatur (T per
) dieses Punktes steht die Lösung metalli-sherFremdatomeinSiliziumimGleihgewihtmitdemSilizid.FürdiesenFalllässtsih
fürdieLöslihkeiteinermetallishenVerunreinigung
M
inSiliziumeinArrhenius-Gesetz miteiner AktivierungsenergieQ M
angeben[M ] sol = k M exp
− Q M
k B T
,
(2.2)wobei der Vorfaktor sih durh die Dihte der Zwishengitterplätze in Si und einem
weiteren Parameter
S M
ausdrüken lässt:k M = 5 · 10 22 exp
S M
k B
m
−3
. Thermody-
namish entsprehen die Parameter
Q M
undS M
der partiellen Exzessenthaphie und -entropie vonM
-Atomen in Silizium gegenüberM
-Atomen in der Silizid-Phase, wobei diepartiellefreieExzessenthaphieQ M − T S M
dieAbweihungdeshemishenPotentialsder
M
-AtomeinSi vomhemishen Potentialeiner idealenLösungangibt.Die folgendeTabelleenthältdieLöslihkeitsparameterfürCu,NiundPdinSisowiedieStöhiometrie
der jeweiligen Gleihgewihtsphase und dieeutektishe oder peritektishe Temperatur.
M S M Q M
Referenz Silizid eut./per.T eut,per
(
k B
) (eV) (e,p) (°C)Cu 2.4 1.49 Weber [39℄ Cu
3
Si e 802Ni 3.2 1.68 Weber [39℄ NiSi
2
p 993Pd 1.2 1.64 Frank[40℄ Pd
2
Si e 892Tabelle 2.2. Löslihkeitparameter,GleihgewihtsphaseundeutektisheoderperitektisheTempe-
raturfürCu,Ni undPd
Oberhalb der eutektishen oder peritektishen Temperatur steht die Lösung metalli-
sher Fremdatomein Siliziumim Gleihgewiht mitder üssigen Phase. In diesem Fall
hängtdieLöslihkeitvon
M
inSinihtnurvonder partiellenfreien ExzessenthalpiederM
-Atome in Si gegenüberM
-Atomen in der Flüssigkeit sondern zusätzlih noh vomMetallanteilder Flüssigkeitab, der entsprehend der LiquiduslinieimPhasendiagramm
variiert. Insbesondere nimmt bei sehr hohen Temperaturen die Löslihkeit wieder ab.
Dabei liegt bei allen Übergangselementen die Temperatur der maximalen Löslihkeit
deutlihüberderjeweiligeneutektishen oder peritektishen Temperatur,wasalsretro-
grade Löslihkeit bezeihnet wird und sih auf die hohe partielle Exzessenthalphie der
M
-Atome in Si gegenüber der Flüssigkeit zurükführen lässt [41℄. Abb. 2.1 zeigt den Verlauf der Löslihkeit, der sih so für vershiedene metallishe Verunreinigungen (Cu,Ni und Pd) ergibt [27℄.
DieLöslihkeitderÜbergangsmetalleinSiistthermishstarkaktiviert.Daherbesteht
bei Abkühlung einer bei hoher Temperatur gesättigten Lösung eine starke treibende
Kraft für metallishe Verunreinigungen sih auszusheiden. Bei Abkühlung mit einer
Rate von4K/sführtdieKombinationausstarkertreibenderKraftundhoherMobilität
dazu,dassbeiRaumtemperaturdiemeistenmetallishenVerunreinigungeninSiinForm
von Metallsilizid-Aussheidungen vorliegen [26℄.
2.1.2. Metallsilizid-Aussheidungen in Si
Bei Vorliegen einer einzelnen metallishen Verunreinigung
M
in Silizium bestehen dieAussheidungenausderPhase,mitderdieLösungvonMinSinahdementsprehenden
binärenPhasendiagrammimGleihgewihtsteht.EnthältdasPhasendiagramminterme-
tallishe Phasen,wasbeiden binärenSystem aus Silizium und einem Übergangsmetall
mit der Ausnahme von Gold der Fall ist, handelt es sih bei der Gleihgewihtsphase
um das siliziumreihste Metallsilizid des jeweiligen Systems. Diese Silizide sind für die
in der vorliegenden Arbeitbetrahteten Metalle inTab. 2.2angegeben.
Beider BildungvonMetallsilizidaussheidungeninSinahlangsamerAbkühlungmit
T ˙ = −4
K/
s ergeben sih für vershiedene 3d-Übergangsmetalle zwei sehr untershied- lihe Mikrostrukturen. Im Fall von Cu lassen sih ausgedehnte Kolonien vieler kleinerAussheidungenbeobahten [14,25,4244℄.Eineähnlihe MorphologieistauhfürAus-
sheidungen von Pd in Si zu nden [25℄. Dagegen kommt es im Fall von Fe, Co und
Ni zurBildung einzelnerstabförmiger (Fe[30,45℄), plätthenförmiger(Co, Ni[25℄)oder
polyedrisher Aussheidungen(Ni[25℄).WährendsihUntershiedebeiGröÿeundDih-
te der Aussheidungen durh untershiedlihe Löslihkeiten oder vershiedene Stadien
im Wahstum der Aussheidungen erklären lassen, liegt der Shlüssel zum Verständnis
der völlig vershiedenen Mikrostrukturen in der untershiedlihen Volumenfehlpassung
zwishen Metallsilizidund Si-Matrix.
2.1.2.1. Volumenfehlpassung
Die Volumenfehlpassung
δ V
für Aussheidungen eines MetallsilizidsinSiliziumistnah Shröter et al.[27℄ deniert alsCu Ni Ni
c m -3 [M ] so l in
Pd
[
Abbildung 2.1. DarstellungderLöslihkeitderÜbergangselementeCu,Ni undPd inSiliziumals
FunktionderinversenTemperaturnah[27℄aufderGrundlagevonDatenfürCu
undNivonWeber[39℄undDatenfürPdvonFrank[40℄.
δ V = V Sil − V Si
V Si
,
(2.3)wobei
V Sil
das Volumen der Silizidaussheidung undV Si
das Volumen ist, das die inder Aussheidung enthaltenenSi-Atomeeinnehmen,wennsieinderSi-Matrixeingebaut
sind.DieVolumenfehlpassungistpositivbzw.negativ,wenndieDihteder Si-Atomein-
nerhalbdesSilizidsgeringerbzw.höheristalsdieDihtederGitterplätzeinkristallinem
Si. Bei positiverVolumenfehlpassung nimmt eine unverzerrte Aussheidung des Silizids
innerhalb der Matrixeingröÿeres Volumeneinalsalleinder Aussheidung enthaltenen
Si-Atome zusammen. Bei kleinen Werten von
δ V
und kleinen Aussheidungen führt die Volumenfehlpassung zu elastisher Verzerrung,beigroÿenWerten oder groÿen TeilhenhingegenzuplastisherVerformungdesTeilhensundderMatrixoderzurErzeugungin-
trinsisherPunktdefektedesSiliziums.DerletztgenannteEektlässtsihnahMarioton
und Gösele [46℄ durh eine quasi-hemishe Reaktion beshreiben
xM i + ySi + P N ↔ P N +1 + xαI + xβV.
