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Das eine ist Steinschneider's riesiges Werk: „Die hebrr

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hes icrivains juifs francais du XIV ^ siicle par Ernest Renan,

de l'Institut. Extrait de t Histoire littiraire de la France,

tome XXX {p. 352—789], XVIII u. 469 Ss. Paris, Impri-

meire nationale 1893. 4".

Das Jahr 1893 hat zwei Bücher gebracht, deren Benutzung

für jeden, der sich mit den das Mittelalter beherrschenden Ideen

beschäftigt, unerlässlich sein dürfte. Das eine ist Steinschneider's riesiges Werk: „Die hebrr. Uebersetzungen des Mittelalters etc.", das andere

ist das oben genannte, dem die folgenden Zeilen gewidmet sind.

Das Werk bildet den Abschlnss der i. J. 1877 im 27. Bande der

Hist. litt, veröffentlichten Abhandlung: ,Les Eabbins franpais du

commencement du quatorzifeme sifecle par E. Renan etc."*) Hier

wie dort ist das Material von Dr. A. Neubauer in Oxford —

der zu diesem Behufe in den Jahren 1868—73 im Auftrage der

französischen Regierung umfassende Reisen gemacht hatte — gesam¬

melt und bearbeitet, und von Renan in der vorliegenden Form

veröffentlicht worden. Renan hat zwar noch ganz kurz vor seinem

(am 2. Oct. 1892 erfolgten) Tode die letzten Correcturbogen gesehen,

das Erscheinen des Bandes jedoch nicht mehr erlebt. Wenn nun

auch der Natur des Werkes gemäss der wissenschaftliche Antheil

Renan's an demselben verhältnissmässig gering ist, kann man doch

nicht umhin die Gewandtheit zu bevrandern, mit welcher er sich

in einen für ihn immerhin fremdartigen Gegenstand hineingearbeitet

und sein gut Theil dazu beigetragen hat, ein Werk ins Dasein zu

bringen, das sich nicht nur durch imponirende Grossartigkeit, sondern

auch durch übersichtliche Anordnung und geschmackvolle Darstel¬

lung auszeichnet.

Die verschiedenen Gesichtspunkte, unter denen beide Bearbeiter

an ihr Werk gegangen sind, haben, weit gefehlt dessen innere Ein¬

heit zu beeinträchtigen, den unleugbaren Vortheil gehabt, dasselbe vor

Einseitigkeit zu bewahren. Während es Neubauers Aufgabe war,

jüdische Literaturgeschichte zu schreiben, hatte Renan mit demselben Material einen Beitrag zur französischen zu liefern. Dem Umstände,

1) In Folgenden mit I, der bier zunächst in Betracbt kommende Band ist mit II bezeichnet.

(2)

dass jeder von beiden Bearbeitern ein feines Verständniss für seinen

Theil der Aufgabe entgegenbrachte, hat das Werk es zu danken,

dass sowohl -der jüdische, als der französische Literarhistoriker, sowie

endlich der romanische Philologe es mit Nutzen studiren wird. ,Es

war,' schreibt Renan in seinen Schlussbemerkungen (S. 389), , keine

einfache Laune der Herausgeber, die rabbinische Literatur in die

Hist. litt, aufzunehmen," vielmehr galt es einen von vorn herein

aufgestellten Grundsatz zu befolgen, da die Berührungen zwischen

einem grossem Theile der jüdischen und zeitgenössischen französischen

Schriftsteller sehr enge sind. Abgesehen davon, dass manche (be¬

sonders Uebersetzungs-) Arbeiten den Anregungen christlicher Fürsten

ihre Entstehung verdanken, ist zur Beleuchtung jener Thatsache

darauf hinzuweisen, dass in Raschi's (f 1105) Commentaren

allein über 2000 französische Wörter sich finden und dass die

Schriften der sog. Tossafisten von ebensolchen und proven9alischen Ausdrücken voll sind. Ein historisch und sprachlich sehr wichtiges

Dokument ist die auf das Autodafe in Troyes 1288 gedichtete franz.

Elegie, die Neubauer 1872 in hebr. Schrift in einer Hs. des Vatiean entdeckte. Dieselbe ist mit der Bearbeitung des verstorbenen Arsäne

Darmsteter in I, 480—2 abgedruckt. Leider sind die wichtigsten

Arbeiten D.s über das in jüdischen Schriften überlieferte französiche Sprachmaterial noch unveröffentlicht; grössere Beiträge sind indessen bereits sowohl von ihm selber als auch von Neubauer in der , Romania' undBoehmers „Roman. Studien" erschienen. Verschiedene Listen franz.

und proven9al. Glossen sind in I 540—1, 554—5 erläutert.

