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Alte Musik neu gedacht (4/5)

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SWR2 Musikstunde

Alte Musik – neu gedacht (4/5)

Folge 4: Palestrina Von Sabine Weber

Sendung vom: 25. November 2021 Redaktion: Dr. Bettina Winkler Produktion: SWR 2021

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2 Heute wird die Renaissance aufgearbeitet und Palestrina auf den Schild gehoben!

Ich bin Sabine Weber. Schön, dass Sie wieder mit dabei sind.

Er war ein sagenhafter Maler: Raphael. Denn er hat „den Moder der Zeit“ weggewischt, weil er sich von den Qualitäten der alten Griechen inspirieren ließ. „Stille Größe“ - „edle Einfalt“ schreibt ihm Johann Joachim Winckelmann zu. Der Archäologe und Kunstschriftsteller hat die Hoffnung, einem neuen deutschen Raphael in der modernen Kunstszene auf die Sprünge zu helfen. Seine Gedanken über die Nachahmung griechischer Werke in der Malerei erscheinen 1755 in Dresden. Aber so richtig keimen seine Gedanken im 19. Jahrhundert auf. Die Antike hat Winckelmann übrigens in Italien entdeckt, in Neapel und Pompeji. Und auch dort sorgt er für Wirbel. Er wird vom Papst zum Aufseher der Altertümer im Staat ernannt.

Natürlich wird längst nach einem raphaelitischen Epochenvorbild in der Musik gefahndet. Nicht nur die darbende Malerei, auch die verkommene Kirchenmusik muss vor dem Absturz gerettet und erneuert werden. Palestrina kommt ins Fadenkreuz. Seiner „reine Kompositionen“ wegen, seines

„seraphischen Tons“.

Aber angefangen hat die romantische Renaissance (!) mit dieser Musik:

Musik 4.1

Gregorio Allegri: Miserere The Tallis Scholars Leitung: Peter Philips CDGIM 339 - Gimell Länge: 3‘00

Das Miserere von Gregorio Allegri mit den Tallis Scholars.

Was ist diese Psalmvertonung schon als eines der großen Mysterien Roms, genauer der Sixtinischen Kapelle gefeiert worden! Der Mythos-Hype kommt einem ja fast aus den Ohren raus!

Sie haben jetzt vier Zeilen von Allegris vertontem Miserere gehört. Immer im Wechsel zwischen gregorianischem Gesang und einer zugegeben mystisch schön, sprich einfach vierstimmig gesetzten Chorzeile, die immerhin im dritten Vers beim Diskantisten eine himmlische Wendung bis zum hohen c vollzieht. Hier im Fernchor zu hören.

Das ist das Schema.

Und wiederholt sich weitere 10 Minuten lang. Immer nach dem selben musikalischen Rezept. Nur der Text des 50. Psalms für die Karwoche, der seinen Titel dem ersten Wort verdankt, verändert sich.

Also ein einfaches Rezept. An dem besonderen Ort, mit akustischem Ferneindruck und verklärendem Hall, dazu der Blick zu sagenhaften Deckenfresken... Nachvollziehbar, dass sich der Eindruck ins Unermessliche steigert. Und da spielt Musik vielleicht nicht die wichtigste Rolle.

Das Miserere im Dienst Papst Urbans VIII für die Karwoche entstanden, wird jedenfalls zum Ereignis und zur Legende einer magischen Musica secreta! Der Papst befiehlt angeblich unter Androhung schwerer Strafen, dass diese Musik die Sixtinische Kapelle nicht verlassen dürfe. Und das macht den Mythos dann riesengroß: Ein 14jähriger Wolfgang Amadeus memorisiert die Musik beim Hören und schreibt sie später auf...

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3 Da von den vier Zeilen lediglich zwei mehrstimmig gesetzt sind. Die anderen sind einstimmige Gregorianik. 5 Mal wird die Chose wiederholt. So ganz schwer war die Aufgabe nicht! Das Miserere kursierte möglicherweise schon zu Mozarts Zeiten in Abschriften. Ein Jahr nach Mozarts Besuch veröffentlicht der Musikreisende Charles Burney ganz offiziell eine Version in London (in einer Sammlung 1771). und angeblich nicht die Mozartfassung. In der Allgemeinen Musikzeitung in Leipzig wird in einem anonymen Brief berichtet, wo und wie die Allegri-Musik zu haben sei. Und Burneys Sammlung wird in Leipzig 1809 gleich noch mal neu aufgelegt.

