• Keine Ergebnisse gefunden

econstor Make Your Publications Visible.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "econstor Make Your Publications Visible."

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

econstor

Make Your Publications Visible.

A Service of

zbw

Leibniz-Informationszentrum

Wirtschaft

Leibniz Information Centre for Economics

Burger, Andreas; Jäckle, Joachim

Article — Digitized Version

Die fiskalische und verteilungspolitische Problematik von Berlindarlehen

Wirtschaftsdienst

Suggested Citation: Burger, Andreas; Jäckle, Joachim (1989) : Die fiskalische und verteilungspolitische Problematik von Berlindarlehen, Wirtschaftsdienst, ISSN 0043-6275, Verlag Weltarchiv, Hamburg, Vol. 69, Iss. 2, pp. 102-105

This Version is available at:

http://hdl.handle.net/10419/136489

Standard-Nutzungsbedingungen:

Die Dokumente auf EconStor dürfen zu eigenen wissenschaftlichen Zwecken und zum Privatgebrauch gespeichert und kopiert werden.

Sie dürfen die Dokumente nicht für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, öffentlich zugänglich machen, vertreiben oder anderweitig nutzen.

Sofern die Verfasser die Dokumente unter Open-Content-Lizenzen (insbesondere CC-Lizenzen) zur Verfügung gestellt haben sollten, gelten abweichend von diesen Nutzungsbedingungen die in der dort genannten Lizenz gewährten Nutzungsrechte.

Terms of use:

Documents in EconStor may be saved and copied for your personal and scholarly purposes.

You are not to copy documents for public or commercial purposes, to exhibit the documents publicly, to make them publicly available on the internet, or to distribute or otherwise use the documents in public.

If the documents have been made available under an Open Content Licence (especially Creative Commons Licences), you may exercise further usage rights as specified in the indicated licence.

www.econstor.eu

(2)

A n d re a s Burger, Jo a ch im Jäckle

Die fiskalische und verteilungspolitische Problematik von Berlindarlehen

Die Förderung der Berliner Wirtschaft durch Berlindarlehen und der damit verbundene Subventionsaufwand ist beträchtlich. Allein die 1987gezeichneten Darlehen verursachten

Steuerausfälle von rund 700 Mill. DM. Erscheint diese Fördermaßnahme aus fiskalischer und verteilungspolitischer Sicht noch sinnvoll? Welche Alternativen bieten sich an ?

I

m R ahm en de r B erlin fö rd e ru n g hat de r G e se tzg e b e r eine R eihe von R e ge lun ge n ge scha ffen , die die W e tt­

b e w e rb s fä h ig ke it de r B e rlin e r W irtsc h a ft stärken und den W o h n un gsb au in B erlin a n reg en sollen. H ierzu g e ­ hören auch die B e rlind arlehe n. S ie w e rde n von P riva t­

pe rso n e n und U n te rn e h m e n g e ge be n und fließen e n t­

w e d e r direkt o d e r üb er b e stim m te , im B e rlin fö rd e ru n g s­

ge setz nä he r be ze ich n e te K a p ita lsa m m e lste lle n den B e rlin e r U n te rne hm en und B auherren zu. G e g e n ü b e r m a rktü b lich e n K rediten ze ich n e n sich die B e rlin d a rle ­ hen d a du rch aus, daß die privaten D a rle h e n s g e b e r im Z e ich n u n g s ja h r einen b e stim m te n A nte il des D a rle ­ h e n s b e tra g e s von de r S te u e rsch u ld ab zie hen können.

Da vie le A n le g e r a u fgrun d diese r ste u e rlich e n F örde­

rung be reit sind, eine un te rh a lb des M arktnivea us lie ­ ge n d e N o m in a lve rzin su n g zu akze p tie re n , fließt den K re d itn e h m e rn in Berlin F rem dkapital zu äu ß e rst g ü n s ti­

gen K onditione n zu.

