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Verletzungen im Eishockey – Eine retrospektive

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Academic year: 2022

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Verlag und Copyright:

Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14 70469 Stuttgart ISSN

Nachdruck nur

Jan Taeymans, Vera Blaser, Melanie Kneubuehl, Slavko Rogan

Verletzungen im Eishockey – Eine retrospektive

Fragebogenerhebung bei Zweitliga-Amateur-

Eishockeyspielern des Kantons Bern (Schweiz)

DOI http://dx.doi.org/10.1055/a- 0899-7468

© 2019 by

0932-0555

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Verletzungen im Eishockey – Eine retrospektive

Fragebogenerhebung bei Zweitliga-Amateur-Eishockeyspielern des Kantons Bern (Schweiz)

Injuries in Ice Hockey: A Questionnaire Survey in Second League Amateur Ice Hockey Players in the Canton of Bern (Switzerland)

Autoren

Jan Taeymans, Vera Blaser, Melanie Kneubuehl, Slavko Rogan

Institut

Berner Fachhochschule Departement Gesundheit

Schlüsselwörter

Eishockey, Sportmedizin, Prävention

Key words

ice hockey, sports medicine, prevention

Bibliografie

DOI https://doi.org/10.1055/a-0899-7468 Online-Publikation: 8.10.2019

Sportverl Sportschad

© Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart · New York ISSN 0932-0555

Korrespondenzadresse Dr. Slavko Rogan Gesundheit

Berner Fachhochschule Departement Gesundheit, Murtenstraße 10, 3008 Bern, Switzerland slavko.rogan@bfh.ch

Z US A M M E N FA SS U N G

Hintergrund Zweikämpfe an der Bande oder Kontakt mit dem Puck, Eishockeyschläger oder Schlittschuhen können Verletzun- gen bei Eishockeyspielern verursachen. Für eine adäquate Prä- vention von Verletzungen und Planung des Verletzungsmanage- ments ist eine gute epidemiologische Datenlage notwendig. In der Schweiz fehlen bis dato solche epidemiologischen Daten im Amateur-Eishockey. Diese Arbeit hatte das Ziel, die Verletzungs- häufigkeit, Verletzungslokalisationen, Verletzungsart, Schwere- grad, Verletzungsmechanismen, Präventionsmaßnahmen sowie Zugang zu Erstversorgung nach einer Verletzung in Zweitliga- Amateur-Eishockeymannschaften des Kantons Bern aufzuzeigen.

Probanden/Methodik Diese deskriptive Studie wurde mit- tels einer retrospektiven, selbstrapportierten Fragebogener- hebung am Ende der Saison 2017/18 durchgeführt. Erhoben wurden anthropometrische Merkmale, Angaben zum Trai- nings- und Wettkampfvolumen, zur Verletzungshäufigkeit, Verletzungslokalisationen, Verletzungsart, Schweregrad, Verletzungsmechanismen und Präventionsmaßnahmen sowie zur klinischen Versorgung im Fall einer Verletzung.

Ergebnisse 86 von 96 Fragebögen konnten ausgewertet werden. Während der letzten 12 Monate verletzten sich 44 Spieler 1-mal und 5 Spieler 2-mal. Die Verletzungshäufig- keit betrug im Training 0,7 Verletzungen pro 1000 Stunden und im Wettkampf 4,7 pro 1000 Stunden. Die meist genann- ten Verletzungslokalisationen waren Knie (17,9 %), Fuß (14,3 %), Kopf (12,5 %) und Schulter (10,7 %). Verletzungen wurden vorwiegend durch externe Faktoren produziert.

Distorsionen, Frakturen und Kontusionen waren die häufigs- ten Verletzungsarten. 19 Verletzungen hatten eine Auszeit von mehr als 4 Wochen zur Folge („schwer“).

Schlussfolgerung Die Verletzungshäufigkeit war im Wett- kampf 6,35-mal höher im Vergleich zum Training. Die Hälfte aller Verletzungen wurde in der unteren Extremität lokalisiert, davon 18 % am Knie. 19 Verletzungen wurden als„schwer“ eingestuft. Verletzungen wurden vorwiegend durch externe Faktoren produziert. Mögliche Präventionsmaßnahmen sind Fördern von Fairplay, das Anpassen von Spielregeln, Förde- rung zum Tragen von Schutzausrüstung, das Üben des peri- pheren Sehens und Krafttraining für die Rumpf- und Beinmus- kulatur. Um die Vergleichbarkeit solcher Studien zu erhöhen, ist das Handhaben von standardisierten Definitionen bzgl.

„Verletzung“und„Verletzungsschweregrad“notwendig.

ABSTR AC T

Background High speed, fights at the hard boarder or con- tact with the puck, hockey sticks or skates may cause injuries in ice hockey players. Precise knowledge of epidemiologic data is needed for adequate prevention of hockey injuries and to plan their management. In Switzerland, to date, such epidemiological data are not available for amateur ice hockey.

The aim of this study was to evaluate injury frequency, injury location, type of injury, injury severity and injury mechanisms, prevention measures and access to care in case of injury in second division amateur ice hockey teams of the Canton of Bern.

