• Keine Ergebnisse gefunden

Resilienzverhalten von Titanimplantaten mit integrierten wartungsfreien Dämpfungselementen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Resilienzverhalten von Titanimplantaten mit integrierten wartungsfreien Dämpfungselementen"

Copied!
7
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Resilienzverhalten von Titanimplantaten mit

integrierten wartungsfreien Dämpfungselementen

Korrespondenzadresse:

Univ.-Doz. Dr. Dr. Alexander Gaggl Klinische Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, LKH/Universitätsklinik Graz Auenbruggerplatz 7, A-8036 Graz

Tel. ++43/316/385-2565, Fax ++43/316/385-3511

Zusammenfassung

Die Entwicklung biokinetischer Elemente zur Dämpfung im- plantatgetragener Suprakonstruktionen ist ein wesentlicher Faktor in der Nachahmung natürlicher Funktionen des Zahn- ersatzes. Im Rahmen dieser Studie soll ein neues Implantat- system mit einem vollständig integrierten Dämpfungsme- chanismus vorgestellt und dessen biokinetische Fähigkeiten überprüft werden. Das Mobilimplantat (SIS Inc., Klagenfurt, Österreich) ist ein konisches, selbstschneidendes Schrauben- implantat mit einer vollständig integrierten Dämpfungsein- heit. Der Abschluss der Dämpfungseinheit wird durch einen elastischen Titanring und zwei Laserschweissstellen gewähr- leistet. Zunächst wurden anhand eines speziellen Prüfstan- des Kraft-Weg-Diagramme von 10 Implantaten ermittelt. Da- bei wurde das radiale und axiale Dämpfungsverhalten der Mobilimplantate ermittelt. Weiterhin erfolgte eine Lebens- dauertestung des Implantathalsbereichs unter Berücksichti- gung des Titanrings und der Laserschweissstellen als ver- meintliche Schwachstellen. Diese Zone wurde nach 12 Millio- nen Belastungen elektronenmikroskopisch untersucht. Bei axialer und radialer Belastung ergab sich ein progressives Dämpfungsverhalten mit Maximalauslenkungen von 0,06 mm in axialer und 0,16 mm in radialer Richtung. Die Lebens- dauertestung ergab keine Veränderungen des Implantat- halsbereichs durch Materialermüdung. Es zeigte sich ein war- tungsfreies Titanimplantatsystem mit natürlichem, progressi- vem Dämpfungsverhalten.

Acta Med Dent Helv 5: 140–146 (2000)

Schlüsselwörter: Implantate, Resilienz, intramobile Elemente Zur Veröffentlichung angenommen: 16. Oktober 2000

A

LEXANDER

G

AGGL

und G

ÜNTER

S

CHULTES Klinische Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universität Graz

Einleitung

Die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der dentalen Implantologie hat sich in den letzten Jahren überwiegend mit der Verwirklichung optimaler Oberflächengestaltung dentaler Implantate befasst (ALBREKTSSONet al. 1983, SUTHERLANDet al.

1993, PEBEet al. 1997, HANet al. 1998, STEFLIKet al. 1998, GAGGL

et al. 2000). Dabei stand die Entwicklung osteoinduktiver und osteokonduktiver Oberflächen im Vordergrund der Entwick- lungsarbeit (COLEet al. 1997, DENISSENet al. 1997, PIATELLIet al.

1997, BATZERet al. 1998, OVERGAARDet al. 1998, WIEet al. 1998).

Der Grund für die Erhöhung der Knochen-Implantat-Kontakt- fläche ist in dem erwarteten höheren Langzeiterfolg von Im- plantaten zu sehen. Dabei sollte die optimale Oberfläche bis in den zervikalen Implantatbereich reichen, um einen optimierten knöchernen, epithelialen und bindegewebigen Abschluss des enossalen Implantatanteils zu ermöglichen (COLEet al. 1997, WENNERBERGet al. 1998). Neben der Implantatoberfläche gibt es aber weitere bedeutende Faktoren, die den Erhalt des Knochens im periimplantären Bereich begünstigen können. So sind nach der Belastung dentaler Implantate Knochenverluste im zervika- len Implantatbereich weitgehend durch exzentrische und zu hohe Belastungen des Implantats bedingt (SKALAK1985, HOL-

