Wein statt Bier, das rat' ich Dir
Mortalitätsrisikos um den Faktor 1,34, während Bierkonsum die Mortalität nicht beeinträchtigt.A
m 12. Februar 1995 konstitu- ierte sich ein Arbeitskreis„GnRH-Agonisten in der Gy- näkologie" mit dem Ziel, für die einzelnen Anwendungsgebiete in der Gynäkologie (Endometriose, prä- operative Behandlung des Uterus myomatosus, Mammakarzinom, Vor- therapie vor Endometriumablation, Ovarial- und Endometriumkarzi- nom) in komprimierter Form thesen- artig Hinweise für eine rationale The- rapie zu erarbeiten und zu veröffent- lichen. Der Arbeitskreis befaßte sich in seiner konstituierenden Sitzung mit Diagnostik und Therapie der Endo- metriose.
Die Endometriose ist eine gutar- tige, proliferative, östrogenabhängige Erkrankung der Frau, die vor allem die Reproduktionsorgane befällt, de- ren Ätiologie unklar und deren Pa- thogenese bislang nicht vollständig verstanden ist.
Die Endometriose ist nach dem Myom die zweithäufigste gutartige Erkrankung der Frau in der Repro- duktionsphase. Die Leitsymptome sind Dysmenorrhoe, Unterbauch- schmerzen, Dyspareunie, Miktions- und Defäkationsbeschwerden, aber auch uncharakteristische Bauch- und Rückenschmerzen, die zyklisch und azyklisch auftreten können.
Die Endometriose ist eine rele- vante Sterilitätsursache: in fortgeschrit-
MEDIZIN KURZBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
tenen Stadien stellen die Organschä- den und Adhäsionen eine mechanische Sterilitätsursache dar. In Frühstadien können funktionelle Störungen über die parakrinen und endokrinen Me- chanismen Tuben-, Ovarien- und Sper- mienfunktion negativ beeinflussen. -
Die Diagnosesicherung der En- dometriose erfolgt heute durch Pelvi- skopie mit histologischer Abklärung.
Eine Beurteilung der klinischen Rele- vanz sollte anhand der Größe und Lo- kalisation, des Wachstumstyps und der Farbe der Endometrioseherde vorgenommeh werden.
Die zur Zeit effektivste Behand- lung einer aktiven Endometriose (rot, polypös-vesikulär, proliferativ, vasku- larisiert) ist die Kombination von pel- viskopischer Operation (Exzision, Ko- agulation, Vaporisation, Adhäsiolyse) mit einer sechsmonatigen medika- mentösen ovariellen Suppressionsthe- rapie (GnRH-Agonist, Danazol).
Bei inaktiven Endometriosen (weißliche oder pigmentierte Herde, fibrotische Residuen) kann eine sym- ptomatische Behandlung (Gestagene, orale Kontrazeptiva vom Kombinati- onstyp, Analgetika, Prostaglandin- syntheseinhibitoren) verwendet wer- den. Bei ausgedehnten Defekten mit mechanischer Behinderung der Nach- barorgane ist eine operative Sanie- rung erforderlich, die bei aktiven Formen nach Vorbehandlung durch
GnRH-Agonisten oder Danazol er- folgt.
Eine medikamentöse (und chirur- gische) Unter- beziehungsweise Über- therapie der Endometriose ist zu ver- meiden. So kann die insuffiziente Be- handlung einer aktiven Endometriose (zum Beispiel mit Analgetika, Ge- stagenen oder oralen Kontrazeptiva) die Progredienz der Erkrankung mit der Entwicklung von Folgeschäden nicht verhindern. Dies impliziert umgekehrt, daß der Einsatz von GnRH-Agonisten oder Danazol zur Primärtherapie bei inaktiver Endome- triose nicht sinnvoll erscheint. In Fäl- len von Mischformen ist wie bei einer aktiven Endometriose vorzugehen.
Da die Endometriose eine pro- gressive Erkrankung mit hohem Rezi- divrisiko ist, muß eine regelmäßige gynäkologische Nachsorge durchge- führt werden.
Literatur bei den Verfassern
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med.
Karl-Werner Schweppe Chefarzt der
Gynäkolog.- Gebh.-Abteilung Kreiskrankenhaus Ammerland Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen
Lange Straße 38 26655 Westerstede
An der Erarbeitung des Manuskripts beteiligt:
Priv.-Doz. Dr. L. Kiesel, Tübingen Prof. Dr. B. Lunenfeld, Tel Aviv Dr. A. Malter, Merzig
Prof. Dr. L. Mettler, Kiel Prof. Dr. A. E. Schindler, Essen Prof. Dr. med. K.-W. Schweppe, Westerstede
Genfer Gespräche
GnRH-Agonisten in der Gynäkologie
In jüngster Zeit sind mehrere Stu- dien erschienen, die insbesondere dem Weinkonsum einen günstigen Effekt in Bezug auf die Vermeidung einer koronaren Herzkrankheit bescheinigt haben. Die dänischen Autoren kom- men in einer umfangreichen Studie an 6 051 Männern und 7 234 Frauen im
Alter zwischen 30 und 70 Jahren zu dem Schluß, daß in der Tat ein niedri- ger bis mäßiger Weinkonsum sich gün- stig auf die Todesfälle an kardiovas- kulären und zerebrovaskulären Er- krankungen auswirkt. Im Gegensatz dazu führt das Trinken konzentrierter Alkoholika zu einer Zunahme des
Groenbaek, M, Deis A, Soerensen TIA, Becker U, Schnohr P, Jensen G: Mortality associated with moderate intakes of wine, beer, or spirits. British Medical Journal 1995; 310: 1165-1169
Danish Epidemiology Science Centre, In- stitute of Preventive Medicine, Copenha- gen Hospital Corporation, Copenhagen, Denmark
A-2338 (54) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 36, 8. September 1995