• Keine Ergebnisse gefunden

Was schaut ihr mich an?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Was schaut ihr mich an?"

Copied!
12
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Frank & Timme

„Was schaut ihr mich an?“

Darstellungen von Menschen mit Behinderung in der zeitgenössischen Dramatik

Toni Müller

Verlag für wissenschaftliche Literatur

(2)

Toni Müller

„Was schaut ihr mich an?“

(3)
(4)

Toni Müller

„Was schaut ihr mich an?“

Darstellungen von Menschen mit Behinderung in der zeitgenössischen Dramatik

Verlag für wissenschaftliche Literatur

(5)

ISBN 978-3-86596-392-5

© Frank & Timme GmbH Verlag für wissenschaftliche Literatur Berlin 2012. Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts- gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Ver arbeitung in elektronischen Systemen.

Herstellung durch das atelier eilenberger, Taucha bei Leipzig.

Printed in Germany.

Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier.

www.frank-timme.de

Umschlagabbildung: © kk-artworks – Fotolia.com

(6)

© Frank&Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 5 Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 7

2 Disability Studies und Disabilitytheorie ... 13

2.1 Voraussetzungen und Annahmen der Disability Studies ... 13

2.1.1 Ausgangspunkt der Disability Studies ... 14

2.1.2 Das Soziale Modell von Behinderung ... 17

2.1.3 Die Konstruktion des Körpers. Ein neues Verständnis. ... 19

2.1.4 Das Kulturelle Modell von Behinderung ... 22

2.2 Krüppel oder Mensch mit Behinderung? Wie über Differenz sprechen?... 25

3 Die Darstellung von Behinderung in literarischen Texten. Eine Hinführung. ... 29

3.1 Repräsentation in und Wirkung von Literatur ... 29

3.2 Die Analyse von Figuren mit Behinderungen in den Disability Studies ... 34

3.3 Ansätze zur Analyse von Behinderung in Literatur ... 37

3.4 Dramentheoretische Überlegungen und Vorbemerkungen zur Dramenanalyse ... 43

4 Dramenanalyse ... 47

4.1 Schwarze Jungfrauen von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel (2006). ... 48

4.1.1 Behinderten-Erfahrung = Behinderten-Literatur? ... 50

4.1.2 Struktur und Aufbau ... 54

4.1.3 »Ich bin ein böser Krüppel.« Der Körper als Ort des Widerstands. ... 57

4.1.4 Zusammenfassung und Fazit ... 69

(7)

© Frank &Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur

6

4.2 Die sexuellen Neurosen unserer Eltern von Lukas Bärfuss (2003) ... 71

4.2.1 Struktur und Aufbau... 72

4.2.2 »Ein Haar breit nur neben unserer Welt, und von ihr doch unüberwindlich getrennt.« Über die Herstellung von Normalität. ... 73

4.2.3 Zusammenfassung und Fazit ... 85

4.3 bedbound von Enda Walsh (2001) ... 88

4.3.1 Struktur und Aufbau... 89

4.3.2 »all twisted/all sad/all fucking bad.« Funktionalisierung und Individualisierung von Behinderung. ... 91

4.3.3 Zusammenfassung und Fazit ... 102

5 Zusammenfassung der Literaturanalyse und Fazit ... 105

5.1 Behinderung als Identität ... 106

5.2 Die Funktion von Behinderung als Differenzkategorie ... 107

5.3 Behinderung als singuläres Phänomen ... 109

6 Literaturverzeichnis ... 113

6.1 Primärliteratur ... 113

6.2 Sekundärliteratur ... 113

6.3 Internetquellen ... 117

(8)

© Frank&Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 7

1 Einleitung

Wir leben ja in einer Gesellschaft, in der jeder aufgefordert ist, sich nur noch zu fragen, wie alt er werden kann, wie er gesund bleibt oder ob er Organe nachkaufen kann. Es geht den Leuten nur noch ums nackte Leben. Im Theater könnte man sich damit beschäftigen, warum das überhaupt sinnvoll sein sollte.1

Anfang des Jahres 2009 sorgte ein Protest aufgebrachter Eltern für Aufregung.