MESet al. 1994, PAPAVASILIOUet al. 1996, ISIDOR1997). Diese – häufig durch makroskopisch nicht verfizierbare Spannungen der Suprakonstruktion – bedingten Fehlbelastungen lassen sich auch durch genaues Arbeiten nicht ausschalten und sind somit unumgänglich (SETZet al. 1989). Eine Minimierung zervikaler Knocheneinbrüche kann durch eine biokinetische Verbindung zwischen Implantat und Suprakonstruktion geschaffen werden (KRAUT& KIRSCH1993). Derartige mobile Verbindungselemente wurden in den letzten Jahren in Form zwischengelagerter Sili-

(2)

konpuffer verwendet (KANTH1971, KOCH 1976, KANTH 1982, KIRSCH 1983), entsprachen aber aufgrund ihrer Material- eigenschaften mit direktem Kontakt zum periimplantären Epithel und Weichgewebe nicht den Anforderungen inerter implantologischer Materialien im Implantateingangsbereich (HILLENBURGet al. 1991). Mit der Entwicklung eines dentalen Implantats aus Titan, dessen Oberflächeneigenschaften höchs- ten implantologischen Ansprüchen genügen (GAGGLet al. 2000), und der vollständigen Integration des biokinetischen Elements sollten zwei wesentliche Eigenschaften eines dentalen Implan- tats ineinander vereint werden und somit ein weiterer Schritt in der Entwicklung eines optimalen Implantatsystems getan werden. Die Erforschung biomechanischer Eigenschaften eines derartigen Implantatsystems ist Gegenstand dieser Studie.

Material und Methoden

Implantatdesign und -oberfläche

Das Mobilimplantat (SIS-Inc., Klagenfurt, Österreich) ist ein selbstschneidendes, konisches Schraubenimplantat mit einem Maximaldurchmesser von 4,1 mm im coronalen Bereich. Die Länge der Implantate beträgt 9, 11, 13 oder 15 mm. Der enos- sale Bereich ist mittels Laserbearbeitung aufgeraut, sodass pri- märe Rauungen von 30-50 µm und Sekundärrauungen von 8–11 µm resultieren (Abb. 1). Die Oberfläche besteht aus Titan höchsten Reinheitsgrades (GAGGL et al. 2000). Die Gewinde- steigung beträgt 0,6 mm und die Gewindetiefe 0,2 mm. Der zer- vikale Abschnitt des Implantats ist auf einer Länge von 1,5 mm maschinenrau. Der Implantathals trägt den Implantatkopf zur Aufnahme des Abutments. Dieser Implantatkopf zeigt ein koni- sches Design mit einem zentralen Verdrehschutz in Form einer kerbenförmigen Ausnehmung. Das Implantat ist aufgrund sei- nes Aufbaus für die transgingivale Einheilung bestimmt.

Im Inneren des Implantats befindet sich das eigentliche bioki- netische Element. Der Implantatkopfanteil ist dabei über drei elastische Silikonringe im Implantatkörper gelagert und im Implantatkörper durch eine zentrale Schraube gesichert, sodass die Silikonringe unter Spannung stehen (Abb. 2). Der Abschluss zwischen dem Implantatkörper und dem Implantatkopf wird durch einen Titanring gewährleistet, der durch je eine Laserschweissnaht mit dem enossalen Implantatanteil und dem Implantatkopf zirkulär verbunden ist (Abb. 3). Die Schweissung wird dabei unter Vorspannung des Titanringes durchgeführt.

Das gesamte Dämpfungssystem ist in sich geschlossen.

Versuchsanordnung

Der Versuch wurde auf die Beantwortung von zwei Fragestel- lungen ausgelegt. Zunächst sollte das Resilienzverhalten des Mobilimplantats am Prüfstand ermittelt werden und anschlies- send ein Belastungstest durchgeführt werden, der Materialer- müdungserscheinungen im Bereich des Titanrings oder der La- serschweissnaht – als vermeintlicher Locus minoris resistentiae – aufzeigen sollte.

In der ersten Prüfanordung wurde zunächst das radiale und axiale Dämpfungsverhalten von 10 Mobilimplantaten ermittelt.