(2.4)Dabeibezeihnet
P N
eineAussheidungdesSilizids,dieN
FormeleinheitendesSilizidsM x Si y
enthält.α
undβ
sinddieAnzahlenderemittierteninterstiellenSi-Atome(I
)undLeerstellen (
V
) im Si-Gitter pro metallishem Fremdatom. Bei Fehlen elastisher Ver- zerrung und vollständiger Kompensation der Volumenfehlpassung durh die erzeugtenintrinsishen Punktdefekte lässt sih der Untershied der Voluminaeiner Aussheidung
aus
N
Formeleinheiten des SilizidsM x Si y
und der in der Aussheidung enthaltenen Si-AtomeangebenV Sil − V Si = Nx (α − β) Ω,
(2.5)wobei
Ω
das Volumenpro GitterplatzinSiliziumist.Dieinder Aussheidung enthal- tenenSi-Atomenehmen das VolumenV Si = NyΩ
ein.FürdieVolumenfehlpassungnah Gl. 2.3ergibt sihsoδ V = x
y (α − β) .
(2.6)Da die Gitterkonstante des Siliziums und die Gitterparameter des Metallsilizids von
derTemperaturabhängen,istdieVolumenfehlpassungeinetemperaturabhängigeGröÿe.
Die Änderung
∆V
des Volumens eines Festkörpers bei Änderung∆T
der Temperaturlässt sihdurh den thermishen Ausdehnungskoezienten
κ
beshreiben [47℄:∆V = V − V 0 = 3κV 0 ∆T,
(2.7)wobei
V 0
das Volumen des Festkörpers bei∆T = 0
ist. Durh Umstellung nahV
lassen sih das Volumen der Aussheidung und der darin enthaltenen Si-Atome und
somit auh dieVolumenfehlpassung in Abhängigkeitvonder Temperatur
T
angeben:δ V (T ) = (δ V,0 + 1) 1 + 3κ Sil (T − T 0 )
1 + 3κ Si (T − T 0 ) − 1
(2.8)Dabei ist
δ V,0
die Volumenfehlpassung bei der TemperaturT 0
undκ Sil
undκ Si
sinddiethermishen Ausdehnungskoezienten des Metallsilizidsbzw. des Siliziums.
2.1.2.2. Nikel
Die Aussheidungen bestehen aus NiSi
2
[27℄, das die kubishe CaF2
-Struktur und eineGitterkonstante von 0.541 nm hat [48℄. Es ergibt sih so nur eine sehr geringe rela-
tive Volumenfehlpassung zum Silizium von -1.1 % bei Raumtemperatur,
T = 300
K.Aufgrund untershiedliher thermisher Ausdehnungskoezienten von NiSi
2
und Si,κ N iSi 2 = 1.2·10 −5 /
Kundκ Si = 3·10 −6 /
KnahMurarka[48℄,besitztNiSi2
beiT > 400
°Ceine gröÿere Gitterkonstante als Si und die Volumenfehlpassung ändert ihrVorzeihen,
wie in Abb. 2.2dargestellt ist.
Aussheidungen der NiSi
2
-Phasewahsen infolgeder imgesamten dargestelltenTem- peraturbereih geringen Volumenfehlpassung, ohne dass es zu erhebliher Gitterverzer-rungkommt.DieAussheidungenhabendieFormdikerPlätthenoderPolyeder,wobei
die Grenzähen zwishen Aussheidung und Matrix parallel zu
{111}
-Ebenen liegen.Die Aussheidungen werden biszu einigen
µ
mgroÿ. [25℄. Bei Aussheidungen, diediese Gröÿe erreihen, führtauh die geringerelative Volumenfehlpassung des NiSi2
zu einersignikanten Gitterverzerrung, die durh Erzeugung von Versetzungen wieder relaxiert
wird [25℄.
Die Keimbildung von NiSi
2
-Aussheidungen ndet in defektfreiem Silizium homogen [26℄ und bei Vorliegenkristallographisher Defekte wie beispielsweise Stapelfehlern he-terogen statt [49℄. Nah shneller Abkühlung (
T ˙ ≈ −1000
K/s) liegen metastabile Aus- sheidungen in Form dünner Plätthen auf{111}
-Ebenen vor, die lediglih aus zweiAtomlagen NiSi
2
bestehen, wie Seibt et al.[50, 51℄ mithohauösender Transmissions- elektronenmikroskopie zeigten. Bei Temperaturen unterhalb der Diusionstemperaturkommt es durh Ostwaldreifungzu einem Dikenwahstum der Plätthen bei gleihzei-
tiger Verringerung der Anzahl, so dass sih shlieÿlih die nah langsamer Abkühlung
beobahtete Morphologie ergibt.
FürNiSi
2
-AussheidungenwerdenzweiOrientierungszusammenhänge beobahtet[50, 51℄,diegemäÿder üblihenNotation ausder Forshung anOberähensilizidenalsTypA und Typ B bezeihnet werden [52℄. Für den Typ A werden alle kristallographishen
Rihtungen des Siin NiSi
2
fortgesetzt, währendTyp B eine Zwillingsorientierungzeigt.0.540 0.545 0.550
0 200 400 600 800 1000 1200
-1 0 1 2
-0.02 0.00 0.02 0.04 NiSi 2
Si (a) Gitterkonstante
a/ n m
T/°C
D - E
G V / %
(b) Volumenfehlpassung
Abbildung 2.2. (a) Abhängigkeit der Gitterkonstanten von Si und NiSi
2
und (b) der resultie-rendenVolumenfehlpassung
δ V
zwishen SiundNiSi2
vonderTemperatur,nah Murarka[48℄. Fürden Fall vollständiger KompensationderVolumenfehlpassungdurh Erzeugung interstieller Si-Atome gibt der Wert
α
-β
die Anzahl der proausgeshiedenemmetallishenFremdatomemittierteninterstiellenSi-Atome an.
Hierbei sind diekristallographishen Rihtungen des Si inNiSi
2
um 180° um eine Ah-se gedreht. Typ-A-Aussheidungen liegen in Form von Plätthen oder Polyedern vor,
wohingegen Typ-B-Aussheidungen nur in plätthenförmiger Morphologie beobahtet
wurden.
