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Archiv "Arzneimittel: Die Ursache des Übels" (04.04.2014)

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A 598 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 14

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4. April 2014 schlecht recherchiert ist und letztlich je-

den wissenschaftlichen Anspruch vermis- sen lässt. In dieselbe Richtung weist auch die Aussage, aufgrund wirtschaftlicher Verflechtungen sei die Neutralität der Gutachter gefährdet. Es ist schlechter- dings eine einfache statistische Tatsache, dass Ärzte, die häufig Gutachten erstatten, naturgemäß auch häufiger Gefahr laufen, mit gutachtenspezifischen Problemen konfrontiert zu werden.

Das fehlende wissenschaftliche Niveau zeigt sich auch in den zitierten Literatur- stellen. So findet man in den Quellenanga- ben den Verweis auf eine „Dissertations- schrift an der LMU München“. Eine Nachfrage beim Dekanat der Medizini- schen Fakultät der Ludwig-Maximilians- Universität München ergab jedoch, dass eine Dissertationsschrift gleichen Namens gar nicht eingereicht wurde, so dass hier fälschlich der Eindruck einer bereits wis- senschaftlich begutachteten Promotionsar- beit erweckt wird. Es wäre zu wünschen gewesen, dass die Redaktion des DÄ vor

der Publikation dieses Beitrags gründlich recherchiert und sich an die medizinischen Fachgesellschaften gewandt hätte . . .

Literatur beim Verfasser

Prof. Dr. Rolf Schneider, 1. Vorsitzender der Deutschen Ge- sellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung e.V.

(DGNB), 89278 Nersingen-Strass

Zu dem im letzten Absatz des vorstehen- den Leserbriefs genannten Sachverhalt äußert sich die Autorin Frau Prof. Dr.

med. Ursula Gresser wie folgt:

Die Veröffentlichung im DÄ ist eine Vor- abpublikation von Daten aus der Disser- tation gemäß Promotionsordnung für die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maxi- milians-Universität München. Die Disser- tationsschrift kann erst nach Abschluss des Zahnmedizinstudiums des Doktoran- den bei der Universität eingereicht wer- den, was im Frühjahr 2015 der Fall sein wird. Die Gesamtergebnisse der Disser - tation werden am 8. April 2014 in der Zeitschrift „Der Sachverständige“ veröf- fentlicht.

KREBSPATIENTEN

Eine Studie belegt, dass Erkrankte aus dem so- zioökonomisch schwächsten Fünftel der unter- suchten Landkreise ein höheres Risiko hatten, nach Diagnose früher zu sterben als Patienten aller anderen Regionen (DÄ 7/2014: „Versor- gung von Krebspatienten: Noch viele ungenutz- te Potenziale“ von Nicola Siegmund-Schultze).

Eine Binsenwahrheit

Menschen aus sozioökonomisch schwa- chen Landkreisen haben ein höheres ge- sundheitliches Risiko – eine Binsenwahr- heit. Dort sterben Erkrankte in den ersten Monaten nach Diagnose häufiger als sol- che in den übrigen Regionen – Ergebnis einer Heidelberger Studie. Warum ist das so? Die Erstautorin der Heidelberger Stu- die, Dr. Jansen, habe zunächst vermutet, dass ärmere Menschen die Früherken- nung seltener wahrnähmen. Eher erkläre aber die schlechte Erreichbarkeit speziali- sierter Zentren das Zitat „Weil du arm bist, musst du früher sterben“. Zu fol- gern, zentrale Versorgung könne das Le- ben verlängern, vielleicht auch die Teil- nahme an der Früherkennung, ist aber falsch.

Auf dem Deutschen Krebskongress spra- chen mutige Referenten von Überdia -

gnosen und Überbehandlungen durch Krebsfrüherkennung. Die vernachlässig- te und nicht von Interessen geleitete Auf- klärung der Betroffenen vor der Ent- scheidung für oder gegen eine Maßnah- me ist wichtig, weil der Beweis einer Le- bensverlängerung bisher nicht erbracht werden konnte. Mammographie und Sig- moidoskopie (nicht die beworbene Kolo- skopie) reduzieren die tumorspezifische Mortalität – allerdings gering. Für das Hautkrebsscreening gibt es keine Evi- denz. Auf dem Kongress wurden auch die Qualitätszahlen der spezialisierten Krebszentren gezeigt – bewertet wurden jedoch Surrogate; auf die Beweise für verlängertes Überleben warten wir. Be- legt ist aber, dass die Lebensqualität in den Zentren schlechter ist (Weißflog, 2012).

Die erhöhte Krebssterblichkeit der Armen ist real, weil diese in einem Milieu mit er- höhten Risiken leben. Die Grenzen der Medizin sind jedoch nicht krebsspezifisch.

Der sozioökonomische Status ist der ein- zige signifikante Prädiktor für Gesundheit – das wussten wir bereits ohne Heidelber- ger Studie.

Literatur beim Verfasser

Prof. Dr. med. Lothar Weißbach, Stiftung Männergesund- heit, 10117 Berlin

NATIONALSOZIALISMUS

Auch homöopathisch potenzierte Mittel wurden in der NS-Zeit zu Menschenversuchen miss- braucht (DÄ 8/2014: „Homöopathie und Natio- nalsozialismus: Letztendlich keine Aufwertung der Homöopathie“ von Robert Jütte).

