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Bildung für nachhaltige Entwicklung-Portal: Nachhaltige Schülerfirmen

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HANDREICHUNG

Nachhaltige Schülerfirmen

Gründen · Umsetzen · Gestalten

handreich_schmutztitel.indd 1 26.07.13 09:09

Ugra/FOGRA DIGITAL PLATE WEDGE V2.4 EPS Black 8FO270404 Copyright Ugra/FOGRA 2001 PostScript Level 3

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Screen: 59.0 /cm Angle: 45.0 degree RAM Memory: 20480 kB Free RAM: 19866 kB

1200 600 300 150 150 300 600 1200

Disk Memory: 139389 MB Free Disk: 58361 MB

100 0 99 1 98 2 97 3 95 5 90 10 80 20 70 30 60 40 50 50 1x1 2x2 4x4 VRS 1 VRS 2 VRS 3 VRS 4 VRS 5 VRS 6 VRS 7 VRS 8 VRS 9 VRS 10 VRS 11 Titel_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf Titel_kap_03_PRINT_handreich.p1.pdf Titel_kap_05_PRINT_handreich.p1.pdf Titel_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf Titel_kap_02_PRINT_handreich.p1.pdf Titel_kap_04_PRINT_handreich.p1.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

I

MPRESSUM

Herausgeber: Gerhard de Haan

Projekt

„Multiplikatorenausbildung Nachhaltige Schülerfirmen“ Freie Universität Berlin

Institut Futur Arnimallee 9 14195 Berlin sekretariat@institutfutur.de www.institutfutur.de Kooperationspartner BNEAgentur Niedersachsen e. V. Jürgen Drieling Kuhlenstr. 20 26655 Westerstede juergen.drieling@bneagentur.de www.bneagentur.de Redaktion Band 1, 3, 4, 5: Susanne Berger Stephanie Pröpsting Freie Universität Berlin Institut Futur

Band 2:

Freya Kettner All-In Red GbR, Berlin

Lektorat

Petra Thoms, Berlin

Layout und Gestaltung

davis creativ media GmbH, Bonn

Druck

Fischer Druck GmbH, Peine

Copyright

Freie Universität Berlin Institut Futur

1. Auflage, Januar 2013

Vervielfältigung unbedingt erwünscht.

Alle Rechte verbleiben bei den Autoren (siehe Autorenverzeichnis).

Bildnachweis (Titel): Windmühle: S. Hainz /pixelio.de; Handkreis: S. Hofschlaeger/ pixelio.de; Geld: C. Hautumm / pixelio.de

Internet

www.nachhaltige-schuelerfirmen.de

Hinweis zur Schreibweise

Personen- und Berufsgruppen umfassen stets männliche und weibliche Personen. Eine Ausnahme bildet Band 1. In diesem Band werden auf Wunsch der Autorin sowohl die männliche als auch die weibliche Form verwendet.

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

I

NHALT

Geleitwort Vorwort Einleitung

Autorenverzeichnis

Band 1: Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

1 Bildung für nachhaltige Entwicklung – Zielorientierung des Lernens und Arbeitens in Nachhaltigen Schülerfirmen

2 Nachhaltiges Wirtschaften in Schülerfirmen

3 Einbindung von Schülerfirmen in Unterricht und Schulentwicklung 4 Die Nachhaltige Schülerfirma – ein überzeugendes Lernarrangement 5 „Netze“ und Kooperationen Nachhaltiger Schülerfirmen

6 Arbeitsaufträge

Band 2: Jetzt geht‘s los?! – Wir gründen eine Nachhaltige Schülerfirma 1 Wohin geht die Fahrt? Eine Orientierung zum nachhaltigen Wirtschaften 2 Wer ist mit im Boot? Akteure und Partner bei der Gründung einer Schülerfirma 3 Klippen umschiffen: Rechtliches für Schülerfirmen

4 Auf Kurs kommen: Der Businessplan

5 Mit Wind in den Segeln: Jetzt geht es wirklich los! 6 Arbeitsaufträge

Band 3: „… das rechnet sich!“ – Wir bringen unsere Nachhaltige Schülerfirma ins Geschäft! 1 Die Idee steht: Wir starten jetzt durch!

2 Absatz und Märkte: Unsere nachhaltigen Kundenangebote begeistern! 3 Leistungserstellung: Nachhaltige Entwicklung beginnt bei der Planung 4 Beschaffung: Auf Partnersuche

5 Rechnungswesen: Klarer Durchblick statt Zahlensalat! 6 Arbeitsaufträge

Band 4: Werben? Na LOGO! – Marketing in Nachhaltigen Schülerfirmen 1 Marketing – was ist das?

2 Marketing – wie geht das? 3 Arbeitsaufträge

Band 5: Nachhaltige Schülerfirmen – Wir werden besser: Leitfaden zur Planung und Durchführung eines Nachhaltigkeitsaudits

1 Sinn und Zweck

2 Ablauf des Nachhaltigkeitsaudits und Inhalte eines Nachhaltigkeitsberichtes 3 Pädagogische Umsetzung

4 Nachwort zum Nachhaltigkeitsaudit 5 Arbeitsaufträge handreich_schmutztitel.indd 3 26.07.13 09:09 p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

G

ELEITWORT

Junge Menschen sehen sich mit komplexen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, in der Gesellschaft und angesichts des globalen Wandels konfrontiert. Der Einstieg in das Arbeitsleben erfordert von den Ju-gendlichen personale, soziale und auch fachliche Kompetenzen. Mut zur Selbstständigkeit, unternehmerische Tugenden und betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind weitere Qualifikationen, die den Einstieg in das Ar-beitsleben erleichtern können. Um sie auf die komplexer werdende Gesellschaft vorzubereiten, ist es zudem wichtig, dass sie die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Mensch, Gesellschaft, Natur und Wirtschaft umfassend begreifen und lernen, Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv zu gestalten. Hier kann Schule ansetzen und entsprechende Lerngelegenheiten bieten.

An die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen bzw. den Erwerb von Kompetenzen zur verantwor-tungsvollen und selbstständigen Gestaltung der Zukunft können Schüler hervorragend über das Lernarran-gement „Nachhaltige Schülerfirma“ herangeführt werden. Hier lernen sie, sich zu beteiligen und sich mit ih-ren Lösungsvorschlägen einzubringen. Durch die Tätigkeit in Nachhaltigen Schülerfirmen werden wichtige Schlüsselkompetenzen gefördert und die Lernmotivation sowie Leistungsfähigkeit gesteigert. Die Schüler steigern darüber hinaus auch ihre Aussicht auf eine Erfolg versprechende Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt. In Schülerfirmen wird die wirtschaftliche Praxis besonders greifbar. Die Schüler haben das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften, müssen einen Haushalt führen und mit Kunden umgehen. Doch erfolgreiches Wirtschaften setzt auch die Berücksichtigung ökologischer Verträglichkeit und sozialer Gerechtigkeit voraus. Nachhaltige Ökonomie ist ein wesentliches Lernfeld, dessen Inhalte den Schülern für die verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft vermittelt werden müssen. Wenn die Jugendlichen befähigt werden, ihren eigenen Lebensstil zu überdenken und Schlussfolgerungen aus vergangenen nicht nachhaltigen Produktions- und Konsummustern zu ziehen, ist eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft mehr und mehr möglich. Die Nachhaltige Schüler-firma bietet den Schülern hier eine besonders sinnvolle Möglichkeit, diese Grundprinzipien zu lernen.

Schüler mit besonderem Förderungsbedarf sowie Schüler aus bildungsfernen Schichten weisen oftmals schwache Schulleistungen auf und haben Schwierigkeiten, einen betrieblichen Ausbildungsplatz oder auch einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. Auch hier setzt die innovative Lernstruktur „Nachhaltige Schü-lerfirma“ an.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert die Erstellung der Handreichung im Rahmen des Projek-tes „Multiplikatorenausbildung Nachhaltige Schülerfirmen“. Ziel der Multiplikatorenausbildung war es, die innovative Lernstruktur „Nachhaltige Schülerfirmen“ weiter zu streuen und bundesweit Akteure aus dem Bil-dungsbereich zu Experten für Nachhaltige Schülerfirmen zu professionalisieren. Die Multiplikatoren beraten, begleiten und unterstützen Schulen hinsichtlich der Gründung und Durchführung von Nachhaltigen firmen, bieten Informations- sowie Fortbildungsangebote im pädagogischen Lernfeld „Nachhaltige Schüler-firmen“ an und sind qualifiziert worden, um ihrerseits wiederum Akteure in diesem Bereich weiterzubilden. Mit dem vorliegenden Material, das in diesem Umfang und der spezifischen Ausrichtung auf Nachhaltige Schülerfirmen bundesweit bisher noch nicht vorliegt, möchte die DBU einen weiteren Impuls geben, den In-novationsansatz „Nachhaltige Schülerfirma“ stärker im Schulleben zu verankern, einen Beitrag zur ökonomi-schen Nachhaltigkeit leisten und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf stärken.