Subjects/Methodology This descriptive study was conduct- ed using a retrospective, self-reported questionnaire at the end of the 2017/18 season. Anthropometric characteristics, training and competition volume, injury frequency, injury location, type of injury, injury severity, injury mechanisms

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and preventive measures as well as access to clinical care in case of injury were assessed.

Results Eighty-six out of 96 questionnaires could be evaluat- ed. During the previous 12 months, 44 players were injured once and five players were injured twice. The injury frequency during training was 0.7 injuries per 1000 hours; during com- petition it was 4.7 per 1000 hours. The four most often re- ported injury locations were knee (17.9 %), foot (14.3 %), head (12.5 %) and shoulder (10.7 %). Injuries were mainly produced by external factors. Distortions, fractures and contusions were the most common types of injuries. Nineteen injuries resulted in a break of more than four weeks (“severe injury”).

Conclusion The injury frequency was 6.35 times higher during competition as compared with training. Half of all inju- ries were located in the lower limb. Nineteen injuries were classified as“severe”. Injuries were mainly produced by exter- nal factors. Possible prevention measures include promoting fair play, adapting the rules of the game, promoting the use of protective equipment, practising peripheral vision, and strengthening the trunk and leg muscles. To increase the comparability of such studies, the use of standardised defini- tions concerning“injury”and“injury severity”is necessary.

Einleitung

Eishockey ist nach Fußball die zweitbeliebteste Mannschaftssport- art im deutschsprachigen Raum [1]. Eishockey wird als die schnellste Mannschaftsportart beschrieben [2, 3]. Weltweit observiert man eine sehr hohe Inzidenz von Verletzungen bei Eishockeyspielern. Zum Beispiel zeigte eine Studie, die über einen Zeitraum von 10 Jahren (1996–2006) Sportverletzungen bei deut- schen Junioren- und Senioren-Eishockey-Nationalmannschaften untersuchte, eine Verletzungsprävalenz von 4,5 Verletzungen pro 1000 Wettkampfminuten auf [4]. Die Inzidenzrate in der Schweiz betrug 1400 Verletzte bzw. 2017 Verletzte pro 1 Million Stunden Eishockeyspielen zwischen 2002 und 2006 bzw. 2009 und 2013 [5, 6]. Das Durchschnittsalter der verletzten Schweizer Eishockeyspieler betrug 25 Jahre [7]. Die hohen Inzidenzzahlen gehen mit einer hohen ökonomische Last für Spieler, Vereine und Gesellschaft einher [6].

Als Determinanten der Verletzungen wurden Aggressivität, allgemeine Geschicklichkeit, Alter, Ausrüstung, Ernährungsstatus, mangelnde konstitutionelle Eignung für die Sportart Eishockey, physische und psychische Fitness, Sportgerät, Technik und Umweltbedingungen beschrieben [3].

Für eine adäquate Prävention von Verletzungen im Eishockey und das Planen des Verletzungsmanagements sind genaue Kennt- nisse über richtige Prävalenz- und Inzidenzzahlen, Verletzungs- charakteristiken, Schweregrad, Verletzungslokalisationen sowie Verletzungsmechanismen wichtige Voraussetzungen.

Epidemiologische Daten dienen dazu, Diagnose-, Therapie- und Präventionsmaßnahmen ableiten zu können. Dies ist nur auf Basis von Einzelanalysen und Übersichtsarbeiten möglich [8].

Jede Sportart zeigt ihre typischen Verletzungsmechanismen auf. Durch solch eine Vorgehensweise konnte Luke [9] Empfehlun- gen zur Verletzungsprävention für US-Eishockeyspieler der Alters- gruppe 15–18 Jahre generieren. Aufgrund seiner Studienergeb- nisse hat er im Jahre 1998 eine eigene Eishockeyliga mit angepassten Spielregeln für diese Altersgruppe gegründet. Zum Beispiel wird ein junger Eishockeyspieler nach 3 Fouls für den Rest des Spiels ausgeschlossen. Diese und ähnliche Anpassungen konnten Verletzungen bei jungen Eishockeyspielern signifikant reduzieren [9].

Während die epidemiologische Datenlage im Profi-Eishockey gut dokumentiert ist, fehlt diese im Schweizer Amateur-Eis- hockey.

Das übergeordnete Ziel dieser Untersuchung war, Informa- tionen über Verletzungshäufigkeit, Verletzungslokalisationen, Verletzungsart, Schweregrad und Verletzungsmechanismen bei Amateur-Eishockeyspielern des Kantons Bern retrospektiv während der letzten 12 Monaten zu sammeln, zu analysieren und zu interpretieren. Im Einzelnen sollten in dieser Studie folgende Punkte untersucht werden:

