• Keine Ergebnisse gefunden

Argumentstruktur und

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Argumentstruktur und"

Copied!
34
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

. Hartmut Czepluch

Lexikalische Argumentstruktur und syntaktische Projektion:

zur Beschreibung grammatischer Relationen

Es werden die Grundzüge einer Beschreibung grammatischer Relationen (GRn) gegeben, die sowohl deren Generalität über Sprachen hinweg wie auch ihrer einzelsprachigen Varia- tion Rechnung trägt: GRn sind syntaktische Projektionen lexikalischer Relationen unter den einzelsprachlichen Parametrisierungen universalgrammatischer Prinzipien, insbeson- dere der X-Bar- und der Kasustheorie. Es wird die projektionsrelevante Kennzeichnung lexikalischer Strukturen begründet, die anstelle des externen Arguments das als (i.d.R.) direktes Objekt realisierte direkte Argtiment auszeichnet. Die Analyse der regulären Ka- susmuster des Deutschen gibt eine Neubewertung der strukturellen/lexikalischen Kasus und der adjazenten Kasuszuweisung als links-periphere Kasusdomäne, die die Satzglied- verteilungen im Deutschen und Englischen als Folge parametrisierter Bedingungen der Kasusrektion verstehen lassen. Auf dieser Basis erweisen sich GRn nicht als feste konfigu- rationale Relationen, sondern als relative und distinktive Markierungen der kombinatori- schen syntaktischen Realisierung lexikalischer Argumente.1

0. Einleitung

Seitdem Chomsky (1965:68 ff.) grammatische Relationen (GRn) als kategoriale Dominanzrelationen in syntaktischen Strukturen definiert hat, [NP, S] für 'Sub- jekt-von' (SU), [NP, VT für 'direktes Objekt-von' (DO) etc., ist der Status der konfigurationalen GR-Begriffe im Rahmen einer Theorie der Universalgram- matik (UG) strittig. Sie scheinen einerseits nicht auf Sprachen ohne eine VP- Konstituente anwendbar, z. B. VSO- oder OSV-Sprachen. Andererseits sind die GRn selbst in Sprachen mit einer VP nicht notwendig durch einheitliche Domi- nanzrelationen realisiert; z. B.:

(1) a. (dt.) da Hans [VP dem Mädchen [v- einen Lolli gab]]

b. (engl.) John [v. gave the girl a candy]

c. (frz.) Jean a [VP [y donne un bonbon] a lafille]

d. (span.) Juan [v- regalo un caramelo a Mafalda]

l Eine frühere Version des Aufsatzes ist als Vortrag auf der 7. Jahrestagung der DGfS (Hamburg, 27.2.-1.3.1985) gehalten worden. Für ihren Rat danke ich K. Beifuß, Th.

Gardner, H. Janßen und G. von der Straten. Für Irrtümer ist allein der Verfasser verant- wortlich.

Zeitschrift for Sprachwissenschaft 6,1 (1987), 3-36

© Vandenhoeck & Ruprecht, 1987 ISSN 0721-9067

(2)

Die hervorgehobenen Phrasen werden allgemein als 'indirekte Objekte' (IO) bezeichnet; sie sind aber in den einzelnen Sprachen in unterschiedlicher Weise syntaktisch realisiert.2

Reaktionen auf die offenkundigen deskriptiven Probleme reichen von dem einen Extrem, GRn als grammatiktheoretische Primitive der linguistischen Ana- lyse einzuführen, zu dem anderen Extrem, GRn die linguistische Relevanz abzu- sprechen.3 Die generative Syntax in der >4$/?ec/,y-Nachfolge übernimmt die kon- figurationalen GRn (s. Chomsky 1981), ohne jedoch das Konfigurationalitäts- problem zu diskutieren. Im folgenden wird im Rahmen der G(overnmenf)- B(inding)-Jheont (s. Chomsky 1981,1982) ein Ansatz vorgestellt, der die syn- taktischen Varianten der GRn als Effekt der einzelsprachlich variierenden Ei- genschaften (i.e. Parametrisierung) der grammatischen Subtheorien beschreibt, die in ihrem Zusammenwirken (i. e. Modulariläi) die Form syntaktischer Struk- turen in Sprachen bestimmen.

L Theoretischer Rahmen und Problemstellung

Zentrale Bedeutung in der GB-Theorie kommt dem Projektionsprinzip (PJP) zu, das eine strukturerhaltende Beziehung zwischen Lexik, Syntax und Logi- scher Form (LF) postuliert (s. Chomsky 1981: 29):

(2) Projektionsprinzip \ Repräsentationen der D-, S- und LF-Struktur sind Projektionen der Subka- j tegorisierungseigenschaften lexikalischer Elemente. ^ ! In diesem Sinne verschafft das PJP der LF-Bedingung des 0-Kriteriums Geltung l

für alle Ebenen der syntaktischen Repräsentation (s. Chomsky 1982:9). Das - Kriterium verlangt, daß die thematischen Eigenschaften (0-Rollen) von Lexe- men für die Zwecke der Interpretation eindeutig identifizierbar sind (s. Chomsky 1981: 36):

(3) -Kriterium

Jedes Argument hat genau eine 0-Rolle, und jede 70-Rolle ist genau einem Argument zugewiesen.

2 Zu (l a-b) vgl. z.B. den Besten (1981,1982), zu (lb-d) z.B. Jaeggli (1982: 27ff.), Chomsky (1981: 171). Zum engl. IO vgl. §4.2.

3 Die erste Position ist die der Relationalen Grammatik (vgl. exemplarisch Perlmutter 1980); die zweite Ansicht vertritt Williams (1984b) mit universalem Anspruch und zum Deutschen Sternefeld (l 985 a) allgemein und Reis (1982) zum SU-Begriff.

(3)

Lexikalische Argument-Strukturen ( -Strukturen) umfassen mithin alle Argu- mente, die in thematischer Beziehung zum betreffenden Lexem stehen, d. h. das Subjekt und die strikt subkategorisierten Komplemente. -Strukturen sind in Begriffen selektionsrelevanter Elemente notiert: Die kategoriale Subkategorisie- rung ist unter die selektionale Subkategorisierung subsumierbar (s. Freidin 1983, Czepluch 1984); die thematischen Eigenschaften von Argumenten fallen unter die Selektion (s. Aoun 1979) und werden als Interpretationen über Konfi- gurationen von inhärenten Merkmalen verstanden (s. Janßen 1984). Daraus ergibt sich, daß Argumente in der Regel einfach durch ihre lexikalisch determi- nierten 0-Rollen repräsentiert werden können.

-Strukturen sind ungeordnete Angaben der lexikalischen Argumente. Deren syntaktische Ordnung ist unter dem PJP weitgehend durch die Bedingungen der Kasusrektion determiniert:4

(4) a. NP = nom(inativ), sofern durch INFL regiert b. NP = obj(ektiv)9 sofern durch (transitives) V regiert c. NP = obl(ique), sofern durch P regiert

d. NP = gen(itiv), in [NP X']

e. NP = inh(ärent), wenn der Kasus durch lexikalische Eigenschaften des [-N]-Regenten bestimmt ist (s. Chomsky 1981: 170).

Phonetisch realisierte NPs treten nur in kasusmarkierten Positionen auf, i. e. der sog. Kasusfilter. Üblicherweise wird angenommen, daß jeder Kasusregent nur einen Kasus (s. Jaeggli 1982) und diesen einer unmittelbar adjazenten NP zuweist (s. Chomsky 1980,1981). Diese Annahmen sind für das Deutsche zu modifizie- (5) a. daß Hans [v. den JungenA des BetrugsG verdächtigte]

b. daß Hans [v. einen WeinA einem BierD immer noch vorzieht]

c. daß Hans [v. das BuchA auf den Tisch legte]

Die „single-Case condition" ist etwa durch (6) zu ersetzen:

4 Unter Voraussetzung des allgemeinen Rektionsbegriffs von Aoun/Sportiche (l 983:

214), daß eine lexikalische Kategorie X° alle Komplemente innerhalb ihrer maximalen Phrase X" regiert, ist für die Kasuszuweisung ein restriktiverer Rektionsbegriff erforder- lich, so daß ein Regent nur eine Schwester-NP kasusregiert. Das nennen wir auch 'minima- le Rektion'.

Der INFL(ection)-Knolen regiert den Nominativ gemäß (4 a) nur dann, wenn er das Merkmal [+Tense] und somit die AGR(eement)-Merkmale [Person, Genus, Numerus]

aufweist (s. Chomsky 1981: 52).

5 Morphologische Kasus werden durch Großbuchstaben indiziert, abstrakte Kasus durch die in (4) gegebenen Abkürzungen.

(4)

6 Hanmut Czepluch

(6) Ein Kasusregent kann maximal je einen Kasus strukturell und lexikalisch zuweisen.

Das trägt den Verben mit zwei Kasusobjekten Rechnung, wenn die Akkusative strukturelle Objektive und die anderen Kasus inhärente Obliqui darstellen (s.

z. B. Haider 1983, Sternefeld 1985 b). Anstelle der Adjazenzbedingunghat Tappe (1985) ein Prinzip der links-peripheren Kasusrealisierung vorgeschlagen:

(7) NPs erhalten strukturellen Kasus an der linken Peripherie ihrer Kasusdoma- ne (i.e. als Schwester zu einer X-Bar-Projektion des regierenden Kerns).

Die links-periphere Kasusrektion umgeht elegant die Probleme der Adjazenz- Bedingung fürs Deutsche. Die Strukturen der Kasuszuweisung sind für das V- finale Deutsche und das V-initiale Englische die Schemata (8 a, b) (zum Head- Parameter s. Chomsky 1982, Hoekstra 1984):

(8)a....[x,NPC a 8 e...X]... (dt.) b. ... [x, XNPCase...]... (engl.)

Der Kasusregent weist Kasus jeweils in der weitest links stehenden Position zu, die er minimal regiert. Aufgrund der unterschiedlichen Kern-Stellung folgen ohne weiteres die Distanzeffekte im Deutschen und die Kasusadjazenz im Engli- schen. Das gilt auch für die rtom-Zuweisung an die SU-Stelle durch UNFL + Tense, AGR], wenn man die Strukturen (9 a, b) annimmt:6

(9) a. ... b NPnom VP INFL], (dt.) b. ...[sNPnomINFLVP] (engl.)