Die B e d in gun ge n, un ter de ne n B erlin d a rle h e n g e ­ z e ich n e t w e rde n können, sind im e in ze ln e n recht un ter­

schied lich . Bei D a rlehen gem äß § 16 B e rlin fö rd e ru n g s­

gesetz, die de r F ina nzierun g b e trie b lich e r Investitione n in Berlin dienen, b e trä gt der S te u e ra b zu g s b e tra g 12%

de r D a rle h e n ssu m m e . Die V erzinsung liegt - bei einer L a u fze it von d e rze it 8 bis 12 Jah ren - im a llg e m e in e n zw ei bis drei P rozent u n terha lb de s Z in ss a tze s fü r ver­

g leich ba re F ina nza nla ge n. D e m g e g e n ü b e r ist bei D ar­

lehen gem äß § 17 B erlinF G , die zu r F ina nzierun g von

A n d re a s B u rg e r 29, D ipl.-V olksw irt. u n d J o a c h im Jäckle, 29, D ipl.-V olksw irt, s in d w is se n sch a ftlic h e M ita rb e ite r am In s titu t fü r F in a n zw iss e n s ch a ft d e r U n ive rsitä t Freiburg.

102

B a u m aß na hm e n in B erlin verg e b e n w erden, ein e inm a li­

ge r A bzu g von 20 % de s D a rle h e n sb e tra g e s bei de r Ein­

ko m m e n ste u e rs ch u ld m ög lich . H ierbei h a nd elt es sich e n tw e d e r um un ve rzin slich e , in g le ich e n J a h re sb e trä ­ gen zu tilg e n d e D a rleh en m it ein e r L a u fze it von zehn J ah ren o d e r um v e rzin slich e D a rle h e n m it ein e r Laufzeit von m in d e ste n s 25 Jahren.

Von 1962 bis 1987 w u rd e n in sg e s a m t B erlindarlehen in H öhe von 47 ,4 M rd. DM g e z e ic h n e t’. D er d a m it ver­

b u nd en e S u b ve n tio n sa u fw a n d ist nach w ie vo r erheb­

lich. A llein fü r die im J a h r 1987 g e ze ich n e te n Berlindar­

lehen in H öhe von 4 ,4 Mrd. DM be lie fen sich die Steuer­

a u sfä lle a u f 70 0 Mill. DM^. D ie se s ta a tlich e n M ittel be­

g ü n stig e n in e rste r Linie die K re d itn e h m e r in Form ge­

rin ge re r Z in sza h lu n g e n . S o w e it je d o c h de r gew ährte S te u e ra b z u g dazu füh rt, daß die R e ndite von Berlindar­

lehen üb er dem N iveau ve rg le ich b a re r Anlageform en liegt, w e rde n a u ch d ie D a rle h e n s g e b e r be gü nstig t.

Z u r B e u rte ilu n g de r B e rlin d a rle h e n können unter­

sc h ie d lich e K riterien h e ra n g e zo g e n w e rde n. Die folgen­

d e n A u sfü h ru n g e n b e fa sse n sich ledig lich m it der Frage, ob die d e rz e itig e F örderung de r B e rlin e r W irt­

scha ft durch B e rlin d a rle h e n aus fisk a lisc h e r und vertei­

lu n g s p o litisch e r S ich t sin nvo ll ist. ln d iese m Z usam m e n­

hang w ird auch u n te rsu ch t, ob eine d irekte Subventio­

nieru ng in Form von Z in szu sc h ü s se n zu e in e r geringe­

ren fiska lisch e n B e lastun g füh re n w ürde. D abei werden die den B e rlin d a rle h e n zu g ru n d e liege nd en Z ielsetzun­

g e n nicht in Frage ge stellt.

' V g l. J a h re s b e ric h t 1987 d e r L a n d e s z e n tra lb a n k in B e rlin .

^ V g l. S u b v e n tio n s b e ric h t 1 9 8 5 -8 8 . B T -D ru c k s a c h e 11/1338. S . 152;

s o w ie J a h re s b e ric h t 1987 d e r L a n d e s z e n tra lb a n k B e rlin .

W IR T S C H A F T S D IE N S T 1989/1!