Dr. Alexander Bittner

Referatsleiter Umweltbildung Deutsche Bundesstiftung Umwelt

p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

7 Vorwort

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ORWORT

Nachhaltige Entwicklung ist ohne Alternative. Nicht nachhaltige Entwicklungen sind nicht zukunftsfähig. Da-rüber herrscht allgemeiner Konsens. Die Bundesregierung, die Landesregierungen und auch das Gros der Be-völkerung werden dem nicht widersprechen. Selbst in den Präambeln der neuesten Rahmenpläne für Schulen ist das Thema angekommen.

Im alltäglichen schulischen Handeln aber schlägt sich diese Einsicht nur in geringem Maße nieder. Zwar hat die Mehrheit der Lehrkräfte inzwischen wohl von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gehört, aber in der schulischen Praxis gehört BNE zum großen Ballast dessen, was gerne der Müssen-Semantik unterliegt: Man müsste mal ein BNE-Projekt machen, … eine Fortbildung dazu besuchen, … sich in der Fachkonferenz darüber unterhalten – wie man ja auch mal wieder die abonnierte Wochenzeitung lesen oder ins Theater ge-hen müsste. Aber die Zeit und Kraft reicht eben nicht für alles.

Wer mehr Distanz zum Thema Nachhaltigkeit wahren will, wird darauf verweisen, dass Nachhaltigkeit gar nicht zu fassen sei; der Begriff sei unklar, alles scheine irgendwie als „nachhaltig“ deklarierbar zu sein. Dabei ist es ganz einfach zu klären, ob, wo „nachhaltig“ draufsteht, auch „Nachhaltigkeit“ drin ist. Man muss nur drei Fragen stellen und eine positive Antwort erhalten:

Trägt das Handeln zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks bei? Befördert das Handeln – für jeden frei zugänglich – die Lebensqualität? Stimuliert das Handeln die Teilhabe aller an Entscheidungsprozessen?

Diese einfachen Fragen haben es in sich. Will man positive Antworten, dann wird man, wie der Wissenschaft-liche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) es 2011 ausdrückte, eine „Große Transformation“ nicht irgendwann betreiben müssen, sondern sofort. Entlang zahlreicher verfügbarer Da-ten und Prognosen macht der WBGU deutlich, dass eine beschleunigte Beendigung des „Karbonzeitalters“ zwingend ist. Die Große Transformation muss, wegen des Klimawandels und des Verlustes der Biodiversität, wegen der Bodendegradation, aufgrund der Urbanisierung etc., dringlich angegangen und beschleunigt um-gesetzt werden. Was benötigt wird, ist eine „Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung)“ kom-biniert „mit einer Kultur der Teilhabe (als demokratische Verantwortung) sowie einer Kultur der Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen (Zukunftsverantwortung)“ (WBGU: 2).

Man erkennt sogleich: Verantwortungsübernahme und Bewusstseinsbildung sind ohne Vorbilder und Bildung nicht zu haben. Was schlägt der WBGU in Anbetracht des Wissens um die Zögerlichkeit in der Politik, des Widerstands von Lobby- und Interessengruppen, fehlender Koordination in den Institutionen und Akzeptanz-problemen sowie Innovationsblockaden (etwa in den Schulen) vor? Man setzt auf „Pioniere des Wandels“, die beispielgebend sind für den Weg hin zu mehr nachhaltiger Entwicklung. Denn sie regen andere an, selbst zu experimentieren und Neues zu entdecken. Die Pioniere des Wandels sorgen für eine Aufbruchstimmung. Nachhaltige Schülerfirmen sind solche „Pioniere des Wandels“. Sie versuchen, positive Antworten auf die oben genannten drei Fragen zu finden, sind innovativ und kreativ. Sie zeigen, dass die Maximierung des Ge-winns nicht oberstes Gebot unternehmerischen Handelns sein muss. Man sollte nur zahlungsfähig bleiben und ansonsten eine haushälterische Ökonomie der profitorientierten vorziehen.

Wie aber wird man zu „Pionieren des Wandels“ durch eine Nachhaltige Schülerfirma? Mit der vorliegen-den Handreichung liefern wir Ihnen dafür ein umfangreiches Material, das Hintergründe aufklärt und prakti-sche Anleitungen, Tipps und Antworten auf immer wieder gestellte Fragen liefert. Die Handreichung ist Teil des bundesweiten Projektes „Multiplikatorenausbildung Nachhaltige Schülerfirmen“, das an der Freien

handreich_schmutztitel.indd 7 26.07.13 09:09 p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

Universität Berlin (Institut Futur) in Kooperation mit der BNEAgentur Niedersachsen e. V. realisiert und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) von Juni 2010 bis Dezember 2012 gefördert wurde. Die Handreichung und die Ausbildung von rund 60 Multiplikatoren gehören zusammen. Diese Personengruppe hilft denen, die zu den „Pionieren des Wandels“ gehören möchten, beratend und unterstützend weiter. Und die Handreichung hilft, wenn man es ohne externe Unterstützung versuchen will oder aber einfach erst einmal wissen will, was eine Nachhaltige Schülerfirma ist und wie man das Ganze ebenso einfach wie professionell angehen kann. Sowohl bei der Ausgestaltung der Multiplikatorenausbildung als auch bei der Erstellung der vorliegenden Materialien konnten die umfangreiche Expertise zu Nachhaltigen Schülerfirmen aus Niedersachsen und die Erfahrungen von Praktikern wie Experten aus anderen Bundesländern einfließen. Nachhaltige Schülerfirmen und Schülergenossenschaften sind insbesondere in Niedersachsen ein herausragendes Markenzeichen der schulischen Bildung für nachhaltige Entwicklung. In den bundesweiten BNE-Programmen der Bund-Länder- Kommission (BLK) „21“ (1999–2004) und „Transfer-21“ (2004–2008) (siehe www.transfer-21.de) wurde das fachliche Fundament hierfür gelegt, dieses Markenzeichen zur „Serienreife“ weiterzuentwickeln und in die schulische Bildung zu integrieren.

Diese Handreichung spiegelt daher auch die in über zwölf Jahren in Niedersachen sowie andernorts gewon-nenen Erkenntnisse über Nachhaltige Schülerfirmen (und Schülergenossenschaften) wider.

Die vorliegenden Materialien wollen dazu ermuntern, dass Sie selbst zu Pionieren des Wandels werden, indem Sie eine Nachhaltige Schülerfirma gründen – oder gleich mehrere. Und wer schon dazugehört, kann mit dieser Handreichung sicherlich die Qualität der Arbeit in Nachhaltigen Schülerfirmen noch verbessern.

Prof. Dr. Gerhard de Haan Jürgen Drieling

Projektleiter Geschäftsführer

Freie Universität Berlin (FU) BNEAgentur Niedersachsen e. V.

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Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p10.pdf Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p2.pdf p12 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p4.pdf p14 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p6.pdf p16

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

9 Einleitung

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INLEITUNG

Aufbau und Arbeitsweise

Die Handreichung „Nachhaltige Schülerfirmen – Gründen · Umsetzen · Gestalten“ richtet sich an pädagogi-sche Fachkräfte aus dem schulipädagogi-schen Bereich. Außerdem dient sie Lehrern zur Vorbereitung und Gestaltung des Unterrichts, wenn es um das Thema „Nachhaltige Schülerfirmen“ gehen soll. Für pädagogische Fachkräf-te aus dem außerschulischen Bereich bieFachkräf-tet sie eine wertvolle Auswahl an MaFachkräf-terialien.

Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, werden wichtige Basisinformationen und thematische Vertiefun-gen rund um das innovative Lehr- und Lernarrangement „Nachhaltige Schülerfirma“ vorgestellt. Die Handrei-chung ist vielfältig einsetzbar und sowohl für „Einsteiger“ als auch „Fortgeschrittene“ geeignet. Sie ist eine Starthilfe bei der Neugründung einer Nachhaltigen Schülerfirma, aber auch Unterstützung bei der Weiterent-wicklung einer bestehenden Schülerfirma zu einer Nachhaltigen Schülerfirma. Die Handreichung kann Schritt für Schritt die Gründungsphase, den Aufbau, die alltägliche Arbeit, Gestaltung oder Weiterentwicklung der Schülerfirma begleiten. Sie kann später aber auch als Nachschlagewerk dienen. Sie ist eine Informationsquel-le und ein Ideenspender, sie soll motivieren und die eigene Kreativität anregen, um das Lernen, Lehren, Arbei-ten und Leben rund um die Nachhaltige Schülerfirma dynamisch, ansprechend und erfolgreich zu gestalArbei-ten. Band 1: Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen legt den Grundstein für die weiteren Bände. Hier werden Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und nachhaltiges Wirtschaften als Ziel des Lernens und Arbeitens in Nachhaltigen Schülerfirmen beschrieben. Außerdem werden Anregungen gegeben, wie Nachhaltige Schülerfirmen in Unterricht und Schulentwicklung eingebunden werden können. Das Konzept der Nachhaltigen Schülerfirmen fördert kooperatives und selbst organisiertes Lernen. Dafür werden in der Handreichung Teamentwicklungsprozesse ebenso erläutert wie Rollenverständnisse. Kooperationen inner-halb der Schule und im Schulumfeld werden als wesentliche Elemente für die erfolgreiche Gestaltung einer Nachhaltigen Schülerfirma vorgestellt.