Der britischen TV-Sender BBC hatte gerade die Moderatorin Cerrie Burnell für eine Kindersendung eingestellt. Der Protest entzündete sich an der Tatsa- che, dass Cerrie Burnell ohne linken Unterarm geboren wurde. In der briti- schen Tageszeitung The Guardian war daraufhin bspw. zu lesen: »One father said he would ban his daughter from watching the channel because Burnell would 'give [his daughter] nightmares'. Another said it would 'scare the kids' while another parent blamed 'political correctness'.”2 Burnell selbst sagte anschließend über diese Bemerkungen, dass sie nicht persönlich gemeint wären, sondern »[...] the same kind of discrimination any disabled person would face [...]«3 repräsentieren.

Ganz gleich, ob die Kinder tatsächlich Alpträume bekommen haben oder ob die Eltern hilflos dieser körperlichen Differenz gegenüberstanden und es nicht vermochten, diese in ein auf Normalität und Anpassung geeichtes Weltbild zu integrieren, lassen sich daran mehrere Aspekte festmachen, die derzeit die gesellschaftliche Wahrnehmung von Differenz bestimmen. Behin- derung4 ist erstens, auch wenn sich bereits eine breite Öffentlichkeit gegen die

...

1 Pollesh, René: »Ich bin der Antiromantiker«. René Pollesch über Theorie und Alltag, Liebe und Arbeit, schreiende Schauspieler und rassistische Regisseure im Gespräch mit Wolfgang Kralicek. In:

Liebe ist kälter als das Kapital. Stücke, Texte, Interviews. Hrsg. von Corinna Brocher und Aenne Quiñones. Reinbeck: Rowohlt 2009. S. 357-364, hier S. 359.

2 Dowell, Ben (The Guardian 2009): TV presenter's calm take on prejudice.

http://www.guardian.co.uk/ society/2009/feb/28/disability-cerrie-brunell-bbc.

3 Ebd.

4 An dieser Stelle soll es genügen diesen Begriff wie folgt zu verstehen: Behinderung wird hier verstanden, als bewusster oder unbewusster sozialer Ausschließungsprozess, aufgrund körperli- cher und/oder geistiger Differenz. Was als different wahrgenommen wird, unterliegt gesellschaft- licher Übereinkünfte und ist historisch und kulturell verschieden.

(9)

© Frank &Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur

8

Diskriminierung von Menschen mit Behinderung5 organisiert hat, immer noch ein mit Vorurteilen behaftetes Phänomen. Zweitens erzeugt die körperli- che oder geistige Differenz aus verschiedenen Gründen starke Emotionen wie Angst und Furcht und fordert auf diese Weise die gesellschaftlich etablierten Normalitätsvorstellungen heraus. Und drittens führt dies zur Forderung, Menschen mit Behinderung sollten sich verstecken bzw. sich dem gerade als normal postulierten Körper bspw. durch Prothesen anpassen. All das hat die systematische Diskriminierung von Menschen mit Behinderung einerseits und die Etablierung einer scheinbar empirischen Normalität6 andererseits zur Folge.

Mein Interesse an dieser Thematik wurde durch die Lektüre verschiedener Theaterstücke geweckt, in denen entweder ganz explizit über Behinderung gesprochen wurde oder als behindert markierte Figuren eine wesentliche Rolle spielten. Bei der Recherche nach Ansätzen sich dem Thema Behinderung zu nähern, stieß ich dann bald auf die noch vergleichsweise junge Disziplin der Disability Studies7. Deren Annahmen über die Kategorien Behinderung und Normalität wurden schließlich bestimmend für die vorliegende Arbeit. Behin- derung wird fortan nicht mehr als naturgegebenes, individualistisches, son- dern als sozial und insbesondere textuell hergestelltes Phänomen betrachtet.

Ausgangspunkt der Arbeit ist daran anschließend die Frage, wie Menschen mit Behinderung in literarischen Texten repräsentiert und dargestellt sind. Die Beantwortung dieser Frage wird in zwei Schritten theoretisch vorbereitet. Im ersten Schritt wird der Umgang mit der Kategorie Behinderung und im zweiten die Verfahrensweise bezüglich der Repräsentationen als solche geklärt.

...