Inhärente bzw. strukturelle Kasus sind in der D(eep)- bzw. S(urface) -Struktur realisiert.

Unter der Modularität der genannten Prinzipien lassen sich die grammati- schen Regelsysteme maximal reduzieren (s. Chomsky 1982:7rt): Die möglichen Instanzen von Move alpha sind durch die Modularität von Kasus- und 0-Theorie bestimmt7, und über die Angabe des X-Bar-Schemas und des Head-Parameters 6 Ob INFL im Deutschen eventuell eher initial steht (z. B. Haider 1983) und mit der COMP-Stelle zusammenfallt (s. Platzack 1983), ist für unsere Ausführungen nicht von Belang.

7 0-Kriterium und Kasusfilter zusammen ergeben die möglichen Anwendungsfalle von Move alpha:

a. ... [-0, +C]... [+0, -C]... i.e. NP-Bewegung b. ... [-70, -C]... [+0, +C]... i.e. wA-Bewegung

Aus unabhängigen Gründen ist die Zielposition [-0, +C] in a. immer die SU-Stelle; die Zielposition (- 0, - C] wird herkömmlich als Adjunktion an COMP oder an eine maxima- le Phrase beschrieben.

(5)

hinaus sind keine unabhängigen Phrasenstrukturregeln mehr erforderlich (s.

Stowell 1981, Chomsky 1985). Das bietet die Möglichkeit, das Konfigurationali- tätsproblem der GRn aufzulösen. Als syntaktische Begriffe sind GRn Eigen- schaften syntaktischer Strukturen. Da syntaktische Strukturen modular und parametrisch bestimmt sind, zeigen auch GRn nicht übereinzelsprachlich kon- stante formale Eigenschaften, sondern erscheinen immer nur als parametrisierte Eigenschaften in einzelsprachlichen Grammatiken. In diesem Sinne vertreten wir die These, daß GRn syntaktische Projektionen der lexikalischen Beziehungen zwischen einem Lexem und seinen Argumenten sind.8 Da man annehmen kann, daß die 0-Theorie einzelsprachneutral ist, geht es hinsichtlich der Projektionsthe- se vor allem um die Fragen: Welche Eigenschaften haben lexikalische A(rgument)-Strukturen? Wie wirken sich die Eigenschaften der Kasustheorie aus?9

2. Lexikalische -Strukturen und abstrakte Kasus

Lexikalische -Strukturen können als ungeordnete Angaben der Argumente eines Lexems aufgefaßt werden. Es liegt auf der Hand, daß die Angabe von - Rollen allein nicht genügt, um zu determinieren, welches Argument in welcher syntaktischen GR-Position realisiert wird. Für das PJP müssen das externe Ar- gument von den internen Argumenten und die internen untereinander unter- scheidbar sein.10 Diesbezüglich hat Haider (1983) vorgeschlagen, die Argumen- te im Lexikon für strukturelle bzw. lexikalische Kasus (Superskripte) und einen strukturellen Index als „externes Argument" (Unterstreichung) auszuzeichnen;

z.B.:

(10) a. geben [As, As, AL] b. verdächtigen [As, As, AL]

8 Ähnlich bereits Marantz (1981), nach dem GRn „grammaticalizations of logico- semantic relations*' sind. Es ist ein Artefakt eines nicht modularistischen Vorgehens, daß Marantz parallel zu den D- und S-Strukturen der GB-Theorie separate Ebenen postuliert, auf denen.die „logico-semantic" und die „grammatical relations" einzelsprachlich neutral repräsentiert sind - eben um ihre Universalität zu gewährleisten.

9 Aus Platzgründen beschränken wir uns auf das Deutsche und Englische und werden Aspekte der X-Bar und ^-Theorien sowie der Kasusmorphologie nicht näher behandelt.

Das gilt auch für komplexe Satzstrukturen, in denen D- und S-strukturelle GRn zu unter- scheiden wären, und Komplementsätze, „small clauses", Prädikativa u.a.

10 Das Projektionsproblem wird vornehmlich an dreiwertigen Verben erörtert, da diese die maximalen Anforderungen an die Unterscheidung von Subjekt- und Komple- mentfunktionen stellen.

Auf die Angabe spezifischer 0-Rollen wird weitgehend verzichtet: Zum einen ist alles andere als klar, von welchem endlichen Inventar an Rollen auszugehen ist; zum anderen ist im Einzelfall strittig, für welche spezifische 0-Rollen ein Argument zu charakterisieren ist.

Einige Beispiele werden im Laufe der Diskussion gegeben.

(6)

Wir bezweifeln jedoch, daß der lexikalischen Kennzeichnung eine adäquate Un- terscheidung von strukturellen und inhärenten Kasus zugrundeliegt (§2.1), daß die Kasusindizierung im Lexikon angemessen ist (§2.2) und daß der Begriff 'externes Argument' eine relevante lexikalische Kategorie darstellt (§2.3). Aus den Unzulänglichkeiten wird eine Alternative der projektionsrelevanten A-Indi- zicrung abgeleitet und zu den Bedingungen der syntaktischen Realisierung in Beziehung gesetzt (§ 3) sowie auf die parametrisch-modulare Beschreibung der GRn angewendet (§4).

2.1. Struktureller vs. lexikalischer Kasus

Die gemäß (4a-d) zugewiesenen Kasus werden gemeinhin als strukturelle Ka- sus aufgefaßt. Haider wie auch z.B. Sternefeld (1985b) setzen voraus, daß im Deutschen ausschließlich Nominativ und Akkusativ strukturelle adverbale Ka- sus darstellen. Die Implikation ist, daß alle Vorkommen von Dativ- und Genitiv- objekten inhärent kasusmarkiert sind - eine empirisch und deskriptiv unhalt- bare Annahme.

2.7.7. Haider (1983: 56) weist als strukturelle Kasus solche aus, die strukturab- hängig beim selben Verb mit derselben 0-Rolle alternieren. In diesem Sinne erweist sich bei Verben mit einem Objekt der Akkusativ in (l l a) als struktureller Objektiv:

(11) a. er liest das BuchA das BuchN wird gelesen <~

b. er hilft dem KnabenD *der KnabeN wird geholfen (er unterstützt den KnabenA)

c. er gedenkt der ElternG *die ElternN werden gedacht (er denkt an die ElternA)

Der Dativ und Genitiv in (l l b-c) sind dagegen inhärente Kasus: Sie sind nicht nur resistent gegen den Kasuswechsel im Passiv, sie sind auch, wie der Kontrast zu den semantisch ähnlichen Vergleichsverben zeigt, gemäß (4e) als idiosynkra- tische Verbeigenschaften aufzufassen.

Weniger klar ist die Situation bei Verben mit zwei Kasusobjekten, die haupt- sächlich in den drei Mustern (12) auftreten:

(12) a. daß sie den MannA den RefrainA lehrte b. daß sie dem MannD einen SohnA schenkte c. daß sie den MannA der UntreueG bezichtigte

Wie der Passivtest zeigt, sind in (12c) Akkusativ und Genitiv als struktureller Objektiv bzw. inhärenter Kasus zu analysieren:

(7)

{13) a. daß der MannN der UntreueG bezichtigt wurde b. *daß die UntreueN den MannA bezichtigt wurde Der Passivtest für den doppelten Akkusativ in (12 a) ergibt:

(14) a. daß dem MannD der RefrainN gelehrt wurde b. Maß der MannN den RefrainA gelehrt wurde11

c. *daß den MannA der RefrainN gelehrt wurde

Der Wechsel von Akkusativ zu Dativ in (l 4 a) läßt den Akkusativ als markierte morphologische Realisierung annehmen, d.h. als „verdeckten" Dativ - wie denn auch der doppelte Akkusativ allgemein als markierte Konstruktion gilt (s.

Duden IV: 1209). Danach scheinen (12a-b) dasselbe Muster abstrakter Kasus zu repräsentieren. Es stellt sich die Frage, wie der Dativ eines zweiten Objekts (O2) als abstrakter Kasus zu analysieren ist.

Gegen die Ansicht, daß der O2-Dativ inhärent spezifiziert ist, spricht zum einen, daß er keine idiosynkratische Eigenschaft von Verben im Sinne von (4e) darstellt: Das D-A-Muster gilt für Verben mit zwei Objekten als die Normalver- teilung morphologischer Kasus (z.B. Duden IV: 1197,1209; den Besten 1981).

Tappe (1984) hat zudem gezeigt, daß der Objektsdativ in (15) und der freie Dativ in (16) denselben Stellungsregularitäten unterliegen12 und nicht gemeinsam rea- lisiert sein können - s. (17):

(15) a. daß der Mann dem Mädchen den Brief gab b. mdaß der Mann den Brief dem Mädchen gab (16) a. daß der Mann dem Jungen das Rad reparierte

b. mdaß der Mann das Rad dem Jungen reparierte

(17) a. *daß der Mann dem Bruder dem Jungen das Rad geschenkt hat b. *daß ich meinem Chef der Frau einen Brief geschickt habe

Der Objekts- und der freie Dativ scheinen mithin in derselben syntaktischen Position aufzutreten und denselben abstrakten Kasus zu repräsentieren: Da der freie Dativ kein Argument der -Struktur eines Verbs darstellt, kann er nicht lexikalisch determiniert sein und ist als struktureller Oblique anzusehen. Das gilt

11 Beispiele (14b) ist in meinem Dialekt nicht wohlgeformt. Für andere Sprecher scheint (l 4b) das normale Passiv darzustellen (z. B. Tappe 1984,1985), so daß der persona- le Akkusativ alternativ als struktureller Objektiv analysierbar ist. Zum Problem des dop- pelten Akkusativs vgl. ausfuhrlich Czepluch (1984).

12 Zum Begriff der unmarkierten Abfolge vgl. Lenerz (1977) und Höhle (1982). Die b.-Sätze stellen nur unter besonderen seman tischen oder pragmatischen Bedingungen (z. B. Belebtheit, Definitheit bzw. Thema-Rhema, Kontrastintonation) normale Satzglied- stellungen dar.