Dazu wurden 10 Mobilimplantate der Länge 11 mm mit einem geraden konfektionierten Aufbauteil bestückt und in den Prüf- stand eingespannt. Die Fixierung der Implantate erfolgte dabei durch die Verbolzung in einem konischen Bohrloch. Nach stabi- Abb. 1 Elektronenmikroskopische Aufnahme der laserbe-

arbeiteten Implantatoberfläche mit typischen untersichge- henden Retentionsstrukturen und Schmelzperlen.

Abb. 2 Schemazeichnung des Aufbaus eines Mobilimplan- tats.

Verschlussschraube

Titanring

Silikonring Sicherungsschraube

Enossaler

Anteil

(3)

ler Fixierung des Implantats wurde – zur Ermittlung der radia- len Resilienz – ein definierter, variabel programmierbarer Kraft- arm mit seinem zentralen Kraftstempel so positioniert, dass die Spitze des Kraftarms direkt mit dem koronalen Ende des gera- den Implantataufbauteils in Verbindung stand. Durch die Pro- grammierung des Kraftarms konnten definierte Kräfte zwi- schen 1 und 400 Newton (N) in Schritten von 1 N ausgeübt werden. Die durch die jeweilige Kraft bedingte Auslenkung der Spitze des geraden Implantataufbaus wurden durch eine Mess- uhr (Inerrapid®, MKE, Heidenreichstein, Österreich) festgehal- ten (Abb. 4). Zunächst erfolgte dabei die Zuordnung einer Im- plantat- bzw. Aufbauauslenkung (in µm) zur jeweilig einge- setzten Kraft. Anschliessend erfolgte die Festlegung bestimmter (geradzahliger) Auslenkungswerte und die Ermittlung der zu- gehörigen Kraftwerte. Der Kraftarm diente dabei gleichzeitig als Drucksensor. Die ausgeübte Kraft wurde so lange gesteigert, bis der vorgegebene Auslenkungswert erreicht war.

In einer weiteren Versuchsanordung erfolgte die Vermessung des Resilienzverhaltens bei axialer Belastung. Dazu wurde der Kraftarm so installiert, dass er das Abutment zentral in Richtung des Implantatapex belastete. Wiederum erfolgte zunächst ein progressiver Belastungstest mit ansteigenden Kräften. Dabei wurde auch hier die Auslenkung der Abutmentspitze bei Bela- stungswerten zwischen 1 und 800 N in Schritten von 1 N fest- gehalten. Der zweite Teil dieses Tests ermittelte wiederum die entsprechenden Kraftwerte bei definierten Auslenkungswerten.

Jeder Wert wurde dabei dreimal gemessen und der Mittelwert

aus allen drei Werten festgehalten.

Im Anschluss daran erfolgte der Materialermüdungstest im Sin- ne einer Lebensdauertestung in der oben beschriebenen Ver- suchsanordnung. Dabei erfolgte zunächst eine Materialbela- stung mit einem Axialweg von 30 µm an 10 Implantaten. Die Belastungen fanden dabei 12 Millionen Mal an jedem Implantat statt. Zur Testung der radialen Dauerbelastbarkeit wurden 12 Millionen Radialbelastungen mit einer Auslenkung von 100 µm an 10 weiteren Implantaten durchgeführt. Alle Mo- bilimplantate wurden vor dem Test elektronenmikroskopisch auf Mängel hin geprüft und waren frei von Schäden. Nach der Materialtestung erfolgte erneut eine elektronenmikroskopische Untersuchung (Leica Inc., Frankfurt a.M., Deutschland) der Implantathalsregion, um eventuelle Schäden wie Sprünge oder Bruchlinien des Titanrings oder der benachbarten Schweiss- nähte, festzustellen.

Resultate

Die Messung der axialen Auslenkungen des Mobilimplantats ergab ein progressives lineares Dämpfungsverhalten des Im- plantats. Dabei bedingen Kräfte zwischen 1 und 90 N Implanta- tauslenkungen zwischen 0,005 und 0,04 mm (Tab. I). Ab einer Krafteinwirkung von mehr als 90 N zeigt sich ein deutlich an- steigender Kurvenverlauf. Ab diesem Zeitpunkt wurde nur durch erheblich höhere Kraftaufwendungen eine weitere Aus- lenkung des Implantats erreicht. Die Maximalauslenkung in axialer Richtung entspricht dabei 0,06 mm (Abb. 5).