5 Es soll in dieser Arbeit versucht werden, vorzugsweise geschlechtsunabhängige Bezeichnungen zu verwenden. Allerdings ist dies nicht immer möglich. Anstelle geschlechtsunabhängier Bezeich- nungen sollen dann die sozialen Geschlechter mit der sogenannten Gender Gap, also mittels Unterstrich berücksichtigt werden. Siehe bspw. Kritiker_Innen.

6 Siehe dazu Ritter, H. H.: Normal, Normalität. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie (HWPh). Bd. 6. Hrsg. von Joachim Ritter und Karlfried Gründer. Basel u.a.: Schwabe 1984. S.

920-928: »Die Griechen verbanden den Begriff <normal>, soweit sie ihn nicht mit <gesund> usw.

gleichsetzten, mit dem Begriff <Natur> [...] Dabei kommt dem Begriff <normal> jene Zweideu- tigkeit zu, die dem Naturbegriff eigen ist. <Natur> meint [...] zum einen die durchschnittliche, 'natürliche' Beschaffenheit, zum anderen auch etwa den gesunden Zustand des Körpers und sei- ner Organe und damit den Idealzustand, dessen Wiederherstellung Ziel der ärztlichen Therapie ist [1]. Das Ineins des deskriptiven und normativen Elements des 'Normalen' ist ein durch die Geschichte bleibendes Charakteristikum dieses Begriffs.« S. 920.

7 Der Begriff Disability Studies hat sich mittlerweile auch hierzulande etabliert und scheint wie das Label Gender Studies, auch in Deutschland in den akademischen Diskurs integriert zu werden.

Aus diesem Grund soll der Begriff hier nicht übersetzt werden. Gleichzeitig wird damit aber auch die Herkunft dieser Perspektive angedeutet.

(10)

© Frank&Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 9 Aufgrund der Bedeutung der Annahmen der Disability Studies bezüglich dieser Kategorie, wird zu Beginn dieser Arbeit, in Kapitel 2.1, diese Disziplin und ihr historisches Gewordensein beschrieben. Ausgehend von der Kritik am so genannten Individuellen Modell, das Behinderung individualistisch und essentialistisch betrachtet und in ihr eine Abweichung sieht, die therapiert, geheilt und an den vermeintlich gesunden Körper angepasst werden muss, wird die Etablierung einer neuen Perspektive auf dieses Phänomen beschrie- ben. Darin wird Behinderung, wie auch gender, race, class etc., nun als soziale Kategorie und dementsprechend als sozial, kulturell und historisch konstruiert betrachtet. Die Annahme der Konstruktion von Behinderung mündet schließ- lich im so genannten Sozialen Modell, das die Arbeit der Disability Studies mit einigen Veränderungen immer noch bestimmt. Im Kapitel 2.1 wird dann den Fragen nachgegangen, woher dieses Modell stammt und wie es sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Diese Vorarbeit dient dazu, ein Modell einzuführen, dass die direkte Voraussetzung für die vorliegende Arbeit dar- stellt. Das so genannte Kulturelle Modell von Behinderung, das wesentlich auf den Prämissen des Sozialen Modells fußt, geht davon aus, dass die Wahrneh- mung körperlicher und/oder geistiger Differenz auch von literarischen Texten beeinflusst wird. Dahinter verbirgt sich die kulturanthropologische Prämisse, Texte hätten die Fähigkeit Bedeutungen zu produzieren. Des Weiteren wird angenommen, dass über die Auseinandersetzung mit diesen Bedeutungen Normalisierungs- und Kategorisierungsprozesse rekonstruiert und sichtbar gemacht werden können.

Kapitel 2.2 wird zum Abschluss der Einführung in die Methodik der Disa- bility Studies, die verschiedenen Bezugnahmen auf Menschen mit Behinde- rung diskutieren und für diese Arbeit entsprechende Festlegungen treffen.

Dabei wird die Frage gestellt, wie sich auf Menschen mit Behinderung über- haupt bezogen werden kann, wenn in den Bezügen schon eine Differenz markiert wird.

Nachdem der Umgang mit der Kategorie Behinderung im Allgemeinen ge- klärt ist, wird im zweiten Schritt in Kapitel 3.1 diskutiert, wie mit Repräsenta- tionen von Menschen mit Behinderung in den ausgewählten literarischen Texten zu verfahren sein wird und wie diese in der Lektüre wirken können.