(8)

dann auch für den Objektsdativ in (12 b) und für den personalen Akkusativ in Die Tatsache, daß der morphologische Dativ als struktureller Oblique und als inhärenter Kasus auftritt, korrespondiert damit, daß ersterer der Kasusabsorp- tion in der fcriege/i-Konstruktion (ebenso: bekommen, erhalten) unterliegt, aber nicht der inhärente Dativ (s. Broms 1978, Höhle 1978, Tappe 1984):

(18) a. *das Mädchen kriegte [e geholfen] s. (lib) b. der Mann kriegte [e einen SohnA geschenkt] s. (12b) c. der Junge kriegte [e das FahrradA repariert] s. (l 6 a) Wie immer man diese Konstruktion analysiert, erfüllt der dativische Kasusver- lust Haiders Kriterium für strukturelle Kasus.13

2.1.2. Aufgrund der Reanalyse des O2-Dativs sind die Einträge (10) eher wie (19) anzugeben:

(19) a. geben [As, As, As] b. verdächtigen [As, As, AL]

Die Differenzierung der Kasusindizierung hat einen Vorteil, aber auch einen Nachteil. Der Vorteil ist darin zu sehen, daß der Indizierungsunterschied des dritten Arguments als Grundlage für die unterschiedliche syntaktische Realisie- rung genommen werden kann: Der strukturelle Dativ tritt unmarkiert immer links des Akkusativobjekts auf- s. (15); der inhärente Genitiv tritt immer zwi- schen Akkusativobjekt und Verb auf und läßt eine markierte Voranstellung, i. e.

die G-A-Folge, kaum zu. Dieser grundsätzliche Stellungsunterschied ist in An- sätzen, die nur Nominativ und Akkusativ als strukturelle Kasus und alle ande- ren Kasusvorkommen als inhärente lexikalische Eigenschaft auffassen, nicht bzw. nicht ohne arbiträre Zusatzannahmen ausdrückbar.

Der Nachteil der Reanalyse (19) ist, daß der Normal typ dreiwertiger Verben, N-D-A-V, da für drei S-Kasusindizes gekennzeichnet, nicht mehr ohne Zusatz- maßnahmen erlaubt, die internen Argumente für die syntaktische Projektion zu unterscheiden. Hinzu kommt, daß unabhängig von der Indexverteilung (10 a) oder (l 9 a) dieses Verfahren nicht in der Lage ist, die N-D-A- und N-A-G-Typen von der sogenannten A-D-Inversion (5b) projektionsrelevant zu unterscheiden:

Wenn vorziehen in (5b) wie (l 9 a) indiziert ist, bleibt ungeklärt, weshalb der Dativ unmarkiert nach dem Akkusativ realisiert ist; wenn das Dativobjekt als inhärenter Kasus klassifiziert wird, bleibt ungeklärt, weshalb er im Gegensatz

13 Auch wenn man Haider (1983: 95, n. 1) darin folgt, daß das „Rezipientenpassiv"

nicht als syntaktisches Passiv zu analysieren ist, berechtigt das nicht, den O2-Dativ als inhärenten Kasus zu klassifizieren.

(9)

zum inhärenten Genitiv unmarkiert außerhalb des durch die Satznegation abge- grenzten Verbalkomplexes (VK) realisiert ist (s. Thiersch 1978, Haider 1982):

(20) a. da sie den Mann nicht [ der Untreue bezichtigt hat]

mda sie den Mann der Untreue nicht [VK bezichtigt hat]

b. mda man den Hans nicht [VK der Erna vorgezogen hat]

da man den Hans der Erna nicht [ vorgezogen hat]

Die Annahme, daß alle Dativ- und Genitiworkommen inhärente Kasus darstel- len, ist empirisch inadäquat, weil u.a. weder das N-D-A-Muster als die (lexika- lisch) unmarkierte Kasusabfolge bei dreiwertigen Verben ausweist, noch den Kasusverlust bestimmter Dative im partizipialen Komplement bei kriegen er- faßt. Die Annahme ist deskriptiv unbefriedigend, weil sie weder erlaubt, die Distribution der N-D-A-, N-A-D- und N-A-G-Muster differentiell vorherzusa- gen, noch einigen offenkundigen Beschränkungen über -Strukturen Rechnung trägt, was im folgenden Abschnitt erörtert wird.

2.2. Lexikalische K-Indizierung

Die Re-Evaluierung der strukturellen und inhärenten Kasus läßt die Angemes- senheit der K-Indizierung im Lexikon für die syntaktische Distribution von Argumenten bezweifeln. Über die Frage, ob lexikalische Argumente mit struk- turellen K-Indizes zu versehen sind, kann man,.muß man aber nicht streiten.14

Es steht außer Frage, daß die adverbalen Genitive in (11 c) und (12c) sowie der singuläre Dativ in (lib) als idiosynkratische Eigenschaften der betreffenden Verben im Lexikon zu spezifizieren sind. Ais projektionsrelevante Kennzeich- nung ist die L-Kasusindizierung jedoch zugleich zu stark und zu schwach.

Zu stark ist die L-Indizierung, insofern sie impliziert, daß Verben eine arbiträ- re Anzahl inhärenter Kasus spezifizieren können. Tatsächlich kann ein Verb maximal einen inhärenten Kasus zuweisen. Vermeintliche Gegenbeispiele be- treffen Kombinationen von obliquen Kasus:15

14 Die Indizierung der lexikalischen Argumente für strukturelle Kasus ist bestenfalls redundant: Die Zuweisung struktureller Kasus ist im Sinne von (4a-d) ein syntaktisches Phänomen und findet auf der Ebene der S-Struktur statt. So macht es für Haiders Realisa- tionsprinzip keinen Unterschied, ob für jedes Verb mit mindestens einem S-Index einer extern durch INFL realisiert wird oder ob das RP in gleicher Weise über Argumente ohne Index operiert.

Man kann über die S-lndizierung streiten, wenn man davon ausgeht, daß lexikalische A- Strukturen „reine14 Repräsentationen thematischer Eigenschaften sind. Wenn man die kategorialen Eigenschaften von Argumenten als „ableitbar" auffaßt (s. §1; Chomsky 1986, Jackendorff 1985), macht es wenig Sinn, „reine" 0-Rollen für Kasus zu kennzeich- nen.15 Unberücksichtigt bleibt der ethische Dativ. Dieser ist am ehesten als pragmatisches

(10)

12 Hartmut Czepluch

(21) a. daß ich rairD dieser Tatsacheo bewußt bin (Haider 1983: 81) b. denA wünsch ich dirD deiner TochterD zum Mann (Wegener 1985:277) Beispiel (21 a) repräsentiert ein zweiwertiges Prädikat: Das dativische Reflexi- vum ist nicht frei substituierbar - s. (22a); zu (21 a) gibt es eine semantisch äquivalente, syntaktisch zweiwertige Variante - s. (22 b):

(22) a. *weil ich dem Jungen der Tatsache bewußt bin b. weil mirD die TatsacheN bewußt ist

Subjekt und Reflexivum in (21 a) stellen dasselbe Argument dar, was Tappe (1984) das Reflexivum als ausbuchstabierte „ergative Spur" analysieren läßt.

Für die Theorie des abstrakten Kasus fallt (21 a) unter den Strukturtyp (llc).

Wünschen ist ein dreiwertiges Verb; nur einer der beiden Dative stellt ein lexikali- sches Argument dar:16

(23) a. *den wünsch ich Herrn Meier deiner Tochter zum Mann b. ""den wünsch ich Herrn Meier seiner Tochter zum Mann (21 b) Das Dativpronomen ist nicht frei ersetzbar und somit kein lexikalisches Argu- ment. Typischerweise ist in solchen Beispielen immer ein Dativ involviert, und dieser kann immer als Nicht-Argument analysiert werden, was durch die Exi- stenz des freien Dativs unabhängig motiviert ist. Die Beispiele (21) sind mithin aus unterschiedlichen Gründen für die Projektion lexikalischer Argumente auf syntaktische Positionen nicht relevant. Es ist daher gerechtfertigt, an der Singu- larität inhärenter Kasus festzuhalten.

Zu schwach ist die L-Indizierung, da sie einige relevante Restriktionen über die Distribution und Kombination von Argumenten nicht erfaßt. Ein entspre- chender Singularitätseffekt wie für inhärente Kasus gilt auch für subkategori- sierte ADV(erbial)-Phrasen (s. Czepluch 1984); z.B.:

Phänomen anzusehen, wie z. B. seine Beschränkung auf deiktische Pronomina der l. & 2.

Person zeigt (s. Beifuß et al. 1985). Sein syntaktischer Sonderstatus zeigt sich auch darin, daß er mit dem freien und dem O2-Dativ kombinierbar ist:

a. daß du mir dem Jungen nicht das Fahrrad reparierst b. da hat er mir doch dem Jungen einen Lolli geschenkt

16 Die zwm-Phrase ist keine selbständige Abstelle, sondern eher als objekt-bezogene Artergänzung zu analysieren; vgl:

a. ich möchte deiner Tochter den Kerl nicht zum/als Mann wünschen b. den Kerl zum/als Mann möchte ich deiner Tochter nicht wünschen

Die Vorfeldbelegung in b. weist die Akkusativ-NP und die zum-PP als Konstituente aus, was für separate -Stellen unmöglich ist.

(11)

(24) a. John dashed *(through the room) b. John put the beer *(into the ice-box) c. er hat den Koffer *(auf den Tisch) gestellt d. er wohnte *(in der Baracke)

Solche ADV(erbiale) fallen per Definition nicht unter die K-Indizierung, so daß die Kasustheorie ihre Singularität nicht prognostizieren kann.17 Zu diesem lexi- kalischen Singularitätseffekt kommt hinzu, daß die genannten Argumenttypen nicht miteinander auftreten können. So gibt es keine Verben, die ein Dativ- und Genitiv-Argument zu sich nehmen - s.o. zu (21) -, obschon die Kombination struktureller Dativ und inhärenter Genitiv syntaktisch und kasustheoretisch gemäß (6) möglich sein sollte. Ferner gibt es keine Verben, die neben einem DO- Argument ein Genitiv- und Präpositionalobjekt oder ADV-Komplement sub- kategorisieren. Diese zweiten internen Argumente treten im unmarkierten Fall in derselben syntaktischen Position auf:

(25) a. weil er den Jungen nicht [VK der LügeG bezichtigte]*

b. weil er den Jungen nicht [VK über den Vorfallpo befragte]

c. weil er den Jungen nicht [VK ins BettADV steckte]

Es liegt auf der Hand, daß den Kombinationsbeschränkungen durch eine lexika- lische K-Indizierung nicht Rechnung getragen werden kann.