1. Trainings- und Wettkampfvolumen,

2. Verletzungshäufigkeit (retrospektiv) über einen Zeitraum von 12 Monaten,

3. Untersuchung über Art und Schwere der Verletzung, inklusive der anatomischen Lokalisation,

4. Präventionsmaßnahmen (z. B. das Tragen von Schutzausrüs- tung, Orthesen, Bandagen usw.) sowie

5. Zugangswege klinischer Versorgung im Fall einer Verletzung.

Methodik

Design

Diese epidemiologische Untersuchung von Sportverletzungen bei Zweitliga-Amateur-Eishockeyspielern wurde mithilfe einer retro- spektiven Fragebogenerhebung durchgeführt. Als Vorlage diente der valide Fragebogen von Theisen et al. [10] zur Erhebung akuter Verletzungen bei jungen Hochleistungssportlern. Dieser Fragebo- gen wurde im Zuge einer Untersuchung bei Schweizer Unihockey- spielern modifiziert [11]. Die Datenerhebung erfolgte am Ende der Saison 2017/2018 (Ende Mai 2018) bei Zweitliga-Amateur-Eis- hockeyspielern im Kanton Bern. Die Rekrutierung der Probanden erfolgte in 2 Schritten: Im ersten Schritt wurden über den Kanton- albernischen Eishockey-Verband (KBEHV) die Kontaktadressen von allen Zweitliga-Amateur-Eishockeymannschaften erfragt. Im zweiten Schritt erfolgte das Anschreiben an die Vereine. Nach positivem Bescheid wurde der Kontakt zu den Trainern aufgenom- men, um einen geeigneten Termin für die anonymisierte Frage- bogenerhebung vor Ort festzulegen. Die Anwesenheit der Unter- sucher ermöglichte das Klären von Fragen und Unsicherheiten der Originalarbeit

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Studienteilnehmer. Dadurch konnte die Qualität der Daten gewährleistet werden. Nicht anwesenden Spielern übermittelte der Trainer den Fragebogen, den die Spieler ausfüllten und retour- nieren sollten. Ein frankierter Briefumschlag wurde beigelegt. Die Trainer wurden von den Untersuchern über die meistgefragten Unsicherheiten der Studienteilnehmer der Erhebung vor Ort instruiert, damit diese eventuelle Rückfragen der nichtanwesen- den Spieler korrekt beantworten konnten.

In dieser Studie erfolgte die Definition der Verletzung wie folgt:

Eine Läsion, die während Ausübung im Trainings- oder Wett- kampfkontext aufgetreten ist und wodurch der Eishockeyspieler an einer folgenden Trainingseinheit oder Wettkampfeinheit nicht teilnehmen konnte [12].

Eingeschlossen wurden männliche Eishockeyspieler mit Zuge- hörigkeit einer Berner Zweitliga-Amateur-Eishockeymannschaft des Kantons Bern. Ausschlusskriterien waren unvollständig ausge- füllte Fragebögen und vorzeitiges Abbrechen der Saison wegen nicht sportlich bedingten Verletzungen.

6 von 14 angefragten Vereinen gaben mündlich ihr Einver- ständnis, die Amateur-Eishockeyspieler des Vereins während des Trainings befragen zu dürfen. Die Teilnahme der Amateur-Eis- hockeyspieler war freiwillig. Die teilnehmenden Eishockeyspieler gaben ihre schriftliche Einwilligung. Das Studienprotokoll wurde von der Kantonalen Ethikkommission Bern (KEK) geprüft und bewilligt (KEK-BE: 2017–00 236).

Zielparameter

Erhoben wurden neben anthropometrischen Merkmalen (Körper- gewicht, Körpergröße) Angaben zum Trainingsvolumen pro Woche (saisonal: Hauptsaison, Ausscheidungsrunde, Nebensai- son) und Wettkampfvolumen pro Woche (saisonal: Hauptsaison, Ausscheidungsrunde, Nebensaison), zur Verletzungshäufigkeit, zu Verletzungslokalisationen, Verletzungsart, Schweregrad, Ver- letzungsmechanismen und Präventionsmaßnahmen (Tragen von Schutzausrüstung) sowie zur klinischen Versorgung im Fall einer Verletzung.

Datenerfassung

Die retournierten Fragebögen wurden von 2 unabhängigen Perso- nen (VB und MK) manuell in ein elektronisches Excel-Dokument (Microsoft Excel 2016) übertragen. Die getrennte, unabhängige Erfassung wurde anschließend verglichen und eventuelle Inkohä- renzen zwischen beiden Eingaben wurden entfernt. Diese Metho- de hilft der Fehlereliminierung von Flüchtigkeits-, Tipp- oder Verständnisfehlern [11].

Datenanalyse

Je nach Art der Daten wurden diese anhand deskriptiver Statistik in Prozentzahlen oder als Mittelwerte und Standardabweichungen dargestellt.

Die Verletzungshäufigkeit wurde in dieser Studie als Verlet- zungsanzahl pro 1000 Expositionsstunden definiert [11]. Die Be- rechnung erfolgte mit folgender Formel: Anzahl der Verletzungen dividiert durch das Gesamtexpositionsvolumen (in Stunden) und multipliziert mit Faktor 1000. Das Quotienten-Verhältnis (Rate-

Ratio) [2] berechnete sich als Quotient aus Wettkampfverletzungs- häufigkeit dividiert durch die Trainingsverletzungshäufigkeit [11].

Der Verletzungsschweregrad orientierte sich an der Anzahl der Tage, an denen die Spieler nicht am Training oder an Wettkämp- fen teilnehmen konnten [11, 13, 14]. In der vorliegenden Arbeit wurde zwischen „weniger als 1 Woche“, „zwischen 1 und 2 Wochen“,„zwischen 2 und 4 Wochen“und„> 4 Wochen“diffe- renziert. 4 Wochen Ausfall wurde als kritische Zeitperiode betrachtet, um zwischen den Verletzungsschweregraden„leicht“ oder„schwer“zu unterscheiden.

