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Webers Wunderwerk Die Oper Der Freischütz wird 200 (5)

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SWR2 Musikstunde

Webers Wunderwerk –

Die Oper „Der Freischütz” wird 200 (5)

Von Werner Klüppelholz

Sendung vom: 18. Juni 2021 Redaktion: Dr. Bettina Winkler Produktion: SWR 2021

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2 Werner Klüppelholz darf Sie herzlich begrüßen zur letzten Folge über Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. Heute: Wie sogar die schönste Musik krank machen kann, ein Skelett Auferstehung feiert und Richard Wagner das Nähen lernt.

Es ist noch nicht allzu lange her, als in den Niederlanden ein Ehemann tagelang und pausenlos

„Stille Nacht“ gesungen hat und irgendwann von seiner Frau niedergestochen wurde. Ein Akt der Notwehr, denn je einfacher eine Melodie, desto rascher führt sie in den Wahnsinn – genügend Wiederholungen vorausgesetzt. Die Melodie von Webers Jungfernkranz ist einfach.

Daher fühlte sich auch Heinrich Heine der geistigen Zerrüttung nahe: „Haben Sie noch nie von Webers Freischütz gehört? Nein? Unglücklicher Mann. Aber haben Sie nicht wenigstens aus dieser Oper das Lied der Brautjungfern gehört? Nein? Glücklicher Mann. Bin ich mit noch so guter Laune morgens aufgestanden, so wird doch alle meine Heiterkeit fortgeärgert, wenn schon früh die Schuljugend, den Jungfernkranz zwitschernd, an meinem Fenster vorbeizieht.

Es dauert keine Stunde, und die Tochter meiner Wirtin steht auf mit ihrem Jungfernkranz. Ich höre meinen Barbier den Jungfernkranz die Treppe hinaufsingen. Die kleine Wäscherin kommt mit ‚ Lavendel, Myrth und Thymian‘. So geht’s fort. Mein Kopf dröhnt. Ich kanns nicht aushalten, eile aus dem Hause und werfe mich in eine Droschke. Gut, dass ich durch das Rädergerassel nicht Singen höre. Bei *** steig ich ab. ‚Ists Fräulein zu sprechen?‘ Der Diener läuft. ‚Ja‘. Die Tür fliegt auf. Die Holde sitzt am Pianoforte, und empfängt mich mit einem süßen ‚Wo bleibt der schmucke Freiersmann, ich kann ihn kaum erwarten.‘ ‚Sie singen wie ein Engel!‘ ruf ich mit krampfhafter Freundlichkeit. ‚Ich will noch einmal von vorne anfangen‘, lispelt die Gütige, und sie windet wieder ihren Jungfernkranz, und windet, und windet, bis ich selbst vor unsäglichen Qualen wie ein Wurm mich winde, bis ich vor Seelenangst ausrufe: ‚Hilf, Samiel!‘“

Musik 1

Carl Maria von Weber: Der Freischütz, Volkslied 0‘25“

Polyphone Spieluhr mit Handantrieb 2104503

„Und Samiel hilft. Die bestürzte Donna hält plötzlich ein mit dem rädernden Gesang, und lispelt:

‚Was fehlt Ihnen?‘ ‚Es ist pures Entzücken‘, ächze ich mit forciertem Lächeln. ‚Sie sind krank‘, lispelt sie, ‚gehen Sie nach dem Tiergarten und genießen Sie das schene Wetter.‘ Ich küsse der Gnädigen die gnädige Hand, werfe ihr noch einen schmachtenden Passionsblick zu, stürze zur Tür hinaus, steige in die erste beste Droschke und rolle nach dem Brandenburger Tore.

Ich steige aus und laufe hinein in den Tiergarten. Und nun den ganzen Tag verlässt mich nicht das vermaledeite Lied. Die schönsten Momente verbittert es mir. Sogar wenn ich bei Tisch sitze, wird es mir vom Sänger Heinsius als Dessert vorgedudelt. Den ganzen Nachmittag