(3)

Das Entscheidungskalkül der Anleger Berlindarlehen w e rde n un ter de r V ora usse tzu ng e i­

nes rationalen V erh alte ns d e r A n le g e r nur da nn g e z e ic h ­ net, wenn ihre N e tto re nd ite m in d e s te n s e b e n so hoch ist wie die verg le ichb are r F ina nza nla ge n. O b dies d e r Fall ist, hängt in e rste r Linie von de m G re n zste u e rsa tz des Steuerpflichtigen ab. D ies soll im fo lg e n d e n am B eispiel der unverzinslichen B erlin d a rle h e n nach § 17 BerlinF G verdeutlicht w erden.

U nverzinsliche D a rleh en nach § 17 B erlinF G sind für den D arlehensgeber da nn vo rte ilh a ft, w e n n d e r B a rw e rt des S teuerabzugs von 20 % üb er dem B a rw e rt de r Z in s ­ erträge einer verg le ich b a re n A nlag e liegt. Bei d e r Ver­

gleichsanlage h a nd elt es sich um eine V e rm ö g e n s a n ­ lage, die h insich tlich V erzinsung, T ilg un g und Laufzeit dem Berlindarlehen e n tsprich t. D a sich du rch den Steuerabzug das N e tto e in ko m m e n d e r S te u e rp flic h ti­

gen um diesen Betrag erhöht, m üsse n die N e tto e rträ g e der Vergleichsanlage, d. h. de ren Z in se rträ g e nach Steuern, als V erg le ichsg röß e he ra n g e zo g e n w erden.

Das V orteilskriterium fü r den A n le g e r la utet dann^:

(1) 0 , 2 . D 2 ( D . q " - , . 9 ^ . i D = D a rlehensbetrag

q = N e tto zinsfaktor de r V e rg le ichsa nlage n = Laufzeit des B e rlin d a rle h e n s r = Jä h rlich e T ilg u n g des B e rlind arlehe ns

Die jährliche T ilg u n g b e trä gt bei den un ve rzin slich e n Berlindarlehen 10 % de s D a rle h e n sb e tra g e s, die L a u f­

zeit zehn Jahre. S e tzt m an d ie se W erte in G le ich u n g (1) ein und löst sie nach q auf, so ze ig t sich, daß B e rlin d a rle ­ hen nur dann vo rte ilh a ft sind, w e n n d e r N e tto zin s ve r­

gleichbarer A nlagen nicht m e h r als 4 ,3 % be trä gt. In A b ­ hängigkeit vom je w e ilig e n G re n zs te u e rsa tz la ssen sich daraus die z u g e h ö rig e n B ru tto zin s sä tze e rre chn en:

w e rden B erlind arlehe n nu r von A n le g e rn m it einem G re n zste u e rsa tz von 33,8 % o d e r m e h r ge zeichne t.

D ies g ilt allerd in gs nu r un ter d e r ein g a n g s a u fg e s te ll­

ten P räm isse, daß sich die A n le g e r rational verhalten.

F aktisch d ü rfte dies ke in e sw e g s im m e r de r Fall sein - nicht zu le tzt de sha lb, w e il B erlin d a rle h e n oft in V erb in­

dung m it a n de ren A n la g e fo rm e n w ie z. B. L e b e n sve rsi­

ch e run gen a n g e b o te n w e rde n und d ies den R enditever­

gleich e rsch w e rt. Insofern ist zu erw arten , daß B e rlin ­ d a rle hen te ilw e is e auch je n se its d e r in d e r A b b ildun g da rg e ste llte n R e n ta b ilitä tsg re n ze g e ze ich n e t w erden.

Fiskalische Beurteilung

W elch e K o n seq ue nzen ergeben sich nun fü r die fis k a ­ lische B e lastun g des S ta a te s? D a die R e ndite de r unver­

zin slich e n B erlin d a rle h e n vo llstä n d ig auf den S te u e ra b ­ zug von 2 0 % z u rü ckzu fü h re n ist, gibt die Funktion in dem S ch a u b ild auch d ie S te u e ra u sfä lle wieder, d ie de r S taa t in A b h ä n g ig k e it von dem G re n zste u e rsa tz des S te u e rp flic h tig e n erleidet, und zw a r a u s g e d rü ckt als P roze ntsatz de s D a rleh en sbe tra ges. Die a n fallend en S te u e ra u s fä lle setzen sich au s zw ei K om p on en te n z u ­ sam m en. Z um eine n e n ts te h e n u n m itte lb a r S te u e rm in ­ d e re in n a h m e n du rch den S teu e ra b zu g von 2 0 % de r D a rle h e n ssu m m e . Ihr B a rw e rt ist iden tisch m it dem Bar­