Ergebnisse

Probanden

Von 14 möglichen Vereinen (308 Spieler) aus der zweiten Amateur- Eishockeyliga des Kantons Bern beteiligten sich 6 Vereine (43 %) an dieser Studie. Die Stichprobengröße umfasste 120 Spieler. An der Vor-Ort-Erhebung nahmen 80 Spieler teil. Von den 40 abgegebe- nen Fragebögen wurden 16 ausgefüllt und retourniert (Rücklauf- quote 40 %). Von den insgesamt 96 ausgefüllten Fragebögen wurden 10 Fragebogen aufgrund von Saisonabbruch wegen nicht sportlich bedingter Verletzung oder Fehlen von wichtigen Variablen zur Berechnung der Gesamtstundenanzahl in Training und Wett- kampf ausgeschlossen. Diese Daten sind unerlässlich zur Berech- nung der Verletzungshäufigkeiten. Die Auswertung bezieht sich auf 86 Fragebögen (28 % der ursprünglich angestrebten Zielpopu- lation).

Das Durchschnittsalter der 86 Eishockeyspieler betrug 24,7 ± 5,0 (Wettkampfeinstiegsalter war 7,3 ± 2,7) Jahre. Körpergewicht und Körpergröße betrugen 81,0 ± 11,3 kg bzw. 1,80 ± 0,06 m.

Die Spielpositionen waren 8 Torhüter (9 %), 30 Verteidiger (35 %) und 48 Stürmer (56 %).

Das observierte Trainings- und Wettkampfvolumen betrug 203,7 ± 105,7 Stunden bzw. 86,5 ± 58,5 Stunden.

▶Tab. 1stellt das saisonale, durchschnittliche Expositionsvolu- men im Training und Wettkampf dar.

Verletzungshäufigkeit

Während der Observationsperiode von 12 Monaten erlitten 44 von 86 Probanden (51,2 %) eine Verletzung. 5 Spieler verletzten sich in der gleichen Periode 2-mal. Im Durchschnitt verletzte sich ein Eishockeyspieler 0,6 ± 0,6-mal während einer Eishockeysaison bei einem Gesamtvolumen an eishockeyspezifischer Aktivität von 290,2 ± 122,8 Stunden.

Die Verletzungshäufigkeit (Anzahl der Verletzungen pro 1000 Expositionsstunden) betrug im Training 0,7 pro 1000 Stun- den und im Wettkampf 4,7 pro 1000 Stunden. Die Wahrschein- lichkeit, dass sich ein Spieler im Wettkampf verletzte, war 6,35-mal höher als im Training.

Verletzungslokalisation, Verletzungsart und Verletzungsschweregrad

▶Abb. 1zeigt eine Übersicht der observierten Verletzungslokali- sationen. Von 49 rapportierten Verletzungen sind vor allem

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Verletzungen am Knie (17,9 %), Fuß (14,3 %), Kopf (12,5 %) und Schulter (10,7 %) am häufigsten prävalent.

Am Knie wurden Distorsionen (40 %), Muskel-/Sehnenverlet- zungen (20 %), Kontusionen (20 %) und Luxationen (10 %) sowie Frakturen (10 %) als Verletzungsart rapportiert. Am Fuß wurden Distorsionen (67 %) und Frakturen (33 %) gemeldet. Als Kopfver- letzung wurde die Commotio cerebri (100 %) genannt. Nase und Gesicht wiesen ausschließlich Frakturen (100 %) auf. An der Schul- ter konnten differenzierte Verletzungsarten festgestellt werden:

33,3 % Luxationen, 33,3 % Kontusionen, 16,7 % Frakturen und 16,7 % Distorsionen.

19 Verletzungen hatten eine Auszeit von mehr als 4 Wochen zur Folge („schwer“), und zwar aufgrund einer Verletzung an der unteren Extremität (n = 11) und der oberen Extremität (n = 5) sowie am Kopf (n = 2) und am Rumpf (n = 1).

Verletzungsmechanismus

Als Ursachen der Sportverletzungen wurden interne (18,4 %) (z. B.

Unaufmerksamkeit, Müdigkeit, zu hohes Risiko, Stress etc.) und externe (81,6 %) (z. B. äußerliche Gewalt, Aktion des Gegners, Materialproblem, Umfeld etc.) Faktoren genannt. Verletzungen der oberen Extremität wurden zu 100 % durch externe Faktoren verursacht. An der unteren Extremität erfolgten 73 % der Verlet-

zungen durch externe Faktoren. Knieverletzungen wurden zu 90 % durch externe Faktoren verursacht.

Präventionsmaßnahmen

Von den 86 Probanden trugen 51 Spieler (59 %) sowohl im Train- ing als auch im Wettkampf eine Schutzausrüstung als Prävention vor Verletzungen. 3 Spieler schützten sich nur während des Wett- kampfs (3,5 %) und 32 Spieler trugen nie eine Schutzausrüstung (37 %).

