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„Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler?“ Völkermord als gesellschaftliche Verantwortung

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Academic year: 2022

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Ein Unterrichtsmaterial von _erinnern.at_

Adaption des Unterrichtsmaterials für Berufsschulen

„Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler?“

Völkermord als gesellschaftliche Verantwortung

Edith Margit Winkler

Fotos: Jehudith Hübner

IMPRESSUM

_erinnern.at_, Kirchstraße 9/2, 6900 Bregenz

Projektteam: Ines Brachmann und Axel Schacht (Autor_innen Unterrichtsmaterialien), Martin Krist, Werner Bundschuh, Werner Dreier, Maria Ecker-Angerer

Grafik: Sabine Sowieja Lektorat: Sigrid Vandersitt

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„Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler?“

Adaption des Unterrichtsmaterials für Berufsschulen

Eine Adaption der Unterrichtsmaterialien „Wer ist Schuld am Tod von Edith Winkler“ wirft unweigerlich die Frage auf, was den Unterricht an Berufsschulen auszeichnet, das eine solche Adaption notwendig erscheinen lässt. Grundsätz- lich folgt die Verwendung der Unterlagen in Berufsschulen die gleichen Prämis- sen wie in der 8. Schulstufe einer AHS oder eine NMS:

Erstens erfolgt die Annäherung an die Geschichte des Holocaust über indivi- duelle Biographien und schafft so einen persönlicheren Zugang als über Daten und Fakten. Zweitens umfasst die Bandbreite der handelnden Personen TäterIn- nen, NS-UnterstützerInnen, MitläuferInnen mit der Aussicht auf persönlichen Vorteil, Zu- und WegseherInnen bis hin zu Menschen, die Verfolgten geholfen haben. So wird der nationalsozialistische Massenmord eher als gesellschaftli- cher Prozess und weniger als isoliertes, geheim gehaltenes Verbrechen begreif- bar. Drittens wirft die Diskussion über Entscheidungen und Entscheidungs- spielräume der AkteurInnen Fragen nach gesellschaftlicher Verantwortung auf.

Diese grundlegenden Vermittlungsziele der Materialien bleiben auch bei ihrer Verwendung in Berufsschulen gleich.

Dabei gewonnene Erfahrungen zeigen jedoch, dass es an Berufsschulen beson- dere Voraussetzungen für historisch-politische Bildung gibt, die bei der Verwen- dung geeigneter Handreichungen zu beachten sind:

1. die Klassen in Berufsschulen sind meist sehr heterogen

2. die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist in Berufsschulen nicht in einen allgemeinen Geschichteunterricht eingebettet.

3. die zeitlichen Ressourcen für historisch-politisches Lernen sind an Berufs- schulen sehr beschränkt.

1. Heterogenität:

Selbstverständlich ist jede Gruppe heterogen – auf Berufsschul-Klassen trifft dies aber in besonderem Maße zu: bezüglich des Alters der SchülerInnen, ihren sprachlichen Fähigkeiten, ihrem historischen Vorwissen und ihrem Interesse an Geschichte. Während etwa BerufsschülerInnen, die ihre Lehre nach der Matura beginnen, oft sehr viel historisches Wissen (vor allem zu zeitgeschichtlichen Themen) mitbringen, haben Jugendliche ohne Hauptschulabschluss oft schon Schwierigkeiten mit einer groben zeitlichen Einordnung des Nationalsozia- lismus und stützen ihr Geschichtsbild auf problematisches Halbwissen. Dazu kommen oft sprachliche Probleme, sei es, weil SchülerInnen noch nicht lange Deutsch sprechen oder weil es an Lesekompetenz mangelt.

2. Historisches Lernen im Rahmen des Unterrichtsfaches Politische Bildung Während an NMS und AHS das Lernen über die Shoa eingebettet ist in regel- mäßig stattfindenden Geschichtsunterricht und LehrerInnen und SchülerInnen kontinuierlich Geschichtsbilder analysieren, reflektieren und neu ausbilden, liegt der Geschichtsunterricht für BerufsschülerInnen oft schon Jahre zurück.

Nichtsdestotrotz existieren meist konkrete Vorstellungen von Geschichte, gefestigte Meinungen und klare Bewertungen. Viele Jugendliche und junge Erwachsene begegnen historisch-politischem Lernen mit Skepsis oder

Ablehnung, vor allem wenn es mit einer hohen moralischen Erwartungshaltung der Lehrperson verbunden ist. Gleichzeitig besteht ein hohes Interesse daran, Wissenslücken zu füllen, historische Prozesse und Diskussionen zu begreifen und die eigene (Familien)Geschichte in die historische Entwicklung der Gesell- schaft einordnen zu können.

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3. Beschränkte zeitliche Ressourcen

Im seit 2016 gültigen Rahmenlehrplan ist Zeitgeschichte kein eigenes Themen- gebiet für den Unterricht, doch sind „zeitgeschichtliche Entwicklungen (…) unter Beachtung der Bedeutung der historischen Dimension der zu behandelnden Themenbereiche, insbesondere der Demokratie und Menschenrechte, in den Unterricht zu integrieren.“ Im Vergleich zu NMS oder AHS bleibt trotz dieser klaren Vorgabe nicht besonders viel Raum für Auseinandersetzung mit Zeitge- schichte und der Zeit des Nationalsozialismus. Zusätzlich erschwerend wirkt der Umstand, dass diese Auseinandersetzung oft in 50-Minuten-Blöcken geschehen soll.

Die vorliegende Adaption versucht auf diese besonderen Umstände einzuge- hen. Erstens, indem 20 biographische Texte und die Biographie von Edith Wink- ler in einfachere Sprache übersetzt und so auch für Lehrlinge mit sprachlichen Schwierigkeiten verständlich gemacht wurden. Zweitens, indem didaktische Methoden vorgeschlagen werden, die unterschiedliches Vorwissen berück- sichtigen und zum Lernen voneinander anregt. Drittens, indem ein flexibles Stundenbild erstellt wurde, dessen einzelnen Bestandteile den Bedürfnissen der Lehrlinge und zeitlichen Vorgaben entsprechend neu angeordnet werden können.

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