Der Stofif im Ganzen und Grossen ist in unserem Werke

allerdings nicht zum ersten Male behandelt, sondern für einzelne

Theile bereits in den Arbeiten von Zunz, Steinschneider, Münk,

Graetz, Gross und anderen berücksichtigt. Einerseits aber ist eine

zusammenhängende Darstellung bis jetzt noch nicht versucht worden,

andererseits bringt die hier vorliegende sowohl manches ganz neue

Material, als auch zahlreiche Berichtigungen und Ergänzungen zu

älteren Untersuchungen. Insbesondere gilt dies von den für ihre

Zeit gewiss anerkennenswertben, aber für den heutigen Stand der

Wissenschaft doch unzulänglichen Forschungen von Wolf, Bartolocci,

Assemani und De Rossi. Allerdings kreuzt unser Werk, zumal

im Kapitel der Uebersetzungen, sich häufig mit Steinschneider's

oben erwähntem Buche , ist aber dennoch bequemer zu benutzen,

weil es die Arbeiten eines jeden Uebersetzers gesammelt aufführt,

während jenes nach Autoren geordnet ist.

Wie bereits aus einigen oben gemachten Bemerkungen ersicht¬

lich , ist das Werk keineswegs auf jüdische Leser ausschliess¬

lich berechnet. Eine Anzahl von Artikeln bildet ein wichtiges

GUed in der Geschichte der Bibelexegese. Es ist beachtenswerth,

dass nicht die strenger wissenschaftliche spanische, sondern die

leichter fassliche Methode Raschi's und der ihm folgenden Schule

der Tossafisten die volksthümlichere geworden ist. Die Ursache

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davon ist unschwer in dem Umstände zu erkennen, dass die französische Erklärungsweise auch haggadische Deutung zuliess und sowohl dadurch

als durch häufige Heranziehung der Landessprache auch dem Un¬

gebildeteren zugänglich wurde. Bekanntlich wurde dieselbe Methode

durch Nicolaus von Lyra auf Luther vererbt, so dass die erste

deutsche Uebertragung des ATs. mittelbar unter dem Einflüsse

Raschi's steht. — Ebensowenig geht die Grammatik ganz leer aus.

Die Arbeiten der älteren span. Grammatiker wie Menahem und Dünas

sind allerdings bereits Raschi und den Toss, bekannt, aber die Schriften

von J. Hajjüg und Ibn Ganäh blieben ihnen aus Unkenntniss der

arabischen Sprache unzugänglich. Nördlich von den Pyrenäen wurden

grammatische Studien zunächst hauptsächlich in der Provence von

den Qamhideij (12. und 13. Jhrdt.) gepflegt und dann auch allmählich ins nördliche Prankreich verpflanzt. Die Leistungen der nordfranz.

Grammatiker die sich hauptsächlich mit der Punktation der Penta-

teuch-Hss. beschäftigten, und deswegen Naqdänim genannt wurden,

waren indessen mehr mechanisch und für die Wissenschaft von

geringerer Bedeutung. Näher auf diese Schule einzugehen liegt hier

keine Veranlassung vor, da eine Aufzählung ihrer Namen nicht

nur bereits von Zunz (Zur Literatur u. Gesch. S. 110 ff.) gegeben,

sondern in unserm Werke (I, 485—8) nicht ohne mannigfache

Berichtigungen und Ergänzimgen wiederholt ist.

Ungleich wichtiger sind die Dienste, welche die Juden Prank¬

reichs, und zwar vfiederum zunächst diejenigen der Provence, in der

Philosophie und den im Mittelalter mit derselben verwandten Wissen¬

schaften geleistet haben, allerdings nicht so sehr durch selbst¬

ständige Schriften als durch Uebersetzungen aus dem Ai'abisehen.