Eine erste Vorstellung von der Idee der Nachhaltigkeit und einer Nachhaltigen Schülerfirma wurde nun ent-wickelt. Jetzt soll es richtig losgehen. Aber wie? In Band 2: Jetzt geht’s los?! – Wir gründen eine Nachhaltige Schülerfirma werden die Grundlagen vermittelt, die für die Gründung einer Nachhaltigen Schülerfirma not-wendig sind. Der Band erklärt, was nachhaltiges Wirtschaften ist, und bietet damit eine Orientierung für die Ausrichtung der Schülerfirma am Leitbild der Nachhaltigkeit. Es wird gezeigt, wie ökologisch und sozial ver-trägliche Geschäftsideen für die Gründung einer Nachhaltigen Schülerfirma entwickelt werden können und welche Schritte erforderlich sind, um die Idee(n) erfolgreich umsetzen zu können. Dabei geht es insbesondere um eine gründliche Analyse der Geschäftsidee und die Erarbeitung von Zielen und Strategien. Außerdem wer-den die Grundlagen für die einzelnen Planungsschritte vorgestellt und es wird erläutert, was ein Geschäfts-plan oder auch BusinessGeschäfts-plan ist und wozu dieser dienen kann. Damit das Vorhaben auch auf sicheren Beinen steht, liefert der Band zudem eine Basis zu rechtlichen Regelungen beim Betreiben einer Schülerfirma. Die Idee und die Planung stehen. Wie geht es weiter? Band 3: „… das rechnet sich!“ – Wir bringen unse-re Nachhaltige Schülerfirma ins Geschäft! zeigt, wie das Tagesgeschäft erfolgunse-reich gestaltet werden kann, und schließt direkt an die Businessplanung an. Die Arbeitsbereiche und -abläufe der Schülerfirma, die dafür detaillierter vorbereitet und entwickelt werden müssen, werden hier vorgestellt. Es wird zum einen gezeigt, wie sich Schülerfirmen in ihren einzelnen Arbeitsbereichen auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell ausrichten können. Zum anderen bietet die Handreichung eine Unterstützung bei der Systematisierung und Professiona-lisierung des Lernens und Arbeitens in einer Schülerfirma an: Ausgewählte Werkzeuge und Instrumente aus der Betriebswirtschaftslehre werden vorgestellt und grundlegendes unternehmerisches Denken als Beitrag einer Berufsorientierung befördert.

handreich_schmutztitel.indd 9 26.07.13 09:09 p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

Die Produktion läuft und die Dienstleistung wartet auf Abnehmer. Jetzt stellt sich die Frage, wie das Pro-dukt oder die Dienstleistung erfolgreich am Markt platziert werden können. Band 4: Werben? Na LOGO! – Marketing in Nachhaltigen Schülerfirmen stellt das Marketing und seine Instrumente vor. Es werden Antwor-ten auf Fragen zur Produkt- und Sortimentsgestaltung, zur Preisgestaltung, zur Absatzorganisation sowie zur Kommunikation mit den Kunden und der Öffentlichkeit gegeben.

Die Firma ist gegründet, die Produktion läuft, das Angebot findet (lebhaften) Absatz und alle reden über die Nachhaltige Schülerfirma. Band 5: Nachhaltige Schülerfirmen – Wir werden besser: Leitfaden zur Planung und Durchführung eines Nachhaltigkeitsaudits stellt vor, wie die Arbeit der Nachhaltigen Schülerfirma noch besser und die Idee der Nachhaltigen Entwicklung in einem fortlaufenden Verbesserungsprozess weiter vo-rangebracht werden können. Dieser Band erklärt, was sich hinter dem „Nachhaltigkeitsaudit“ verbirgt. Er zeigt, wie es zu einem unterstützenden Instrument der Nachhaltigen Schülerfirma und als wertvolles Werk-zeug im Verbesserungsprozess im Sinne der Nachhaltigkeit sowie im Alltag der Nachhaltigen Schülerfirma etabliert werden kann.

Jeder Band enthält Arbeitsaufträge, die eine Umsetzung der Idee der Nachhaltigen Schülerfirma in die Praxis unterstützen sollen. Sie sind für den Einsatz im Unterricht entwickelt worden, wobei die angebotenen Aufga-ben durch didaktisch-methodische Transformation den jeweiligen Lerngruppen angepasst werden sollen. So sind auch die Info-Boxen zu verstehen, die sich insbesondere im Basistext der Bände 2, 3 und 4 finden. Diese bieten weiterführende Überlegungen und Informationen zur Vertiefung an.

Arbeitsaufträge als Download

Die Kopiervorlagen der Arbeitsaufträge können unter www.nachhaltige-schuelerfirmen.de heruntergeladen werden.

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Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p10.pdf Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p2.pdf p12 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p4.pdf p14 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p6.pdf p16

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11 Autorenverzeichnis

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UTORENVERZEICHNIS

Band 1:

Dr. Christa Henze

Dipl.-Päd., Akad. Oberrätin Universität Duisburg Essen Fakultät für Biologie christa.henze@uni-due.de

Band 2:

Susanne Berger

Dipl.-Biol., Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut Futur

Freie Universität Berlin

info@nachhaltige-schuelerfirmen.de Stephanie Pröpsting

Dipl.-Päd., Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut Futur

Freie Universität Berlin

proepsting@nachhaltige-schuelerfirmen.de

Band 3:

Dr. Tobias Schlömer Akademischer Rat a. Z.

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspädagogik tobias.schloemer@uni-oldenburg.de

Band 4:

Oliver Hindricks

Diplom-Handelslehrer (Dipl.-Hdl.)

Regionalkoordinator für Nachhaltige Schülerfirmen und Schülergenossenschaften

Landesschulbehörde Osnabrück o.hindricks@kbs-noh.de Marcus Krohn

Diplom-Handelslehrer (Dipl.-Hdl.)

Regionalkoordinator für Nachhaltige Schülerfirmen und Schülergenossenschaften Landesschulbehörde Braunschweig

marcus.krohn@t-online.de

Band 5:

Anna Lena Dasecke

Lehrerin an der Berufsbildenden Schule (BBS) Winsen (Luhe)

a.dasecke@bbs-winsen.de Rolf Dasecke

Lehrer an der Berufsbildenden Schule II (BBS II) Delmenhorst

Fachberater für berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung in Niedersachsen

Dasecke@t-online.de Norbert Klüh

Lehrer an der Förderschule Ganderkesee Landeskoordinator für nachhaltige Schüler- genossenschaften in Niedersachsen norbert.klueh@gmx.de

Beatrice von Monschaw

Lehrerin an der Berufsbildenden Schule II (BBS II) Delmenhorst

Regionalkoordinatorin für nachhaltige Schüler- firmen, Arbeitskreis Varrel in Niedersachsen schuelerladen@vonmonschaw.de handreich_schmutztitel.indd 11 26.07.13 09:09 p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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Band 1

Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

Christa Henze

1

PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p1.pdf p2 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p2.pdf p4 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p3.pdf p6 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p4.pdf p8 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p1.pdf p1 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p2.pdf p3 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p3.pdf p5 PRINT_STANZE_Trennbla??tter_Handreichung2012_RZ-NEU.p4.pdf p7

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

1 Band 1 Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

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Band 1

Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

Christa Henze

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Ugra/FOGRA DIGITAL PLATE WEDGE V2.4 EPS Black 8FO270404 Copyright Ugra/FOGRA 2001 PostScript Level 3

PostScript V. 3018.101 Resolution: 2400 dpi / 11 my Creo Normalizer JTP Fischer-Druck Peine