w e rt d e r Z in s e rträ g e , die sich bei eine m m it 4 ,3 % ver­

zin ste n D a rleh en e rg eb en (vgl. G leichu ng 1). D e r da r­

aus resu ltie re nd e jä h rlic h e S u b ve n tio n sa u fw a n d läßt sich - a u f die La ufzeit de s D a rleh en s v e rte ilt und b e z o ­ gen a u f d e n D a rle h e n sb e tra g - durch die S trecke A B in de r A b b ild u n g au sdrü cken. D a ne ben en tste h e n in dire kt S te u e ra u sfä lle dadurch, daß den A n le g e rn in Form des S te u e ra b zu g s s te u e rfre ie K a p italerträge zufließ en. Bei eine m G re n z ste u e rs a tz von 38 ,6 % en tsp re ch e n sie de r S trecke BG in dem S chaubild.

(2) W = ( i ^ ) i „ = B ruttozinssatz

Br

i., = N ettozinssatz N

t’ = G renzste uersa tz de s S te u e rp flich tig e n

Setzt man für ¡n den W ert von 4,3 % ein, so erh ä lt m an die in dem S cha ub ild a b g e b ild e te Funktion. Sie grenzt den Bereich ein, in n e rh a lb d e ssen B erlin d a rle h e n vor­

teilhafter sind als verg le ichb are A nlagen.

Beträgt der M arktzin s i^^ b e isp ie lsw e ise 6 ,5 % , so

^ Dabei w ird u n te rs te llt, d a ß d e r S te u e ra b z u g in nertna lb e in e s J a h re s realisiert w e rd e n ka n n . S o m it e n ts p ric h t d e r B a rw e rt d e s S te u e ra b z u g s dem n o m in e lle n W ert.

Die Rendite unverzinslicher Berlindarlehen bei unterschiedlichen Grenzsteuersätzen

W IR TS C H A F TS D IE N S T 1989/11

(4)

W ürde de r S taa t direkt am K ap italm arkt a u ftre te n und die d o rt a u fg e n o m m e n e n K red ite durchi Z in s s u b v e n tio ­ nen so s tark verb illig en, daß das N o m ina lzinsnivea u der B e rlin d a rle h e n erreictnt w ird, so m üßte er im Fall de r u n ­ v e rzin slich e n B erlin d a rle h e n jä h rlich 6 ,5 % de s D a rle ­ h e n sb e tra g e s a u fw en de n, w e nn d e r M arktzin s 6 ,5 % beträgt. Die fis ka lisc h e B elastung e n tsp rä ch e so m it d e r S trecke A C in dem S cha ub ild . V ergleicht m an diese B e ­ la stu ng m it jener, die bei de r Z e ich n u n g von B e rlin d a rle ­ hen anfällt, so zeigt sich, daß ab eine m G re n z ste u e rs a tz von 33,8 % B erlin d a rle h e n aus fisk a lisc h e r S ich t u n g ü n ­ stig e r sind (vgl. den sch ra ffie rte n Bereich in d e m S c h a u ­ bild). Da B erlin d a rle h e n bei eine m M arktzin s von 6,5 % e rst ab eine m G re n zste u e rsa tz von 33,8 % die R e n ta b i­

lität v e rg le ich b a re r A nlag en e rre iche n, w e rde n sie bei ra ­ tio n a le m Verhalten de r A n le g e r nur von S te u e rp flic h ti­

gen ge ze ich n e t, de ren G re n z ste u e rs a tz üb er 3 3 ,8 % liegt. S om it ist die F örderung de r B erline r W irtsch a ft d u rch B e rlin d a rle h e n im N o rm alfall fiskalisch ineffizient.