Die Kombinationsbeschränkungen ergeben sich, wenn lexikalische A-Stnik- turen einer Distinktheitsbedingung unterliegen: Die Argumente eines Lexems müssen distinkt repräsentiert sein. Das externe Argument ist durch seine Desi- gnation distinkt relativ zu den internen Argumenten; hinsichtlich der internen Argumente ist offensichtlich das DO distinkt zu allen anderen zweiten Argu- menten; die -Stellen, die syntaktisch durch obl, inh, als PO oder als ADV realisiert sind, sind untereinander nicht-distinkt.

Die Nicht-Distinktheit zweiter interner Argumente ist weder durch K-Indizes noch in Begriffen des herkömmlichen Funktionssingularitätsprinzips ausdrück- bar: Sowohl dessen semantische Interpretation - daß keine 0-Rolle mehr als einmal in einer thematischen Domäne auftreten kann (z. B. Fillmore 1972, Sta- rosta 1978) - als auch dessen syntaktische Version - daß jedes Satzglied (GR)

17 Beispiele mit doppelten PPs sind wiederum nur scheinbare Gegenbeispiele:

a. er ist vom Bett auf den Tisch gesprungen vom Bett auf den Tisch ist er gesprungen b. er ist durch den Park zum Bahnhof gerast

durch den Park zum Bahnhof ist er gerast

Da die Vorfeld-Belegung die beiden PPs als Konstituente ausweist (s. Tappe 1985, Scherpe- nisse 1986), repräsentieren die doppelten PPs nur eine -Stelle. Syntaktische und semanti- scbe Analysen solcher komplexen PPs geben Wunderlich (1984) bzw. Jackendoff (1983, 1985).

(12)

nur einmal auftreten kann (z.B. Perlmutter 1980, Abraham 1985) - würden nicht vorkommende Kombinationen zulassen. Es sei daher im Sinne des PJP angenommen, daß eine projektionsrelevante Indizierung über alle zweiten Ob- jekte und AD Vs generalisiert. Da es sich dabei um die lexikalische Spezifizierung bestimmter morphosyntaktischer Eigenschaften handelt, nennen wir die Kenn- zeichnung den M-Index.iB Die lexikalische Struktur eines dreiwertigen Verbs hat dann das Nonnalschema (26):

(26) [A, A, AM]

Unter dem M-Index fallt auch das durch den strukturellen Dativ realisierte Argument: Durch den M-Index ist es als obliques Argument gekennzeichnet; es unterscheidet sich von anderen M-Argumenten dadurch, daß es keine morpho- logischen oder kategorialen Spezifikationen trägt (s. Anm. 18 und Czepluch 1984). Unter einer Kennzeichnung wie (26) fallen die Singularitätseffekte und Kombinationsbeschränkungen aufgrund der lexikalischen Distinktheitsbedin- gung ohne weiteres aus.

2.3. Zum Status des „externen Arguments"

Für jede mehrstellige -Struktur ist es notwendig, das extern als Subjekt reali- sierte Argument von dem oder den VP-intern realisierten Argumenten zu unter- sgheiden. Williams (1981) hat vorgeschlagen, das jeweiüge Subjekt lexikalisch als externes Argument auszuzeichnen. Im folgenden wird die Angemessenheit dieses Verfahrens in Frage gestellt.

2.3.1. Die lexikalische Auszeichnung externer Argumente impliziert, daß sie idiosynkratische Eigenschaften von Lexemen repräsentieren.19 Das setzt vor- aus, daß es Verben gibt, die sich bei identischen 0-Rollen nur durch die Designa- tion des externen Arguments unterscheiden, z. B. Verbpaare wie buy/sell mit der

^-Struktur [TH(EME), GO(AL), SO(URCE),...], wobei buy das GOAL, sell die SOURCE als SU-Argument spezifiziert. Die vermeintliche ^-Rollen-Identi- tät ist jedoch ausschließlich „rollensemantisch" motiviert. Unter einem engeren

„syntaktischen" A-Struktur-Konzept unterscheiden sich die Verben thematisch:

18 Hierunter fallt die Kennzeichnung des morphologischen Wertes eines inhärenten Kasus, die präpositionale Markierung eines Objekts oder die Angabe, daß das Argument durch eine andere Kategorie als [+N, —V] realisiert sein muß, i.e. als PP-/AdvP- Adverbiale.

19 In diesem Sinne äußert Williams (1984 b: 624), daß „[...] any 0-role is eligible to be the external argument (though any particular verb will designate a particular 0-role as its external argument)"; ähnlich auch Haider (1983: 77).

(13)

(27) John [VP [v> bought three books] for Mary], a. and Bill did [VP so], too

b. and Bill did [v- so] for Jane c. buy [ , QQ]

(28) John [VP [y sold three books to Mary]], a. and Bill did [VP so], too

b. *and Bill did [v> so] to Jane c. sell [TH, (GO), SO]

Unter minimaler Anwendung der rfo-w-Substitution weisen die b.-Sätze buy and seil als zwei- bzw. dreiwertige Verben aus. Da das für alle Verbpaare gilt, denen z.B. die Fiflmoresche Kasusgrammatik identische Rollenrahmen zuschreibt, kann man sagen, daß die Designation des externen Arguments nicht qua lexika- lischer Idiosynkrasie begründet ist.20

2.3.2. Für die Designation einer 0-Rolle als externes Argument gibt es zumin- i dest zwei deskriptive Probleme: Verben, für die die thematische Interpretation j der SU-Phrase variabel ist (§ 2.3.2.1), und thematische SU-Phrasen, die nicht in i der -Struktur von Lexemen fixiert sind (§2.3.2.2).

tä 2.3.2.1. Es ist eine plausible Annahme, daß unterschiedliche Verwendungen des- e'jfr selben semantischen Elements Projektionen derselben 0-Struktur sind. Unter dieser Voraussetzung sind Handlungsverben, die mit belebten und mit unbeleb- scn. ten Subjekten auftreten, problematisch:

| (29) a. John rolled the stones down the hill L'::; b. the machine rolled the stones down the hill

Nur im ersten Fall ist das Subjekt als AGENT zu interpretieren. Für (29 b) ist eine AGENT-Lesart nicht angemessen: Entweder wäre der AGENT-Begriff derart zu erweitern, daß er linguistisch unbrauchbar wird, oder eine Argument-

· i stelle ist für alternative 0-Rollen zu kennzeichnen. Beides erscheint nicht vielver- l sprechend. In solchen Fällen ist die 0-Rolle des Subjekts eher als interpretatives

„Epiphänomen" über inhärenten Eigenschaften des Subjekts und des Verbs an- i zusehen (s. Czepluch 1981: 80 ff. und die dort zitierte Literatur).

! Unabhängige Evidenz gegen die lexikalische AGENT-Rolle gibt die SU-Pro- I jektion des THEME bei Verben wie roll:

: '

j 20 Auf semanlischer Grundlage liegen allgemeinere Verfahren der SU-Determination

;, ; z. B. in der Subjektivierungshierarchie Filimores (1968) und dem modifizierten rollense- ' ! mantischen Ansatz von Foley/Van Valin (1984: 82 ff.) vor. Letztere klassifizieren Verben ., j semantisch als 'SOURCE'- bzw. OOAL-orientiert', woraus folgt, daß SOURCE-orien- '·, tierte Verben wie buy nur das GOAL, GO AL-orientierte Verben wie seil nur die SOURCE

l als SU selektieren können.

(14)

(30) a. the stones rolled tTI, down the hill b. John(AO) rolled tTH down the hill

Die Subjektivierung des THEME in (30a-b) ist eine Konsequenz der Burzio- Generalisierung: Ein Verb, das der SU-Stelle keine 0-Rolle zuweist, kann die Objekt-NP nicht kasusmarkieren (s. Burzio 1981:168, Chomsky 1981:124). Um dem Kasusfilter zu genügen, muß das THEME in die SU-Stelle bewegt werden, wo es von INFL für nom kasusmarkiert wird.21 Nun hat die Struktur (30 b) eine agentive und eine nicht-agentive Lesart. Unter beiden Lesarten ist John jedoch das THEME, „the NP understood as undergoing the motion" (Jackendoffl972:

29). Nach dem ^-Kriterium kann die Kette (John, t) nur eine 0-Rolle haben.22

Mithin kann die AGENT-Lesart der SU-Phrase nicht qua 0-Rolle lexikalisch gegeben sein, sondern ist nur im Nachhinein durch einen interpretativen Prozeß gewinnbar.

2.3.2.2. Das eigenartige Phänomen, daß es thematische Subjekte gibt, die nicht in der lexikalischen -Struktur fixiert sein können, zeigen z. B. FiUmores klassi- sche Beispiele zu open:

(31) a. JohnAG opened the doorTH with the key,NS

b. The door™ opened

c. The keyINS opened the doorTH

(31 b) ist parallel zu (30) als Ergativ-Struktur zu analysieren. Auf (31 c) ist die Ergativ-Analyse nicht anwendbar, da der charakteristische Zusammenhang zwischen Unterdrückung der SU-0-Rolle und Kasusverlust am Objekt fehlt:

Das INS(trumental)-Subjekt muß am Ort generiert sein. Die INS-Phrase kann nicht als sekundäres externes Argument ausgezeichnet sein, da open gemäß dem do-so-Test ein zweistelliges Verb ist, so daß die INS-Phrase nicht zur A-Struktur des Verbs gehört:

21 In der GB-Theorie wird die Bewegung in (30b) allgemein als eine der drei mögli- chen NP-Bewegungen unter der Move-0//?/ia-Theorie- neben Passive und Raising- aufge- faßt und seit Burzio (1981) als (syntaktischer) Ergativ bezeichnet. Ergativ-Verben sind solche, deren S-Struktur-Subjekt einem D-Struktur-Objekt entspricht, ohne daß die NP- Bewegung wie beim Passiv durch Verbdiathese ausgelöst ist; von den Anhebungs-Verben unterscheiden sie sich darin, daß ein Argument des regierenden Verbs betroffen ist. Zu Ergativ-Phänomenen im Deutschen s. z.B. den Besten (1982), Haider (1983), Tappe (1984).