Screen: 59.0 /cm Angle: 45.0 degree RAM Memory: 20480 kB Free RAM: 19866 kB

1200 600 300 150 150 300 600 1200

Disk Memory: 139389 MB Free Disk: 58361 MB

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

3 Band 1 Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

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I

NHALT

Abbildungsverzeichnis 3 Hinführung 5

1 Bildung für nachhaltige Entwicklung – Zielorientierung des Lernens und 6 Arbeitens in Nachhaltigen Schülerfirmen

1.1 Nachhaltige Entwicklung als globale Herausforderung 6

1.2 Bildung für nachhaltige Entwicklung – Leitlinien und Zieldimensionen 7

2 Nachhaltiges Wirtschaften in Schülerfirmen 10

3 Einbindung von Schülerfirmen in Unterricht und Schulentwicklung 16 4 Die Nachhaltige Schülerfirma – ein überzeugendes Lernarrangement 20

4.1 Gemeinsam sind wir stark – kooperatives Lernen 21

4.2 Es kommt auf jede(n) an – selbst organisiertes Lernen 24

4.3 Teamentwicklung 25

4.4 Rollenverständnisse 27

5 „Netze“ und Kooperationen Nachhaltiger Schülerfirmen 28

5.1 Verankerung der Schülerfirma innerhalb der Schule und im Schulumfeld 28

5.2 Kooperationen mit außerschulischen Partnern 30

5.2.1 Begriffliche Klärungen 31

5.2.2 Aufbau und Gestaltung einer erfolgreichen Kooperation 33

6 Arbeitsaufträge 37

Literatur und Websites 46

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Formen von Kooperationen

Abbildung 2: Aufgabenkonstellationen in Kooperationsbeziehungen

Abbildung 3: Indikatoren für das Gelingen oder Misslingen einer Kooperation zwischen Schülerfirmen und Unternehmen

handreich_kap_01.indd 3 26.07.13 09:11 p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

5 Band 1 Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

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INFÜHRUNG

„Nachhaltiges Arbeiten stärkt die Fähigkeiten der Menschen, ihr Leben in und mit der Gesellschaft

und im Einklang mit der Natur selbst zu gestalten.“

Dieses Zitat von Biesecker & Baier (2011, S. 59) umreißt die große Herausforderung unserer Gesellschaft – die Gestaltung eines nachhaltigen, zukunftsfähigen Lebens. Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich beschreiben als die Suche nach Wegen, wie dauerhaft befriedigende Lebensbedingungen und gerechte Entwicklungschan-cen für alle Menschen in allen Teilen dieser Welt geschaffen werden können. Das Leitbild ist somit geprägt durch ein Verständnis, das auf Gerechtigkeit, Zukunftsverantwortung und Verteilungsgerechtigkeit basiert. Heutige Schülerinnen und Schüler, die zukünftig zentrale Fragen und Herausforderungen nachhaltiger Gestal-tungsprozesse in Wirtschaft, Politik und Kultur zu lösen haben, sind vor schwierige Aufgaben gestellt. Damit stellt sich die Frage, wie die schulische Ausbildung zum erfolgreichen Aufbau zukunftsbedeutsamer Wissens-bestände und Kompetenzen beitragen kann. Eine Orientierung auf diese Zielsetzungen zeigt sich im aktuellen Bildungssystem noch viel zu wenig.

Zahlreiche Schulen erproben seit vielen Jahren neue Ansätze, um den Übergang von der Schule in die betrieb-liche Ausbildung oder ein Studium erfolgreich zu gestalten. Ein Erfolg versprechender Ansatz ist die Arbeit in Schülerfirmen. Hier planen, produzieren und verkaufen Schülerinnen und Schüler Produkte oder Dienstleis-tungen in selbstständig betriebenen Schülerfirmen. Die Arbeit in einer Schülerfirma bedeutet für Jugendliche, dass sie sich mit unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Handlungsfeldern auseinandersetzen müssen. Fragen einer nachhaltigen Produktion und eines nachhaltigen Konsums werden dabei in der Regel aber nicht thematisiert.

Genau hier setzt die Zielrichtung „Nachhaltiger Schülerfirmen“ an. Mit diesem Lernarrangement soll nicht nur der Übergang von der Schule in den Beruf zielgerichtet gestaltet werden. Zugleich gilt es, sich mit den Heraus-forderungen einer nachhaltigen Entwicklung konkret auseinanderzusetzen, Ansprüche und Fragestellungen eines nachhaltigen Wirtschaftens zu diskutieren, abzuwägen und praktisch zu erproben. Dies geschieht, in-dem das wirtschaftliche Handeln auf seine ökologischen und sozialen, seine lokalen und globalen Folgewir-kungen hinterfragt wird.

Im Rahmen der folgenden Ausführungen werden zunächst die Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung und die sich daraus ableitenden Zielsetzungen und Zieldimensionen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) dargelegt. Anschließend wird die Perspektive eines nachhaltigen Wirtschaftens in Schülerfirmen erörtert; dies schließt Fragen der Einbindung eines solchen Lernarrangements in Unterricht und Schulentwicklung ein. Nachfolgend wird erläutert, warum das Lernarrangement „Schülerfirma“, das auf einem veränderten Rollen-verständnis von Lehrenden und Lernenden basiert, in besonderer Weise geeignet erscheint, um Jugendliche zu aktivieren und ihnen den Aufbau zukunftsbedeutsamer Kompetenzen zu ermöglichen. Und schließlich wird ausgeführt, warum Nachhaltige Schülerfirmen nicht nur stützende Netze im schulischen Umfeld benötigen, sondern zugleich Kooperationen mit lokalen oder regionalen Unternehmen aufbauen und gestalten sollten. An dieser Stelle sei Folgendes angemerkt: Da sich „nachhaltig“ ausgerichtete Schülerfirmen in vielen didakti-schen Grundanliegen nicht von jenen Schülerfirmen unterscheiden, die Zielsetzungen einer nachhaltigen Ent-wicklung nicht dezidiert in ihrem Handeln thematisieren und berücksichtigen, wird im Text von Nachhaltigen Schülerfirmen nur dann gesprochen, wenn es konkret um Zielsetzungen einer nachhaltigen Entwicklung geht. Ansonsten wird nur der Begriff „Schülerfirma“ verwendet.

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6 Band 1 Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

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BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG –

ZIELORIENTIERUNG DES LERNENS UND ARBEITENS

IN NACHHALTIGEN SCHÜLERFIRMEN

1.1 Nachhaltige Entwicklung als globale Herausforderung

Seit der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 und der dort verabschiedeten Agenda 21 gilt das Leitbild einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung (engl. sustainable development) als Diskussions- und Handlungsrahmen für eine neue globale Entwicklungsper-spektive. Diese zielt darauf ab, ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Entwicklungsaspekte eng miteinander zu verknüpfen. Das nationale und internationale politische Handeln orientiert sich mittlerweile in vielfältiger Weise am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung.

Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist es, „die Bedürfnisse einer wachsenden Zahl von Men-schen heute und in Zukunft befriedigen zu können und gleichzeitig eine auf Dauer für alle un-ter menschenwürdigen, sicheren Verhältnissen bewohnbare Welt zu erhalten. Darin sind vielfältige ökonomische, ökologische, demografische, soziale und kulturelle Problemdimensionen ent-halten, die ein globales, regionales, lokales und zugleich in die Zukunft gerichtetes Handeln erfordern.“ (Deutscher Bundestag 1998, S. 28)

Eine nachhaltige Entwicklung verlangt von uns Menschen, eine sich mit hoher Dynamik verändernde und durch zunehmende ökologische Risiken, wirtschaftliche Ungleichgewichte und soziale Ungleichheit gekenn-zeichnete Welt in ökologischer, ökonomischer und sozialer Balance aktiv zu gestalten. Diese hochkomplexen und kaum überschaubaren Herausforderungen werden mit dem Begriff des „Globalen Wandels“ verbunden (vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen 1998, 2005). Dieser zeigt sich in

X einer zunehmenden Verflechtung weltweiter Umweltveränderungen (u. a. Klimawandel, Bodendegra- dation, Verlust von biologischer Vielfalt, Verknappung der Süßwasservorräte),

X einem grenzenlosen, weltumspannenden Wirtschaften mit Risiken nicht nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklungsmodelle, die nur auf kurzfristigen Gewinn ausgerichtet sind (u. a. Finanz- und Wirtschaftskrise), X einem deutlichen kulturellen Wandel (u. a. Verlust kultureller Vielfalt) sowie

X einem sich weiter verschärfenden Nord-Süd-Gefälle (u. a. starke Gefährdung der Gesundheit von Menschen in Ländern des Südens durch Hunger, Unterernährung, Kriege und/oder Verschmutzung des Trinkwassers, fehlende Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung, gravierende Einkommensunterschiede zwischen reichen und armen Ländern).