Bei radialer Implantatbelastung ergaben sich zunächst grössere Auslenkungen bei geringeren Belastungen. Der Maximalwert der radialen Auslenkung lag dabei bei 0,16 mm und wurde be- reits bei einer Kraft von 30 N erreicht (Tab. II). Bis zu diesem Wert zeigt sich auch hier eine annähernd lineare Regression der Kraft-Dämpfungsverteilung (Abb. 6).

Entsprechend dem Kraft-Weg-Diagramm besteht somit ein di- rekt proportionaler Zusammenhang zwischen der Kraft und der Implantatauslenkung im axialen und radialen Bereich. Die nöti- Abb. 3 Elektronenmikroskopische Aufnahme des Implan-

tathalsbereichs mit dem Titanring und den beiden Schweiss- stellen (Vergrösserung 80-fach).

Abb. 4 Prüfstandanordnung zur Testung der Implantatresi- lienz.

(4)

reich ist zudem um den Faktor 3 grösser als bei axialer Belas- tung.

Die elektronenmikroskopische Untersuchung zur Lebensdauer- testung ergab keine durch Materialermüdung bedingten Arte- fakte nach 12 Millionen Belastungseinheiten im Implantathals- bereich (Abb. 7).

Tab. I Kraftaufwendung zur Erzielung bestimmter Implantataufbauauslenkungen in axialer Richtung Belastung [N] bei Auslenkungsbereich [mm]

Implantatnr. 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 0,035 0,04 mm

1 9 16 35 45 57 62 75 89

2 10 21 61 80 92 97 101 105

3 9 20 25 32 40 45 52 61

4 10 22 35 52 68 75 87 97

5 14 31 42 63 80 87 92 95

6 9 20 52 62 72 78 82 87

7 9 20 45 60 72 83 92 102

8 10 20 25 35 52 61 75 88

9 12 28 46 60 80 88 96 101

10 10 19 31 42 54 65 71 74

Durchschnitt 10,2 21,7 39,7 53,1 66,7 74,1 82,3 89,9

Weg [µm]

Kraft [N]

Abb. 5 Kraft-Weg-Diagramm bei axialer Belastung

Tab. II Kraftaufwendung zur Erzielung bestimmter Implantataufbauauslenkungen in radialer Richtung Belastung [N] bei Auslenkungsbereich [mm]

Implantatnr. 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 0,12 0,14 0,16 mm

1 3,5 6 9 12 14,5 19 24 27

2 6 11 14 17 21,5 25 32 35

3 4 7 10 13 17 20 23 25

4 5 9 12 15 19 21 25 27

5 5 10 13 16 19 22 28 31

6 5,5 10 13 15 19 25 30 32

7 4,5 9 12 14 18 24 30 32

8 4 7,5 10,5 14 17 23 27 31

9 5,5 9 13 16 19 24 30 32

10 5 9 12,5 16,5 20 23 26 30

Durchschnitt 4,8 8,75 11,9 14,85 18,4 22,6 27,5 30,2

Weg [µm] Kraft [N]

Abb. 6 Kraft-Weg-Diagramm bei radialer Belastung

Abb. 7 Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Schweissstelle zur Beurteilung von Brüchen oder Sprüngen als Folge von Materialermüdungserscheinungen (Vergrösse- rung 120-fach).

ge Kraft zur Erreichung des gleichen Auslenkungsausmasses ist dabei bei axialer Belastung um ca. das Achtfache grösser als bei radialer Belastung. Die maximale Auslenkung im radialen Be-

(5)

Diskussion

Die Verwirklichung eines natürlichen dentalen Resilienzverhal- tens eines Implantats gehört zu den höchsten Zielen der denta- len Implantologie, da gerade bei der prothetisch kombinierten Versorgung dentaler Implantate mit natürlichen Zähnen unter- schiedliche Belastungssituationen entstehen, die zu einem frühzeitigen Verlust eines dentalen Implantats führen können (SETZet al. 1989). So scheinen sich die wesentlichen Merkmale des parodontalen und desmodontalen Gewebes und des peri- implantären Gewebes deutlich zu widersprechen, da ein Zahn stets eine semielastische Verbindung zum Knochen zeigt (MÜHLEMANN1960), während ein Implantat bei guter Einhei- lung direkten Kontakt zum Knochen aufweist und dadurch zunächst keine Rückstellung unter Belastung zeigt (BRANEMARK et al. 1977, PAPAVASILIOUet al. 1996). Dadurch kommt es bei Im- plantaten zur direkten Kraftübertragung auf den Knochen (SKALAK1985) und zu Mikrofrakturen bei Überlastungen (PAPA-

VASILIOUet al. 1996). Die grössten Kräfte wirken dabei bei ex- zentrischen Implantatbelastungen (HOLMESet al. 1994) auf den Knochen ein. Dies kann zu ausgedehnten Knochenverlusten im periimplantären Bereich führen (ISIDOR1997). Derartige «Stress forces» bzw. deren Kraftspitzen können durch modifizierte Im- plantatabutments abgefangen werden (KRAUT& KIRSCH1993).

