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Warum mach' ich das eigentlich… - Motivation, Leitlinienkoordinator zu sein

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Academic year: 2022

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Warum mach' ich das eigentlich… - Motivation, Leitlinienkoordinator zu sein

Cathleen

Muche-Borowski

1

1 AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement

Text

Hintergrund

„Bitte dokumentieren Sie, in welchen Datenbanken, mit welchen Suchbegriffe Sie gesucht haben.“

„Bitte ergänzen Sie, wie der formale Konsensfindungs- prozess im Detail abgelaufen ist und wie die Neutralität des Moderators gewährleistet wurde.“

„Bitten geben Sie an, wer die Bewertung der Angaben zu den Interessenkonflikten vorgenommen hat.“

So oder ähnlich können die Rückmeldungen zu eingereich- ten Leitlinien nach Prüfung durch das AWMF-Institut für medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi) an die Leitlinienkoordinatoren aussehen.

Die Leitliniengruppe und vor allem die LL-Koordinatoren freuen sich, dass die Leitlinie fertig gestellt ist und bei der AWMF zur Publikation eingereicht werden kann. Und dann fehlt manchmal noch was…

Alle 14 Tage wird jede eingereichte Leitlinie von den Mitarbeiterinnen des IMWi nicht nur formal nach den er- reichten Punktwerten (Leitlinienbewertung nach dem Deutschen Leitlinienbewertungsinstrument) besprochen, sondern auch hinsichtlich der eigenen Erfahrungen mit den Leitliniengruppen und ggf. den Möglichkeiten einer Lösungsfindung. Immer mit dem Ziel, die qualitativ guten Leitlinien zeitnah nach Einreichung ins Register der AWMF aufzunehmen, und dabei die Anforderungen, die Gleich- behandlung aller Gruppen und die möglichen Ressourcen nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Erfüllung der Anforderungen nach dem AWMF-Regelwerk für die entsprechende Klas- sifikation und der zumutbaren „Zusatzleistung“, in der Regel durch den Leitlinienkoordinator, bei dem schon so großen geleisteten ehrenamtlichen Engagement.

Fragestellung

Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage, welches die Beweggründe für Leitlinienkoordinatoren sind, diese zusätzlichen Aufgaben zu übernehmen; und dies nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive, sondern das In- teresse galt auch der nicht-wissenschaftlichen, persönli- chen Motivation.

Methodisches Vorgehen

Im Oktober 2015 wurden die Koordinatoren von den von der Autorin betreuten Leitlinienprojekten angefragt, ob sie diese Umfrage unterstützen würden. Von 15 Angefrag- ten haben innerhalb von zwei Tagen 13 Koordinatoren eine positive Rückmeldung gegeben. Per e-mail wurde danach ein 2-seitiger Fragebogen mit insgesamt 8 (3 geschlossenen und 5 offenen) Fragen verschickt. Dieses Vorgehen bietet im Vergleich zum Interview eine größere zeitliche Unabhängigkeit. Gefragt wurde danach, ob die Funktion selbst gewählt wurde oder von anderen ein Vorschlag erfolgte. Weiterhin bezogen sich die Fragen auf wissenschaftliche und nicht wissenschaftliche Aspekte, die stärkste Motivation, die Leitlinienkoordinati- on zu übernehmen, die wichtigsten Barrieren und dahin- gehend gefundene Lösungsansätze. Alle Fragebögen wurden vollständig ausgefüllt bis Ende Oktober 2015 zurückgeschickt. Die anonymisierten Antworten wurden fragenbezogen zusammengestellt und inhaltsanalytisch zusammengefasst.

Ergebnis

Von 13 Leitlinienkoordinatoren haben fünf ihre Funktion selbst gewählt, vier wurden durch den jeweiligen Fachge- sellschaftsvorstand beauftragt und drei sind den Bitten anderer (z.B. einer Steuergruppe) nachgekommen. Ein Leitlinienkoordinator ist aufgrund des Ausfalls der Koor- dination im Amt nachgerückt.

1/3 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2015, Vol. 12, ISSN 1860-4269

Mitteilung

OPEN ACCESS

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Über die Hälfte der befragten Koordinatoren (7/13) sind auch gleichzeitig Leitlinienbeauftragte ihrer Fachgesell- schaft.

Auf die Frage„Welche wissenschaftlichen Aspekte spielen für Sie eine Rolle, Leitlinien-Koordinator zu sein?“konn- ten die Antworten inhaltlich wie folgt zusammengefasst und, wie nachfolgend inTabelle 1dargestellt, kategori- siert werden. Das stärkste Interesse gilt der Versorgungs- forschung hinsichtlich der Verbesserung der Versorgung und der Qualität.

Eine weitere wichtige Frage waren die nicht-wissenschaft- lichen Aspekte, die eine Rolle spielen, Leitlinien-Koordi- nator zu sein. InTabelle 2sind die Kategorien inhaltlich zusammenfassend dargestellt. Zum Teil gleichen sich wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Aspekte, aber auch andere Kategorien, wie die eigene Position in der Fachgesellschaft und gegenüber Kolleginnen und Kollegen, konnten gebildet werden.

Auf die Frage„Was ist für Sie die stärkste Motivation, was treibt Sie an, die Leitlinienkoordination Ihrer Leitli- nie(n) zu übernehmen?“zeigten sich fast exakt die glei- chen Kategorien wie bei den wissenschaftlichen Aspek- ten: Neben der Verbesserung der Versorgung sind die Wissensvermittlung und das eigene wissenschaftliche Interesse die stärksten Motivatoren (Tabelle 3).

