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DISKRETE STRUKTUREN
Algebraische Grundlagen
29. Januar 2018
Prof. Dr. Steffen Reith
Theoretische Informatik
Studienbereich Angewandte Informatik Hochschule RheinMain
GRUNDLAGEN & GESCHICHTE
In der Algebra werden Strukturen von Mengen untersucht.
Geschichtlich geht die Algebra aus dem Lösen von Gleichungen hervor:
ca.825n.Chr.
”al-Kitab al-mukhtasar fi hisab al-dschabr wa-l-muqabala“
Bedeutung: Das kurz gefasste Buch über die Rechenverfahren zum Ergänzen und Ausgleichen von al-Chwarizmi aus Bagdad
Notizen Notizen
DER GRUPPENBEGRIFF
Definition
Ein Paar(G,◦)heißtGruppe, wenn
i) ”◦“ ist eine Funktion der Form◦:G×G→G (Abgeschlossenheit)
ii) ∀a, b, c∈Ggilta◦(b◦c) = (a◦b)◦c(Assoziativität) iii) Es gibt ein Elemente∈G, so dass∀a∈Ggilt
a◦e=a=e◦a(Existenz desneutralenElements) iv) ∀a∈G∃a′ ∈G, so dassa◦a′=e=a′◦a. (Existenz des
inversen Elements)
v) Gilt zusätzlich∀a, b∈Gaucha◦b=b◦a, dann heißt(G,◦) kommutativeoderabelscheGruppe.
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BEISPIELE FÜR GRUPPEN
Einfache Beispiele:(Z,+),(R\{0},·),(C\{0},·)sind abelsche Gruppen und(N,+)ist keine Gruppe
Es gibt vier verschiedene Drehungen eines Vierecks:
o 90o
180o 270o
Drehung
1 2
3 4
Drehung
1 2
3 4
Drehung
1 2
3 4
Drehung
1 2
3 4
4
1 2
3
4 3
1 2
2
3 4
1 1 4
2 3
0
δ≜ α≜
γ≜
β≜
Notizen Notizen
DREHUNG EINES VIERECKS
Die Verknüpfung von Drehungen sei die
Hintereinanderausführung, dann ergibt sich die folgende Verknüpfungstafel:
◦ α β γ δ α α β γ δ β β γ δ α γ γ δ α β δ δ α β γ
Lemma
({α, β, γ, δ},◦)ist eine (abelsche) Gruppe.
Solche Verknüpfungstafeln werden auchGruppentafelngenannt.
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DER KONGRUENZBEGRIFF
Definition
Seim ∈ Nundm ≥2. Zwei Zahlena, b ∈ Zheißenkongruent modulom, wennm|(a−b).
Schreibweise.a≡b mod m Lemma
Die Kongruenz ist eine Äquivalenzrelation.
Beweis: Übung
Beispiel:2≡4 mod 2,5≡7 mod 2,5≡8 mod 3, aber11̸≡10 mod 9
Notizen Notizen
DER KONGRUENZBEGRIFF (II)
Lemma
Seienm ∈ Nmitm ≥ 2unda, b ∈ Z, dann sind die folgenden Aussagen äquivalent:
i) a≡b mod m
ii) a=b+k·mmitm∈Z
iii) aundblassen bei der ganzzahligen Division durchmden gleichen Rest.
Beweis: Wir führen einen Zirkelschluß durch.
i)→ii): Wenna≡b mod m, dann gilt nach Definition m|(a−b). Also existiert einkmita−b=k·mund somit folgta=b+k·m.
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DER KONGRUENZBEGRIFF (III)
ii)→iii): Wenna=b+k·m, dann läßtabei der Division durch mden Restb. Dab=a−k·mist, gilt das auch fürb.
iii)→i): Wennaundbbei der Division durchmden gleichen Restrlassen, dann gilta=r+k·mbzw.
b=r+k′·m. Also muss
a−b=k·m−k′·m= (k−k′)·mgelten. Damit ist m|(a−b)unda≡b mod mnach Definition.
Notizen Notizen
WEITERE ALGEBRAISCHE STRUKTUREN
Definition
Das Tripel(R,⊕,⊙)heißtRing, wenn i) (R,⊕)ist eine abelsche Gruppe
ii) ⊙ist vom Typ⊙:R×R →R(Abgeschlossenheit von⊙) iii) ∀a, b, c∈Rgilta⊙(b⊙c) = (a⊙b)⊙c(Assoziativität von⊙) iv) ∀a, b, c∈R, dann gelten
→ a⊙(b⊕c) = (a⊙b)⊕(a⊙c)
→ (a⊕b)⊙c= (a⊙c)⊕(b⊙c)(Distributitvität)
v) Gilt zusätzlich∀a, b∈Raucha⊙b=b⊙a, dann heißt (R,⊕,⊙)kommutativerRing.
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WEITERE ALGEBRAISCHE STRUKTUREN (II)
Beispiele:(Z,+,·)ist ein kommutativer Ring, die Menge aller n×nMatrizen überRbilden zusammen mit der Addition und Multiplikation von Matrizen einen Ring.