2.1.2.3. Kupfer und Palladium
AussheidungenvonCuoderPdinSibestehenandersalsdieAussheidungenvonFe,Co
oder Ni niht aus silizumreihen sondern aus metallreihen Metallsiliziden [27℄. Im Fall
vonKupfer bestehen dieAussheidungenaus der Cu
3
Si-Phase,dieimPhasendiagramm Cu-Si inAbhängigkeitvonder Temperaturvershiedene Modikationenzeigt [53℄.Aus-sheidungen dieser Phase lässt siheine hexagonale Strukturmit denGitterparametern
a = 0.708
nm undc = 0.738
nmzuordnen[44℄.Aussheidungen vonPalladiumbestehenaus der Pd
2
Si-Phase, die eine hexagonale Struktur vom Fe2
P-Typ mit den Gitterpara-metern
a = 0.649
nm undc = 0.343
nm hat [54℄. Die Aussheidungen weisen eine hohe relativeVolumenfehlpassung gegenüber Siliziumvon150%für Cu3
Siund von110 %fürPd
2
Siauf,diedas Systemvorwiegend durhdieErzeugunginterstitiellerSi-Atomekom- pensiert. Nah Gl.(2.6) entspriht die Volumenfehlpassung von Cu3
Si und Pd2
SieinerEmission von 0.5 bzw. 0.55 interstiellen Si-Atomen pro ausgeshiedenem metallishen
Fremdatom, was um mehr als eine Gröÿenordnung über dem Wert für NiSi
2
liegt, vgl.Abb. 2.2. Der Einuss untershiedliher thermisher Ausdehnungskoezienten auf die
VolumenfehlpassungvonCu
3
SiundPd2
Siistalsovernahlässigbar,wennmanannimmt, dass die Änderung der Gitterparameter von Cu3
Si und Pd2
Si infolge von Temperatur-änderung vonvergleihbarer Gröÿenordnung wie bei NiSi
2
ist.Kupfer [14, 25, 4244℄ und Palladium [25℄ sheiden sih in Si in Form sternförmiger
Kolonienaus. DieKolonien stellenplanareAnordnungen einzelnerkleiner Aussheidun-
gen auf
{110}
-Ebenen (Cu) oder{111}
-Ebenen (Pd) dar und sind von Versetzungen berandet.In Anlehnungan eineArbeitvon Silokund Tunstall überdas WahstumvonNbC-
Aussheidungen in austenitishem Stahl [55℄ haben Nes et al. [42, 56℄ und Solberg et
al. [43℄ für den Wahstumsmehanismus der Kolonien einen autokatalytishen Prozess
vorgeshlagen, der auf der Wehselwirkung von Aussheidungen, die beim Wahstum
interstitielleSi-Atomeemittieren, undVersetzungen beruht,vgl. Abb. 2.3.Nahdiesem
ModellbildensihzuerstaneinerbestehendenVersetzungen durhheterogene Keimbil-
dungkleine Aussheidungen (Abb.2.3a).ImnähstenShritt wahsendieAussheidun-
gen,wobeisieinterstitielleSi-Atomeerzeugen,dievonderVersetzungabsorbiertwerden.
Infolgedessen klettert dieVersetzung und entfernt sihvon der ursprünglihen Position
(Abb. 2.3b). Die Aussheidungen wandern mit der Versetzung. Im letzten Shritt löst
dieVersetzung sih von den Aussheidungen und stellt erneut einen Keimbildungsplatz
für weitere Aussheidungen dar (Abb. 2.3).
2.2. Ternäre Phasen aus Si und zwei Metallen
Die Phaseneines ternären Systems lassensih imternären Phasendiagrammdarstellen.
IsothermisheShnittedurhdasPhasendiagrammzeigendabeidieExistenzbereiheder
ternärenPhaseninAbhängigkeitvonderZusammensetzungdesSystems,diegegebenist
durh dieMolenbrühe der drei Komponenten
X 1
,X 2
undX 3
, wobeiX 1 + X 2 + X 3 = 1
gilt[57℄.
Setton gibt einen Überblik über Phasen, die bei Reaktionen zwishen Metallsilizid-
Shihten internären Systemenaus Siund zwei Metallen
M 1
undM 2
gebildetwerden[58℄. Nah seinem Klassikationsshema sind im Gleihgewiht mit Si zwei Arten von
Abbildung 2.3. Modell des Wahstumsvon Aussheidungen an Versetzungen nah Solberg und
Nes[43℄:(a)heterogeneKeimbildungvonCu
3
Si-Aussheidungen aneinerVerset- zung,(b):WahstumderAussheidungen.DieVersetzungabsorbiertdurhKlet-terninterstitielleSi-Atome undentferntsih von ihrerursprünglihen durh die
unterbrohengezeihneteLiniemarkiertenPosition,()AblösungderVersetzung
vondenAussheidungenunderneuteKeimbildung
Phasen möglih:
1. Es kann einbinäres Silizid
M 1 x Si y
vorliegen, in dem zusätzlih diezweite metal-lishe Verunreinigung ingelöster Form enthaltenist.
2. Es kann ein ternäres Silizid
M 1 x M 2 y Si z
auftreten, das sih im Gegensatz zu 1.nihtdurhMishendeszweitenMetallsineinemSiliziddeserstenMetallserhalten
lässt.
Die Bildung ternärer Silizide ist um so wahrsheinliher, je stärker sih
M 1
undM 2
in ihren Eigenshaften (Shmelzpunkt, Anzahl der Valenzelektronen, Atomradius) un-
tersheiden, [59℄. EinBeispielist dieVerbindung Zr
2
CuSi4
im System Cu-Si-Zr[60℄.Haben dagegen die beiden Metalle ähnlihe Eigenshaften, lässt sih eine hohe gegen-
seitige Löslihkeit der Metalle im Silizid des jeweils anderen Metalls beobahten, wie
beispielsweise für Fe, das eine Löslihkeit von 30 At.% in NiSi
2
zeigt [61℄. Im Fall desSystems Co-Ni-Si gehen Finstadt etal. sogar vonvollständiger Mishbarkeit vonCoSi
2
undNiSi
2
aus [62℄. ImFolgendensollen diefür dieseArbeitwihtigenSysteme Cu-Ni-Siund Ni-Pd-Si näher betrahtet werden.