Denn diesem Umstände ist es zu danken, dass viele Werke, deren

arabische Originale gegenwärtig als verloren gelten, vollinhaltlich

erhalten geblieben sind. Das gilt keineswegs von jüdischen Autoren

allein, sondern auch von griechischen und muslimischen. Ein Beispiel dafür bieten I. Rood's arabische Bearbeitungen aristotelischer Schriften,

die vielfach nur noch in hebräischen (und daraus geflossenen

lateinischen) Uebersetzungen vorhanden sind. Auf andere Beispiele

werden wir noch zurückkommen. Die hebr. Uebersetzungen haben

aber ausserdem, wie Steinschneider (Ueberss. p. VIII) ausgeführt

hat, die eigenartige Ausbildung des sog. neubebräischen Idioms

veranlasst. Da die überlieferte hebr. Sprache zur Uebertragung

philosophischer, medizinischer und mathematischer Ausdrücke nicht

ausreichte, musste eine passende Terminologie geschaffen werden.

Das geschah aber hauptsächlich auf französischem Boden, zunächst

durch Jehüdäh b. Tibbon, der um 1150 aus Granada in die Provence

einwanderte und, als Arzt in Lunel thätig, um 1160 Bahja b.

Baqüdäh's .Pflichten der Herzen' (mbpbc* y-'N-iD iE n^NnribN)

übertrug. Diese Uebersetzung gehört zu den ältesten überhaupt

vorhandenen. Beachtenswerth ist seine (von Steinschn. ibid. 373 fif.

analysirte) Vorrede, in welcher er seinen Standpunkt zu dem

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von ihm zur Anwendung gebrachten Idiom auseinandergesetzt. Für diejenigen, welche die philosophische etc. Literatur des Mittelalters studieren , ist , soweit die arabischen Originale nicht vorhanden,

nicht zugänglich oder nicht unversehrt sind, die Kenntniss jener

Uebersetzungssprache unerlässlich, schon um etwa daneben exis¬

tierende lateinische Uebersetzungen zu ' kontrolieren. Während nun

Jeh. und sein Sohn Samuel b. T. sich hauptsächlich auf jüdisch¬

arabische Schriftsteller beschränkten, dehnte der Enkel, Moses b. T.

in Montpellier seine Thätigkeit auch auf muslimische Autoren aus

und übertrug fast alle Kommentare I. Rosd's , etliche Schriften

Alfarabi's, Themistius, I. Haitham (zu Euclid), Bataljüsi ') und andere

mehr (I, 593—5). Von seinen Uebersetzungen medicinischer Schriften

ist der „kleine Kanon* des Ibn Sinä hervorzuheben. Eine Reihe

selbstständiger Schriften ist besprochen I, 596—9.

Ein anderer sehr fruchtbarer Uebersetzer ist der Tibbonide

Jakob b. Mächir (Profatius) aus Marseille, der sich später erst in

Lunel und dann in Montpellier niederliess. Selbst Astronom, wandte

er sich mit Vorliebe mathematischen und astronomischen Schriften

zu. Von ihm existiert eine Uebersetzung des Almagest nach alAflah

(S. dazu Steinschn. ibid. 544 u. 504), femer übertrug er Ibn al Haithams

^inJt ^5, Jys'), Ibn asSafiärs Abhandlung über das Astrolab,

sowie AzZarqäli's (Arzachel) Schrift über den Gebrauch der Saftha

u. a. m. Von philosophischen Schriften übersezte er I. RoM's

Kompendium zum Organon, sowie ebendesselben Paraphrase von

B. 11—19 der aristotel. Histora animalium. Selbständig

arbeitete J. b. M. über den von ihm erfundenen Quadranten

(quadrans novus od. quadrans judaicus). Neubauer giebt (I, 607—16)

eine eingehende Analyse der verschiedenen Redactionen des Werkes

sowie der nach demselben gemachten lateinischen Uebersetzungen

(wozu auch Steinschn. ibid. 607 zu vergleichen ist). Endlich veröffent¬

lichte J. b. M. astronomische Tabellen, von denen zwei lateinische

üebersetzungen bekannt sind. Die hebr. Vorrede zu diesem Werke

ist I, 616 f. abgedrackt.

Erschöpfend ist die Abhandlung (H, 71 — 114) über den frucht¬

barsten aller proven9al. Üebersetzer, Qalonymos b. Qalonymos (geb.