So ist es denn kein Wunder, wenn Christian Friedrich Daniel Schubarth in seinen Ideen zur Ästhetik einer Tonkunst 1777/8 bereits feststellen kann, dass Allegris Miserere in fast allen katholischen Kirchen an Karfreitag zu hören sei.

Und nochmals eine Lobeshymne: Das Miserere sei unschlagbar, weil „es mit so himmlischem Gefühl komponiert sei, dass es nie aufhört Wirkung zu haben. Es lässt Herzen für die Andacht glühen...“

Und Wilhelm Heinrich Wackenroder stilisiert Allegris Miserere in den Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders zum Inbegriff des wahren Kirchenstils. Es evoziere die Kirchenmusik der Renaissance durch seinen gregorianischen Choral, „der wie ein ewiges Miserere mei Domini in langsamen Akkorden die Pilgerzüge durch das Tal der Tränen und Sünden begleite.“

Als Franz Liszt Mitte des 19. Jahrhunderts in der Sixtinischen Kapelle steht, schlägt ihn der Mythos immer noch in den Bann. Vor seinem geistigen Auge erscheinen Allegri und Mozart. Und er hört auch Allegris Miserere, sowie Mozarts Ave verum. Die Idee zu einer Komposition entsteht: À la chapelle Sistine ...

Musik 4.2

Franz Liszt: À la chapelle Sistine HS 461 Leslie Howard, Klavier

CDA66438 - Hyperion Länge: 5‘24

… das Ave verum von Mozart deutlich zu erkennen. Ein ähnlich auratischer Chorsatz wie Gregorio Allegris Miserere, das Franz Liszt in die eben gehörte Klavierimpression À la chapelle Sistine schon eingearbeitet hat. Im Miserere käme das Elend und die Angst der Menschen zum Ausdruck, so Liszt.

Im Mozart würde die unendliche Barmherzigkeit und Güte Gottes spürbar. Ging es Liszt um religiöse Inbrunst, um historische Begeisterung für bestimmte Kirchenmusikkompositionen, hatte er die Vision einer neuen Kirchenmusik im Kopf, oder war er einfach nur der Komponist Franz Liszt, der hier ganz persönliche Eindrücke verarbeitet hat?

Die Idee der Wiedergeburt einer perfekten Kirchenmusik aus dem Geist der Renaissance vibriert bereits Ende des 18. Jahrhunderts in so manchen Köpfen. Die Frühromantik, der frühe Jenaer Kreis mit den Schlegelbrüdern, Wackenroder, Tieck, weiteren Literaten und Philosophen, sie arbeiten am Beginn des 19. Jahrhunderts am Mittelaltermythos und stilisieren die Renaissance-Kunst zum Schlüssel einer Erneuerung. Katholisch naiv, protestantisch sentimental, darf es sogar sein. Die Nazarener unter Friedrich Overbeck und Franz Pforr siedeln nach Rom über und lassen sich die Haare wachsen während sie im Geiste Raphaels malen.

Nur die Musikwelt hat ein Problem. Allegri kann kein Raphael sein. Auch wenn das Miserere Mythos ist, was hat Allegri denn sonst noch komponiert. Mit diesem einen Werk kann er kein glaubhaftes Epochenvorbild für einen Stil liefern! ETA Hoffmann und der Musikbegeisterte Heidelberger Jurist Justus Thibaut begreifen die Lage. Sie finden die Frontfigur für das musikalische goldene Zeitalter in der Kirchenmusik, das jetzt eingeläutet werden soll … Palestrina: Denn dieser Raphael der Musik

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4 hat seinen Werkkatalog gefüllt. Er hat eine Messe auf päpstlichen Befehl komponiert, die nach dem berüchtigten Tridentiner Konzil schon einmal die Kirchenmusik wieder auf richtige Fundamente gestellt hat. Die Missa Papae Marcelli. Noch sagenhafter ist sein Stabat Mater ….

Musik 4.3

Giovanni Pierluigi Palestrina: Stabat Mater Schola Cantorum of Oxford

Leitung: Jeremy Summerly 8.550836 NAXOS

Länge: 9‘25

„Stille Größe“ - „edle Einfalt“ mit einer Folge konsonierender vollkommener Dreiklänge. Ein einfaches Rezept mit großer Wirkung.

