A 2158 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 45|
8. November 2013KUNSTHERZ
Alternative zur Herztransplantation
Das Institut für Angewandte Medi- zintechnik, RWTH Aachen, präsen- tiert auf der Medica 2013 ein voll- ständig implantierbares künstliches Herz (www.cardiovaskular-enginee ring.com). Das System „Rein - Heart“ soll als technische Alterna - tive zur Herztransplantation und so- mit als Therapie einer terminalen Herzinsuffizienz verwendet wer- den. Zurzeit ist bei dieser Erkran- kung eine Herztransplantation oft- mals die einzige Therapiemöglich-
keit. Allerdings müssen viele Pa- tienten aufgrund eines großen Man- gels an Spenderherzen zu lange auf das lebensrettende Organ warten.
Das System muss so konzipiert werden, dass es wartungsfrei über viele Jahre im Körper des Menschen schlägt. Gleichzeitig muss es so klein sein, dass es potenziell einer möglichst großen Anzahl von Pa- tienten implantiert werden kann. Um dies zu realisieren, arbeiten Inge- nieure, Techniker und Ärzte eng zu-
OP-NAVIGATIONSSYSTEM
Hybridlösung
Die Scopis GmbH (www.scopis.
com) präsentiert auf der Medica 2013 eine neuartige Hybridlösung, die als interdisziplinäre Navigati- onsplattform die optische und die elektromagnetische Messtechnik in einem System vereint.
Bislang mussten sich HNO- Chirurgen zwischen zwei Formen der Navigation entscheiden. Opti- sche Navigationssysteme sind hochpräzise und funktionieren oh- ne Kabel anbindung an Instrumen- te. Sie werden vor allem für Ein- griffe an der lateralen Schädelba- sis genutzt. Über universelle Adaptersysteme ermöglichen sie die Einbindung von herkömmli- chen aktiven und passiven OP-In- strumenten, erfordern jedoch eine freie Sichtlinie auf die Eingriffs- zone.
In einigen Fällen bieten elektro- magnetische Navigationssysteme eine bessere Handhabung. Sie ar- beiten mit elektromagnetischen Feldern und kabelverbundenen Pointer- und Saugerinstrumenten.
Die Sensoren sind direkt in die In- strumentenspitze integriert, was ei- ne manuelle Biegung, das heißt ei- ne intraoperative Formanpassung an das jeweilige anatomische Ope-
sammen. Die Pumpeinheit des Kunstherzens ersetzt dabei das menschliche Herz vollständig. Der Patient trägt eine externe Energie- versorgung, über die Energie durch die Haut mittels Induktionsspulen übertragen wird. Eine implantierte Regelungseinheit mit Batterie er- möglicht das kurzfristige Ablegen der externen Versorgungseinheit.
Der Patient erreicht dadurch einen hohen Grad an Mobilität, was die Lebensqualität erheblich verbessert.
Wesentlicher Projektbestandteil sind die Entwicklung und Miniatu- risierung eines verschleißarmen, li- near-magnetischen Antriebs. Die Pumpkammern werden gemeinsam mit dem Projektpartner mecora Me- dizintechnik GmbH entwickelt. Das Gesamtsystem wird in Labortests und chronischen In-vivo-Versuchen hinsichtlich Pumpleistung, Dauer- festigkeit und Blutschädigung eva- luiert.
Das Projekt ist Gewinner des Wettbewerbs „MedinNRW“ und wird durch das Land Nordrhein- Westfalen und die Europäische Union gefördert. (Halle 3/D91) EB
rationsgebiet, ermöglicht. Die Na- vigation ist dabei weniger präzise als mit der optischen Technologie, auch können metallische Objekte oder aktive Instrumente im Arbeits- bereich zu Messstörungen führen.
Das „Hybrid Navigation Sys- tem“ des Unternehmens überlässt es dem Chirurgen, indikationsbezo- gen zu entscheiden, welche Technik besser zum jeweiligen Eingriff passt. Zudem kann er beide Techno- logien hybrid während eines Ein- griffs einsetzen. Eine weitere Be- sonderheit ist die kontinuierliche Endoskop-Navigation mit der
„Augmented Reality“-Funktion, welche die Planungsdaten direkt im Endoskopbild visualisiert. Ein spe- zielles Lande- und Alarmsystem unterstützt sowohl prä- als auch in- traoperativ die sichere Navigation zu anatomischen Zielen. Abwei- chungen vom Pfad und Annäherun- gen an kritische anatomische Struk- turen werden akustisch und visuell signalisiert (Halle 16/D54). EB Pumpeinheit von
ReinHEART, bestehend aus zwei Pumpkam- mern und dazwischen- liegendem Antrieb
Optische und elektromagneti- sche Navigation in einem System – der HNO-Chirurg kann indikationsbe- zogen wählen.
Foto: Scopis Foto: Institut für Angewandte Medizintechnik, RWTH Aachen