1280 zu Arles), aus welchem Wolf zwei, Bartolocci gar drei ver¬

schiedene Personen gemacht haben. Eingefugt ist eine bibliographische

Uebersicht über die Monographien, die von ihm handeln. Die Zahl

der von Q. b. Q. übersetzen Schriften ist dreissig, worunter eine

lateinische Uebersetzung von I. RoSd's v^l^! c^^Lp gegen

1) D. Kuufmanns unzuverlässige Angaben über ibn (die Spuren AI B.s in der jüd. Eel.-Pbil. Leipzig 1880) sind von H. Derenbourg KEJ VII, 294 flf.

beriebtigt S. auch Steinschn. Ueberss. 287.

2) Steinschn. Ueberss. 559 bezeicbnet das Original als Ms. 704 India Office. In Loth's Catalog trägt es indessen die Nummer 734,XV.

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alGhazäli, die er 1328 im Auftrage Eoberts v. Anjou') anfertigte.

Diese Uebersetzung ist nicht mit der von Qal. b. David Todrosi

ins Hebräische ausgeführten, die ihrerseits wiederum von einem

andern Qal. b. David aus Neapel ins Lateinische übertragen wurde,

zu verwechseln. Diese eifrige Uebersetzerthätigkeit zeigt sehr

deutlich, wie gewaltig die Geister auch der nicht muslimischen Welt

durch jenen von alGbazäli begonnen Streit aufgerüttelt worden sein

müssen. Das ia.>«bLsJi selbst wurde erst sehr spät (Anf. d.

15. Jdts. ?) durch Serahjä Hallevi aus Saragossa ins Hebr. übersetzt (H, 116, vgl. Steinschn. 328). Von anderen wichtigen Uebersetzungen

Q. b. Q. gebe ich nur eine kurze Auswahl : zunächst das oUi'

^_äLij! J^*oI j oUxJi des 'All b. Ridwän, ferner Schriften Galens

(nach Honein); Euclid; Thäbit b. Qorrah's-Abhandlung „Ueber die

Sekante" (^LLäJ! ji) ; die meisten Schriften I. Rood's ; Al¬

farabi's Jj!*i(j ^5 f>^-it tUa=»t und Propädeutik''); Kagnog

(s^) oder „Centiloquium" nach der arab. Uebers. des Abü Ga'far

Ahmad b. Jüsuf b. Ibr. (Steinschn. 527) und 'Yno&iaeig twv

nXavwuivtuv ; drei im Original nicht bekannte Schriften 1) Ueber

Nativitäten 2) Einfluss der Himmelskörper auf den Regen 3) Ueber

Feuchtigkeit und Regen; die 21. Abhandlung der tLsjiaJi q^j-s»!

(n-iTi ibya nUi*)^) u. a. m. Von einer Aufzählung Q.s b. Q. selbst¬

ständiger Schriften müssen wir hier Abstand nehmen, und aus der

Reihe der Uebersetzer sei überhaupt nur noch kurz erwähnt Samuel

aus Marseille (geb. 1294) der unter anderem die Quaesita logica

des I. R. (Steinschn. 96—8), ferner ebendess. (mittl.) Kommentare

zur Nikomachischen Ethik, zu Plato's Republik, Alex. Aphrodisias

„Ueber die Seele' (nach Ishäq b. Honein) und anderes mehr übertrug.

Die immer weiter um sich greifende Beschäftigung mit der

aristotel. Philosophie, die selbst in der etwas abgeschwächten Mai¬

munischen Form, sich mit dem Bibelglauben nicht vereinigen liess,

rief endlich auch eine Art von Reaction hervor. Freilich trug

diese denselben rein theoretischen Charakter, welcher die Umstände

kennzeichnet, die sie veranlasst hatten, und die deswegen auch zu weiter

nichts führten, als zu einem Federkriege, dessen Spuren uns in

einem allerdings sehr interessanten Dokumente vorliegen. Wie zu

erwarten war, ging der Streit von der Provence, dem damaligen Haupt¬

sitze jener Philosophie, aus. Ein mehr durch Eifer als durch Wissen ausgezeichneter Hitzkopf, Abbä Marians Lunel, klagte in einem Schrei¬

ben an Sal. b. Adereth in Barcelona, der allgemein als geistiges Ober- 1) Renan, Averroes etc. 190 f.

2) iCä.««jLäJt (Jl*J J-jS ^ *Ju»j ed. Schmölders,

Bonn 1865.

3) Deutsch von Jul. Landsberger, Darmstadt 1882.