Mit Hilfe poststrukturaler Annahmen über das Verhältnis von Repräsentatio- nen und Repräsentiertem, von Zeichen und Wirklichkeit wird sich über den Umgang mit den Repräsentationen Klarheit verschafft. Kapitel 3.2 wird da- raufhin einige Beobachtungen zum Verhältnis von Behinderung und literari-

(11)

© Frank &Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur

10

schen Texten anführen, die Vertreter_Innen der kulturwissenschaftlich ausge- richteten Disability Studies bereits gemacht haben. Dazu zählt u.a. die schein- bar paradoxe Tatsache, dass Menschen mit Behinderung in der Realität syste- matisch ausgegrenzt und verbannt wurden, während sich in der (kanonischen) Literatur eine Vielzahl behinderter Charaktere finden lässt.

Die Auseinandersetzung mit den Darstellungen behinderter Menschen hat, wie in Kapitel 3.3 dargestellt wird, in den Disability Studies schon eine ver- gleichsweise lange Tradition, in der sie immer wieder die Engführung von Darstellungsweisen behinderter Charaktere in literarischen Texten aber auch anderen Medien und gesellschaftlicher Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung geleistet und postuliert haben. Das Kapitel wird einige dieser Ansätze vorstellen und im Besonderen in die für diese Arbeit wichtigen Konzepte des New Historicism und des Biographical Criticism einführen. In dem darauffolgenden Kapitel 3.4 wird dezidiert auf das Verhältnis von Thea- ter/Drama/theatralischem Text und gesellschaftlicher Wirklichkeit eingegan- gen. Mit Bezug auf Peter Michalzik und Erika Fischer-Lichte wird die gesell- schaftliche Relevanz zeitgenössischer Dramatik diskutiert. Dabei soll festgehalten werden, dass theatralische Formen, nach Fischer-Lichte, in ganz besonderer Weise für das gesellschaftliche Selbstverständnis relevant sind.

Außerdem wird dieses Kapitel auf die Textauswahl eingehen und erste Unter- scheidungen zwischen den untersuchten Texten vornehmen.

In der Textanalyse selbst werden dann die drei ausgewählten Texte hin- sichtlich ihrer Darstellung von Menschen mit Behinderung untersucht. Zur Auswahl gehören Die sexuellen Neurosen unserer Eltern von Lukas Bärfuss, Schwarze Jungfrauen von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel und bedbound von Enda Walsh. Die poststrukturalen Annahmen nutzend, sollen die in diesen Texten existierenden Darstellungen nicht auf ihre Realitätsgenauigkeit (Mimesis) untersucht werden, sondern auf die dahinter stehenden Vorstellun- gen über Behinderung, Nicht-Behinderung, Normalität, Abweichung, Ge- sundheit und Krankheit. Der grundlegende Analyseapparat bleibt aber, neben den in den vorherigen Kapiteln vorgeschlagenen Annahmen über Behinde- rung, der Literaturwissenschaft verpflichtet. Diese ästhetische Betrachtung des Phänomens ist dabei die Voraussetzung für die Auseinandersetzung mit textuellen Darstellungsweisen, da in ihr meines Erachtens die Gewichtungen, (Grenz-)Markierungen, strukturellen Besonderheiten, erzeugten Bedeutun- gen, historischen Anleihen etc. besonders aussagekräftig zum Vorschein kommen. Dabei ist die politische und literaturwissenschaftliche Auseinander-

(12)

© Frank&Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 11 setzung mit dem Phänomen Behinderung, bis auf wenige Ausnahmen8, bisher fast ausschließlich auf den anglo-amerikanischen Raum begrenzt.