2.2.1. Cu-Ni-Si
Okamoto untersuhte die Erstarrung von Cu-Ni-Si-Flüssigkeiten und ndet einen ter-
nären eutektishen Punkt bei 769°C und einer Zusammensetzung von 56 At.% Cu, 11
At.%Niund33At.%Si,andemdieternäreFlüssigkeitmitderSi-Phase,derNiSi
2
-PhaseundeinerternärenSilizid-PhaseimGleihgewihtsteht[63℄.InzusammenfassendenDar-
stellungen, dieauf Okamotoverweisen, wirddiese Phase untershiedlihbezeihnet, bei
Jänekeals
ω
-Phase[64℄undinderneuestenDarstellungdesternärenPhasendiagramms alsτ
-Phase [65℄.Sokolovskaya et al. untersuhten Legierungen des Systems Cu-Ni-Si und geben einen
isothermishen Shnitt bei 500°C durh das ternäre Phasendiagramm an [34℄. Die nah
diesemShnittbei500°CkoexistierendenPhasenindersilizumreihenEkedesSystems
Cu-Ni-Si sind in Abb. 2.4 dargestellt. Bei 500°C steht Si mit einer Lösung von Cu in
NiSi
2
(in dieser Arbeit als NiSi2
:Cu bezeihnet) und einer Lösung von Ni in Cu3
Si (indieser Arbeit als Cu
3
Si:Ni bezeihnet) im Gleihgewiht. Sokolovskaya et al. interpre- tieren dabei das ternäre Silizid, auf das Okamoto hinweist [63℄, als eine Modikationder Cu
3
Si-Phase, die bei höherer Temperatur durh den Einbau von Nikel stabilisiert wird.Die Löslihkeitvon NiinCu3
Sibeträgt5At.%Ni bei500°C,während sihfürdieLöslihkeit von Cu inNiSi
2
einWert vonetwa 1 At.% ablesenlässt.2.2.2. Ni-Pd-Si
WopersnowundShubert[66℄ndenimSystemNi-Pd-Sibei800°CeineternäreMonosilizid-
Phase der Zusammensetzung Ni
x
Pd1−x
Si, die aus Mishung der PdSi- und NiSi-Phasehervorgeht, welhe jeweils dieorthorhombishe MnP-Struktur haben. Bei der Untersu-
hung der Reaktion dünner Ni- und Pd-Shihten auf Si bei800°C fanden Finstadund
Niolet [67℄ eine ternäre Phase der Zusammensetzung Ni
0.65
Pd0.35
Si bei 800°C, die sihebenfallsder oben beshriebenen Monosilizidphase [66℄ zuordnen lässt.
ImSystemNi-Pd-Si weistdieNikeldisilizidphaseeinegeringeLöslihkeitfürPalladium
auf.Siewird daher indieser ArbeitmitNiSi
2
:Pd bezeihnet.Loomansetal.untersuh-ten das Gleihgewiht zwishen Silizium, NiSi
2
:Pd und der ternären Monosilizidphase bei Temperaturen zwishen 760°C und 880°C in siliziumreihen Legierungen [68℄. Siemessen bei 800°C für die Löslihkeit von Pd in NiSi
2
einen Wert von 1.2 At.% undgeben für dieZusammensetzung der ternären Monosilizidphase Ni
x
Pd1−x
Si einen Wert0 25 50 75 100 0
25
50
75
100 0
25 50 75 100
K D
(Si)+ D + K
D : NiSi 2 :Cu
X Cu / At.%
X
S i / A X N i t.%
/ A t.%
Si
Ni Cu
K : Cu 3 Si:Ni T = 500°C
Abbildung 2.4. Ausshnittdes isothermishenShnittesbeiT=500°Cdurh dasternärePhasen-
diagrammvon Cu-Ni-SinahSokolovskayaet al. [34℄. Dargestellt sinddie Exis-
tenzbereihe der NiSi
2
:Cu-Phase (einer Lösung von Cu in NiSi2
),der Cu3
Si:Ni-Phase(einerLösungvonNi inCu
3
Si)undderengemeinsamerKoexistenzbereih mitderSi-Phase,inderCuundNigelöstsind.von x=0.91 an, was einemPd-Anteilvon 4.7At.% entspriht.
In der neuesten Veröentlihung des ternären Phasendiagramms Pd-Ni-Si wird die
Existenz der ternären Silizidphase Ni
x
Pd1− x
Si in Legierungen mit einem hohen Pd- Anteil bei 800°C in Frage gestellt, da im binären System Pd-Si bei 800°C niht PdSisondern Pd
2
SimitSi imGleihgewiht steht[69℄.2.3. Koaussheidung von Übergangsmetallen
Bei gleihzeitiger Verunreinigung von Si mit Cu und Fe lassen sih stabförmige, bei
Verunreinigung mitCu undNi plätthenförmigeAussheidungen nden, diejeweilsvon
Kolonien kleinerer Aussheidungen dekoriert werden [3032℄. Gra [26℄ deutet die Be-
obahtungenvonCullis und Katz [30℄als heterogeneKeimbildungvonAussheidungen
aus FeSi
2
anKupfersilizidaussheidungen.Ryoo etal.[31℄ interpretieren dieTeilhen in den Kolonien alsKoaussheidungen von Cu und Ni inForm einer(
Cu,Ni)
-Si2
-Phase.In jüngerer Vergangenheit haben Buonassisi et al. [28, 29, 70℄ an gezielt mit Fe, Cu
und Niverunreinigtemein-und multikristallinemSilizium[71℄Untersuhungen zur Ko-
aussheidung vonÜbergangsmetallen in Sidurhgeführt.
In Proben dienah der Eindiusion der Metalle bei 1200°C zuerst abgeshrekt und
dann bei655°C ausgelagert wurden, fanden siemitRöntgenuoreszenzmikroskopie und
Röntgenabsorptionsspektroskopie[72℄AnhäufungenvonCuundNiandenselbenStellen,
die sie alsKolonien kleiner Aussheidungen entweder aus Cu
3
Si oder NiSi2
interpretie- ren[29℄.DieAussheidungensind lokalmiteinanderkorreliert,weisenaberkeine Phasenauf, in denen Cu und Ni gemisht sind. Nah Ansiht von Buonassisi et al. lassen sih
diese Beobahtungenmitden herkömmlihen Modellenfür Bildung und Wahstum von
Metallsilizidaussheidungen in Si erklären, da sih die bekannten thermodynamishen
GleihgewihtsphasenCu
3
SiundNiSi2
unddiefürCu3
Si-Aussheidungentypishen Ko- lonienbilden, vgl.Abshnitt 2.1.2. Dieenge räumliheKorrelationvonAussheidungenführen sie auf eine Begünstigung der Bildung und des Wahstums der Aussheidungen
durh eine Verringerung der Gitterverzerrung zurük, wenn sih Phasen mit Volumen-
fehlpassungen untershiedlihen Vorzeihens (150% für Cu
3
Si und -1.1% für NiSi2
beiRaumtemperatur)am selben Ort bilden.
In Proben, die nah Eindiusion der metallishen Verunreinigungen bei1200°Clang-
sam abgekühlt wurden, nden Buonassisi et al. [29℄ und Heuer et al. [28, 70℄ groÿe
Aussheidungen, diein einer geringen Dihte vorliegen.Die Aussheidungen sind dabei
niht homogen, sondern bestehen aus zwei separierten Phasen. Bei einer Phase handelt
essih um reines Cu
3
Siwährend inder zweiten Phase Cu, Ni, Fe und Sigemishtsind.Heuer et al. können experimentelle Röntgenabsorptionsspektren mit simulierten Spek-
tren inÜbereinstimmungbringen, diesihaus einem ModellfürdieStrukturder Phase
ergeben [28℄. Nah diesem Modell hat die zweite Phase eine NiSi
2
-Struktur, wobei dieCu-AtomesubstitutionellaufSi-PlätzenunddieFe-AtomesubstitutionellaufNi-Plätzen
eingebaut sind.