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3 werde ich mit ‚veilchenblauer Seide‘ gewürgt. Dort wird der Jungfernkranz von einem Lahmen abgeorgelt, hier wird er von einem Blinden heruntergefiedelt. Wenn der eine ihn beendet hat, fängt ihn der andere wieder von vorne an: aus allen Häusern klingt er mir entgegen; jeder pfeift ihn mit eigenen Variationen; ja, ich glaube fast, die Hunde auf der Straße bellen ihn. Sie begreifen jetzt, mein Lieber, warum ich Sie einen glücklichen Mann nannte, wenn Sie jenes Lied noch nicht gehört haben. Doch glauben Sie nicht, dass die Melodie desselben wirklich schlecht ist. Im Gegenteil.“

Musik 2

Carl Maria von Weber: Der Freischütz, Volkslied, Bearb. für zwei Gitarren 1‘32“

Gitarren-Duo Horreaux–Trehard M0673550 011

Das war in der SWR2 Musikstunde der Jungfernkranz in zwei Versionen, zuerst mit der Solistin namens „Alte Polyphon-Spieldose mit Handantrieb“, wie die Kartei des SWR-Archivs vermerkt, und im zweiten Fall mit dem französischen Gitarrenduo Horreaux-Trehard.

Das „Volkslied“ aus Webers „Freischütz“ wurde zum Schlager, der jahrelang an jeder Ecke zu hören war, selbst an Orten, wo ein Jungfernkranz nicht unbedingt zu Hause ist, im Bordell.

Bald gab es auch Übersetzungen des Textes, welche die weltweite Verbreitung dieses Hits beförderten; in Brasilien etwa erklang er beim Zubinden von Kaffeesäcken. Und ebenfalls an Bearbeitungen der Melodie herrschte im Zeitalter der bürgerlichen Hausmusik kein Mangel, für Geige, Flöte oder Maultrommel. Kinderreichere Familien konnten auf die Fassung für drei Klaviere zu zwölf Händen zurückgreifen. In Wien veränderte Anton Diabelli gar den Zweiviertel-Takt des Jungfernkranz in einen Dreiviertel-Takt, er hatte es ja mit den Walzern.

Ungeschoren kam auch die vollständige Oper im Ausland nicht davon. In London führten gleich sieben Theater den „Freischütz“ im Repertoire, unter dem werbewirksamen Label „German Horror“. Da wurde gestrichen und hinzukomponiert und Max hieß wahlweise Wilhelm, Rudolph oder Adolph. Die anglikanische Kirche mochte nicht abseits stehen und legte die Worte des 23. Psalms – „Der Herr ist mein Hirte“ – unter die Musik des „Jägerchors“; so kam Schwung in die Bibel. Noch ärger erging es dem „Freischütz“ in Paris. Hier betätigt sich ein Bearbeiter auf andere Weise als Trittbrettfahrer, indem er die Handlung der Oper nach England verlegt, weil von dort die Bestseller-Romane von Walter Scott kamen. Der Pariser „Freischütz“ trägt den Namen „Robin-des-Bois“, was Robin Hood meint, eine Rolle, die nun ausgerechnet Samiel ausfüllen soll. Ganz offen bekennt sich der Bearbeiter zu seinen Schandtaten: „Da ich wohl wusste, dass dieses Stück keinen Erfolg haben konnte, verfiel ich darauf, es zu verstümmeln,

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4 es auf eine andere Ebene zu verlagern, nach Gutdünken daran herumzufummeln, um es nach dem Geschmack meiner Hörer zu würzen.“ Trotzdem – oder gerade deshalb – gerät dieser Robin Hood zunächst zum Reinfall. Weber wird bei all dem nicht gefragt und als er einen Protestbrief nach Paris sendet, erhält er zur Antwort, dass seine Rechte an der Landesgrenze endeten. Von den Einnahmen sieht er ohnehin keinen Sous, doch solches Leid hatte er bereits in Berlin erlebt. 30.000 Taler erbrachten die ersten fünfzig ausverkauften Aufführungen des

„Freischütz“, wovon dem Komponisten ganze einhundert zugewiesen wurden; Weber schickte sie zurück. Lange nach seinem Tod kommt es in Paris zur ersten seriösen Aufführung des

„Freischütz“, aber auch die entspricht nicht genau der Partitur. Da strengstens verboten ist, auf der Bühne der Großen Oper zu sprechen, mussten die Dialoge ebenfalls in Musik gesetzt werden, was den Fortgang der Handlung natürlich verlangsamt. Hier das Gespräch zwischen Ännchen und Agathe über ihren Traum mit der Taube, nun als Gesang.