Angesichts dieser weltweiten Herausforderungen ist eine neue Qualität im Umgang mit Mensch-Umwelt-Pro-blemen ebenso unverzichtbar wie mit der Gestaltung des globalen menschlichen Zusammenlebens. Damit wird ein komplexer gesellschaftlicher Gestaltungsauftrag markiert, der globale und lokale Dimensionen der Zukunftsgestaltung verbindet und ethische Entscheidungen verlangt. Im Kern geht es um den dauerhaften Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen bei gleichzeitiger Gerechtigkeit in der Einen Welt. Die Frage der Ge-rechtigkeit bezieht sich nicht nur auf gerechte Ansprüche aller heute lebenden Menschen, sondern auch auf berechtigte Lebensansprüche zukünftiger Generationen. Zugleich geht es um eine weltweit gerechte Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Nachhaltigkeit ist kein einzelnes Thema, sondern eine Idee, die auf Veränderung abzielt: „Eine nachhal-tige, zukunftsfähige Entwicklung fordert ein Umdenken, (…) stellt bisherige Denk- und Verhaltenswei-sen infrage, sucht nach neuen Antworten. Es fordert auf, heutige Lebens- und WirtschaftsweiVerhaltenswei-sen auf

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7 Band 1 Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

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ihre Zukunftsfähigkeit zu befragen. (…) Mit dem Konzept einer nachhaltigen Entwicklung wird der Blick immer auch auf die Frage nach dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen und nach zwischenmenschlicher Gerechtigkeit gerichtet. Nachhaltige Entwicklung ist also kein Wissenskanon, sondern eine Aufgabe.“ (Stoltenberg 2002, S. 7)

Nachhaltige Entwicklungsprozesse können nicht allein über politische Vorgaben, Gesetze und Verordnun-gen erzielt werden. Auch wirtschaftliche Fortschritte und technische NeuerunVerordnun-gen reichen nicht aus: „Was wir brauchen, sind völlig neue Formen für das Zusammenwirken von Politik und Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Diese neuen Formen müssen im Kern vor allem zweierlei leisten:

X erstens Lerneffekte ermöglichen und Lernkurven zulassen sowie X zweitens Orientierung in einer unübersichtlichen Welt geben.

Denn Nachhaltigkeit ist ein Suchprozess. Es gibt keine einfache Formel, kein Drehbuch, keine Blaupause. Wer Nachhaltigkeit will, der muss viel mehr, als wir es jetzt noch tun, in das gesellschaftliche Lernen inves-tieren.“ (Hauff 2007, S. 3)

Die notwendigen Veränderungen verlangen viel Engagement, echte Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen, neue Formen der Mitbestimmung und Teilhabe sowie die Bereitschaft, Verantwortung zu über-nehmen für die Gestaltung des persönlichen und des gemeinsamen Lebens. Bereits in der Agenda 21 wird in Kapitel 36 die Neuausrichtung der Bildung auf eine nachhaltige Entwicklung hin verlangt. In Artikel 20 a des Grundgesetzes wurde das Prinzip Nachhaltigkeit als Staatsziel aufgenommen; dort heißt es: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung (…).“ (Deutscher Bundes-tag 2010, S. 28)

Arbeitsauftrag 1 – siehe Kapitel 6 „Arbeitsaufträge“

1.2 Bildung für nachhaltige Entwicklung – Leitlinien und Zieldimensionen

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist ein pädagogisches Konzept, das uns allen Hilfestellung und Unterstützung geben kann zum Umdenken für eine lebenswerte Gegenwart und Zukunft. Es stellt Themen und Fragestellungen in neue Zusammenhänge, fordert zum Perspektivenwechsel auf, erfordert die Ausei-nandersetzung mit zentralen Fragen einer zukunftsfähigen Entwicklung und fördert den Aufbau von Kom-petenzen, die zur aktiven und verantwortungsvollen Mitgestaltung von Gegenwart und Zukunft befähigen. Wir alle müssen Nachhaltigkeit lernen. Dies ist ein anspruchsvolles Projekt. Es erfordert komplexe Denk- und Handlungsstrategien sowie eine aktive und qualifizierte Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen bei politischen Entscheidungen und nachhaltigen Entwicklungsprozessen. Dies kann in der Schule in viel-fältiger Weise erprobt werden. Dazu zählen nicht nur Mitbestimmungsmöglichkeiten von Schülerinnen und Schülern bei Entscheidungen, die für die Schule als Lebens- und Lernraum von Bedeutung sind. Nachhal-tige Schülerfirmen bieten Jugendlichen vielfälNachhal-tige Chancen, Zielsetzungen einer Bildung für nachhalNachhal-tige Entwicklung durch konkrete Entscheidungen, konkretes Planen und Handeln zu erproben und zu bewerten. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zielt ab auf „die Aneignung von Wissen, Werten und Einstellun-gen, die nachhaltige Handlungsweisen und Lebensstile wahrscheinlicher machen. Jeder Einzelne soll in die Lage versetzt werden, den Weg zu einer nachhaltigeren Entwicklung der Gesellschaft aktiv, reflektiert und eigenverantwortlich mitzugestalten.“ (Der Nachhaltigkeitsbeirat der Landesregierung Baden-Würt-temberg 2008, S. 11) handreich_kap_01.indd 7 26.07.13 09:11 p9 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p9.pdf p11 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p1.pdf p13 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p3.pdf p15 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p5.pdf p1 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p1.pdf p3 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p3.pdf p5 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p5.pdf p7 Inhalt_Vorspann_PRINT_Handreichung2013.p7.pdf

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8 Band 1 Lernen und Gestalten in Nachhaltigen Schülerfirmen

Bildung für nachhaltige Entwicklung basiert auf der Einbindung verschiedener Perspektiven/Dimensionen (vgl. Stoltenberg 2009, S. 35):

X ökologische Perspektive(n), X ökonomische Perspektive(n), X soziale Perspektive(n), X kulturelle Perspektive(n).

Zur ökonomischen Dimension gehören u. a. Fragen nach umweltfreundlichen und ressourcensparenden Pro-duktionsweisen, nach einer Kreislaufwirtschaft, die genutzte Ressourcen wiederverwertet, nach der öko-logischen und sozialen Wahrheit von Preisen, nach regionalen oder lokalen Vermarktungsnetzen oder nach Möglichkeiten eines Fairen Handels.

Die ökologische Dimension beschäftigt sich u. a. mit dem sparsamen Umgang natürlicher Ressourcen, mit der Regenerationszeit von Flora und Fauna, mit Fragen der biologischen Vielfalt sowie mit Möglichkeiten der Vermeidung von Belastungen des Ökosystems (Reduzierung von Schadstoffeinträgen, Emissionen und Abfall). Zentrale Fragen der sozialen Dimension sind u. a.: Wie kann die menschliche Gesundheit gefördert werden? Wie lassen sich weltweit gleiche Ansprüche auf die Nutzung natürlicher Ressourcen und gleiche Rechte auf Entwicklung umsetzen? Wie können wir heute die Lebensinteressen zukünftiger Generationen berücksichti-gen? Wie lassen sich Demokratie und Partizipation in allen Lebensbereichen des Menschen umsetzen? Die kulturelle Dimension stellt u. a. ethische Fragen und diskutiert, was nachhaltigkeitsgerechte Lebensstile sind und wie diese entwickelt werden können. Mit Blick auf verschiedene Kulturen werden der Umgang mit Zeit und Gebrauchsgegenständen sowie die Bedeutung traditionellen Wissens und einer globalen Verantwor-tung reflektiert.

Die vier benannten Dimensionen sind nicht als additive Betrachtung zu verstehen. Vielmehr sind die Per- spektiven miteinander zu verschränken und aufeinander zu beziehen. Darüber hinaus müssen lokale/regio-nale und globale Wirkungszusammenhänge beachtet werden. Bildungsprozesse sollten Kindern, Jugendli-chen und Erwachsenen Chancen eröffnen, „das Verhältnis von Mensch und natürliJugendli-chen Lebensgrundlagen und das Verhältnis der Menschen untereinander im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu verstehen und Bewertungen für eigenes und gesellschaftliches Verhalten zu entwickeln: durch Angebote zum Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedin-gungen für eine nachhaltige Entwicklung und durch Reflexion darauf bezogener ethischer Fragestellungen“ (Rieckmann & Stoltenberg 2011, S. 117).

Nicht zuletzt zielt Bildung für nachhaltige Entwicklung darauf ab, den Umgang mit offenen Fragen, Bewer-tungsproblemen, Unsicherheit(en), Risikoabwägung und Differenz zu lernen, um gemeinsam mit anderen Ent-scheidungen aushandeln zu können. Auch zahlreiche Dilemmata menschlicher Wahrnehmung und menschli-chen Handelns mit Blick auf das Verhältnis Mensch-Natur sind zu thematisieren und zu reflektieren (vgl. Kruse 2007): Menschen können beispielsweise zentrale Probleme globaler Umweltveränderungen nicht unmittelbar wahrnehmen. Zudem treten Wirkungen menschlichen Handelns häufig zeitlich verzögert und zudem teilweise räumlich verlagert auf. Schließlich gilt es, soziale Ungleichheiten zu reflektieren: So haben viele Menschen u. a. kaum monetäre Möglichkeiten zum Kauf ressourcensparender Produkte und Dienstleistungen.