Als Grund für die Nutzung von Schutzausrüstung gaben 31 Spieler (57 %)„Vorbeugung einer Verletzung“an. Zum„Schutz vor einer alten Verletzung“trugen 7 Spieler (13 %) eine Schutzaus- rüstung und 13 Spieler (24 %) gaben beides als Argument an (n = 13). Die restlichen 3 Spieler (5 %) gaben keinen Grund an.

Klinische Versorgung

60 % der Verletzungen im Training oder Wettkampf wurden orga- nisiert erstversorgt durch Mediziner (74 %), Physiotherapeuten (20 %) oder Mannschaftsbetreuer (6 %). In 43 % der Verletzungen erfolgte die Erstversorgung durch eine Person des Vereins. Der Behandlungszeitpunkt fand zu 55 % innerhalb 1 Tages (27 Verlet- zungen), zu 31 % innerhalb 1 Woche (15 Verletzungen) und zu 6 %

▶Abb. 1Anzahl der Verletzungslokalisationen eingeteilt in Rumpf mit Kopf, obere und untere Extremität.

▶Tab. 1Saisonales Trainings- und Wettkampfvolumen (Mittelwert; ± Standardabweichung).

durchschnittliche Exposition

HS (Std./W) AR (Std./W) NS (Std./W) gesamt (Std./W) gesamt (Std./Jahr)

Training 4,19 (± 2,16) 3,73 (± 2,08) 3,80 (± 2,17) 3,91 (± 2,14) 203,65 (± 105,68)

Wettkampf 2,78 (± 2,02) 2,42 (± 1,98) 0,67 (± 0,57) 1,96 (± 1,90) 86,51 (± 58,45)

Legende: HS: Hauptsaison, AR: Ausscheidungsrunde; NS: Nebensaison, Std.: Stunde; W: Woche.

Originalarbeit

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innerhalb 1 Monats (3 Verletzungen) statt. 8 % der Verletzungen erhielt„keine Erstversorgung“(4 Verletzungen).

40 % der verletzten Spieler mussten eine medizinisch-thera- peutische Erstversorgung selbstständig organisieren. Den Zugang zur Versorgung empfanden 98 % der akutverletzten Eishockey- spieler als einfach und 96 % der Spieler waren mit der Behandlung zufrieden.

Diskussion

Das Ziel dieser Studie war es, die Verletzungshäufigkeit, Verlet- zungslokalisationen, Verletzungsart, Schweregrad, Verletzungsme- chanismen, Präventionsmaßnahmen sowie Zugang zu Erstversor- gung nach Verletzung bei Zweitliga-Amateur-Eishockeyspielern des Kantons Bern retrospektiv während der letzten 12 Monaten zu sammeln, zu analysieren und zu interpretieren.

In dieser Studie stimmten nur 43 % der angefragten Zweitliga- Amateur-Eishockeyvereine des Kantons Bern einer Befragung ih- rer Spieler zu. Möglicherweise könnte diese Zahl erhöht werden, wenn eine Rekrutierung in einer noch engeren Kooperation mit ei- nem offiziellen Organ wie dem Kantonalen oder dem Schweizer Eishockeyverband durchgeführt wird. Wir konnten mit unserer Vorgehensweise (Mitwirkung des kantonalen Verbands) 28 % der Zielpopulation erreichen. In der Studie von Engel et al. [11] wurde der Nationale Schweizer Unihockeyverband in die Rekrutierung einbezogen. Alle Nationalliga-A-Mannschaften des Kantons Bern gaben ihre Einwilligung und 100 % der möglichen Zielpopulation nahm freiwillig an der Befragung teil.

Im Vergleich zu Eishockeyspielern, die in der vorliegenden Studie untersucht wurden, waren die Unihockeyspieler der Studie von Engel et al. [11] im Durchschnitt gleich alt (25,1 ± 3,9 Jahre vs.

24,7 ± 7,3 Jahre), hatten ein etwas höheres Einstiegsalter (9,7 ± 3,2 Jahre vs. 7,3 ± 2,7 Jahre) und wiesen eine längere Wett- kampferfahrung im Durchschnitt von 1,1 Jahren auf. Die unter- suchten Spieler der beiden Sportarten zeigten im Durchschnitt eine gleiche Körpergröße (1,80 ± 0,06 m), jedoch gab es einen Unterschied im Mittelwert des Körpergewichts (77,6 ± 7,2 kg vs.

81,0 ± 11,3 kg).

Verletzungshäufigkeit

In dieser Studie verletzte sich ein Spieler im Durschnitt 0,6-mal in 290 Stunden eishockeyspezifischer Aktivität innerhalb 1 Kalender- jahres. Die Verletzungsraten der Mannschaften variierten zwischen 0,3- und 0,8-mal in 290 Stunden eishockeyspezifischer Aktivität. Die Verletzungshäufigkeit während des Trainings (0,7 Verletzungen pro 1000 Stunden) ist geringer im Vergleich zu Unihockeyspielern (1,6 pro 1000 Stunden) [11]. Jedoch ist die Ver- letzungshäufigkeit der untersuchten Eishockeyspieler im Wett- kampf (4,7 Verletzungen pro 1000 Stunden) höher im Vergleich zu Unihockeyspielern (3,2 Verletzungen pro 1000 Stunden) [11].