Musik 3

Carl Maria von Weber: Der Freischütz, Rezitativ nach Nr. 12 2‘14“

Cécile Perrin, Anette Constantin (Sopran) Ungarisches Kammerorchester

Leitung: Jean-Paul Penin 3369714 02-A-005

Wir hörten in der SWR2 Musikstunde über Webers „Freischütz“ das Rezitativ von Ännchen und Agathe, mit Cécile Perrin, Anette Constantin und dem Ungarischen Kammerorchester, geleitet von Jean-Paul Penin.

Die Dialoge zu vertonen, hatte einer der größten Weber-Verehrer übernommen, Hector Berlioz. Schweren Herzens, aber sonst hätte es ein anderer getan, ein Ahnungsloser.

Statt fleißig Medizin zu studieren, verbringt bereits der junge Berlioz immer mehr Zeit in der Pariser Oper, wo sich ein Teil seiner Leidenschaften auf das konzentriert, was heute Werktreue genannt wird. Jede Vorstellung verfolgt er mit den Noten in der Hand und wenn er Abweichungen davon wahrnimmt, erhebt er lautstarke Einwände. „Die Posaunen sind nicht gekommen, es ist unausstehlich“, ruft er in den Saal oder „Es sind keine Becken vorgeschrieben. Wer erlaubt sich denn, Gluck zu verbessern?“ Gegenüber Unmutsäußerungen anderer ist Berlioz allerdings recht empfindlich. Bei einer Aufführung der

„Freischütz“-Verstümmelung – die Berlioz alle besucht - wird daher ein pfeifender Publikumsgenosse von ihm gemeinsam mit einem Medizin-Kommilitonen kurzerhand an die Luft gesetzt; der Mann stirbt einige Jahre später an einer Magenkrankheit. Nun steht die Pariser Inszenierung des originalen „Freischütz“ an, die in Berlioz‘ kompromisslosen Händen

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5 liegt und so authentisch wie möglich werden soll. Den Ausstatter fragt er nach dem Totenschädel in der Wolfsschlucht. Der sei aus Pappe, wie immer. - Und wenn ich Ihnen einen echten Schädel besorgen würde, entgegnet Berlioz. - Das wäre ausgezeichnet. Er wendet sich an den Kommilitonen von damals, der mittlerweile als Arzt praktiziert. Ja, er könne helfen, und zwar mit dem vollständigen und wohlerhaltenen Skelett just jenes pfeifenden Protestierers.

„Wer hätte ahnen können“, schließt Berlioz wenig pietätvoll seinen Bericht, „dass der Kerl zur Bühnenlaufbahn berufen war? Wer hätte je daran gedacht, dass er ausgerechnet in diesem Stück debütieren würde? Noch dazu mit einem besseren Kopf und mehr Verstand als zuvor.“

Das eine eiserne Gesetz der Grand Opéra ist das Verbot des Sprechens - das andere, dass in jeder Oper getanzt werden muss. So war es schließlich schon bei Ludwig XIV. und was sollen die armen Männer ohne Balletteusen in der Oper überhaupt anfangen. Mit Händen und Füßen wehrt sich Berlioz gegen ein Ballett im „Freischütz“, das dort die gesamte feingegliederte Dramaturgie zerstören würde – vergeblich. Wenn schon ein Ballett unumgänglich sei, denkt Berlioz, dann wenigstens mit Musik von Weber und er instrumentiert zu diesem Zweck Webers Klavierstück „Aufforderung zum Tanz.“

Musik 4

Carl Maria von Weber: Aufforderung zum Tanz, Bearbeitung von Berlioz 9‘29“

Wiener Philharmoniker Leitung Nikolaus Harnoncourt M0383760 007

Die Wiener Philharmoniker unter Nikolaus Harnoncourt spielten die „Aufforderung zum Tanz“

von Carl Maria von Weber in der Orchesterbearbeitung von Hector Berlioz. Weiter in der SWR2 Musikstunde mit dem Nachleben der Oper „Der Freischütz“.