Deutlich gestärkt wird die Bedeutung von Bildung durch die Ausweisung der UN-Dekade „Bildung für nach-haltige Entwicklung (2005–2014) sowie die Empfehlung der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) (2007) zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule“. Auch in Schulgesetzen oder Rahmenlehrplänen verschiedener Bundesländer sind explizite Bezüge zum Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung zu finden. Exemplarisch seien folgende Verweise angeführt:

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X Das Schulgesetz in Hessen führt im Kontext des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule u. a. aus, dass „die Schulen die Schülerinnen und Schüler befähigen (sollen), … die Auswirkungen des eigenen und gesellschaftlichen Handelns auf die natürlichen Lebensgrundlagen zu erkennen und die Notwendigkeit einzusehen, diese Lebensgrundlagen für die folgenden Generationen zu erhalten, um der gemeinsamen Verantwortung dafür gerecht werden zu können, …“ (Hessisches Kultusministerium 2011, S. 13 f.)

X Für das Land Berlin sind curriculare Vorgaben für den Lernbereich „Lernen in globalen Zusammenhängen im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“ für die Jahrgangsstufen 5–10 der Grundschule, der Integrierten Sekundarschule und des Gymnasiums erlassen worden (vgl. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2012). Die Zielsetzung dieses Lernbereiches „schließt das Wissen über eine zukunftsfähige ökologische, soziale, politische und ökonomische Entwicklung ein und ermöglicht Schüle-rinnen und Schülern, unter dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung Kompetenzen für die erfolgreiche Teilhabe an der Gestaltung ihrer eigenen und der Zukunft der Gesellschaft zu erwerben, um letztendlich Mitverantwortung im globalen Rahmen zu übernehmen“ (ebd., S. 7).

X In den Rahmenlehrplänen für die Sekundarstufe I (Jahrgangsstufen 7–10) in Brandenburg, die für die Fä-cher Deutsch, Mathematik, Biologie, Geografie, Geschichte, Politische Bildung, Wirtschaft-Arbeit-Tech-nik, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde etc. gelten, findet sich unter den Grundsätzen zur Bildung und Erziehung in der Sekundarstufe I „Nachhaltiges Handeln“. Konkret heißt es: „Die Schülerinnen und Schüler lernen, ihren Lebensstil in Verantwortung für zukünftige Generationen zu entwickeln. Sie gestalten und beschäftigen sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Umwelt-, Wirtschafts- und sozialen Belangen. (…) Von besonderer Bedeutung ist, dass sie aktiv an der Analyse und Bewertung von nicht nachhaltigen Entwicklungsprozessen teilhaben, sich an Kriterien der Nachhaltigkeit im eigenen Leben orientieren und nachhaltige Entwicklungsprozesse gemeinsam und mit anderen lokal wie global initiieren und unterstüt-zen.“ (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg 2008, S. 7)

X Das Kerncurriculum für die Oberschule in Niedersachsen führt mit Blick auf den Bildungsbeitrag des Fa-ches Technik aus: „Technik prägt unsere Gesellschaft in allen Bereichen und bildet heute einen bedeuten-den Teil unserer kulturellen Ibedeuten-dentität. (…) Die Erfindung, Konstruktion und Anwendung technischer Mittel geschah und geschieht in gesellschaftlichen Zusammenhängen und ist von sozialen, politischen, ökonomi-schen, ökologischen und ethischen Notwendigkeiten bzw. Einschränkungen abhängig. (…) Gemeinsam mit anderen Fächern trägt das Fach Technik zur Gestaltungskompetenz im Sinne der nachhaltigen Entwicklung bei. Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung an-wenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Dazu ziehen Schülerinnen und Schüler aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomi-sche und soziale Entwicklungen und wissen um deren wechselseitige Abhängigkeiten. Sie verstehen und treffen darauf basierende Entscheidungen und können sie individuell und gemeinschaftlich sowie auch politisch umsetzen.“ (Niedersächsisches Kultusministerium 2012, S. 5)

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NACHHALTIGES WIRTSCHAFTEN IN

SCHÜLERFIRMEN

Wirtschaftliche Zusammenhänge hautnah erfahren, Eigeninitiative entwickeln, Möglichkeiten wirtschaftli-chen Handelns konkret umsetzen und in einer Ernstsituation erproben, gemeinsam Erfahrungen und Ergeb-nisse reflektieren, Kontakte zu Unternehmen knüpfen, Kooperationen aufbauen und tragfähig gestalten sowie wichtige Kompetenzen für den Übergang von der Schule in das Berufsleben entwickeln – das sind nur einige Stichworte, die zentrale pädagogische Zielsetzungen und Erfolge einer Schülerfirma skizzieren.

Schülerinnen und Schüler planen, produzieren und verkaufen Produkte oder Dienstleistungen in selbstständig betriebenen Schülerfirmen. Dabei sind die Produkte und Dienstleistungen vielfältig: Die Bandbreite reicht von PC-Dienstleistungen über Schulbistros, in denen belegte Brötchen oder Obstspieße angeboten werden, Rei-sebüros für Schülerfahrten oder die Organisation von Kulturveranstaltungen bis hin zur Herstellung und dem Vertrieb von Bastelarbeiten sowie Holzspielzeug.

Die Arbeit in einer Nachhaltigen Schülerfirma bedeutet für Jugendliche, dass sie sich mit unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Handlungsfeldern auseinandersetzen müssen und Merkmale für ökologische und soziale Produktverantwortung erkennen können. Zugleich sind sie gefordert, Ansprüche und Fragestellungen eines nachhaltigen Wirtschaftens zu diskutieren, abzuwägen und praktisch zu erproben.

Zunächst muss eine Schülerfirma gegründet werden. Die Gründungsphase ist mit vielen Fragen verknüpft: So muss eine marktfähige und zugleich nachhaltige Produkt-/Geschäftsidee gefunden werden. Auch die Ermitt-lung des Finanzbedarfs (Kapitalbedarf zur Betriebsgründung) und rechtlicher Rahmenbedingungen steht an sowie Entscheidungen über Räumlichkeiten, Rechtsform, Organisationsstrukturen und Personalbedarf. Den Abschluss der Gründungsphase bildet häufig die Erstellung des Geschäftsplans (Businessplan). Hier steht die klare Beschreibung von Markt und Wettbewerb, Sortiment/Dienstleistung und Positionierung, Vertriebsstra-tegien und Absatzerwartungen im Fokus (Näheres dazu siehe Band 2, 3 und 4).

Hat sich die Schülerfirma etabliert, muss die Abwicklung von Aufträgen organisiert werden, Materialien müssen gekauft, gelagert und verarbeitet werden, neue Aufträge müssen eingeworben werden. Ebenso gilt es, Bilanzen zu erstellen sowie Gewinne und Verluste zu ermitteln, da dies wichtige Planungs- und Entscheidungshilfen für die Unternehmensführung sind (Näheres dazu siehe Band 3). Nicht zuletzt sind die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter zu qualifizieren, neue MitarMitar-beiter und MitarMitar-beiterinnen müssen gewonnen werden. Hilfreich und wichtig sind zudem externe Partner, die der Schülerfirma bei fachlichen Fragen helfen können, vielleicht günstige Ein-kaufsbedingungen ermöglichen oder Finanzmittel zur Verfügung stellen. Die Jugendlichen müssen somit überle-gen, wie tragfähige Kooperationen mit externen Partnern aufgebaut werden können (vgl. Kapitel 5).

Gleichzeitig stehen Nachhaltige Schülerfirmen – und hier liegt ihre spezifische Ausrichtung – unter dem An-spruch, Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung zur Grundlage ihres Wirtschaftens zu machen. Das bedeu-tet, dass wirtschaftliches Handeln auf seine ökologischen und sozialen, seine lokalen und globalen Folgewir-kungen befragt wird. Damit müssen Zielvorstellungen, die meistens isoliert verfolgt werden, in ihrer vernetzten Wirkung bedacht werden. Nur so kann der Zusammenhang zwischen ökologisch verträglichem Handeln, er-folgreichem Wirtschaften und sozialer Gerechtigkeit ausbalanciert werden. Nachhaltige Schülerfirmen, die die Idee einer nachhaltigen Entwicklung zu ihrer Unternehmensphilosophie erheben, erhöhen den Anspruch an ihr unternehmerisches Handeln in deutlichem Maße. Denn: Das Nachdenken über grundlegende Ziele einer nachhaltigen Entwicklung „im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Produktverantwortung gehört an den Anfang gewünschter Entwicklungsprozesse“ (Wolters 2004, S. 3). Ein solcher Anspruch bedeu-tet u. a., dass die Jugendlichen lernen, Leitbilder und eigene Konsummuster zu reflektieren sowie Empathie aufzubauen, um in der Lage zu sein, für befriedigende Lebensbedingungen und gerechte Entwicklungschan-cen für alle Menschen in allen Teilen dieser Welt einzutreten (vgl. Nemnich & Fischer 2011).