22 Unter den Begriff Kette (chain) fallen die durch Bewegung koindizierten syntakti- schen Positionen. Aus dem PJP folgt, daß die transformationelle Bewegung Move alpha sowohl dem Kasusfilter wie auch dem ^-Kriterium unterliegt. Der Kausfilter und das 0- Kriterium gelten also für syntaktische Ketten: Jede Kette von syntaktischen Positionen hat genau einen Kasus und genau eine 0-Rolle.

(15)

(32) John tried to open the door with a key, and Bill tried to do so with a picklock Zudem wäre damit das SU-Problem nicht gelöst:

(33) a. WeAG/so [sold herGO this carTH] because of its quality b. It is their superior quality?? which sells our goodsTH

Obschon sich unter einem „rollensemantischen" A-Struktur-Konzept ein Über- angebot von 0-Rollen für seil ergibt, wie die Doppelinterpretation des Subjekts in (33 a) zeigt, ist das Subjekt in (33 b) in keinem Fall in der -Struktur des Verbs fixiert: Es entspricht am ehesten einem „adverbial of reason"; vgl. (33 a).

Wenn man plausiblerweise daran festhalten, will, daß das jeweilige Subjekt eines Verbs zu diesem in einer Argumentrelation steht, lassen der Kontrast in (29) und die Beispiele (31 c) und (33 b), wenn nicht für alle, so doch für bestimmte Verben eine „offene" SU-0-Rolle „X" annehmen. Neben dem lexikalischen Schema (26) sind also auch -Strukturen wie (34) anzunehmen:

(34) ß, A, AM]

Die Existenz einer thematisch unterdeterminierten -Stelle läuft der Annahme zuwider, daß es gerade dieses Argument ist, das in lexikalischen Einträgen in besonderer Weise ausgezeichnet ist.23

2.3.3. Die Einwände gegen die Bestimmbarkeit der SU-0-Rolle lassen anneh- men, daß die Argumente für die Zwecke des PJP auf andere Weise zu unterschei- den sind, als durch die idiosynkratische Designation des externen Arguments.

Den Grenzfall für die Unterscheidung von externem und internem Argument stellen einstellige intransitive und ergative Verben (z. B. swim vs. arrive) dar. Die Verben unterscheiden sich derivationell dadurch, daß das Argument von swim direkt als SU generiert wird, während das SU von arrive D-strukturell ein OBJ ist (z.B. Marantz 1981, Burzio 1981):

(35) a. John™ INFL [yp swim]

b. John INFL [VP arrive tTH]

23 Der Verzicht auf eine primäre 0-RoIle AGENT löst das Problem der doppelten thematischen Interpretation von SU-Argumenten (s. (30 b), (33 a) und ähnliche Fälle) im Sinne des #-Kriteriums.

Die aufgezeigten Probleme rühren letztlich daher, daß hier implizit zwei korrigierende Konzepte der lexikalischen Charakterisierung aufeinander stoßen: ein rollensemantisches i. S. Filimores und ein syntaktisches i. S. Chomskys. Das erste ist zu weit gefaßt, um die syntaktisch relevanten Argumente eines Lexems zu identifizieren. Das zweite erlaubt nicht eine vollständige Angabe spezifischer 0-Rollen für Argumente. Für das PJP sind die „enge- ren" -Strukturen relevant.

(16)

18 Hartmut Czcpluch

Es liegt auf der Hand, daß die Verben gleichermaßen gut unterscheid bar sind durch die Auszeichnung des externen wie des internen Arguments:

(36) a. swim [THJ arrive [TH]

b. swim [ ] arrive [THS]

Die lexikalische Designation (36 b) zeichnet das „semantically closest argu- ment*4 eines Verbs aus, das seine 0-Rollc direkt vom Verb zugewiesen erhält (s.

Marantz 1981, Pesetsky 1982, Emonds 1985; ähnlich den Besten 1981) und im Regelfall als DO realisiert wird. Das „direkte Argument" kennzeichnen wir mit dem S(emantischcn)-lndex. Anstelle der Schemata (26) und (34) ergeben sich die Repräsentationen (37):

(37) a. (A, As, AM] b. [X, As, AM]

Das entspricht der Auffassung von Maranlz (1981), daß die thematische Inter- pretation des Subjekts typischerwcise mit der Komposition des Prädikats va- riiert, während die 0-Rollcn der Komplemente durch das Verb fixiert sind.

Die Auszeichnung des direkten Arguments ist in einer Weise unabhängig em- pirisch motiviert, wie es die Designation des externen Arguments nicht ist. Es gibt eine Klasse von Verben, die unterschiedliche Argumente in der DO-Positio- nen realisieren können; vgl. (38)-(39):24

(38) a. Bill loaded the hayTH on the truckco

b. Bill loaded the truckGO with (the) hay- , (39) a. John drained the waterTll from the poolso

b. John drained the poolso of (the) waterTH

In beiden Satzpaaren fallen die jeweiligen Vorkommen von hay bzw. water unter den semantischen THEME-Begriff Jackcndoffs. Die lexikalische Charakterisie- rung des THEME muß ausweisen, ob die 0-Rolle direkt oder indirekt vom Verb zugewiesen wird. Nicht alle Verben mit entsprechender Komplementstruktur erlauben „object switching*4. Verben wie (40) haben obligatorisch das THEME als direktes Argument, Verben wie (41) realisieren das THEME nur indirekt:

(40) a. John drank the water from a bottle b. *John drank a bottle of (the) water (41) a. John persuaded Mary of Bill's sincerity

b. They deprived him of his car

24 Hierzu und zur Analyse der präpositionalen Kennzeichnung unter „object switching" vgl. Foley/Van Valin (1984: 81 ff.).

(17)

Die Auszeichnung des direkten Arguments stellt also eine genuine lexikalische Idiosynkrasie dar und ist für die Charakterisierung von -Strukturen unver- zichtbar.

Es liegt auf der Hand, daß die Designation von direktem und externem Argu- ment für die Zwecke des PJP redundant ist. Auf die Kennzeichnung des externen Arguments kann ersatzlos verzichtet werden. Die S-/M-Kennzeichnung gewähr- leistet, daß die Argumente eines Verbs für das PJP distinkt repräsentiert sind.

Anstelle der Externalitätshypothese von Williams ergibt sich die Subjektshypo- these:

(42) Als Subjekt wird unter dem PJP immer das lexikalisch relativ unspezifisch- ste Argument einer -Struktur realisiert.

Das ist das nicht-indizierte oder unbestimmte Argument in (37). Die Probleme der thematischen Variation und Unbestimmtheit des SU-Arguments verschwin- den unter der kompositionellen Auflassung der SU-0-Rolle..

Insgesamt erscheint diese abstraktere A-Struktur-Konzeption der K-Indizie- rung Haiders und Williams' Externalitätshypothese überlegen. Sie vermeidet deren Nachteile (bezüglich Argumentrestriktionen), ist empirisch umfassender (bezuglich „object switching") und stellt eine prognostische Hypothese der SU- Projektion der idiosynkratischen Kennzeichnung des SUs entgegen.

5. Zur Projektion von lexikalischer auf syntaktische Struktur

Auf der Basis des S- und M-Indizierung werden im folgenden die Schemata möglicher -Strukturen (§ 3.1) und deren syntaktische Realisierung unter den Bedingungen der X-Bar- und Kasustheorie (§ 3.2) diskutiert und die Priorität der SU- und DO-Stellen für die syntaktische Argumentprojektion motiviert (§ 3.3).

3.1. Projektionsrelevante lexikalische Indizierung

Auf der Basis der S- und M-Indizes ergeben sich die A-Struktur-Schemata (43):

(43) a. [A] z.B. schlafen b. [A8] z.B. ankommen c. [As, AM] zugefallen d. [AS,A] z.B. küssen e. [AM, A] z.B. helfen f. [As, AM, A] z. B. schenken

Der S-Index kann maximal einmal zugewiesen sein. Der Singularitätseffekt er- gibt sich unter dem PJP aufgrund der Modular!tat von Lexik und Syntax: Dasje-

(18)

nigc Argument, das seine 0-Rolle direkt vom Verb zugewiesen erhält, wird als NP-Schwester von V realisiert; diese NP muß Kasus von V erhalten, und V kann nur einen Objektiv zuweisen. Es folgt: Zwei (oder mehr) S-indizierte Argumente sind wegen der syntaktischen Nicht-Realisierbarkeit unter der Kasustheorie ausgeschlossen.25

Aufgrund der singulären S-lndizierung ist die M-Indizierung unter dem Distinktheitspostulat automatisch beschränkt. Für dreiwertige Verben gibt es außer (43 f.) nur noch das lexikalische Schema (44a):

(44) a. [As> M, AM, A]

b. *[AS« M, AM, AM] c. *[AS, AM, AM]

Das Schema (44 a) repräsentiert z. B. Verben, die syntaktisch mit zwei PO-Kom- plementen realisiert werden. Die M-Indizes stehen hier als Variablen für präpo- sitionale Kennzeichnungen:

(45) a. speak [A10, Aabout, A]

b. argue [Awith, Aabout, A]

Für die Kasustheorie haben beide Komplemente denselben Status: ihre Abfolge ist frei. Die beiden Komplemente unterscheiden sich aber in ihren Bindungsei- genschaften (s. Chomsky 1981: 225, n. 37):

(46) a. John spoke to the men about each other b. *John spoke about the men to each other

Nach der Bindungstheorie muß die (reziproke) Anapher mit einem c-komman- dierenden Antezedenten koindiziert sein (s. Chomsky 1981:188). Der Kontrast fallt aus, wenn die fo-PP als [v. [v speak to] NP...] restrukturierbar ist, nicht aber die about-??. Da Restrukturierung das to-Objekt syntaktisch wie das DO des Verbs fungieren läßt, erscheint es berechtigt, diesem M-Argument zusätzlich den S-Index zuzuschreiben, also As> M. In den Schemata (44b-c) sind zwei Argu- mente im Sinne der S- und M-Indizierung identisch repräsentiert, eine Verlet-

25 Das ist ein Vorteil der S-Indizierung gegenüber der konzeptuell ähnlichen THE- ME-Bedingung von Jackendoff (1972), die die Singularität (und Obligatorik) des THEME fordern muß. Weitere Vorzüge sind: 1. Obschon THEME und der S-Index in der Regel zusammenfallen, ist das nicht immer der Fall (s.o. zu „object switching*'). 2. Es ist frag- lich, ob unter der semantischen THEME-Definition Jackendoffs tatsächlich jedes Verb(vorkommen) ein THEME bei sich hat; vgl.:

a. John is eating (mashed potatoes) b. John is writing Mary (a letter) c. John teaches the children (French)

(19)

zung des Distinktheitspostulats. Aus demselben Grund sind auch A-Strukturen mit zwei (oder mehr) unindizierten Argumenten ausgeschlossen: Es kann nur ein Argument INFL-regiert realisiert werden: *[AS, A, A].