Buonassisietal.[29℄shlagenfürdieBildungderAussheidungenmitseparatenPha-
sen einen neuenMehanismus vor. Danahndet beider Abkühlung noh oberhalbder
eutektishen Temperatur die Bildung einer üssigen Si-Cu Phase statt, in der sih die
übrigen metallishen Verunreinigungen anreihern. Nah Durhlaufen der eutektishen
Temperaturerstarrt dieüssigePhase, wobei eszur Separationder Cu-Ni-Fe-Si Mish-
phase und der Cu
3
SiPhase kommt.Kapitel 3
Methoden
3.1. Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)
IndervorliegendenArbeitwirddieTransmissionselektronenmikroskopie(TEM)zurUn-
tersuhung der strukturellen und hemishen Eigenshaften von Metallsilizidausshei-
dungen eingesetzt. Neben der konventionellen Abbildung zum Nahweis der Ausshei-
dung, etwaiger Sekundäreekte und Verzerrungsfelder wurden die hohauösendeElek-
tronenmikroskopie (HRTEM) und die Elektronenbeugung herangezogen, um kristallo-
graphishe Informationenzu bekommen.DieeingesetztenStandardverfahrensindinder
Literatur [7376℄ eingehend beshrieben, so dass hier auf eine Darstellung verzihtet
werden kann.
DasverwendeteMikroskopisteinCM200-UTFEGderFirmaPhilipsmiteinerBeshleu-
nigungsspannung von 200 keV und einer Feldemissionskathode als Elektronenquelle.
3.2. Energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX)
Ein wihtiges Werkzeug dieser Arbeit für die Untersuhung der Zusammensetzung der
Metallsilizidaussheidungen ist die energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX). Sie
besteht in der Detektion und Analyse von Röntgenstrahlung, die als Folge der Weh-
selwirkungen zwishen Probe und Elektronenstrahlerzeugt wird. In der Probe entsteht
Bremsstrahlung und harakteristishe Strahlung. Das Spektrum der harakteristishen
StrahlungerlaubteinenRükshlussaufdieenthaltenenElemente.SiebestehtausRönt-
genquanten, deren Energie dem Übergang eines Elektrons von einer äuÿeren auf eine
innereShaleeines Atomsder Probeentspriht.ZurAussendungdieserQuantenkommt
es, wennAtome,diezuvordurhWehselwirkungmitdemElektronenstrahlineinenZu-
stand höherer Energieangeregt wordensind, wiederin ihren Grundzustand relaxieren.
DasAttributenergiedispersiv bezeihnetdieArtderDetektionderRöntgenquanten.
Anders als im Fallwellenlängendispersiver Spektroskopie (WDS) zeihnet bei EDX ein
Spektrometer dieIntensitätder Röntgenstrahlung inAbhängigkeitvonder Energie der
Röntgenquanten auf, [76℄. Das Kernstük des Spektrometers istein Halbleiterdetektor,
indem einRöntgenquant einen Strompuls erzeugt, dessen Höhe proportionalzur Ener-
giedes Quants ist.Dasgemessene Spektrum stellt imPrinzipeine Auftragungder Zahl
der Pulse als Funktionder Pulshöhe dar.
Einen ausführlihen Einblik in die Methode und ihre Verwendung in Kombination
mit TEM geben Williams und Carter, [76℄. In der vorliegenden Arbeit kam ein Link
ISIS System der FirmaOxford Instruments miteinem Si(Li)-KristallalsDetektor und
einer Energieauösung von 136 eV zum Einsatz. Stolze shildert die praktishe Benut-
zung dieses Systems in[77℄.
0 5 10
0 500 1000 1500
Ni-K E Cu-K D Ni-K D Ni-L DE Si-K D
In te n si tä t
E / keV
Abbildung 3.1. EDX-SpektrumeinerAussheidung,dieausCu,NiundSibestehen.Aufgetragen
ist die Anzahl derZählereignisse in Abhängigkeit von derEnergie der Röntgen-
quanten.
Abb. 3.1 zeigt ein EDX-Spektrum, das imRahmen dieser Arbeitan einer Stelle auf-
genommen wurde, an der sih eine Aussheidung innerhalb der Si-Matrix bendet. Die
Aussheidung lässt sih aufgrund struktureller Merkmale der binären Phase Nikeldisi-
lizid zuordnen. Das Vorliegen der harakteristishen Linien niht nur von Silizium und
Nikelsondern auhvonKupfer zeigt,dassdieAussheidung tatsählihdreikomponen-
tigist.DieBezeihnung der Linien,K
α
,Kβ
und Lα
ergibtsih ausder Nomenklaturder Elektronenshalen.Ein Standardverfahren für die quantitative Bestimmung der Zusammensetzung der
Probe aus einem EDX-Spektrum ist die Methode von Cli und Lorimer, [78℄. Der Zu-
sammenhangvonZusammensetzungundSignalintensitätlässtsihdurhdiesogenannte
Cli-Lorimer-Gleihung darstellen:
C A
C B
= k AB
I A
I B
.
(3.1)Darin bezeihnen
C A
undC B
die Anteile der ElementeA
undB
an der Zusammen-setzung und
I A
undI B
die Intensitäten der fürA
undB
harakteristishen Linien im gemessenen EDX-Spektrum. Die Zusammensetzungen werden relativ ausgedrükt, sodass
C A + C B = 1
ist.Indünnen Proben, wiesiefürTEM-Folienzumeistvorliegen,lassensihAbsorptionund
Fluoreszenz inder Probevernahlässigen.DerFaktor
k AB
hängtindünnen ProbennohvondenKernladungszahlungen
Z A
undZ B
derElemente, derBeshleunigungsspannung der Elektronen, dem EDX-Detektor und dem zur Filterung der Bremsstrahlung ver-wendeten Algorithmus ab. Für die Elemente Cu, Ni, Pd und Si, deren Anteile an der
Zusammensetzung von Aussheidungen in dieser Arbeitbestimmt werden, und das ge-
nutzte EDX-TEM-System sind die
k
-Faktoren mit Cu als Referenzelement in Tab. 3.1 angegeben.ElementA Cu Ni Pd Si
k ACu
1 0.911 1.257 0.712Linie Cu-K Ni-K Pd-L Si-K
Tabelle 3.1. k-Faktoren und Linien der harakteristishen Röntgenstrahlung der in dieser Ar-
beituntersuhtenElemente Cu,Ni,Pd undSi fürdie quantitativeAnalysevonEDX-
Spektren nahCliundLorimer[78℄
Die Stärke der Kombinationvon EDX und TEM liegt darin, dass sih die hemishe
und strukturelleInformationenmiteinanderinZusammenhangsetzenlassen.Dazuwird
das TEM im Rastermodus betrieben. Der Elektronenstrahl lässt sih bei dem in dieser
Arbeit verwendeten Gerät bis auf einen Durhmesser von 1 bis 2 nm fokussieren, so
dass sih die Zusammensetzung der Probe nah der Erfassung eines EDX-Spektrums
punktuellmithoherOrtsauösunguntersuhen lässt.Giltes,dielateraleVerteilungvon
ElementenineinemgröÿerenBereihderProbezuuntersuhen,soerweistessihalshilf-
reih,die harakteristishe Röntgenstrahlung zu messen, währendder Elektronenstrahl
die Probe abtastet. Dazu werden vor der Messung in der Umgebung der harakteristi-
shen Linien Spektralbereihe deniert, innerhalb derer alle Zählereignisse zum Signal
der jeweiligen Liniebeitragen. Auf diese Weise lassen sih darstellen:
Zusammensetzungentlang einer bestimmten Streke
zweidimensionaleVerteilung vershiedener Elemente(EDX-Karte)
Es ist allerdingszu beahten, dass die so erhaltenen Daten die Beiträge der Bremss-
trahlungenthalten.DiesewerdenimFallderoben beshriebenenAuswertungnahCli
und Lorimer durh numerishe Anpassung aus der Analyse eliminiert.