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Schülerfirma „McMöhre“ der Haupt- und Realschule Ostrhauderfehn

Die Schülerfirma McMöhre versorgt die Mitschüler in den großen Pausen.

„Wir sind das McMöhre-Team und kümmern uns um die Schülerfirma, die die SchülerInnen in den Pausen ver-sorgt. Von Brötchen über Müsliriegel verkaufen wir bis hin zu Joghurt, Obst und Gemüse alles. (…)

Natürlich erstellen wir auch die tägliche Abrechnung selber, kaufen ein und planen. Ein ganz besonderer Kun-dendienst des McMöhre-Teams ist unser Cateringservice, bei dem Sie rundum von uns versorgt werden – und dies selbstverständlich auch außerhalb der Schulzeiten.

So weit, so gut, aber: Wir wollen mehr! (…) Unsere Kunden sollen auch wissen, was sie kaufen!

Natürlich wollen wir unsere Produkte nicht nur einfach verkaufen, NEIN, vielmehr wollen wir auch, dass unsere Kunden sich über die Produkte, die sie bei uns erwerben können, informieren. Das heißt, dass wir nicht nur uns schlau machen wollen (durch Referate, Gastsprecher aus den Bereichen, Filme etc.), sondern auch Öffentlich-keitsarbeit leisten.

Außerdem ist eines unserer großen Ziele, unseren Mitschülern die Vorurteile über Fair Trade und Ökoprodukte zu nehmen. Dazu haben wir uns zum Beispiel überlegt, verschiedene Fair-Trade-Schokoladen zum Probieren anzubieten, um zu zeigen, dass diese Produkte mindestens genauso gut schmecken wie andere Schokoladen. Unser Ziel: Wir wollen unsere Mitmenschen zum Umdenken bewegen und zeigen, wie jeder selbst die Welt ein bisschen verbessern kann. Wir wollen faire Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt und umweltfreundlich hergestellte Produkte unterstützen. Wir finden, dass es wichtig ist, sich für unsere Umwelt zu engagieren, und sind dafür bereit, Arbeit zu investieren! Denn wir sind ein Team aus zwölf motivierten Jungs und Mädchen, die jede Menge Mut und Energie haben.“

(Quelle: http://schule-ostrhauderfehn.de/unsere_schule/schuelerfirmen/schuelerfirma_mcmoehre.htm; Stand: 17.08.2012)

Bereits bei der Planung einer Nachhaltigen Schülerfirma sollten erste Zielaspekte einer nachhaltigen Entwick-lung mit bedacht und mit reflektiert werden. Im weiteren Verlauf der Schülerfirmenarbeit stellt das Nachhaltig-keitsaudit ein geeignetes Instrument und Verfahren dar, um Schritt für Schritt Ansprüche an ein nachhaltiges unternehmerisches Wirtschaften zu formulieren und umzusetzen (Näheres dazu siehe Band 5). Auf diese Weise kann auch einer Überforderung wirkungsvoll begegnet werden. Bei der Festlegung konkreter Schritte nachhal-tigen Wirtschaftens müssen konkret erreichbare Ziele definiert werden; eventuell sind Zielkonflikte zu lösen. Selbstverständlich können Nachhaltige Schülerfirmen die Komplexität der Nachhaltigkeitsidee nur in didak-tisch reduzierter Form reflektieren und umsetzen. Dies betrifft auch die Frage, wie der Prozess des Abwägens bei Zielkonflikten zwischen den Dimensionen in fairer und nachvollziehbarer Weise gestaltet werden soll. Dar-über hinaus gilt es, das Alter und das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen.

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

© Schülerfirma MehrWert in Gelsenkirchen

„Die Schülerfirma MehrWert versteigert gespendete gebrauchte Artikel über ein bekanntes Internet-Auktionshaus. Zum laufenden Betrieb der Firma gehören die Akquise der Artikel, ihre Katalogisie-rung und EinlageKatalogisie-rung, das Einstellen in die Verkaufslisten sowie der Versand.

Neben dem laufenden Geschäft gilt es, Mitarbeitende zu werben, über die Finanzen Buch zu führen und neue Artikel zu sammeln. Verkauft werden ausschließlich Artikel, die von ihrem Vorbesitzer nicht mehr benötigt wurden, weggeworfen werden sollen oder unnütz in Regalen verstauben. So wird die Lebensdauer von Produkten erhöht: Mehrfachnutzung statt Wegwerfgesellschaft. (…)

Mit der einen Hälfte des Gewinns können schuleigene Projekte oder Anschaffungen finanziert werden. Mit der anderen Hälfte werden über den aGEnda 21-Förderverein Projekte und Kampagnen zur Verbesserung der Le-bensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in aller Welt unterstützt. Projektträger sind der Förderverein Lokale Agenda 21 in Gelsenkirchen e. V. und das Dietrich-Bonhoeffer-Haus Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum. (Quelle: http://www.bne-portal.de/coremedia/generator/unesco/de/02__UN-Dekade_20BNE/02__UN__Dekade__Deutschland/02__ Dekade-Projekte/Dekade-Projekt_20der_20Woche/0623__Sch_C3_BClerfirma_20MehrWert.html; Stand: 22.11.2012)

Die Arbeit in Nachhaltigen Schülerfirmen bietet den Beteiligten vielfältige Chancen, eigene Handlungsspiel-räume auszuloten und kleinere oder größere Schritte und Beiträge für eine nachhaltige Entwicklung konkret zu erproben:

Nachhaltige Schülerfirmen, die beispielsweise Lebensmittel für ein gesundes Frühstück oder den „kleinen Hunger zwischendurch“ anbieten, können schnell in einen Konflikt geraten: Auf der einen Seite stehen die Schülerfirma und ihr Wunsch, gesunde und zugleich ökologisch hergestellte Nahrungsmittel anzubieten und erfolgreich zu verkaufen. Auf der anderen Seite werden möglicherweise Kaufentscheidungen von Kundinnen und Kunden getroffen, die hauptsächlich lieber weniger gesundheitsfördernde Speisen und Getränke kon-sumieren und die sich (bisher) nur wenig für Fragen der Herstellung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln interessiert haben. In einer solchen Situation muss sich eine Nachhaltige Schülerfirma mit mehreren Fragen auseinandersetzen, u. a.:

X Soll die Schülerfirma bei ihrem Warenangebot bleiben – auch wenn dies möglicherweise mit einem Ver-zicht auf einen höheren Umsatz und Gewinn verbunden ist?

X Könnte (vorübergehend) ein Waren-Mix geeignet sein, um eine wirtschaftliche „Grundsicherung“ der Schülerfirma zu ermöglichen? Schließlich braucht die Nachhaltige Schülerfirma einen gewissen finanziel-len Sockel, um handlungsfähig zu bleiben.

X Welche Möglichkeiten der Kundenansprache, der Aufklärung und Werbung könnten helfen, um ein verän-dertes Kaufverhalten bei den Kundinnen und Kunden zu erreichen (z. B. Werbewochen oder Aktionstage für gesunde, biologisch produzierte Lebensmittel, Befragungen der Kundschaft, …)?

Deutlich wird, dass diese Fragen ein vernetztes Denken trainieren und nicht durch einfache und klare Antwor-ten geklärt werden können. Vielmehr sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Nachhaltigen Schüler-firma aufgefordert, kurzfristige und langfristige Wirkungen von Entscheidungen zu reflektieren und mögliche Alternativen zu entwickeln. Dies schließt das Nachdenken und die Verständigung darüber ein, was ein gutes menschliches Leben jetzt und in Zukunft ausmacht. Auf diese Weise können Kinder und Jugendliche jene Kompetenzen aufbauen, die sie zur aktiven und verantwortungsvollen Mitgestaltung einer nachhaltigen Ge-genwart und Zukunft befähigen.

Arbeitsauftrag 2 – siehe Kapitel 6 „Arbeitsaufträge“

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Auf bildungstheoretischer Ebene wird die Zielsetzung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung im Konzept der Gestaltungskompetenz ausformuliert.

„Das Konzept der Gestaltungskompetenz um-fasst konkrete Teilkompetenzen und zeichnet sich besonders durch Kompetenzen aus, die eine zukunftsweisende und eigenverantwortliche Mit-gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung er-möglichen. Es liegt ein besonderes Augenmerk auf der Tatsache, dass nachhaltige Entwicklung die Notwendigkeit von Modernisierungsmaßnahmen impliziert. Diese müssen über die bloße Reaktion auf gegenwärtige Problemlagen hinausgehen – sie bedürfen vielmehr visionärer und innovativer Lebensentwürfe, die sich von bestehenden, ein-geschliffenen Gewohnheiten und Denkansätzen abheben.“ (de Haan 2004, S. 41 f.)