Jede andere Charakterisierung der lexikalischen Distinktheitsbedingung - etwa in Begriffen inhärenter Merkmale, 0-Rollen, morphologischer Kasus oder präpositionäler Kennzeichnungen - ist nicht hinreichend abstrakt, um die kom- binatorischen Beschränkungen lexikalischer -Stellen auszudrucken. Darüber hinaus hat der Indizierungsmechanismus zwei willkommene Konsequenzen: Er- gative Verben sind ein- oder zweiwertig - s. (43 b-c); dreiwertige Ergative kann es nicht geben, da sie unter das Schema (44c) fallen würden. Desgleichen ergibt sich, daß Verben maximal drei Argumente subkategorisieren: Mehr als drei Ar- gumente sind in den -Strukturen von Verben nicht distinkt repräsentierbar.26

Die Drei-Argumente-Beschränkung wird weitgehend akzeptiert, aber in der Re- gel einfach als empirisches Faktum behandelt.

3.2. Bedingungen der syntaktischen Projektion

Das lexikalische Normalschema (43 0, auf das wir uns im folgenden weitgehend beschränken, wird im Deutschen insbesondere durch die Kasusmuster (47) reali- siert:27

(47) a. NDAV = nom obl obj V, z.B. (12b) b. N AG V = nom obj inh V, z.B. (12c) c. N AD V = nom obj obl V, z.B. (5b)/(19b)

Es besteht allgemeine Übereinkunft, daß sie die unmarkierten Abfolgen darstel- len. Es ist bemerkenswert, daß andere Kombinationen der vier abstrakten Kasus des Deutschen, nom, obj, obl und inh, nicht vorkommen. Wenn strukturelle und lexikalische Kasus tatsächlich idiosynkratische lexikalische Kennzeichnungen wären, sollte zu erwarten sein, daß weitere Kasuskombinationen existieren; z. B.:

(48) a. *nom obl inh V b. *nom obl obj inh V

26 Die wenigen Verben, die scheinbar mehr als drei Argumente subkategorisieren, sind entweder in diesem Sinne reanalysierbar (s. Anm. 15,16), oder bestimmte M-indizier- te Argumente können entgegen unserer Hypothese doch distinkt sein, was angesichts der unterschiedlichen Argumenttypen, die unter den M-Index fallen, nicht völlig ausgeschlos- sen erscheint.

27 Zu den kombinatorischen Möglichkeiten vgl. auch z.B. Wegener (1985: 180ff.).

Auf PO- und ADV-Komplementen geben wir nachfolgend nicht mehr ein, ebenso nicht auf die doppelten Akkusati ve: Je nach Passivierungsmöglichkeit hat (l 2 a) die abstrakten Kasus von (47 a) oder (47c) (s. Anm. 10). Es ist eine Konsequenz des PJP, daß A-Stniktu- ren unter Umständen unterschiedliche syntaktische Projektionen haben; vgl. unten zur Dativ-Konstruktion im Englischen.

(20)

22 Hartmut Czepluch

Diese Beschränkungen sind nicht ohne weiteres rein kasustheoretisch erklärbar, da die strukturellen Positionen für den strukturellen Oblique und Objektiv sowie den inhärenten Genitiv unabhängig motiviert sind. Sie ergeben sich aber direkt aus der vorausgesetzten A-Struktur-Konzeption, nach der die Kombinationen (48) immer zwei nicht distinkte M-Argumente enthalten.

Gemäß dem PJP unterliegt die syntaktische Realisierung lexikalischer Argu- mente sowohl dem Kasusfilter wie auch dem ^-Kriterium. Kasus und 0-Rolle werden auf der S- bzw. LF-Struktur unter Rektion zugewiesen. Für die ^-Theo- rie bedeutet das, daß die Spezifizierung von 0-Rollen im Lexikon und ihre Zuwei- sung in LF unterschieden sind (s. Chomsky 1981: 334 f.). Der enge Zusammen- hang zwischen Kasus- und 0-Theorie läßt annehmen, daß Kasuszuweisung eine Vorbedingung für ^-Rollen-Zuweisung ist. Kasus macht NPs für 0-Rollen-Zu- weisung in LF „visible" (s. Chomsky 1981: 182 u.ö.). Die Möglichkeiten der Kasuszuweisung an verbale Argumente sind beschränkt: durch die Klasse der Kasusregenten (INFL und die lexikalischen Kategorien V und P), durch mini- male Rektion und durch die in § l eingeführte links-periphere Kasusmarkierung.

Das ergibt für (47a-c) die Strukturen (49):

(49) a. ... t nom [VP ... [v- obl ... [v- obj ... V]]]]

b. ... [s nom [VP ... [v. obj ... [v inh V]]]]

c. . . . t nom [Vp . . . [v obj obl V]]]

Das Prinzip der Links-Peripherie fordert eine Konstituentengrenze links von einer kasusmarkierten NP, was für alle Kasus mit Ausnahme des Oblique in (49 c) gegeben ist. In (49 a) erhält As den Objektiv links-peripher von V zugewie- sen und ist als direktes Argument in LF sichtbar; AM ist für Kasus unmarkiert und muß strukturellen Kasus erhalten, den es links-peripher als Schwester von V7 bekommt. Die Konsequenz, daß im Deutschen Kasus nicht nur durch [-N]°- Regenten, i. e. V und P, sondern auch in der Konfiguration [v< ____ V] zuge- wiesen wird, ist unabhängig durch die freien Dative motiviert.

Der inhärente Genitiv wird systematisch rechts des Objektivs realisiert - s.

(49 b). Für die Analyse des O2-Genitivs als V-inkorporierte NP spricht die Stel- lung im unmarkierten Negationssatz; vgl. (20 a) und (25 a). Da die V-interne Realisierung offenkundig auch für andere lexikalisch spezifizierte Argumente, PO und ADV, gilt (s. (25 b-c)), liegt die Annahme nahe, daß inhärent spezifizier- te Argumente generell minimal V-regiert realisiert sein müssen. Im Gegensatz zur strukturellen Kasuszuweisung auf der S-Struktur-Ebene ist der inhärente Kasus als idiosynkratische Eigenschaft verbaler Lexeme bereits D-strukturell repräsentiert und als links-periphere Schwester zu V realisiert. Da auch das S- indizierte Argument den Objektiv unter minimaler V-Rektion erhält, muß V°

eine V°-Kategorie projizieren und der Objektiv kann in üblicher Weise (durch das „äußere" V = VK) zugewiesen werden.

Die Null-Projektion des Kasus- und 0-Zu weisers V ist unter der „visibility44-

(21)

Bedingung gleichsam die optimale Lösung für die singuläre Kasus· und 0-Mar- kierung eines inhärenten und eines direkten Arguments. Unter minimaler V- Rektion stellt der inhärente Genitiv die unmarkierte Realisierung eines lexika- lisch markierten Arguments dar, der strukturelle Dativ die markierte Realisie- rung eines lexikalisch unmarkierten Arguments (s. Gardner 1980), da er nicht miminal von V° regiert ist. Die Projektion des strukturellen Dativs als linke V- Schwester ist darin begründet, daß das Argument, obschon M-indiziert, nicht idiosynkratisch spezifiziert ist, so daß eine V°-Projektion ausgeschlossen ist. Es folgt der Serialisierungsunterschied N-D-A vs. N-A-G.

Auf das Problem des post-akkusativen Dativs bei Verben des Typs vorziehen, gleichstellen ist bereits in § 2.1 hingewiesen worden. Daß der Dativ im Kontrast zum inhärenten Genitiv nicht V-inkorporiert realisiert ist (s. (25)), ergibt sich, wenn er als struktureller Kasus angesehen wird. Der Stellungskontrast zum V- Dativ ergibt sich, wenn er als markiertes Argument angesehen wird. Der Kasus repräsentiert also ein markiert M-indiziertes Argument ohne Kasusspezifikation (s. Gardner 1980, Czepluch 1984 zur „Markiertheit" lexikalischer Argumente).

Die Markiertheit dieses Verbtyps ist darin zu sehen, daß beide internen Argu- mente gleichermaßen als Akkusativ- und Dativobjekt geeignet sind:

(50) a. er zieht seine Freundin einem guten Buch vor er zieht ein gutes Buch seiner Freundin vor b. er schenkt dem Jungen einen Lolli

*er schenkt dem Lolli einen Jungen

Im Gegensatz zur thematischen Differenziertheit der internen Argumente beim normalen D-A-Typ sind die internen Argumente der -D-Verben thematisch nicht unterschieden28 und - so kann man annehmen - hinsichtlich der Vertei- lung der S- und M-Indizes frei. Da die Indizierung für jede syntaktische Projek- tion im Lexikon arbiträr festgelegt sein muß, fassen wir das M-Argument als lexikalisch markiert auf. Lexikalische Markiertheit bewirkt, daß das M-Argu- ment „näher" zum V-Regenten realisiert ist als das S-Argument; die Unspezifi- ziertheit für Kasus bewirkt, daß das M-Argument nicht V-inkorpiert realisiert ist.