In den 1820er Jahren ist in Frankreich das Interesse an deutscher Kultur groß. Drei Werke überstrahlen alles: Goethes „Faust“, Beethovens Neunte und eben „Der Freischütz“. Hector Berlioz ist von diesen Autoren gleichermaßen fasziniert, doch als einzigartig erweist sich sein Verhältnis zu Weber. 1830 erklingt zum ersten Mal Berlioz‘ „Symphonie fantastique“, ein Hybrid zwischen Sinfonie und Programmmusik, der ebenfalls Epoche machen wird; weder Liszt, noch Smetana, noch Richard Strauss – keine Sinfonische Dichtung ohne die Phantastische Sinfonie. Zugleich zeigt sich Berlioz darin als produktiver Erbe Webers, indem er die Instrumentationskunst des „Freischütz“ erheblich erweitert, weil er in diesem Stück neue Klangfarben benötigt. Später verfasst Berlioz eine Instrumentationslehre, in der er immer wieder Beispiele aus dem „Freischütz“ zitiert. Im Finale der „Symphonie fantastique“ wird

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6 ebenfalls getanzt, wenn auch nicht ganz so gesittet wie gerade bei Weber, wo sich der Herr am Anfang verbeugt und die Dame anschließend zurück an ihren Platz geleitet, wie Weber kommentiert. Auf solche Formen der Höflichkeit können die Hexen bei Berlioz getrost verzichten. Sie tanzen wild, feiern Hexen-Sabbat und begraben den Heroen der Sinfonie, der hingerichtet wurde nach dem Mord an seiner Geliebten, die sich dann als Gespenst zu den Hexen gesellt. Das Ganze ist ein Traum. Mit einer Musik, die mit ihren geteilten Streichern gleich zu Beginn den „Freischütz“ variiert. Wir hören die London Classical Players, geleitet von Roger Norrington.

Musik 5

Hector Berlioz: Symphonie fantastique, 5. Satz 10‘37“

London Classical Players Leitung: Roger Norrington Virgin 7243561397 2 9

In der SWR2 Musikstunde erklang das Finale der “Symphonie fantastique” von Hector Berlioz, mit den London Classical Players unter Roger Norrington.

Binnen kürzester Frist wird der „Freischütz“ in Deutschland und Europa nachgespielt, bloß Webers eigenes Opernhaus – das Dresdner – lässt auf sich warten. „Die ganze Welt ehrt mich“, schreibt er an seine Frau, „nur mein König nicht.“ Friedrich August war nicht allein modisch im Barock stehengeblieben, sein musikalisches Weltbild ebenfalls war immer noch auf Italien fixiert. Freilich ist sein Kapellmeister auch nicht gerade ein Muster an Fügsamkeit.

Wenn etwas nicht präzise klappt, konnte Weber aus der Haut fahren wie später seine charakterähnlichen Nachfolger Gustav Mahler oder Carlos Kleiber. Als etwa den Kopisten beim Abschreiben einer Mozart-Partitur besonders viele Fehler unterlaufen waren, rief Weber

„Man sollte sie mit den Ohren an den Tisch nageln!“ Oder der Chor hörte aus seinem Mund schon mal „Sie singen ja heute wie die Schweine.“ Das gab eine Beschwerde beim König. Im Folgejahr kommt es dennoch zu einer Aufführung des „Freischütz“ in Dresden, mit einem neunjährigen Knaben im Publikum, der sofort elektrisiert ist. Richard Wagner wird zum profundesten Weber-Bewunderer neben Hector Berlioz, mehr noch, dies ist überhaupt die Geburtsstunde des Komponisten Wagner. Im Rückblick spricht der Sechzigjährige: „Wenn ich die Eindrücke der Weber‘schen Sache nicht gehabt hätte, ich glaube, ich wäre nie Musiker geworden.“ Und ein paar Jahre danach: „Das ist mein Erzeuger gewesen, der hat mir die Schwärmerei für Musik eingegeben.“ Daneben ist dieser „Freischütz“-Besuch die Geburtsstunde des Kapellmeisters Wagner: „Nicht Kaiser und König, aber so dastehen und dirigieren“ – wie Carl Maria von Weber. Zu Hause spielt Wagner mit Freunden den „Freischütz“

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7 nach, entwirft Masken und Kostüme und lernt bei dieser Gelegenheit das Nähen. Außerdem besorgt er sich die Noten, die er am Klavier mühsam buchstabiert, was der Mutter die Bemerkung entlockt, dass Richard ja vielleicht doch musikalisch sei. Auf solchem pianistischen Niveau wird er allerdings sein Leben lang verharren. Als Wagner zögert, die angebotene Kapellmeisterstelle in Dresden anzunehmen und damit Webers Nach-Nachfolger zu werden, lässt er sich von Witwe Caroline dazu überreden und zu seinen ersten Taten dort zählt die Initiative, Webers Leichnam von London nach Dresden zu überführen. Abgesehen von den Klangfarben hat „Der Freischütz“ in Wagners Werk jedoch weniger Spuren hinterlassen als bei Berlioz. Höchstens eine Stelle aus Agathes großer Arie schimmert bei einer Streichermelodie hindurch in dem Marsch, mit dem im „Tannhäuser“ der Sängerwettstreit auf der Wartburg beginnt.