D ieser Effekt w irkt sich in g le ic h e rw e is e bei den ve r­

z in slic h e n B erlind arlehe n aus. D ieT ab elle zeigt die B ru t­

to re n d ite von B erlin d a rle h e n nach § 16 B erlinF G , Typ A, bei un te rs ch ie d lic h e n G renzste uersä tze n.

Die S treu ung de r B ruttore ndite n e n tste h t w iede rum d a du rch, daß d ie S te u e rp flic h tig e n eine n b e stim m te n D a rle h e n sa n te il - in diese m Fall 12 % - von d e r S teu er­

sch u ld ab zie hen können. Bei eine m M arktzin s von 6,5 % erziele n S te u e rp flich tig e in de r unteren P ro p o rtio ­ n a lzo n e eine B ruttore ndite , d ie im w e s e n tlich e n den M a rktko n d itio n e n e n tsprich t. D e m g e g e n ü b e r e rh alte n S te u e rp flic h tig e m it eine m höheren G re n z ste u e rs a tz

e ine Z u sa tzre n d ite von bis zu 2 % . Die G e s a m tb e la ­ stung, die de r S taa t zu sä tz lich zu tra g e n hat, hä ng t d e s ­ halb davon ab, w ie hoch de r G re n zs te u e rsa tz ist, den die Z e ic h n e r von B e rlin d a rle h e n im D u rch sch n itt zu z a h ­ len haben.

D ie bish e rig e K ritik be zog sich a u f die fisk a lis ch e Inef­

fizienz, die au fg ru n d d e r S te u e rfre ih e it d e r S te u e ra b ­ z u g sb e trä g e en tste ht. S ie betrifft a lle Form en d e r B e rlin ­ d a rle hen . Bei den u n v e rz in slich e n B erlin d a rle h e n nach

§ 17 B erlinF G kom m t hinzu, daß eine A n p a ss u n g der D a rle h e n sk o n d itio n e n bei n a c h g e b e n d e m Z insn ive au nicht m ög lich ist. Die fis ka lisch e Ine ffizienz d ie s e r D a rle­

h e nsform ist d e s h a lb um so höher, je n ie d rig e r das M a rktzin sn ive a u ist. A uß e rd em kön ne n B erlind arlehe n nach § 17 B erlinF G durch K redite re fin a n zie rt w erden.

D a U n te rn e h m e n die F rem dka pita lzin sen g e w in n m in ­ d e rn d a b s e tz e n können, w ird d e r S taa t zusä tz lich be la­

stet, w e nn die E rträge d e r K re d itg e b e r m it eine m g e ­ rin ge re n G re n zs te u e rsa tz b e s te u e rt w erden.

Ein z u s ä tz lic h e r A s p e k t e rg ib t sich, w e n n m an die B e­

la stu ng d e r e in z e ln e n G e b ie tsk ö rp e rsc h a fte n b e rü ck­

sich tigt. Die s te u e rlic h e F örderung be la ste t nicht nur den Bund, s o n d e rn auch die L ä nd er und die G em eind en en tsp re ch e n d ihrem A nte il an de r E in k o m m e n ste u e r A uf d ie se W eise kann d e r Bund eine n Teil de r Lasten, die bei de r B e rlin fö rd e ru n g e n tste h e n , a u f d ie na chg eo rd ne - ten G e b ie ts kö rp e rsch a fte n a b w ä lzen . Für ihn ist die ste u e rlich e Förderung von B e rlin d a rle h e n s o m it eine fis­

kalisch a ttra ktive Lösung, au ch w e n n sie fü r den S taat in s g e sa m t in e ffizie n t ist.