Zum Abschluss sollten die Befragten Barrieren benennen, die sie als Leitlinienkoordinator sehen. Einige gaben auch mögliche Lösungen an. Zu wenig Zeit steht für die anste- henden Aufgaben wie Literatur zu lesen sowie sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen zur Verfügung:

Fast alle Befragten sehen den Zeitaspekt / Zeitdruck / Zeitmanagement neben voller klinischer Anforderung als größte Barriere im Amt des Leitlinienkoordinators (11/13). Lösungsansätze werden in der Unterstützung durch das AWMF-IMWi gesehen oder darin, dass die Fachgesellschaft mehr personelle Ressourcen zur Verfü- gung stellt. Neben der fehlenden Zeit spielt die Finanzie- rung der Leitlinien bzw. des Leitlinienprozesses eine wichtige Rolle (4/13). Entweder stehen keine finanziellen Ressourcen durch die Fachgesellschaft zur Verfügung oder man ist finanziell limitiert hinsichtlich professioneller Unterstützung im Bereich Evidenzbasierung und Leitlinien- Konferenzen. Lösungen sahen die Befragten einerseits in Klausurtagungen, bei denen intensiv gearbeitet werden kann und andererseits in dem Einwerben von Drittmitteln, die für externe Unterstützung ausgegeben werden kön- nen. Gleich häufig wie das Finanzierungsproblem wird als größte Barriere die Gewährleistung der Interdisziplina- rität gesehen (4/13): zum Teil sehr unterschiedliche In- teressen und Informationsstände / Vorkenntnisse bei den Vertretern der Fachgesellschaften / Organisationen, Schwierigkeiten mit einzelnen Persönlichkeiten umzuge- hen, die den Prozess eher blockieren als fördern sowie die Kommunikation und Zusammenführung verschiedener

Fachgesellschaften. Nicht zuletzt werden die als mühsam empfundenen Abstimmungsprozesse mit allen Beteiligten als Barriere angeführt. Hartnäckigkeit, Durchhalten und Teamarbeit mit Terminierung von Kommunikationen scheinen Lösungsmöglichkeiten zu bieten.

Als weitere Barrieren wurden genannt: die fehlenden Unterstützung sowohl innerhalb der Leitliniengruppe, aber auch allgemeiner Art (3/13) und der hohe methodi- sche Aufwand (2/13). Einzelne Befragte sahen die größte Barriere bei den Interessenkonflikten (ohne weitere Ausführung) und der fehlenden Kommunikation innerhalb der Gruppe (jeweils 1/13).

Diskussion

Innerhalb eines Monats konnte diese Befragung durch die Unterstützung der Leitlinienkoordinatoren durchge- führt werden. Neben der Verbesserung der Versorgung spielt die Qualitätsverbesserung aus der wissenschaftli- chen Perspektive eine wichtige Rolle und stellt gleichzeitig die größte Motivation dar, das Amt des Leitlinienkoordi- nators zu besetzen. Auch Fachgesellschaftsanliegen - wie die Weiterentwicklung wichtiger Themen - wurden ange- geben. Zu den stärksten nicht-wissenschaftlichen Aspekten zählen die Position in der eigenen Fachgesell- schaft, aber auch die Stellung und Positionierung gegen- über Kolleginnen und Kollegen. Zeit und Geld sind offen- sichtlich Barrieren bei der Leitlinienentwicklung, denen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, weil diese knappen Ressourcen dem aufwendigen Prozess der Leitlinienerstellung entgegenstehen. Die methodische Unterstützung durch Mitarbeiterinnen des AWMF-Instituts für medizinisches Wissensmanagement beantwortet zwar Fragen und Anliegen von Leitlinienkoordinatoren, kann das Problem aber nicht gänzlich lösen.

Allen Leitlinienkoordinatoren, die sich an dieser Befragung mit ihren ehrlichen und wertvollen Antworten beteiligt haben, gilt ein besonderer Dank. Ein großer Dank geht auch an die ganze ehrenamtliche, großartige Arbeit bei der Erstellung dieser qualitativ hochwertigen Leitlinien!

Weiterhin bedanke ich mich bei meinen Kolleginnen Dr.

Monika Nothacker und Katharina Dahl, die mich bei der Fragebogenentwicklung und beim Korrekturlesen des Textes unterstützt haben.

Korrespondenzadresse:

Dr. hum.biol. Cathleen Muche-Borowski

AWMF-IMWi c/o Philipps-Universität, Karl-von-Frisch-Str.

1, 35043 Marburg

muche-borowski@awmf.org

Bitte zitieren als

Muche-Borowski C. Warum mach' ich das eigentlich… - Motivation, Leitlinienkoordinator zu sein. GMS Mitt AWMF. 2015;12:Doc13.

DOI: 10.3205/awmf000312, URN: urn:nbn:de:0183-awmf0003122

2/3 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2015, Vol. 12, ISSN 1860-4269

Muche-Borowski: Warum mach' ich das eigentlich… - Motivation, Leitlinienkoordinator ...

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Tabelle 1:Rolle des wissenschaftlichen Aspektes

Tabelle 2:Rolle des nicht-wissenschaftlichen Aspektes

Tabelle 3: Aspekte der Motivation

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/awmf/2015-12/awmf000312.shtml

Eingereicht:16.12.2015 Veröffentlicht:18.12.2015

Copyright

©2015 Muche-Borowski. Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe

http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.

3/3 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2015, Vol. 12, ISSN 1860-4269

Muche-Borowski: Warum mach' ich das eigentlich… - Motivation, Leitlinienkoordinator ...

Abbildung

Tabelle 1: Rolle des wissenschaftlichen Aspektes

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