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Anton Raphael Mengs: Himmelfahrt Christi

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Academic year: 2022

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H I M M E L F A H R T CHRISTI

Bez. rückseitig: 1. Aufkleber: 257/ Christi Himmel­

fahrt/ Ude; 2. Stempel: Hans Weber Berlin N W 40, Thomasiusstr. 4 Tel. 353743; 3. aut dem Keilrahmen:

Eigenthum Edith Weber Leinwand, 48,5 x 26,8 cm

Erworben 2009 aus Privatbesitz mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder

Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv.-Nr. 2009/01

Als am 29. Juni 17p die Katholische Hofkir­

che in Dresden geweiht wurde, schmückten

— wie auch heute noch — zwei kleinforma­

tige G e m ä l d e des gerade z u m sächsischen Oberhotmaler ernannten A n t o n Raphael Mengs die beiden Seitenaltäre des Chores, während sich über dem Hochaltar ein nicht erhaltenes Interimsbild des Dresdner T h e ­ atermalersjohann Benjamin Müller befand, das „die Erlösung der M e n s c h h e i t " dar­

stellte.' N i c h t nur wegen seiner „ U b e r g r ö ­ ß e " war die Fertigstellung des Altarbildes zunächst zurückgestellt w o r d e n , sondern auch, weil August III. unter den von Mengs vorgelegten „ a r g o m e n t i " noch seine Wahl zu treffen hatte. So jedenfalls berichtet es Gian L u d o v i c o Bianconi, damals Leibarzt des Königs und späterer Biograph von Mengs. Bevor Mengs im September 1751 seine d r i t t e italienische Studienreise an­

trat, die er zur Bedingung für die Erledi­

gung dieses Auftrages gemacht hatte, gab der K ö n i g dem T h e m a der „ H i m m e l f a h r t C h r i s t i " vor der „ A n b e t u n g der H i r t e n "

beziehungsweise der „Ausgießung des Hei­

ligen Geistes" den Vorzug. Bianconi zutolge befanden sich die „bozzetti in p i c c o l o " für alle drei, von Mengs vorgelegten T h e m e n ehemals in der Dresdner Galerie. Da die älteren Kataloge der Galerie jedoch kein einziges dieser Bilder verzeichnen, muss diese A n g a b e in Zweifel gezogen werden, obwohl es durchaus üblich war, dass das Präsentationsmodell für ein bedeutendes Werk in den H ä n d e n des Auftraggebers verblieb.

Innerhalb der Genese des Altarblattes re­

präsentiert der Bozzetto eine frühe und signifikante Phase. Abweichend von einem der ersten Arbeitsphase angehörenden Bozzetto und einer Zeichnung in Florenz2

sind — statt elf — bereits zwölf Apostel dar­

gestellt, andererseits findet sich hier noch die später aufgegebene bewegte Rückenfigur eines Apostels, der genau in der Bildmit­

te unter dem auffahrenden Heiland kniet.

Unterhalb seiner linken Hand ist ein Pen- timent sichtbar, das noch die gleiche Geste zeigt wie die Florentiner Zeichnung. Die­

ses Detail erlaubt es, die zeitliche Stellung des Bozzettos innerhalb der Bildgenese zu präzisieren. Er dokumentiert einen auf den Präsentationsentwurf unmittelbar folgen­

den nächsten Arbeitsschritt, der aber viel­

leicht bereits in Italien erfolgte. Hierfür spricht die Gestalt der kleinen Leinwand, die statt der geschweiften Umrissform des ersten Entwurfs, die de facto für das Altar­

bild gewählt wurde, dem in Italien gängi­

gen T y p u s des Altarblattes mit einem leicht eingezogenen halbrunden Abschluss folgt.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese

„klassische" Lösung jemals zur Debatte stand. D i e Tatsache, dass auch die bei­

den verworfenen Alternativentwürfe1 die geschweifte R a h m e n f o r m respektierten, erklärt sich daraus, dass der Umriss des Altarblattes bereits durch den Architekten der Hofkirche, Gaetano Chiaveri, festgelegt worden war.