Rendite von Berlin-Darlehen gemäß

§ 16 Berlinförderungsgesetz, Typ A ’

G re n z - R e n d ite - Z u s a tz r e n d ito jä h rlic h e a b s o lu te S te u e rs a tz v o r S te u e rn b e i e in e m M a rk t- V e rg ü n s tig u n g e n zin s v o n 6 .5 b e i e in e m D a rle h e n

0 5 ,9 8 0 .5 2

in H ö h e v o n 1 0 0 0 0 DM

- 52

22 6 .5 4 t 0 ,0 4 4

30 6 ,8 3 i 0 ,3 3 3 3

35 7 ,0 6 • 0 ,5 6 56

40 7,31 t 0.81 81

4 5 7 ,6 2 > 1.12 112

50 7 ,9 8 • 1,48 148

56 8 .5 2 • 2 .0 2 2 0 2

’ K o n d itio n s u b e rs ic h t d e r B e rlin e r In d u s trie b a n k A G v o m 25. 2. 1988 s o ­ w ie e ig e n e B e re c h n u n g e n . E rs p a rn is s e b e i d e r K irc h e n s te u e r, d ie a u f­

g ru n d d e r M in d e ru n g d e r E in k o m m e n s te u e rs c h u ld c m tre te n k ö n n e n , w u rd e n b e i d e r R e n d ite b e re c h n u n g n ic h t b e rü c k s ic h tig t.

^ D ie R e n d ite v o r S te u e rn d e r B e rlm d a rlc h e n e rg ib t s ic h a ls fik tiv e r E r­

tra g v o r S te u e rn , d a d e r E rtra g a u s d e n D a rle h e n a u c h s te u e rfre ie E ie- m e n te e n th a lt.

104

Verteilungspolltische Sicht

Die G e sta ltu n g d e r B e rlin d a rle h e n läßt es a n g e m e s­

sen ersch einen , auch V e rte ilu n g s g e s ic h tsp u n kte a n z u ­ sprechen, Es soll im fo lg e n d e n g e ze ig t w e rde n, w e lche Vorteile B erlin d a rle h e n fü r b e s tim m te E in ko m m e n s­

sch ich te n haben. W ie a u sg e fü h rt, läßt sich de r G e s a m t­

vorteil aus de r Z e ic h n u n g von B e rlin d a rle h e n in zw ei Teile zerleg en. Z um eine n erg ib t sich aus d e r M ö g lic h ­ keit, die S te u e rs ch u ld um eine n b e s tim m te n P ro ze n t­

satz d e r D a rle h e n s su m m e zu ve rrin g e rn , eine fü r alle E in ko m m e n s sch ic h te n gle ich ho he N etto verzin sung . Z um a n de ren ist a b e r die B e ste ueru ng de s A n le g e rs zu b e rü cksich tig e n und zu frage n, w ie hoch die B ruttove r­

zin su n g e in e r G e ld a n la g e sein m üßte, um d e n se lb e n N e tto effe kt zu erziele n. D iese fiktive B ru tto re n d ite ist a b ­ hä ng ig vom G re n zs te u e rsa tz de s A nleg ers. Je höher d e r G re n zs te u e rsa tz ist, d e sto hö he r ist d ie B ru tto re n ­ dite und u m g eke hrt. Bei E in kom m e n m it eine m G re n z­

ste u e rsa tz von 0 e n tsp rich t d e r N e tto - de m B ruttovorteil.

W IR T S C H A F T S D IE N S T 1989/11

(5)

Aus diesem T atbestand können zw ei E rge bn isse a b ­ geleitet w erden:

□ Wird die B e ste ueru ng von K a p ita le rträ g e n m itb e ­ rücksichtigt. so fo lg t fü r B ezie h e r ho h e r E in kom m e n durch die Z eich nu ng von B erlin d a rle h e n eine un gleich höhere B ruttore ndite als fü r B ezie h e r n ie d rig e r E in k o m ­ men. Dieser Z u s a m m e n h a n g w ird au s d e r Tabelle d e u t­

lich. U m gekehrt fo rm u lie rt: Im Vergleich zu e in e r a lte rn a ­ tiven G eldanlage erziele n B ezie h e r ho he r E in kom m e n eine höhere N e tto re nd ite als B ezie h e r n ie d rig e r E in kom ­ men. Dam it wird fü r ein und d e n se lb e n A n la g e ta tb e ­ stand eine m it dem G re n z ste u e rs a tz va riie re n d e B ru tto ­ verzinsung ge w ä hrt. Die Z e ich n u n g e in e r A n le ih e auf dem K apitalm arkt g e w ä h rt g e g e n ü b e r allen M a rk tte il­

nehmern diese lbe B ruttore ndite , die N e tto re n d ite sin kt mit steigendem G re n zste u e rsa tz. Die B e g ü n stig u n g h ö ­ herer Einkom m en durch die höhe re B ru tto re n d ite ist auch in absoluten B eträ gen be trä chtlich, w ie ein e in fa ­ ches Beispiel m it Z a h le n w e rte n aus d e r Tabelle zeigt:

Ausgehend von eine m M a rktzin ssa tz von 6 ,5 % und e i­

ner Darlehenshöhe von 1000 0 DM erh ä lt de r A n le g e r in der unteren P rop o rtio n a lzo n e g e g e n ü b e r e in e r M a rk ta n ­ lage einen Vorteil von jä h rlic h 4 DM . Bei A n le g e rn aus dem Bereich de r o b ere n P ro p o rtio n a lzo n e liegt diese r Vorteil im gena nn te n B eispiel bei ü b e r 200 DM jä hrlich, das heißt beim SOfachen.

□ Da der V orte ilsre chnu ng die B ru tto b e tra ch tu n g z u ­ grunde liegen muß, erg ib t sich ein w e ite re r B e g ü n s ti­

gungseffekt für B ezie h e r hö h e re r E in kom m e n. Je hö he r der G renzsteuersatz de s E in ko m m e n s b e zie h e rs ist, d e ­ sto höher kann de r M a rk tzin s sa tz sein, o h n e daß eine Anlage in B erlind arlehe n u n vo rte ilh a ft w ird. Für B e zie ­ her von Einkom m en m it eine m G re n z ste u e rs a tz von 0 ist dagegen eine Z e ich n u n g vo n B e rlin d a rle h e n un re n ­ tabel. Bei den un ve rzin slich e n D a rleh en reicht d ie se r Tatbestand bis in m ittlere E in ko m m e n ssch ich te n , in s b e ­ sondere dann, w e nn d e r M a rktz in ssa tz se h r hoch ist.

Für Bezieher von E in kom m e n, die den S p itz e n ste u e r­

satz zu bezahlen ha be n, ist eine A n la g e in B e rlin d a rle ­ hen deshalb nur in au sg e s p ro ch e n se lte n e n Fällen nicht mehr rentabel.

Aus verte ilu n g sp o litisch e r S ich t gibt es noch einen weiteren Kritikpunkt. Die Z e ich n u n g von B erlin d a rle h e n ist so gestaltet, daß d e r U m fan g des A b z u g s von der Steuerschuld m axim al 5 0 % d e rse lb e n be tra g e n darf.

Damit soll die In a n sp ru ch e n a h m e d e r ste u e rlich e n Ver­

günstigung durch diese D a rleh en nach ob en be gre nzt werden.

Dies bedeutet, daß zum B eispiel bei eine m G re n z ­ steuersatz von 2 2 % bis zu 5 5 % de s J a h re s e in k o m ­

m en s in B erlin d a rle h e n a n g e le g t w e rde n kön ne n. D as folg t aus de r B ed in gun g:

(3) 0 , 2 D > 0 , 5 - t - Y D = D a rle h e n sb e tra g t = S teu ersatz

Y = zu v e rste u e rn d e s jä h rlic h e s E inkom m en

D er pro ze n tu a le E in kom m e nsan te il, d e r in B erlind ar­

lehen fließen kann, e rh ö h t sich m it ste ig e n d e m E in kom ­ m en. Bei eine m G renz- und D u rch sch n ittsste u e rsa tz von 5 6 % e rre ich t d ie se R e latio n das 1,4fache des J a h ­ rese in kom m en s. Insofern w ird dem v e rte ilu n g s p o liti­

sche n Z iel du rch d ie se R e ge lun g üb e rh a u p t nicht e n t­

sprochen.

A llerding s d ü rfte se lb st u n te r B e rü cksich tig u n g von K re d ita u fn a h m e n im Z u sa m m e n h a n g m it de r Z e ic h ­ nung d e r B erlin d a rle h e n d ie se O be rg ren ze praktisch un w irksa m sein. Z u g u n ste n e in e r g rö ß e ren T ra nspa ren z kön nte m an auf d ie se s G e s ta ltu n g s m e rkm a l d e s h a lb verzichten.