In Palestrinas Musik trifft eben jeder Akkord den Zuhörer mit der ganzen Gewalt. „Er ist wahrhaft kindlich, fromm, stark und mächtig, echt christlich wie die Malerei von Pietro von Cortona und unser Albrecht Dürer.“ Das schreibt ETH Hoffmann in seinen Auslassungen über Alte und neue Kirchenmusik (Serapionsbrüder II. Vierter Abschnitt)

Das Stabat Mater von Palestrina, hier von der Schola Cantorum of Oxford gesungen, sei neben der Missa Papae Marcelli eines der Gipfel-Werke Palestrinas, findet Franz Xaver Witt. Und das Stabat mater sei das Beste, denn hier seien die Forderungen des Tridentinischen Konzils perfekt umgesetzt: „Pathos bei textlicher Klarheit und ein wahrhaft liturgisch-dramatischer Fluss!“, so Witt, Theologe, Lehrer für Choralgesang und Mitbegründer der Cäcilienbewegung.

Die schreibt sich die Erneuerung der Kirchenmusik aus dem Geiste Palestrinas und der Kirchenmusik der Renaissance Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Fahnen. Witt ist Mitbegründer des Cäcilienvereins. Und er steht 20 Jahre als Generalpräses – mit kurzen Unterbrechungen – dem Verein vor. Der Gottesdienst sei das höchste, so Witt. Gefeiert mit Chormusik im Geiste Palestrinas.

Dafür werden Singvereine ins Leben gerufen, die sich vom ‚gemeinen Publico entfernt halten sollen‘, damit die Ausbildung des reinen Gesanges schon bei den Ausführenden beginnt. Schreibt der Jurist Justus Thibaut. Er ist mit seiner Schrift Über die Reinheit der Tonkunst einer der Vorkämpfer der Cäcilienbewegung. Thibaut gründet in Heidelberg auch einen Singverein: „Der reine Kirchenstyl könne nur durch Privat=Vereine gefördert werden!“

Und zeitgenössische Komponisten haben die Singvereine ernst genommen.

Otto Nicolai ist einer derjenigen, die im Palestrina-Stil für Thibauts Singverein komponiert haben.

„Damit die Herzen in der Andacht glühen...“ Bekannt ist Nicolai durch seine lustigen Weiber von Windsor. Das passt ja wie die Faust aufs Auge. Aber Nicolai ist vor seiner Opernkomponistenzeit auch mal Organist der Hofkapelle der preußischen Gesandtschaft beim deutschen Botschafter im Vatikan. Nicolai nimmt dort Kontrapunktunterricht. Und sein Lehrer Abbate Giuseppe Baini ist Kapellmeister der päpstlichen Kapelle. Zudem Palestrina-Experte. Er pflegt das Erbe Palestrina und ist auch der erste Palestrina Biograf. „Er hat ein hervorragendes Wissen über Palestrina und die Alte Musik“, schreibt Nicolai seinem Vater nach Hause. „Und Baini meine, deutsche Komponisten sollten bezogen auf Kirchenmusik dessen Stil durchaus nachahmen…“

Und Nicolai komponiert. Natürlich vermeidet er unvorbereitete Dissonanzen, verminderte Septakkorde und banale melodische Figuren… alles „unpalestrinasch“, wie er sagt...

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5 Musik 4.4

Otto Nicolai: Pater noster op. 33 Kammerchor CONSONO

Leitung: Harald Jers

WDR 6188372104.001.001 Länge: 5‘21

Ein Pater noster 1836 komponiert von Otto Nicolai. Und ganz bewusst „palestrinasch“. Heißt, mit homophonen oder modal harmonisch klaren Fortschreitungen. Palestrinas Pater noster hat dabei als Vorbild gedient. Ebenfalls mit doppeltem Chor und ähnlichem Verlauf in der Textbehandlung in Kombination von Einzel und Paarstimmen beider Chöre, die wir auch schon im Palestrinas Stabat Mater gehört haben….

In der SWR2 Musikstunde – mit Sabine Weber - geht es heute um die Erneuerung der Kirchenmusik im Stile Palestrinas. Ein Phänomen des deutschen 19. Jahrhunderts.