Bisher wurden derartige Abutments in Form von interponierten Silikonkissen verwendet (KANTH1971, KOCH1976, KANTH1982, KIRSCH 1983). Die Verwendung von Silikonkissen barg jedoch zwei wesentliche Probleme. So ergab sich zunächst bei einem freiliegenden Dämpfersystem eine gingivale Problematik (HIL-

LENBURG1991) aufgrund des direkten Kontakts zwischen Weich- gewebe und Silikon, die nicht den Anforderungen einer inerten Implantat-Gewebekontaktzone entspricht (SCHROEDER 1988).

Weiterhin wurden die Silikonkissen nur durch eine zentrale Fi- xierungsschraube in situ gehalten, die somit hohen Maximalbe- lastungen widerstehen musste und äusserst bruchgefährdet war (MCGLUMPHYet al. 1989, KANTH& GIELOFF1990, OW& HO

1992, CUMMINGS& ARBREE1995). Das hier demonstrierte neue Implantatsystem umgeht beide Probleme anderer Dämpfungs- systeme durch die Integration des Dämpfungselements. Durch die Lagerung der Dämpfungseinheit im Inneren des Implantats konnte ein dem natürlichen Zahn ähnliches Resilienzverhalten geschaffen werden (MÜHLEMANN1960), das geringe axiale und stärker ausgeprägte radiale Auslenkungen des Kronenteils zulässt und damit überwiegend lateral orientierte Überbelas- tungen (HOLMESet al. 1994) weitgehend egalisieren kann. Im Wesentlichen zeigt sich bei Mobilimplantaten ein lineares Re- silienzverhalten bei Kraftaufwendungen im physiologischen Kaukraftbereich. Das Ausmass der Kronenauslenkung ist dabei geringfügig höher als bei natürlichen Zähnen (MÜHLEMANN 1960). Dieses Dämpfungsverhalten wird neben der zentralen Silikondämpfung durch den vorgespannten Titanring mitbe- dingt, der gleichzeitig das Dämpfungssystem gasdicht gegenü- ber der Umgebung abschliesst und somit für die eigentliche Wartungsfreiheit sorgt. Aufgrund dieser Funktion des geschlos- senen Systems und der Lagerung der Silikonringe in Kammern, konnte die Wartungsfreiheit dieses Systems gewährleistet wer- den, die sich durch die hohe Belastbarkeit im Dauerbelastungs- test bestätigt. So kann die Wartungsfreiheit dieses Systems nur bei hoher Lebensdauer des Titanrings gewährleistet werden.

Dieser erwies sich in einem Belastungsmuster, das 1000 Belas- tungen pro Tag während 32 Jahren entsprach, als höchst stabil und erfüllte somit die Kriterien der Wartungsfreiheit auch im Langzeitversuch. Somit konnte die Problematik der Wartung

von Stossdämpferelementen (KANTH& GIELOFF1990) und die Schwierigkeit der Entfernung gebrochener Dämpfer und Fixie- rungsschrauben (MCGLUMPHYet al. 1989, OW& HO1992) bei dem hier getesteten System vermieden werden. Da eine gleich- bleibende Dämpfungssituation bei Mobilimplantaten zudem auch die häufig bei technischen Arbeiten auftretenden kleinen Spannungen (SETZ et al. 1989) minimiert und ebenfalls eine dem natürlichen Zahn vergleichbare Resilienz aufweist, erfüllt das getestete Implantat die Anforderungen an ein dentales Im- plantat auch im Implantathalsbereich und besitzt die Resilienz- fähigkeiten, die es zum Einsatz prothetischer Versorgungen in Kombination mit natürlichen Zähnen prädisponieren. Dabei muss jedoch kritisch angemerkt werden, dass trotz ungenauer Passung der Suprakonstruktion im Toleranzbereich von 100 µm häufig keine erhöhte Inzidenz periimplantärer Knochenein- brüche feststellbar ist (JEMT& BOOK1996). Zudem beschreiben andere Autoren keine Erhöhung der Misserfolgsrate bei Kombi- nation von dentalen Implantaten mit natürlichen Zähnen bei korrekter prothetischer Versorgung (OLSSONet al. 1995, GUNNE et al. 1999). Somit wird sich der tatsächliche Vorteil eines denta- len Implantates mit integriertem Dämpfungselement erst an- hand der folgenden klinischen Untersuchungen zeigen.