Kapitel 4
Ergebnisse
In dieser Arbeitwurden Aussheidungen metallisher Verunreinigungen inSilizium un-
tersuht,dasvergleihbare Eigenshaften wiedasinderPhotovoltaikgegenwärtig inten-
siveingesetztemultikristallineSiliziumhat,welhesKorngrenzenundVersetzungen und
auÿerdem Aussheidungennihtmetallisher Verunreinigungen wiebeispielsweiseSauer-
sto enthält.
Das Probenmaterial sollte im Ausgangszustand strukturelle Defekte und Ausshei-
dungen nihtmetallisher Verunreinigungen, aber keine metallishen Verunreinigungen
enthalten. Diese solltenvielmehr gezielt von auÿendurh Diusionin das Material ein-
gebraht und während langsamer Abkühlung durh heterogene Keimbildunganden im
Material vorhandenenDefekten zur Aussheidung gebraht werden.
Daher kameinbikristallinesProbenmaterial zum Einsatz,das durh Waferbonding aus
zwei einkristallinenSheiben Siliziumsheibenhergestellt wurde. Das Verfahren und die
Beshaenheit des Bikristall wird in Anhang A näher beshrieben. An der Grenzähe
der beiden miteinanderverbundenen Siliziumsheiben besteht einNetzwerk aus Stufen-
und Shraubenversetzungen, das einer Kleinwinkelkorngrenze entspriht. Der Abstand
zwishen den Stufenversetzungen beträgt 372 nm und der zwishen den Shraubenver-
setzungen 12 nm. Eine der beiden Siliziumsheiben enthält auÿerdem Mikrodefekte in
einer Dihtevonetwa
10 10
m−3
, beidenenes sihSiliziumoxidaussheidungenund Ver- setzungsringe handelt.4.1. Aussheidungen nah Diusion von Kupfer
AlsersterShrittwurdeuntersuht,wiesihAussheidungen einereinzigenmetallishen
Verunreinigung unterden BedingungenmiteinanderkonkurrierenderKeimbildungsplät-
ze bilden.Dazu werdenProben der Bikristallezunähst durh DiusionvonKupfer bei
einer Temperatur von
T = 1050
°C gezielt verunreinigt und anshlieÿend langsam mitT ˙ = −6
K/sabgekühlt,sodasssihandenvershiedenenKeimbildungsplätzenAusshei- dungenbildenkonnten.EinzelheitenderPräparationderDiusionsprobenbenden sihinAnhang B.1 (Proben 1 und 2in Tab. B.1).
500 µm 500 µm
KG A
B Ref
Of-1
Of-2
Abbildung 4.1. LihtmikroskopisheAufnahme einesQuershnitts durh einebikristalline Probe
ausSinahDiusionvonCubei1050°C,langsamerAbkühlungundDefektätzung
(Seo,6s). Die Probe besteht auszwei Sheiben (Aund B).Die alsDiusions-
quelledienende Shihtbendet sih auf derder OberäheOf-1.Ein Stük de-
fektfreienSiliziums(bezeihnetmitRef)wurdevordem Defektätzenauf Sheibe
AzurErkennungvonArtefaktenangebraht.
Abb. 4.1 und Abb. 4.2 zeigen lihtmikroskopishe Aufnahmen zweier Quershnitts-
proben nah Defektätzen. Es ist bekannt, dass Kupfer als einzelne metallishe Verun-
reinigung inSiliziumKolonienkleiner Aussheidungen einer Kupfersilizidphase (Cu
3
Si)bildet.Defektätzen führtzurEntstehung linien-odersternförmigerÄtzgrübhenamOrt
der Kolonien [25, 42℄.
Die lateraleVerteilungder Ätzgrübhen ist inhomogenund zeigt, dass dieDihteder
Kupfersilizidaussheidungen in Sheibe B wesentlih höher ist als in Sheibe A. Diese
KG A
B 500 µm Ref
Of-1
Of-2
Abbildung 4.2. LihtmikroskopisheAufnahmeeinesQuershnittsdurh einebikristallineProbe
ausSinahDiusionvonCubei1050°C,langsamerAbkühlungundDefektätzung
(Seo,6s).DieProbebestehtauszweiSheiben(AundB).DiealsDiusionsquel-
ledienendeShihtbendetsihhierauf derderOberäheOf-2.Ref:EinStük
defektfreienSiliziums wurde vordem Defektätzen auf Sheibe Bzur Erkennung
vonArtefaktenangebraht.
Beobahtung istunabhängig von der Lage der als Quelle für dieDiusion verwendeten
Shihten, wie der Vergleihder beiden inAbb. 4.1 und Abb. 4.2 dargestellten Proben
deutlihmaht.DiealsDiusionsquelledienendeShihtbendet sihbeidiesenProben
aufgegenüberliegendenProbenoberähen, inAbb. 4.1aufOberähe Of-1undinAbb.
4.2 auf Oberähe Of-2. Die inhomogene Verteilung kommt niht durh eine Wirkung
der Korngrenze als Diusionsbarriere zustande, sondern lässt sih auf die Anwesenheit
von Mikrodefekten in Sheibe B zurükführen, vgl. Abb. A.1 in Anhang A. Es handelt
sih um kleine Siliziumoxidaussheidungen und Versetzungsringe, die die Oxidteilhen
beimWahstumausgestoÿenhaben.DieMikrodefektestellenheterogeneKeimbildungs-
plätze für Kupfersilizidaussheidungen dar.
Die Verteilung der Kupfersilizidaussheidungen in Sheibe B in Abb. 4.2 zeigt eine
aussheidungsfreie ZoneeinerBreitevonungefähr200
µ
mdirektunterhalbder Oberä-heOf-2.DieBeobahtunglässtsihdurhdieNähederalsDiusionsquelleverwendeten
Shiht erklären. Diese Shiht bestand nah dem binären Phasendiagramm aus einer
Flüssigkeitaus Cu und Si,dadieDiusionstemperaturT=1050°C oberhalbder Tempe-
ratur
T eut = 802
°Cdes eutektishen PunkteszwishenSiundCu3
Siliegt,vgl.Abshnitt2.1.1. Im Gleihgewiht mit der Flüssigkeit bzw. mitCu
3
Si unterhalb der eutektishen TemperaturstelltsihanderOberäheOf-2dieLöslihkeitein,sodassdiemetallishenFremdatomewährendder langsamenAbkühlung ausdem oberähennahen Bereihder
SheibeBindieFlüssigkeitherausdiundierten,bevorsihAussheidungenbildenkonn-
ten.