Bevor die Teilkompetenzen des Konzeptes der Gestaltungskompetenz kurz skizziert werden, sei folgende Be-merkung aufgeführt:

Niemand sollte sich von der Vielzahl einzelner Teilkompetenzen irritieren oder gar entmutigen lassen. Ge-staltungskompetenz ist ein lebenslanges Ziel; dies kann bei Jugendlichen nicht in einer Projektwoche oder durch eine einjährige Mitarbeit in einer Nachhaltigen Schülerfirma aufgebaut werden. Ein „erstes Gerüst“ von Gestaltungskompetenz dürften Jugendliche entwickelt haben, die in ihrer schulischen Laufbahn wiederholt und regelmäßig Lernchancen und Aktivitätsmöglichkeiten erhalten haben, die die Entwicklung einzelner Teil-kompetenzen begünstigen und unterstützen. Die verschiedenen Lernanlässe und Tätigkeiten in Nachhaltigen Schülerfirmen bieten vielfältige Chancen, um einzelne Teilkompetenzen zu entwickeln und zu trainieren. Mit Blick auf schulische Lernprozesse kann es sehr sinnvoll sein, sich situativ auf wenige ausgewählte Teilkom-petenzen zu beschränken und zu überlegen, wie die Entwicklung dieser TeilkomTeilkom-petenzen durch bestimmte Aktivitäten und Lernumgebungen gestärkt und unterstützt werden kann.

Im Konzept der Gestaltungskompetenz werden die einzelnen Komponenten einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, die gestaltungskompetentes Entscheiden und Handeln ausmachen, wie folgt beschrieben (vgl. http://www.bneportal.de/coremedia/generator/unesco/de/ 02__UN-Dekade_20BNE/01__Was_20ist_20B-NE/Gestaltungs kompetenz.html; de Haan, G., o. J., S. 12 ff.; de Haan, G. & Plesse, M. 2008, o. S.):

X Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen

Hier geht es darum, eigene Wahrnehmungen über ein bestimmtes Problemfeld, über eine regionale oder na-tionale Ebene hinaus zu erweitern, um Orientierung in einer komplexen Weltgesellschaft zu ermöglichen. Mit dieser Teilkompetenz verbindet sich das Ziel, verschiedene Perspektiven und Abhängigkeiten erkennen und un-terscheiden zu können. Wichtige Grundhaltungen sind Neugier und Interesse an Erfahrungen und Anliegen von Menschen in verschiedenen Erdregionen sowie die Bereitschaft, voneinander lernen zu können (und zu wollen). X Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können

Diese Teilkompetenz zielt darauf ab, über die Gegenwart hinausgreifen zu können, mit Unsicherheit sowie mit Zukunftsentwürfen und Zukunftserwartungen umgehen zu können. Entscheidend ist, die Zukunft als offen und durch Menschen gestaltbar zu begreifen. Mithilfe von Kreativität, Fantasie und antizipativem Denken (ge-dankliche Vorwegnahme möglicher zukünftiger Entwicklungen oder auch Wirkungen) können verschiedene Handlungsoptionen entwickelt werden.

Info-Box 1: Bildung für eine nachhaltige Entwicklung X betrifft jeden Menschen,

X ermöglicht einen lebenslangen, kontinuierlichen Prozess einer nachhaltigen Entwicklung, X schafft persönliche und gesellschaftliche

Zukunftschancen,

X fördert Verantwortung auf lokaler und globaler Ebene,

X trägt zur Akzeptanz für gesellschaftliche Veränderungsprozesse bei,

X versteht sich als integratives Konzept und zugleich als Querschnittsaufgabe.

(Quelle: Nationalkomitee der UN-Dekade „Bildung für nachhalti-ge Entwicklung“ 2011, S. 10) handreich_kap_01.indd 13 26.07.13 09:11 p25 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p15.pdf p27 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p17.pdf p29 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p19.pdf p31 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p21.pdf p17 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p7.pdf p19 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p9.pdf p21 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p11.pdf p23 Inhalt_kap_01_PRINT_handreich.p13.pdf

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Handreichung – Nachhaltige Schülerfirmen Gründen · Umsetzen · Gestalten

X Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln

Herausforderungen und Handlungsnotwendigkeiten nachhaltiger Entwicklungsprozesse lassen sich nicht durch ein Fach oder eine Disziplin beschreiben und analysieren. Nur durch das Zusammenwirken verschiedener Fach-richtungen können angemessene Lösungen und Handlungsoptionen erarbeitet und umgesetzt werden.

X Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können

Die Diskussion um nachhaltige und nicht nachhaltige Entwicklungsprozesse ist stets mit Risiken und Unsi-cherheiten verknüpft. Dies liegt darin begründet, dass zukünftige Zustände oder Situationen nicht als Tatsa-chen dargestellt, sondern nur in Form von Wahrscheinlichkeiten (Prognosen) ausgedrückt werden können. Daher ist es wichtig, Grundkenntnisse über Wahrscheinlichkeitstheorien und Statistik zu erwerben. Nur auf diese Weise kann eine begründete Position gegenüber Risiken und Unsicherheiten entwickelt werden. In die-sen Kontext gehören aber auch Fähigkeiten, die Menschen benötigen, um sich zu fragen, wie sie persönlich mit Risiken und Unsicherheiten umgehen.

X Gemeinsam mit anderen planen und handeln können

Diese Kompetenz zielt auf erfolgreiche gemeinsame Planungs- und Umsetzungsvorhaben im Rahmen nach-haltiger Entwicklungsprozesse. Dies ist nicht immer einfach: Dazu sind Kommunikationsfähigkeiten notwendig – auch um Konflikte identifizieren und Lösungsvorschläge entwickeln zu können.

X An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können

Diese Teilkompetenz bezieht sich auf die Teilhabe an der Gestaltung von nachhaltigen Entwicklungsprozessen und auf die Teilhabe an gemeinschaftlichen Entscheidungen. Partizipation von Kindern, Jugendlichen und Er-wachsenen ist eine grundlegende Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung. Ermutigend ist, dass Studien ein wachsendes Interesse von Jugendlichen für Engagement und das Eintreten für Gerechtigkeit und ökologi-sche Belange aufzeigen (vgl. u. a. Deutökologi-sche Shell 2006).

X Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen können

Bei nachhaltigen Entwicklungsprozessen stehen sich oftmals konkurrierende Ziele gegenüber – zum Beispiel dann, wenn ökologische Notwendigkeiten gegen wirtschaftliche Interessen und sozial erwünschte Entwick-lungen abgewogen werden müssen. Die gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit solchen Zielkonflikten ist nicht nur mit Blick auf die Struktur von Entscheidungen unverzichtbar, sondern auch unter der Perspektive einer demokratischen Aushandlung von Entscheidungen.

X Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden

Um nachhaltige Entwicklungsprozesse umsetzen zu können, sind nicht nur Kenntnisse und einleuchtende Ar-gumente für ein spezifisches Handeln wichtig. Um in Alltagssituationen handlungsfähig zu sein, sind auch Emotionen von hoher Bedeutung (Hoffnung auf Erfolg, positive Gefühle beim Kauf nachhaltig produzierter Konsumgüter, Vertrauen in das Gelingen von Veränderungsprozessen, …). Diese tragen entscheidend dazu bei, nicht nur sich selbst, sondern auch andere dazu bewegen zu können, sich aktiv für nachhaltige Entwick-lung einzusetzen.

X Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können

Die Kenntnis über Hintergründe, Formen und Auswirkungen des eigenen Lebensstils und des Lebensstils an-derer Personen oder sozialer Gruppen auf natürliche Lebensgrundlagen oder die Lebens- und Arbeitsbedin-gungen anderer Menschen kann vielfältige nachhaltige Veränderungsprozesse initiieren. Damit sind Fragen verbunden, was einen nachhaltigen Konsum ausmacht, wie eine umwelt- und sozial verträgliche Mobilität möglich wird oder wie die Gesundheit erhalten werden kann.

X Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen können

Gerechtigkeit ist eine maßgebliche ethische Orientierung einer nachhaltigen Entwicklung. Bildungsprozes-se sollen daher die Wahrnehmungsfähigkeit und Sensibilisierung fördern für Menschenrechte und Men-schenwürde, Gerechtigkeitsfragen im Blick auf heute und zukünftig lebende Generationen sowie hinsicht-lich eines gerechten Zugangs zu natürhinsicht-lichen Lebensgrundlagen und ihrer Verteilung.

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