Berichtigung

Mit großem Interesse habe ich den Bei- trag zum Thema „Homöopathie und Na- tionalsozialismus“ gelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Legende zur zweiten Abbildung „Reichsführer-SS Heinrich Himmler (Mitte) am 8. Mai 1936 zu Besuch im KZ Dachau. Hier begutachtet er ein Modell des Lagers“

wohl falsch ist – das kann schon wegen der aufwendigen Gestaltung der Anlage nicht stimmen. Es handelt sich offen- sichtlich um ein Modell der heutigen Ernst-von-Bergmann-Kaserne, in der derzeit unter anderem die Sanitätsakade- mie der Bundeswehr untergebracht ist – der Turm an der Ingolstädter Straße ist ganz charakteristisch. Die Anlage wurde als SS-Kaserne +für die Standarte 1 ge- baut und nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern als „Warner-Ka- serne“ genutzt.

Prof. Dr. med. Hans Anton Adams, Leiter der Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, 30625 Hannover

Anmerkung der Redaktion:

Prof. Adams hat recht. Die falsche Bildle- gende zu der Abbildung wurde ungeprüft von dem zuliefernden Bildarchiv über- nommen.

ARZNEIMITTEL

Neue Diskussion um Ursachen und Folgen von Lieferengpässen (DÄ 7/2014: „Arzneimittel und Impfstoffe: Verfügbarkeit wird zum Problem“

von Heike Korzilius).

Die Ursache des Übels

Das Lesen des Artikels hinterließ bei mir nur das Gefühl unbändiger Wut . . . Ich habe Angst um das Wohl der Kinder.

Impfstoffe sind biologisch hergestellt. Sie sind nicht identisch im Sinne des Arznei- mittelmarktneuordnungsgesetzes. Also er- scheinen Rabattverträge für Impfstoffe von vornherein als illegal.

Aber auch der gesunde Menschenver- stand warnt: Die Firmen, die eine Aus-

B R I E F E

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PATIENTENAUFKLÄRUNG

In den meisten Fällen ist die Frage nicht ob, sondern wie eine Information dem Patienten übermittelt wird (DÄ 5/2014: „Wahrheit am Pa- tientenbett: Nicht ob, sondern wie“ von Eugenie Ankowitsch).

In der Antike

Bezüglich der Tradition der sogenannten barmherzigen Lüge wird eine Aussage von Prof. Dr. Robert Thimme zitiert, wo- ren kann, würden Firmen in die Unwirt- schaftlichkeit gezwungen.

Wie werden die wohl reagieren? Entwe- der sie produzieren mehr, als sie loswer- den und gehen irgendwann bankrott, oder sie verkaufen ihren Impfstoff nicht mehr in Deutschland. Die Zeche zahlen die deutschen Kinder . . .

Harald Wirth, Facharzt für Kinder und Jugendliche, 88416 Ochsenhausen

nach im Corpus Hippocraticum stehe,

„dass man als Arzt auf gar keinen Fall über Diagnose und Prognose mit dem Pa- tienten sprechen soll“ (S. C-136). Das Ge- genteil ist richtig: Der hippokratische Arzt war, so die Schrift „Prognostikon“, gehal- ten, „von sich aus das Gegenwärtige, das Vergangene und das Zukünftige“ am Krankenbett zu äußern, um das Vertrauen des Patienten in seine ärztlichen Fähigkei- ten zu erlangen (Hippokrates, Prognosti- kon, Kap. 1. Deutsche Übersetzung H.

Diller, Stuttgart 1994, S. 80). Auch eine ungünstige Prognose bezeugte, sofern sie zutraf, das Können des Arztes. Ausdrück- lich betont die hippokratische Schrift, dass ein Arzt, der „voraussagt, wer sterben und wer am Leben bleiben wird, von der Ver- antwortung frei“ werde, das heißt ohne ei- nen Schuldvorwurf vonseiten der Angehö- rigen bleibe. Damit gewann der hippokra- tische Arzt in seiner prekären beruflichen Situation eine gewisse Handlungsfreiheit.

Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, 91054 Erlangen

schreibung „verlieren“, werden logischer- weise die Produktion reduzieren. Nun gibt es aber nicht unendlich viele Impf- stoffhersteller, so dass ein Ausfall einer Impfcharge kaum von anderen Mitbewer- bern aufgefangen werden kann. Damit sind Versorgungslücken vorprogram- miert.

Die Schuld an dem heutigen Impfchaos trägt alleine die AOK. Sie wurde genü- gend vorgewarnt. Das – in meinen Augen – menschenverachtende Sparverhalten der AOK ist die Ursache des Übels.

Trotz eindeutiger Stellungnahmen und Warnungen vom Paul-Ehrlich-Institut oder des bvkj hat die AOK Rabattverträge durchgedrückt. Es kam, wie es kommen musste, und das nicht nur einmal.

Anstatt endlich anzuerkennen, dass der Rabattvertrag Menschen gefährdet und ihn schleunigst zu beenden, zum Wohle des deutschen Volkes, verlangt die AOK, dass die Politik nun noch eins draufsetz- ten solle und die Firmen zwingen, mehr zu produzieren. Nur damit die AOK spa-

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Referenzen

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