Schlussfolgerungen

Bei dem hier getesteten Implantat handelt es sich um ein Titan- implantat mit einem integrierten Dämpfungssystem, das ein progressives Resilienzverhalten bei axialer und radialer Belas- tung zeigt. Dieses Dämpfungsverhalten entspricht in seinem ty- pischen Kurvenverlauf dem Resilienzverhalten des natürlichen Zahns mit einem linearen Resilienzverhalten im unteren Kau- kraftbereich und progressiver Zunahme der Dämpfung bei stär- kerer Belastung. Durch zwei Laserschweissungen an einem se- mielastischen Titanring konnte der enossale Implantatanteil mit dem Implantatkopf verbunden werden und dadurch das zen- trale Dämpfungselement gegenüber der Umgebung abge- schlossen werden. Dieser Implantatübergangsbereich zeigte sich nach Langzeitbelastung als höchst stabil und konnte somit die Wartungsfreiheit des Systems garantieren.

Summary

GAGGLA, SCHULTESG: Shock absorption of titanium implants with integrated maintenance-free bio-kinetic elements (in German). Acta Med Dent Helv 5: 140–146 (2000)

Good functional properties are essential in dental implantology.

Bio-kinetic elements are imitating dental resilience. In this study a new kind of implants with maintenance-free shock-ab- sorbing elements was introduced and their bio-mechanic prop- erties were tested.

The mobile implant (SIS Inc., Klagenfurt, Austria) is a self cut- ting conical screw implant with an integrated bio-kinetic ele- ment. The shock absorber is a central part of the implant and a titanium ring obturates the shock absorbing unit in the implant.

The resilience of the implant was tested by axial and excentric loading in a special testing unit. Furthermore a survival test of the elastic titanium ring in the most exposed cervical part of the implant was performed. The region was examined by scanning electron microscopy after 12 million loading cycles in the axial and radial direction. A progressive shock absorption was regis- tered during radial and axial loading.The maximum movements were 0,06 mm in the axial and 0,16 mm in the radial direction.

No signs of material destruction were seen in the electron mi-

(6)

croscopic analysis. Thus a maintenance-free bio-kinetic implant with progressive shock absorbing qualities is presented.

Résumé

De bonnes conditions fonctionnelles sont essentielles en im- plantologie dentaire et dans ce contexte, les éléments bio-ciné- tiques doivent servir à imiter la résilience dentaire. Un nouveau type d’implant a été utilisé dans l’étude présente avec éléments amortisseurs intégrés, et ne nécessitant aucune maintenance.

Ses propriétés bio-mécaniques ont été testées. Cet implant mo- bile (SIS Inc., Klagenfurt, Autriche) se présente sous forme d’une vis conique autotaraudante avec élément bio-cinétique intégré. Le dispositif amortisseur constitue la partie centrale de l’implant, protégé par un anneau en titane. La résilience de 10 implants a été testée par une mise en charge axiale et excen- trique dans une unité de test spéciale. En plus, il a été procédé à un test de survie de l’anneau élastique en titane, situé dans la partie cervicale la plus exposée de l’implant. Cette région a été examinée au microscope électronique à balayage après avoir su- bi 12 millions de cycles de mise en charge dans les directions axiale et radiale. Un effet amortisseur progressif a été observé durant ces mises en charge. Les mouvements extrêmes étaient de 0,06 mm en direction axiale et de 0,16 mm en direction ra- diale. Aucun signe de destruction matérielle n’a été observé lors de l’analyse au microscope électronique à balayage. En conclu- sion, un implant bio-cinétique a été présenté possédant une propriété amortissante progressive et ne nécessitant aucune maintenance.

