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Massive BN-Kritik am flächigen Gifteinsatz

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Landesfachgeschäftsstelle Bauernfeindstr. 23 90471 Nürnberg Tel. 0911/81 87 8-0 Fax 0911/86 95 68

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Nürnberg, 02. Mai 2019 PM 050-19/LFG

Wald

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BEGIFTUNG GEGEN SCHWAMMSPINNER - STAATSREGIERUNG FÖRDERT INSEKTENSTERBEN IN EICHENWÄLDERN

MASSIVE BN-KRITIK AM FLÄCHIGEN GIFTEINSATZ

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) kritisiert massiv, dass die Forstverwaltung Eichenwälder mit dem Pestizid Mimic (Wirkstoff Tebufenozid) wegen einer Mas- senvermehrung des Schwammspinners vergiftet. Davon sind Eichenwälder auf einer Fläche von ca. 1.600 Hektar in etlichen Landkreisen in Ober-, Mittel- und Unterfranken betroffen. „Derartige flächige Vergiftungen der Eichenwälder vom Hubschrauber aus sind vor dem Hintergrund des sehr erfolgreichen Volksbegeh- rens „Artenvielfalt“ überhaupt nicht mehr zeitgemäß und ein verheerendes Signal zum Abschluss des Rundes Tisches Arten- und Naturschutz“, kritisiert Martin Geil- hufe, Landesbeauftragter des BN. „Wir kritisieren diese flächigen Vergiftungen der artenreichen Eichenwälder massiv, weil dadurch das Artensterben gefördert wird, sogar in Schutzgebieten, in denen Arten eigentlich geschützt werden müss- ten.“ Dies steht in klarem Widerspruch zum erklärten Willen der Staatsregierung die Artenvielfalt zu fördern, deren Glaubwürdigkeit in Sachen Artenschutz damit auf dem Spiel steht. „Wir halten die Vergiftungen der Eichenwälder für unverant- wortbar, weil das Risiko minimal ist, dass Eichenwälder durch den Schwammspin- nerfraß flächig absterben“, so Ralf Straußberger, Waldreferent des BN. „Wir kriti- sieren zudem, dass die Eichenwälder vergiftet wurden, ohne dass für die be- troffenen Flächen hinreichend erfasst wurde, ob schützenswerte und gefährdete Arten vorkommen.“ Das Pestizid wirkt nicht selektiv nur auf Schwammspinner- raupen, sondern kann alle an Blättern freifressenden Insekten, wie z.B. Schmet- terlingsraupen töten. Mit diesem Insektensterben verlieren auch viele Fleder- maus- und Vogelarten sowie Insektenarten wie der Laufkäfer Großer Puppenräu- ber wesentliche Teile ihre Nahrungsgrundlage, weil sie sich auch von Schmetter- lingsraupen ernähren.

Staatlich organisiertes Insektensterben im Wald mit vielen Verfahrensmängeln „Wir kritisieren, dass die Forstverwaltung das Insektensterben im Wald forciert, ohne dass sie bisher belegen kann, dass die flächigen Gifteinsätze notwendig sind, um die Eichenwälder in ihrer Substanz zu erhalten“, so Straußberger. Der Fraß durch die Schwammspinnerraupen kann zwar auch zum Kahlfraß führen. Da die Eichen aber im Sommer i.d.R. einen Johannistrieb ausbilden, kommt es bei einem reinen Schwammspinnerfraß regelmäßig nur zum Ausfall einzelner Bäume. Dies schätzt selbst die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft so ein, dass sich die Ausfälle im Rahmen der üblichen Durchforstungen bewegen dürften.

„Auch wenn wir nachvollziehen können, dass sich Waldbesitzer um ihren Wald sor-

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gen, bedauern wir deren Entscheidungen ihre Wälder vergiften zu lassen“, so Geil- hufe. Als besonders kritisch sieht der BN, dass die nach europäischen und nationa- len Naturschutzgesetzen und –vorgaben erforderlichen Erfassungen von Schmetter- lingen, Fledermäusen und Vögeln nicht wie vorgeschrieben für die Einzelflächen durchgeführt wurden. „Wenn die Forstverwaltung es ernst meint mit ihrer Antwort auf eine Anfrage aus dem Landtag1, dass grundsätzlich Gebiete mit bekanntem Vor- kommen gefährdeter Schmetterlinge vom Insektizideinsatz ausgenommen werden sollen, dann muss sie die betroffenen Gebiete auch auf entsprechende Vorkommen untersuchen und darf nicht wie bisher „beide Augen“ zudrücken“, so Straußberger.

Der BN kritisiert auch methodische Mängel, die es unmöglich machen zu beurteilen, ob die Schwammspinnermassenvermehrung bereits am Zusammenbrechen ist, was einen Gifteinsatz überflüssig machen würde. „Wir halten es für völlig inakzeptabel, dass wir als BN bis zum Beginn der Vergiftungen trotz mehrfacher Nachfrage von den Forstämtern und vom Forstministerium keine aktuellen Informationen erhal- ten, welche Flächen von dem Gifteinsatz konkret betroffen sind“, kritisieren Geilhu- fe und Straußberger.

Drohendes Insektensterben in artenreichen Eichenwäldern

Die Vergiftungsaktionen in Eichenwäldern sind besonders gravierend, weil die Eiche von allem Baumarten den mit Abstand höchsten natürlichen Insektenreichtum aufweist. Auf keiner anderen heimischen Baum- oder Pflanzenart leben mehr Insek- tenarten als auf der Eiche. Vor allem bei pflanzenfressende Gliederfüßler-Arten ist die Vielfalt enorm: 305 Schmetterlingsarten, 208 Käferarten, 45 Gallwespen, 39 Wanzen, u.a.m.. Insgesamt sind es in Deutschland 699 Arten2, die durch ein Fraßgift wie Mimic besonders bedroht sein können. Die Vergiftungsaktionen der Eichenwäl- der treffen alle frei fressenden Insektenarten, die sich von Blättern der vorhande- nen Bäume, Sträucher, Gräser und Kräuter in diesen Wäldern ernähren, die mit dem Fraßgift benetzt werden. Wegen der Vielfalt an Insekten, Fledermaus- und Vogelarten stehen viele Eichenwälder unter Schutz.

Für Rückfragen:

Dr. Ralf Straußberger, BN-Waldreferent, Mobil 0171-738 17 24

1Antwort Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf Anfrage MdL

Ganserer, Grüne vom 01.02.2018

2 Brunk, I., Sobczyk, T. & Lorenz J. (2017): Schutz des Naturhaushaltes vor den Auswirkungen der An- wendung von Pflanzenschutzmitteln aus der Luft in Wäldern und im Weinbau; Umweltbundesamt Texte 21/2017, 250 S.

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