1 5

(6)

haupt der Judenschaft angesehen wurde, über das Üeberhandnehmen

der speculativen und allegorischen Auffassung des Bibelwortes. Aus

Sal.s Antworten entvsickelte sich ein Streit, der immer grössere

Ausdehnung annahm und in welchen neben vielen anderen auch der

bereits bejahrte Jakob b. Mächir verwickelt wurde. Welches Ende

der Kampf noch genommen haben würde, liess sich nicht absehen,

aber die Gefahr eines Schismas wurde durch die grössere, nämlich 1306

verhängte Austreibung der Juden aus Südfrankreich, beseitigt. A.

M. selbst hat den gesammten Briefwechsel in seinem Minhath Qenäoth

betitelten Werke aufbewahrt. Die Bearbeiter haben mit Recht

eine Analyse der Briefe, die übrigens die Druckausgabe (Bisliches,

Pressburg 1838) an Vollständigkeit übertrifft, in ihr Werk (I,

655—95) aufgenommen. Sie bieten nicht nur ein treffliches Spiegel¬

bild der geistigen Bewegung vmter den Juden des süd-westlichen

Europa, sondem auch ein Gegenstück zu der^ Art und Weise, wie

die christliche Scholastik etwa des Albertus Magnus und Thomas

V. Aquino mit derselben Phüosophie sich abgefunden hatte.

Der Aristotelismus in der Provence hatte indessen seinen Weg

noch lange nicht durchlaufen. Es sind besonders drei Männer zu

nennen, die seinen Höhepunkt bezeichnen. Der erste ist Jedäjäh

Penini aus B6ziers (geb. 1275/80), der beste jüdische J)ichter der

Provence und Verfasser des berühmten Behinath Olam, das

selbst eine ganze Literatur hervorgerufen hat. An dem Briefwechsel

^it Sal. b. Ad. nahm er mit einem bemerkenswerthen Schreiben,

in welchem er das Studium des Aristoteles vertheidigte, teil. Eine

Seiner Schriften zur Vertheidigung der Prauen hat Neubauer in der

Zunzschen Jubelschrift (1884) herausgegeben. Eine ebenso umfassende als abgerundete Darstellung seines Lebens sowie seiner Schriften nebst

zahlreichen Literaturnachweisen, geben unsere Herausgebern 13—56.

Sein Zeitgenosse Josef Kaspi aus Largentifere (geb. 1279),

Philosoph und Exeget, hat nicht weniger als 29 Schriften hinter¬

lassen, die sich aber weder durch Tiefe noch durch Klarheit besonders

auszeichnen. Seine Philosophie ist im Grossen und Ganzen die des

Maimüni, den er auch commentierte. Eine 30. Schrift enthält eine

Aufzählung seiner Werke. Dieselbe ist nach der Redaetion der

Hs. in Parma in ll, 189—98 im Original mitgetheilt und die

Einleitung dazu übersetzt.

Viel bedeutender, ja der hervorragendste jüd. Philosoph des

Mittelalters nach Maimüni ist der bekannte Levi b. GerSöm

(Gersonides, L6on de Batignols 1288—1344), zugleich der grösste

Peripatetiker des 14. Jahrhunderts. Seine zahlreichen Werke um¬

fassen kritische Noten zu den (mittleren) . Commentaren I. RoSds

Ar., Bibelexegese, mathematische und astronomische Schriften und

und endlich sein Hauptwerk „Die Kriege Gottes." Seine Theologie,

der Hauptsache nach ebenfalls auf M.s Grundsätzen fassend, geht

indessen über dieselben weit hinaus und wird zum reinen Aristote¬

lismus. Er scheute sich selbst nicht das Dogma der Schöpfung

(7)

160 Anzeigen.

aus demNichts anzugreifen. Als Astronom sich der Erfindung eines

neuen Instrumentes rühmend, kritisirte er das Ptolemäische System

sowie dasjenige des Zarqäli, ohne indessen etwas besseres an deren

Stelle zu setzen. Ueberhaupt hat L. b. G trotz seines Scharfsinnes eine viel weniger tiefe Wirkung erzeiigt als M., der besser wusste,

wie weit er zu gehen hatte. Ausserdem hatte die ar. Philosophie,

die zur Zeit des letzeren im Aufsteigen begrifFen war, in der Periode

L.S b. G. ihren Höhepunkt überschritten und begann allmählich an

Einfluss zu verlieren. Aus demselben Grunde ist seine Bibelexegese

nie populär geworden. Er war indessen so sehr der Mann seiner

Zeit, dass seine Schrift über das von ihm verfasste Instrument noch

bei seinen Lebzeiten auf Veranlassung des Papstes Clemens VI. ins

Lateinische übersetzt wurde, und dass kein geringerer als Keppler

dieselbe zu lesen wünschte. Der über ihn handelnde Artikel (H,

240—298) ist mit Beüagen im hebr. Original nebst lateinischer

Uebersetzung versehen.