Eishockey ist im Vergleich zu Unihockey schneller und zählt als Kontaktsportart. Das Zweikampfverhalten von Eishockeyspielern während des Trainings unterscheidet sich von dem während des Wettkampfs, da ein Bodycheck im Training häufiger zurückgezo- gen wird. Dieses Vorgehen erklärt möglicherweise die observierte niedrigere Verletzungshäufigkeit während der Trainingseinheiten.

Die in dieser Studie observierte Verletzungshäufigkeit wäh- rend des Wettkampfs war niedriger als die von einer US-Studie mit College-Eishockeyspielern (16,3 Verletzungen pro 1000 Stun- den) [13], eine andere US-Studie mit Highschool-Teams (4,6–143 Verletzungen pro 1000 Stunden) [15], eine Studie mit Juniorenna- tionalmannschaften (14,2 Verletzungen pro 1000 Stunden) [16]

sowie die der prospektiven Studie der Deutschen Nationalmann- schaft (12,5 Verletzungen pro 1000 Stunden) [4].

Die observierte niedrigere Verletzungshäufigkeit in der aktuel- len Studie mit Zweitliga-Amateur-Eishockeyspielern im Vergleich zur Literatur kann teilweise durch Benutzung unterschiedlicher klinischer diagnostischer Definitionen der Verletzung erklärt werden.

Verletzung wurde in der vorliegenden Arbeit als eine Läsion de- finiert, die während der Ausübung im Trainings- oder Wettkampf- kontext aufgetreten ist und wodurch der Eishockeyspieler an einer folgenden Trainings- oder Wettkampfeinheit nicht teilnehmen konnte. Eine Studie [4] definierte Verletzung als Ausfall im laufen- den oder folgenden Wettkampf, eine weitere Studie berücksich- tigte zusätzlich Platzwunden, Zahnverletzungen, Gehirnerschüt- terungen und jegliche Frakturen in ihrer Definition [16]. Das Alter und Spielniveau der Eishockeyspieler könnten einen weiteren Einfluss auf die observierten unterschiedlichen Verletzungshäu- figkeitswerte haben.

Die erhobenen Daten der vorliegenden Arbeit stammten von Eishockey-Amateurmannschaften. Die Resultate zeigten, dass die Verletzungshäufigkeit im Eishockeyspitzensport höher ausfällt als im Amateursport. Unsere Studie bestätigt damit die observierten Resultate von Gassmann [17].

Das Quotienten-Verhältnis (Rate-Ratio) zeigte auf, dass Verlet- zungen im Wettkampf 6,4-mal häufiger als im Training vorkom- men. Im Unihockey war die Verletzungsrate im Wettkampf 2-mal höher als im Training [11]. Die Verletzungsrate bei Division-II-Col- lege-Eishockeyspielern in der US-Studie von Agel et al. [13] war im Wettkampf 8,6-mal höher als im Training. Dieser Unterschied zwi- schen den observierten Werten im Eishockey und Unihockey kann teilweise durch das Fehlen von Körperkontakt (z. B. Bodychecks) im Unihockey erklärt werden.

Verletzungslokalisation, Verletzungsart und Verletzungsschweregrad

Mit 17,9 % der Verletzungen war das Kniegelenk am häufigsten betroffen. Dieses Resultat deckt sich mit der in der Literatur beschriebenen Verletzungslokalisation bei Eishockeyspielern [13, 14, 16, 18, 19]. 2 Studien [14, 16] rapportierten Werte von Knieverletzungen zwischen 33 % und 47 %.

Die meist erwähnte Verletzungsart des Kniegelenks war die Distorsion (40 %). Die häufigste Verletzungsart am Kniegelenk war laut Oberthaler und Hiller [18] eine Bänderläsion, wobei das mediale Kollateralband am meisten betroffen war.

Wie am Kniegelenk findet sich am Fußgelenk am häufigsten die Distorsion (67 %) als Verletzungsart. Göger [20] postulierte das Auftreten von Sprunggelenkskontusionen als die häufigste Fußgelenksverletzung.

In der vorliegenden Studie stellten Kopfverletzungen die dritthäufigste Verletzungslokalisation dar (12,5 %). In 2 Studien

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waren Kopfverletzungen weniger prävalent [4, 13]. In den Studien von Tuominen et al. [14, 16] waren Kopfverletzungen jeweils prävalent für 40 %. Dieser Unterschied kann teilweise durch Nut- zung unterschiedlicher Verletzungsdefinitionen erklärt werden [4]. Z. B. erfassten Tuominen et al. [14] zusätzlich alle Platzwun- den, Zahnverletzungen, Commotio cerebri und Frakturen.

Obwohl in der jetzigen Studie als Kopfverletzung ausschließlich die Commotio cerebri (100 %) genannt wurde, werden auch ande- re Verletzungsarten wie Nasenbeinfrakturen in der klinischen Literatur von Sportverletzungen erwähnt.

Eine Studie zeigte, dass Spieler nach Nasenbeinfraktur gleich weiterspielen konnten oder nur eine kurze Ausfalldauer hatten.