Literaturverzeichnis

ALBREKTSSONT, BRANEMARKP L, HANSSONH A, SKALAKR: The interface zone of inorganic implants in vivo: titanium im- plants in the bone. Ann Biomed Eng 11: 1–13 (1983)

BATZERR, LIUY, COCHRAND L, SZMUCKLER-MONCLERS, DEAND D, BOYANB D, SCHWARTZZ: Prostaglandins mediate the effects of titanium surface roughness on MG63 osteoblast-like cells and alter cell responsiveness to 1 alpha, 25-(OH) 2D3. J Bio- med Mater Res 41: 489–496 (1998)

BRANEMARKP I, HANSSONB O, ADELLR, BREINEU, LINDSTROMJ, HALLENO, OHMANA: Osseointegrated implants in the treat- ment of the endentulous jaw. Scand J Plast Reconstr Surg 11:

1–8 (1977)

COLEB J, BOSTROMM P, PRITCHARDT L, SUMNERD R, TOMINE, LANEJ M, WEILANDA J: Use of bone morphogenetic protein 2 on ectopic porous coated implants in the rat. Clin Orthop 345:

219–228 (1997)

CUMMINGSJ, ARBREEN S: Prosthodontic treatment of patients receiving implants by predoctoral students: five year follow up with the IMZ system. J Prosthetic Dent 74: 56–61 (1995) DENISSENH,VANBEEKE,VAN DENBOST,DEBLIECKJ, KLEINC,VAN

DEN HOOFF A: Degradable biphosphonate-alkaline phos- phatase-complexed hydroxyapatite implants in vitro. J Bone Miner Res 12: 290–297 (1997)

GAGGLA, SCHULTESG, MÜLLERW D, KÄRCHERH: Scanning elec- tron microscopical analysis of laser-treated titanium implant surfaces – a comparative study. Biomaterials 21: 1067– 1073 (2000)

GUNNEJ, ASTRANDP, LINDHT, BORGK, OLSSONM: Tooth implant and implant supported fixed partial dentures: a 10-year re- port. Int J Prosthodont 12: 216–221 (1999)

HAN C H, JOHANSSON C B, WENNERBERG A, ALBREKTSSON T:

Quantitative and qualitative investigations of surface en- larged titanium and titanium alloy implants. Clin Oral Im- plant Res 9: 1–10 (1998)

HILLENBURGK L, KOSINSKIT F, MENTAGP J: Control of peri-im- plant inflammation. Pract Periodontics Aesthet Dent 3: 11–16 (1991)

HOLMES D C, HAGANMAN C R, AQUILINO S A: Deflection of suprastructure and stress concentrations in the IMZ implant system. Int J Prosthodont 7: 239–243 (1994)

ISIDOR F: Histological evaluation of peri-implant bone at im- plants subjected to occlusal overload or plaque accumulation.

Clin Oral Implant Res 8: 1–9 (1997)

JEMTT, BOOK K: Prosthesis misfit and marginal bone loss in edentulous implant patients. Int J Oral Maxillofac Implants 11(5): 620–625 (1996)

KANTHL: The cast (intramobile) screw implant. DZZ 25: 465–

467 (1971)

KANTHL: Titanium plasma coated intramobile conical implants.

ZWR 91: 42–46 (1982)

KANTHL, GIELOFFB: Innovative system for overlay denture ther- apy. ZWR 99: 262–266 (1990)

KIRSCHA: The two-phase implantation method using IMZ in- tramobile cylinder implants. J Oral Implantol 11: 197–202 (1983)

KOCHW L: Two phasic endosseous implantation of intramobile cylindrical implants I. Quintessenz 27: 23–27 (1976)

KRAUTR A, KIRSCHA: Practical stress absorption by means of modified abutments. Case presentations. Pract Periodontics Aesthet Dent 5: 67–72 (1993)

MÜHLEMANNH R: 10 years of tooth-mobility measurements. J Periodont 31: 110–115 (1960)

MCGLUMPHYE A, CAMPAGNIW V, PETERSONL J: A comparison of stress transfer characteristics of a dental implant with a rigid or a resilient internal element. J Prosthet Dent 62: 586– 591 (1989)

OLSSONM, GUNNEJ, ASTRANDP, BORGK: Bridges supported by free standing implants versus bridges supported by tooth and implant. A five year prospective study. Clin Oral Implants Res 6: 114–121 (1995)