Otto Nicolai hat übrigens in der legendären Wiederaufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Matthäuspassion mitgewirkt. Nicolai hat die Bass-Partie gesungen. Mendelssohn-Bartholdys Engagement für die Wiederbelebung früherer Stile hatte Durchschlagkraft. Wobei die Matthäuspassion für Mendelssohn keine liturgische Musik, sondern Konzertmusik dargestellt hat.

Mendelssohn hat übrigens wie Franz Liszt in der Karwoche auch einmal in der Sixtinischen Kapelle gestanden. (1831) Durchaus kritisch merkt er aber sofort, dass der Zauber hier und die Wirkung der Musik im Sinne eines Gesamtkunstwerkes vor allem dem besonderen Ort zu verdanken sei.

Guiseppe Baini führt Palestrina im Repertoire. Also hört Mendelssohn auch Palestrina. Das Improperia expectavit cor meum zu fünf Stimmen aus Palestrinas Offertoria totius anni muss Mendelssohn schwer beeindruckt haben. Vielleicht, weil sein Gönner Johann Wolfgang von Goethe in seiner Italienischen Reise auch schon davon schwärmt.

„Ich verstehe jetzt Goethes Kommentare“, schreibt Mendelssohn nach Hause. „Das ist höchste Perfektion in einer Musikzeremonie, in der alles im kompletten Einvernehmen steht.“ Wieder in Deutschland und inzwischen Musikdirektor von Düsseldorf durchpflügt Mendelssohn die Musikarchive nach Palestrinas Improperia. Er soll nach Elberfeld, Bonn sogar Köln gereist sein. Es schien ihm für die protestantische Liturgie nutzbar.

Ob er es gefunden hat, weiß ich nicht. Sein Tu es Petrus, posthum veröffentlich – daher die hohe Opuszahl 111 - ist mit Palestrina in Verbindung gesetzt worden. Der Musikschriftsteller Wolf Kunold meinte, dass Mendelssohn hier versuche, den Palestrina Sound mit modernen Mitteln zu erreichen.

Da kann auf das Orchester natürlich nicht verzichtet werden.

Musik 4.5

Felix Mendelssohn-Bartholdy: Tu es Petrus, Motette für Chor und Orchester op. 111 Kammerchor Stuttgart

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Leitung: Frieder Bernius

83.216 CARUS / SWR M0557091 01-A-009 Länge: 6‘36

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6 Ein Palestrina wie Mendelssohn Palestrina vorschwebt. Tu es Petrus mit dem Kammerchor Stuttgart und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Die Leitung hatte Frieder Bernius, in dessen beeindruckender Diskographie Mendelssohn großen Raum einnimmt.

Vier bis fünf Jahre seines kurzen Lebens hat sich Mendelssohn mit geistlicher Renaissance- und Barockmsuik auseinandergesetzt. Mendelssohn hat in Berlin über die Verbindung zu seinem Lehrer Zelter Kontakt zu der von Zelter geleiteten Sing-Akademie. Was Mendelssohns Stilgefühl für eine wahre Kirchenmusik fundamental prägt. Und auch Justus Thibaut! Dessen Über die Reinheit der Tonkunst er gelesen hat. Da schwärmt Thibaut nicht nur von Palestrina sondern auch von Scarlatti.

Im besonderen Scarlattis Tu es Petrus. Kurz nach einem Besuch in Heidelberg bei Thibaut - 1827 - komponiert Mendelssohn auch das eben gehörte Tu es Petrus.

Allerdings ist auch eine kritische Distanz zur a capella Musik Palestrinas festzustellen. Mendelssohn hatte seinen eigenen Kopf. Alte Musik formiert sich nicht im historistischen Sinne, als pure Nachahmung, sondern wirkt mit in einem Konzept für die eigene Musiksprache.

Die Drei Kirchenmusiken op. 23 komponiert Mendelssohn ebenfalls noch für Zelters Singakademie.

Die späteren Kirchenmusiken entstehen für den Domchor in Berlin. Denn 1842 nimmt Mendelssohn für zwei Jahre den Posten des Generalmusikdirektors am preußischen Hof an.