Definition
Ist(K,⊕,⊙)ein Ring undzusätzlich(K\{e+},⊙)eine abelsche Gruppe, wobeie+das neutrale Element für⊕ist, dann heißt das Tripel(K,⊕,⊙)Körper(engl. Field).
In Körpern kann die Multiplikation”rückgängig“gemacht werden, d.h. man kann
”dividieren“.
Beispiele:(Q,⊕,⊙),(R,⊕,⊙)und(C,⊕,⊙)sind Körper.(Z,⊕,⊙) ist ein Ring, aber kein Körper.
Notizen Notizen
MODULORECHNUNG
Seiena, b, c, d∈Z,n∈Nmitn≥2unda≡b mod nbzw.c≡d mod n. Dann gilt
1. a+c≡b+d mod n 2. a·c≡b·d modn
Beweis: Meinel / Mundhenk, Mathematische Grundlagen der Informatik.
Dieses Lemma kann man so auffassen, dass man Umformungen vornehmen kann wie gewohnt, indem man auf beiden Seiten multipliziert / addiert (Achtung: DieDivisionfunktioniert nicht wie gewohnt!).
Bei der Rechen mit Resten ist esunerheblichmit welchen Zahlen man rechnet, solange sie nur den gleichen Rest bei der Division mit nlassen.
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MODULORECHNUNG (II)
Man kann mod nstatt als Äquivalenzrelation auch als
”Modulo-Funktion“verwenden, d.h.
(x+y)modn= ((x mod n) + (y mod n))modn
So ist dies oft in den üblichen Programmiersprachen gelöst, z.B.JavaoderCmit dem%-Operator.
Beispiel:
(2370 + 5780)mod100 = ((2370mod100) + (5780mod100))
= 70 + 80mod100
= 150mod100
= 50mod100 Probe:2370 + 5780≡8150≡50mod100.
Notizen Notizen
RESTKLASSENRINGE
Definition
Sein ∈Nmitn ≥2, dann istZn ={a |0≤a < n}die Menge allerRestklassen modulon. Füra, b∈Zndefinieren wir
i) a⊕b= (a+b)modn ii) a⊙b= (a·b)modn
Znist eigentlich eine Menge von Äquivalenzklassen. Da es egal ist mit welchem Repräsentanten man rechnet, definiert manZnoft vereinfachend wie hier.
(Zn,⊕,·)ist ein kommutativer Ring, wobei es sogar ein neutrales Element bzgl.⊙gibt.
(Zn,⊕,·)heißtRestklassenringmodulon.
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DER GRÖßTE GEMEINSAME TEILER
Definition
Seiena, b∈Z, dann bezeichnetggT(a, b)dengrößten gemein- samen Teiler, d.h. wenn
→ Ta={c|cteilta}(Menge aller Teiler vona)
→ Tb={c|cteiltb}(Menge aller Teiler vonb), dann istggT(a, b) = max(Ta∩Tb).
Zwei Zahlena, b ∈ Zheißen teilerfremd(relativ prim), wenn giltggT(a, b) = 1.
Wir legen fest:ggT(0,0) = 0
Beispiel:ggT(10,15) = 5undggT(3,7) = 1, d.h.3und7sind
Notizen Notizen
DAS RSA-VERFAHREN
Theorem
Sein∈N,n≥2unda∈Zn. Es gibt genau dann eina′ ∈Znmit a⊙a′ ≡1modn, wennggT(a, n) = 1.
Beweis: später (evtl. Security)
Beispiel: Das RSA-Verfahren nach (Rivest, Shamir und Adleman).
Im Setup führen wir folgende Schritt durch i) wähle zwei verschiedene Primzahlenpundq ii) berechnen=p·qundΦ = (p−1)·(q−1) iii) wähle eine, so dassggT(e,Φ) = 1
iv) suche eindmite·d≡1 mod Φ Öffentlich ist(e, n)und geheim istd.
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DAS RSA-VERFAHREN (II)
Verschlüsseln mitE(m) =me mod nmit Nachrichtm∈Zn
Entschlüsseln mitD(m) =md mod nmit Nachrichtm∈Zn
Beispiel: Seip= 7undq= 11, dannn= 77undΦ = 60. Mite= 17 liefertKnowHowoder probierend= 53.
Sei nunm= 45, dann ist
E(45)≡4517≡12 mod 77 und
D(12)≡1253≡45 mod 77
Notizen Notizen
DAS RSA-VERFAHREN (III)
→ Welche Algorithmen brauchen wir dafür (z.B. zur Potenzierung)?
→ Wie findet man Primzahlen?
→ Wie macht man das effizient? (In der Praxis habenpundq minimal1024Bit, d.h. etwa150Dezimalstellen. Besser:2048 oder4096Bit)
→ Warum ist das sicher (oder warum nicht)?
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Ende der Vorlesung
Notizen Notizen