Weiter auf den reichen Inhalt des Bandes, der noch die Namen

nnd Schriften vieler anderer Philosophen, Dichter, Talmudisten

Aerzte und Astronomen enthält, einzugehen, müssen wir uns hier

versagen. Vieles ist herangezogen, was sonst unbeachtet geblieben

wäre, aber zur Vollständigkeit des Bildes nicht fehlen darf. Der

französischen Regierung aber gebührt auflichtiger Dank für ihre

hochsinnige Förderung des Werkes. Hat ja doch auch Steinschneiders

hier öfters genanntes grosses Werk sein Dasein der Initiative der

Acadömie francaise zu danken.

M. Hirschfeld.

Nachtrag zu der Anzeige Bd- 49, S. 706 fl.

Dr. VoUers theilt mir mit, dass einige meiner Verbesserungs¬

vorschläge (ir, 7, Ia, 1, ri, 14 ohne Punkte, Cf^ 8, ol. 1) sich durch

die Hs. bestätigen. An anderen Stellen hat die Hs. die nach

meiner Ansicht falsche Lesart, woraus ich folgere dass Ibn Sa'ld

oft ganz mechanisch copiert hat, ohne sich über den genanen Sinn

der Worte Rechenschaft zu geben. An einer SteUe aber habe ich

eine falsche Conjectur gemacht. S. rf, 8 ist, IJljJ! |»U^ oder Ueber (^Oc^l zu behalten. Dr. VoUers verweist mich auf die Stelle bei Dozy : i^vXgJ! Sorte de pigeons. Ich hatte diese unterdessen auch gefanden

nebst einer Stelle bei Gähiz in einer noch ungedruckten Abhand¬

lung von Dr. van Vloten. Ans dieser erheUt, dass (^^iXjJt |»U^,

> o > - ü£

wahrscheinlich j^J-jJl (pl- von ^jJ^\ wegkundig) zu lesen, die

Posttauben bedeutet.

M. J. de Goeje.

(8)

Die arabischen Uebersetzungen aus dem Griechischen, Preisschrift der Academie des Inscriptions.')

Von Moritz Steinschneider.

Zweiter Absclinitt: Mathematik.

Inhaltsübersicht.*

§ 85.

§ 86.

§ 87-

§ 91.

§ 92.

§ 93.

§ 94.

§ 95.

§ 96.

§ 97.

Vorbemerkung.

Euklid.

1) Elemente.

-90. Commentare u. dgl.

2) Phaenomena.

3) Optik.

4) Data.

5) Harmonik.

6) Buch der Section.

7) Kanon.

8) Vom Wiegenden.

9) Waage.

Archimedes.

1) Kugel und Cylinder

(Eutocius, Diokles).

Ergänzung.

2) Quadratur des Zirkels.

§ 98. 3) Dreiecke.

4) Parallellinien.

§ 99. 5) Lemmata.

6) Eigenthümlichkeiten der Dreiecke.

7) Klepsydra.

§ 100. Ergänzung.

8) Schwere u. Leichtig¬

keit.

9) Brennspiegel.

10) Spirallinien.

11) Elemente der Mathe¬

matik.

12) Collectanea aus dem

Buch der Zahl.—Die Araber: Kindi, Bat¬

tani, Heitham.

leiti 1) Von dieser deutschen Bearbeitung des unedirten Originals erschien die Ein-

•"»g (§ 1—24) im Centralblatt für BibUotbekswesen , Beiheft 5, Jahrg. VI,

^»89; I. Abschnitt: Philosophie (§ 25—84) im Beiheft 12, Jahrg. X, 1893;

der III. Abschnitt: „Die griech. Aerzte in arabischen Uebersetzungen" (§ 1—34) Virchow's Archiv, Bd. 124, 1891. Die dort angewendete Methode, ins¬

ondere die Umschreibung des Arabischen, musste wegen des allgemeinen unverändert bleiben.

Bd. L. U

1 5 *

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