InSheibeAhaben sihnursehrwenigeKupfersilizidaussheidungengebildet.Dieslässt
sihaufeinesehr geringeDihtealsheterogenenKeimbildungszentren wirkenderMikro-
defekte zurükführen.
Bei der in Abb. 4.1 untersuhten Probe liegt die Gleihgewihtsphase aus Cu und
Si auf der Oberähe Of-1 vor. Hier zeigt die Verteilung der Kupfersilizidaussheidun-
gen keine aussheidungsfreieZone unterhalbder Oberähe Of-1 inder Sheibe B keine
aussheidungsfreieZone,währendpraktishdiegesamteSheibeAaussheidungsfreiist.
An der Korngrenze bildeten sih ebenfalls Kupfersilizidaussheidungen. Es existiert
keine aussheidungsfreie Zone in der Nähe der Korngrenze inSheibeB.
4.2. Aussheidungen nah Kodiusion von Kupfer
und Nikel
Unter denselben Bedingungen wie bei Kupfer als alleiniger Verunreinigung, d.h. bei
T = 1050
°C,T ˙ = −6
K/s und in bikristallinemProbenmaterial wurden Aussheidun- gen zweier metallisherVerunreinigungendurhgleihzeitigeDiusion,imfolgenden alsKodiusionbezeihnet,undanshlieÿendelangsameAbkühlungpräpariert.Einzelheiten
derProbenpräparationundeineÜbersihtüberdiedurhgeführtenDiusionsexperimen-
te (TabelleB.1) benden sihin Anhang B.1.
Die Beshränkung auf zwei metallishe Verunreinigungen ist sinnvoll, weil sih so Än-
derungen im Aussheidungsverhalten der einen metallishen Verunreinigung gegenüber
dem bekannten Verhalten bei Vorliegen als einziger Verunreinigung mit Eigenshaften
der zweiten Verunreinigung in Beziehung setzen lassen.
Eine wihtige Eigenshaft metallisher Verunreinigungen ist dieVolumenfehlpassung
der Metallsilizidphase,aus der ihre Aussheidungen bestehen. Zunähst wurden Kupfer
und Nikelalsmetallishe Verunreinigungen ausgewählt.DieseVerunreinigungenbilden
inSiAussheidungenaus Metallsilizidphasenmithöhst untershiedliher Volumenfehl-
passung, wodurhdieForm,GröÿeundVerteilungihrerAussheidungenbestimmtwird,
wie in Kapitel 2.1.2 gezeigt wurde. Im Fall von Kupfer als alleiniger metallisher Ver-
unreinigung mit hoher Volumenfehlpassung des Silizids (Cu
3
Si: 150%) bilden sih vonVersetzungen berandete Kolonien kleinerer Teilhen und im Fall von Nikel mit gerin-
ger Volumenfehlpassung des Silizids (NiSi
2
: -1.1% bei Raumtemperatur) einzelne groÿe Aussheidungen.EinexperimentellerParameter der Kodiusionzweier metallisher Verunreinigungen,
der über die Löslihkeiten der Verunreinigungen in Silizium indirekt einstellbar ist, ist
das Konzentrationsverhältnis
Q M 1 ,M 2
der Verunreinigungen:Q M 1 ,M 2 = [M 1 ]
[M 2 ] .
(4.1)Löslihkeit und Diusionskoezient von Kupfer, Nikel und Palladium,das in Kapitel
4.3 Kupfer als eine der beiden metallishen Verunreinigungen ersetzt, in Silizium bei
der in dieser Arbeit vorwiegend benutzten Temperatur von 1050°C sind in Tabelle 4.1
angegeben.
4.2.1. Aussheidungen unter kupferreihen Bedingungen
Nah Kodiusion von Kupfer und Nikel liegen kupferreihe Bedingungen
Q Cu,N i > 1
vor, da die Löslihkeit von Kupfer höher ist als die von Nikel (Probe 3, Tab. B.1 in
M
[M ] sol (
m−3 )
ReferenzD M (
m2
s−1 )
ReferenzCu
6 · 10 17
Weber [39℄2 · 10 −4
Hall und Raette[36℄Ni
3 · 10 17
Weber [39℄3 · 10 −5
Bakhadyrkhanov etal. [37℄Pd
1 · 10 17
Frank[40℄3 · 10 −5
Gra etal.[38℄Tabelle 4.1. Löslihkeit
[M ] sol
undDiusionskoezientD M
vonKupfer,NikelundPalladiumbei1050°CinSilizium
Anhang B.1). Physikalish besteht unter kupferreihen Bedingungen eine Situation, in
der zu erwarten ist, dass Form, Gröÿe und Verteilung der Aussheidungen durh hohe
Volumenfehlpassung bestimmt ist.
4.2.1.1. Verteilung
Die Verteilungder Aussheidungen nah Kodiusion vonKupfer und Nikel unter kup-
ferreihen Bedingungen im bikristallinen Silizium wurde nah Defektätzen lihtmikro-
skopish untersuht. Abb. 4.3 zeigt das Ergebnis der Ätzgrübhenuntersuhung.
DieVerteilungderÄtzgrübheninderProbeistinhomogenundqualitativdieselbewie
nahder Diusionvon Kupferalsalleinigermetallisher Verunreinigung, vgl.Abshnitt
4.1.Dieszeigt sihbeimVergleihvonAbb.4.3mitAbb. 4.1undAbb. 4.2insbesondere
amFehlen einer defektfreien Zone ander Korngrenze inSheibeB.
Die linien- und sternförmigen Ätzgrübhen entsprehen planaren Defekten, wobei li-
nienförmigeÄtzgrübhen aufeinzelne dieser Defekte und sternförmige Ätzgrübhen auf
Anordnungen mehrerer Defekte hinweisen. Diese Defekte bestehen aus Kolonienkleine-
rer Aussheidungen, wie der folgende Abshnitt 4.2.1.2 zeigt.
Die Defekte liegen auf
{110}
-Ebenen, wie durh die Rihtungsbeziehung der Ätzgrüb- hen mitder Korngrenze aufder Oberähe der Quershnittsprobein Abb. 4.3deutlihwird.DurhdiePräparationder Probeistgewährleistet,dass dieÄtzgrübhenaufeiner
{110}
-Oberähe der Probe liegen. Bei Festlegung dieser Oberähe als(110)
-Ebeneergeben sih für dieShnittlinien planarer Defekte auf
{110}
-Ebenen mitder Probeno-berähe diein Tab. 4.2angegebenen Rihtungsvektoren.