Längerfristig führen unbehandelte Nasenbeinfrakturen zu Nasen- atmungsbehinderung oder chronischen Sinusitiden, welche eine ärztliche Behandlung nach sich ziehen [4]. Platzwunden, Zahnver- letzungen und Commotio cerebri sind vorwiegend Verletzungs- arten, die den Kopf und/oder das Gesicht betreffen, und die dadurch in den Ergebnissen zur Lokalisation bei Tuominen et al.

[14, 16] mehr Gewichtung erhielten. Platzwunden und Zahnver- letzungen wurden in der vorliegenden Studie nicht berücksich- tigt, Frakturen und Commotio cerebri nur, wenn sie zu einem Ausfall im nächsten Spiel oder Training führten.

Die wichtigsten Verletzungsarten an der Schulter waren Luxa- tionen (33 %), Kontusionen (33 %) und andere (33 %). Schulterver- letzungen waren im Amateur-Eishockey weniger prävalent. Diese Observation stimmt mit der Literatur überein. Eine Erklärung da- für könnte die gute Schutzausrüstung des Schulterbereichs sein [21]. Wenn Schulterverletzungen auftreten, dann ist meistens das Akromioklavikulargelenk betroffen [22].

Der Schweregrad einer Verletzung wurde in dieser Studie an- hand der Ausfalldauer des Spielers bestimmt. Eine Verletzungs- dauer von mehr als 4 Wochen wurde als„schwer“eingestuft.

Dies war bei 39 % der Verletzungen dieser Studie der Fall. Je 25 % der verletzten Spieler fielen für 1 Woche bzw. für 2 bis 3 Wochen aus. In der Literatur wird der Schweregrad ebenfalls bezüglich der Verletzungsdauer definiert. Agel et al. [13] bezeichneten Verlet- zungen als schwerwiegend bei einem Ausfall ab 10 Tagen. Bei ih- nen wurden 26 % der Verletzungen als schwerwiegend eingeord- net. In diesem Zusammenhang repräsentierten Knieverletzungen die häufigste schwerwiegende Verletzung. Dieses Ergebnis deckt sich mit der vorliegenden Arbeit. Tuominen et al. [16] legten die Schwelle für schwere Verletzungen bei einer Erholungszeit von 3 Wochen fest. In ihrer Studie erwiesen sich 15 % der Verletzun- gen als schwer. Bei Tuominen et al. [14] waren 59 % der verletzten Spieler innerhalb von 7 Tagen wieder einsatzbereit. Sie definierten eine Verletzung als schwerwiegend, wenn diese einen Ausfall von mehr als 3 Wochen zur Folge hatte (10 %).

Im Vergleich mit den in dieser Arbeit präsentierten Daten machten die als schwer eingestuften Verletzungen in der Literatur ausnahmslos einen kleineren Teil aus, obwohl dort die Schwellen sogar tiefer angesetzt wurden. Die Benutzung unterschiedlicher Verletzungsdefinitionen lässt eine Schlussfolgerung, dass im Ama- teur-Eishockey mehr schwerwiegende Verletzungen im Vergleich zu höheren Spielklassen auftreten, nicht zu.

In der vorliegenden Arbeit wurden Platzwunden und Zahnver- letzungen nicht mitberücksichtigt. Dieses Vorgehen könnte eine Überschätzung der Schweregrade der Verletzung zur Folge

gehabt haben. Dies bestätigt, dass eine allgemein gültige Verlet- zungsdefinition nötig ist, um genaue Aussagen und Vergleiche zum Schweregrad einer Verletzung geben zu können.

Verletzungsmechanismus

Hohe Skating-Geschwindigkeiten (bis zu 45 km/h), hoher Körper- impakt an der Bande oder auf offenem Eis, der Impakt eines Pucks (170 Gramm; mit Geschwindigkeiten bis zu 170 km/h), der Impakt eines Eishockeyschlägers oder der Impakt eines Schlitt- schuhs sind für 80 % der akuten Verletzungen im Eishockey verantwortlich [13, 23]. Solche externen Faktoren waren in der vorliegenden Studie verantwortlich für Verletzungen der oberen Extremität (100 %), Verletzungen des Rumpfes (70 %) und für Verletzungen der unteren Extremität (73 %). Interne Faktoren als Ursache für Verletzungen sind auch im Amateur-Eishockey eher selten. Dies wird durch die Studien von Agel et al. [13] (10 %) und Gröger et al. [4] (9 %) bestätigt.

Da externe Faktoren über 80 % der Verletzungen verursachen, ist das Fördern von Fairplay ein wichtiger Ansatz zur Prävention von Verletzungen im Eishockey. Das Anpassen von Spielregeln wäre eine weitere Ansatzmöglichkeit zur Prävention. Spieler, welche übertriebene Härte oder wiederholte Unsportlichkeiten zeigen, sollten strenger bestraft werden, indem der Spieler eine sofortige Matchstrafe erhält und für kommende Spiele gesperrt wird.

Eine andere Möglichkeit zur Prävention von Verletzungen ist das Tragen einer Schutzausrüstung. Diese Studie zeigte, dass gerade in diesem Bereich noch Verbesserungspotenzial vorliegt.