In den Analysen wird sich dann zeigen, dass die drei strukturell verschie- denen Texte sehr unterschiedlich mit der Kategorie Behinderung umgehen und jeweils andere Schwerpunkte in ihrer Auseinandersetzung mit dieser Kategorie aufweisen. Um dieser Differenz gerecht zu werden, sollen die jewei- ligen Texte vorerst für sich untersucht und dann anschließend in Kapitel 5 im Vergleich aufeinander bezogen werden. In den Einzelanalysen, die jeweils durch eine Struktur- und Obenflächenanalyse eingeführt werden, wird dann herauszufinden sein, wie die behinderten Charaktere dargestellt sind, d.h.

bspw. wie sie vom Text eingeführt und markiert werden, welche Positionen hinsichtlich der Kategorie Behinderung an diesen Charakteren sichtbar wer- den, wie die behinderten und nicht-behinderten Figuren zueinander stehen und welche Position der Text zu Behinderung und/oder zur Figur bezieht.

Die Tatsache, dass die als behindert markierten Figuren allesamt weiblich, die Autoren aber männlich sind, soll hier zwar bemerkt aber nicht gesondert ausdifferenziert werden. Nichtsdestotrotz bleibt diese Konvergenz von gender und disability, von Weiblichkeit und Behinderung eine Beobachtung, die festgehalten werden sollte. Nur kann sie hier nicht ausführlich behandelt werden. Das gleiche gilt für komparatistische Fragestellungen, die sich aus der unterschiedlichen kulturellen und nationalen Zugehörigkeit der verschiedenen Autoren ergeben könnten. Es soll hier vermieden werden auf dezidiert irische, schweizerische, türkische oder deutsche Perspektiven hinzuweisen.

Für Pierre Bourdieu ist politisches Handeln der »[...] Kampf um die Macht zum Erhalt oder zur Veränderung der herrschenden sozialen Welt durch Erhalt oder Veränderung der herrschenden Kategorien zur Wahrnehmung dieser Welt.«9 Politisches Handeln ist also auch das Infragestellen gesellschaft- licher Wahrnehmungs- und Klassifikationsschemata oder auch die Aufkündi- gung des Einverständnisses mit etablierten Sichtweisen und Ordnungs-

...

8 Siehe bspw. Mürner, Christian: »Er, sonst gesund, war blind und stumm / Sie sehend, aber lahm und krumm«. Behinderung im Gedicht. In: Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Disability Studies.

Tagungsdokumentation. Hrsg. von Anne Waldschmidt. Kassel: bifos 2003. S. 103-112. Allerdings bleibt der Artikel u.a. aufgrund mangelnder Theoretisierung der Thematik Behinderung in litera- rischen Texten bei einer bloßen Bestandsaufnahme. Dieser Artikel zeigt so höchstens noch die Richtung an, die in einer Analyse innerhalb der Disability Studies und mit deren Begriffsapparat möglich ist.

9 Bourdieu, Pierre: Sozialer Raum und »Klassen«. Leçon sur la leçon. Zwei Vorlesungen. Übersetzt von Bernd Schwibs. 2. Auflage. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1991, S. 18.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Gerade diese verlangt es ja auch, dass Zeitunglesen eine Kompetenz dar- stellt (die auch schulisch vermittelt und geübt wird): Man findet sich in dieser Textsorte durch

Gemeinhin geht man davon aus, dass diese Summe der Bedeutungen, die im Wörterbuch unter dem Lemma ‚Pferd‘ aufgelistet wird, als Summe außerhalb des Wörterbuch- kontextes

© Frank &amp; Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 15 Schutz: Kleidung diente nicht nur dem Schutz vor Kälte und Nässe, sondern auch vor Verletzungen.. So schützen die

© Frank &amp; Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 17 sexueller Belästigung, Bandenbildung, Mobbing, Alkoholismus, Drogenkon- sum oder Vandalismus auf

© Frank &amp; Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 15 ausdrücklich die neuen Chancen, weist aber deutlich darauf hin, dass für eine Realisierung in der

© Frank &amp; Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 19 Von Wittenberg aus ließ Crüger 1622 in Berlin ein erstes Meisterwerk dru- cken: PARADISUS MUSICUS.. Musicalisches

© Frank &amp; Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 13 Im Wesentlichen ist zu vermerken, dass bereits zu Kischs Wirkzeiten natür- lich eine Debatte geführt wurde, an

‚Theatralität’ und ‚Performativität’ neu zu definieren und sie auch für die Analyse literarischer Texte produktiv zu machen, so wird dabei nicht an ein Theater gedacht,