Von der Singularitätsbedingung (6) der Kasuszuweisung haben wir keinen Gebrauch gemacht. Zum einen widerspricht der Strukturtyp (49 c) dem ersten Teil von (6); zum anderen folgen die Singularitätseffekte in den Strukturtypen

28 Wegener (1985: 279 ff.) analysiert die internen Rollen der „Korrespondenz"- Verbea als „Referent" ( ) und „Korrespondent" (NPD). Das kann jedoch ebenso gut wie die „Agens"-Interpretation als interpretatives „Epiphänomen" aufgefaßt werden, so daß diese Verben wie die symmetrischen Verben ähneln, gleichen etc. nicht unterschiedene 0-Rollen erst durch lexikalische Fokussierung einer Rolle bzw. durch Abbildung auf un- terschiedliche syntaktische GR-Positionen interpretativ differenziert sind.

(22)

(49a-b) unabhängig aus der Modularität der lexikalischen Distinktheitsbedin- gung und des Prinzips der Links-Peripherie. Deskriptiv lassen sich die Schemata (47) und (49) wie folgt interpretieren: Ein Verb mit zwei Objekten markiert eines strukturell als Objektiv, das zweite Objekt kann ein struktureller Oblique oder ein inhärenter Kasus sein. Die relevante Generalisierung scheint mithin zu sein, daß jeder abstrakte Kasus nur einmal zugewiesen wird. Die lexikalische Distinkt- heitsbedingung hat mithin unter Geltung des PJP eine syntaktische Entspre- chung: Die syntaktischen Kasusbeziehungen sind distinktive strukturelle Abbil- dungen distinktiver lexikalischer Argumentrelationen. Struktureller Dativ und inhärenter Genitiv sind zwei Möglichkeiten, ein zweites Objekt relativ zum V- regierten DO-Objekt distinkt syntaktisch zu realisieren. Die präpositionale Kennzeichnung des PO erscheint als dritte distinktive Option relativ zum DO.

Die vierte Möglichkeit ist, daß ein zweites internes Argument kategorial von dem (unmarkierten) NP-Status von Argumenten unterschieden ist: ADV-Phra- sen erscheinen als PP oder AdvP. Unter der distinktiven Kasusfunktion kann das Singularitätsprinzip (6) zu (51) vereinfacht werden:

(51) Ein Verb kann maximal eine NP strukturell für den Objektiv markieren.

Daß ein Verb nur eine der vier Optionen der Kennzeichnung eines obliquen Arguments wählen kann, ergibt sich kostenlos aus der lexikalischen Distinkt- heitsbedingung.

Die Analyse der Kasusverteilung steht in Kongruenz zu der Annahme, daß die Kategorie S keine VP aufweist und somit alle Argumente in gleicher Weise von V regiert sind.29 Die Annahme einer „flachen" S-Domäne geht in der Regel einher mit der Annahme der Stellungsfreiheit der Satzglieder im Mittelfeld. Das hat zur Konsequenz, daß die Stellungsregularitäten durch außersyntaktische Faktoren wie 'Belebtheit', 'Definitheif etc. erklärt werden (s. Haider 1982: 2-13). Der Einfluß solcher Faktoren auf die Stellungsmöglichkeiten ist unstreitig. Der nicht- konfigurationale Ansatz erklärt jedoch nicht, weshalb die differentiellen Reali- sierungen der N-D-A-, N-A-D- und N-A-G-Muster sich eben immer dann als die unmarkierten Abfolgen erweisen, wenn semantisch-pragmatische Faktoren

„neutralisiert" sind. Anders gesagt: Semantisch-pragmatische Faktoren moti- vieren nicht die unmarkierten Stellungsmuster (49), sondern geben Bedingungen an, unter denen davon abweichende Abfolgen „normal" sind.

Zum anderen bleibt unter der Annahme, daß die Stellungsfreiheit der Satz- glieder allein durch semantisch-pragmatische Ordnungsprinzipien einge- 29 Wenngleich in den letzten Jahren wiederholt gegen eine VP im Deutschen und für ein „flaches" Mittelfeld argumentiert worden ist (vor allem von Haider 1982,1983 und Sternefeld 1985b), erscheinen mir die Entgegnungen von z.B. Tappe (1985), Scherpenisse (1986) und Webelhuth (1985) durchweg überzeugender und die kasustheoretischen Über- legungen motivieren, die Existenz von X-Bar-Projektionen von V-Domänen.

(23)

schränkt ist, die Tatsache unerklärlich, daß die nicht-thematischen freien Adver- biale sich im Satz auf Positionen zwischen den Kasuspositionen verteilen (s. z. B.

Webelhuth 1985: 215 und n. 17), wenn auch mit unterschiedlicher Präferenz für die'...'-Stellen in (49):

(52) a. weil Hans gestern dem Jungen zweimal den Lolli weggenommen hat b. weil Hans gestern den Jungen erneut der Lüge bezichtigt hat c. weil Hans auch heute einen Wein ohne Bedenken einem Bier vorzieht Die ziemlich reguläre Alternation der thematischen Argumente eines Verbs mit nicht-thematischem Material macht die Annahme strukturell fixierbarer Kasus- positionen und damit eine hierarchisch strukturierte S-Domäne unabdingbar.

Das leistet das Prinzip der links-peripheren Kasusrealisierung. Da Kasus ^-Posi- tionen für die LF sichtbar macht, sind die Positionen zwischen dem rechts- peripheren Kern der jeweiligen Kasusdomäne und der links-peripheren Kasus- position frei für das Auftreten nicht-thematischen Materials.

3.3. Zur Subjekt- und Objektprojektion

Für die syntaktische Projektion haben die SU- und DO-Positionen in dem Sinne Priorität, daß ein- oder zweiwertige Verben ihre Argumente, sofern möglich, auf die INFL-regierte SU-Position und die V-regierte DO-Position projizieren. Das ist intuitiv plausibel, wenn NP-Argumente unter minimaler Rektion durch einen Kasuszuweiser realisiert sein müssen.

Für die DO-Position zeigen das die inhärent kasusmarkierten Objekte zwei- wertiger Verben, die wie der akkusative Objektiv außerhalb des durch Negation abgegrenzten Verbalkomplexes auftreten:

(53) a. daß er [v· das BuchA nicht liest]

b. daß er [v. dem MädchenD nicht hilft]

c. daß er [v. seiner ElternG nicht gedenkt]

Die Objekte sind unter minimaler V-Rektion als links-periphere V-Schwestern realisiert. Im Englischen weist das passive Preposition Stranding über PO- und ADV-Komplementen in dieselbe Richtung:

(54) a. The solution has been [v argued for] e = for-PO b. The lawn has been [v trampled on] e = subkat. ADV c. The table has been [v eaten at] e = freie ADV

Die V-P-Reanalyse verhindert, daß die NP Kasus von P erhalten kann, und bewirkt eine „Objektivierung" des präpositionalen Objekts.

Wir gehen davon aus, daß jeder Satz eine [NP, S]-Stelle hat. Das ist die Förde-

(24)

26 Harimtit Czepluch

l

rung von Chomskys Extended Projection Principle (1982:10) und die Konse- quenz aus Sternefclds Erweiterung von Haiders Realisationsprinzip (ERP; s.

Sternefcld 1985b: 235, 245 ff., 272 ff.). Zwar gibt es Sätze ohne lexikalisches Subjekt. Das gilt für die ein- oder zweiwenigen Varianten des Schemas (44a) oder intransitive Passive, z. B.:

(55) a. weil NP [v, dem Jungen (vor dir) graut] <- [As· M, (AM)]

b, weil NP [yp heute hier getanzt wird] <- [ ]

Es steht kein Argument zur Verfügung, das mit den kategorialen und kasuellen Eigenschaften der SU-Stelle verträglich ist. Die leere SU-Stelle kann durch die Nom-Drop-Analyse gerechtfertigt werden (s. Safir 1984). In allen anderen Fällen spielt die SU-Stelle eine Rolle für die syntaktische Projektion. So werden unmar- kierte zweiwertige Verben als N-A-V-Struktur (56 a) realisiert und nicht als (56b):

(56) a. weil das Mädchen [v· den Jungen küßt]

b. *weil NP [VP dem Mädchen [v- den Jungen küßt]]

Die Ungrammatikalität von (56 b) und ähnlichen Projektionen folgt aus der Burzio-Generalisienmg bzw. dem (E)RP: Wenn ein Verb ein oder mehr für Ka- sus unmarkierte Argumente hat, muß es eines extern realisieren, um dem ande- ren strukturell Kasus zuweisen zu können. Geschieht das nicht, ergibt sich ent- weder eine Verletzung des Kasusfilters wie in (56 b) oder es liegt eine Verletzung der lexikalischen Distinktheit vor. In diesem Sinne muß ein unmarkiertes Argu- ment (ohne S- oder M-Index) in [NP, S] realisiert sein. Das ist die Subjekt- Hypothese für die Schemata (43 a, d-e), die ein D-Struktur-Subjekt projizieren.

Für die ergativen Schemata (43 b-c) erzwingt die S-/M-Indizierung die VP- interae Projektion der Argumente. Gemäß der Burzio-Generalisierung kann das S-Argument keinen Kasus erhalten. Das kasuslose Objekt kann Kasus nur von dem freien Kasusregenten INFL erhalten, entweder durch Bewegung in oder thematische Koindizierung mit [NP, S]:

(57) a. weil der Freund; [VP den ElternD ej nicht gefallt]

b. weil NP' [VP den ElternD der Freund1 nicht gefallt]

Beide Möglichkeiten erfordern die Existenz der strukturellen SU-Position. Die Bildung einer 0-Kette (s. Safir 1984) für die VP-interne Nominativ-Zuweisung motiviert Scherpenisse (1986: 97): Die SU-Stelle ist keine Argument-Position, wenn sie nicht thematisch gefüllt ist. Die freie 0-Koindizierung in (57 b) fallt dann nicht unter die A(rgument)-Bindung der GB-Theorie (s. Chomsky 1981:

188 ff.). Das leere Subjekt ist nicht von einem c-kommandierenden Antezeden- ten -gebunden, so daß es nicht unter das Bindungsprinzip für (obligatorische)

(25)

Anaphern fallt; die VP-interne NP ist nicht -gebunden, da das Subjekt kein Argument ist.30 Die Analysen (57) gelten auch für SU- und VP-interne Nomina- tive in Passivstrukturen (s. § 4), wenn man aufgrund der intransitiven Passive des Typs (55 b) den Verlust der SU-0-Rolle als die entscheidende Passiveigenschaft ansieht; Passivpartizipien sind ergativisch (s. Haider 1983).