Da die Oberähe der Quershnittsprobe eine
{110}
-Ebene ist, liegen Defekte auhparallel zur Probenoberähe. Dies ist beispielsweise der Fall für den Defekt, der das
inAbb. 4.3mitPgekennzeihnete elliptish-unregelmäÿiggeformteÄtzgrübhen verur-
saht hat.
Abbildung 4.3. LihtmikroskopisheAufnahme des Quershnitts einerbikristallinen Probe nah
KodiusionvonCuundNi bei1050°C,langsamerAbkühlung undDefektätzung
(Seo,5s).LinienförmigeÄtzgrübhenmarkierenzahlreiheDefekteanderKorn-
grenze(KG) undimInnerender beiden Sheiben (A,B).Eines derÄtzgrübhen
zeigteinenplanarenDefekt(P),derparallel zurProbenoberäheliegt.
Defekt Shnittlinie
(110) −
110
[001]
(101)
111
101
111
(011)
111
011
111
Tabelle 4.2. RihtungderShnittlinienplanarerDefekteauf
{110}
-EbenenmitderOberäheeiner[110]
-orientiertenProbe.4.2.1.2. Struktur
NahKodiusionvonKupferundNikelunterkupferreihenBedingungenimbikristallinen
Siliziumlässt sihmitTEMbeobahten, dass dieplanaren Defekte, derenVerteilungin
der Probe im vorangegangenen Abshnitt 4.2.1.1 untersuht worden ist, aus Kolonien
kleinererTeilhen bestehen, wie Abb.4.4zeigt. Die naheliegende Annahme, dass es sih
bei diesen Teilhen um Aussheidungen einer zweiten Phase (neben Silizium) handel-
te, wurde durh strukturelle und hemishe Analysen bestätigt, deren Ergebnisse im
Folgenden gezeigt werden.
(a)
[001]
[110 [1100] 0]
(b)
Abbildung 4.4. TEM-Hellfeld-Aufnahmen zweierKolonienkleinerAussheidungen ander Korn-
grenze(KG)einerbikristallinenProbenahKodiusionvonCuundNibei1050°C
undlangsamerAbkühlung.DieAussheidungensindaufEbenenangeordnet,die
untershiedlihorientiertsind:(a)senkrehtzurBildebeneund(b)gegenüberder
Bildebenegeneigt.
Die Kolonien bestehen aus planaren Anordnungen vonAussheidungen. Die Ebenen,
aufdenendieKolonienangesiedeltsind,haben untershiedliheOrientierung,wie durh
denVergleihvonAbb.4.4aund4.4bdeutlihwird,diedieProbeinderselbenProjektion
(in
[110]
-Rihtung)abbilden. Abb. 4.4azeigt eineKolonieexaktvonderSeite her,dieseKolonie verläuft somit senkreht zur Bildebene. Dagegen zeigt Abb. 4.4b eine Kolonie
auf einer gegenüberder Bildebene geneigten Ebene. Die sheinbaren seitlihen Begren-
zungen dieser Kolonie sind keine tatsählihen Grenzen der Kolonie, sondern markieren
die Shnittlinie der Kolonie mit Ober- bzw. Unterseite der Probe. Da die Korngrenze
eine
(001)
-Ebene ist,lässt sihaus demShnittwinkelzwishen Korngrenzeund KolonieinderProjektionaufdieBildebeneshlieÿen,dassdieKolonienauf
{110}
-Ebenenliegen.D
Abbildung 4.5. TEM-HellfeldaufnahmedesRandbereihseinerKolonievonAussheidungennah
KodiusionvonCu undNibei1050°CundlangsamerAbkühlung.Die Ausshei-
dungen sindauf einer Ebene angeordnet,die hier senkrehtzur Bildebene liegt.
AmRandderKolonieverläufteineVersetzung(D).
DieKolonienwerdenamRandvonVersetzungenbegrenzt,wieAbb.4.5zeigt.DieVer-
setzungslineverläuftgekrümmtund wirddabeivoneinerReihevonAussheidungen de-
koriert.Kolonien,dieaus planarenAnordnungenvonAussheidungenauf
{110}
-Ebenenbestehen unddabeivonVersetzungen berandet werden,stelleneine Defektstruktur dar,
die typish ist für Aussheidungen einer Metallsilizidphase mit starker Volumenfehl-
passung. Solhe Strukturen wurden beispielsweise beobahtet für Aussheidungen der
Cu
3
Si-Phase [42℄.Im Rahmender bisherigen Ergebnisse gleihtdie Defektstruktur der Aussheidungen
nahKodiusionvonCu undNidervoneinfahenCu
3
Si-AussheidungeninSi.Elektro-P11
Abbildung 4.6. TEM-AufnahmeeinerKolonievonAussheidungennahKodiusionvonCuund
Nibei1050°CundlangsamerAbkühlung.MitAusnahmedermitP1bezeihneten
polyedrishenAussheidungsindalleAussheidungennahezukugelförmig.
nenmikroskopishe Aufnahmen in höherer Vergröÿerung wie beispielsweise in Abb. 4.6
lassen jedoh erkennen, dass es zwei Typen vonAussheidungen in den Kolonien gibt.
Zum gröÿtenTeil sind die Aussheidungen nahezu kugelförmig.Ein solhes kugelför-
migesTeilhenwirdinAbb.4.7näheruntersuht.EinigeTeilhenindenKolonienhaben
abereinepolyedrishe Form mitOberähen parallelzu
{111}
-Ebenenwie beispielswei- sedasinAbb. 4.6mitP1bezeihnete.DieseTeilhen sindAussheidungen einerdrittenPhase neben Si und der Phase der kugelförmigen Aussheidungen. Der Mengenanteil
derpolyedrishen Aussheidungen andenTeilhen einerKolonieinsgesamtbeträgtetwa
8%. Siebildendabeioftmitanderen Aussheidungen zusammenhängendeTeilhen,wie
imFalldes hiermitP1bezeihneten Teilhens oderdes Teilhen P2inAbb. 4.8.Esgibt
auh einzelne von anderen Teilhen getrennte polyedrishe Aussheidungen, wie Abb.
4.9 zeigt.
5 nm 5 nm Si
K
(a)
2 1/nm 2 1/nm
(b)
2 1/nm 2 1/nm
()
Abbildung 4.7. (a) Hohauösende TEM-Aufnahme einer nahezu kugelförmigen Aussheidung
miteinemMoir
´ e
-MusternahKodiusionvonCuundNibei1050°Cundlangsa-merAbkühlung, (b) DasDiraktogramm einesBereihesder Aussheidung (K)
enthältzusätzliheIntensitätsmaximainderNähederMaxima,dieimDirakro-
gramm()einesBereihesderSi-Matrix(Si)auftreten.DiesezusätzlihenMaxima
deutenauf die Überlagerungvon Probenbereihen mit untershiedlihen Gitter-
parameternhin.