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„ Bereitet das Studium genug auf die Anwendung in Beruf und Alltag vor? Hier zei-gen sich schnell erste Grenzen.

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Academic year: 2022

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M e i n u n g

© 2019 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 18 (2019) Nr. 2 3

P

hysik studieren heißt Denken lernen. Dabei entwickeln sich Frustrationstoleranz, Neugier und ein professio- neller Umgang mit den Grenzen des eigenen Wissens. Im Reich der Elektronen und Photonen lässt sich mit den er- lernten Methoden eine Menge anstellen. Doch bereitet das Studium genug auf die Anwendung in Beruf und Alltag vor? Hier zeigen sich schnell erste Grenzen. Ehrenamtliches Engagement bietet eine hervorragende Möglichkeit, um diese Grenzen zu überwinden.

Mitglied in der DPG wurde ich, um einen Blick ins Physik Journal zu werfen. Wenige Wochen später lernte ich auf einem Treffen für Neumitglieder der jungen DPG aber begeisterte Studierende kennen, die von der Mitar- beit im Verein schwärmten.1) Damals noch Schüler in der 11. Klasse, konnte ich mir nur vorstellen, hin und wieder mitzuhelfen. Mit wachsenden Freundschaften verstärkte sich mein Engagement. Ich sah Möglichkeiten, mich ein- zubringen und eigene Ideen umzusetzen.

Auf einer meiner ersten selbstorganisierten Veran- staltungen, der DPG-Schülertagung, bin ich über mich hinaus gewachsen: Knapp 40 Jugendliche wollten über Physik diskutieren, eigene Projekte vorstellen und neue Bekanntschaften schließen.

Geplant waren ein einfüh- render Vortrag eines Wissen- schaftlers, kürzere Vorträge der Jugendlichen und eine Podiumsdiskussion. Am Tag zuvor wurden jedoch zwei eingeladene Gäste krank, der

Catering-Service hatte sich das falsche Datum notiert, und die Moderatorin der Podiums diskussion bekam Lampen- fieber. Wir mussten im Team improvisieren.2)

Hier beginnt der spannende Teil der Arbeit. Sobald Probleme auftreten, müssen Entscheidungen getroffen werden. Für große Abwägungen ist oft keine Zeit, statt- dessen werden Gelassenheit und Bauchgefühl wichtig. In einer solchen Situation gilt es, Verantwortung zu über- nehmen und klare Ansagen zu machen. Sich in Stress- situationen im Team auf eine konstruktive Lösung zu ver- ständigen, lernt man nicht in Vorlesungen. Doch wenn auf die Mitorganisatoren Verlass ist, stellt dies gerade eine besonders spannende Herausforderung dar.

Dank des ehrenamtlichen Engagements lerne ich auch vieles, um meinen Studien alltag besser zu organisieren und erfahre, welche Arbeitsweise zu mir passt. Über- nehme ich gerne die Leitung und behalte den Überblick?

Oder vertiefe ich mich lieber in eine Aufgabe, für die ich die alleinige Verantwortung trage? In welchem Umfeld bin ich am produktivsten, wie eng muss ich mich mit an- deren absprechen? Wie viel Unterstützung brauche ich (z. B. von der Betreuerin meiner Bachelorarbeit)? Wie löse ich Konflikte?

Diese Fragen sind auch für die Berufsfindung wichtig.

Das Physik studium zielt auf eine Vielzahl von Arbeits- feldern ab – von der For- schung über Industrie und Beratung bis zur Selbststän- digkeit. Wichtige Fähigkeiten für Berufe in Wissenschaft und Wirtschaft – Projekte im Team zu koordinieren oder Zeit- und Kos tenpläne einzu- halten – sind aber nicht Teil des Lehrstoffs. Frühzeitiger Kontakt über Fach- und Altersgrenzen hinweg hilft, sich die eigenen Fähig keiten zu verdeutlichen. Durch das verbindende Ziel im Ehrenamt verschwindet die Dis tanz zwischen den Beteiligten. So entstehen Freundschaften, die im Universitätsalltag vielleicht nicht denkbar wären.

Auch die Demokratie lebt von der Beteiligung mög- lichst vieler Menschen.3) Die Arbeit an einem gemein- samen Ziel erfordert enge Abstimmung, verschiedene Ansichten müssen unter einen Hut gebracht werden. Sich einzubringen heißt auch, Konflikten zu begegnen und konstruktiv zu streiten. Wer sich in der Zivilgesellschaft engagiert, zeigt, was Physikerinnen und Physiker können.

In zunehmend komplexeren gesellschaftlichen Debatten ist wissenschaftliche Denkweise in Diskussionen vom Kü- chentisch bis zur Politik gefragt. Das erste gesellschafts- politische Engagement könnte in der jungen DPG sein!

Die unter der Rubrik „Meinung“ veröffentlichten Texte geben nicht in jedem Fall die Meinung der DPG wieder.

Mitmachen statt zugucken!

Ehrenamtliches Engagement im Studium erweitert den eigenen Horizont und stärkt das Demokratieverständnis.

Hannes Vogel

Meine Meinung

Meinung von Hannes Vogel, Bundesvorsitzender der jungen DPG und Student an der HU Berlin

„  Bereitet das Studium genug auf die Anwendung in Beruf und Alltag vor? Hier zei- gen sich schnell erste Grenzen.

1) Informationen zum Programm der jungen DPG unter www.jdpg.de

2) Dank Unterstützung aus der gesamten DPG ist die DPG-Schülertagung zu einer mehrtägigen Veranstaltung für 100 Jugendliche herangewachsen.

3) „Die Studierenden sollen nach ihrem Abschluss in der Lage sein, gesellschaftliche Prozesse kritisch, reflektiert sowie mit Verantwortungsbewusstsein und in demokra- tischem Gemeinsinn maßgeblich mitzugestalten.“ Musterrechtsverordnung §11 (1), siehe www.akkreditierungsrat.de

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