Folgerungen

Es kon nte g e ze ig t w e rde n, daß B erlind arlehe n w e de r aus fiska lis ch e r noch aus v e rte ilu n g sp o litis ch e r S ich t be frie d ig e n d g e s ta lte t sind. A nd ere Lösun ge n, w e lch e zu besseren E rge bn issen führen, sind denkbar.

S o kön nte de r S ta a t die B e g ü n stig u n g se ffe kte fü r die G lä u b ig e r von B erlin d a rle h e n d a du rch um g eh en, daß er se lb st Kredite am K ap italm arkt au fnim m t und diese an K re d itn e h m e r in Berlin z in s ve rb illig t w e iterg ibt. Er stellt sich da du rch fiska lisch besser. A uch die v e rte ilu n g s p o li­

tisch e P rob le m atik ist n ich t m e h r so groß, da die u n g le i­

che V erte ilu ng d e r ste u e rlich e n V orte ile aus den B e rlin ­ da rle h e n fü r d ie G lä u b ig e r entfällt. Eine a n de re m ö g li­

che Form d e r S u b ven tion sind direkte In ve s titio n sz u ­ schü sse. Sie kön nten g e zie lte r e in g e se tzt w e rden und sind e b e n fa lls sow oh l fiska lisch als auch v e rte ilu n g s p o li­

tisch b e s se r als die h e rkö m m lich e n B erlind arlehe n. B e i­

den A lte rn a tive n ist g e m e in sa m , daß die S te u e rve rg ü n ­ stigu ng fü r die G lä u b ig e r e n tfä llt und d a m it ein Beitrag zum S u b ve n tio n sa b b a u g e le is te t w ird, oh ne daß die Z iele de r B e rlinfö rderu ng b e e in trä ch tig t w erden.

A llerding s hat eine R eform A u s w irku n g e n auf die L a ­ s te n ve rte ilu n g z w isch e n den G eb ie tskö rp e rsch a fte n . Lä nd er und G e m e in d e n erh alte n e n tsprech en d ihrem A nte il an d e r E in ko m m e n ste u e r M e h re in n a h m e n durch den W egfall de r s te u e rlic h e n V ergün stigu nge n. D ies gilt zw a r auch fü r den Bund, je d o c h w ird er pe r saldo zu s ä tz ­ lich belastet, d a er die Z in s su b v e n tio n e n bzw. In ve sti­

tio n sp rä m ie n allein trage n m üßte.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Richter des Europäischen Gerichtshofs besitzen zwar nur eine Amtszeit von sechs Jahren, aber sie werden meist wiederernannt. 16 Die meisten der Richter kommen zwar aus der

die KFZ-Gruppenfreistellungs- verordnung der EU vom Oktober 2003, die neue rechtliche Rahmen- bedingungen setzt für vertikale Vertriebsvereinbarungen, sowie das

Hur styckekostnaderna skiljer sig mellan olika specialiteter framgår men också hur kostnaderna varierar inom en specialitet mellan olika sjukhusi. Diagrammen som

Abbildung 4 zeigt, dass die Anzahl der Haushalte mit einem deutschen Haushaltsvorstand bis auf die Einpersonenhaushalte (hier auch nur leicht) nicht mehr steigen.. An- ders ist

Auch eine qualitative Studie des BAMF, in welcher von Januar bis März 2020 geflüchtete Frauen mit Kleinkindern befragt wurden, die noch nicht oder nicht mehr am

steuer finanziert werden soll, wurden die Ökonomen auch befragt, ob ihrer Meinung nach eine Finanztransaktions- steuer nun mit mehr Nach- druck verfolgt und

Eine vollständige Sanktionierung durch den Markt birgt zudem das Risiko, dass im Falle einer (dro- henden) Insolvenz nicht nur die Kreditzinsen der be- troffenen

Accordingly, sickness absence is positively correlated with (i) the generosity of the social security system (e. sick pay); (ii) specific industries (production and public sector