Als Ergebnis dieser Überlegungen ergibt sich, daß das PJP von den Positionen des strukturellen Dativs und des inhärenten Genitivs nur Gebrauch macht, wenn zwei VP-interne Argumente syntaktisch distinkt abgebildet werden müs- sen, i. e. bei dreiwertigen Verben. In allen anderen Fällen werden NP-Argumente bezüglich der [NP, S]- und [NP, V]-Stellen realisiert. In diesen Positionen werden Argumente direkt für die 0-Theorie sichtbar. Ein drittes NP-Argument kann nur

„markiert" realisiert werden, durch den markierten strukturellen Kasus, Obli- que, oder durch lexikalisch markierte Kasus, den inhärenten Dativ oder Genitiv.

Die Kasusvariation in derselben links-peripheren [NP, V]-Stelle wie die Kon- textabhängigkeit der Kasusrealisierungen lassen annehmen, daß ein Kasussy- stem wie das deutsche vor allem distinktive Funktion in der syntaktischen Reali- sierung der lexikalisch-semantisch Relationen hat.

4. Syntaktische Projektion und grammatische Relationen Grammatische Relationen sind unter dem PJP modular durch lexikalische und syntaktische Eigenschaften bestmimt. Die einzelsprachlich variierenden konfi- gurationalen Eigenschaften von Sätzen ergeben sich aufgrund der Fixierungen des /feöJ-Parameters und kasustheoretischer Parameter, z. B.: inwieweit Spra- chen von strukturellen und inhärenten Kasus und der Objektiv-Oblique-Dicho- tomie Gebrauch machen. Unter dieser Perspektive verschwindet das virulente Problem der 70er Jahre: daß GRn nicht einzelsprachunabhängig definierbar erschienen. Modularität und Parametrisierung universalsprachlicher Prinzipien lassen genau das erwarten.

Für die deutsch-englischen Unterschiede sind im gegebenen Rahmen die fol- genden Parameter relevant: 7. der /fead-Parameter des X-Bar-Schemas, der im Deutschen „V-End-" und im Englischen „V-Erst-Stellung" in der verbalen X- Bar-Projektion ergibt; 2. der/die Kasusparameter: Während das Deutsche strukturelle (nom, obj, obl) und inhärente Kasus (gen, dat) aufweist, hat das englische Kasussystem sowohl inhärente Kasus, wie auch die o£/-06/-Distink- tion für die strukturelle Kasuszuweisung verloren (s. Chomsky 1981, Kayne 1981, Czepluch 1982).

30 Die Analyse von Scherpenisse erscheint nicht nur konzeptuell einfacher als die

„chain-government"-Analyse von den Besten (1981,1982). Sie hat auch den Vorteil, daß sie nicht den grammatiktheoretischen Einwänden von Haider (1982) gegen die Kettenrek- tion unterliegt.

(26)

4.1. Das reduzierte Kasussystem des Englischen

Wenn inhärente Kasus lexikalische Spezifizierungen morphologischer Kasus sind, dann kann aus dem Verlust der nominalen Kasusmorphologie im Engli- schen auf das Fehlen inhärenter Kasus geschlossen werden. Wichtiger ist, daß die englischen Entsprechungen für inhärente Kasus im Deutschen nicht deren typische Beschränkungen zeigen:

(58) a. ihminh wurde geholfen : henom was helped b. seinerinh wurde gedacht : henoro was thought of

Subkategorisierte Objekte unterliegen im Englischen frei dem passiven Kasus- verlust und stellen somit keine idiosynkratisch fixierten Kasus dar. Der Verlust der obj-obl-Oistinktion wird allgemein damit begründet, daß das Englische im Gegensatz zu ansonst strukturell ähnlichen Sprachen das passive Preposition Stranding zeigt; vgl. den englisch-französischen Kontrast:

(59) a. John was [v talked to] t b. *Jean a ete [v parle avec] t

Die V-P-Reanalyse als Voraussetzung, um die Kasuszuweisung durch P zu ab- sorbieren, wird damit erklärt, daß im Englischen V und P denselben Kasus (obj) in derselben Weise (strukturell) zuweisen, während im Französischen V den obj und P den obl regieren (s. Kayne 1981: 364). Da diese Erklärung über andere syntaktische Phänomene generalisiert (Kayne 1981), kann man es als begründet ansehen, daß für die externe und interne Realisierung von Argumenten eines Verbs im Englischen nur zwei abstrakte Kasus zur Verfügung stehen: nom und obj. Das hat zur Konsequenz, daß im Kontrast zu den drei Typen von Doppel- Objekt-Konstruktionen im Deutschen das Englischezwei Objekte normalerwei- se nur als NP-PP-Struktur realisieren kann, i.e. (60a):

(60) a. John [v, persuaded [the woman] [PP of his sincerity]]

b. *John [y persuaded [the woman] [his sincerity]]

c. *John [v. persuaded [PP of his sincerity] [the woman]]

In (60 b) erhält sincerity keinen Kasus wegen der Singularitätsbedingung, in (60c) verletzt woman die Bedingung der Links-Peripherie. In (60 a) ist jede NP singular und links-peripher durch einen Kasuszuweiser regiert, \^^L + Tense, AGR], persuade bzw. of.

4.2. GRn als A-Realisierungen

Die Konsequenzen für die konfigurationalen Eigenschaften von GRn seien an- hand des idealtypischen Schemas (40 f) für dreiwertige Verben exemplarisch dar- gestellt:

(27)

, (61) [A7S, AM, A]

·. j 4.2.2. Der S-Index zeichnet das semantisch engste Verb-Argument aus. Das t i muß eine Nominale sein und ist typischerweise das THEME. Damit es seine 0- + j Rolle direkt vom Verb erhalten kann, muß es unter Kasusrektion durch V sicht- i bar gemacht werden. As wird somit als links-periphere NP-Schwester zu V proji- ziert. Aufgrund des /feiwi-Paraineters ergibt sich deutsch eine potentielle Di- - Stanzstellung, englisch die Adjazenzstellung:

! (62)[v.NP(>bj...V]

- · weil er [den Koffer auf den Tisch stellte]

r j (63)[v.VNPobj...]

: j he has [put the bag on the table]

i

i Diese Realisierung wird gemeinhin als Direktes Objekt' bezeichnet. Da in der i NP-Stelle in (62) auch singuläre inhärent kasusmarkierte Objekte erscheinen, ist i der DO-Begriff im Deutschen nicht allein strukturell bestimmt, sondern auch

| lexikalisch.

4.2.2. Die modulare Realisierung der AM-Stelle als O2-Komplement ergibt im Deutschen die drei Möglichkeiten in (64):

(64) a. [y. NPobl... VT . für ["M, "Q weil er [dem Jungen wiederholt [einen Lolli gab]]

b. [v. NP NPOM V] für [mM, UC]

weil er [einen Wein einem Bier vorzieht]

l c. [V'...[vNPinh...V]] furpM,mC]

l weil er [den Jungen [der Lüge bezichtigte]]

i M-Argumente können in der Regel nicht in die INFL-regierte NP-Stelle proji-

\ ziert werden, insbesondere dann nicht, wenn es ein „weniger markiertes" Argu-

• ment gibt. Die unterschiedlichen Realisierungen ergeben sich aufgrund der un- terschiedlichen Markiertheit der M-Argumente (s. §3.2; Czepluch 1984). Im Englischen stehen die den Konfigurationen (64a-b) entsprechenden V-Erst- Strukturen wegen des Fehlens des strukturellen Oblique nicht zur Verfügung:

• (65) a. «üv V NPobJ NPobj] b.*[v.VNPobjNPobj]

AM kann nur durch den Objektiv sichtbar gemacht werden. Die Möglichkeit, daß V als „exzeptioneller" Kasusregent fungiert, ist an die Präsenz des Oblique ge- 1 bunden, was (65 a) ausschließt. (65 b) verstößt gegen die distinkte syntaktische . Projektion distinkter Argumente, da V den Objektiv in einer gegebenen Domäne

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wüsste ich doch sicher, ob das gewonnene Produkt in der That identisch ist mit der Verbindung, welche durch das bekannte Verfahren gewonnen wird! Könnte das scheinbar

nung verwandt zu sein, insofern sie als eine regelmäßige, aber nicht parallele Verwaehsung zweier gleichartigen Individuen auf- gefasst werden

sätze an, welche aus einer Mischung beider Substanzen bestehen, Erfolgt die Umwandlung der labilen Silbernitratkrystalle, so ver- mag sie, wie bei dem Krystall links oben

Beispiele sind unter den später zu heschreibenden Beispielen wirklicher Anwendung der Methode mehrere enthalten, weshalb sie hier nicht noch einzeln aufgezählt werden

Untersuchung durch chemische Reaktionen. Der Rückstand wird mit Wasser ausgezogen und die noch übrigbleil)enden Sulfate von Calcium, Baryum und Stron- tinm wieder in

Die aus Lösungen sich bildenden Formen beider Proben sind identisch, sie gehören den] monosymmetrischen System an und lassen sich deuten als Basis, Hemipyramide und Orthopinakoid‚

Vor Allem hatte sich dabei gezeigt, dass die Substanz in zwei Modifikationen auftritt, von welchen die labile bei Krystallisation aus Terpentinöl in.kleinen Blättchen erscheint,

Da im ersten Fall, wie die mikroskopische Untersuchung lehrte*), durchaus Feuchtigkeit zur Umwandlungnöthig ist, indem die oberflächlich condensirte VVasserhaut fortwährend glasige