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Archiv "Nordsee-Internat: Lernen am Meer" (26.06.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 26⏐⏐26. Juni 2009 A1377

B I L D U N G

A

uf den Aufenthalt im Internat Campus Nordsee in Sankt Peter-Ording hat sich Marie* sehr gefreut.

„Das Meer in direkter Nähe: Das habe ich mir toll vorge- stellt.“ Die 19-jährige Abiturientin lächelt, als sie von ihren ersten Vorstellungen des Internatslebens berichtet.

„Aber die Nordsee ist ja häufig gar nicht da!“ An Ebbe und Flut hatte sie damals nicht gedacht. Marie hat sich vor vier Jahren für ein Leben im Internat entschieden.

Der Grund: Sie war schlecht in der Schule – wie viele ih- rer jetzigen Mitschüler auch. Wie zum Beispiel Zahn- arzttochter Laura*. Bei ihr war die Versetzung zum zwei- ten Mal gefährdet. Das Nordsee-Internat haben die Schü- lerinnen gewählt, weil ihnen das Konzept sehr gut gefiel:

„Man lebt zwar im Internat, geht aber auf eine staatliche Schule.“ Der Unterricht fin- det nicht im Internat selbst, sondern in den örtlichen Schulen statt. Aus diesem Grund sind nicht alle Internatsbewohner auf der- selben Schule: Einige besuchen die Haupt- und Realschule, andere das Gymnasium.

Es gibt sogar eine Grundschülerin, um die man sich hier fürsorglich kümmert. Die Trennung zwischen Schule und Internat wird von allen Schülern sehr geschätzt:

Häusliche Probleme haben keinen direkten Einfluss auf die Situation in der Schule.

Eine Mutter, deren Sohn das Internat besucht, be- stätigt allerdings, wie schwierig es sein kann, das richti- ge Internat zu finden. „Das ist wirklich ein Dschungel“, betont die Frau. In diesem Fall hätte ihr zugesagt, dass die Kinder sowohl schulisch als auch sportlich und mu- sikalisch gefördert werden.

„In unserem Internat entsteht dennoch kein elitärer Kreis aus Internatsschülern“, sagt Rainer von Bülow, kaufmännischer Leiter des Internats. Die etwa 120 Schü- NORDSEE-INTERNAT

Lernen am Meer

Das Internat Campus Nordsee bricht mit neuem Konzept alte Strukturen auf:

Schüler, Pädägogen und die Leitung

arbeiten motiviert zusammen.

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A1378 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 26⏐⏐26. Juni 2009

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ler müssen auch mit den „Dörflern“

auskommen. So werden die Bewoh- ner Sankt Peter-Ordings im Jargon des Internats genannt. Da könnte allerdings der Zusammenhalt un- ter den Internatsschülern auf der Strecke bleiben. Dieser Herausfor- derung stellen sich von Bülow und der pädagogische Leiter Rüdiger Hoff aber gern. „Uns ist es vor allem wichtig, dass wir ein gutes Verhält-

nis zu unseren Schülern haben“, be- tont von Bülow. Um dieses zu pfle- gen, trifft sich die Internatsleitung jeden Montag mit Vertretern der Schülerschaft. Beim Mittagessen werden verschiedene Aspekte des Internatslebens besprochen. „Wir sind selbst manchmal ganz über- rascht, welche Vorschläge von den Schülern kommen“, sagt Hoff. Man merkt dem pädagogischen Leiter an, dass er sich für die Angelegenheiten der Schüler begeistern kann. „Wir sind keine reine Aufbewahrungsan- stalt“, bestätigt auch von Bülow.

„Die Schüler müssen in den Ferien nach Hause fahren.“ Die enge Zu- sammenarbeit mit den Eltern gehöre zum Konzept des Internats.

Die Schüler werden im Nordsee- Internat an „der langen Leine“ ge- halten. Das vorrangige Ziel ist es, sie zur Selbstständigkeit zu erzie- hen. Dazu beitragen soll die Wohn-

Fotos:Visuelle Lebensfreude,Markus Heimbach,Anne Jessen

Kein elitärer Kreis:

Der Unterricht findet nicht im Internat, sondern in den örtlichen Schulen statt.

Eigene Zimmer für die Schüler der Oberstufe: Hier sind die Internatszöglin- ge für die Organisa- tion des Tages- ablaufs weitgehend selbst verantwort- lich.

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gemeinschaft (WG) mitten auf dem Gelände. Schüler der Oberstufe haben die Möglichkeit, in eines der be- gehrten Zimmer zu ziehen. In dieser Wohnung sind die Jugendlichen für sich selbst verantwortlich: putzen, ab- waschen, rechtzeitig aufstehen und den Schulalltag or- ganisieren gehören dann zum Erwachsenwerden dazu.

Nachmittags haben alle Schüler ein straffes Pro- gramm: Die Lernzeit von 16 bis 18 Uhr ist verbindlich.

Unter Aufsicht müssen sie zwei Stunden lang in kleinen Gruppen ihre Hausaufgaben erledigen und den Unter- richt vor- und nachbereiten. Darüber hinaus gibt es den nachmittäglichen Förderunterricht. Selbst die Schüler scheinen begeistert zu sein. „Der Förderunterricht ist gut. Er bringt wirklich etwas, wenn man sich darauf ein- lässt“, meint die 15-jährige Sarah*. Am Anfang habe sie noch viel Förderunterricht gebraucht. Nun sei dieser aber nur noch sporadisch notwendig. „Und wenn man mal kurzfristig Hilfe braucht, erhält man auch welche.“

Einer der pädagogischen Mitarbeiter weiß: „Die Schüler brauchen etwa ein halbes Jahr, bis sie hier an- kommen.“ Die Eltern würden häufig Wunder erwarten, schmunzelt er. Manches Mal würden die Leistungen der Schüler aber zunächst schlechter. „Das ist dann oft ein Schock für die Eltern“, fügt der Pädagoge hinzu.

Bei Sarah war dies zunächst auch der Fall. Jetzt steht die Schülerin bei einem Notendurchschnitt von 2,3 und hat ehrgeizige Ziele: Schließlich will sie später Musik- therapeutin werden.

Mit dem neuen pädagogischen Konzept versucht die Leitung, Schüler und Mitarbeiter stärker einzubinden und dadurch auch mehr zu motivieren. Letztendlich sei das Internat ein Produkt, an dem alle mitarbeiten müss- ten, betont Hoff. „Erfolgreich lernen – Impulse fürs Le- ben“ heißt das Motto des Internats. Und es zeigt Erfolg:

Etwa 98 Prozent der Schüler erreichen ihren Abschluss.

Laura und Marie würden nach dem Abitur am liebs- ten in Sankt Peter-Ording bleiben. Allerdings wollen beide studieren: Zahnmedizin und Jura. Schweren Her- zens werden sie das Internatsleben hinter sich lassen. I Sunna Gieseke

* Name von der Redaktion geändert

Erfolgreiche Quote:Mit rund 98 Prozent erreicht die überwältigende Mehrheit der Schüler im Internat Campus Nordsee den Abschluss.

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