OVERGAARDS, LINDM, GLERUPH, BUNGERC, SOBALLEK: Porous- coated versus grit-blasted surface texture of hydroxyapatite- coated implants during controlled micromotion: mechanical and histomorphological results. J Arthroplasty 13: 449–458 (1998)

OWR K, HOK H: Retrieval of the resilient element in an os- seointegrated implant system. J Prosthet Dent 68: 93–96 (1992)

PAPAVASILIOUG, KAMPOSIORAP, BAYNES C, FELTOND A: Three di- mensional finite element analysis of stress distribution around single tooth implants as a function of bony support. J Prosthetic Dentistry 76: 633–637 (1996)

PEBEP, BARDOTR,TRINIDADJ, PESQUARAA, LUCENTEJ, NISHIMURAR, NASR H: Countertorque testing and histomorphometric analysis of various implant surfaces in canines: a pilot study.

Implant Dent 6: 256–265 (1997)

PIATELLIA, SCARANOA, DIALBERTI L, PIATELLIM: Histological and histochemical analyses of acid and alkaline phosphatase around hydroxyapatite-coated implants: a time course study in rabbit. Biomaterials 18: 1191–1194 (1997)

SCHROEDERA: Gewebereaktionen. In: SCHROEDER A, SUTTERF, KREKELER G (Hrsg.): Orale Implantologie. Thieme Verlag Stuttgart (1988)

SETZJ, KRAMERA, BENZINGU, WEBERH: Complete dentures fixed

(7)

on dental implants: chewing patterns and implant stress. Int J Oral Maxillofac Implants 4: 107–111 (1989)

SKALAKR: Biomechanische Betrachtungen. In: BRANEMARKP I, ZARB G A, ALBREKTSSON T: Gewebeintegrierter Zahnersatz.

Quintessenz Verlag Berlin (1985)

STEFLIKD E, CORPER S, LAKEF T,YOUNGT R, SISKA L, PARRG R, HANES P J, BERKERY D J: Ultrastructural analyses of the attachment zone between bone and implanted biomaterials.

J Biomed Mater Res 39: 611–620 (1998)

SUTHERLANDD S, FORSHAWP D, ALLENG C, BROWNI T, WILLIAMS

K R: Surface ananlysis of titanium implants. Biomaterials 14:

893–899 (1993)

WENNERBERGA, HALLGRENC, JOHANSSONC, DANELLIS: A histo-

morphometric evaluation of screw-shaped implants each prepared with two surface roughnesses. Clin Oral Implant Res 9: 11–19 (1998)

WIEH, HEROH, SOLHEIMT: Hot isostatic pressing-processed hy- droxyapatite-coated titanium implants: light microscopic and scanning electron microscopic investigation. Int J Oral Max- illofac Implants 13: 837–844 (1998)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Diese Erscheinung kann dadurch völlig beseitigt werden, daß man während des Durchsaugens von Luft durch den Apparat nach erfolgter Füllung ein kleines Wassertröpfchen durch die

Durch Herstellung einer dickwandigen langen Kapillare, was bei dieser kleinen Röhrendimension besondersleicht gelingt, schließt man das offene Ende der Bombe und läßt diese Stelle

schieben, wobei sie von drei Metallfedern gehalten wird. Diese Gasometerglocke besteht im wesentlichen aus einer 20 mm im Durchmesser messenden, 200 mm langen Glasröhre, in

Der röhrenförmige Absorptionsapparat, an dessen einem Endesich so wie früher eine Vorkammer mit einer Länge von 10—12 mm und ein Ansatzröhr- chen mit zwei kapillaren

Kalilauge frisch gefüllt sind, kommt es im Anfange des Gebrauches vor, daß die aufsteigenden Gasblasen an der Grenze zwischen Quecksilber und Lauge hängenbleiben und erst nach

einem Führungsrohr, an dessen Ende ein Druckkolben angebracht ist. Durch die Höhlung des Führungsrohres tritt die Luft während ihrer Verdichtung hinter den Druckkolben und erzeugt

Schon zur Herstellung einer bestimmten Papiermenge ist es nötig, den Holländer- eintrag unter Berücksichtigung des naß und trocken anfallenden Ausschusses, der wieder in den

Als Bestellmenge verwenden Sie bitte das Ein- oder Mehrfache einer