Ein Drittel der Spieler schützte sich ungenügend. Trainer und Betreuer, Physiotherapeuten und Mediziner sollen die Amateur- Eishockeyspieler über präventive Möglichkeiten von Schutzaus- rüstung besser aufklären. Fußverletzungen waren prävalent in den teilnehmenden Eishockeyspielern. Es gibt gute Evidenz, dass das Tragen von Tape-Verbänden oder Orthesen Bandverletzungen des Sprunggelenks reduzieren können [24, 25]. Im Gegensatz zum Profisport ist es im Amateursport nicht üblich, zusätzliche Trainingseinheiten im Kraftraum zu absolvieren. Tyler et al. [26]

konnten nachweisen, dass ein 6-wöchiges Kraft- und sensomoto- risches Training der Hüft- und Rumpfmuskulatur Verletzungen der Adduktoren und der Leiste reduziert.

Aber das Eishockeytraining kann ebenfalls einen Ansatz zur Prävention bieten. So können im Training Einheiten eingefügt werden, die die Spieler befähigen, das periphere Sehen zu verbes- sern. Übungen mit Doppelaufgaben sind dafür besonders geeig- net. Z. B. können sich die Spieler in einem Drittel des Eisfeldes frei bewegen und dabei mit mehreren Pucks spielen. Bei dieser Übung erhalten die Spieler im Vorfeld als Aufgabe, den erhaltenen Puck innerhalb von 5 bis 10 Sekunden einem freien Spieler durch Zurufen seines Namens weiterzupassen. Das Zuspielen erfolgt jedoch immer zu einem anderen Spieler. Diese Aufgabe fördert das periphere Sehen. Denn die Spieler müssen während dieser Übung den Kopf nach oben nehmen, um die Umgebung zu beob- achten, damit Kollisionen mit anderen Spielern vermieden werden oder um anspielbare Spieler zu suchen.

Originalarbeit

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Klinische Versorgung

Die Resultate dieser Studie zeigen eine mögliche Unterversor- gung der klinischen Erstbetreuung nach einer Sportverletzung im Amateur-Eishockey im Kanton Bern auf. 40 % der verletzten Eishockeyspieler mussten selbst etwas unternehmen, um sich un- tersuchen und behandeln zu lassen. Fast 60 % der Vereine stellen keine eigenen Mediziner oder Physiotherapeuten. Das kann ver- bessert werden, indem Amateurvereine eine Zusammenarbeit mit Medizinern oder Physiotherapeuten anstreben. Optimal wäre die Anwesenheit solcher Personen während Trainingseinheiten und während des Wettkampfs, damit akute Verletzungen sofort behandelt werden können. Eine gute Erstversorgung im Gesund- heitswesen des Kantons Bern scheint im Moment die oberservier- te mögliche Unterversorgung auf Amateur-Vereinsebene noch kompensieren zu können.

Limitationen der Studie

Von den anvisierten 308 Zweitliga-Amateur-Eishockeyspielern des Kantons Bern konnten von 86 Amateur-Eishockeyspielern die Fragebögen ausgewertet werden (28 %). Diese niedrige Teilneh- merzahl ist sicherlich eine Limitation dieser Studie. In zukünftigen Studien sollte eine Kooperation mit dem Schweizer Eishockeyver- band angestrebt werden, um die Stichprobengröße zu vergröß- ern.

Das retrospektive Studiendesign stellt eine weitere Limitation dar. Retrospektive Fragebogenerhebungen bringen die Gefahr mit sich, viele Ereignisse nicht mehr korrekt wiedergeben zu können (Recall-Bias).

Durch die anonymisierte Vorgehensweise war ein telefonisches Nachfragen im Fall von Unvollständigkeit nicht möglich. Um eine Anonymisierung aufrecht zu halten und trotzdem vollständig aus- gefüllte Fragebögen zu bekommen sollten unter Umständen die Vereine mehrmals aufgesucht werden. Diese Vorgehensweise war aus Ressourcengründen nicht möglich.

Schlussfolgerung

Die Verletzungshäufigkeit der Zweitliga-Amateur-Eishockeyspie- ler im Kanton Bern war während des Trainings (0,7 Verletzungen pro 1000 Stunden) niedriger als während des Wettkampfs (4,7 pro 1000 Stunden). Insbesondere traten Verletzungen am Knie (17,9 %), Fuß (14,3 %), Kopf (12,5 %) und Schulter (10,7 %) auf. Eine schwere Verletzung mit einer Verletzungsdauer von mehr als 4 Wochen wurde in 39 % der Fälle rapportiert. Verletzun- gen traten vorwiegend durch externe Faktoren auf. Impakte durch Bodychecks, Puck, Eishockeyschläger oder Schlittschuhe können als kausaler Faktor eines Verletzungshergangs beschrie- ben werden.

Als Präventionsmaßnahmen können Fördern von Fairplay, An- passungen der Spielregeln, das Tragen von Schutzausrüstung, das Üben des peripheren Sehens und gezieltes Krafttraining emp- fohlen werden.

40 % der verletzten Eishockeyspieler mussten sich selbst um eine Erstversorgung kümmern. Dies weist auf eine mögliche

Unterversorgung der klinischen Erstbetreuung nach einer Sport- verletzung im Amateur-Eishockey im Kanton Bern hin.

Um die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse untereinander zu erhöhen ist die Standardisierung der Definitionen von Verlet- zung und Verletzungsschweregrad notwendig.

Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Referenzen

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