Und macht er Palestrina doch noch zum Role-Model Kirchenmusik? Findet er seinen Improperia- Stil für Berlin. Mendelssohn akzeptiert jedenfalls, dass liturgische Musik a cappella sein muss. Fanny Hensel berichtet, ihr Felix habe für den Domchor einen zweiten Psalm komponiert (op 78), der sehr schön, sehr gregorianisch und sehr sixtinisch sei…

Und vielleicht hören wir jetzt auch die deutlichste Synthese eines Palestrina-Ideals mit dem protestantischen Choral. Und die Psalmvertonung Mein Gott, warum hast Du mich verlassen wird auch 1844 an Karfreitag im Berliner Dom aufgeführt. Das hat sicherlich einen Bezug zu Mendelssohns Karfreitagserlebnis in der Sixtinischen Kapelle

Zudem: der Responsoriale Beginn – Chor/Solisten im Wechsel - erinnert an Allegris Miserere mit den gregorianischen Zeilen...

Musik 4.6

Felix Mendelssohn-Bartholdy: Nr. 3: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen aus: 3 Psalmen für Soli und Doppelchor zu je 4 Stimmen a cappella op. 78

Kammerchor Stuttgart Stuttgarter Kammorchester Leitung: Frieder Bernius

83.105 CARUS / SWR M0108516 01-A-007 Länge: 7‘38

Die Psalmvertonung Mein Gott warum von Felix Mendelssohn-Bartholdy 1844 an Karfreitag im Berliner Dom aufgeführt, in seinem letzten Jahr als Generalmusikdirektor am preußischen Hof. Mit dem Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius.

Wir sind im SWR2 Musikstunden-Finale. Und Mendelssohn übergibt die Staffette an einen Palestrina-Verehrer aus dem Rheinland. Franz Nekes, der als viertes von neun Kindern eines Töpfermeisters 1844 in Essen geboren wurde. Der Theologe und Komponist Franz Nekes hat die Reformbewegung des Cäcilianismus zuletzt in Aachen als Stiftsvikar und Chordirigent am dortigen Münster gefördert.

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7 Immer dem Motto folgend: „Ein Polyphoniker, der durch die Schule Palestrinas groß geworden ist, kann nicht unkirchlich schreiben!“

Als kompositorischer Autodidakt komponiert Nekes sein Leben lang Motetten und Messen. 1904 für Aachen die Missa O crux ave für Sopran, Alt, jeweils zwei Tenöre und Bässe. Sie ist eine der populärsten Messen im Gesamtschaffen von Nekes. Bei einer Generalversammlung des Cäcilienvereins in Köln uraufgeführt wird sie gelobt. Hier sei der Palestrinastil in höchster Vollendung lebendig geworden. Nekes hat sie groß angelegt. Ein ausgedehntes Kyrie im Stile Palestrinas mit lang gebildetem Kyrie-Eleison-Thema, das die Stimmen genau imitieren. Im weiteren Verlauf werden Stimmen oft in Blöcke aufgeteilt. Es gibt Wechselspiele zwischen Chorgruppen. Das Et incarnatus ist dann vollstimmig. Kleine melodische Freiheiten im Sopran und Tenor. Bemerkenswert vor allem das große Amen!

Musik 4.7

Franz Nekes: Credo aus: Missa O crux ave op. 30 Coro Piccolo

Leitung: Victor Scholz WDR 6092498101.001.001 Länge: 5‘17

„Palestrina redivivus“ wurde Franz Nekes in seiner Zunft auch genannt, weil er noch im 20.

Jahrhundert im Palestrina-Stil en nuce oder pur komponiert hat. „Talent, Geschmack, Fleiß und kirchlicher Ernst schaut aus jeder seiner Zeile,“ lobt ihn dafür Franz Xaver Witt, ebenfalls Cäcilianer und Messkomponist. Wir hörten zum Schluss einen Ausschnitt aus dem Credo der Missa O curx ave von Franz Nekes, das mit einem großen Amen endet. Victor Scholz leitete den Coro Piccolo.

Nach diesem musikalischen Schlusswort entlasse ich Sie in den weiteren Sendungsverlauf hier auf SWR2. Morgen in unserer letzten Folge geht es um Zitat-Collagen und einige kuriose Momente zum Thema alte Musik neu gedacht. Es darf auch gelacht werden.

Ich freue mich, wenn Sie wieder dabei wären und sage Tschüss bis morgen“

Ihre

Sabine Weber

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