Musik 6

Richard Wagner: Tannhäuser, II., 4. Szene (Ausschnitt) 5‘20“

Chor und Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks Leitung: Bernard Haitink

3360360

Das war in der SWR2 Musikstunde ein Ausschnitt aus dem zweiten Aufzug von Wagners Oper

„Tannhäuser“, mit dem Chor und dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks. Der Dirigent hieß Bernard Haitink.

Heute vor 200 Jahren kam Webers Wunderwerk zur Welt. „Der Freischütz“ hat stets die Opernfreundinnen und – freunde erfreut, er hat die Komponisten inspiriert und musste lange als Vehikel des deutschen Nationalismus dienen. Wie wohltuend dagegen Webers Worte: „Die Kunst hat kein Vaterland, alles Schöne sei uns wert, welcher Himmelsstrich es auch erzeugt haben mag.“ Mindestens ebenso aktuell ist eine andere seiner Bemerkungen. Im Beethoven- Jahr 1970 forderte Mauricio Kagel, Beethoven ein Jahr lang nicht mehr zu spielen, damit die entsprechenden Gehörnerven sich regenerieren können. Das war bloß die Wiederholung der gleichlautenden Forderung von Ferruccio Busoni im Beethoven-Jahr 1927. Weber verblüfft unser Zeitalter der pausenlosen Musikbeschallung - nicht nur mit Beethoven - durch eine Beobachtung aus dem Jahr 1821: „Die Zeiten werden schwieriger für den Komponisten: es wird jetzt zu viel Musik gemacht. Das Publikum ist von Jugend auf zu sehr an sie gewöhnt, die Reizbarkeit dafür geht immer mehr verloren. Dasselbe Tonstück, das Sie heute unbewegt lässt, weil Ihr Ohr ganz tonsatt ist, würde Sie sehr ergreifen, wenn Sie ein Jahr über gar keine Musik gehört hätten.“ Dann hätte vielleicht selbst Heinrich Heine den Jungfernkranz lieben gelernt.

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8 Als am Morgen dieses Tages die letzten Vorbereitungen zur Uraufführung des „Freischütz“

getroffen werden, sitzt Carl Maria von Weber still in einer Ecke und beendet ein Werk, das er neun Jahre zuvor begonnen und das also heute gleichfalls Geburtstag hat. Sein Drittes Klavierkonzert, mittlerweile eher bekannt unter dem Namen Konzertstück f-Moll. Auch dieses Stück handelt von klagendem Abschied, tiefem Schmerz und jubelndem Wiedersehen - nur dass der Held nicht in die Wolfsschlucht geht, sondern als Kreuzritter ins Morgenland.

Musik 7

Carl Maria von Weber: Konzertstück für Klavier und Orchester op. 79,

2. und 3. Satz 7‘25“

Matthias Kirschnereit (Klavier)

Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks Leitung: Michael Sanderling

031762 Berlin Classics

Zuletzt hörten wir den zweiten Teil des Konzertstücks für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79 von Carl Maria von Weber. Das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks unter Michael Sanderling begleitete den Solisten Matthias Kirschnereit. Damit schließt die SWR2 Musikstundenwoche zum 200. Geburtstag der Oper „Der Freischütz“, Webers Wunderwerk.

Wie immer können Sie diese Sendungen im Internet abrufen, unter www.swr2/Musikstunde oder mit Hilfe der SWR2 App. Im Netz finden Sie auch die Musiklisten und die Manuskripte.

Morgen treffen Sie an dieser Stelle auf das „Pasticcio musicale“ mit Konrad Beikircher. In der kommenden Woche wird bei Katharina Eickhoff das Thema Wein ersetzt durch die Komponistin Ethel Smyth. Mit Dank fürs Zuhören in dieser Woche verabschiedet sich Werner Klüppelholz.

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