Von größerem Gewicht als die formalen Ver­

änderungen, die im Laufe der Ausarbeitung an fast allen Figuren vorgenommen wurden, war die Arbeit an der Position und Haltung des Heilands als der für die Bildwirkung und Bildaussage entscheidenden E'igur. Im Dresdner Bozzetto trägt er ein bis zu den Füßen reichendes weißes Gewand, das grau verschattet ist. Während seine A r m - und Beinhaltung noch der Anlage des ersten Entwurfs folgt, befindet er sich wie im aus­

geführten Gemälde frontal in der Bildmitte.

Unter seinen Füßen ist — wie im Altarbild

— eine hügelige Landschaft angedeutet, die sich gegen einen Streifen blauen Himmels absetzt, über dem die von den himmlischen Wesen bevölkerte Wolke lagert. Der erste E n t w u r f hatte hier noch ein dramatisch be­

leuchtetes Wolkengebilde vorgesehen, das Christus wie eine Mandorla umhüllte. Wie intensiv die Gestaltung Christi den Maler in den kommenden Jahren noch beschäfti­

gen sollte, zeigt der Blick auf das Altarbild (Abb. 54), in dem ein karminrotes Gewand die Hüften des nun gestreckten und athle-

A N T O N R A P H A E L MENGS

Originalveröffentlichung in: Marx, Harald (Hrsg.): Sehnsucht und Wirklichkeit : [Wunschbilder ; Malerei für

Dresden im 18. Jahrhundert ... ], Dresden 2009, S. 232-233

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tisch geformten Körpers umspielt, der den Vorgang des Aufsteigens anschaulich ver­

deutlicht.

Berücksichtigt man den enormen Größen­

unterschied zwischen einem Präsentations­

modell und der monumentalen Umsetzung

— das Dresdner Altarbild ist eines der größ­

ten auf Leinwand gemalten Altarbilder in Europa - so wird die Leistung erkennbar, die nach der Approbation der Kompositi­

on im kleinen Format noch zu vollbringen war. D i e Ausarbeitung der Gesichter, der Faltenwürfe, der Gesten und des Kolorits mussten nach den akademisch anerkannten Regeln der Kunst erfolgen und dies war die eigentliche Herausforderung des Auftrages.

So erklärt es sich auch, warum Mengs, der in diesem Spektrum der Historienmalerei noch kaum Erfahrung hatte, dieses Bild nach Aus­

sage seiner Biographen in Rom und „unter den Augen Raffaels" malen wollte, dessen T e p p i c h der Flimmelfahrt Christi ihm wichtigere kompositorische Anregungen gegeben hatte als die berühmtere „Trans- figuration", die von den Zeitgenossen als Vorbild genannt wurde. Die entscheidende kompositionelle Anregung für die Bewäl­

tigung der ungünstigen Proportionen der dreizonigen Komposition erhielt Mengs während seines lünlmonatigen Aulenthal­

tes in Venedig (Herbst 175-1 bis Frühjahr 17p) von T i z i a n s „Himmeltahrt Mariae"

in S.Maria dei Frari. Als er schließlich das von Winckelmann mehrfach lobend erwähn­

te Bild im O k t o b e r 1756 in Rom vollendet hatte, befand sich Sachsen jedoch im Kriegs­

zustand, sodass es aufgerollt und eingela­

gert wurde. Erst 1766 wurde die Leinwand auf Veranlassung des Regenten Prinz Franz Xaver von Rom nach Madrid geschickt, wo Mengs sie retuschierte und im Palacio Real ausstellte, bevor Ende 1766 der Transport nach Dresden erfolgte. Steffi Roettgen

1 Weinart 1777, S. 69.

2 Roettgen 1999, Bd. 1, Abb. S. 119 und S. ny.

5 AK Padua/Dresden 2001, Nrn. 2y, 26.

Lit.: Weinart 1777, S. 69; Bianconi 1780, S. 2} ff*, u.

Verzeichnis (unpaginiert); Ruettgen 1999, Bd. t, Nrn.

68, 69; Roettgen 2000, S. 13-25; AK Padua/Dresden 2001, Nr. 27; Roettgen 2003, S.l£4-J3fi Roettgen 2009, S. 164-169.

Die Erste Hälfte des 18.Jahrhunderts

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